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Watchmen – Die Wächter

Titel: Watchmen – Die Wächter (engl. „Watchmen“)
Genre: Science-Fiction / Comicverfilmung
Regie: Zack Snyder
Musik: Tyler Bates
Produzenten: Lawrence Gordon / Lloyd Levin / Deborah Snyder
Dauer: ca. 155 Minuten
Erscheinungsjahr: 2009
Altersfreigabe: FSK 16

„Es ist das Jahr 1985 und die Superhelden schließen sich zusammen, um den Mord an einem der ihren aufzuklären. Schon bald decken sie einen teuflischen Plan auf, der die gesamte Menschheit in tödliche Gefahr bringt. Während die Superhelden darum kämpfen, das drohende Unheil zu stoppen, entdecken sie, dass sie selbst das Ziel der Vernichtung sind. Doch wenn die Superhelden tot sind, wer wird uns retten?“
(Rückentext der DVD)

Selten fiel es mir schwerer, eine Review zu einem Film zu schreiben, als bei diesem. „Watchmen – Die Wächter“ basiert auf den gleichnamigen Comic, der für viele, viele Jahre als unverfilmbar galt. Dann kam Zack Snyder und sollte uns eines Besseren belehren.
2009 setzte er mit gewohnter Akribie und Sorgfalt einen Streifen um, der sehr viele Stärken, aber auch einige Schwächen hat.

Die Handlung dreht sich um eine bessere Bürgerwehr, die sowohl die Straßen der USA mehr oder weniger sauber hält, als auch gleichzeitig geopolitisch eingesetzt wird: die Watchmen.
Die Story spielt im Jahr 1985 auf einer alternativen Erde. Inmitten des Kalten Krieges steht die Welt vor dem Abgrund. Die metaphorische Weltuntergangsuhr steht auf fünf Minuten vor 12 und der Comedian – ein Mitglied der Watchmen – wurde umgebracht.
Was steckt hinter dem Mord an dem Comedian und kann das Unheil des Weltuntergangs abgewendet werden?

Die Sache mit der Handlung:
Eine von vielen Besonderheiten ist die Erzählung. Zwar wird die Geschichte kontinuierlich vorangetrieben, weiß aber durch Rückblenden die Geschichte zu erweitern und Aufschluss darüber zu geben, wer hinten den Mitgliedern der Watchmen steckt. Immer mal wieder wird der Streifen durch diese Rückblenden unterbrochen und findet im Anschluss dessen nahtlos zurück zur Haupthandlung. Man darf jedoch auch nicht außer Acht lassen, dass es sich bei „Watchmen“ um einen Film von Zack Snyder handelt. Epische Bilder und Kamerafahrten, tolle Kostüme und Kulissen und eine dichte Atmosphäre und ein Blick für das Detail gehören zum guten Ton und werden natürlich abgeliefert, jedoch ist die Handlung komplex. So komplex, dass der Zuschauer nicht nur sehr viel Konzentration, sondern auch Sitzfleisch braucht. Das Folgen der Handlung steht also dem Genießen der Bilder gegenüber, was zwangsläufig dazu führt, dass man diesen Film mindestens zweimal schauen muss. Bedeutet: zweimal 155 Minuten – kritisch!

Die Sache mit den Figuren:
Zwar findet der Zuschauer im Cast keine großen Namen, dafür aber großartige Leistungen – natürlich in differenzierter Form. Mir ist besonders aufgefallen, dass es Figuren gibt, die einen stabilen moralischen Kompass haben und solche, die ihn nicht haben. Gleichzeitig stehen diese Figuren aber auf der gleichen „Seite“. Der Zuschauer hat also mehr oder weniger die Wahl, ob der mordende Vergewaltiger mit einem Alkohol- und Narzissmusproblem zur Identifikationsfigur wird oder die Figur, die für Recht und Ordnung steht und dabei auch im privaten Umfeld eher unauffällig und rechtschaffend ist. Die Vielfalt der Facetten ist in der Tat so groß und die Charaktertiefe bei nahezu allen Figuren enorm. Snyder nutzt die Laufzeit und die durchweg gelungene Einführung der Figuren, um den einzelnen Akteuren ein glaubhaftes und authentisches Auftreten zu sichern. Wir werden Zeuge von übernatürlicher Macht, Resignation und dem Verlust, an das Gute im Menschen zu glauben. Einzelne Figuren spiegeln dabei die schlimmsten Eigenschaften der Gesellschaft wider. Ein Manko ist jedoch, dass es oft an Emotionalität fehlt. Heißt nicht, dass es grundsätzlich daran fehlt, aber wenn Gefühle gezeigt werden, dann sind sie oft wie ein Ausbruch, der sich über den Zuschauer ergießt, daher manchmal etwas drüber.

