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The Hate U Give

Titel: The Hate U Give
Genre: Drama / Romanverfilmung
Regie: George Tillman, Jr.
Musik: Dustin O´Halloran
Produzenten: Robert Teitel / George Tillman, Jr.
Dauer: ca. 133 Minuten
Erscheinungsjahr: 2018
Altersfreigabe: FSK 12

„Die Verfilmung des Romanbestsellers ‚The Hate U Give‘ von Angie Thomas erzählt die Geschichte von Starr Carter die ein Leben in zwei verschiedenen Welten führt. Sie besucht eine Privatschule mit weißen privilegierten Mitschülern, wohnt aber in einen armen Schwarzenviertel. Dieses wackelige Gleichgewicht wird endgültig zerstört, als Starrs Kindheitsfreund vor ihren Augen von einem weißen Polizisten erschossen wird. Starr gerät zwischen den Fronten und muss sich entscheiden für das Richtige einzustehen.“
(Rückentext der BluRay)

Kennt ihr das, wenn ihr einen Film schaut und ihr großes Bedürfnis habt, darüber zu reden?
Genau so geht es mir gerade und Auslöser ist der Film von George Tillman, Jr. „The Hate U Give“.

In der Welt der Nachrichten bestimmt die Pandemie aktuell das Geschehen. Jedoch sollten wir ein paar Dinge nicht vergessen, die leider etwas in den Hintergrund gerückt sind. Darunter zählen zum Beispiel der menschengemachte Klimawandel und Rassismus in all seinen Formen. „The Hate U Give“ ist dieser Tage zumindest ein Film, der den Fokus neu ausrichtet und dabei hilft hinzuschauen. Dabei ist dieser Streifen nicht nur unfassbar aufwühlend, sondern macht auch noch Mut.

Die Kritik schreibe ich bewusst im Schatten meiner Emotionen, die in Folge des Films eine Range von „Wut“ bis „Mut“ alles durchlebt haben. „The Hate U Give“ zeigt neben strukturellem Rassismus und Polizeigewalt gegenüber Schwarzen in den USA auch, wie viele Facetten Rassismus hat und dass es viele Probleme gibt, die es anzupacken gilt. Auch zwingt er den Zuschauer, sich mit seinen eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen.
Bei allem begleiten wir die Hauptfigur Starr Carter (wundervoll gespielt von Amandla Stenberg) und erleben so aus erster Hand, wie es ist, wenn unvorhersehbare Dinge geschehen.

Was macht diesen Film so belastend?
Die Geschehnisse in dem Film sind alle eindeutig und nicht sonderlich komplex oder schwer zu verstehen, trotzdem drückt dieser Film unglaublich auf die Brust und ich fühle mich, als ob ich eine richtig schwere Weste tragen würde, die mich stets versucht herunterzuziehen. Das liegt vor allem daran, dass es solche Szenen, wie sie im Film gezeigt und beschrieben werden, in den USA mehr als genug Tag für Tag gibt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Menschen demonstrieren und unter Polizeigewalt leiden. Auch hierzulande haben wir erlebt, welche Wellen durch die Gesellschaft gehen und gegangen sind, als auf tragische Weise George Floyd umgebracht wurde. Die „Black Lives Matter“-Bewegung gibt es auch in Deutschland, gerade weil es auch hier strukturellen Rassismus und racial profiling gibt. Seine Augen davor zu verschließen oder gar bewusst wegschauen, ist humanistisch betrachtet keine Option. In mir löst die Thematik ein starkes Gefühl aus, weil die Menschen Ungerechtigkeit erfahren. Mich macht es wütend, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder ihrer sexuellen Gesinnung/Vorlieben ausgegrenzt, vorverurteilt und abgestempelt werden. Dabei rede ich nicht nur von den gesellschaftlichen Stigmata, sondern auch von denen, die von der judikativen und exekutiven Gewalt ausgehen.

Was finde ich besonders eindrucksvoll?
Mich begeistert es, dass der Film so vieles aufzeigt, aber dem Zuschauer nicht sagt, was er jetzt doof zu finden hat. Außerdem wagt „The Hate U Give“ den Spagat des Perspektivwechsels und lässt uns als Zuschauer auch an anderen Dingen teilhaben, die die Welt von Starr direkt oder indirekt beeinflussen. All das, die Mischung aus Thematik, Brisanz, Aktualität und Ungerechtigkeit machen diesen Streifen zu etwas Besonderem. Er ist obendrein inspirierend, weil es Lösungen gibt.

Ich muss gestehen, dass mich der Film auch auf eine andere Art emotionalisieren konnte. Die eingesetzte Musik war dabei ein ausschlaggebender Punkt, den ich, auch im Zusammenhang mit der Thematik, sehr authentisch empfunden habe. Hinzu kommen die Kameraeinstellungen und die Kontraste – auf der einen Seite der Wohnort, auf der anderen Seite die Schule – machen etwas mit dem Zuschauer.

Einziger Wermutstropfen: Ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte und damit auch die Entwicklung weitergeht. Insbesondere Starrs Entwicklung hätte für mich gerne noch sehr viel mehr weitergeführt werden können.

Fazit:
In meiner Auffassung von Filmen sind Regisseure Geschichtenerzähler, die mir auf ihre Weise etwas sagen oder zeigen wollen. In bewegten Bildern möchte ich abgeholt werden. George Tillman, Jr. hat mich abgeholt und er hat so vieles mehr getan.
Er hat ein brandaktuelles Thema genommen und versucht, es in all seinen Facetten und Nuancen aufzuzeigen. Es hat bei mir wunderbar funktioniert, da mich der ganze Film berührt und zum Nachdenken angeregt hat.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 10 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 9,5 von 10
GESAMT: 9,4

Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht

©capelight pictures

Titel: Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht (engl. „Yes, God, Yes“)
Genre: Komödie / Coming-of-Age / Drama
Regie: Karen Maine
Musik: Ian Hultquist
Produzenten: Katie Cordeal / Colleen Hammond / Elanor Columbus / Rodrigo Teixeira
Dauer: ca. 78 Minuten
Erscheinungsjahr: 2021
Altersfreigabe: FSK 12

