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300

Titel: 300
Genre: Comicverfilmung
Regie: Zack Snyder
Musik: Tyler Bates
Produzenten: Mark Canton / Bernie Goldman / Jeffrey Silver / Gianni Nunnari
Dauer: ca. 112 Minuten
Erscheinungsjahr: 2006
Altersfreigabe: FSK 16

„Der epochale Comic von Frank Miller (Sin City) stürmt die Leinwand mit Blut und Donner. Sein ungezähmter visueller Stil, werkgetreu zum Leben erweckt in einer mitreißenden Mischung aus Realfilm und Computeranimation. Er erzählt die historische Schlacht an den Thermopylen und schildert den gigantischen Kampf, in dem König Leonidas (Gerard Butler) und 300 Spartaner bis zum Tod gegen Xerxes (Rodrigo Santoro) und sein gewaltiges persisches Heer kämpften. Erleben Sie Geschichte aus der Schwertperspektive! Und einen Monumentalfilm der neuen Generation.“
(Rückentext der DVD)

Über die Weihnachtsfeiertage konnte ich einige Filme anschauen. „300“ war einer davon. Schon vor rund zehn Jahren war dieser Streifen ein Augenschmaus. Reicht es denn auch für heutige Standards?

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, ist dieser Film doch schon so bekannt und für seinen Stil, seine Kameraarbeit und seine Zeitlupen bekannt.

Ich möchte also an dieser Stelle die Handlung „kurz und knackig“ behandeln.
Die Geschichte kann man grob in der Zeit der persischen Kriege verorten und in diesem Film soll die Schlacht an den Thermopylen nachgestellt werden. Auf historische Korrektheit ist in diesem Film auf keinen Fall Verlass, denn Zack Snyder hat sich zur Vorlage den Comic von Frank Miller vorgenommen.
Die Handlung ist chronologisch und auch ohne größere Kniffe erzählt. Das Besondere ist eher, dass der Zuschauer sehenden Auges miterlebt, wie Leonidas und seine Spartiaten einen Kampf aufnehmen, den sie unmöglich gewinnen können.

Spannungstechnisch fängt der Streifen eher ruhig und gemächlich an, um schon nach einer Viertelstunde Gas zu geben. Mit dem berühmten Tritt und dem Aufschrei „DAS IST SPARTA!“, geht „300“ ein strammes und sich kontinuierlich aufbauendes Programm durch, das den Zuschauer in seinen Bann, zwischen Super-Zeitlupen, einer gehörigen Portion Blut und vielen Speer- und Schwerthieben, zieht. Man könnte meinen, dass die sich wiederholende Art der Darstellung irgendwann auf das Gemüt schlägt und man „300“ nach der dritten oder vierten gleichen Bildkomposition langweilig findet, aber weit gefehlt. Es bringt einen Spaß sich das anzuschauen, vor allem oder gerade weil man weiß, dass Zack Snyder ein Regisseur ist, der mit einer Vision im Kopf Filme dreht und die Geschichte auf eine ganz besondere Art und Weise umsetzen möchte. Vor 10 Jahren war das noch sein Qualitätsmerkmal. Um zurück auf die Spannung zu kommen, kann man sagen, dass man als Zuschauer zwar nicht permanent das Gefühl hat, etwas zu verpassen, wenn man mal kurz den Raum verlässt, aber man möchte doch auf Nummer sicher gehen. Das Interesse ist also entsprechend hoch.

Um gleich mal bei den prägenden Elementen zu bleiben, möchte ich an dieser Stelle das Setting, die Kameraführung und die Effekte ansprechen. Jeder, der den Film kennt, weiß, was ich meine: Es ist das Bild, das von der ersten bis zur letzten Sekunde mit einem Filter bearbeitet wurde. Der Weichzeichner wurde großzügig eingesetzt und kann als Gegensatz zu den harten und rauen Gesichtern und Handlungen angesehen werden. Der Streifen bekommt dadurch ein künstlerisch wertvolles Design.
Die Kulissen sind in jedem Fall stilecht und überzeugen durch ein detailverliebtes Bild. Nichts scheint auch nur ansatzweise dem Zufall überlassen und jede Einstellung, jeder Szenenaufbau und jeder Effekt scheint durchgeplant ausgewählt und perfekt umgesetzt worden zu sein. Wenn man sich die Kameraführung etwas genauer anschaut, merkt man schnell, dass auch hier ein grundsolides und wertiges Bild gezeigt wird. Der Zuschauer erlebt alles hautnah und wird durch ein stimmiges Gesamtkonzept überzeugt.

