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sept*E*mber-Challenge: Edward mit den Scherenhänden

Titel: Edward mit den Scherenhänden (engl. „Edward Scissorhands“)
Genre: Thriller / Tragikomödie
Regie: Tim Burton
Musik: Danny Elfman
Produzenten: Tim Burton / Denise Di Novi
Dauer: ca. 101 Minuten
Erscheinungsjahr: 1990
Altersfreigabe: FSK 6

„Das hätte sich die Avon-Beraterin Peg nicht träumen lassen: Statt Kunden findet sie in einem alten Schloss den Kunstmenschen Edward (Johnny Depp). Dessen Erfinder stirbt kurz vor der Vollendung seines Meisterwerks. Das Ergebnis: Edward sieht aus wie eine Mischung zwischen Pinocchio und missratener Wachsfigur. Das Auffallendste an ihm sind aber seine riesigen Scherenhände. Als die resolute Avon-Lady ihn mit nach Hause nimmt, verliebt Edward sich in Pegs engelsgleiche Tochter Kim (Winona Ryder). Schon bald reißen sich die Leute um den Exoten, der mit seinen Scheren nicht nur Büsche und Bäume, sondern auch Hunde- und Frauenhaare in extravagante Kunstwerke verwandeln kann. Doch leider wollen nicht alle Edwards Talente für gute Zwecke einsetzen und bringen den naiven Scherenmenschen mit dem Gesetz in Konflikt. Sympathie verwandelt sich in Ablehnung und Hass…“
(Rückentext der DVD)

Lange ist es her, als ich das letzte Mal „Edward mit den Scherenhänden“ gesehen habe. Ich kann mich fast nicht mehr erinnern und bis auf ein paar Szenen blieben mir weder Figuren noch Handlungen in Erinnerung. Für die S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge habe ich beschlossen, dass das zweite „E“ gerne dieser mehr als 25 Jahre alte Streifen sein kann.

Der Rückentext beschreibt die Handlung schon sehr gut, es gibt da auch nichts, was ich an dieser Stelle noch erwähnen müsste. In meiner Erinnerung war „Edward mit den Scherenhänden“ sowohl witziger, als auch skurriler und angsteinflößender. Am Ende muss ich aber feststellen, dass dieser Film das alles nicht ist. Er ist nicht witzig, er ist nur ein bisschen skurril, und er ist überhaupt nicht angsteinflößend. Erzählerisch hatte ich übertriebene Erinnerungen und wurde auch in diesem Punkt letzten Endes enttäuscht. Ja, ich war Kind, als ich diesen Film zum ersten Mal gesehen habe, aber wenn der Streifen auch nur im Entferntesten gut oder packend wäre, dann sollte er auch heute seinen Charme sprühen lassen. Also wartete ich. Die Erzählweise ist behäbig und sehr nüchtern bzw. langsam. In die Gänge kommt dieser Film nicht so richtig und so passierte, was zu erwarten war: Mir fielen die Augen zu. Ich wurde in den ersten 20 Minuten nicht so richtig gepackt. Sowohl inhaltlich als auch darstellerisch lässt Tim Burton mit diesem Film viele Wünsche offen.
Dabei ist Edward mit den Scherenhänden eine Figur, die total ins Bild von Tim Burton passt und eigentlich auch genau sein Ding sein sollte, zumindest dann, wenn man sich seine anderen Werke anschaut. Burton steht mindestens für abgedrehte Figuren, Drehbücher und Filme wie Zack Snyder für epische Schlachten.

Tja, wenn es schon storymäßig nicht so recht hinhaut, wie ist dann die Inszenierung? Oder die Spannung? Rein technisch gesehen macht die Inszenierung einen sehr wertigen Eindruck für damalige Verhältnisse. „Edward mit den Scherenhänden“ ist aber definitiv nichts für heutige Cineasten. Neben äußerst einfach gehaltenen Kulissen bekommt man noch wenig ausgetüftelte Kameraeinstellungen zu sehen. Spannungstechnisch fühlte ich mich richtig falsch verstanden, denn auch unter diesem Gesichtspunkt hat es mir der Edward nicht angetan.
Ganz und gar nicht.

Zu den Darstellern möchte ich auch nicht viele Worte verlieren. Der komplette Cast bringt so gut wie keine Leistung. Angefangen mit Johnny Depp und Winona Ryder. Ich habe selten so unglaubwürdige und versteifte Hauptfiguren gesehen wie in diesem Film. Die Dialoge sind äußerst vorhersehbar und absolut unglaubwürdig. Die Emotionen bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau und das finde ich persönlich äußerst schade, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass der Film zumindest mit einem gewissen Potential ausgestattet ist.
Die Gefühlspalette suggeriert breit aufgestellt zu sein, aber tatsächlich sehen wir so gut wie nichts davon. Besonders die positiven Emotionen werden stark vernachlässigt, bei den negativen wird, besonders zum Ende hin, dick aufgetragen. Potential verschenkt.

