Schlagwort-Archive: September-Challenge 2.0

septembe*R*-Challenge 2.0: Rain Man

Titel: Rain Man
Genre: Drama
Regie: Barry Levinson
Musik: Hans Zimmer
Produzenten: Mark Johnson
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 1988
Altersfreigabe: FSK 12

„Der windige Autohändler Charlie Babbitt (Tom Cruise) erfährt erst nach dem Tod seines Vaters von der Existenz seines autistischen Bruders Raymond (Dustin Hoffman). Um an dessen Erbe heranzukommen, nimmt er ihn mit auf eine Reise, die sein Leben verändern soll. Aber dann kommt alles anders! Mit seinem Verhalten – von der Weigerung zu fliegen, bis hin zu seiner Sucht nach TV-Quizshows – bringt Raymond den hitzköpfigen Charlie zunächst an die Grenzen seiner Geduld, um ihn schließlich ganz aus seiner egoistischen Welt herauszureißen. Was als unsentimentale Reise der Babbitt-Brüder beginnt, endet als ergreifendes und tiefgründiges Abenteuer, über zwei völlig gegensätzliche Menschen, die plötzlich zueinander finden.“
(Rückentext der DVD)

Der letzte Film meiner S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge ist „Rain Man“ aus dem Jahr 1988. Zum Schluss greife ich also noch einmal in die Nostalgiekiste.

Die Handlung wird ziemlich gut von dem Rückentext der DVD zusammengefasst. Was mir jedoch absolut missfällt, ist der Abschnitt, in dem dieser Film als „ergreifendes und tiefgründiges Abenteuer“ verklärt wird.
Die Geschichte fing gut an und nahm ihren unglaublich schlechten Lauf, als sich Charlie dazu entschied, seinen Bruder das Geld aus der Tasche zu ziehen. Von Anfang an verfolgte Charlie dabei ausschließlich egoistische Ziele. Die Vormundschaft für seinen autistischen Bruder war dabei nur der erste Schritt. Als er jedoch feststellt, dass Raymond besondere Fähigkeiten besitzt, will er sie gleich in Las Vegas nutzen um noch mehr Geld daraus zu machen. Auch die Umsetzung, dass die beiden Brüder „plötzlich zueinander finden“ wird mit einer lapidaren und halbgaren Szene aufgelöst. Das ist ein klassischer Fall von Potential verschwendet.

Spannungstechnisch und auch auf der emotionalen Ebene bekommt der Zuschauer recht wenig geboten. Das liegt vor allem an der Tatsache, dass die Handlung schwach inszeniert, das Schauspiel von Tom Cruise unglaubwürdig und das Erzähltempo viel zu behäbig ist. Die darstellerische Leistung von Dustin Hoffman hingegen ist auf einem hohem Niveau, für die er zu recht auch einen Oscar® bekommen hat.

Sonnendurchflutete Bilder dominieren die Kameraarbeit. Gleichzeitig schafft es Hans Zimmer, den Score so zu komponieren, dass man immer das Gefühl hat, ein Song von Toto oder einer anderen Band aus der Zeit würde gerade beginnen. Mir persönlich haben die Kulissen und auch der Score sehr gut gefallen, da sie wunderbar zueinander gepasst haben und dem Streifen eine besondere Atmosphäre verliehen haben.

Mit 128 Minuten ist der Film allerdings mehr als nur auserzählt. Dazu kommt, dass die sehr schwache deutsche Synchronisation das Sehvergnügen zusätzlich deutlich gemindert hat.

Meine Meinung:
Die diesjährige S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge wurde mehr und mehr zu einer Challenge der Oscar®-prämierten Filme. Ich musste feststellen, dass die meisten Gewinnerfilme schlicht und ergreifend stark überbewertet sind.

Ich habe jetzt „Rain Man“ zum zweiten Mal gesehen. Beim ersten Schauen hatte ich noch ein Gefühl von: „Ok, der Film muss jetzt gemocht werden, weil es ein Klassiker ist.“ Heute sehe ich das komplett anders und muss auch zugeben, dass es durchaus bessere Filme gibt.

Aus vielen Gründen ziehe ich gerechtfertigt Punkte ab.

Meine Wertung:
Spannung: 4,5 von 10
Story: 7,5 von 10
Emotionen: 5,5 von 10
Länge: 4,0 von 10
Setting: 7,5 von 10
GESAMT: 5,8

septemb*E*r-Challenge 2.0: Die Entdeckung der Unendlichkeit

Titel: Die Entdeckung der Unendlichkeit (engl. „The Theory of Everything“)
Genre: Biopic / Romanverfilmung
Regie: James Marsh
Musik: Jóhann Jóhannsson
Produzenten: Tim Bevan / Lisa Bruce / Eric Fellner / Richard Hewitt / Anthony McCarten
Dauer: ca. 118 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 0

„Das Schicksal des genialen Physikstudenten Stephen Hawking (Eddi Redmayne) scheint besiegelt, als bei dem 21-Jährigen eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird. Doch die Liebe zu seiner Cambridge-Kommilitonin Jane (Felicity Jones) gibt ihm neuen Lebensmut. Mit ihrer Unterstützung stürzt er sich in sein wichtigstes Projekt und erforscht genau das, wovon ihm nur noch wenig bleibt: die Zeit. Aber kann die Liebe zwischen Stephen und Jane auch den Tod besiegen?“
(Rückentext der DVD)

Das letzte E in September ist nun gesehen. Nachdem die Challenge ja doch eher mittelprächtig anfing, startet der September nun noch einmal durch und das nicht zuletzt durch „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.
Dieser Film ist nicht einfach nur irgendein Biopic, sondern es zeigt das Leben und Wirken von Stephen Hawking ab seiner Zeit in Cambridge. Erzählt wird es aus der Sicht seiner ersten Ehefrau. Die literarische Vorlage sind im Übrigen auch ihre Memoiren.

