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Sieben Minuten nach Mitternacht

©STUDIOCANAL

Titel: Sieben Minuten nach Mitternacht (engl.: „A Monster Calls“)
Genre: Fantasy / Romanverfilmung
Regie: Juan Antonio Bayona
Musik: Fernando Velázquez
Produzenten: Belén Atienza
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 12

„Das Leben des jungen Conor (Lewis MacDougall) ist alles andere als sorglos: Seine Mutter (Felicity Jones) ist ständig krank, er muss deshalb bei seiner strengen Großmutter (Sigourney Weaver) wohnen, und in der Schule verprügeln ihn die großen Jungs. Kein Wunder, dass er jede Nacht Albträume bekommt. Doch dann wird alles anders: Als er wieder einmal schweißgebadet – um punkt sieben Minuten nach Mitternacht – aufwacht, hat sich der alte Baum vor seinem Fenster in ein riesiges Monster verwandelt und spricht zu ihm. Ist das noch der Traum – oder ist es Realität? Das weise Monster beginnt, ihm Geschichten zu erzählen. Fortan kommt sein ungewöhnlicher Freund jede Nacht und seine Erzählungen führen Conor auf den Weg zu einer überwältigenden Wahrheit…“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Ich habe im Dezember 2016 „Sieben Minuten nach Mitternacht“ in einer Pressevorführung in meinem liebsten Programmkino sehen können und es war einer dieser Tage, auf den man sich schon ganz lange freut und auf diese Ereignis hinfiebert.
Wie oft habe ich mir im Vorfeld den Trailer angeschaut? Wie sehr wollte ich vorher schon wissen wie der Film gemacht ist? Und dann war der Tag da und ich saß im Kino.

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Der Kurzinhalt gibt schon sehr gut wieder, was die reine Geschichte zu bieten hat. Darüber hinaus ist „Sieben Minuten nach Mitternacht“ eine große Überraschung. Erzählerisch sind wir die ganze Zeit bei Conor und machen vieles mit ihm durch, aber dazu später mehr. Überwiegend chronologisch mit vereinzelt eingestreuten Rückblenden, allesamt Erinnerungen von Conor, wird dieser Film grandios erzählt und das nicht zuletzt aufgrund der wirklich hervorragenden Leistung von Lewis MacDougall.
Ganz am Ende geht es nicht nur um Conor und seine Mutter, sondern auch um das Kindsein und die Entwicklung zum Erwachsenwerden.

Spannungstechnisch hat der Streifen es echt drauf. Es ist keine großspurige Action á la Michael Bay im Film vorhanden, sondern alles rührt von der Geschichte her, die einmal mehr sehr gut inszeniert wurde. Am Ende ist die Handlung, die Emotionalität und das Zusammenspiel mit der atmosphärischen Musik der Grund, weshalb der Zuschauer von der ersten Minute an in den Sitz gepresst wird und die komplette Zeit mit den Augen bei Conor bleibt.
An dieser Stelle muss ich auch sagen, dass die Spannung auch in den ruhigeren Abschnitten nicht weniger wird, da diese einleitend fungieren und das nächste Treffen von Conor und dem Monster ankündigen.

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Die Emotionen sind allesamt sehr stark und kraftvoll. Sie gehen direkt unter die Haut und packen das Publikum. Conor wird mit seinen Ängsten konfrontiert und diese versucht er zu bewältigen. Sie sind alle viel Größer als die Existenz des weisen aber auch sehr düsteren Monsters. Es ist sogar so, dass die Darstellung der Gefühle diesen Streifen zu einem der Besonderen im Filmjahr 2017 machen.

Alle Figuren sind die komplette Zeit über absolut authentisch. Einmal mehr muss ich den jungen Lewis MacDougall ansprechen, der mit seiner Darstellung des Conor O´Malley so grandios aufspielt, wie ich es selten gesehen habe. Er verleiht seinem Charakter nicht nur Tiefe sondern zeigt auch die Zerbrechlichkeit eines Jungen, der kein Kind mehr ist, aber noch viel zu jung ist um erwachsen zu sein.
Aber auch die Großmutter, gespielt von der wunderbaren Sigourney Weaver, ist hervorragend in Szene gesetzt. Sie ist nicht die typische Oma, die das Enkelkind verwöhnt, stattdessen ist sie der strenge Part, der die erzieherischen Aufgaben übernimmt. Felicity Jones spielt die Mutter, die an einer schweren Krankheit leidet und kurz davor steht zu sterben. Die Momente in denen Conor und seine Mutter aufeinander treffen, sind die Emotionen auf einem ganz anderen Level. Die Szenen sind geprägt von gefühlvollen Worten und einem liebevollen Miteinander, dass den Schmerz, den Conor erleidet, nahezu greifbar macht.