Mit 101 Minuten hat Tim Burton diesen Film stark in die Länge gezogen. 20 Minuten hätte man locker einsparen können. Einziger Wermutstropfen ist zumindest die musikalische Unterstützung. Danny Elfman leistet gute Arbeit und bringt einen eigentümlichen Sound in diesen Streifen. Irgendwie klingt die Musik wie aus einer Spieluhr und verleiht dem Film dadurch einen sehr skurrilen Touch, der von mir sehr positiv wahrgenommen wird.

Meine Meinung:
„Edward mit den Scherenhänden“ ist für die S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge von mir ausgewählt worden und ich muss sagen, dass ich es einerseits bereue, weil ich euch gerne tolle Filme mit überschwänglichen Worten präsentieren möchte, andererseits ist es aber auch eine gute Wahl, weil ich eben nicht immer nur die besten, schönsten und tollsten Filme schaue und kritisiere.

Unterm Strich bin ich ein bisschen enttäuscht von diesem Film, weil ich eine typische Tim-Burton-Qualität erwartet habe, aber nicht beachtet hatte, dass es sich mit „Edward mit den Scherenhänden“ um einen älteren Film handelt und auch Burton mit jedem Werk gewachsen ist.
Trotzdem bin ich unzufrieden. Meine Wertung fällt wie folgt aus:

Meine Wertung:
Spannung: 3,0 von 10
Story: 4,0 von 10
Länge: 3,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,0 von 10
Authentizität: 2,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
GESAMT: 3,7

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*S*eptember-Challenge: Source Code
s*E*ptember-Challenge: Eyes Wide Shut
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septem*B*er-Challenge: Boston
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Shalima – E-Mail für dich
Ma-Go – Europa Report
Hotaru – The Eyes of my Mother
Stepnwolf – Edge of Love

The Iceman

IMG_8829Titel: The Iceman – Liebender Ehemann. Fürsorglicher Vater. Skrupelloser Killer. (engl. „The Iceman“)
Genre: Thriller
Regie: Ariel Vromen
Musik: Haim Mazar
Produzenten: Boaz Davidson / Danny Dimbort / Avi Lerner
Dauer: ca. 106 Minuten
Erscheinungsjahr: 2012
Altersfreigabe: FSK 16

„New York in den 60ern: Richard (Michael Shannon) hat es nicht leicht. Aufgewachsen in einer kaltherzigen Umgebung, schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch. Als er seine wahre Liebe Deborah (Winona Ryder) trifft, setzt er alles daran, eine heile Familienwelt aufzubauen. Durch Zufall trifft er Gangsterboss Roy Demeo (Ray Liotta), der Richards empathische Kaltblütigkeit für seine Zwecke nutzen wird: als skrupelloser Auftragsmörder. Richard blüht förmlich auf in seinem neuen Job und spielt zu Hause den braven Familienvater. Doch die Jahre vergehen, und es fällt ihm immer schwerer, seiner Frau seine gewalttätige Seite zu verbergen. Auch die Polizei ist längst hinter dem ominösen Killer her… Wie lange wird es Richard gelingen, seine blutigen Spuren zu verwischen?“
(Rückentext der BluRay)

„The Iceman“ hat mich damals bei dem DVD- und BluRay-Dealer meines Vertrauens angesprochen, weil ich mir schon im Laden vorstellen konnte, wie der Film ablaufen könnte und wie toll der Zwiespalt dargestellt werden kann, wenn es vernünftig umgesetzt ist.

Die Story von „The Iceman“ braucht seine Minuten, um in Schwung zu kommen. Die Erzählweise ist sehr kaltblütig und emotionslos und schafft es nicht immer zu überzeugen. Inhaltlich ist der Film sehr ausgeprägt und explizit, er beschreibt sehr nüchtern die Taten eines Auftragskillers, der zwischen der Mafia und seiner Familie steht.

In dem Punkt der Spannung ist „The Iceman“ sogar noch etwas langsamer als in der Story. Um ehrlich zu sein, warte ich immer noch auf ein tiefgreifendes Spannungsgefühl. Zeitweise fühlte es sich so an, als ob man einfach nur die Morde darstellt, ohne weitere Informationen zu den Motiven zu erhalten. Der Film versucht die ganze Zeit, eine sehr kriminelle und illegale Atmosphäre zu verbreiten, um eine Spur Nervenkitzel und Aufregung zu erzeugen. Leider bleibt es nur bei dem Versuch.