Im ersten Moment kann man glauben, dass es in „300“ gar nicht mal so viele Emotionen zu sehen gibt, allerdings wird man auch in diesem Punkt eines Besseren belehrt. Mut und Ehre sind nur vordergründig zu sehen, wenn man allerdings hinter die Fassade schaut, sieht man Sorge, Trauer und auch Liebe. Alles wird mal mehr, mal weniger offensichtlich gezeigt. Um bei der ganzen Wahrheit zu bleiben, muss ich erwähnen, dass die Emotionen zwar da sind und auch gezeigt werden, aber man jetzt nicht immer das Gefühl hat, dass sie in irgendeiner Form echt oder glaubhaft sind. Oft wirkt es gezwungen und man denkt sich als Zuschauer, dass man dann doch lieber eine schöne Actionszene sehen möchte, weil es das ist, was „300“ kann und vielleicht auch ausmacht.
Auch wenn die Emotionen nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind, stimmt aber das Bild wieder bei der Authentizität. Ich nehme den Darstellern auf jeden Fall ihre überzeichneten Rollen ab.

Die Musik spielt in diesem Streifen eine nicht ganz so wichtige Rolle. Was sie aber auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, die Szenen auf den Punkt zu untermalen. Eine Sequenz bekommt eine ganz andere Tragweite, wenn sie mit der passenden melodischen Unterstützung daherkommt und das ist in diesem Meisterwerk immer der Fall. Auch hier möchte ich bei der Wahrheit bleiben und erwähnen, dass Zack Snyder auch gezielt Musik weglässt. Nicht immer ist das Weglassen das richtige Mittel, um atmosphärisch eine Schippe draufzusetzen.

Meine Meinung:
Ja, „300“ hat in vielerlei Hinsicht neue Standards gesetzt, die bis heute seinesgleichen suchen. Nur wenige Filme schaffen es auch nur ansatzweise mit diesem Streifen in einer Liga zu spielen.
Aus visueller Sicht hat Zack Snyder ein Werk für die Ewigkeit geschaffen.
Auch wenn es inhaltlich manchmal dünn und emotional nicht immer glaubwürdig ist, beschreitet dieser Streifen in den Punkten Kameraführung und Effekte – für damalige Verhältnisse – ganz neue Wege.

Vor 10 Jahren war dieser Film mit Sicherheit ein Highlight, nach dem vierten oder fünften Mal Schauen ist er immer noch ein guter Film, aber bei weitem nicht mehr das, was er in der ersten Sichtung gewesen ist.

Am Ende bleibt folgendes Fazit: „300“ ist und bleibt ein bildgewaltiger, brutaler und kultverdächtiger Film, der durch seine Effekte besticht. Er ist hemmungslos und manchmal verstörend, aber dabei immer so unglaublich schön. Es stört nicht einmal, wenn man Kreaturen zu Gesicht bekommt, die so aussehen, als ob der Teufel sie höchstpersönlich aus der Unterwelt entlassen hat, weil er es sich nicht mehr mit ansehen konnte.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Action: 9,5 von 10
Story: 7,5 von 10
Setting: 10 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
GESAMT: 8,3

Eden Lake

IMG_5961Titel: Eden Lake
Genre: Thriller / Drama
Regie: James Watkins
Musik: David Julyan
Produzenten: Christian Colson / Richard Holmes
Dauer: ca. 85 Minuten
Erscheinungsjahr: 2008
Altersfreigabe: FSK 18

„Am idyllischen Eden Lake wollen Jenny (Kelly Reilly) und Steve (Michael Fassbender) ausspannen, doch statt eines romantischen Wochenendes durchlebt das Paar einen Albtraum. Die Provokationen einiger Jugendlicher eskalieren zur brutalen Gewalt, als der Kampfhund des Anführers getötet wird. Von jetzt an machen die Kids in den Wäldern unerbittlich Jagd auf die Erwachsenen und lassen auch die letzten Grenzen zwischen Leben und Tod hinter sich.“
(Rückentext der DVD)