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Die Musik ist die ganze Zeit über immer sehr atmosphärisch und unterstreicht immer wieder diese gefühlvolle und bildgewaltige Romanverfilmung. Die Kombination aus Emotionen, Musik und die allzeit hohe Spannung sorgen für einen besonders hohen Unterhaltungswert.

Das Setting ist absolut stimmig. Wir befinden uns in einer tristen Kleinstadt oder einem Dorf. Manche Einstellungen vermuten ein Kammerspiel hinter dem Streifen und der ganze Film ist eher dunkel bzw. düster gehalten. Kräftige Farben werden eher weniger verwendet, dadurch bekommt „Sieben Minuten nach Mitternacht“ eine besondere Atmosphäre.

„Sieben Minuten nach Mitternacht“ – ab 04. Mai im Kino.

Meine Meinung:
Es ist also dieser Morgen im Dezember, den ich in meinem liebsten Programmkino in der Innenstadt saß. Ich war überwältigt und zutiefst ergriffen.

Am Ende ist „Sieben Minuten nach Mitternacht“ auch für den Zuschauer eine Konfrontation mit den eigenen Ängsten. Ich wurde sehr gut unterhalten und habe mich einmal mehr gefreut, dass ich diesen Film gesehen habe.
Eine absolute Empfehlung für Groß und Klein, jedoch muss man auch aufpassen, für Kinder hat dieser Streifen einen zusätzlichen Gruselfaktor.

Meine Wertung:
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 10 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
Setting: 8,0 von 10
GESAMT: 8,5

Warcraft – The Beginning

warcraft-the-beginning_coverTitel: Warcraft – The Beginning (engl. „Warcraft“)
Genre: Fantasy
Regie: Duncan Jones
Musik: Ramin Djawadi
Produzenten: Thomas Tull / Jon Jashni / Charles Roven / Alex Gartner / Stuart Fenegan
Dauer: ca. 118 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„Azeroth ist eine Welt der Schwerter und Magie. Die hier lebenden Völker sind durch jahrtausendealte Freundschaften verbunden. Plötzlich wird der Frieden von einer Horde furchteinflößender Eindringlinge bedroht: Orc-Krieger haben ihre sterbende Heimat Draenor verlassen, um neues Land zu erobern. Als sie ein magisches Dunkles Portal öffnen, das beide Welten miteinander verbindet, bricht ein umbarmherziger Krieg um die Vorherrschaft in Azeroth aus, der auf allen Seiten viele Opfer fordert. Beide Seiten entsenden ihre stärksten Kämpfer in einer historischen Schlacht, deren Ausgang über das Schicksal ihrer Familien und Völker entscheidet. Eine spektakuläre Saga um Macht und Aufopferung beginnt…“
(Rückentext der DVD)

Schon beim ersten Trailer im Kino stand ich diesem Film sehr skeptisch gegenüber. Ich habe damals bei einem Kumpel einen Charakter bei WoW angelegt und nachdem ich Level 3 erreicht habe, hatte ich schon mehr als genug. Es hat mich angeödet, weil ich mit meinem Magier nicht das tun konnte, was ich wollte. Das Spiel konnte mich nie so richtig begeistern. Jetzt habe ich den Film „Warcraft – The Beginning“ zum Geburtstag geschenkt bekommen. Alles fing damit an, dass ich besagten Trailer im Kino gesehen habe und ihn von vorneherein verurteilt habe. Ich dachte mir, dass ich ihm dennoch eine Chance geben sollte, immerhin handelt es sich hier um einen Fantasy-Film und vielleicht ist er besser als erwartet. Für 3, 4 oder 5 Euro im Sale kann man ihn sich mit Sicherheit kaufen. Ich war wirklich gewillt, diesem Film eine Chance zu geben. Meine Herzdame hat also gut erkannt, dass dieser Film irgendwie doch mein Interesse geweckt hat und schenkte ihn mir dann zum Geburtstag.

