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Battle Royale (Extended Cut)

Titel: Battle Royale (Extended Cut) (jap.: „Batoru Rowaiaru“)
Genre: Action
Regie: Kinji Fukasaku
Musik: Masamichi Amano
Produzenten: Kenta Fukasaku / Kinji Fukasaku / Chie Kobayashi / Kimio Kataoka / Toshio Nabeshima
Dauer: ca. 122 Minuten (Kinofassung: ca. 114 Minuten)
Erscheinungsjahr: 2000
Altersfreigabe: FSK 18

„Japan zu Beginn des neuen Jahrtausends. Das Land befindet sich im Chaos und die Gewalt an Schulen ist völlig außer Kontrolle geraten. Die Regierung kontert mit einem neuen Gesetz: dem BATTLE ROYALE. Jährlich wird eine Schulklasse willkürlich ausgewählt und auf einer verlassenen Insel ausgesetzt. Die Schüler sind nun Teil eines ‚Spiels’, das nur drei Regeln hat: es dauert drei Tage, jeder bekommt Verpflegung und eine Waffe, NUR EINER DARF ÜBERLEBEN.“
(Rückentext der BluRay)

Auf Filmexe habe ich im Mai eine Kritik zu „Battle Royale“ gelesen und wurde gleich ein wenig angefixt. Und in einem Punkt muss ich Kuyaa bereits jetzt zustimmen: Es ist das bessere „Hunger Games“.
Ich habe seitdem den kompletten Artikel nicht mehr gelesen, da ich doch meine eigene Meinung zum Besten geben möchte und nicht einfach nur eins zu eins abkupfern.

Bei dem im Jahr 2000 erschienenen Streifen „Battle Royale“ handelt es sich um einen Actionfilm, der durch seine Thematik und seine Darstellung nicht umsonst mit FSK 18 eingestuft wurde. Nach vielen Jahren auf dem Index wurde letzten Endes der Film auf DVD und BluRay in Deutschland herausgebracht. Da ich mir gleich die BluRay gekauft habe, kam ich auch in den Genuss, den sogenannten Extended Cut zu sehen.

Die Geschichte erinnert sehr stark an „Die Tribute von Panem“, die kommerziell, besonders in Europa und den USA, größeren Erfolg gefeiert haben als „Battle Royale“.
Die komplette Story dreht sich um die Klasse 9b einer Mittelschule, die auf eine unbewohnte Insel verschleppt wird und fortan dort um Leben und Tod kämpfen muss, bis ein Schüler übrig bleibt. Insbesondere stehen da immer wieder der Junge Shuya und das Mädchen Noriko im Fokus.
Auch die Geschehnisse um die anderen Schüler werden immer wieder gezeigt, ebenso die Handlung in der Kommandozentrale. Erzählerisch bekommt der Zuschauer so den größtmöglichen Eindruck und die Tragweite des Streifens zu Gesicht. Besonders die vielen Ortswechsel geben einen guten Einblick in die Pläne der einzelnen Schüler. Darüber hinaus bekommt der Zuschauer auch ein Gefühl für die Insel, dazu aber später mehr.

„Battle Royale“ ist ein astreiner Actionfilm. Er unterscheidet sich von anderen Actionfilmen durch seine sehr explizite Darstellung. Es fließt also Blut in Massen und damit hat sich dieser Film sein FSK 18 redlich verdient.
Die meiste Zeit wird actionmäßig nur stumpfe Gewalt geboten, vereinzelt gibt es aber auch die ein oder andere Jagd und nicht selten gipfelt eine Szene in einem kleinen Massaker. Es gibt einige wenige Explosionen, die keinesfalls übertrieben dargestellt waren. Zusätzlich gibt es genügend Messer-, Sensen-, Armbrust- und Schusswaffeneinsatz.

