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Hell or High Water

Titel: Hell or High Water
Genre: Western / Thriller
Regie: David Mackenzie
Musik: Nick Cave / Warren Ellis
Produzenten: Peter Berg / Carla Hacken / Sidney Kimmel / Julie Yorn
Dauer: ca. 98 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„Toby (Chris Pine) und sein knasterfahrener Bruder Tanner (Ben Foster) überfallen mehrere Banken, um die hochverschuldete Familienfarm vor der Pfändung zu retten. Zunächst läuft alles nach Plan, doch dann hängt sich der Texas Ranger Marcus (Oscar®-Preisträger Jeff Bridges) dicht an ihre Fersen. Ein verzweifelter Kampf beginnt, bei dem beide Seiten nicht viel zu verlieren haben…“
(Rückentext der DVD)

Für mich ist „Hell or High Water“ ein ganz neuer Film, habe ich ihn doch erst im letzten Monat gekauft. Heute habe ich mich um den Film gekümmert und was er drauf hat, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Vorweg: Falls ihr den Trailer kennt und den schon gut fandet, dann schaut euch unbedingt den Film an, denn der ist noch viel besser. Von der ersten bis zur letzten Minute hatte ich das Gefühl, dass ich mir eine Mischung aus Western und Heist-Movie anschaue, bloß ohne Cowboys, Indianer, Pferde und Planungen zum Überfall. Aber dennoch weiß „Hell or High Water“ mit seinen wertigen Effekten, westernartigen Bildern und seinen Figuren zu überzeugen. Dazu später mehr.

Ich sehe in der Grundthematik aber noch mehr, als bloß das Überfallen von Banken, um die Familienfarm zu retten. Insbesondere Toby (Chris Pine) hat mit sich zu kämpfen, denn er ist der intelligentere, ehrlichere, rechtschaffenere Bruder. Er begibt sich mit den Raubüberfällen mehr in Gefahr als sein polizeibekannter Bruder. Toby hat zwei Söhne und ist geschieden, doch das einzige, was er will, ist seinen Söhnen ein besseres Leben zu ermöglichen als er es hatte.
Im Film wird diese Thematik in einigen prägnanten Szenen sehr schön herausgearbeitet und lässt die Figur noch viel authentischer wirken.
Die Emotionen scheinen bei diesem Western eher zurückgenommen, dabei erleben wir hier ein Paradebeispiel von nicht offen zur Schau gestellten Gefühlen.
Das vorherrschende Gefühl ist Liebe. Liebe zweier Brüder, die Verständnis füreinander haben, die sich gegenseitig helfen und die nun zusammen Banken ausrauben, um sich nicht einfach zu bereichern, sondern den Familienbesitz zu sichern. Die Motive und die Emotionen werden dem Zuschauer innerhalb von nur wenigen Minuten klargemacht und daran ändert sich die restliche Laufzeit über nichts.

An dieser Stelle muss ich die Vorhersehbarkeit der Handlung kritisieren. Wenn man schon einige Filme gesehen hat, dann kann man den Verlauf schon ziemlich genau erahnen. Allerdings muss ich auch sagen, dass es bei diesem Streifen, bei weitem nicht so schlimm ist wie bei anderen.

Aus folgenden Gründen kann ich „Hell or High Water“ seine Makel sehr gut verzeihen:
An erster Stelle stehen die Figuren. Chris Pine und Ben Foster spielen die zwei Brüder. Sie unterscheiden sich grundsätzlich von einander, haben aber doch das gleiche Ziel vor Augen. Mit Jeff Bridges hat man einen grandiosen Darsteller verpflichten können, der in dieses Genre so gut passt wie kaum ein anderer (außer vielleicht Clint Eastwood). Die Figuren sind allesamt sehr bodenständig, glaubwürdig und rau, in diesem Fall gefällt es mir sehr, sehr gut.
An zweiter Stelle steht die Kameraarbeit. Die ganze Zeit über hat mich diese Kameraarbeit fasziniert. Ich saß da und dachte: „Geil gemacht!“. Nicht nur, dass wir an unterschiedlichsten Stellen bei den verschiedenen Charakteren sind und dort auch jedes Mal andere Einstellungen verwendet werden, nein, wir sehen eine extrem gut gemachte – und von den Aufnahmen her sehr variable – Verfolgungsjagd. Wir bekommen Bilder aus Wüsten-Städten zu sehen, die nichts anderes sagen als: „Es ist verdammt heiß hier!“. Und nicht zu vergessen, dass es auch ganz typische Western-Einstellungen gibt, die besonders große Abschnitte einer Umgebung zeigen.
Und zu guter Letzt: das Zwischenspiel von Spannung und Tempo. Ja, dieser Punkt ist etwas komplexer. 98 Minuten sind nicht lange, das werden sie bei diesem Film auch nie sein. David Mackenzie schafft es, sowohl bei der Spannung als auch beim Tempo einen Spagat zu machen, der aktuell seinesgleichen sucht. Immer wieder wird das Tempo rausgenommen, dadurch funktionieren die Handlung und die Beziehung der Brüder noch besser als ohnehin schon. Außerdem sind Ortswechsel dadurch nicht nervig. Charakterszenen dominieren die ruhigeren Passagen und unterhalten dabei auf sehr hohem Niveau, ohne dabei Spannung zu verlieren, die immer wieder in den temporeicheren Szenen aufgebaut wird. In entschleunigten Sequenzen verlor „Hell or High Water“ nie seinen Reiz auf mich.