Die Emotionen werten den Film etwas auf, denn wenn es etwas gibt, dass den Zuschauer am TV-Gerät hält, dann ist es wohl die Tatsache, dass er wissen möchte, was aus der titelgebenden Figur wird und wie sie sich verändert. Zu Anfang total verunsichert und nichtsahnend, was die Zukunft für einen bereithält, entwickelt sich zumindest Richard getreu dem Motto „Man wächst mit seinen Aufgaben.“, und wird zu einem selbstbewussten Charakter, der auf der einen Seite versucht ein seriöser und loyaler Auftragskiller und auf der anderen Seite ein fürsorglicher Vater und treuer Ehemann zu sein. Was mir aber in dem Fall fehlt, ist die Darstellung eines Zwiespaltes. Mir fehlt der innere Konflikt, dass das eine das andere ausschließt und die Figur hin und her gerissen ist.

Auch die anderen Figuren sind emotional gesehen nicht gänzlich ausgereift. Winona Ryder ist als Frau von Richard viel zu naiv und absolut leichtgläubig. Ray Liotta spielt einen Mafiaboss, der für mich weder gefährlich noch angsteinflößend ist, obwohl er eine Pistole in der Hand hält. In nahezu jeder Szene, in der man ihn sieht, wünscht man sich, dass sie schnell vorüber geht, denn die Leistung ist überdurchschnittlich schlecht.

Chris Evans spielt einen aufgedrehten Außenseiter in der Auftragskillerszene. Durch seine Vielfalt, Wandlungsfähigkeit und seinen absolut unberechenbaren Charakter ist er die originellste Figur im ganzen Film. Michael Shannon steht ihm aber in nichts nach. Durch seinen immer gleichen Stil und sein nach außen hin wirkendes Saubermann-Image wirkt er äußerst seriös, glaubwürdig und zielstrebig.

Besonders in dem Punkt der Filmmusik hätte „The Iceman“ mit viel stimmungsvollen Klängen punkten können, denn der ganze Film spielt in den 1960er Jahren und diese Zeit ist geprägt von toller Musik. Auch ein Gangsterfilm/Thriller hätte mit der typischen „Flower-Power“-Musik aufgewertet werden können. Doch leider war der Streifen in diesem Punkt einfach nur durchschnittlich, eigentlich sogar noch ein bisschen schlechter, denn unterhaltungstechnisch wurde auf der Ebene nichts geboten.

Meine Meinung:
„The Iceman“ ist ein Film über einen der berüchtigsten Auftragsmörder der USA in den 1960er Jahren. Richard Kuklinski soll angeblich über 200 Menschen ermordet haben und dieser Film beruht auf seinen Taten. Weshalb der Titel „The Iceman“ ist, erkennt man daran, dass er seine Opfer, ohne mit der Wimper zu zucken, umgebracht hat.

Generell gesehen bietet so eine Autobiographie viel Potential, allerdings nicht in Hinsicht der Spannung, da man selten etwas spannender erzählen kann, als es letzten Endes war. Einen Auftragsmörder bei der Arbeit zuzusehen, kann aber auch anders erzählt werden, kann anders aufgemacht werden, unter Umständen kann man eine Figur auch persönlicher, freundlicher und charismatischer aussehen lassen. Ariel Vromen hat das alles nicht gemacht, er zeigt seinem Publikum eine Hauptfigur, mit der man sich weder identifizieren mag, noch mit der man gerne Abenteuer erlebt. Richard Kuklinski ist von seinem Wesen her vielleicht „sorgender Vater“ und „liebender Ehemann“, aber selbst das wird so dargestellt, als ob er es eigentlich nicht ist.

Richard führt zwei Leben mit fließenden Grenzen.
Wieso ist der Film nur Liebhabern zu empfehlen?
Aus einem ganz einfachen Grund: Er bietet nichts. Keine Action, keine Spannung, keine besonders tolle Story. Wenn man 106 Minuten erleben möchte, wie eine Person Menschen umbringt, weil er nie selbstständiges Denken, Handeln und Eigenverantwortung gelernt hat, dann gefällt einem dieser Streifen. Im Prinzip kann man sich dann auch „Full Metal Jacket“ anschauen, wo die Protagonisten auch nichts dergleichen verinnerlicht haben, aber am Ende gehen sie wenigstens schlauer aus einer Situation, als sie in eine gegangen sind. Der „Lerneffekt“ bei Richard ist so marginal, dass er kaum auffällt.

Wirklich schade, dass „The Iceman“ nicht massentauglich ist, denn mich konnte er gut unterhalten und ich hatte auch auf gewisse Weise meinen Spaß. Doch unterm Strich musste ich mich auch irgendwie da durchkämpfen, was meiner Meinung über den Film nicht gut getan hat.

Punktabzüge ergeben sich logischerweise dadurch, dass dem Streifen sehr vieles fehlt.

Meine Wertung:
Spannung: 5,0 von 10
Story: 5,0 von 10
Länge: 6,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,5 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 5,0 von 10
GESAMT: 6,2