Die Sache mit dem Setting:
Snydereske Zeitlupenaufnahmen, atemberaubende Bilder, Totalen, Nahaufnahmen, Kamerafahrten, noch nie zuvor gesehene Orte und in den Actionsequenzen wird sehr dynamisch die Kamera bewegt, sodass der Fokus ganz bei den Handlungen liegt. „Watchmen“ ist eine Augenweide. Ein Kuss vor einer apokalyptischen Explosion, sich im Scheine der Sterne räkelnde nackte Frauenkörper oder ein Besuch auf dem Mars sind dabei nur die Kirsche auf der Sahne. Abgerundet wird der gesamte Film authentisch von der passenden Musik aus den 1980er-Jahren oder entsprechender Musik in den Rückblenden.
Auch die Kostüme und die Kulissen sind absolut passend und überzeugend und über jeden Zweifel erhabend.

Die Sache mit der Empfehlung:
„Watchmen – Die Wächter“ ist für mich eine Empfehlung wert, ich kann aber auch die Kritiker verstehen. Auf der einen Seite haben wir hier einen rundum gelungenen Film, der unterhaltsam, spannend und dicht erzählt ist. Die gesamte Geschichte ist sehr komplex und verlangt ein gewisses Maß an Konzentration. Auf der anderen Seite dauert der Streifen satte 155 Minuten (in der Kinoversion; Uncut noch mal deutlich länger).
Manche Kritiker werden außerdem die – in wenigen Teilen – behäbige und recht emotionslose Art der Erzählung kritisieren. Die Dinge kann ich nicht wegdiskutieren, aber mich hat es nicht gestört. Comicfans werden Spaß haben und Zack Snyder hat es allen gezeigt: Den unverfilmbaren Comic gibt es nicht.


Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #63 „Schaue die Verfilmung eines Comics“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
„Watchmen“ hat mir Spaß bereitet und ich hab diesen Film wirklich genossen. Die lange Laufzeit war für mich kein Hindernis, da ich diesen Streifen zum einen bereits mehrfach gesehen habe und zum anderen ohnehin lange Film mit einer guten Einführung fast lieber mag als kurze Streifen, die eher plattitüdenhaft daherkommen.

„Watchmen – Die Wächter“ war für mich außerdem eine Vorbereitung auf die gleichnamige Serie, die zuletzt bei der Primetime-Emmy-Verleihung 2020 als beste Miniserie ausgezeichnet wurde und nur darauf wartet, von mir geschaut zu werden.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Action: 7,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 7,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 9,5 von 10
Musik: 9,0 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 8,0

Shoot ′em up

Shoot 'em up_CoverTitel: Shoot ′em up
Genre: Action
Regie: Michael Davis
Musik: Paul Haslinger
Produzenten: Rick Benattar / Susan Montford / Don Murphy
Dauer: ca. 83 Minuten
Erscheinungsjahr: 2007
Altersfreigabe: FSK 18

„Tauche ein in eines der spannendsten Action-Abenteuer, die jemals verfilmt wurden. Heftig, mutig und unbestreitbar lustig! Als ein Mann, nur bekannt als Smith (Clive Owen), eine schöne Prostituierte (Monica Bellucci) und ein wahnsinniger Killer (Paul Giamatti) sich ein tödliches Katz und Maus Spiel liefern, entsteht ein explosives, actiongeladenes und von permanentem Kugelhagel begleitetes Schauspiel; so heftig, dass es einen wegbläst!“
(Rückentext der DVD)

In diesem Monat habe ich „Shoot ′em up“ ganz frisch erworben und habe ihn mir dann auch bald angesehen. Ich war gespannt und hatte Vorfreude auf diesen Actionfilm. Die FSK-18-Einstufung gab mir zumindest zu verstehen, dass der Streifen nicht im Free-TV um 20:15 Uhr ausgestrahlt wird. Ein Zitat einer Kritik auf der Rückseite des DVD-Covers beschreibt den Film als „schnell, mörderisch cool und extrem witzig – sensationell!“.
Es kann losgehen.

Die ganze Story dreht sich um Smith und ein Baby, das er durch Zufall „bekommt“, da die Mutter in einem Kugelhagel stirbt. Da es aber offensichtlich die Killer, die hinter der Mutter her waren, auch auf das Kind abgesehen haben, versucht Smith es zu retten. Den Säugling männlichen Geschlechts bringt Smith zu der Prostituierten Donna, während die Killer um ihren Anführer Hertz weiterhin auf der Jagd danach sind.

