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Iron Sky

Titel: Iron Sky
Genre: Science-Fiction / Komödie
Regie: Timo Vuorensola
Musik: Laibach / Ben Watkins
Produzenten: Tero Kaukomaa / Samuli Torssonen / Oliver Damian
Dauer: ca. 93 Minuten
Erscheinungsjahr: 2012
Altersfreigabe: FSK 12

„Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges schaffen es die Nazis mit Hilfe von riesigen Ufos, sogenannten Reichsflugscheiben, die dunkle Seite des Mondes zu besiedeln. Als sie im Jahr 2018 zufällig von einer amerikanischen Mondmission entdeckt werden, sehen sie ihre Zeit gekommen, um wieder nach der Weltherrschaft zu greifen. Von nun an lastet das Schicksal der Menschheit auf den Schultern von Renate Richter (Julia Dietze), einer von der Nazi-Ideologie überzeugten Lehrerin mit Gretchen-Frisur. Auf der Erde angekommen wird ihr jedoch schnell bewusst, dass sie ihr Leben lang einer Lüge aufgesessen ist. Nur wie soll es ihr gelingen, ihren machtbesessenen Verlobten Klaus Adler (Götz Otto) und dessen Götterdämmerung aufzuhalten?“
(Rückentext der BluRay)

Nummer vier ist gezogen. Die ersten drei Filme waren „Ohne Limit“, „Codename U.N.C.L.E.“ und „Die Abenteuer von Tim und Struppi – das Geheimnis der Einhorn“. Heute ist „Iron Sky“ dran und schon folgt meine Kritik.

Die Handlung dreht sich um Nazis, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf die dunkle Seite des Mondes verzogen haben und dort ihre Ideologie ausgelebt haben. Durch Zufall werden sie entdeckt und beschließen, in die Offensive zu gehen und die Weltherrschaft wieder an sich zu reißen.

Die Story ist chronologisch und ohne Kniffe, Wendungen, Überraschungen oder andere Besonderheiten erzählt. Das macht es dem Publikum ungemein schwer, die ganze Zeit dran zu bleiben. Auch wenn die Handlung hanebüchen ist, hätte man sie zumindest interessant erzählen oder ausschmücken können.

Spannungstechnisch geht bei diesem Film auch mal rein gar nichts. Die Figuren sind dem Zuschauer so was von egal, dass das persönliche Schicksal einzelner Figuren mehr und mehr in den Hintergrund geraten. Es gibt wenig bis keine Punkte, die den Beobachter an diesen Film binden und das liegt nicht nur an der schwachen Geschichte, sondern vor allem auch an der unzureichenden Charakterzeichnung und dem Cast.

Für eine Science-Fiction-Komödie hatte „Iron Sky“ erstaunlich wenig Humor. Nämlich so ziemlich keinen. Wo mich an anderer Stelle „Spaceballs“ sehr erheitert haben, schafft es dieser Film nicht einmal im Ansatz, auch nur ein Grinsen aus mir herauszubekommen. Von vorne bis hinten ist dieser Streifen im Bereich des Humors eine Katastrophe. Weder pointierte, noch situationskomische Begebenheiten gibt es zu sehen. Stattdessen gibt es pseudowitzige Momente, in denen einfach nichts passiert. Das Witzigste ist noch eine Szene, in der sich zwei Nazis über Schambehaarung unterhalten. Was soll das?

Die Laufzeit beträgt ca. 93 Minuten und jede Minute ist einfach zu lang gewesen. Nach 20 Minuten hat man schon das Gefühl, mindestens eine Stunde geguckt zu haben. Am Ende war der Streifen also deutlich zu lang.

Emotionen werden so gut wie keine gezeigt. Hin und wieder sieht man wenig Glaubhaftes oder irgendwelche Bekundungen, (Treue-)Schwüre oder ähnliches. Die Leistung in diesem Bereich fügt sich nahtlos in den gesamten Film ein.

