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septem*B*er-Challenge: Boston

©STUDIOCANAL

Titel: Boston (engl. „Patriots Day“)
Genre: Thriller
Regie: Peter Berg
Musik: Trent Reznor / Atticus Ross
Produzenten: Dorothy Aufiero / Dylan Clark / Stephen Levinson / Hutch Parker / Michael Radutzky / Scott Stuber / Mark Wahlberg
Dauer: ca. 124 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„Boston, 15. April 2013 – Wie jedes Jahr zieht es tausende Läufer und Zuschauer aus aller Welt an die Strecke des beliebten Bostoner Marathons. Doch die Feierlichkeiten enden schlagartig, als zwei Sprengsätze an der Zielgerade detonieren. Noch ist unklar, ob den Explosionen weitere folgen werden. Für die Ermittler beginnt ein packender Wettlauf gegen die Zeit und eine der nervenaufreibendsten Großfahndungen in der Geschichte Amerikas nimmt ihren Lauf.“
(Rückentext der DVD)

Für das „B“ in meiner S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge habe ich mir dieses Mal einen Film ausgesucht, den ich als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe. Seit dem 07.09.2017 ist „Boston“ auf DVD und BluRay im Handel erhältlich. Aus unterschiedlichsten Gründen konnte ich den Film nicht vor der Veröffentlichung sehen, daher war es für mich glasklar, dass ich diesen Streifen in meiner Challenge unterbringe.

Wenn es etwas gibt, das niemals zur Normalität werden sollte, dann ist es Terror. Überall auf der Welt passieren täglich schlimme Dinge und eigentlich sollte man Notiz von jeder noch so kleinen Sache nehmen, aber irgendwie geht es nicht, weil die schlechten Nachrichten Tag für Tag zunehmen. Am 15. April 2013 kommt eine dieser schlechten Nachrichten aus der westlichen Welt, von einem Event, das Sportlichkeit, Zusammenhalt und Freude zelebrieren sollte. Der Boston-Marathon ist einer der ältesten der Welt. An ihm verübten zwei Brüder einen Anschlag mit selbstgebauten Bomben, bei dem drei Menschen gestorben sind und in Folge dessen ein weiterer sein Leben ließ. Jeder Tote ist einer zu viel.
Dieser Streifen wurde als Dank für alle Helfer, Ermittler, Sanitäter und Ärzte gedreht und rekonstruiert den schlimmen Tag und die Flucht beziehungsweise Fahndung detailreich. Der Zuschauer lernt nicht nur diensthabende Polizisten kennen, sondern auch Bewohner, die am Patriots Day den Marathon besuchen wollen und die beiden Attentäter, die sich auf ihren Anschlag vorbereiten.

Die Art der Erzählung ist zweigeteilt. In den ersten 45-60 Minuten springen wir zwischen den Protagonisten hin und her und erhalten dadurch Einblicke in die einzelnen Abläufe ihrer Leben. Bis zur Detonation haben wir also eine richtig gelungene Erzählweise, aber ab dann bleibt die Handlung statisch und wir bleiben fortan nur noch bei einem der diensthabenden Polizisten. In der zweiten Hälfte versucht der Streifen seine Stärken in der Erzählung beizubehalten, was ihm nur bedingt gelingt. Auf Dauer hat „Boston“ sichtlich seine Probleme damit.

Was mich verwundert hat, war, wie wenig ich eigentlich von den Umständen des Anschlages wusste und was mir alles nicht klar gewesen ist. Genau dadurch wurde es auch hin und wieder wirklich spannend, obwohl man das Ende schon absehen konnte, wenn man in den letzten Jahren die Nachrichten verfolgt hat. Aufgewertet wurde der Eindruck des Streifens immer wieder durch den Einsatz echter Bilder.

Ich war vom Film die meiste Zeit überrascht, weil er mir die Umstände näherbrachte. Er zeigt auf eine brutale Art und Weise, was die Bostoner Bevölkerung durchgestanden hat, wie schlimm die Verletzungen der Opfer gewesen sind und was die Reaktionen auf das Passierte gewesen ist.

Die Darsteller sind weitestgehend glaubwürdig, allerdings gibt es schon die eine oder andere Szene, in denen die Emotionen wahrscheinlich realitätsnah dargestellt waren, aber beim Zuschauer übertrieben ankommen. Die Macher haben hier nicht auf die Balance geachtet und so kommt auf eine starke Charakterszene meistens eine schwache. Die Actionsequenzen sehen meistens gut und sauber aus, allerdings merkt man dem Streifen insbesondere bei Bildern mit viel Rauch den Einsatz von Greenscreen an. Gerade am Bildrand wird es doch deutlich pixelig.