Die Geschichte ist extrem einfach erzählt. Es gibt kaum Überraschungen, wenig Kniffe und keine Variabilität in der Darstellung oder Erzählstruktur. Dazu kommt, dass alles so unglaublich vorhersehbar ist und man wirklich weiß, was passieren wird. Schon nach wenigen Minuten fühlte es sich so einfallslos an, als würde der Film versuchen, alle Schwächen mit Blei zu kaschieren.
Das Interesse versucht er mit einfacher Pistolenaction, Trickschüssen, Blut und expliziten Handlungen zurück zu gewinnen. Die Schnitte waren okay und tatsächlich bekam der Streifen dadurch mehr Tempo, dennoch stand ich kurz davor, in einen Sekundenschlaf zu fallen.

Zu der Handlung lässt sich sagen, dass sie flach und ideenlos ist. Zum Ende hin versucht man die ganze Action mit einem Pseudo-Twist zu rechtfertigen, aber da hinkt und hakt es an allen Ecken und Enden. Unterhaltsam ist sie nur für eingefleischte Action-Fans mit besonders niedrigem Anspruch an Filmen.

Die Action lässt mich etwas zwiespältig werden. Auf der einen Seite waren da diese unglaublich coolen Szenen, die technisch gut gemacht waren und schön anzusehen sind. Und auf der anderen Seite sind da diese unbeschreiblich schlechten Sequenzen. Die, in denen man sieht, dass alles vor Blue- bzw. Greenscreen gedreht wurde und der Hintergrund einfach unrealistisch und schlecht bearbeitet aussieht. Schon nach circa der Hälfte des Streifens ist man als Zuschauer auch der Action überdrüssig, da einfach zu viel zu sinnlos eingesetzt ist. Immer wenn ein Loch in der Handlung entsteht, wird dieses mit Blei, Blut und Körperteilen gefüllt.

Nach 10 Minuten war ich schon etwas angeödet und dachte mir zumindest, dass der Film ja trotzdem noch witzig sein kann. Ich habe mich geirrt. Ich habe nicht einmal lachen, schmunzeln oder grinsen müssen. Ich warte tatsächlich immer noch auf den Humor oder die witzigen Passagen. Es gab schon die ein oder andere Handlung, die ich so identifiziert habe, dass sie witzig sein soll, das war sie bloß nicht. Stattdessen haben diese Szenen genervt und den – ohnehin nur schwer zu findenden – Fluss gestört.

Als Zuschauer könnte man denken, dass 83 Minuten Laufzeit nicht lange sind, aber hier fühlt es sich locker so an, als würde der Film zwei Stunden dauern. Ein Qualitätsmerkmal sieht anders aus.

Die Emotionen sind selten bis nie gut dargestellt. Emotionale Gründe zum Verhalten der Figuren werden viel zu oberflächlich behandelt. Dabei waren gute Ansätze vorhanden. Wenn man an dieser Stelle tiefer gegangen wäre, hätte es eine gute Hintergrundgeschichte ergeben können und der Zuschauer könnte sich mit den Figuren identifizieren.
Darüber hinaus sind die gezeigten Emotionen sehr künstlich und unglaubwürdig, das reißt auch ein guter Ansatz nicht mehr raus.

Den Charakteren fehlt an vielen Stellen die nötige Originalität und Glaubwürdigkeit. Sie kamen für mich selten bis nie authentisch rüber. Diese Tatsache mindert für mich den Filmspaß gewaltig. Ich habe keinem der Darsteller ihre Rolle wirklich abgenommen. Selbst bei dem Antagonisten (Paul Giamatti) kann man nicht sagen, dass dieser besonders böse gespielt ist oder fies rüberkommt.

Die Musik hatte ein paar Lichtblicke. Sie war zwar größtenteils instrumental und unterstützend, allerdings gab es auch den einen oder anderen Rocksong, der sich cool angehört hat. Leider wurden diese Akzente viel zu selten gesetzt. Die musikalische Untermalung war im Vergleich zum Rest des Streifens gut.

Shoot 'em up_DVDMeine Meinung:
Ich hatte mir mehr versprochen. „Shoot ′em up“ enttäuscht auf nahezu jeder Linie. Ich konnte mich mit keiner Figur identifizieren. Ich stand allen Figuren eher gleichgültig gegenüber. Sie waren mir egal und deswegen konnte der Streifen mich nicht abholen, weil wir keinen tragbaren gemeinsamen Nenner gefunden haben.

Ich kann diesen Film nicht empfehlen, eher noch muss ich davon abraten, sich diesen Streifen anzuschauen. Jedes Kinderbuch hat mehr Tiefgang, Spannung und Handlung als dieser überaus schlechte Film.
Ich will mein Geld zurück!

Meine Wertung:
Spannung: 3,0 von 10
Story: 2,0 von 10
Action: 4,5 von 10
Humor: 0,0 von 10
Länge: 4,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 5,0 von 10
Authentizität: 2,0 von 10
Musik: 7,5 von 10
GESAMT: 3,5