„Als Teenager hat man es nicht leicht. Schon gar nicht, wenn man wie Alice (Natalia Dyer) in einem streng katholischen Haushalt im ländlichen Teil der USA aufwächst. In der Schule wird ihr beigebracht, dass Sex vor der Ehe eine Sünde ist und auch Masturbation auf direktem Weg in die Hölle führt. Alice kommt ins Grübeln: Nicht nur, weil sie sich die Sexszene aus ‚Titanic‘ immer wieder gerne ansieht, auch beim Onlinechat lässt sie sich zu unkeuschen Handlungen hinreißen – was stimmt nur nicht mit ihr? Vier Tage in einem Kirchenlager sollen Alice wieder auf den rechten Weg bringen. Gruppenbeichten, Bibelstunden und Gebete stehen auf der Tagesordnung. Doch wie soll Alice sich hier auf ihre christlichen Werte besinnen, wenn der süße Footballstar Chris ihr ständig über den Weg läuft?“
(Inhalt laut Presseheft)

Zum Heimkinostart von „Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“ habe ich die Möglichkeit erhalten, diesen Film vorab schauen zu dürfen.
Dieser Streifen ist einer dieser Filme, der pandemiebedingt den Weg nicht in die Lichtspielhäuser geschafft hat, dafür ist er inzwischen auf Amazon Prime verfügbar und erscheint obendrein am 05.02.2021 auf DVD und BluRay.

Die Handlung dreht sich um Alice, die mitten in ihrer Pubertät steckt und anfängt, sich für Jungs zu interessieren. Begrifflichkeiten sind ihr teilweise unbekannt und ihr christlich geprägtes Umfeld – in den ländlichen USA – trichtert ihr ein, dass man Geschlechtsverkehr nur dann hat, wenn man seinen ehelichen Pflichten zwecks Fortpflanzung nachkommen will. Selbstbefriedigung ist ein Garant dafür, direkt in die Hölle zu kommen. Und so entspinnt sich eine Geschichte, die weit davon entfernt ist, was weltlich-fortschrittlich den Ton angibt. Obendrein beschäftigt sich die Handlung auch mit der Doppelmoral, und davon gibt es sehr viel.

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Was hat mich begeistert?
Gut fand ich, dass „Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“ ein recht stiller und kurzweiliger Film ist. Er zielt nicht darauf ab, Lacher zu produzieren, jedoch zeigt er ein Abbild dessen, was es mit Sicherheit zu Genüge auf dieser Welt gibt. Es wurde zwar mit Stereotypen gearbeitet, in denen die „hübschen Jungs“ immer zum Football-Team gehören und die Mädels in Schuluniform Röcke tragen. Da verwundert es mich auch nicht, dass auf dem Gang mit dem Lineal nachgemessen wird, wie lang (oder kurz) der Rock nun ist.
Auch sonst beleuchtet der Film Aspekte, die sonst weniger Beachtung finden. Er deckt Geheimnisse und die damit verbundene Doppelmoral auf.

©capelight pictures

Und die Sache mit dem Humor?
Nun ja, lachen konnte ich nicht und es fehlte mir nicht nur Witz. Ich hätte mir an dieser Stelle gewünscht, dass der Film bissiger, schwärzer und sarkastischer wäre. Stattdessen ließ er häufig Situationen unkommentiert stehen und die Diskrepanz, die die Hauptfigur zu bemerken scheint, schlägt sich auf den Zuschauer nieder.
Mir fehlte es obendrein aber auch an Spannung, Drama und dem Mitgerissen-sein. Der Film packte mich leider nicht und konnte mich daher auch nicht so richtig unterhalten.

Fazit:
Was am Ende übrig bleibt ist nicht zwingend Ernüchterung und wenn ich selbst 15, 16 Jahre alt wäre, hätte der Film vielleicht eine Erkenntnis für mich übrig gehabt. Da ich aber doppelt so alt bin, musste ich leider viel zu häufig den Kopf schütteln, weil ich „Im Ernst?“ dachte.
Schlussendlich ist „Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“ ein solider, kurzweiliger Film, der meiner Meinung nach nicht so viel Humor hat, wie er augenscheinlich suggeriert, aber dennoch eine Sichtung, besonders für jüngeres Publikum, wert ist.
Punkte ziehe ich vor allem deshalb ab, weil die Handlung zwar stimmig, aber auf keinen Fall mitreißend ist und die Figuren mich vom Spiel und Ausdruck her nicht abholen konnten.

Meine Wertung:
Humor: 4,0 von 10
Story: 7,0 von 10
Länge: 7,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,0 von 10
Authentizität: 6,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
Setting 7,5 von 10
GESAMT: 6,5

Wie das Leben so spielt

Titel: Wie das Leben so spiel (engl.: „Funny People“)
Genre: Komödie / Drama
Regie: Judd Apatow
Musik: Michael Andrews / Jason Schwartzman
Produzenten: Clayton Townsend / Judd Apatow / Barry Mendel
Dauer: ca. 140 Minuten
Erscheinungsjahr: 2009
Altersfreigabe: FSK 12

„Als der erfolgreiche Comedian George Simmons (Adam Sandler) die Chance zu einem Neuanfang bekommt, beschließt er, sein bis dato eher oberflächliches Leben von Grund auf zu ändern. Mit seinem Assistenten, Nachwuchs-Comedian Ira (Seth Rogan), macht er sich daher zu den wichtigsten Menschen und Stationen seines Lebens auf: darunter die Bühne seines ersten Auftritts genauso wie seine verpasste große Liebe Laura (Leslie Mann). Doch wie es aussieht, droht George auch seine zweite Chance gründlich zu vermasseln…“
(Rückentext der DVD)

Es gibt gefühlt unzählige Filme, in denen Adam Sandler einen verpeilten Trottel spielt, aber wie sieht es mit „Wie das Leben so spielt“ aus? Die Geschichte lässt sich gut und kurz zusammenfassen: Die Nachricht über eine Krankheit lässt den Comedian George Simmons nicht ganz kalt. So engagiert er einen Assistenten, der sich um alles kümmern soll – und meldet sich bei seiner großen Liebe Leslie, die gerade an einer ganz anderen Stelle im Leben steht als er. Der Rest ist so vorhersehbar wie Adam-Sandler-like, nämlich viel Quatsch.