Meine Meinung:
„Boston“ macht vieles richtig, aber ebenso viel falsch. Stark finde ich, dass man sich hier klar an die Ereignisse gehalten hat und man auch die Schicksale Unbekannter vorgestellt hat.
Ich fand die Erzählweise in der ersten Hälfte wirklich gelungen, aber schade finde ich, dass man das nicht den ganzen Streifen durchgehalten hat.

Die Länge ist mit 124 Minuten erheblich zu doll geraten. Mit 10 bzw. 15 Minuten weniger wäre es nicht getan, um eine gute und annehmbare Länge zu erhalten. Der Streifen wurde jetzt ausgeschmückt und weitreichend erzählt, das kann man so machen, allerdings nagt das auch sehr stark am Zuschauer. Meiner Meinung nach wären 25, wenn nicht sogar 30 Minuten weniger Laufzeit angemessen gewesen.
Am Ende habe ich einen guten Film bekommen, den man mal gesehen haben muss. Terror ist und bleibt etwas Schreckliches und dieser Film zeigt die hässliche Fratze feiger und hinterhältiger Attentäter.

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 7,5 von 10
Länge: 5,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,5 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 6,0 von 10
GESAMT: 6,8

Hier geht es zu meinen anderen Beiträgen:
*S*eptember-Challenge: Source Code
s*E*ptember-Challenge: Eyes Wide Shut
se*P*tember-Challenge: Percy Jackson – Diebe im Olymp
sep*T*ember-Challenge: Toni Erdmann
sept*E*mber-Challenge: Edward mit den Scherenhänden
septe*M*ber-Challenge: Merida – Legende der Highlands
septem*B*er-Challenge: Boston
septemb*E*r-Challenge: Extrem laut & unglaublich nah
septembe*R*-Challenge: Regression

Beiträge anderer Teilnehmer:
Shalima – Breakfast Club
Hotaru – Blame!
Ma-Go – Blue Ruin
Stepnwolf – Before night falls

Whiplash

IMG_9093Whiplash
Titel: Whiplash
Genre: Musikfilm / Drama
Regie: Damien Chazelle
Musik: Justin Hurwitz
Produzenten: Jason Blum / Helen Estabrook / Michel Litvak / David Lancaster
Dauer: ca. 102 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 12

„Andrew Neiman (Miles Teller) ist ein ehrgeiziger junger Jazzschlagzeuger, der an einem Elite-Konservatorium nach Ruhm jagt. Terence Fletcher (J. K. Simmons), ein Musiklehrer, der für seine erschreckenden Lehrmethoden bekannt ist, entdeckt Andrew, lässt ihn der Jazzband beitreten und ändert das Leben des jungen Musikers für immer. Aber Andrews Streben nach Perfektion wird schnell zur Besessenheit, als ihn sein gnadenloser Lehrer an den Rand des Wahnsinns und seines Könnens treibt.“
(Rückentext der DVD)

Bis zu dem Zeitpunkt, wo J. K. Simmons für „Whiplash“ einen Oscar® gewonnen hat, habe ich rein gar nichts von diesem Film gehört. Ich habe ihn mir also gekauft, als ich ihn bei dem örtlichen DVD-Dealer meines Vertrauens entdeckte. Ich hatte schon immer ein Faible für Musikfilme bzw. Filme, die Musik zum Thema haben. Es gibt jede Menge Filme, die sich um Musiker, Musikstücke oder ganze Epochen mit herausragender Musik drehen, sodass ich sie gar nicht alle aufzählen oder gar sehen könnte. Aber ich arbeite dran und „Whiplash“ ist hoffentlich ein guter Anfang.

Am Anfang hört man dieses Trommeln, das sich durch Mark und Bein frisst, dieses rhythmische Pochen, das sich dann auch bald als Schlagzeug identifizieren lässt und den Zuschauer alsbald in die Story eintauchen lässt. Die Geschichte handelt von einem sehr jungen und ehrgeizigen Musiker, genauer Schlagzeuger, dessen Ziel nichts Geringeres ist, als einer der Größten seiner Zeit zu werden.
Die Handlung ist sehr linear erzählt. Trotz der vorhandenen Zeitsprünge, die alle nur in eine Richtung gehen, ist der Film nicht verwirrend. Erzähltechnisch ist „Whiplash“ auch kein großes Kino, aber das muss er auch nicht sein, denn der Inhalt ist ja meistens das, was zählt.
Darüber hinaus zeigt der Film auch Methoden von Lehrkräften auf, um Leistungsdruck zu schüren, seelische Strapazen auszuüben und so Unsicherheit und Angst aufzubauen.

