sep*T*ember-Challenge: Toni Erdmann

Titel: Toni Erdmann
Genre: Tragikomödie
Regie: Maren Ade
Musik:
Produzenten: Janine Jackowski / Maren Ade / Jonas Dornbach
Dauer: ca. 156 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„TONI ERDMANN erzählt die Geschichte von Winfried (Peter Simonischek), einem Musiklehrer, und seiner Tochter Ines (Sandra Hüller), einer Unternehmensberaterin, die um die Welt reist, um Firmen zu optimieren. Da Winfried zu Hause nicht viel von seiner Tochter sieht, beschließt er, sie spontan in Rumänien zu besuchen. Statt sich anzukündigen, überrascht er sie in der Lobby ihrer Firma. Die Annährungsversuche des Vaters scheitern kläglich. Doch dann überrascht Winfried Ines mit einer radikalen Verwandlung in Toni Erdmann, sein schillerndes Alter Ego. Toni nimmt kein Blatt vor den Mund und mischt sich in Ines´ Berufsleben ein. Überraschend lässt Ines sich auf sein Spiel ein, und Vater und Tochter machen eine verblüffende Entdeckung: Je härter sie aneinander geraten, desto näher kommen sie sich.“
(Rückentext der DVD)

Der S-E-P-T-E-M-B-E-R geht in seine nächste Runde.
Ma-Go von Ma-Gos-Filmtipps hat ebenfalls zum Zweck der Challenge „Toni Erdmann“ gesehen. Ich habe es mir verkniffen, seine Review durchzulesen, da ich nicht möchte, dass ich sein Gedankengut in mich aufnehme, bevor ich meines zu Papier gebracht habe.

Mein erstes Interesse wurde geweckt, als ich gelesen habe, dass dieser Film für einen Oscar© nominiert wurde und ich erfreut darüber gewesen bin, dass es endlich mal wieder einen deutschen Teilnehmer gibt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nichts über den Inhalt des Streifens. Sicherheitshalber habe ich mir aber dennoch die DVD zugelegt. Im Zuge der S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge habe ich mich erstmals mit der Handlung auseinandergesetzt und dachte: „Oh, ok, könnte anstrengend werden.“

Und wie soll ich sagen? Die Handlung fing schon ziemlich interessant an, in einer eher skurrilen Szene sehen wir zunächst Winfried und später dann noch Toni Erdmann. In Verbindung mit dem Dialog der sich daraus ergibt, war ich zunächst angefixt, weil ich durchaus den humoristischen Aspekt in dieser Konstellation gesehen habe und mich das durchaus ansprach. Der Gedanke, dass sich ein Mensch von Jetzt auf Gleich in zwei unterschiedlichen Rollen befindet, empfinde ich grundsätzlich als spannendes Unterfangen.
Die folgenden 20 Minuten waren leider komplett anders als diese einleitende Sequenz, in der ich Spritzigkeit, Kreativität und Spielfreude gesehen habe. Vielmehr wurde ich als Zuschauer auf eine Geduldsprobe gestellt und ich hielt sie zum Glück durch.

Aber ich muss mit dem Gedanken aufräumen, dass dieser Streifen einer zum Lachen ist. Vielmehr ist es ein dramatisches Spiel, was sich zwar augenscheinlich als Tragikomödie tarnt, aber die witzigen Aspekte finden eher im Hintergrund, auf Nebenschauplätzen und in zweiter Linie statt. Tragisch ist das Verhältnis zwischen Winfried und Ines, das sich mit jeder Minute dem Zuschauer offenlegt. Die meiste Zeit war es wirklich interessant anzuschauen, doch irgendwo in der Mitte war alles zu viel und ich stellte fest: „Alles klar, ich habe es verstanden!“ Es wurde quasi immer wieder inhaltlich auf dem Gleichen herumgeritten und es wurden wenig neue Erkenntnisse gebracht.

Die darstellerische Leistung war in den besonders dramatischen oder tragischen Momenten besonders glaubwürdig. Die meiste Zeit gaben die beiden Hauptdarsteller ein extrem gutes Bild ab. Gerade auch Peter Simonischek, der einmal mehr seine Erfahrung und Klasse aus und durch zahlreiche Theater- und Filmproduktionen zeigt, zieht alle Register, um diese Rollen in einer Figur zu vereinbaren. Auf der einen Seite der liebende Vater, der seine Tochter vermisst und sie gerne näher kennenlernen will, gebrochen und zurückgewiesen, und dann als Toni Erdmann zurückkehrt, um sich als „Fremder“ seiner Tochter zu nähern. Sandra Hüller hat es da wesentlich einfacher, bleibt aber die meiste Zeit auch vom Facettenreichtum und der Spielfreude weit hinter ihrem Schauspielerkollegen zurück. Dennoch muss gesagt sein, dass es natürlich extrem schwer ist, gegen einen stark aufspielenden Peter Simonischek anzukommen.
Einziger Wermutstropfen ist, dass in einigen Szenen, gerade dann, wenn es besonders witzig sein soll, die Dialoge und der Ausdruck durchaus hölzern sind.