„Battle Royale“ ist nicht im klassischen Sinne spannend, als vielmehr interessant. Spätestens wenn man sich den Rückentext durchliest, weiß man, wo der Film hin will. Es gibt sehr viele Tote und am besten bleibt am Ende einer übrig. Das macht die Handlung selbst vorhersehbar und nimmt auch etwas Spannung raus.
Es ist aber interessant zu sehen, auf welche Arten und mit welchen Gedanken bzw. Motiven sich die Schüler gegenseitig umbringen möchten oder müssen. Die Art des Tötens ist nämlich stark vom Zufall abhängig, da jeder Schüler einen anderen Gegenstand bekommt, mit dem er sich bewaffnen kann. Mit Glück hat man eine Pistole oder ein Messer, mit Pech gab es nur einen Topfdeckel, Fächer oder Gift. Das Interesse nimmt dafür im ganzen Film nicht ab und bleibt konstant bis zur letzten Minute auf dem gleichen Niveau.

Die Laufzeit des Extended Cut ist mit 122 Minuten absolut angenehm. Gegenüber der Kinofassung ist der Film auch noch 8 Minuten länger. Ich kann an dieser Stelle nicht sagen, inwieweit sich beide Fassungen voneinander unterscheiden, da ich nur den Extended Cut gesehen habe. Mit dieser Version macht man grundsätzlich nichts falsch. Es kommen auch keine Längen auf, die in irgendeiner Form den Filmspaß mindern.

Die Emotionen werden von Angst, Furcht und Hinterlist dominiert, hin und wieder gibt es aber auch positive Gefühle, die zum Vorschein kommen. So werden immer wieder Ausläufer von Mut gezeigt und besonders zu Anfang wird in Teilen ein freundschaftliches Bild der Schüler untereinander gezeigt.

In dem Punkt der Authentizität ist „Battle Royale“ ein klassisches japanisches Beispiel für Overacting.
Das lässt sich anhand einiger Beispiele ganz genau benennen. Die Bewegungen sind sehr zackig und wird jemand umgelegt, z.B. durch einen Schuss in die Brust, wird sich nicht nur theatralisch hingeschmissen, meistens reicht ein Schuss auch nicht aus. Es müssen mehrere Magazine her, die gezielt in einen Leib entleert werden und wenn der Schütze Glück hat, dann bleibt das vermeintliche Opfer liegen, meistens bewegt es sich noch und schwört Rache oder schießt zurück. Die kurioseste Szene zeigt, wie ein Niedergestreckter aus heiterem Himmel aufsteht, ans Telefon geht und dann im Sitzen stirbt, obwohl er viele Gewehrkugeln mit seinem Torso abgefangen hat. Von Anfang bis Ende ist man Zeuge dieser Art der Darstellung, die sich wahrhaftig wie ein Stilmittel durch den ganzen Streifen zieht.
Das permanente Drübersein geht sogar so weit, dass es die meiste Zeit störend ist und auch maßgeblich den Filmspaß mindert. Jeder, der also Interesse an diesem Film hat, sollte sich dieser Tatsache bewusst sein.

Die Musik ist grandios inszeniert. Man bedient sich vieler bekannter klassischer Stücke, die aus Opern und Operetten bekannt sind. Der Musikeinsatz ist dabei klar als kultureller Part anzusehen. Sie stellt den Gegenpol zum unkulturellen, sogar barbarischen Verhalten der Akteure dar und lässt, zumindest zum Teil, den Filmspaß wieder zurückkehren. Ich habe selten einen so genial auftrumpfenden Score in einem Film gehört.

Das Setting ist mit ein, zwei Ausnahmen auf die Insel beschränkt. Im Laufe des Films bekommt man einen ziemlich genauen Eindruck von diesem Eiland, das viel zu bieten hat. Der Zuschauer wird durch ein raues Küstenbild, über Wälder bis hin zum dichten Dschungel gepaart mit ehemals zivilisierten Gebieten, Lagerräumen, Krankenstationen und befestigten Straßen abgeholt. Die Kostüme sind passend und treffen haargenau das Bild einer Schuluniform, das man durch Manga und Anime in den Kopf eingepflanzt bekommen hat.
Hier hat alles absolut gestimmt.
Die Kameraführung ist sehr direkt und hält voll drauf, wenn es zum Clinch kommt. Gleichzeitig werden auch Bilder erzeugt, die etwas Idyllisches und Friedliches haben, aber auch sehr intensiv sind. Machtdemonstrative Einstellungen komplettieren die Bildgewalt dieses Filmes.

