Schlagwort-Archive: J. K. Simmons

Justice League

Titel: Justice League
Genre: Comicverfilmung
Regie: Zack Snyder / Joss Whedon
Musik: Danny Elfman
Produzenten: Charles Roven / Deborah Snyder / Jon Berg / Geoff Johns
Dauer: ca. 120 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 12

„Bruce Wayne hat seinen Glauben an die Menschheit wiedergefunden – Supermans selbstlose Aktion hat ihn inspiriert. Jetzt bittet er seine neue Mitstreiterin Diana Prince um Hilfe, denn es gilt, einem noch gewaltigeren Feind entgegenzutreten: Gemeinsam stellen Batman und Wonder Woman umgehend ein Team von Metamenschen zusammen, um sich gegen die neue Bedrohung zu verteidigen. Doch obwohl auf diese Weise eine beispiellose Heldenliga zusammenkommt – Batman, Wonder Woman, Aquaman, Cyborg und The Flash –, könnte es möglicherweise bereits zu spät sein, unsere Erde vor diesem katastrophalen Angriff zu retten.“
(Rückentext der BluRay)

Gleichwohl ich ein großer Fan von Comicverfilmungen – insbesondere Batman – bin, war ich schon ein wenig ernüchtert von dem, was mir „Justice League“ geboten hat.

Doch was war ausschlaggebend? Zunächst einmal kommt der Spruch „Viele Köche verderben den Brei“ nicht von ungefähr. Auch wenn es gute Beispiele dafür gibt, dass zwei Regisseure einen Film wunderbar inszenieren können, hat es hier nicht funktioniert.
Zack Snyder und Joss Whedon sind zwei Meister ihrer Zunft, die beide sehr oft bewiesen haben, dass sie etwas auf dem Kasten haben. „Justice League“ ist kein Film, der als Aushängeschild beider Regisseure dienen kann. Ich sehe ein großes Problem darin, dass kein „originaler“ Directors Cut ins Kino gekommen ist. Wir als Zuschauer wissen nicht, ob Joss Whedon den Film im Sinne von Zack Snyder weitergeführt und inszeniert hat, die Vermutung liegt aber nahe, dass das nicht der Fall gewesen ist. Anders als zum Beispiel „Batman v Super“ oder „Man of Steel“, hat „Justice League“ eine Laufzeit von knapp zwei Stunden. Die anderen beiden Filme liegen mit zweieinhalb und drei Stunden deutlich drüber. Auch sonst wirkt „Justice League“ nicht zu Ende gedacht. Das größte Manko liegt allerdings nicht zwingend im Film selbst, sondern im Aufbau.

Das DCEU hat sich das MCU als strukturelles Vorbild genommen. Als man merkte, dass der stringente Aufbau – der im MCU immerhin viele Jahre und mindestens genauso viele Filme gedauert hat – nicht in der Form zu realisieren ist, drückten die Macher auf die Tube. Alles nur, weil die Hälse im Hause Warner nicht schnell genug gefüllt werden können.

Das Endprodukt, was der Zuschauer im Kino, auf DVD und auf BluRay erhalten hat, ist, gelinde gesagt, sehr, sehr dünn. Der Streifen ist ein CGI-Feuerwerk, das an vielen Stellen sehr schlecht und unecht aussieht. Angefangen bei der Retusche von Henry Cavills Bart (sein Schnauzbart musste in einigen Szenen retuschiert werden, weil er ihn sich aufgrund eines anderen Filmprojektes nicht abrasieren durfte), über die unbefriedigenden Effekte in den Unterwasserszenen bis hin zu den teils am Rand stark verpixelten Aufnahmen im Showdown.
Die Postproduktion, unter Leitung von Joss Whedon, dauerte knapp zwei Monate und verschlang obendrein 25 Mio. USD. Beides ist außergewöhnlich. Im Vergleich dazu gibt es Oscar®-Gewinner, die mit einem Gesamtbudget von etwas mehr als 1,5 Mio. USD ausgekommen sind (z. B. „Moonlight“).