„Wie das Leben so spielt“ ist im Genremix Komödie und Drama leider nur mittelmäßig, die Gründe dafür sind vor allem die Inszenierung und die massig verpassten Chancen, auch nur einen Charakter gut dastehen zu lassen. Ich versuche mich aber mal gleichzeitig von beiden Seiten zu nähern. Der Humor ist flach und vulgär. Hin und wieder fand ich es ganz amüsant, den Bauch musste ich mir allerdings nie halten. Vor allem die Witze zu den männlichen Geschlechtsteilen sind auf die Dauer und in der Masse einfach zu viel. Dreiviertel der Witze sind außerdem auch sehr alt und waren es auch schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Streifens. Auf der anderen Seite haben wir das Drama, das sich mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und des eigenen Erbes auseinandersetzen könnte. Stattdessen bahnt sich eher eine Liebelei in einer mehr als vorhersehbaren Geschichte an, dessen Ende man auch genau so auf einer Müsliverpackung hätte schreiben können und es würde niemanden stören. Es ist jedoch so, dass der Streifen vor allem genau das bedient, was man mit Adam Sandler verbindet, ein bisschen Quatsch und kaum bis keine ernsteren Töne.

Die Figuren verhalten sich dementsprechend. Seth Rogen, Adam Sandler, Jonah Hill usw. hätten eins zu eins ausgetauscht werden können und es würde niemandem auffallen. Das Besondere am Cast sind dann doch eher die ganzen Cameo-Auftritte von beispielsweise Eminem, Ray Romano und Sarah Silverman. Ansonsten verhalten sich alle Figuren einfach stereotypisch und blass. Keine einzige Darbietung ist ergreifend oder lässt auch nur ansatzweise Empathie aufkommen. Allen voran Seth Rogen und Adam Sandler scheinen in diesem Film nicht in der Lage zu sein, das Geschehen auf ihren Schultern zu tragen und eine ernsthafte und zu würdigende Leistung abzurufen. Zu weit sind die Figuren von der Realität entfernt, zu banal die Bedürfnisse und zu eindimensional die schauspielerische Leistung.

Das Setting ist auch komplett austauschbar. Das Szenenbild ist schnöde, langweilig und nichtssagend. Einzig eine Clubbühne, auf der die Comedians ein paar Mal auftreten, hat Charme und wirkt in gewisser Weise echt. Die Kulissen spielen in der Handlung absolut keine Rolle. Die Musik hingegen versucht, den richtigen Ton zu treffen und schafft es auch erstaunlich oft. „Keep me in your Heart“ von Warren Zevon hat es direkt auf meine Playlist geschafft. Die übrigen Stücke schaffen es ebenfalls, die Handlung zu untermalen und das kann sich durchaus sehenlassen.

Meine Meinung:
„Wie das Leben so spielt“ ist definitiv kein Spannungsgarant oder ein emotionales Feuerwerk, vielmehr ist er ein Film, den man mögen muss, um ihn zu gucken. Zum Berieseln reicht es und wenn er irgendwann im TV läuft, kann man ihn sich bestimmt mal anschauen, aber wenn man Alternativen hat, sollte man eher zu denen greifen, denn die 140 Minuten Laufzeit reizen jegliche Toleranz aus und verlangen viel zu viel vom Zuschauer.

Wer allerdings auf den leicht infantilen bis blödelartigen Humor à la „Jungfrau (40), männlich, sucht“ oder „Superbad“ steht, der findet mit „Wie das Leben so spielt“ genau das, was er braucht. Gute Unterhaltung sieht unterm Strich allerdings anders aus. Mein ganz persönliches Empfinden ist eher ein „Okay“, Punkte gibt es dieses Mal allerdings nicht allzu viele.

Meine Wertung:
Humor: 4,0 von 10
Spannung: 4,0 von 10
Story: 4,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 5,0 von 10
Authentizität: 3,0 von 10
Musik: 6,0 von 10
Setting: 3,0 von 10
GESAMT: 4,3

Cops – Die Eliteeinheit

© „Cops – Die Eliteeinheit“ (Meteor Film GmbH)

Titel: Cops – Die Eliteeinheit (original „Cops“)
Genre: Drama / Thriller
Regie: Stefan A. Lukacs
Musik: Wolfgang Frisch / Markus Kienzl
Produzenten: Arash T. Riahi / Karin C. Berger
Dauer: ca. 100 Minuten
Erscheinungsjahr: 2020
Altersfreigabe: FSK noch nicht bekannt

„Christoph ist Rekrut der Polizeispezialeinheit WEGA – ein Alltag zwischen Testosteron, Revierkämpfen und Gruppendruck. Als er während der Ausbildung einen aggressiven Mann niederschießt, wird er von seinen Kollegen als Held gefeiert. Doch Christoph hat Zweifel und löst damit eine Spirale der Gewalt aus, die sein Bild von der makellosen Eliteeinheit ins Wanken bringt…“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Ich habe die Möglichkeit bekommen, „Cops – Die Eliteeinheit“ zum Video-on-Demand-Release anschauen zu dürfen. Das lasse ich mir ja nicht zweimal sagen und habe gespannt den Film angeschaut. Wie ich ihn empfunden habe, erfahrt ihr hier.

Die Handlung dreht sich um Christoph, der bei einer Polizei-Spezialeinheit in der Ausbildung ist. Bei seinem ersten Einsatz schießt er einen aggressiven Mann nieder und muss von nun an alleine damit klarkommen. Wie der Rückentext gut beschreibt, befindet sich Christoph zwischen dem testosterongeladenen Druck der Truppe und seinen Selbstzweifeln. Der Film geht auch noch einen Schritt weiter, denn er zeigt viele Mängel einer Gesellschaft auf, in der es truppenähnliche Konstrukte, wie Polizei oder Bundeswehr, gibt, das über das normale Verhältnis von Arbeitskollegen hinausgeht.

© „Cops – Die Eliteeinheit“ (Meteor Film GmbH)

Die Spannung erzeugte der Film in ausreichender Menge aus seiner Handlung heraus. Dadurch wusste „Cops“ sehr zu überzeugen und hat es geschafft, dass ich nahezu die komplette Zeit gespannt bei der Geschichte war. Elementar für die Spannung war die Atmosphäre, die der Streifen dabei erzeugte. Es war ein stetiges Auf und Ab, wodurch der Zuschauer noch mehr und tiefer in die Geschichte gezogen wurde. Außerdem verlangt sie viel ab, vor allem Energie und Nerven, da man sich automatisch selbst fragt, wie man in Christophs Situation agieren würde, zwischen dem Gefühl der Zugehörigkeit und der Ohnmacht der eigenen Psyche.