Die Effekte machten einen sehr guten Eindruck. Da wurde wenig mit dem Computer nachbearbeitet und auch die Wunden, die gezeigt wurden, sahen realistisch und überzeugend aus.
Was die Action angeht, gibt es Western, die weitaus mehr zur Sachen gehen. Man bekommt aber auch hier Schießereien, Verfolgungsjagden und Explosionen zu sehen, wobei ich sie größtenteils nicht vermisste.

Die Musik, und das fiel mir die ganze Zeit über auf, war zwar sehr passend, aber auch sehr zweigeteilt.
Entweder es wurden stilechte Songs perfekt in die Story eingebaut, die auch eine tolle Atmosphäre transportierten, oder sie wurden komplett weggelassen. Gefühlt gibt es in der zweiten Hälfte des Streifens keine Musik. Fand ich persönlich spannend, weil es „Hell or High Water“ auch nicht zwingend nötig hatte, durch musikalische Untermalung Spannung zu erzeugen.

Meine Meinung:
„Hell or High Water“ war für mich ein echter Glücksgriff. Man hat schon vieles gehört oder gelesen, aber ich kam immer drum herum, genauere Details zu diesem Streifen zu bekommen, weil ich auch nie danach gesucht habe. Bei den letzten Oscars® war dieser Film mehrfach nominiert. Wie ich feststellen konnte: zu Recht.

Ich hatte ausgesprochen großen Spaß mit diesem Film und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Zwar bekommt man als Zuschauer keine großspurige Handlung, allerdings ist das Gesamtpaket sehr stimmig. Am Ende ist es dieser Streifen eben ein Genrefilm, ein Western, so ganz ohne Pferde.
Hier und da gibt es einen Punktabzug, weil es eben die Nuancen sind, die einen 100% großartigen Film von einem über weite Strecken großartigen Film unterscheiden.

Meine Wertung:
Spannung: 9,5 von 10
Story: 7,0 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 9,0 von 10
Authentizität: 9,5 von 10
Musik: 8,0 von 10
Action: 7,5 von 10
GESAMT: 8,5

Jonah Hex

IMG_5327Titel: Jonah Hex
Genre: Western / Comicverfilmung
Regie: Jimmy Hayward
Musik: Marco Beltrami / Mastodon
Produzenten: Akiva Goldsman / Andrew Lazar
Dauer: ca. 78 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Altersfreigabe: FSK 16

„Jonah Hex (Josh Brolin), ein Vagabund mit vernarbtem Gesicht, arbeitet als Kopfgeldjäger, weil es sonst kein Auskommen für ihn gibt. Er hat schon viele Schlachten überstanden, weiß mit dem Colt umzugehen, und egal wessen Gesicht auf einem Steckbrief landet – Jonah Hex wird ihn todsicher aufspüren. Er ist selbst dem Tod nur knapp entronnen – sein von Gewalt geprägtes Leben ist inzwischen eine Legende: Mit einem Bein steht er voll im Leben, mit dem anderen bereits im Jenseits. Das Schicksal verdammt ihn zum Einzelgänger – der einzige Mensch, der ihm etwas bedeutet, ist Lilah (Megan Fox), deren Leben im Bordell Narben anderer Art hinterlässt. Jonah wird von seiner Vergangenheit eingeholt, als die US-Army ihm ein Angebot macht, das er nicht ablehnen kann: Auch auf seinen eigenen Kopf ist ein Preis ausgesetzt – falls Jonah also auf seine Freiheit weiterhin Wert legt, muss er den teuflischen Bandenchef Quentin Turnbull (John Malkovich) finden und unschädlich machen – Turnbull hat Hex‘ Familie ermordet und sein Gesicht mit einem Brandeisen entstellt. Jetzt ist er dabei, eine Privatarmee aufzustellen, um sein persönliches Höllenreich zu errichten. Als Jonahs Erzfeind wird Turnbull nicht ruhen, bis sein Gegner tot ist.“
(Rückentext der DVD)