Aber auch sonst bekommt der Zuschauer eine kleine Mogelpackung geboten. Stereotype Figuren, vorhersehbare Story und ein Soundtrack, der nicht im Ansatz so gut ist, wie in den Trailern. Um mal beim Thema zu bleiben: Die Trailer sind das Beste am ganzen Film. Ein deutlich düsteres Ergebnis mit einer höheren FSK-Stufe, tiefere Einblicke in die Figuren anstelle eines Filmes aus dem alles Gute herausgeschnitten wurde, hätte mir deutlich besser gefallen. „Justice League“ ist ein Film, in dem eine Gruppe zusammengeführt wird, aber eine echte Gruppendynamik kommt nicht auf. Ich habe es den Schauspielern nicht abgenommen, was sie da gesagt oder getan haben. An dieser Stelle muss ich auch in Bezug auf die Dialoge und den Schnitt eine klare Unzufriedenheit äußern. Die Dialoge wirken teilweise sehr gestelzt. Hin und wieder wird ein One-Liner ausgepackt, der dann das Ziel verfehlt und die Situation nicht deutlich auflockert, sondern eher zum Kopfschütteln animiert. Der Schnitt hat gezeigt, dass er schneiden kann. Sequenzen wirken dadurch zusammenhangslos und verwirren, statt aufzuklären.

Ich würde nicht sagen, dass ich enttäuscht gewesen bin, denn um enttäuscht zu sein, muss man etwas erwartet haben. Habe ich aber nicht.

Meine Meinung:
Danke, aber nein danke. „Justice League“ ist auf einer Skala aller überschätzten Filme der neue Tiefpunkt. Viele Köche verderben eben doch den Brei. Ein Gutes hat es aber, der Streifen dauert nur zwei Stunden und die sind in der Regel nach 120 Minuten vorbei. Schlimmer wäre es, wenn dieser Film länger gedauert hätte.

Ja, Batman ist nach dem Film weiterhin mein liebster Superheld, umso mehr hoffe ich darauf, dass es bald mal wieder ein Abenteuer mit ihm gibt, das mich zufriedenstellen kann.

Meine Wertung:
Spannung: 4,0 von 10
Action: 6,0 von 10
Story: 3,0 von 10
Länge: 3,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 4,0 von 10
Authentizität: 5,0 von 10
Musik: 5,0 von 10
GESAMT: 4,3

„Justice League“-Reihe:
1. Man of Steel
2. Batman v Superman – Dawn of Justice
3. Suicide Squad
4. Wonder Woman
5. Justice League
6. Aquaman

septem*B*er-Challenge: Boston

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Titel: Boston (engl. „Patriots Day“)
Genre: Thriller
Regie: Peter Berg
Musik: Trent Reznor / Atticus Ross
Produzenten: Dorothy Aufiero / Dylan Clark / Stephen Levinson / Hutch Parker / Michael Radutzky / Scott Stuber / Mark Wahlberg
Dauer: ca. 124 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„Boston, 15. April 2013 – Wie jedes Jahr zieht es tausende Läufer und Zuschauer aus aller Welt an die Strecke des beliebten Bostoner Marathons. Doch die Feierlichkeiten enden schlagartig, als zwei Sprengsätze an der Zielgerade detonieren. Noch ist unklar, ob den Explosionen weitere folgen werden. Für die Ermittler beginnt ein packender Wettlauf gegen die Zeit und eine der nervenaufreibendsten Großfahndungen in der Geschichte Amerikas nimmt ihren Lauf.“
(Rückentext der DVD)

Für das „B“ in meiner S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge habe ich mir dieses Mal einen Film ausgesucht, den ich als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe. Seit dem 07.09.2017 ist „Boston“ auf DVD und BluRay im Handel erhältlich. Aus unterschiedlichsten Gründen konnte ich den Film nicht vor der Veröffentlichung sehen, daher war es für mich glasklar, dass ich diesen Streifen in meiner Challenge unterbringe.