Meine Meinung:
Dank der Filmexe-Crew habe ich überhaupt von diesem Film erfahren und ich bin sehr dankbar.
Es gibt viele japanische Filme auf der Liste meiner Lieblingsfilme und „Battle Royale“ passt da ziemlich genau in mein Beuteschema.

Am Ende muss man auf jeden Fall sagen, dass „Die Tribute von Panem“ ein japanisches Original moderner adaptiert haben. Es gibt viele, denen der westliche Stil optisch mehr zusagt, grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass beide Versionen ein Für und Wider haben.

Ich werde definitiv mehr durch „Battle Royale“ angesprochen, da mich die Zurschaustellung ausufernder, romantischer Gefühle in „Panem“ genervt hat. Das japanische Original bleibt da mehr in seinem Vorhaben und zeigt mehr ein Massaker, ein Ausdünnen der Herde und ist brutaler.
Es ist eben genau das, was ich von einem Actionfilm mit FSK 18 erwarte.

Ich spreche eine klare Empfehlung für diesen Film aus, aber auch gleichzeitig eine Warnung für all diejenigen, die mit Gewaltdarstellung ein Problem haben. „Battle Royale“ ist ein sehr sehenswerter Film, aber eben nicht um jeden Preis.

Meine Wertung:
Story: 7,0 von 10
Action: 10 von 10
Spannung: 7,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 4,0 von 10
Musik: 10 von 10
Setting: 9,0 von 10
GESAMT: 7,9

Vernetzt – Johnny Mnemonic

Titel: Vernetzt – Johnny Mnemonic (engl. „Johnny Mnemonic“)
Genre: Science-Fiction / Action
Regie: Robert Longo
Musik: Brad Fiedel
Produzent: Don Carmody
Dauer: ca. 93 Minuten
Erscheinungsjahr: 1995
Altersfreigabe: FSK 18

„Das Jahr 2021: Datennetze umspannen die Kontinente, anarchistische Untergrund-Hacker bekämpfen unerbittlich High-Tech-Megakonzerne, die ihre Macht brutal durchsetzen wollen. Zwischen den Fronten arbeitet der Kurier Johnny (Keanu Reeves), er schmuggelt mittels Gehirnimplantat Daten. Doch dieses Mal übersteigt der Auftrag seine Speicherkapazität: binnen 48 Stunden muss er die Infos wieder loswerden, sonst explodiert sein Gehirn! Cyberspace-Guerillas und die Yakuza-Killerbrigaden jagen ihn gnadenlos durch die Ghettos, sie wollen an die Daten, sie wollen Johnny – um jeden Preis, auch wenn es seinen Kopf kostet!“
(Rückentext der DVD)

Ich habe den Science-Fiction-Action-Film „Vernetzt – Johnny Mnemonic“ mit Keanu Reeves aus dem Jahr 1995 geschaut. Einer meiner besten Freunde hat mir diesen Film empfohlen und einer Empfehlung gehe ich immer sehr gerne nach, also habe ich mir kurzerhand die DVD dazu besorgt und angeschaut.

Die Geschichte punktet mit einer, für damalige Verhältnisse, zukunftsträchtigen und mit Erfindungsreichtum gesegneten Handlung. Zwar hat die Erzählweise aufgrund ihrer linearen Art und der fehlenden Kniffe Schwächen, die werden aber durch eine düstere und gelungene Atmosphäre wieder wett gemacht.