Insgesamt ist die schauspielerische Leistung durchwachsen. Die Figuren werden alle überspitzt dargestellt. Man versteht zwar den satirischen Charakter, allerdings ist das Bild, das die Schauspieler zeigen, was die Figuren abgeben, einfach schwach, unzureichend und bei weitem nicht witzig. Das ist nicht einmal eine Fehlleistung der Darsteller, sondern einfach nur dem Drehbuch geschuldet, da es offensichtlich keine besseren Ideen hatte.
Julia Dietze und Götz Otto, aber auch Christopher Kirby und Udo Kier sind ja per se deswegen keine schlechten Schauspieler.

Musikalisch orientieren sich die Macher stark an Richard Wagner. Der „Ritt der Walküren“ ist ein Stück, das ich meistens auf Anhieb erkenne. Die Untermalung war erstaunlich abwechslungsreich und auch immer passend. Auch wurde die Musik nicht gänzlich zur Unterstützung verwendet, sondern so in den Film eingebaut, dass sie ein verwendetes Element ist.

Ausgerechnet die Spezialeffekte waren extrem gut anzuschauen. Sie erfüllten ihren Zweck und schienen sehr wertig zu sein. „Science-Fiction made in Finland“ könnte also zu einem Qualitätsmerkmal werden. Schade, dass man bisher nicht so viel davon mitbekommen hat.
Die übrige Kameraführung war unaufgeregt. Besonders in Szenen, die auf den Mond spielen, arbeitet man mit einem Grauschleier, in dem die Farben fast bis zum Schwarzweißen verblasst werden.
Ein Mittel, das auf jeden Fall in den Stil des Streifens passt und so auch ein Stückchen Identität widerspiegelt.

Meine Meinung:
„Iron Sky“ hat mir nicht nur nicht gefallen, er hat mich auch noch zu Tode gelangweilt.
Klamauk und Stumpfsinn sind noch nette Begriffe, mit denen ich diesen Film beschreibe.

Dieser Film hat einfach nichts, was mich glücklich macht. Auch wenn die Effekte gut gemacht sind, gibt es einfach zu viele Dinge, über die ich nicht hinwegsehen kann.

Als ich gelesen habe, dass es davon auch noch eine Fortsetzung geben soll, war ich zutiefst erschrocken, denn das könnte bedeuten, dass es noch so einen schlechten Film gibt.

Für „Iron Sky“ gibt es von mir nicht einmal im Ansatz eine Empfehlung.

Meine Wertung:
Spannung: 2,0 von 10
Humor: 1,0 von 10
Story: 4,0 von 10
Länge: 2,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 2,0 von 10
Authentizität: 3,0 von 10
Musik: 7,5 von 10
Setting: 7,5 von 10
GESAMT: 3,6

Honig im Kopf

IMG_2392Titel: Honig im Kopf
Genre: Tragikomödie
Regie: Til Schweiger
Musik: Dirk Reichardt / Martin Todsharow / David Jürgens
Produzenten: Til Schweiger / Thomas Zickler
Dauer: ca. 133 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 6

„Honig im Kopf erzählt die Geschichte der ganz besonderen Liebe zwischen der elfjährigen Tilda (Emma Schweiger) und ihrem Großvater Amandus (Dieter Hallervorden). Das humorvolle, geschätzte Familienoberhaupt wird zunehmend vergesslich und kommt mit dem alltäglichen Leben im Hause seines Sohnes Niko (Til Schweiger) nicht mehr alleine klar. Obwohl es Niko das Herz bricht, muss er bald einsehen, dass für Amandus der Weg ins Heim unausweichlich ist. Doch Tilda will sich auf keinen Fall damit abfinden. Kurzerhand entführt sie ihren Großvater auf eine chaotische und spannende Reise, um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen: noch einmal Venedig sehen!“
(Rückentext der DVD)

Heute habe ich mir „Honig im Kopf“ angesehen. Es war eine Empfehlung und Mitgabe meines Schwagers, der mir den Film mit den Worten: „Wenn du nicht weinst, hast du kein Herz“, in die Tasche packte. Gut, eine DVD weniger, die ich für den Blog kaufen würde. Ohnehin hatten meine Freundin und ich vor, uns diesen Streifen früher oder später anzuschauen. Heute war es dann endlich soweit.