Die Geschichte dreht sich um Orcs aus der einen Welt und Menschen, Zwerge und Elfen aus der anderen Welt. Mithilfe einer geheimnisvollen Magie schaffen es die Orcs, in die andere Welt überzusiedeln. Fortan versuchen sie das Land für sich zu beanspruchen und greifen auch friedliche Siedlungen an.
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht mehr verraten, denn ab jetzt würde es zu detailreich werden.

Die Handlung ist einfach erzählt, ohne besondere Kniffe, der Zuschauer wird hier zum einfachen Beobachter, der wenig Einblicke in die Gefühlswelt oder die Gedanken der Figuren erhält.
Die obendrein chronologische Erzählstruktur macht es sehr einfach für das Publikum auf die vielen Details zu achten und sich so mitreißen zu lassen. Inhaltlich muss ich aber ganz klar sagen, dass dieser Film auf keinen Fall eine Sternstunde ist. Zu platt und zu einfallslos kommt „Warcraft“ daher und überzeugt leider nicht in diesem Punkt.

Was dieser Streifen besser kann, ist Spannung. Zwar ist die Handlung ziemlich flach, aber durch gute Actionsequenzen treibt der Film das Interesse immer wieder hoch. Mit zunehmender Dauer freundet man sich auch mit den Figuren an und beginnt sie zu mögen und ihre Motivation zu verstehen. Bis zu diesem Punkt ist es allerdings ein langer Weg, aber dazu später mehr.
Spannend wird es dadurch immer wieder, weil man doch wissen will, was mit wem passiert und wo es den Charakter hinführen wird. Dieses Gefühl geht definitiv über einfaches Interesse hinaus und wird immer wieder durch entsprechende Szenen verstärkt.

Die ganze Zeit über fehlt etwas sehr Elementares: Es fehlen echte, glaubwürdig Emotionen und authentische Figuren. So ziemlich jeder emotionaler Hintergrund wird laienhaft präsentiert und dementsprechend verkauft. Ein bis zwei Ausnahmen gibt es, aber diese reißen es nicht raus.

Auch fehlt es an Glaubwürdigkeit. Motive werden zwar verstanden und Absichten erklärt, aber sie kommen nicht beim Zuschauer an und nehmen so diesen dann auch nicht mit. Mehr noch, wird man in diesem Punkt auf ganzer Linie enttäuscht. Die darstellerische Leistung ist mangelhaft. Die einzigen Schauspieler, die mir bekannt sind, waren Dominic Cooper und Glenn Close, Letztere kann ich keiner Figur zuordnen und Ersterer verleiht seiner Figur nur halbherzig Charakter. Darstellerisch ist dieser Film eine herbe Enttäuschung.

Die musikalische Untermalung war passend, aber nicht herausragend. Sie unterstützt den Streifen, stiehlt ihm aber nicht die Schau. Aus dem Gedächtnis heraus kann ich keine Szene benennen, wo mir die Musik besonders im Kopf geblieben wäre.

Das Setting war extrem gut. Es war detailreich, phantasievoll und hat sehr gut gepasst. Auch die Kostüme und die Masken haben sehr gut funktioniert. Trotz CGI wirkten die Orc real und als Figur überzeugend. Da wurde im Hintergrund gute Arbeit geleistet!

warcraft-the-beginning_dvdMeine Meinung:
Tatsächlich hat mich der Film vom Look her stark begeistert. Auch dachte ich, dass die Handlung mich gefesselt hätte, mit etwas Abstand muss ich aber sagen, dass dem nicht so ist.
Dem Streifen fehlt es einfach an viel zu wichtigen Dingen, um ein rundes Paket abzuliefern.

Ich hatte dennoch meinen Spaß mit dem Film und kann zumindest teilweise eine Empfehlung aussprechen für alle, die diesem Genre nicht abgeneigt sind.

Meine Wertung:
Spannung: 7,5 von 10
Action: 8,0 von 10
Story: 5,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 4,0 von 10
Authentizität: 4,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 6,9