Wenn es etwas gibt, das niemals zur Normalität werden sollte, dann ist es Terror. Überall auf der Welt passieren täglich schlimme Dinge und eigentlich sollte man Notiz von jeder noch so kleinen Sache nehmen, aber irgendwie geht es nicht, weil die schlechten Nachrichten Tag für Tag zunehmen. Am 15. April 2013 kommt eine dieser schlechten Nachrichten aus der westlichen Welt, von einem Event, das Sportlichkeit, Zusammenhalt und Freude zelebrieren sollte. Der Boston-Marathon ist einer der ältesten der Welt. An ihm verübten zwei Brüder einen Anschlag mit selbstgebauten Bomben, bei dem drei Menschen gestorben sind und in Folge dessen ein weiterer sein Leben ließ. Jeder Tote ist einer zu viel.
Dieser Streifen wurde als Dank für alle Helfer, Ermittler, Sanitäter und Ärzte gedreht und rekonstruiert den schlimmen Tag und die Flucht beziehungsweise Fahndung detailreich. Der Zuschauer lernt nicht nur diensthabende Polizisten kennen, sondern auch Bewohner, die am Patriots Day den Marathon besuchen wollen und die beiden Attentäter, die sich auf ihren Anschlag vorbereiten.

Die Art der Erzählung ist zweigeteilt. In den ersten 45-60 Minuten springen wir zwischen den Protagonisten hin und her und erhalten dadurch Einblicke in die einzelnen Abläufe ihrer Leben. Bis zur Detonation haben wir also eine richtig gelungene Erzählweise, aber ab dann bleibt die Handlung statisch und wir bleiben fortan nur noch bei einem der diensthabenden Polizisten. In der zweiten Hälfte versucht der Streifen seine Stärken in der Erzählung beizubehalten, was ihm nur bedingt gelingt. Auf Dauer hat „Boston“ sichtlich seine Probleme damit.

Was mich verwundert hat, war, wie wenig ich eigentlich von den Umständen des Anschlages wusste und was mir alles nicht klar gewesen ist. Genau dadurch wurde es auch hin und wieder wirklich spannend, obwohl man das Ende schon absehen konnte, wenn man in den letzten Jahren die Nachrichten verfolgt hat. Aufgewertet wurde der Eindruck des Streifens immer wieder durch den Einsatz echter Bilder.

Ich war vom Film die meiste Zeit überrascht, weil er mir die Umstände näherbrachte. Er zeigt auf eine brutale Art und Weise, was die Bostoner Bevölkerung durchgestanden hat, wie schlimm die Verletzungen der Opfer gewesen sind und was die Reaktionen auf das Passierte gewesen ist.

Die Darsteller sind weitestgehend glaubwürdig, allerdings gibt es schon die eine oder andere Szene, in denen die Emotionen wahrscheinlich realitätsnah dargestellt waren, aber beim Zuschauer übertrieben ankommen. Die Macher haben hier nicht auf die Balance geachtet und so kommt auf eine starke Charakterszene meistens eine schwache. Die Actionsequenzen sehen meistens gut und sauber aus, allerdings merkt man dem Streifen insbesondere bei Bildern mit viel Rauch den Einsatz von Greenscreen an. Gerade am Bildrand wird es doch deutlich pixelig.

Meine Meinung:
„Boston“ macht vieles richtig, aber ebenso viel falsch. Stark finde ich, dass man sich hier klar an die Ereignisse gehalten hat und man auch die Schicksale Unbekannter vorgestellt hat.
Ich fand die Erzählweise in der ersten Hälfte wirklich gelungen, aber schade finde ich, dass man das nicht den ganzen Streifen durchgehalten hat.

Die Länge ist mit 124 Minuten erheblich zu doll geraten. Mit 10 bzw. 15 Minuten weniger wäre es nicht getan, um eine gute und annehmbare Länge zu erhalten. Der Streifen wurde jetzt ausgeschmückt und weitreichend erzählt, das kann man so machen, allerdings nagt das auch sehr stark am Zuschauer. Meiner Meinung nach wären 25, wenn nicht sogar 30 Minuten weniger Laufzeit angemessen gewesen.
Am Ende habe ich einen guten Film bekommen, den man mal gesehen haben muss. Terror ist und bleibt etwas Schreckliches und dieser Film zeigt die hässliche Fratze feiger und hinterhältiger Attentäter.