Die Geschichte dreht sich um Tilda und ihren Großvater Amandus. Wie uns der Rückentext schon verrät, wird der Opa zunehmend vergesslich und bekommt es immer weniger auf die Reihe, mit seinem Leben und seiner Umwelt fertig zu werden. Es ist eine Prüfung für alle. Der Sohn Niko muss schweren Herzens feststellen, dass sein Vater echte Hilfe braucht und er diese nur in einem Pflegeheim bekommt. Für Tilda gibt es nichts Wichtigeres als ihren geliebten Großvater glücklich und gesund zu erleben. Sie spürt, dass er sich verändert hat und er sie nun mehr denn je braucht und für Amandus ist alles wie immer, nur mit dem Unterschied, dass er sich nicht mehr ganz so genau erinnert, wie es immer war.
Zur Story lässt sich vieles sagen. Zum einen wird sie chronologisch in einer großen Rückblende erzählt und zum anderen ist die Situation, in der sich die Familie befindet, sehr lebensnah, ohne es zu dramatisieren oder künstlich herunter zu spielen. Es werden echte Probleme und Zwiespälte gezeigt, die sich auftun, wenn ein Mensch im engeren familiären Kreis Alzheimer bekommt. Durch situationskomische Dinge wird gekonnt der dramatische Aspekt einer schlimmen Krankheit entfernt, die Szene entschärft und neu Anlauf genommen, um es dann genau so zu wiederholen.

Wenn man den Film in seiner Dynamik unterbricht und eine überaus dramatische Szene quasi beendet, dann ist das für die Spannung nicht unbedingt förderlich. In „Honig im Kopf“ war diese Maßnahme aber überaus wichtig und notwendig, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu fangen und zu beruhigen. Denn die Emotionen des emphatischen Zuschauers werden so sehr angesprochen, dass er anfängt das Gleiche zu fühlen, wie die Charaktere im Film, und somit zu Weinen beginnt. Darüber hinaus will der Zuschauer erfahren, wie es mit Tilda und ihrem Opa weitergeht, immerhin will sie ihm seinen Wunsch erfüllen und noch einmal nach Venedig fahren.

Dank Dieter Hallervorden und seiner Figur Amandus bekommt der Film eine ordentliche Portion Humor ab. Auch wenn die meisten Lacher seinem Zutun geschuldet sind, tragen die übrigen Charaktere ihren Teil dazu bei. Die meisten Witze waren zwar situationsabhängig, das heißt aber nicht, dass Tilda, Niko oder jemand anderes nicht maßgeblich beteiligt wären, sondern, dass Dieter Hallervorden besonders hervorstach. In einer Nebenrolle war Fahri Yardım als Erdal zu sehen, der in seinen wenigen Minuten schon sehr überzeugend und witzig war. Nebenrollen sind also nicht einfach nur Statisten, sondern verleihen, wie in diesem Fall, Szenen eine ganz andere Wendung und Sichtweise. Daumen hoch!