Ich habe mir einige Male den Artikel zu „Eden Lake“ auf „Ma-Go Filmtipps“ durchgelesen und ich habe mich wirklich angesprochen gefühlt. Ich war gleichermaßen skeptisch aufgrund des Genres, als auch interessiert aufgrund der Thematik. Wie mir „Eden Lake“ gefallen hat, erfahrt ihr hier:

Die Handlung ist sehr extrem und teilweise explizit. Es geht sogar soweit, dass der Zuschauer einen direkten Blick in offene, tödliche Wunden hat. FSK 18 ist für diesen Film auf jeden Fall angemessen.
In der ersten Hälfte des Filmes fehlt das Tempo, dafür werden die beiden Hauptfiguren gut und gründlich vorgestellt. Dies schlägt sich leider auch negativ auf die Spannung in dieser Zeit nieder. In der zweiten Hälfte geht es rasanter zu, allerdings bekommt der Zuschauer ab dann auch nur Dinge zu sehen, die man irgendwo schon einmal gesehen hat. Die Jugendlichen machen blutige Jagd auf die beiden Erwachsenen. Alles, was passiert, ist in der zweiten Hälfte mehr oder weniger vorhersehbar.
Die Erzählweise ist besonders am Anfang sehr unaufgeregt, hier fällt es dem Zuschauer schwer dran zu bleiben. Ab der Hälfte des Streifens bekommt sowohl die Handlung, als auch die Erzählweise das nötige Tempo. Mit dem Tempo kommt auch das Interesse, kommt die Spannung und kommt auch die Gewalt.

Insgesamt lässt sich zu der Story aber auch sagen, dass sie flach ist und nicht viel hergibt. Die beiden Filmhälften lassen sich überschreiben mit: „Pärchen fährt auf einen Campingausflug“ und „Pärchen wird von skrupellosen und gewalttätigen Jugendlichen gejagt“. Neben der expliziten Darstellung roher Gewalt fehlte die Tiefe und auch ein bisschen der Sinn.

85 Minuten sind eigentlich kurzweilig, allerdings macht es „Eden Lake“ in den ersten 40 Minuten dem Zuschauer schwer und langwierig.

Die Darsteller sind exzellent ausgewählt und absolut glaubhaft. Mit Michael Fassbender bekommt man einen tollen Hauptcharakter zu sehen, dem es nicht an der nötigen Tiefe fehlt. Wesentlich stärker empfand ich allerdings Kelly Reilly, die wesentlich mehr im Fokus stand. Die Ausmaße der Handlung und die Tragweite wird besonders an ihrer Figur deutlich gemacht. Ohne zu viel zu verraten, erleidet sie zwar nicht die meisten körperlichen Schmerzen, dafür aber ohne jeden Zweifel die schlimmsten psychischen Schmerzen.
Von den beiden Protagonisten bekommt das Publikum eine insgesamt gute Leistung zu sehen. Die Leistung wird leider von der schwachen Erzählweise im ersten Teil geschmälert.
Die Antagonisten waren herausragend. Das Publikum erlebt dort echte Bedrohung, echte Gewaltbereitschaft, die die Nerven zum Zerreißen bringt. Mich persönlich haben die Jugendlichen genervt, weil ich nicht verstehen möchte, wie man so sein kann. Tatsächlich ist das aber ein sehr reales Beispiel dafür, wie gefährlich so eine Gruppe sein kann. Insbesondere heute, in Zeiten von Handyvideos und Meldungen über gewalttätige Jugendliche, ist „Eden Lake“ ein Fingerzeig. Die darstellerische Leistung der gesamten Gruppe ist extrem glaubhaft. Auch die Rollenverteilung innerhalb der Gruppe ist plausibel und nachzuvollziehen.

Wo die Antagonisten eher ein Gefühl von Anarchie und Abneigung vermitteln, bekommt man auf Seiten des Paares vielfältigere Emotionen zu sehen.
Besonders von Jenny (Kelly Reilly) bekommen wir von Liebe, Zuneigung und Zuversicht über Mut, Angst und Entschlossenheit bis hin zu Schmerz, Trauer und Wut alles zu sehen.
Man kann schon sagen, dass der Hauptteil der gesamten Story – schauspielerisch und emotional – auf ihren Schultern lastet.