Die Figuren agierten stets plausibel und haben es geschafft, Emotionen zu transportieren. In gewisser Weise konnte ich Christophs Beweggründe verstehen, ohne dass er wörtlich sagen musste, warum er wie gehandelt hat. Die Art des Schauspiels, das Spiel mit Mimik und Gestik, aber auch die Kameraarbeit haben da einen sehr guten Job gemacht. Besonders hervorgehoben wurde in dem Punkt der Authentizität und der Emotionen die Beziehung zwischen Christoph und seinem Ausbilder, der maßgeblich daran beteiligt war, als Christoph in seinem ersten Einsatz den Mann niedergeschossen hat.

Etwas störend empfand ich jedoch die Sprache. Da der Film aus Österreich stammt, wurde mit dem landestypischen Dialekt gesprochen und ich muss gestehen, dass mir englische Untertitel noch nie so sehr geholfen haben, wie bei diesem Film. All denjenigen, bei denen das ein Ausschlusskriterium sein sollte, kann ich nur sagen: Gebt dem Film eine Chance. Nach zehn Minuten groovt man sich ein und ab dann gibt es nur wenige Stellen, die man als Hochdeutschsprechender nicht versteht. Besonders faszinierend fand ich, dass die dialektische Ausdrucksweise – an manchen Stellen – deutlich härter und teilweise aggressiver klingt als das Standarddeutsch.

Zum übrigen Setting und der Musik lässt sich sagen, dass mit Wien ein guter Handlungsort ausgewählt wurde. Wir bewegen uns unspezifisch durch die Stadt und begleiten Christoph und seine Truppe, lernen aber auch ein paar Nebenfiguren kennen, wie z. B. seinen Vater, seine Freundin, seinen Ausbilder und einige andere Kollegen. Alle Aufnahmen waren diesbezüglich stimmig. Die Filmmusik rundete die ganze Handlung ab. Aufgedrehte Techno-Beats wechselten sich mit stimmungsvollen und feinfühligen Klängen ab. Sowohl die eine als auch die andere Melodie hat ihres zur gelungenen Atmosphäre beigetragen.

© „Cops – Die Eliteeinheit“ (Meteor Film GmbH)

„Cops – Die Eliteeinheit“ erscheint ab 29.05.2020 als Video on Demand (unter anderem bei iTunes, Maxdome, Amazon Digital, Sony Playstation und ab dem 05.06.2020 ziehen Vodafone, Google und Microsoft nach).

Meine Meinung:
Wer hätte es gedacht, dass „Cops – Die Eliteeinheit“ (warum gibt es in Deutschland mal wieder einen Untertitel?) mir so gut gefallen würde? Dieser Film ist besser als ich erwartet hatte. Mit einer glaubwürdigen Geschichte präsentiert sich der österreichische Film, der keine Geschichte von Helden, sondern Antihelden erzählt und mich damit komplett überrascht hat.

Und wer hier einen typisch-deutschen Polizeifilm erwartet, wird vermutlich noch deutlich mehr überrascht sein, als ich es war.
Mir bleibt fast nichts anderes übrig, als diesen Streifen zu empfehlen.
Punktabzug gibt es nur aufgrund einiger weniger Makel.

Meine Wertung:
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 8,3

Draft Day – Tag der Entscheidung

Titel: Draft Day – Tag der Entscheidung (engl. „Draft Day“)
Genre: Sportfilm / Drama
Regie: Ivan Reitman
Musik: John Debney
Produzenten: Ivan Reitman / Ali Bell / Joe Medjuck / Gigi Pritzker
Dauer: ca. 106 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 0

„Sonny Weaver Jr. ist nicht zu beneiden: Der Manager der erfolglosen Cleveland Browns kämpft Jahr für Jahr nicht nur um die Daseinsberechtigung seines Teams, sondern auch mehr und mehr um seine eigene Existenz. Der Eigentümer des Teams setzt ihm daher ein Ultimatum: Wenn die nächste Saison nicht erfolgreich abgeschlossen wird, ist er seinen Job los. Der Draft Day ist der Tag, an dem die Football-Teams Spieler für die neue Saison erwerben, und an diesem fällt auch die Entscheidung über Sonnys persönliche und professionelle Zukunft…“
(Rückentext der DVD)

An jedem ersten Februar-Wochenende findet der Super Bowl statt. Im Jahr 2020 jährt sich die Veranstaltung des größten Einzelsportevents des Jahres zum 54. Mal. Und bevor es am Super Bowl Sunday in Miami zum Kick-off kommt, erwartet euch hier eine kleine Empfehlung, wie ihr den Abend davor heute gut nutzen könnt.
Der Film aus dem Jahr 2014 befasst sich mit dem sogenannten „Draft Day“, dem Tag in der Saison, an dem sich die unterschiedlichen Teams in einer gewissen Reihenfolge Spieler auswählen können (sogenannte Picks), um ihr Team für die kommende Saison zu verstärken. Wobei sie die Picks untereinander auch tauschen und handeln dürfen.

Sonny Weaver Jr. sitzt mit seiner Stelle im Verein ziemlich zwischen Stühlen. Zum einen erhält er – ebenso wie das Team und der Trainerstab – vom Eigentümer sein Gehalt. Zum anderen muss er den Trainer unterstützen, der nicht nur die Spieler trainiert, sondern ihnen auch eine Philosophie übermittelt und sie harmonieren lässt. Die Wünsche beider Seiten müssen also erfüllt werden. Schlüsselpositionen müssen besetzt werden für eine erfolgreiche und ausgewogene Kaderplanung. Hierfür die richtigen Spieler auszuwählen obliegt Sonny.