Ich dachte ja immer, dass Biopics das Leben einer realen oder historischen Person auf äußerst unspektakuläre Weise zeigen. Das erste Mal so richtig überrascht wurde ich von „127 Hours“, der mich aufgrund der darstellerischen Leistung überzeugen konnte. Auch „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ weiß zu überzeugen und ich bin wieder einmal froh, dass ich mir diesen Film für meine S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge 2.0 ausgesucht habe.

Die Geschichte dreht sich weitestgehend um das Schaffen und Wirken von Stephen Hawking und auch um die Liebe zu seiner ersten Frau. Und da haben wir auch gleich einen Gegensatz: Emotionen gegen Rationalität. Meines Erachtens ist es ein starkes Stück Arbeit, diesen „Konflikt“ darzustellen, ohne dass er lächerlich wirkt. Es gibt auch weitere Unterschiede, die in ihrer Gesamtheit den Eindruck vermitteln könnten, dass das nicht zusammenpasst. Der Zuschauer wird aber gleich eines Besseren belehrt. Ich möchte von der tollen Story jedoch nicht zu viel vorwegnehmen, denn der Film hat noch so vieles mehr zu bieten.

Ich betrachte diesen Streifen als ein Gesamtkunstwerk, der ein ums andere Mal seine Zuschauer an eine emotionale Grenze treibt. In der ersten Stunde war ich zunehmend damit beschäftigt, nicht loszuheulen (teilweise bin ich gescheitert) und mich weiterhin auf das Gezeigte zu fokussieren. Wenn man sich die Emotionen im Einzelnen anschaut und sich dabei die beiden Hauptfiguren vornimmt, dann stellt man schnell fest, dass jeder Satz, jeder Blick oder jede Berührung voller Gefühl steckt. Manchmal wurde es witzig, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. Wir erfahren, welche Mühe sich seine erste Ehefrau gibt, ihm weiterhin Hoffnung zu machen und Freude am Leben zu bereiten, aber gleichzeitig geizen auch Hawkings Wegbegleiter nicht mit Emotionen, was den Zuschauer ein ums andere Mal ergreift . Auch an dieser Stelle könnte ich exemplarisch Szenen nennen, die meinen Eindruck untermauern, aber es wäre besser, ihr schaut euch diesen Film selbst an.
In all der Zeit erfährt das Publikum ein Maximum an Authentizität.
Ich könnte immer so weiter machen, denn so gerne man es auch möchte, man wird nichts Negatives bei den Emotionen oder der Authentizität finden.

Das Setting ist vielfältig. Man ist stets im Wechsel zwischen Cambridge, dem Haus der Hawkings und einigen anderen Kulissen. Alles wirkt dabei stets professionell und hochwertig. Die Kostüme sind ebenfalls mit der Zeit gegangen. Zum Ende hin werden die Klamotten immer moderner, wohingegen zu Beginn noch der Stil der 60er Jahre getragen wurde. Die Filmmusik ist hervorragend ausgewählt und komponiert. Insgesamt wurden nur klassische Stücke verwendet, die mal aktiv und mal passiv in den Film eingebaut wurden. Die Kameraarbeit bzw. auch deren Nachbearbeitung ist sehr angenehm. Zwar wurde oft der Weichzeichner eingesetzt, trotzdem waren die Bilder schön anzusehen und passend zur Handlung.

Wenn es um die Sache mit der Spannung geht, fällt mir eine Bewertung schon deutlich schwerer, denn so richtig spannend ist der Streifen nicht, jedoch weiß er mit seinen Mitteln zu überzeugen. Es ist mehr ein sehr stark gesteigertes Interesse, gleichzeitig zieht der Film seinen Zuschauer in den Bann und lässt ihn bis zuletzt nicht mehr los.

Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #55 „Schaue ein Biopic über eine männliche Person (1)“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
Auch bei diesem S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge-Film stelle ich mir die Frage, was schlussendlich übrig bleibt und stelle fest, dass ich selten einen so starken Film gesehen habe. Nicht nur handlungstechnisch, sondern auch darstellerisch bekommt man mit „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ einen unfassbaren ergreifenden und starken Film, der sich allemal bezahlt gemacht hat.

Eddie Redmayne hat nicht zu Unrecht für seine Leistung in diesem Streifen einen Oscar® für den besten männlichen Hauptdarsteller bekommen. Die Oscar®-prämierten Filme sind also doch noch nicht verloren.