Die Musik war ausschließlich unterstützend und hat zu diesem Genre gut gepasst. Sie verhält sich aber ähnlich wie der Film an sich. In der ersten Hälfte schwach und unauffällig, in der zweiten dafür wesentlich präsenter und spannungsfördernd.

IMG_5964Meine Meinung:
„Eden Lake“ konnte mich nicht von Anfang an abholen, aber er schafft es, mich in der zweiten Hälfte sehr gut zu unterhalten.
Thriller-Fans werden mit Sicherheit ihren Spaß an diesem Film haben, für alle andere ist „Eden Lake“ doch etwas schwierig.

Für mich hat die Geschichte eine erstaunliche Brisanz, auch wenn in den letzten Wochen und Monaten das Thema „jugendliche Gewalt“ nicht ganz so präsent war, so ist es doch immer wieder und oft in den Medien vertreten.

Punkte hat der Film aufgrund einer wirklich schwachen ersten Hälfte verloren.

Meine Wertung:
Spannung: 7,5 von 10
Story: 5,0 von 10
Länge: 6,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 6,0 von 10
GESAMT: 6,7

Jonah Hex

IMG_5327Titel: Jonah Hex
Genre: Western / Comicverfilmung
Regie: Jimmy Hayward
Musik: Marco Beltrami / Mastodon
Produzenten: Akiva Goldsman / Andrew Lazar
Dauer: ca. 78 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Altersfreigabe: FSK 16

„Jonah Hex (Josh Brolin), ein Vagabund mit vernarbtem Gesicht, arbeitet als Kopfgeldjäger, weil es sonst kein Auskommen für ihn gibt. Er hat schon viele Schlachten überstanden, weiß mit dem Colt umzugehen, und egal wessen Gesicht auf einem Steckbrief landet – Jonah Hex wird ihn todsicher aufspüren. Er ist selbst dem Tod nur knapp entronnen – sein von Gewalt geprägtes Leben ist inzwischen eine Legende: Mit einem Bein steht er voll im Leben, mit dem anderen bereits im Jenseits. Das Schicksal verdammt ihn zum Einzelgänger – der einzige Mensch, der ihm etwas bedeutet, ist Lilah (Megan Fox), deren Leben im Bordell Narben anderer Art hinterlässt. Jonah wird von seiner Vergangenheit eingeholt, als die US-Army ihm ein Angebot macht, das er nicht ablehnen kann: Auch auf seinen eigenen Kopf ist ein Preis ausgesetzt – falls Jonah also auf seine Freiheit weiterhin Wert legt, muss er den teuflischen Bandenchef Quentin Turnbull (John Malkovich) finden und unschädlich machen – Turnbull hat Hex‘ Familie ermordet und sein Gesicht mit einem Brandeisen entstellt. Jetzt ist er dabei, eine Privatarmee aufzustellen, um sein persönliches Höllenreich zu errichten. Als Jonahs Erzfeind wird Turnbull nicht ruhen, bis sein Gegner tot ist.“
(Rückentext der DVD)

Als ich bei dem DVD-Dealer meines Vertrauens in der DC-Comic-Ecke „Jonah Hex“ entdeckte, war ich überrascht, denn ich kannte weder den Comic noch den Film und so wurde mein Interesse geweckt. Ich kleiner Fan von Comicverfilmungen und Superhelden. Ich las mir im Laden den Rückentext durch und dachte: „Könnte cool werden.“. Dass mein Einkaufskorb wieder einmal so voll sein wird, wie schon lange nicht mehr, konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnen. Nun kam ich endlich dazu, mir „Jonah Hex“ anzuschauen.