Was die Spannung betrifft, schwimmt „Vernetzt“ auch nicht auf der obersten Welle mit, allerdings übt er einen gewissen Reiz auf seine Zuschauer aus. Die Story ist grundsätzlich interessant und zeigt für 1995 auf erstaunliche Weise auf, wie 2021 aussehen könnte. Heute sehen die Effekte übertrieben künstlich und schlecht gemacht aus, aber damals, 1995, war dieser Streifen überaus innovativ und schön anzusehen. Die Kombination aus Handlung, Spezialeffekten und dem Alter des Films ist der Grund, dass der Zuschauer am Ball bleibt.

Die Emotionen sind nicht sehr stark ausgeprägt und das ist auch gerade der Punkt an diesem Streifen. In einer überwiegend technologisierten Welt haben Emotionen leider keinen Platz mehr. Es ist also der denkbar logischste Schritt, den dieser Film geht. Und unter diesem Gesichtspunktist „Vernetzt“ glaubhaft. Eine anbahnende Liebesgeschichte, die in eine Nebenhandlung reingewurstelt wird, ist dagegen leider nicht glaubhaft, aber dennoch vorhanden.
Die darstellerische Leistung lässt weitestgehend zu wünschen übrig. Das liegt vor allem daran, dass die Charaktere durch die Bank sehr flach angesiedelt und ihre Beweggründe niedere sind. Bis auf Johnny hängt halt niemandes Leben an der ganzen Handlung. In den meisten aller Szenen ist auch zu viel Pathos vorhanden, was sich nicht positiv auf die Glaubwürdigkeit der Charaktere ausübt. Auch wenn der Streifen mit Keanu Reeves, Dolph Lundgren und Ice-T besetzt ist, hilft es nicht, die schlechte Leistung von Diane Meyer, Henry Rollins oder Udo Kier auszubügeln. Insgesamt haben aber eigentlich alle Figuren unterdurchschnittlich abgeschnitte.

In den ca. 93 Minuten ist die komplette Geschichte auserzählt. Hin und wieder stockte die Handlung und dabei kamen dann Längen auf. Langeweile kommt aber so gut wie nie auf, auch wenn durch die Filmoptik die Geduld des Zuschauers auf die Probe gestellt wird, denn allzu lange kann man sich diese Effekte nicht ansehen.

Die Action ist vielfältig, denn es kommen nicht nur reale Explosionen, Schießereien oder Nahkämpfe mit Laser-Peitschen zum Einsatz, sondern auch Action im Bereich „World Wide Web“. So sind zum Beispiel Hackerangriffe auf eine besondere Art und Weise inszeniert.
Wie bereits erwähnt, für 2017 sind die Spezialeffekte nicht ausreichend, für 1995 ist die Umsetzung und die Inszenierung hingegen wegweisend und innovativ.

Musikalisch hat der Streifen nicht sehr viel zu bieten. Seichte und unscheinbare Hintergrundmusik dominieren den Ton. In den Cyber-Szenen schlägt die Musik in eine 8-Bit-Richtung, wodurch in jedem Fall eine gewisse Abwechslung geboten wird.

Meine Meinung:
„Vernetzt – Johnny Mnemonic“ hat definitiv seine Vorzüge. Mit einer interessanten Geschichte und einer wegweisenden Inszenierung beschreitet dieser Streifen auf jeden Fall einen Weg, später viele weitere Filme folgen werden.
Ich finde den Gedanken ganz witzig, dass Keanu Reeves nach dieser Hauptrolle, vier Jahre später, auch die Hauptrolle in „Matrix“ übernommen hat. Inwieweit das irgendwie zusammenhängt, kann ich gar nicht sagen, aber es ist durchaus vorstellbar.

Ich hatte nur bedingt meinen Spaß mit „Johnny Mnemonic“. Die Idee finde ich grandios, auch heute noch. Die Spezialeffekte waren mehr als unterirdisch, aber seine düstere Atmosphäre ist Grund genug dran zu bleiben und sich mal dieses Werk anzuschauen.
Ich spreche – aufgrund seines Alters – eine Empfehlung aus.

Meine Wertung:
Spannung: 5,5 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,5 von 10
Authentizität: 5,0 von 10
Action: 7,5 von 10
Musik: 6,5 von 10
GESAMT: 6,4