Die Entwicklung und das über sich Hinauswachsen Andrews ist in dem Punkt der Spannung von entscheidender Bedeutung. Die Musik spielt insbesondere hier eine übergeordnete Rolle, denn ohne sie bekommt das Publikum keine Weiterentwicklung des Protagonisten zu sehen. Die Musik ist nur ein Punkt, der den Zuschauer animiert, am Ball zu bleiben, aber langweilig wird es trotzdem nie.

Die Authentizität ist ein weiterer Punkt, der maßgeblich zur Spannung beiträgt. J. K. Simmons spielt einen strengen und unbarmherzigen Lehrer, der seine Schüler nieder macht, um sie an ihre Grenzen zu bringen. Jeder einzelne soll über sich hinauswachsen und das weiß die Figur Terence Fletcher durchaus zu zeigen. Miles Teller als Andrew Neiman ist herausragend: gepackt von seinem Ehrgeiz, getrieben zur Besessenheit und sein Streben nach Perfektion. Diese beiden Schauspieler sind nur ein Grund, warum „Whiplash“ für den Oscar® als bester Film nominiert wurde.

Die Emotionen kommen mit der Authentizität einher, sie verstärken alles das, was Miles Teller und J. K. Simmons ihren Figuren verleihen und treiben es auf die Spitze. Aus einfachem Ehrgeiz wird Besessenheit und aus Können Perfektion. Außerdem zeigt „Whiplash“, was Musik einem Menschen bedeuten kann. Dem Musiker bedeutet es unter Umständen Leben, für den Zuhörer Liebe. Die Tragfähigkeit von Musik reicht von einem Extrem zum nächsten und kann unendlich viel aussagen.

Ich komme nun zu dem wichtigsten Punkt: die Musik.
Den ganzen Film über hat das Publikum dieses Trommeln vom Anfang nicht mehr aus dem Ohr bekommen. Eigentlich gibt es nur sehr wenige Momente, in denen keine Musik zu hören ist. Wie auch, wenn „Whiplash“ von der Musik beherrscht wird. Jazzmusik überall, egal wo man hinschaut oder -hört, es ist das Thema. Sie beschreibt auch am besten die Stimmung und das Feeling einer Großstadt, in der der Film spielt. Sie ist die einzige Musikrichtung, die flexibel, düster und weltoffen zugleich ist.

Meine Meinung:
Wie eingangs beschrieben, hatte ich bis zu dem Zeitpunkt der Oscar®-Verleihung nicht den Hauch einer Ahnung, dass es diesen Film gibt. Nachdem ich damals die ersten Trailer gesehen habe und ich mir dann nähere Informationen eingeholt habe, wusste ich, dass ich diesen Film haben muss.

Die Story von „Whiplash“ ist kompakt und toll erzählt. Auch vor dem Hintergrund eines Konservatoriums, des zunehmenden Leistungsdrucks und der damit verbundenen überzogenen Erwartungen, ist sie für mich verständlich und plausibel. Mir scheint es so, dass das gar nicht mal so ungewöhnlich an einer Musikschule ist.

Spannung war meiner Meinung nach auch mehr als genug vorhanden, schließlich will man ja wissen, was aus Andrew und seinem tyrannischem Lehrer wird. Durch die Musik wurde für mich alles bestärkt und ich wurde automatisch immer interessierter.

Besonders J. K. Simmons hat mir in der Rolle des Terence Fletcher sehr gut gefallen. Er hat seiner Figur unglaublich viel Tiefe und Charakter verliehen. Miles Teller als Andrew Neiman hat mir insofern auch sehr gut gefallen, dass er seiner Figur den nötigen und glaubhaften Ehrgeiz verliehen hat.

Die Musik war ein besonderer Leckerbissen für mich. Ich als Liebhaber fast aller Musikrichtungen habe mich schon bei dem ersten „Bum“ total wohl gefühlt. Ich wäre auch total gerne weiter bei den Figuren und der ganzen Musik gewesen, die mich die komplette Zeit über in ihren Bann gezogen hat. Musikalisch war es etwas ganz Besonderes, denn Jazz-Musik ist eine der anspruchsvollsten Richtungen, die es wohl gibt und umso erstaunter bin ich, dass sie nicht weiter im Fokus der Öffentlichkeit ist.

Punktabzüge gibt es sozusagen nur in der B-Note, alles in allem kann nur auf hohem Niveau kritisiert werden.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 8,0 von 10
GESAMT: 8,3