Der Hauptteil der Geschichte spielt kurz vor der ersten Einhundertjahrfeier der Vereinigten Staaten von Amerika. Es gab noch keine großartigen technischen Errungenschaften und man bewegte sich noch auf Pferden fort. Wenn man so will, befinden wir uns mit Jonah im „Wilden Westen“ und sehen, was er erlebt. Chronologisch und einfach bekommt der Zuschauer diesen Film serviert. Es gibt keine größeren Kniffe in der Erzählweise, doch eine Sache hat sich ausschlaggebend hervorgehoben: Am Anfang muss eine längere Zeitspanne überbrückt werden. Die kreative Lösung war eine vorübergehende comicähnliche Erzählweise.
Leider war das die einzige kreativ gelöste Situation, in der man an der Art und Weise der Erzählung etwas gedreht hat. Insbesondere der Anfang zeigt, dass ein Mix beider Variationen sehr gut funktioniert. Ansonsten bleibt der Film seiner Linie treu und bricht selten aus.
Die Handlung dreht sich ausschließlich um Jonah Hex, dem Cowboy, dem Entstellten und seinem Weg, Rache zu nehmen.
Angesiedelt im 19. Jahrhundert bewegt sich der Film in einer rauen und unbarmherzigen Welt, in der sich jeder selbst am nächsten ist. Verbündete gibt es kaum und die wenigen Freunde, die man hat, sind teuer und schwer zu beschützen.

„Jonah Hex“ schafft es nur punktuell, Interesse zu erzeugen. Es gibt vieles, was man besser machen kann, aber es ist nicht die Lösung, alles auf Action aufzubauen. Hinter dem Film steckt eine durchaus spannende Geschichte aus dem Hause DC. Es gibt Elemente und Ideen, die dem Film mit Sicherheit gut getan haben: Da wären die Comicausschnitte zu Anfang, die Fähigkeit von Jonah und einige Elemente in der Darstellung. Auch ist der Wilde Westen eine tolle Umgebung für Charaktere wie Jonah. Das Besondere ist, dass die Welt nicht so technologisiert ist, wie in anderen Superheldenfilmen. Auf der Negativseite steht dem etwas mehr gegenüber. Da wären die überwiegend flachen Charaktere, die überladene Action und die Schwächen in der Geschichte, die einen großen Mangel darstellen.

Alles wurde in knappen 78 Minuten gepackt und eher schlecht als recht auserzählt. 15 Minuten mehr hätten dem Film gutgetan. Dem Zuschauer verwehrt man aufgrund der kurzen Laufzeit auch Eindrücke in die Figur Jonah Hex und sein bewegtes Leben. Seine Tätigkeit als Kopfgeldjäger wird nur äußerst kurz angerissen und auch die Verbindung zu der Prostituierten Lilah wird nicht klar dargestellt. Irgendwas scheint die beiden zu verbinden, aber man weiß nicht was.

Kühl und erstaunlich berechenbar kommt „Jonah Hex“ daher. Angetrieben von Rache begibt sich der Titelheld auf die Reise, um Quentin Turnbull zu töten. Dessen Motive wiederum sind eigentlich nur Tod und Zerstörung. Offensichtlich möchte er eine anarchische Gesellschaftsstruktur erschaffen, an dessen Spitze er und seine Armee stehen sollen. Weshalb Quentin Turnbull so sehr nach Macht sinnt, wird dem Zuschauer leider nicht nähergebracht. Ausgerechnet unser Titelheld ist vermutlich der einzige, der den machtbesessenen Turnbull aufhalten kann. Emotionen werden ansonsten in „Jonah Hex“ eher kleingeschrieben. Es dreht sich nicht um die großen Gefühle, obwohl Rache eine starke Emotion ist. Darüber hinaus deutet sich nur ein kleines Techtelmechtel zwischen Jonah und Lilah an. Auch sie muss er beschützen und dahingehend zeigt er eine kleine, rudimentäre Seite: In ihm wird eine Art Beschützerinstinkt geweckt.

Des Weiteren habe ich mir natürlich die Frage gestellt, wie originell der Film ist.
Die Geschichte, Handlung und Umgebung sind an und für sich schon sehr spannend und einen Superhelden – oder in diesem Fall Antihelden – in diese Zeit zu implementieren, ist innovativ und neu. Die Grundidee der Figuren und Charaktere passt auch sehr gut dazu, allerdings hapert es sehr stark an der Umsetzung. So ziemlich jede Figur hat mehr Schwächen als Stärken, das ist besonders bei diesem Stoff sehr bedauernswert, denn es hätte so viel Größeres aus dieser Handlung werden können. Angefangen bei Jonah (Josh Brolin) bis hin zum Antagonisten Quentin Turnbull (John Malkovich). Alle Darsteller waren nicht überzeugend. Waren nicht echt. Waren einfach ungenügend. Mangelhaft war auch die Leistung von Megan Fox, ihres Zeichens Nominierte für die Goldene Himbeere für diese Leistung. Sie reiht sich – zwischen all der schlechten Arbeit – ein.