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 7,5 von 10
Länge: 5,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,5 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 6,0 von 10
GESAMT: 6,8

Hier geht es zu meinen anderen Beiträgen:
*S*eptember-Challenge: Source Code
s*E*ptember-Challenge: Eyes Wide Shut
se*P*tember-Challenge: Percy Jackson – Diebe im Olymp
sep*T*ember-Challenge: Toni Erdmann
sept*E*mber-Challenge: Edward mit den Scherenhänden
septe*M*ber-Challenge: Merida – Legende der Highlands
septem*B*er-Challenge: Boston
septemb*E*r-Challenge: Extrem laut & unglaublich nah
septembe*R*-Challenge: Regression

Beiträge anderer Teilnehmer:
Shalima – Breakfast Club
Hotaru – Blame!
Ma-Go – Blue Ruin
Stepnwolf – Before night falls

La La Land

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Titel: La La Land
Genre: Musikfilm / Drama
Regie: Damien Chazelle
Musik: Justin Hurwitz
Produzenten: Fred Berger / Gary Gilbert / Jordan Horowitz / Marc Platt
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 0

„Die leidenschaftliche Schauspielerin Mia (Emma Stone) und der charismatische Jazzmusiker Sebastian (Ryan Gosling) suchen das große Glück in Los Angeles. Sie halten sich mit Nebenjobs über Wasser und nachdem sich ihre Wege zufällig kreuzen, verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander. Gemeinsam schmieden sie Pläne für ihre Zukunft auf der Bühne und genießen den Zauber der jungen Liebe in LA LA LAND – der Stadt der Träume. Doch schon bald müssen Mia und Sebastian einsehen, dass sie Opfer bringen müssen, um ihren Träumen näher zu kommen. Kann ihre Beziehung diesem Druck standhalten?“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Letztes Wochenende habe ich ganz spontan meine Herzdame gefragt, ob wir ins Kino gehen wollen. Ganz spontan habe ich Karten für mein liebstes Programmkino reserviert und genau so spontan ging es dann Samstagnachmittag ins Kino.
Ich wollte „La La Land“ sehen, aus vielen Gründen: Zum einen ist der Regisseur Damien Chazelle. Er hatte ja auch schon „Whiplash“ gedreht und nachdem ich davon bis zu den Oscars® 2015 rein gar nichts gewusst habe, wollte ich mich dieses Mal nicht lumpen lassen und war stets aufmerksam.
Zum anderen sind ja inzwischen die Golden Globes 2017 vergeben und „La La Land“ ging als der große Gewinner hervor.
Da ich insgesamt ein großer Freund von Musikfilmen bin, wollte ich wissen, ob dieser Streifen mich genauso faszinieren kann wie „Whiplash“.

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Die Handlung ist musicalhaft in fünf Kapiteln erzählt und dreht sich um Mia und Sebastian. Er Jazzpianist, sie Schauspielerin. Beide aufstrebend und idealistisch. Während sie das Glück ihrer Liebe genießen, unterstützen sich beide bei der Erfüllung ihrer Träume. Und wo lässt es sich besser und leichter Träume verwirklichen, als in der Traumfabrik schlechthin? In Los Angeles.
Die Handlung an sich ist nicht innovativ, aber so echt wie selten. Sie ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern realitätsnah. Am Ende muss man auch sagen, dass es fast keinen Stoff gibt, der noch nicht verfilmt ist, deswegen muss man sich nicht mehr die Frage stellen ob, sondern wie eine Geschichte oder Handlung erzählt wird.