Die Handlung ist sehr dynamisch erzählt und profitiert nicht nur von der schauspielerischen Klasse von Kevin Costner, sondern auch von der Schnitttechnik, die immer wieder deutlich macht, dass unterschiedliche Akteure unterschiedliche Interessen vertreten.
„Draft Day“ bietet allerdings weniger Football-Action als man sich erhofft. Viel mehr schlägt der Film in eine Kerbe, die den Background des Footballs beleuchtet. Abseits des Spiels zeigt er auch allerhand Nebenschauplätze, die allesamt realistisch dargestellt sind und so auch in der Realität auftreten können.
Ich bin von „Draft Day“ einfach begeistert, weil er ein sehr kluger und spannender Streifen ist. In den ersten 90 Minuten geht es um den knallharten Sport und die Geschicke eines Generalmanagers an einem der wichtigsten Tage einer Footballsaison. Allerdings verliert er in den letzten zehn Minuten an Stärke, weil er den Fokus weg vom Sport nimmt und sich hin zu persönlichen Belangen des Protagonisten orientiert.
Mit dem Cast bin ich mehr als zufrieden, denn neben Kevin Costner stehen Jennifer Garner, Sean Combs, Denis Leary und Frank Langella vor der Kamera. Wie glaubwürdig und authentisch die Leistungen sind, kann ich allerdings schwer beurteilen, denn die allermeisten Charaktere handeln unterkühlt und sehr professionell und wirken dabei so, als ob sie die Arbeit und Privates strikt voneinander trennen. Dafür dass es so ist, sprechen die letzten zehn Minuten, denn besonders am Ende kommen Emotionen zum Vorschein, die der Film in den ersten 90 Minuten vermissen ließ.
So etwas wie Spannung entsteht durch die Handlung, die Figuren und die Schnitttechnik. Vermutlich werden aber Football-Fans tendenziell etwas mehr und besser unterhalten als Nicht-Football-Fans. Zu keinem Zeitpunkt kam Langeweile auf, viel mehr erschien mir alles rund um den Draft viel zu kurz erzählt. Auch hätten es gerne mehr Figuren, mehr Rivalitäten und mehr Football-Action sein können. Das Konzept, die Nebenschauplätze in den Fokus zu rücken, ist bei diesem Film schlussendlich aber perfekt aufgegangen.

Meine Meinung:
„Draft Day“ bringt einen so richtig in Stimmung und schafft es, Vorfreude zu bereiten. Auch wird die Zeit bis zum Super Bowl kürzer. Meiner Meinung nach wurden die Football-Hintergründe sehr realistisch dargestellt. Ich habe es mir immer genauso vorgestellt, wie die Teams untereinander handeln. Ich kann mir auch für die Zukunft vorstellen, den Draft 2020 zu verfolgen, alleine schon deswegen, um zu erfahren, ob ich den einen oder anderen Spieler aus den College-Football-Übertragungen wiedererkenne.

Zu guter Letzt eine klare Empfehlung für sportbegeisterte Menschen, die auf schlaue Handlungen mit dramaturgischen Verläufen abfahren. So oder so, ein Must-see für Football-Fans.

Meine Wertung:
Story: 8 von 10
Spannung: 8 von 10
Länge: 8,5 von 10
Authentizität: 6 von 10
Gefühl/Emotionen: 4 von 10
Musik: 4 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 6,9 von 10

Zwei Kurze, bitte! #1

Zukünftig werde ich unter dem Titel „Zwei Kurze, bitte!“ zwei kurze Kurzkritiken vorstellen. Hier werden Filme und Serien besprochen, die es leider nicht geschafft haben, von mir in einer „großen“ Rezension besprochen zu werden. Wer die Filme und Serien über den Reiter „Index“ sucht, kommt dann auf die Kurzkritiken.

In der ersten Ausgabe von „Zwei Kurze, bitte!“ geht es um „I Kill Giants“ und „Boss Baby“.


Titel: I Kill Giants (2017)
Regie: Anders Walter
Genre: Drama

„I Kill Giants“ ist ein Coming-of-Age-Drama mit Fantasie-Elementen. Alles dreht sich um ein Mädchen, das felsenfest davon überzeugt ist, dass ihre Stadt von Riesen bedroht wird und sie diese aufhalten muss. Um die Riesen zu töten, legt sie allerhand Fallen aus und patrouilliert. Die Flucht in ihre Fantasiewelt voller Magie und Riesen hat natürlich einen bestimmten Hintergrund: Probleme Zuhause und in der Schule, die durch ihr Umfeld verstärkt werde, setzen ihr zu.
Der Streifen lässt allerhand vermissen, vor allem Spannung, narrative Finesse oder irgendeinen anderen Unterhaltungswert. Die Geschichte ist vorhersehbar und der Weg zur Erkenntnis einfach unfassbar lang. Die Konfrontation mit dem eigentlichen Problem vollzog sich erst im letzten Viertel des Films und die Schlüsse daraus sind unglaubwürdig.
Besser man lässt die Finger davon.


Titel: The Boss Baby (2017)
Regie: Tom McGrath
Genre: Animationsfilm

„The Boss Baby“ dreht sich um Tim und seinen kleinen Bruder. Tim ist es gewohnt, dass er die Aufmerksamkeit seiner Eltern bekommt, doch das Baby stiehlt ihm die Show. Ganz davon ab, dass der kleine Bruder im Anzug und mit Aktentasche daherkommt, verhält er sich auch noch sehr merkwürdig. Am Ende machen aber Tim und das Baby gemeinsame Sache, denn die eigentliche Mission ist es, die Liebe der Eltern gegenüber von Welpen zu verteidigen.
Die Animationen sind die ganze Zeit vielfältig und abwechslungsreich, die Handlung ist familienfreundlich und der Humor pointiert. Spannungstechnisch schafft es der Film aber nicht, dauerhaft an sich zu binden. Ab circa der Hälfte kann der erfahrene Zuschauer bereits jede Szene vorahnen. Und auch als es zum „Showdown“ kommt, ist der Streifen spannungstechnisch allerhöchstens Mittelmaß. „Boss Baby“ bietet grundsätzlich kurzweilige Unterhaltung, Kinder werden aber definitiv mehr Spaß haben als Erwachsene.

Bohemian Rhapsody

Titel: Bohemian Rhapsody
Genre: Drama / Biografie / Musikfilm
Regie: Bryan Singer / Dexter Fletcher
Musik: Queen / John Ottman
Produzenten: Graham King / Jim Beach
Dauer: ca. 129 Minuten
Erscheinungsjahr: 2018
Altersfreigabe: FSK 6

„Bohemian Rhapsody ist eine Hommage an die legendäre Rockband Queen, ihre einzigartige Musik und ihren außergewöhnlichen Leadsänger Freddie Mercury. Freddie (Rami Malek) widersetzte sich Klischees, trotzte Kontroversen und wurde so zu einem der beliebtesten Entertainer der Welt. Der Film erzählt nicht nur vom kometenhaften Aufstieg der Band, ihrem revolutionären Sound und Freddies Solokarriere, sondern auch von der Wiedervereinigung der Band und einem der grandiosesten Auftritte in der Geschichte der Rockmusik.“
(Rückentext der DVD)

Heute geht es um „Bohemian Rhapsody“, ein Film den mir meine Herzdame geschenkt hat, weil sie wusste, dass ich an ihm Interesse habe.