Meine Wertung:
Story: 10 von 10
Spannung: 6,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Gefühl/Emotionen: 10 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 8,8 von 10

septem*B*er-Challenge 2.0: The Big Short

Titel: The Big Short
Genre: Drama / Finanzthriller / Romanverfilmung
Regie: Adam McKay
Musik: Nicholas Britell
Produzenten: Dede Gardner / Jeremy Kleiner / Arnon Milchan / Brad Pitt
Dauer: ca. 125 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 6

„Vier Außenseiter riskieren alles, um den amerikanischen Banken, die für den größten Betrug der US-Finanzgeschichte verantwortlich sind, eins auszuwischen. Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Michael Lewis, Autor der Kinoerfolge ‚The Blind Side’ und ‚Moneyball’, ist diese Geschichte so unglaublich wie wahr. Als brillant und explosiv von der Presse hochgelobt, überzeugt der packende Finanzthriller auch mit einem hochkarätigen Cast: Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling und Brad Pitt in Bestform machen ‚The Big Short’ zu einem der eindrucksvollsten und unterhaltsamsten Film-Highlights des Jahres.“
(Rückentext der DVD)

Der September mit seiner Challenge 2.0 dreht endlich auf. Ich frage mich ja, warum ich solche Perlen bloß immer so spät aus meinem DVD-Regal ziehe?

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr eine Offenbarung erlebt habt? So etwas hatte ich bisher zwei- oder dreimal und auch dieses Mal war es wieder soweit. „The Big Short“ hat mich also aus den Socken gehauen.

Die Handlung dreht sich um die Finanzkrise 2007/2008, die darin endete, dass unter anderem die Immobilienblase in den USA geplatzt ist und die Investment Bank Lehman Brothers insolvent ging. Die ganze Geschichte fing aber schon ca. 3 Jahre vorher an. Nämlich dann, als jemand die Hypotheken genauer unter die Lupe genommen hat und aufgrund der Zusammenstellung der Fonds festgestellt hat, dass das ganze System auf Mist aufgebaut ist.

Bevor ich zu sehr spoilere, muss ich an dieser Stelle den Streifen empfehlen, denn er zeigt auf eine erschreckende Art und Weise, wie viel vor rund 10 Jahren falschgelaufen ist. Thematisch scheint „The Big Short“ recht trocken zu sein, allerdings hilft der Film auch dabei, Zusammenhänge zu erklären und zu verdeutlichen. Die Handlung ist aber auch ausschlaggebend dafür, dass dieser Film eine Offenbarung ist. Ich habe inhaltlich und an der Darstellung der Figuren nichts auszusetzen, denn all das, wie es gezeigt wird, ist für mich von vorne bis hinten authentisch. Dabei war es mir vollkommen egal, wie verschroben die Charaktere auch sein mögen, denn genau so etwas kann es im echten Leben geben. Die einen sind cholerisch und die anderen paranoid.

Die Spannung ergab sich für mich aus der Handlung. Anfangs wurde ich noch nicht ganz abgeholt, aber nach ca. 10 bis 15 Minuten war ich in der Thematik drin. Es bedarf auch keinerlei ausufernder Gefühle oder Zuschaustellung von Schicksalen, denn das Ende ist allen bewusst: acht Millionen US-Bürger verloren ihren Job, sechs Millionen ihr Haus.

Es muss gesagt werden, dass „The Big Short“ mit einem erstaunlich guten Cast daherkommt und damit auch vollkommen richtig liegt. Brad Pitt, Ryan Gosling, Christian Bale und Steve Carell überzeugen mit all ihren Stärken und gleichzeitig sieht man sie nicht in für sie typischen Rollen.

Im Unterton ist „The Big Short“ ein extrem sarkastischer Film, der immer wieder mit dem Zeigefinger auf alle Verfehlungen deutet, die da damals passiert sind. Der Streifen ist bei dem Sarkasmus aber nicht so richtig zum Lachen, er will ja auch bei weitem keine Komödie sein. Viel mehr resigniert er von Beginn an und lässt dem Unheil seinen Lauf. Bei einer wahren Begebenheit fällt es allerdings auch schwer, etwas an der Handlung zu ändern.

Das Setting bietet zur Handlung ein richtiges Kontrastprogramm, denn man bekommt zumeist helle Bilder, eine angenehme musikalische Untermalung und Kostüme bzw. Outfits, die auch in den Finanzsektor passen. Die Kulissen wirken stilecht und ich kann mir gut vorstellen, dass in Gebäuden gedreht wurde, welche tatsächlich Schauplatz der „Katastrophe“ gewesen sind.

Meine Meinung:
Was lässt sich also letzten Endes zu „The Big Short“ sagen?
Dieser Film ist ein durchaus trockener, aber auf seine Weise sarkastischer Film. Das Publikum sollte schon Interesse am Finanzsektor und an Politik haben, ansonsten kann es auch zu einer zähen Nummer werden. Für mich war dieser Film allerdings eine Offenbarung und das aus mehreren Gründen: Der Cast ist einfach gut, die Thematik stimmte für mich und die Form der Erzählung hat mich zwar erst nach einer viertel Stunde abgeholt, aber dann richtig.

Aus meiner subjektiven Sicht bekommt der Film daher auch eine entsprechende Punktzahl. Da der Streifen aber überwiegend emotionslos bleibt und eher Verfehlungen aufzeigt, als darauf ausgelegt ist, Gefühle zu zeigen, muss ich ihn an entsprechender Stelle deutlich abstrafen.