Die Erzählweise ist, wie bereits erwähnt, musicalhaft. Und das ist es auch schon. Sie ist das wichtigste und entscheidendste Merkmal an diesem Film. Die Geschichte wird vorangetrieben, ganze Passagen werden mit der Musik gefüllt und sie ist eine schöne, atmosphärische und perfekte Untermalung. Darüber hinaus ist dieser Film nicht einfach nur ein Streifen über Mia und Sebastian, er ist auch eine Hommage an die guten alten Zeiten. An das goldene Hollywood von früher. Überall gibt es diese Anspielungen. Sei es ein besonders stilvolles und altes Auto oder die Requisiten, die Bühnenbilder, die Ausstattung am Set. Es gibt sie wirklich überall. Um noch einmal auf den Punkt zu kommen, wie diese Geschichte erzählt ist, könnte ich viele Adjektive verwenden. Detailverliebt, rührselig, mitreißend und nicht zuletzt spannend. Und wie spannend der Film war. In jeder Szene, vom Anfang bis zum Ende, wurde ich abgeholt, mitgenommen und nie wieder rausgelassen. Erst als der Film vorbei war, ich meine Jacke anzog, das Kino in der Innenstadt verließ und urplötzlich im Regen stand, merkte ich, wie sehr ich diesen Film mag und bereits wenige Zeit nach dem Schauen vermisse. Klarer Fall: Volle Punktzahl.

Was die Emotionen betrifft, wird hier einmal die komplette Palette rauf und wieder runter gespielt. Emma Stone und Ryan Gosling sind hier mit vollem Herzblut dabei. Ihm nehme ich jede Sekunde seines leicht introvertierten, jazzliebenden Charakters ab. Sie verblüfft mich mit einer besonderen Art Engagement. Sie ist bodenständig, verträumt und kreativ zugleich. Die Geschichten beider Figuren sind in diesem Kontext in ihrer Einfachheit absolut stimmig und überzeugend.

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Beide schaffen es, Emotionen und den Film selbst auf ihren Schultern mühelos zu transportieren. Nebencharaktere hat der Streifen gar nicht nötig, aber dennoch spielt hier ein sehr guter John Legend in seiner ersten richtigen Rolle in einem Film mit und auch J. K. Simmons ist wieder in einem Chazelle-Film dabei. Ich hätte den beiden stundenlang zuschauen können, weit über die 128 Minuten hinaus.

Die Musik ist grandios in jeder Hinsicht. Ich verliere mich in Superlativen.
Aber was will man sagen, wenn die Schauspieler jeden Ton selbst eingesungen haben, wenn Ryan Gosling jedes Stück am Klavier selbst spielt und wenn einfach alles so gut passt? Der Soundtrack begeistert nicht nur mich, meine Herzdame hat kaum zwei Tage später im Plattenladen den offiziellen Soundtrack auf CD erstanden und somit läuft er bei mir eigentlich nur noch rauf und runter.

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Das Setting ist L.A., Hollywood, Clubs, Häuser, kleine Zimmer und die große Bühne. Wir, also der Zuschauer, sind immer dabei. Verfolgen Mia und Sebastian überall hin, bekommen jede Regung in ihren Gesichtern mit. Die Kostüme erinnern an eine unbeschwerte Zeit, an eine Zeit, wo einfach alles sonnig war. Besonders bei den Darstellerinnen wird auf kräftige Farben gesetzt. Knallgelb, sattgrün, dunkelblau oder tiefrot, es wirkt alles sehr elegant, leicht und feminin. Die Männer tragen eher Anzüge, stilvoll mit Weste unterschiedlichster Farben, aber man weiß immer: „Hier ist ein Gentleman.“.
Die Traumfabrik ist direkt vor der Tür, also was gibt es Passenderes als zwei Figuren, die nach ihren Sternen greifen wollen, um beruflichen Erfolg zu haben?

Meine Meinung:
Ich habe keine Lust, das Haar in der Suppe zu suchen. Ich bin ins Kino gegangen und wurde endlich mal wieder aus meinem Alltag gerissen. Zum zweiten Mal in der nahen Vergangenheit. Beim ersten Mal war es „Upside Down“, der mich in eine andere und spannende Welt hat abtauchen lassen und dieses Mal ist es „La La Land“.