„Jonah Hex“ hatte aber auch positive Seiten an sich. Die Action war immer imposant. Zeitweise bekommt der Zuschauer sogar das Gefühl in einem Michael-Bay-Film zu sitzen, denn egal, wo man hinsah, es krachte und flog irgendwas, fernab der Realität, in die Luft. Die Action war dabei nicht mal gut gemacht. Die Macher wollten wohl, dass da eine Explosion ist, auch wenn sie keinen Sinn ergab. Das Publikum kann da sehr schnell das Gefühl bekommen, dass die überladene Action die Schwächen kaschieren soll. Vergeblich.

Mit einigen Songs der Metalband „Mastodon“ hat man einen tollen Kontrast erzeugt. Dazu kommen aber auch unterstützende, klassisch komponierte Stücke, die in der Kombination sehr gut zu dem Film passen. Auf der einen Seite sind die modernen, harten und gitarrenlastigen Songs, die die raue Welt, die unbarmherzigen Charaktere und die Gewalt unterstreichen. Auf der anderen Seite sind die klassischen Stücke, die die Szenen unterstützen und untermalen sollen. Bei der Auswahl hat man Kreativität und Mut gezeigt. Zwar war die Wahl nicht tadellos, aber in gewisser Weise einzigartig.

Meine Meinung:
„Jonah Hex“, schlechter als erwartet. Mir hat er nur minder Spaß gebracht. Ich kann den Film daher leider auch nicht gänzlich empfehlen, dafür ist er einfach nicht gut genug.

Als ich den Rückentext las, hatte ich neben „könnte cool werden“ auch genau den Eindruck, dass es sich um einen Antihelden handelt und schon musste ich an „Constantine“ denken, der ja auch aus dem Hause DC stammt. Mich beschlich schon immer das Gefühl, dass DC die Antihelden besser kann als Marvel und dass die Welten dort immer etwas dreckiger waren. „Jonah Hex“ passt grundsätzlich sehr gut in dieses Bild, denn prinzipiell hat die Geschichte viel Potential.

Am Ende war ich überhaupt nicht gerne mit Jonah und Lilah und Turnbull zusammen. Ich bin aber froh, dass ich diesen Film nun gesehen habe. Ich glaube, dass die Macher auch erkannt haben, dass der Film Mist ist und daraufhin hat man ihn auf eine minimal Länge zusammengeschnitten. Leider ist das Resultat dem DC Universum und den Erfindern von Jonah Hex nicht würdig.

Nur hartgesottene Comicfans dürften sich diesen Film ansehen, alle anderen werden bitter enttäuscht.

Meine Wertung:
Spannung: 6,0 von 10
Action: 8,0 von 10
Story: 6,0 von 10
Länge: 3,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 5,0 von 10
Authentizität: 2,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 5,4

I wie „Inglourious Basterds“

IMG_6045Titel: Inglourious Basterds
Genre: Kriegsfilm
Regie: Quentin Tarantino
Musik:
Produzenten: Lawrence Bender / Quentin Tarantino
Dauer: ca. 148 Minuten
Erscheinungsjahr: 2009
Altersfreigabe: FSK 16

„Irgendwo im von Nazis besetzten Frankreich: Shosanna Dreyfus muss mit ansehen, wie ihre Familie vom ‚Juden-Jäger‘ Oberst Landa (Christoph Waltz) grausam hingerichtet wird. Durch Zufall kann sie entkommen und flieht nach Paris, wo sie sich als Kinobesitzerin eine neue Identität aufbaut.
Anderswo in Europa: Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) und seine als ‚Basterds‘ gefürchtete Spezialeinheit machen Jagd auf Nazi-Skalps. Zusammen mit der deutschen Schauspielerin und Geheimagentin Bridget von Hammersmark schmieden sie ein Komplott: Bei einer Pariser Filmpremiere wollen sie Hitler und seine Helfer ausschalten. Doch Shosanna hat ihre eigenen Rachepläne…“
(Rückentext der DVD)

Diese Challenge fühlt sich so langsam wie ein „Quentin-Tarantino-Filmfestspiel“ an. Es folgen noch einige Quentin-Tarantino-Filme auf dem langen Weg bis zum letzten Buchstaben des Alphabets. Auch sonst freue ich mich über jeden Film meines absoluten Lieblingsregisseurs und ich könnte immer so weiter machen.