„Honig im Kopf“ ist in dem Punkt der Emotionen sehr vielfältig und lässt einige Extreme zu, die sich auch auf die Zuschauer auswirken. Amandus kann nichts gegen sein Vergessen tun. Immer wieder erlebt er einige sehr liebevolle Momente mit seiner Enkeltochter und seinem Sohn und greift dadurch nicht zuletzt in die Gefühlswelt des Zuschauers ein. Seine gezeigten Emotionen sind im stetigen Wechsel von Extrem zu Extrem.
Niko, der Sohn von Amandus, der kaum Zeit für Ehefrau und Kind hat, muss sich nun um seinen Vater kümmern, nachdem seine Mutter verstorben ist. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis, dass sein Vater krank ist und der Hoffnung, dass es vielleicht doch nur eine Phase ist und am Ende alles wieder gut wird. Er zeigt sehr authentisch, wie man sich als Sohn verhält, nämlich: immer etwas hoffnungsvoller als die Situation eigentlich gerade ist und immer begleitet von einer Art Ohnmacht, die über einem schwebt.
Tilda ist die Enkeltochter von Amandus versucht die ganze Zeit ihrem Opa Freude ins Leben zu bringen. Es entstehen dadurch sehr tolle, aber auch sehr traurige Momente, die dem Publikum förmlich ans Herz gehen und auf allen Ebenen berühren.

Bezüglich der Authentizität lässt sich sagen, dass viele Charaktere von der Tiefe und ihren Gefühlen glaubwürdig waren, aber natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Niko war oft profillos und seine ganz persönliche Ohnmacht schien selten bis gar nicht durch. Auch wenn etwas Hoffnungsvolles durchscheinen sollte, wurde die Situation mit „Es ist nichts“ oder „Es ist alles okay“ gelöst. Auch Jeanette Hain, die im Film Nikos Frau Sarah spielt, war profillos mit dem Drang alles zu persönlich, zu ernst zu nehmen und zu sehr im Mittelpunkt stehen zu wollen. Wenn es so sein sollte, war es nicht unterhaltsam, sondern anbiedernd und nervig.

Für die musikalische Untermalung wurden überwiegend ruhige, aber ebenso populäre Stücke ausgewählt, die man aus dem Radio oder aus dem Musikfernsehen kennt. Die Auswahl war sehr ausgewogen und die Lieder haben auch zu der Situation im Film gepasst, sodass es eine Szene komplett abgerundet wurde.

Meine Meinung:
„Honig im Kopf“ war sehr unterhaltsam, witzig und ernst zugleich. Er hat den Spagat zwischen einer Komödie mit sehr humoristischen Begebenheiten und einer lebensnahen Tragödie wunderbar gemeistert.

Die musikalische Untermalung war wirklich gut und hat auch immer zu den Szenen gepasst. Dadurch, dass es aber überwiegend populäre Songs waren, erschien mir persönlich die Auswahl sehr einseitig.

Dieter Hallervorden hat mir in seiner kleinen Rolle in der Romanverfilmung von Sebastian Fitzeks „Das Kind“ auch schon sehr gut gefallen, aber seine Leistung in „Honig im Kopf“ war grandios. Meinem Empfinden nach, ist es mehr als schwer jemanden zu spielen, der Alzheimer hat, da auch gerade der Prozess des Vergessens schleichend ist. Ihm habe ich seine Rolle zu 100 Prozent abgekauft, mit all seinen Facetten.

Was ich noch los werden muss: Auch wenn der Film ein so komplexes und schwieriges Thema wie die Alzheimer Erkrankung eines Menschen behandelt, sehe ich diesen Film nicht als Mahnung, sondern als Werk der Freude an. „Honig im Kopf“ zeigt mir persönlich, wie viele schöne Dinge man erleben kann, wenn die Umstände eigentlich keinen Platz für Freude lassen.

Unterm Strich ist „Honig im Kopf“ ein sehr gelungener Film, der auf vielen Ebenen punktet. Außerdem ist dieser Film endlich mal etwas anderes als die immergleichen romantischen Komödien von Til Schweiger.
„Honig im Kopf“ – eine lebensnahe Tragikomödie, die ihre Zuschauer mit Fragen aus dem Leben konfrontiert und auf eine Reise mitnimmt.

Meine Wertung:
Humor: 6,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 7,8