Das Kinogeld war nicht herausgeschmissen, sondern wohl investiert. Mir hat der Film von vorne bis hinten gefallen, mit seinen Musikelementen, mit seinen Dialogen, mit den kleinen Macken, die die Figuren mit sich bringen. Mir hat es gefallen, dass beide so hoffnungsvoll waren, dass sie keine Angst vor dem haben, was morgen sein kann, wenn sie doch im Hier und Jetzt sind.
Sie haben angefangen zu begreifen, dass sie etwas tun müssen, um ihr Ziel zu erreichen und manchmal müssen sie auch einen Umweg gehen. Alles das findet man hier vor, alles das hat mich überzeugt.
Dieser Film ist nicht nur das Beste, was ich vermutlich in diesem Jahr sehen werde, er ist sogar einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.

Ein Highlight ohne Zweifel und absolut empfehlenswert, trotz oder gerade wegen seiner einfachen Geschichte.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 9,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 10 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 9,7

Whiplash

IMG_9093Whiplash
Titel: Whiplash
Genre: Musikfilm / Drama
Regie: Damien Chazelle
Musik: Justin Hurwitz
Produzenten: Jason Blum / Helen Estabrook / Michel Litvak / David Lancaster
Dauer: ca. 102 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 12

„Andrew Neiman (Miles Teller) ist ein ehrgeiziger junger Jazzschlagzeuger, der an einem Elite-Konservatorium nach Ruhm jagt. Terence Fletcher (J. K. Simmons), ein Musiklehrer, der für seine erschreckenden Lehrmethoden bekannt ist, entdeckt Andrew, lässt ihn der Jazzband beitreten und ändert das Leben des jungen Musikers für immer. Aber Andrews Streben nach Perfektion wird schnell zur Besessenheit, als ihn sein gnadenloser Lehrer an den Rand des Wahnsinns und seines Könnens treibt.“
(Rückentext der DVD)

Bis zu dem Zeitpunkt, wo J. K. Simmons für „Whiplash“ einen Oscar® gewonnen hat, habe ich rein gar nichts von diesem Film gehört. Ich habe ihn mir also gekauft, als ich ihn bei dem örtlichen DVD-Dealer meines Vertrauens entdeckte. Ich hatte schon immer ein Faible für Musikfilme bzw. Filme, die Musik zum Thema haben. Es gibt jede Menge Filme, die sich um Musiker, Musikstücke oder ganze Epochen mit herausragender Musik drehen, sodass ich sie gar nicht alle aufzählen oder gar sehen könnte. Aber ich arbeite dran und „Whiplash“ ist hoffentlich ein guter Anfang.

Am Anfang hört man dieses Trommeln, das sich durch Mark und Bein frisst, dieses rhythmische Pochen, das sich dann auch bald als Schlagzeug identifizieren lässt und den Zuschauer alsbald in die Story eintauchen lässt. Die Geschichte handelt von einem sehr jungen und ehrgeizigen Musiker, genauer Schlagzeuger, dessen Ziel nichts Geringeres ist, als einer der Größten seiner Zeit zu werden.
Die Handlung ist sehr linear erzählt. Trotz der vorhandenen Zeitsprünge, die alle nur in eine Richtung gehen, ist der Film nicht verwirrend. Erzähltechnisch ist „Whiplash“ auch kein großes Kino, aber das muss er auch nicht sein, denn der Inhalt ist ja meistens das, was zählt.
Darüber hinaus zeigt der Film auch Methoden von Lehrkräften auf, um Leistungsdruck zu schüren, seelische Strapazen auszuüben und so Unsicherheit und Angst aufzubauen.

Die Entwicklung und das über sich Hinauswachsen Andrews ist in dem Punkt der Spannung von entscheidender Bedeutung. Die Musik spielt insbesondere hier eine übergeordnete Rolle, denn ohne sie bekommt das Publikum keine Weiterentwicklung des Protagonisten zu sehen. Die Musik ist nur ein Punkt, der den Zuschauer animiert, am Ball zu bleiben, aber langweilig wird es trotzdem nie.