Zum Inhalt muss gar nicht viel gesagt werden. Der Film dreht sich um die Rockband Queen. Und wie das nun mal so ist, durchläuft Queen, wie viele andere Rockbands auch, Krisen. Krisen, die es zu meistern und bewältigen gilt. Auch wenn der Film vorrangig biografisch ist, gibt es aus spannungstechnischen Gründen kleine Ungenauigkeiten und „Fehler“. Queen-Fans werden sie bemerken, die anderen werden sie nicht stören.
Meiner Meinung nach hat „Bohemian Rhapsody“ trotzdem ein Problem mit fehlender Spannung. Alles, was passiert, wird schon im Rückentext beschrieben – große Wendungen oder Überraschungen fehlen.

„Bohemian Rhapsody“ beschäftigt sich viel mehr mit Freddie Mercury als mit der Band Queen an sich. Es ist also eher ein Streifen, der unter dem Deckmantel der Rockband, das Leben und Wirken von Freddie Mercury beleuchtet. Als Leadsänger hing der Erfolg der Band stark mit ihm zusammen, denn über den Gesang hinaus bot die Kunstfigur Freddie Mercury zusätzliche Anreize.

Wenn man sich die darstellerische Leistung insgesamt anschaut, dann kommt man nicht drum herum, über Rami Malek zu sprechen. Er hat verdientermaßen für seine Performance einen Oscar® gewonnen. Leider sind alle anderen Darsteller austauschbar. Umso tiefer man in den Film eintaucht, umso mehr wird deutlich, dass er fast ausschließlich von seinem Hauptdarsteller getragen wird. Letztlich steht und fällt dieser mit Maleks Leistung, die glücklicherweise überragend war.

Auch wenn der Film nicht wirklich spannend und der Großteil der Darsteller austauschbar war, mochte ich „Bohemian Rhapsody“ trotzdem. Das liegt vorrangig daran, dass ich kurzweilig unterhalten wurde und man dem Film seine Laufzeit nicht angemerkt hat. Außerdem ist er bezüglich der Atmosphäre und der Inszenierung überaus unterhaltend.
In jeder Sekunde hatte ich das Gefühl von Queen-Nostalgie, welches von der einprägsamen Musik der Band unterstützt wurde. Jedes Tönchen, das in irgendeiner Form erzeugt wird, mündet logischerweise in einem Queen-Song. Auch die Inszenierung der einzelnen Songs lädt unweigerlich zum Mitsingen, Mitwippen oder zumindest zum Mitgrooven ein.

Am Ende muss ich sagen, dass Bryan Singer mit „Bohemian Rhapsody“ eine gute Mischung aus Queen-Verehrung und dramaturgischen Stilmitteln gelungen ist. Ein weiteres Denkmal, das aber im Schatten der großen Rockband selbst steht.


Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #48 „Schaue einen Film, in dem es um einen Musiker oder eine Band geht“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
Die Geschichte von Queen und Freddie Mercury mal anders. Auch wenn nicht alle Begebenheiten genau so passiert sind, man also nicht auf Detailtreue wert legen sollte, habe ich mich gut unterhalten gefühlt.
Wer Queen oder gute Musik mag, für den ist dieser Film absolut empfehlenswert und der Rest darf auch gerne reinschalten.

Meine Wertung:
Spannung: 5,0 von 10
Story: 7,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,0 von 10
Authentizität: 6,0 von 10
Setting: 8,0 von 10
GESAMT: 6,7

Poldark (Staffel 4)

©Edel:Motion

Titel: Poldark (Season 4)
Idee: Winston Graham
Genre: Historienserie / Drama
Titellied: Anne Dudley
Dauer: 8 Folgen à ca. 56 Minuten
Erscheinungsjahr: Großbritannien: 2018 / Deutschland: 2019
Altersfreigabe: FSK 12

„Im Jahre 1796 sträubt sich Ross Poldark nicht länger gegen ein politisches Amt. Um Cornwall und diejenigen, die er liebt, vor dem zunehmend mächtigen George Warleggan zu schützen, lässt er sich zum Parlamentsabgeordneten nominieren. Auch Elisabeth ist für alles bereit, um ihre Ehe zu retten, während Dr. Enys und Caroline vor der Herausforderung ihres Lebens stehen. Überraschend gewinnt Ross die Wahl, was ihn weit weg von seiner Heimat in die Hauptstadt London führt und seine Beziehung mit Demelza erneut auf eine harte Probe stellt… Nicht nur die Fehde zwischen den beiden Häusern Nampara und Trenwith entflammt erneut, sondern es taucht auch ein weiterer Widersacher auf, der zusätzlich für große Spannung sorgt.
Kann sich Ross in seiner neuen Machtposition behaupten? Und welche neuen Hindernisse werden sich zwischen die Liebenden drängen?“
(Rückentext der DVD)

Wie auch bei den drei Staffeln davor, kam ich den Genuss eines kostenfreien Rezensionsexemplars der vierten Staffel von „Poldark“.
Ich hatte bereits dreimal großen Spaß und viel Freude mit der Serie und daher war ich mir sicher, dass das auch ein viertes Mal so sein wird.
„Poldark“ schaffte es wieder mit seiner Handlung und seinen tollen Kulissen, die man sonst nur aus Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen kennt, zu überzeugen.
Das ausgewogene Szenenbild ist aber nur ein Stilmittel, das in gewohnter Regelmäßigkeit seinen Platz in dieser Serie erhält.

©Edel:Motion

Nach wie vor dreht sich die Serie um Ross Poldark und sein Leben als Adeliger von Cornwall. Inzwischen jedoch führt ihn sein Weg in ein politisches Amt und damit nach London, weit entfernt von seiner Heimat und seiner Familie.
Die daraus resultierenden Konflikte werden immer wieder thematisiert und in den Fokus gerückt, denn die beiden Orte mit ihren Akteuren und Problemen können fast nicht unterschiedlicher sein. Eines haben aber sowohl Cornwall als auch London gemeinsam: George Warleggan wird immer in der Nähe sein. Narrative Unterschiede zur Vorgängerstaffel entstehen dadurch, dass Staffel vier den Kontrast zwischen Londoner Regierungsgesellschaft und Cornwaller Arbeitergesellschaft voneinander abgrenzt und dabei deutlich macht, dass sich beide Gesellschaften durchaus beeinflussen.
Auch nebensächliche Handlungsstränge werden fortgeführt und münden in den letzten beiden Episoden der vierten Staffel im Hauptstrang. Der Spaß an der Handlung wurde minimal durch untypisches und obendrein unlogisches Verhalten von einigen Figuren geschmälert.