Meine Wertung:
Story: 10 von 10
Spannung: 9,0 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Setting: 9,0 von 10
GESAMT: 8,1

septe*M*ber-Challenge 2.0: Manchester by the Sea

Titel: Manchester by the Sea
Genre: Drama
Regie: Kenneth Lonergan
Musik: Lesley Barber
Produzenten: Matt Damon / Chris Moore / Lauren Beck / Kimberly Steward / Kevin J. Walsh
Dauer: ca. 132 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„Der schweigsame Einzelgänger Lee Chandler (Casey Affleck) ist schockiert, als er vom plötzlichen Tod seines Bruders erfährt. Äußerst widerwillig verlässt er Boston und kehrt in seine alte Heimat Manchester-by-the-Sea zurück. Dort wird er mit der unerwarteten Vormundschaft über seinen 16-jährigen Neffen Patrick konfrontiert. Die Begegnungen mit seiner Ex-Frau Randi (Michelle Williams) wirft Lee vollends aus der Bahn und zwingt ihn, sich mit seiner tragischen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Einen unerträglichen Schmerz, den er hinter sich gelassen zu haben glaubte…“
(Rückentext der DVD)

Kurz vor knapp gibt es heute die Kritik für M und dabei dreht es sich um nichts Geringeres als „Manchester by the Sea“.

Ich frage mich allen Ernstes, ob man Oscar-Preisträger mögen muss? Ich habe so viel Positives über diesen Film gelesen und dachte mir dabei, dass das ein Streifen ist, der mir mit Sicherheit gefallen wird. So langsam aber sicher glaube ich aber, dass er nur so viele gute Kritiken bekommen hat, weil Gott und die Welt glaubt, diesen Film mögen zu müssen, weil er einen Oscar bekommen hat und nicht umgekehrt.

Wer hier weiter liest, wird vermutlich schon ahnen, wie ich diesen Streifen nun empfunden habe. Ich attestiere „Manchester by the Sea“ aber auch ein paar gute Umsetzungen und eine durchaus passable Handlung.
In meiner Wahrnehmung haben sich aber auch einige Mängel aufgetan, die mir nicht gefallen haben.

Die Handlung dreht sich um Lee Chandler, der so einiges in seinem Leben durchgemacht hat. Doch der Tod seines Bruders und die übertragene Vormundschaft für seinen Neffen überraschen und belasten ihn so, dass er sich nun auch mit den Dämonen seiner Vergangenheit auseinandersetzt.
Die Erzählweise ist nicht stringent aufgebaut und die stetigen Wechsel zwischen Vergangenheit und heute passieren oft abrupt und ohne Änderung der Kameraperspektiven oder Filter. Von der einen Szene in die andere ist der Zuschauer erst noch in der Gegenwart und dann auf einmal ein paar Jahre in der Vergangenheit, ohne, dass er es kommen gesehen hat. Das macht es schwierig, die Szene, die Zeit und den Handlungsstrang zu erkennen.
Ein weiterer Punkt ist die Erzählgeschwindigkeit. Ja, schier behäbig kommt „Manchester by the Sea“ daher und ist dabei ein ums andere Mal an der Grenze des Zumutbaren.

Genau dieses Bild spiegelt sich auch wider, wenn man sich die Spannung anschaut. Genau genommen schafft es der Streifen nicht, mehr als Interesse an den Figuren auszulösen, denn die Handlung ist in sich nicht spannend.

Die Figuren sind allesamt schön gezeichnet und bringen ihre eigene Geschichte mit. Das ist insofern gut, als dass sich die Charaktere nicht ähneln. An vorderster Front ist da natürlich die Hauptfigur Lee Chandler (gespielt von Casey Affleck).
Die Narration begünstigt den Vergleich der Figuren von der Vergangenheit zur Gegenwart und dadurch zeigt sich einmal mehr, wie sich die Charaktere entwickelt haben. Man erkennt dadurch die Veränderung von Lee, der sich im Laufe der Zeit von einem Familienmenschen mit einer glücklichen Grundeinstellung zu einem Einzelgänger mit zynischem Einschlag entwickelt hat. Auch die übrigen Protagonisten erleben in irgendeiner Form eine vergleichbare Entwicklung.
Was mich jedoch an Lee stets aufgeregt hat, war seine Distanziertheit. Schier teilnahmslos erträgt er die Veränderungen in seinem Leben.
Während sich alle anderen Figuren irgendwie natürlich und authentisch verhalten, ist es Lee, der sich mit seinem zynischen Auftreten unter großen Widrigkeiten einer neuen Lebenssituation stellen muss. Aus diesem Grund wirken manche Entscheidungen stur und eben nicht authentisch. Erst wenn man die Vergangenheit kennt, kann man erahnen, warum Lee ist, wie er ist. Dass sich rückblickend alles irgendwie auflöst bzw. erklärt, macht die Verfehlungen nicht wett.

Durch die sehr behäbige Narration ergibt sich eine Laufzeit, die meines Erachtens viel zu lang ist. Mit mehr als 2 Stunden Laufzeit verlangt der Film viel vom Publikum ab. Wenn das Tempo stimmen würde, die Geschichte packend und die Figuren stärker wären, also wenn das Paket runder wäre, dann wären 132 Minuten absolut okay. In diesem Fall sind sie aber deutlich zu lang.

Das Setting ist vielfältig. Die Kulissen spiegeln ein kleinstädtisches Feeling wider. „Manchester by the Sea“ stahlt dabei immer etwas Fragiles und Bewahrenswertes aus. Die Kameraarbeit ist solide und zeigt jede Reaktion, oder Nicht-Reaktion, in den Gesichtern der Charaktere. Mit einigen starken und beeindruckenden, klassisch komponierten Stücken wird die Geschichte perfekt untermalt. Immer wieder hatte ich das Gefühl, nur durch die Musik ergriffen zu sein und das obwohl das Dargestellte es eben nicht gewesen ist. Es war nicht ergreifend.