Die Authentizität ist ein weiterer Punkt, der maßgeblich zur Spannung beiträgt. J. K. Simmons spielt einen strengen und unbarmherzigen Lehrer, der seine Schüler nieder macht, um sie an ihre Grenzen zu bringen. Jeder einzelne soll über sich hinauswachsen und das weiß die Figur Terence Fletcher durchaus zu zeigen. Miles Teller als Andrew Neiman ist herausragend: gepackt von seinem Ehrgeiz, getrieben zur Besessenheit und sein Streben nach Perfektion. Diese beiden Schauspieler sind nur ein Grund, warum „Whiplash“ für den Oscar® als bester Film nominiert wurde.

Die Emotionen kommen mit der Authentizität einher, sie verstärken alles das, was Miles Teller und J. K. Simmons ihren Figuren verleihen und treiben es auf die Spitze. Aus einfachem Ehrgeiz wird Besessenheit und aus Können Perfektion. Außerdem zeigt „Whiplash“, was Musik einem Menschen bedeuten kann. Dem Musiker bedeutet es unter Umständen Leben, für den Zuhörer Liebe. Die Tragfähigkeit von Musik reicht von einem Extrem zum nächsten und kann unendlich viel aussagen.

Ich komme nun zu dem wichtigsten Punkt: die Musik.
Den ganzen Film über hat das Publikum dieses Trommeln vom Anfang nicht mehr aus dem Ohr bekommen. Eigentlich gibt es nur sehr wenige Momente, in denen keine Musik zu hören ist. Wie auch, wenn „Whiplash“ von der Musik beherrscht wird. Jazzmusik überall, egal wo man hinschaut oder -hört, es ist das Thema. Sie beschreibt auch am besten die Stimmung und das Feeling einer Großstadt, in der der Film spielt. Sie ist die einzige Musikrichtung, die flexibel, düster und weltoffen zugleich ist.

Meine Meinung:
Wie eingangs beschrieben, hatte ich bis zu dem Zeitpunkt der Oscar®-Verleihung nicht den Hauch einer Ahnung, dass es diesen Film gibt. Nachdem ich damals die ersten Trailer gesehen habe und ich mir dann nähere Informationen eingeholt habe, wusste ich, dass ich diesen Film haben muss.

Die Story von „Whiplash“ ist kompakt und toll erzählt. Auch vor dem Hintergrund eines Konservatoriums, des zunehmenden Leistungsdrucks und der damit verbundenen überzogenen Erwartungen, ist sie für mich verständlich und plausibel. Mir scheint es so, dass das gar nicht mal so ungewöhnlich an einer Musikschule ist.

Spannung war meiner Meinung nach auch mehr als genug vorhanden, schließlich will man ja wissen, was aus Andrew und seinem tyrannischem Lehrer wird. Durch die Musik wurde für mich alles bestärkt und ich wurde automatisch immer interessierter.

Besonders J. K. Simmons hat mir in der Rolle des Terence Fletcher sehr gut gefallen. Er hat seiner Figur unglaublich viel Tiefe und Charakter verliehen. Miles Teller als Andrew Neiman hat mir insofern auch sehr gut gefallen, dass er seiner Figur den nötigen und glaubhaften Ehrgeiz verliehen hat.

Die Musik war ein besonderer Leckerbissen für mich. Ich als Liebhaber fast aller Musikrichtungen habe mich schon bei dem ersten „Bum“ total wohl gefühlt. Ich wäre auch total gerne weiter bei den Figuren und der ganzen Musik gewesen, die mich die komplette Zeit über in ihren Bann gezogen hat. Musikalisch war es etwas ganz Besonderes, denn Jazz-Musik ist eine der anspruchsvollsten Richtungen, die es wohl gibt und umso erstaunter bin ich, dass sie nicht weiter im Fokus der Öffentlichkeit ist.