Spannungstechnisch geht es deutlich unaufgeregter zu, als es noch in den anderen Staffeln der Fall gewesen ist. Dabei wurde es zwar nie langweilig, jedoch wesentlich ruhiger. Die letzten zwei Episoden bilden dabei die Ausnahme, da es dort noch einmal einen Anstieg des Interesses mit abschließendem Spannungsbogen gab.
Eine Besonderheit sei an dieser Stelle noch hervorgehoben:
Viele Elemente, die spannungsfördernd sind, resultieren aus den Emotionen der Charaktere. Eben jene Emotionen sind es, die die Serie besonders wertvoll machen.

©Edel:Motion

Zu den Figuren und der darstellerischen Leistung der Schauspieler kann ich mich nur wiederholen: Sie machen alle ihre Sache überaus gut und ich erfreue mich jedes Mal auf ein Neues an der überaus gelungenen Darbietung der Schauspielkunst.

Im Vergleich zu den vorangegangenen Staffeln war die Musik deutlich weniger präsent. Bereits im Menü und beim Erklingen der Titelmelodie bekomme ich zwar nach wie vor eine Gänsehaut und große Lust auf die Serie. In den einzelnen Episoden jedoch vernimmt man weniger unterstützende Klänge. Handlungstragende Musik gab es gänzlich keine.

©Edel:Motion

Meine Meinung:
Die vierte Staffel von „Poldark“ erntet die Früchte, die seit drei Staffeln gesät wurden. Die Personkonstellationen, die Fehde zwischen Ross und George und die Tragfähigkeit der Figuren scheint in dieser Staffel ihr Maximum erreicht zu haben. Keine andere Staffel fühlte sich für mich so kurzweilig, weil gut, an.
Die Story und die wirklich guten Schauspieler sind nur zwei Gründe für mich, diese Serie weiterzuempfehlen. Wer aber Lust hat all die ganzen anderen tollen Eigenschaften von „Poldark“ kennenzulernen, kann nun auch die vierte Staffel käuflich erwerben.

Die vierte Staffel von „Poldark“ ist seit dem 22.02.2019 in Deutschland im Handel.

Meine Wertung:
Story: 8,5 von 10
Spannung: 7,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Emotionen: 9,0 von 10
Setting: 10 von 10
Musik: 7,0 von 10
GESAMT: 8,3

Reihenfolge:
1. „Poldark“ (Staffel 1)
2. „Poldark“ (Staffel 2)
3. „Poldark“ (Staffel 3)
4. „Poldark“ (Staffel 4)

septembe*R*-Challenge 2.0: Rain Man

Titel: Rain Man
Genre: Drama
Regie: Barry Levinson
Musik: Hans Zimmer
Produzenten: Mark Johnson
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 1988
Altersfreigabe: FSK 12

„Der windige Autohändler Charlie Babbitt (Tom Cruise) erfährt erst nach dem Tod seines Vaters von der Existenz seines autistischen Bruders Raymond (Dustin Hoffman). Um an dessen Erbe heranzukommen, nimmt er ihn mit auf eine Reise, die sein Leben verändern soll. Aber dann kommt alles anders! Mit seinem Verhalten – von der Weigerung zu fliegen, bis hin zu seiner Sucht nach TV-Quizshows – bringt Raymond den hitzköpfigen Charlie zunächst an die Grenzen seiner Geduld, um ihn schließlich ganz aus seiner egoistischen Welt herauszureißen. Was als unsentimentale Reise der Babbitt-Brüder beginnt, endet als ergreifendes und tiefgründiges Abenteuer, über zwei völlig gegensätzliche Menschen, die plötzlich zueinander finden.“
(Rückentext der DVD)

Der letzte Film meiner S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge ist „Rain Man“ aus dem Jahr 1988. Zum Schluss greife ich also noch einmal in die Nostalgiekiste.

Die Handlung wird ziemlich gut von dem Rückentext der DVD zusammengefasst. Was mir jedoch absolut missfällt, ist der Abschnitt, in dem dieser Film als „ergreifendes und tiefgründiges Abenteuer“ verklärt wird.
Die Geschichte fing gut an und nahm ihren unglaublich schlechten Lauf, als sich Charlie dazu entschied, seinen Bruder das Geld aus der Tasche zu ziehen. Von Anfang an verfolgte Charlie dabei ausschließlich egoistische Ziele. Die Vormundschaft für seinen autistischen Bruder war dabei nur der erste Schritt. Als er jedoch feststellt, dass Raymond besondere Fähigkeiten besitzt, will er sie gleich in Las Vegas nutzen um noch mehr Geld daraus zu machen. Auch die Umsetzung, dass die beiden Brüder „plötzlich zueinander finden“ wird mit einer lapidaren und halbgaren Szene aufgelöst. Das ist ein klassischer Fall von Potential verschwendet.

Spannungstechnisch und auch auf der emotionalen Ebene bekommt der Zuschauer recht wenig geboten. Das liegt vor allem an der Tatsache, dass die Handlung schwach inszeniert, das Schauspiel von Tom Cruise unglaubwürdig und das Erzähltempo viel zu behäbig ist. Die darstellerische Leistung von Dustin Hoffman hingegen ist auf einem hohem Niveau, für die er zu recht auch einen Oscar® bekommen hat.

Sonnendurchflutete Bilder dominieren die Kameraarbeit. Gleichzeitig schafft es Hans Zimmer, den Score so zu komponieren, dass man immer das Gefühl hat, ein Song von Toto oder einer anderen Band aus der Zeit würde gerade beginnen. Mir persönlich haben die Kulissen und auch der Score sehr gut gefallen, da sie wunderbar zueinander gepasst haben und dem Streifen eine besondere Atmosphäre verliehen haben.

Mit 128 Minuten ist der Film allerdings mehr als nur auserzählt. Dazu kommt, dass die sehr schwache deutsche Synchronisation das Sehvergnügen zusätzlich deutlich gemindert hat.