Meine Meinung:
Muss man jetzt jeden Oscar®-Gewinner mögen? Ich denke nicht. Wie so oft wurde ich von einem Preisträger nicht unbedingt enttäuscht, aber ich sah auch bei „Manchester by the Sea“ deutliche Schwächen. Zweifellos ist er ein solider Film mit einer guten Charakterentwicklung, aber er macht nichts besser als andere Filme.

Das einzig Besondere an dem Film ist die Erzählweise, die aber mehr verwirrt und doch eher ein Nachteil ist. Die Story ist an und für sich stark und Casey Affleck macht wahrscheinlich genau das, was der Regisseur von ihm wollte, aber mich hat es eher aufgeregt. Erst nach ca. der Hälfte versteht man, was passiert ist und warum er so ist, wie er ist. Meiner Meinung nach ist das zu spät, um den ersten Eindruck zu verändern.

Schlussendlich ist „Manchester by the Sea“ einer der Filme, bei denen es mir reicht, sie einmal gesehen zu haben, denn nachhaltig wird mich der Streifen nicht verändern. Und spätestens in einem halben Jahr werde ich sogar schon vergessen haben, dass ich ihn gesehen habe.

Meine Wertung:
Spannung: 4,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 4,0 von 10
Setting: 8,0 von 10
GESAMT: 6,1

sept*E*mber-Challenge 2.0: Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König (engl.: „A hologram for the King“)
Genre: Romanverfilmung / Drama / Romantik
Regie: Tom Tykwer
Musik: Johnny Klimek / Tom Tykwer
Produzenten: Stefan Arndt / Gary Goetzman / Arcadiy Golubovich / Tim O´Hair / Uwe Schott
Dauer: ca. 95 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 6

„Alan Clay (Tom Hanks), Alter 54, Opfer der Bankenkrise, hat eine letzte Chance. Er soll innovative Hologramm-Kommunikationstechnologie an den Mann, besser gesagt den König bringen: König Abdullah von Saudi-Arabien lässt mitten in der arabischen Wüste eine strahlende Wirtschaftsmetropole errichten. Doch der König kommt nicht. Nicht am ersten Tag, nicht am zweiten – und auch nicht in den Tagen danach. In diesen Tagen der Unverbindlichkeit und des Wartens wird der junge Fahrer Yousef (Alexander Black) Alans Gefährte. Durch ihn erlebt er die Widersprüchlichkeiten eines Landes zwischen Aufbruch und Stillstand, zwischen Tradition und Moderne. Und er lernt die schöne Ärztin Zahra (Sarita Choudhury) kennen. Anhand dieser Begegnungen und der neuen kulturellen Eindrücke entwickelt sich Alan Clay vom zielstrebigen und erfolgsgetriebenen Salesman zu einer Person, die sich selbst Perspektiven sucht und für sich einen neuen Platz im Leben findet. So gerät für Alan immer mehr zur Nebensache, ob der König nun kommt oder nicht.“
(Rückentext der DVD)

Erfahrungsgemäß und durch Berichte von anderen Bloggern ist mir bewusst, dass der Buchstabe E besonders schwierig ist. Mein zweites E ist daher „Ein Hologramm für den König“. Dabei handelt es sich um eine Adaption des gleichnamigen Romans von Dave Eggers.

Long story short: Der König kommt nicht und Alan findet mehr und mehr zu sich. Dabei durchlebt er mehrere Phasen, aus denen er unterschiedlichste Erkenntnisse zieht.

Die Erzählweise ist unaufgeregt und fokussiert sich einzig und allein auf das Schicksal von Alan. Der Zuschauer bleibt die ganze Zeit bei ihm und bekommt seine innere Haltung eins zu eins mit. Anfangs schien er noch zielstrebig zu sein und Ambitionen zu besitzen, dabei verliert er sich selbst aber aus den Augen und mit zunehmender Dauer wandelt sich das Bild. Am Ende des Streifens wird Alan ganz bei sich sein und das Leben nicht mehr ganz so eng sehen. Die Narration war nie auf das berufliche Leben Alans ausgelegt. Vielmehr wurde über den Beruf der Einstieg in die Materie gewährt, damit sich das Publikum mit Alan identifizieren kann, was schlussendlich bei mir auch funktioniert hat.

Mit der arabischen Ärztin Zahra wird ein Gegenpool integriert. Eine Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft, die Ärztin ist, aber zugleich auch unter den Zwängen und Gepflogenheiten dieser besonderen Gesellschafts- und Kulturstruktur zu leiden scheint. In Gesprächen, Schriftverkehr und Blicken erkennt man ganz deutlich, wie sich Alan und Zahra nicht nur körperlich, sondern auch geistig näherkommen. Sie überschreiten damit zweifellos gesellschaftliche Grenzen, allerdings tun sie sich gegenseitig gut und das spiegelt sich auch zunehmend an den Figuren wider.

Ich würde „Ein Hologramm für den König“ durchaus als emotionalen und authentischen Film bezeichnen. Ich muss aber auch sagen, dass mich die Thematik interessiert hat und mich die Figur Alan Clay auch wunderbar abholen konnte. Auch die Figur Yousef half mir, mich mit dem Film auseinanderzusetzen, denn er bringt immer wieder etwas Humor in die Geschichte und zeigt damit, dass es in den arabischen Ländern, oder hier in Saudi-Arabien, starre Strukturen gibt, sie aber an der einen oder andere Stelle aufzuweichen scheinen.
Ich habe dennoch etwas zu kritisieren: Die Figuren wirken des Öfteren sehr distanziert zueinander. Das störte mich insofern, als dass ich gerne am Glück der Protagonisten teilhaben wollte, es aber nicht konnte, weil der Funke zu mir nicht übergesprungen ist.