Punktabzüge gibt es sozusagen nur in der B-Note, alles in allem kann nur auf hohem Niveau kritisiert werden.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 8,0 von 10
GESAMT: 8,3

Thank you for Smoking

IMG_2728Titel: Thank you for Smoking
Genre: Komödie
Regie: Jason Reitman
Musik: Rolfe Kent
Produzenten: David O. Sacks
Dauer: ca. 88 Minuten
Erscheinungsjahr: 2005
Altersfreigabe: FSK 12

„Rauchen ist tödlich. Der smarte PR-Manager Nick Naylor (Aaron Eckhart) kämpft mit harten Bandagen für das ramponierte Image der amerikanischen Zigarettenindustrie. Gesundheitsfanatiker wie Senator Finistirre (William H. Macy), der Warnhinweise und Giftaufkleber auf Zigarettenpackungen anbringen lassen möchte, haben gegen den aalglatten Nick keine Chance. Doch eine charmante, aber knallharte Journalistin (Katie Holmes), eine Todesdrohungen und sein 12-jähriger Sohn bringen den gewissenslosen Strategen plötzlich aus dem durchdachten Konzept…
Eine teerschwarze Satire und bitterböse Abrechnung mit den Machenschaften der Tabakindustrie!“
(Rückentext der DVD)

Nick Naylor zeigt uns, wie man mit Argumenten jede Schlacht gewinnen kann.

„Thank you for Smoking“ stellt auf witzige Weise dar, wie die Tabakindustrie versucht, sich die Hände mit dreckigem Wasser sauber zu waschen. Nick Naylor ist in dieser aberwitzigen Komödie der Erzähler und Hauptdarsteller. Die Story ist dabei nie verwirrend oder kompliziert und verfügt obendrein über gesellschaftliche Relevanz.

Spannung kommt nicht im klassischen Sinne auf, die Dialoge sind aber spannend und fesselnd zugleich. Nick Naylor ist der einzige Dreh- und Angelpunkt des Films, durch den die Geschichte stetig vorangetrieben wird. Darüber hinaus baut sich jedoch keine Spannung auf.

Die Laufzeit ist mit ca. 88 Minuten angemessen. Bei der kurzen Laufzeit müssen die Pointen und die Story kurz, knapp und auf dem Punkt sein. Dieses schafft der Streifen ohne Zweifel. In der ganzen Zeit kommt selten bis nie Langeweile auf.

Scharfzüngig, bitterböse und schwarz wie die Nacht kommt der Humor von „Thank you for Smoking“ rüber. Er regt dabei nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken an, weil er größtenteils mit der Wahrheit spielt. Der Humor ist selten plump und nahezu immer satirisch.

Alle Charaktere sind sehr originell, besonders in ihrer Konstellation zueinander wirken sie authentisch. Dabei wird immer wieder gekonnt gezeigt, wofür jeder seinen Job macht und was ihn antreibt. Insbesondere Aaron Eckhart als Nick Naylor ist in seiner Lobbyisten-Tätigkeit sehr überzeugend.

Die Emotionen sind meistens sehr zurückgenommen und spielen nur selten eine Rolle.

Die Filmmusik ist solide und absolut unauffällig. Schon nach kurzer Zeit ist die Erinnerung an die Musik verblasst. Der Film hat aber auch kaum bis keine Musik nötig, da er nicht davon lebt und sie keinen wesentlichen Teil zur Story beiträgt.

Die Kameraführung ist unspektakulär. Bis auf ein paar Detailaufnahmen hat sie keine besondere Raffinesse und kann auch sonst mit nichts aufwarten.

Meine Meinung:
Mit „Thank you for Smoking“ bekommt jeder, der Satire versteht und mag, einen sehr unterhaltsamen Film zu sehen. Ich hatte jede Minute Spaß an dem Film und kann ihn insbesondere Leuten empfehlen, die sich gerne eine intelligente Satire anschauen.
Die Besetzung ist, meiner Meinung nach, einfach grandios und überzeugt auf ganzer Linie.

Obwohl der Film sonst nichts zu bieten hat, unterhält er ungemein auf hohem Niveau, trotz einer Laufzeit von ca. 88 Minuten.
Das Beste am ganzen Film sind zweifelsohne die Dialoge zwischen Nick und seinen Kollegen aus der Alkohol- und Schusswaffenlobby.

Witziges Detail: Trotz des omnipräsenten Themas wird in keiner einzigen Szene geraucht.

Meine Wertung:
Spannung: 5,5 von 10
Humor: 8,5 von 10
Story: 7,5 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 5,5 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Musik: 5,0 von 10
Kameraführung: 5,0 von 10
GESAMT: 6,6