Guten Gewissens kann ich sagen, dass diesem Film 20 bis 30 Minuten weniger nicht geschadet hätten. Am Ende gelange aber auch ich zu einigen Erkenntnissen. Auf der Positiv-Seite steht starker gesamter Cast, der insbesondere in den dramatischen bzw. tragischen Momenten zu Höchstformen aufläuft. In den humorvollen Szenen offenbaren sich allerdings einige Schwächen.
Dem Ganzen stehen auf der Negativ-Seite eine ausgedehnte Laufzeit und fehlende musikalische Untermalung gegenüber. Es gibt aber insgesamt auch noch mehr: eine breite emotionale Palette gegenüber stark abnehmender Spannung und zum Schluss ein mehr als unbefriedigendes Ende.

Meine Meinung:
„Toni Erdmann“, ein deutscher Vertreter bei den Oscar©-Verleihungen. War die Nominierung denn auch gerechtfertigt? Definitiv ja. Inhaltlich überzeugt der Streifen durch eine Handlung, die anfänglich wendungsreich ist und zum Ende hin mit einer tollen Quintessenz überzeugt.

Schlussendlich kann ich nicht sagen, für wen dieser Streifen gedacht ist.
Ich fühlte mich einerseits unterhalten und andererseits herausgefordert. Leider hat dieser Film viel zu viele Für und Wider, sodass ich am Ende zwischen Baum und Borke sitze und nicht weiß, wie ich diesen Streifen wohl finde.

Meine Wertung:
Spannung: 7,5 von 10
Story: 7,0 von 10
Länge: 4,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 9,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 4,0 von 10
GESAMT: 6,6

Hier geht es zu meinen anderen Beiträgen:
*S*eptember-Challenge: Source Code
s*E*ptember-Challenge: Eyes Wide Shut
se*P*tember-Challenge: Percy Jackson – Diebe im Olymp
sep*T*ember-Challenge: Toni Erdmann
sept*E*mber-Challenge: Edward mit den Scherenhänden
septe*M*ber-Challenge: Merida – Legende der Highlands
septem*B*er-Challenge: Boston
septemb*E*r-Challenge: Extrem laut & unglaublich nah
septembe*R*-Challenge: Regression

Beiträge anderer Teilnehmer:
Ma-Go – Toni Erdmann
Hotaru – Tremors – Im Land der Raketenwürmer
Shalima – Trumbo
Stepnwolf – Tatort: Stau

18 Gedanken zu „sep*T*ember-Challenge: Toni Erdmann

  1. Pingback: Special: S-E-P-T-E-M-B-E-R | zacksmovie

  2. Ma-Go

    Dafür, dass du meinen Teext nicht gelesen hast, gibt es ganz schön viele Parallelen 🙂

    1. Beginn mit Oscar Erwähnung…
    2. M: „Na das können ja lange 160 Minuten werden…“
    Z: „„Oh, ok, könnte anstrengend werden.“
    3.
    Z: „Die meiste Zeit war es wirklich interessant anzuschauen, doch irgendwo in der Mitte war alles zu viel und ich stellte fest: „Alles klar, ich habe es verstanden!“ Es wurde quasi immer wieder inhaltlich auf dem Gleichen herumgeritten und es wurden wenig neue Erkenntnisse gebracht. “

    M: „Auf Grund der doch recht langen Laufzeit merkte ich dann, wie nach etwa 100 Minuten eine gewisse Ermüdung bei mir einsetzte, nachdem ich das Gefühl hatte verstanden zu haben, wie die beiden Protagonisten ticken und fühlen. Hier hätten einige Szenen getrost weggelassen werden können.“

    4.
    M: „Die Dialoge waren an machen Stellen recht hölzern…“
    Z: „…, die Dialoge und der Ausdruck durchaus hölzern sind.“

    Erstaunlich, oder? 🙂 Kann ich aber insgesamt so unterschreiben.

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    1. zacksmovie Autor

      Ja, stimmt schon. Ich wollte aber wirklich nicht abschreiben. Dann scheinen wir, zumindest bei diesem Film, die gleiche Meinung zu haben. Es war aber auch schön und interessant dieses Exemplar deutscher Filmkunst gesehen zu haben.

      Außerdem klingt deine Aufzählung so wie ein Vorwurf. Ich hoffe, dass ich da überinterpretiere.

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      1. Ma-Go

        Nein absolut kein Vorwurf. Sorry. Selbst WENN du abgeschrieben HÄTTEST, wäre das auch kein Problem. Scheinbar sind wir einfach einer Meinung.

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      2. zacksmovie Autor

        Jup, sieht wohl ganz so aus.
        Nein, ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich nicht abgeschrieben habe. Ich will ja nach Möglichkeit meine eigene Formulierung und Meinung zu Papier bringen. Das wir sogar beide das Wort „hölzern“ verwenden, finde ich persönlich sogar am erstaunlichsten.

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  13. Hotaru

    Toni Erdmann habe ich noch nie gesehen, aber ihn ansehen würde ich mir schon gerne. Ich warte aber hier auf eine Ausstrahlung im Fernsehen, denn ich glaube nicht, dass er zu den Filmen gehören würde, den ich mir öfters angucken würde. Die Filmlänge schreckt mich auch schon arg ab. 🙂

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