Als ich bei dem DVD-Dealer meines Vertrauens in der DC-Comic-Ecke „Jonah Hex“ entdeckte, war ich überrascht, denn ich kannte weder den Comic noch den Film und so wurde mein Interesse geweckt. Ich kleiner Fan von Comicverfilmungen und Superhelden. Ich las mir im Laden den Rückentext durch und dachte: „Könnte cool werden.“. Dass mein Einkaufskorb wieder einmal so voll sein wird, wie schon lange nicht mehr, konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnen. Nun kam ich endlich dazu, mir „Jonah Hex“ anzuschauen.

Der Hauptteil der Geschichte spielt kurz vor der ersten Einhundertjahrfeier der Vereinigten Staaten von Amerika. Es gab noch keine großartigen technischen Errungenschaften und man bewegte sich noch auf Pferden fort. Wenn man so will, befinden wir uns mit Jonah im „Wilden Westen“ und sehen, was er erlebt. Chronologisch und einfach bekommt der Zuschauer diesen Film serviert. Es gibt keine größeren Kniffe in der Erzählweise, doch eine Sache hat sich ausschlaggebend hervorgehoben: Am Anfang muss eine längere Zeitspanne überbrückt werden. Die kreative Lösung war eine vorübergehende comicähnliche Erzählweise.
Leider war das die einzige kreativ gelöste Situation, in der man an der Art und Weise der Erzählung etwas gedreht hat. Insbesondere der Anfang zeigt, dass ein Mix beider Variationen sehr gut funktioniert. Ansonsten bleibt der Film seiner Linie treu und bricht selten aus.
Die Handlung dreht sich ausschließlich um Jonah Hex, dem Cowboy, dem Entstellten und seinem Weg, Rache zu nehmen.
Angesiedelt im 19. Jahrhundert bewegt sich der Film in einer rauen und unbarmherzigen Welt, in der sich jeder selbst am nächsten ist. Verbündete gibt es kaum und die wenigen Freunde, die man hat, sind teuer und schwer zu beschützen.

„Jonah Hex“ schafft es nur punktuell, Interesse zu erzeugen. Es gibt vieles, was man besser machen kann, aber es ist nicht die Lösung, alles auf Action aufzubauen. Hinter dem Film steckt eine durchaus spannende Geschichte aus dem Hause DC. Es gibt Elemente und Ideen, die dem Film mit Sicherheit gut getan haben: Da wären die Comicausschnitte zu Anfang, die Fähigkeit von Jonah und einige Elemente in der Darstellung. Auch ist der Wilde Westen eine tolle Umgebung für Charaktere wie Jonah. Das Besondere ist, dass die Welt nicht so technologisiert ist, wie in anderen Superheldenfilmen. Auf der Negativseite steht dem etwas mehr gegenüber. Da wären die überwiegend flachen Charaktere, die überladene Action und die Schwächen in der Geschichte, die einen großen Mangel darstellen.

Alles wurde in knappen 78 Minuten gepackt und eher schlecht als recht auserzählt. 15 Minuten mehr hätten dem Film gutgetan. Dem Zuschauer verwehrt man aufgrund der kurzen Laufzeit auch Eindrücke in die Figur Jonah Hex und sein bewegtes Leben. Seine Tätigkeit als Kopfgeldjäger wird nur äußerst kurz angerissen und auch die Verbindung zu der Prostituierten Lilah wird nicht klar dargestellt. Irgendwas scheint die beiden zu verbinden, aber man weiß nicht was.