Eben dieser Funke sprang auch nicht über, wenn wir uns zum Thema Spannung unterhalten wollen. Denn spannend ist dieser Film nicht, er ist sogar sehr weit davon entfernt. „Ein Hologramm für den König“ punktet hingegen mit seiner schönen Charakterzeichnung.

Das Setting ist absolut aufeinander abgestimmt. Die Auswahl der Kulissen wirkt hochwertig und war obendrein auch variabel. Moderne Hotelzimmer, Nomadenzelte und Baustellen gibt es zu sehen. Auch bekommt der Zuschauer ein Gefühl für Infrastruktur durch teils sehr staubige und beschädigte Straßen, aber auch durch teils hochmoderne Verkehrswegen.
Die Kostüme sind stilecht und passen in das Bild, das wir vom arabischen Raum haben. Die Musik hat das Geschehen wunderbar untermalt und verhalf dem kompletten Streifen, eine besondere Atmosphäre aufzubauen. Auch dort spiegelte sich der Konflikt zwischen Alt und Neu oder Tradition und Moderne wider.

Meine Meinung:
„Ein Hologramm für den König“ ist ein guter, für den einen oder anderen auch sehenswerter, Film, aber wirklich kein überragender. Mich konnte er jedoch gut abholen, auch wenn es an manchen Stellen im Storytelling sehr dünn zuging und man sich mit schöner Musik und einigen Kamerafahrten zufriedengeben musste.

Wenn man mich nun fragt, ob dieser Film empfehlenswert ist, dann müsste ich aus meiner Sicht diese Frage mit ja beantworten, weil er im Gesamtkonzept sehr rund und unterm Strich auch unterhaltsam ist.
Was mich aber die ganze Zeit störte, war die deutsche Vertonung. Die deutsche Audiospur klang stets so, als ob man in eine Blechdose gesprochen hätte.

Meine Wertung:
Story: 6,0 von 10
Spannung: 4,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,5 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 7,1 von 10

sep*T*ember-Challenge 2.0: Tanz der Teufel II – Jetzt wird noch mehr getanzt

Titel: Tanz der Teufel II – Jetzt wird noch mehr getanzt (engl.: „Evil Dead II – Dead by Dawn“)
Genre: Horror / Splatterkomödie
Regie: Sam Raimi
Musik: Joseph LoDuca
Produzenten: Robert G. Tapert
Dauer: ca. 84 Minuten
Erscheinungsjahr: 1987
Altersfreigabe: FSK 16

„Ash Williams (Bruce Campbell) kehrt zurück zu der Hütte, in der das Unheil seinen Lauf nahm. Wieder beschwört er mit dem Buch des Todes die Mächte des Bösen herauf, die sofort von seiner Freundin Linda (Denise Bixler) Besitz ergreifen. Von da an geht es ans Eingemachte, denn die Ausgeburten der Hölle müssen gebannt werden, bevor sie die Weltherrschaft an sich reißen. Nebenbei muss Ash sich der Angriffe seiner ‚dämonischen’ Hand erwehren. Keine leichte Aufgabe, aber eine Kettensäge ist allemal ein guter Anfang…“
(Rückentext der DVD)

Das T in September steht dieses Jahr für „Tanz der Teufel II“. Sam Raimi hat einen zweiten Teil zu seinem 1982 erschienen „Tanz der Teufel“ gedreht. Damals wollte ich meine eigenen Grenzen austesten und über den Tellerrand der Sehgewohnheiten schauen. Schnell stellte ich fest, dass „Tanz der Teufel“ mehr oder weniger so etwas wie eine Persiflage an einen Horrorfilm ist. Dabei sah Teil 1 weder gut aus, noch konnte er mich mit besonderen Kniffen aus der Reserve locken. Meine Erwartungen an Teil 2 sind entsprechend niedrig.

Die Handlung ist so unlogisch wie vorhersehbar. Ganz davon ab wird im Film nie klar, dass Ash um die Rettung der Welt kämpft. Mich wundert es stets, wie dumm die Charaktere handeln. Wieder fährt Ash mit einem Mädchen zur Hütte im Wald und wieder wird das Tonband abgespielt. Warum tut er das? Er hat doch schon im ersten Teil gesehen, dass das keine gute Idee gewesen ist. Ein solch unlogisches Verhalten vermiest mir jeden Filmspaß.
Und überhaupt: Warum ist der deutsche Untertitel „Jetzt wird noch mehr getanzt“, wenn man im ganzen Film keine Tanzeinlage zu Gesicht bekommt?

In einigen leicht humoristischen Szenen muss man zwar nicht lachen, jedoch schüttelt man vor Fassungslosigkeit den Kopf. Es geht dann eher darum, dass der Film tatsächlich versucht, mit solch platten und ideenlosen Witzen Lacher zu generieren. Aber auch sonst steht „Tanz der Teufel II“ seinem Vorgänger in nichts nach. Die Musik ist unglaublich anstrengend und nervig. Die Bilder sind allesamt nicht schön und teilweise erreicht man da auch die Grenzen des guten Geschmacks. Blut gibt es sehr viel, aber das habe ich auch nicht anders erwartet. Zu guter letzt ist die Handlung wenig innovativ und die Spannung bleibt sogar ganz weg.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Tanz der Teufel II“ eine klassische Fortsetzung ist. Sie kommt nicht an die (wirklich schwache) Leistung des Vorgängers ran.