Meine Meinung:
Die diesjährige S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge wurde mehr und mehr zu einer Challenge der Oscar®-prämierten Filme. Ich musste feststellen, dass die meisten Gewinnerfilme schlicht und ergreifend stark überbewertet sind.

Ich habe jetzt „Rain Man“ zum zweiten Mal gesehen. Beim ersten Schauen hatte ich noch ein Gefühl von: „Ok, der Film muss jetzt gemocht werden, weil es ein Klassiker ist.“ Heute sehe ich das komplett anders und muss auch zugeben, dass es durchaus bessere Filme gibt.

Aus vielen Gründen ziehe ich gerechtfertigt Punkte ab.

Meine Wertung:
Spannung: 4,5 von 10
Story: 7,5 von 10
Emotionen: 5,5 von 10
Länge: 4,0 von 10
Setting: 7,5 von 10
GESAMT: 5,8

septem*B*er-Challenge 2.0: The Big Short

Titel: The Big Short
Genre: Drama / Finanzthriller / Romanverfilmung
Regie: Adam McKay
Musik: Nicholas Britell
Produzenten: Dede Gardner / Jeremy Kleiner / Arnon Milchan / Brad Pitt
Dauer: ca. 125 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 6

„Vier Außenseiter riskieren alles, um den amerikanischen Banken, die für den größten Betrug der US-Finanzgeschichte verantwortlich sind, eins auszuwischen. Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Michael Lewis, Autor der Kinoerfolge ‚The Blind Side’ und ‚Moneyball’, ist diese Geschichte so unglaublich wie wahr. Als brillant und explosiv von der Presse hochgelobt, überzeugt der packende Finanzthriller auch mit einem hochkarätigen Cast: Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling und Brad Pitt in Bestform machen ‚The Big Short’ zu einem der eindrucksvollsten und unterhaltsamsten Film-Highlights des Jahres.“
(Rückentext der DVD)

Der September mit seiner Challenge 2.0 dreht endlich auf. Ich frage mich ja, warum ich solche Perlen bloß immer so spät aus meinem DVD-Regal ziehe?

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr eine Offenbarung erlebt habt? So etwas hatte ich bisher zwei- oder dreimal und auch dieses Mal war es wieder soweit. „The Big Short“ hat mich also aus den Socken gehauen.

Die Handlung dreht sich um die Finanzkrise 2007/2008, die darin endete, dass unter anderem die Immobilienblase in den USA geplatzt ist und die Investment Bank Lehman Brothers insolvent ging. Die ganze Geschichte fing aber schon ca. 3 Jahre vorher an. Nämlich dann, als jemand die Hypotheken genauer unter die Lupe genommen hat und aufgrund der Zusammenstellung der Fonds festgestellt hat, dass das ganze System auf Mist aufgebaut ist.

Bevor ich zu sehr spoilere, muss ich an dieser Stelle den Streifen empfehlen, denn er zeigt auf eine erschreckende Art und Weise, wie viel vor rund 10 Jahren falschgelaufen ist. Thematisch scheint „The Big Short“ recht trocken zu sein, allerdings hilft der Film auch dabei, Zusammenhänge zu erklären und zu verdeutlichen. Die Handlung ist aber auch ausschlaggebend dafür, dass dieser Film eine Offenbarung ist. Ich habe inhaltlich und an der Darstellung der Figuren nichts auszusetzen, denn all das, wie es gezeigt wird, ist für mich von vorne bis hinten authentisch. Dabei war es mir vollkommen egal, wie verschroben die Charaktere auch sein mögen, denn genau so etwas kann es im echten Leben geben. Die einen sind cholerisch und die anderen paranoid.

Die Spannung ergab sich für mich aus der Handlung. Anfangs wurde ich noch nicht ganz abgeholt, aber nach ca. 10 bis 15 Minuten war ich in der Thematik drin. Es bedarf auch keinerlei ausufernder Gefühle oder Zuschaustellung von Schicksalen, denn das Ende ist allen bewusst: acht Millionen US-Bürger verloren ihren Job, sechs Millionen ihr Haus.

Es muss gesagt werden, dass „The Big Short“ mit einem erstaunlich guten Cast daherkommt und damit auch vollkommen richtig liegt. Brad Pitt, Ryan Gosling, Christian Bale und Steve Carell überzeugen mit all ihren Stärken und gleichzeitig sieht man sie nicht in für sie typischen Rollen.

Im Unterton ist „The Big Short“ ein extrem sarkastischer Film, der immer wieder mit dem Zeigefinger auf alle Verfehlungen deutet, die da damals passiert sind. Der Streifen ist bei dem Sarkasmus aber nicht so richtig zum Lachen, er will ja auch bei weitem keine Komödie sein. Viel mehr resigniert er von Beginn an und lässt dem Unheil seinen Lauf. Bei einer wahren Begebenheit fällt es allerdings auch schwer, etwas an der Handlung zu ändern.

Das Setting bietet zur Handlung ein richtiges Kontrastprogramm, denn man bekommt zumeist helle Bilder, eine angenehme musikalische Untermalung und Kostüme bzw. Outfits, die auch in den Finanzsektor passen. Die Kulissen wirken stilecht und ich kann mir gut vorstellen, dass in Gebäuden gedreht wurde, welche tatsächlich Schauplatz der „Katastrophe“ gewesen sind.

Meine Meinung:
Was lässt sich also letzten Endes zu „The Big Short“ sagen?
Dieser Film ist ein durchaus trockener, aber auf seine Weise sarkastischer Film. Das Publikum sollte schon Interesse am Finanzsektor und an Politik haben, ansonsten kann es auch zu einer zähen Nummer werden. Für mich war dieser Film allerdings eine Offenbarung und das aus mehreren Gründen: Der Cast ist einfach gut, die Thematik stimmte für mich und die Form der Erzählung hat mich zwar erst nach einer viertel Stunde abgeholt, aber dann richtig.

Aus meiner subjektiven Sicht bekommt der Film daher auch eine entsprechende Punktzahl. Da der Streifen aber überwiegend emotionslos bleibt und eher Verfehlungen aufzeigt, als darauf ausgelegt ist, Gefühle zu zeigen, muss ich ihn an entsprechender Stelle deutlich abstrafen.

Meine Wertung:
Story: 10 von 10
Spannung: 9,0 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Setting: 9,0 von 10
GESAMT: 8,1