Kühl und erstaunlich berechenbar kommt „Jonah Hex“ daher. Angetrieben von Rache begibt sich der Titelheld auf die Reise, um Quentin Turnbull zu töten. Dessen Motive wiederum sind eigentlich nur Tod und Zerstörung. Offensichtlich möchte er eine anarchische Gesellschaftsstruktur erschaffen, an dessen Spitze er und seine Armee stehen sollen. Weshalb Quentin Turnbull so sehr nach Macht sinnt, wird dem Zuschauer leider nicht nähergebracht. Ausgerechnet unser Titelheld ist vermutlich der einzige, der den machtbesessenen Turnbull aufhalten kann. Emotionen werden ansonsten in „Jonah Hex“ eher kleingeschrieben. Es dreht sich nicht um die großen Gefühle, obwohl Rache eine starke Emotion ist. Darüber hinaus deutet sich nur ein kleines Techtelmechtel zwischen Jonah und Lilah an. Auch sie muss er beschützen und dahingehend zeigt er eine kleine, rudimentäre Seite: In ihm wird eine Art Beschützerinstinkt geweckt.

Des Weiteren habe ich mir natürlich die Frage gestellt, wie originell der Film ist.
Die Geschichte, Handlung und Umgebung sind an und für sich schon sehr spannend und einen Superhelden – oder in diesem Fall Antihelden – in diese Zeit zu implementieren, ist innovativ und neu. Die Grundidee der Figuren und Charaktere passt auch sehr gut dazu, allerdings hapert es sehr stark an der Umsetzung. So ziemlich jede Figur hat mehr Schwächen als Stärken, das ist besonders bei diesem Stoff sehr bedauernswert, denn es hätte so viel Größeres aus dieser Handlung werden können. Angefangen bei Jonah (Josh Brolin) bis hin zum Antagonisten Quentin Turnbull (John Malkovich). Alle Darsteller waren nicht überzeugend. Waren nicht echt. Waren einfach ungenügend. Mangelhaft war auch die Leistung von Megan Fox, ihres Zeichens Nominierte für die Goldene Himbeere für diese Leistung. Sie reiht sich – zwischen all der schlechten Arbeit – ein.

„Jonah Hex“ hatte aber auch positive Seiten an sich. Die Action war immer imposant. Zeitweise bekommt der Zuschauer sogar das Gefühl in einem Michael-Bay-Film zu sitzen, denn egal, wo man hinsah, es krachte und flog irgendwas, fernab der Realität, in die Luft. Die Action war dabei nicht mal gut gemacht. Die Macher wollten wohl, dass da eine Explosion ist, auch wenn sie keinen Sinn ergab. Das Publikum kann da sehr schnell das Gefühl bekommen, dass die überladene Action die Schwächen kaschieren soll. Vergeblich.

Mit einigen Songs der Metalband „Mastodon“ hat man einen tollen Kontrast erzeugt. Dazu kommen aber auch unterstützende, klassisch komponierte Stücke, die in der Kombination sehr gut zu dem Film passen. Auf der einen Seite sind die modernen, harten und gitarrenlastigen Songs, die die raue Welt, die unbarmherzigen Charaktere und die Gewalt unterstreichen. Auf der anderen Seite sind die klassischen Stücke, die die Szenen unterstützen und untermalen sollen. Bei der Auswahl hat man Kreativität und Mut gezeigt. Zwar war die Wahl nicht tadellos, aber in gewisser Weise einzigartig.

Meine Meinung:
„Jonah Hex“, schlechter als erwartet. Mir hat er nur minder Spaß gebracht. Ich kann den Film daher leider auch nicht gänzlich empfehlen, dafür ist er einfach nicht gut genug.

Als ich den Rückentext las, hatte ich neben „könnte cool werden“ auch genau den Eindruck, dass es sich um einen Antihelden handelt und schon musste ich an „Constantine“ denken, der ja auch aus dem Hause DC stammt. Mich beschlich schon immer das Gefühl, dass DC die Antihelden besser kann als Marvel und dass die Welten dort immer etwas dreckiger waren. „Jonah Hex“ passt grundsätzlich sehr gut in dieses Bild, denn prinzipiell hat die Geschichte viel Potential.

Am Ende war ich überhaupt nicht gerne mit Jonah und Lilah und Turnbull zusammen. Ich bin aber froh, dass ich diesen Film nun gesehen habe. Ich glaube, dass die Macher auch erkannt haben, dass der Film Mist ist und daraufhin hat man ihn auf eine minimal Länge zusammengeschnitten. Leider ist das Resultat dem DC Universum und den Erfindern von Jonah Hex nicht würdig.

Nur hartgesottene Comicfans dürften sich diesen Film ansehen, alle anderen werden bitter enttäuscht.

Meine Wertung:
Spannung: 6,0 von 10
Action: 8,0 von 10
Story: 6,0 von 10
Länge: 3,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 5,0 von 10
Authentizität: 2,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 5,4