Meine Meinung:
Manche Filme sind eine wahre Bereicherung, manche Filme kann man gesehen haben und einige Filme sind ein schöner Griff ins Klo. „Tanz der Teufel II“ zählt definitiv zu der letzten Kategorie.

Wenn ich wenigstens schlechte Unterhaltung gehabt hätte, dann gäbe es etwas, worüber ich mich ärgern könnte, aber dieser Film hat mich rein gar nicht unterhalten.
Was ich aber tatsächlich interessant fand, war, dass der Streifen sein Ende im Prinzip schon selbst verraten hat. Wer aufpasst, wird wissen was ich meine. Ich bin aber tatsächlich schon gespannt, ob „Armee der Finsternis“ ebenfalls so trashig wird.

Meine Wertung:
Spannung: 2,0 von 10
Story: 2,0 von 10
Länge: 3,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 2,0 von 10
Authentizität: 2,0 von 10
Humor: 3,5 von 10
Horror: 5,0 von 10
GESAMT: 2,8

Reihenfolge:
1. Tanz der Teufel
2. Tanz der Teufel II – Jetzt wird noch mehr getanzt

se*P*tember-Challenge 2.0: Passengers

Titel: Passengers
Genre: Science-Fiction
Regie: Morten Tyldum
Musik: Thomas Newman
Produzenten: Stephan Hamel / Michael Maher / Ori Marmur / Neal H. Moritz
Dauer: ca. 111 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„Aurora (Jennifer Lawrence) und Jim (Chris Pratt) sind zwei Passagiere an Bord eines Raumschiffs, das sie zu einem neuen Leben auf einem anderen Planeten bringen soll. Doch ihre Reise nimmt plötzlich eine lebensbedrohliche Wendung. Denn die Schlafkammern, in denen sie liegen, wecken sie auf unerklärliche Weise viel zu früh auf – 90 Jahre ehe sie ihr Ziel erreicht haben werden. Während Jim und Aurora versuchen, hinter das Geheimnis dieser Fehlfunktion zu kommen, fühlen sie sich mehr und mehr zueinander hingezogen. Doch dann werden sie von dem unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch des Raumschiffs bedroht und entdecken den wahren Grund, warum sie aufgewacht sind.“
(Rückentext der DVD)

Der dritte Film der S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge 2.0 ist einer dieser Filme, der unglaublich oft meine Aufmerksamkeit erregen konnte, alleine schon durch seine Besetzung. Ich mag Chris Pratt seit seinem Mitwirken in der Serie „Everwood“, die hierzulande vor 10 Jahren ausgestrahlt wurde. Aber auch sein Auftreten in „Wanted“ oder „Guardians of the Galaxy“ haben mir recht gut gefallen.
Und Jennifer Lawrence hat ja auch eine halbwegs passable Rolle in „Die Tribute von Panem“ gespielt. Die zwei zusammen könnten also einen guten Film auf die Beine stellen.

Nun sitze ich also hier und habe „Passengers“ geschaut. Meine Erwartungen sind unglaublich hoch, doch wurden sie in nur wenigen Punkten erfüllt.
Aber von vorn:

Die Handlung dreht sich um die zwei Passagiere eines intergalaktischen Raumschiffs, welches auf dem Weg in eine neue Heimat zu sein scheint. 90 Jahre vor Ankunft wird Jim von seiner Schlafkammer aufgeweckt. Logischerweise begibt er sich auf die Suche nach einem Grund, warum nur er aufgewacht ist und nicht auch die anderen Passagiere.
Monate später wacht auch Aurora auf, die sich ebenfalls keinen Reim auf ihre Situation machen kann. Die beiden finden auf der Reise zueinander, auch wenn sie das Ziel wohl nie lebend erreichen werden.

Ich muss gestehen, dass meine Erwartungen zunächst durch den Trailer extrem gestiegen sind, denn ein Science-Fiction-Szenario mit nur zwei Figuren schien mir mehr als interessant. Das erste Drittel des Streifens war für mich allerdings wesentlich spannender als der Rest des Films. Besonders in der ersten Phase, wo Jim „alleine“ auf dem Raumschiff unterwegs ist, wurde ich einfach abgeholt. Mein Interesse galt vor allem der Entwicklung Jims, der mit zunehmender Dauer mit der Einsamkeit zu kämpfen hatte. Ich muss einfach noch einen Schritt weiter gehen und an dieser Stelle die Leistung von Chris Pratt deutlich loben. Ich ziehe meinen Hut vor seiner beeindruckenden Leistung. Mit einer hohen Intensität und einem Maximum an Gefühl präsentiert sich Jim erstaunlich vielschichtig.
Ohne ins Detail gehen zu wollen, erlebt man besonders im ersten Drittel ein durchweg glaubwürdiges und authentisches Schauspiel.

Die restliche Zeit, in der dann auch Jennifer Lawrence mitspielt und dabei ihre Figur Aurora verkörpert, ist die Leistung bei weitem nicht so stark, wie noch zu Anfang. Vor allem fehlte es an Authentizität. Auch wenn die Figuren im Szenario stets logisch gehandelt und reagiert haben, missfiel mir die Figur Aurora aufgrund einer überaus hysterischen Attitüde. Es wirkte immer so, als ob Jennifer Lawrence versucht, die überaus gute Leistung von Chris Pratt zu übertrumpfen. Hat nicht funktioniert.