Die Handlung ist einfach strukturiert und mehr oder minder zeitlich gegliedert. Erzählt wird sie in Kapiteln. Für den Zuschauer ist diese Untergliederung hilfreich, da man dadurch einen klaren Rahmen für Haupt- und Nebenstrang bekommt. Das Besondere an diesem Film ist, dass er kontrafaktisch ist. Alleine die Story ist so wunderbar erzählt, dass sie sofort das Publikum in ihren Bann zieht. Auch die Thematik, vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges, fügt sich nahtlos in das Gesamtbild der Handlung ein.

Spannung, Humor und Action gehen Hand in Hand einher. Alles baut irgendwie aufeinander auf und komplettiert den Gesamteindruck, den der Zuschauer automatisch von diesem Film bekommt. Spannung wird durch die Handlung automatisch aufgebaut und mit Humor, Wortwitz, sarkastischen Äußerungen, spontan wirkenden Handlungen, aber auch mit Action, bleihaltigen Szenen und Splatter-Elementen versehen und ausgeschmückt. Das Publikum hat auch selten das Gefühl, in einem „Füll-Element“ zu stecken, denn potentiell langweilige Szenen werden durch einen Cut unterbrochen und mit einer Zwischensequenz ergänzt bzw. entschärft.

Auch die Punkte Gefühle/Emotionen und Authentizität kommen gemeinsam daher, denn es ist von entscheidender Wichtigkeit, einen Charakter originell durch seine Emotionen sprechen zu lassen. Quentin Tarantino schafft es, die meisten Charaktere in diesem Streifen perfekt in Szene zu setzen und selten etwas Künstliches an ihnen zu lassen. Selten, aber nicht nie. Es ist leider so, dass einer der „Titelhelden“ Lt. Aldo Raine, gespielt von Brad Pitt, tatsächlich als einziger im ganzen Film, sehr übertrieben wirkt.

Die Gefühle sind, für einen Kriegsfilm, erstaunlich vielfältig. Die Nazis als Feindbild helfen bei der Kanalisierung dieser. So kommt es nicht selten vor, dass ihnen mit großem Hass und Abneigung begegnet wird. Allerdings kommt es auch darauf an, an welchem Punkt im Film und in welchem Handlungsstrang man sich befindet. Sorge, Freude und Zuneigung sind teilweise auf der Emotionsebene zwischen den Charakteren zu beobachten.

Die Filmmusik ist sehr ausgewogen mit einem ganz eigenen Charme. Oft erinnert die Musik an alte Western mit John Wayne. Sie zeichnet sich nicht durch besondere Ohrwurmqualität aus, aber dennoch ist sie sehr eingängig. Leider stiehlt sie oft dem Film die „Show“ und lenkt stark vom Geschehen ab, sobald sie aber vorbei ist, ist sie meistens auch gleich schon aus dem Kopf, als ob man sie gleich vergessen hätte.

Eine weitere Besonderheit der meisten Tarantino-Filmen ist die Länge der Filme, so ist auch „Inglourious Basterds“ mit einer dementsprechenden Laufzeit „ausgestattet“. Mit ca. 148 Minuten hat der Film Überlänge und beansprucht einmal mehr die Konzentration des Publikums.

Meine Meinung:
Quentin Tarantino hat mit „Inglourious Basterds“ einen wahren Kultfilm geschaffen und Christoph Waltz hat nicht ohne Grund einen Academy Award für seine Rolle bekommen.

Ich habe mich auch wieder sehr entertaint gefühlt und habe diesen Film mit großer Spannung und Interesse verfolgt. Die gesamte Konstellation macht diesen Film zu etwas Besonderem und zu einem meiner Lieblingsfilme.
Die Musik war zwar teilweise sehr präsent und ablenkend, hat aber dem Film eine besondere Note verliehen. Das Meiste am Film hat mich gänzlich überzeugt, wobei die Laufzeit abschreckend auf das Publikum wirken könnte.

„Inglourious Basterds“ ist ein sehr zu empfehlender Film und sollte von Film-Liebhabern unbedingt gesehen werde.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 9,5 von 10
Action: 8,5 von 10
GESAMT: 8,9