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Whiplash

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Titel: Whiplash
Genre: Musikfilm / Drama
Regie: Damien Chazelle
Musik: Justin Hurwitz
Produzenten: Jason Blum / Helen Estabrook / Michel Litvak / David Lancaster
Dauer: ca. 102 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 12

„Andrew Neiman (Miles Teller) ist ein ehrgeiziger junger Jazzschlagzeuger, der an einem Elite-Konservatorium nach Ruhm jagt. Terence Fletcher (J. K. Simmons), ein Musiklehrer, der für seine erschreckenden Lehrmethoden bekannt ist, entdeckt Andrew, lässt ihn der Jazzband beitreten und ändert das Leben des jungen Musikers für immer. Aber Andrews Streben nach Perfektion wird schnell zur Besessenheit, als ihn sein gnadenloser Lehrer an den Rand des Wahnsinns und seines Könnens treibt.“
(Rückentext der DVD)

Bis zu dem Zeitpunkt, wo J. K. Simmons für „Whiplash“ einen Oscar® gewonnen hat, habe ich rein gar nichts von diesem Film gehört. Ich habe ihn mir also gekauft, als ich ihn bei dem örtlichen DVD-Dealer meines Vertrauens entdeckte. Ich hatte schon immer ein Faible für Musikfilme bzw. Filme, die Musik zum Thema haben. Es gibt jede Menge Filme, die sich um Musiker, Musikstücke oder ganze Epochen mit herausragender Musik drehen, sodass ich sie gar nicht alle aufzählen oder gar sehen könnte. Aber ich arbeite dran und „Whiplash“ ist hoffentlich ein guter Anfang.

Am Anfang hört man dieses Trommeln, das sich durch Mark und Bein frisst, dieses rhythmische Pochen, das sich dann auch bald als Schlagzeug identifizieren lässt und den Zuschauer alsbald in die Story eintauchen lässt. Die Geschichte handelt von einem sehr jungen und ehrgeizigen Musiker, genauer Schlagzeuger, dessen Ziel nichts Geringeres ist, als einer der Größten seiner Zeit zu werden.
Die Handlung ist sehr linear erzählt. Trotz der vorhandenen Zeitsprünge, die alle nur in eine Richtung gehen, ist der Film nicht verwirrend. Erzähltechnisch ist „Whiplash“ auch kein großes Kino, aber das muss er auch nicht sein, denn der Inhalt ist ja meistens das, was zählt.
Darüber hinaus zeigt der Film auch Methoden von Lehrkräften auf, um Leistungsdruck zu schüren, seelische Strapazen auszuüben und so Unsicherheit und Angst aufzubauen.

Die Entwicklung und das über sich Hinauswachsen Andrews ist in dem Punkt der Spannung von entscheidender Bedeutung. Die Musik spielt insbesondere hier eine übergeordnete Rolle, denn ohne sie bekommt das Publikum keine Weiterentwicklung des Protagonisten zu sehen. Die Musik ist nur ein Punkt, der den Zuschauer animiert, am Ball zu bleiben, aber langweilig wird es trotzdem nie.

Die Authentizität ist ein weiterer Punkt, der maßgeblich zur Spannung beiträgt. J. K. Simmons spielt einen strengen und unbarmherzigen Lehrer, der seine Schüler nieder macht, um sie an ihre Grenzen zu bringen. Jeder einzelne soll über sich hinauswachsen und das weiß die Figur Terence Fletcher durchaus zu zeigen. Miles Teller als Andrew Neiman ist herausragend: gepackt von seinem Ehrgeiz, getrieben zur Besessenheit und sein Streben nach Perfektion. Diese beiden Schauspieler sind nur ein Grund, warum „Whiplash“ für den Oscar® als bester Film nominiert wurde.

Die Emotionen kommen mit der Authentizität einher, sie verstärken alles das, was Miles Teller und J. K. Simmons ihren Figuren verleihen und treiben es auf die Spitze. Aus einfachem Ehrgeiz wird Besessenheit und aus Können Perfektion. Außerdem zeigt „Whiplash“, was Musik einem Menschen bedeuten kann. Dem Musiker bedeutet es unter Umständen Leben, für den Zuhörer Liebe. Die Tragfähigkeit von Musik reicht von einem Extrem zum nächsten und kann unendlich viel aussagen.

Ich komme nun zu dem wichtigsten Punkt: die Musik.
Den ganzen Film über hat das Publikum dieses Trommeln vom Anfang nicht mehr aus dem Ohr bekommen. Eigentlich gibt es nur sehr wenige Momente, in denen keine Musik zu hören ist. Wie auch, wenn „Whiplash“ von der Musik beherrscht wird. Jazzmusik überall, egal wo man hinschaut oder -hört, es ist das Thema. Sie beschreibt auch am besten die Stimmung und das Feeling einer Großstadt, in der der Film spielt. Sie ist die einzige Musikrichtung, die flexibel, düster und weltoffen zugleich ist.

Meine Meinung:
Wie eingangs beschrieben, hatte ich bis zu dem Zeitpunkt der Oscar®-Verleihung nicht den Hauch einer Ahnung, dass es diesen Film gibt. Nachdem ich damals die ersten Trailer gesehen habe und ich mir dann nähere Informationen eingeholt habe, wusste ich, dass ich diesen Film haben muss.

Die Story von „Whiplash“ ist kompakt und toll erzählt. Auch vor dem Hintergrund eines Konservatoriums, des zunehmenden Leistungsdrucks und der damit verbundenen überzogenen Erwartungen, ist sie für mich verständlich und plausibel. Mir scheint es so, dass das gar nicht mal so ungewöhnlich an einer Musikschule ist.

Spannung war meiner Meinung nach auch mehr als genug vorhanden, schließlich will man ja wissen, was aus Andrew und seinem tyrannischem Lehrer wird. Durch die Musik wurde für mich alles bestärkt und ich wurde automatisch immer interessierter.

Besonders J. K. Simmons hat mir in der Rolle des Terence Fletcher sehr gut gefallen. Er hat seiner Figur unglaublich viel Tiefe und Charakter verliehen. Miles Teller als Andrew Neiman hat mir insofern auch sehr gut gefallen, dass er seiner Figur den nötigen und glaubhaften Ehrgeiz verliehen hat.

Die Musik war ein besonderer Leckerbissen für mich. Ich als Liebhaber fast aller Musikrichtungen habe mich schon bei dem ersten „Bum“ total wohl gefühlt. Ich wäre auch total gerne weiter bei den Figuren und der ganzen Musik gewesen, die mich die komplette Zeit über in ihren Bann gezogen hat. Musikalisch war es etwas ganz Besonderes, denn Jazz-Musik ist eine der anspruchsvollsten Richtungen, die es wohl gibt und umso erstaunter bin ich, dass sie nicht weiter im Fokus der Öffentlichkeit ist.

Punktabzüge gibt es sozusagen nur in der B-Note, alles in allem kann nur auf hohem Niveau kritisiert werden.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 8,0 von 10
GESAMT: 8,3