Auch wenn es ausschließlich mich und meine Empfindungen betrifft: Irgendwie saß der Stachel tief, als ich herausfand, dass sich meine Erwartungen nicht erfüllen würden. Der ganze Streifen driftete zunehmend ab und wurde zu einer Liebesgeschichte im Weltall, doch interessierte ich mich viel mehr dafür, wie die zwei aus ihrer misslichen Situation herauskommen. Ich will aber nicht verheimlichen, dass der Film beides sein möchte, allerdings beides nicht so gut umsetzt, dass man ihm in irgendeiner Form klassisch dem einen oder dem anderen Genre zuordnen kann. Ich persönlich fand es schade, dass „Passengers“ sein vorhandenes Potential nicht ausgeschöpft hat.

Das Setting wiederum ist mehr als gelungen. Die Kulissen wirken stilecht, hochwertig und mit viel Liebe zum Detail. Es wird gekonnt eine futuristische Raumschiff-Atmosphäre geschaffen, die gleichzeitig auch sehr steril wirkt. Die Kostüme passen sich den Kulissen an und unterstreichen abermals das Raumschiff-Thema.

Meine Meinung:
Technisch kann ich „Passengers“ keine schlechten Punkte geben, aber mich persönlich hat der Streifen nicht so richtig berührt. Mit Erscheinen von Jennifer Lawrence hat mich der Film irgendwie verlassen und die Richtung, die eingeschlagen wurde, gefiel mir nicht mehr. Es ist viel zu wenig Science-Fiction und viel zu viel Liebesfilm.
Auch die Charakterzeichnung ließ deutlich nach. Die Tiefe von Chris Pratt im ersten Drittel wurde danach nie wieder erreicht.

Es ist vielleicht auch ein Stückweit ein persönliches Problem, dass ich den Film dann so empfunden habe, wie ich es letzten Endes tat. Zum Ende hin konnte kurz mein Interesse wieder geweckt werden, aber als dann auch das Ende ein anderes war, als ich es mir erhoffte, trat schlussendlich Ernüchterung ein.

Punkte vergebe ich daher auch aus einer reinen subjektiven Sicht.

Meine Wertung:
Spannung: 6,5 von 10
Story: 6,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 6,5 von 10
Setting: 9,0 von 10
GESAMT: 7,3

s*E*ptember-Challenge 2.0: The Equalizer

Titel: The Equalizer
Genre: Action / Thriller
Regie: Antoine Fuqua
Musik: Harry Gregson-Williams
Produzenten: Alex Siskin / Denzel Washington / Jason Blumenthal / Mace Neufeld / Michael Sloan / Richard Wenk / Steve Tisch / Todd Black / Tony Eldrige
Dauer: ca. 127 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 16

„McCall (Denzel Washington) hat seine mysteriöse Vergangenheit hinter sich gelassen und lebt nun ein ruhiges Leben. Doch als er Teri (Chloë Grace Moretz) trifft, ein Mädchen in den Klauen eines gewalttätigen russischen Gangsters, kann er nicht tatenlos zusehen. McCalls Wunsch nach Gerechtigkeit ist zu stark. So beendet er seine selbst auferlegte Rente und übt mit seinen geheimen Fähigkeiten Rache für die Opfer von Gewalttaten. Wer ein Problem hat, gegen wen sich das Schicksal verschworen hat, wer Hilfe von niemanden erwarten kann – McCall ist zur Stelle. Er ist der Equalizer.“
(Rückentext der DVD)

Der zweite Film meiner S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge 2.0 ist „The Equalizer“. Dieses Mal war meine Schwester ganz spontan zu einem Film vorbei gekommen und da habe ich ihr gleich mal diesen Film vorgeschlagen. Da ich ihn ebenfalls noch nicht kannte, waren wir beide gespannt, was auf uns zukommen wird.

Antoine Fuqua hat mich ein ums andere Mal mit seinen Filmen überrascht und beeindruckt, aber gleichzeitig ist er eben auch der Regisseur von „Training Day“. Manchmal passt das nicht zusammen. Ich hoffte also auf einen Film, der mehr so in Richtung „Southpaw“ geht: actionreich und unterhaltsam.

Die Geschichte von „The Equalizer“ ist schlicht: Es dreht sich um einen Ex-Spezialisten, der auf Gerechtigkeitstour geht und dabei so Allerlei Ungerechtigkeit begegnet. Sein Ziel dabei ist, diese Ungerechtigkeit zu „besiegen“. Die Nebenstränge der Handlung münden allesamt früher oder später in der Haupthandlung.

Die Figuren sind auf den ersten Blick vielschichtig, doch bei näherer Betrachtung erweisen sie sich als nicht sonderlich tiefgreifend. Obwohl sich der erste Eindruck sehr hartnäckig über einen langen Zeitraum hält, lösen sich die wenigen Facetten in ihre Bestandteile auf. Am schwierigsten empfinde ich persönlich allerdings, dass die Figuren nur pseudomäßig eingeführt werden und bis zum Ende nicht richtig glaubwürdig werden. Es wird nie klar, was McCall durchgemacht hat, bzw. was er vorher beruflich gemacht hat. Grundsätzlichen stellt sich natürlich die Frage, woher er seine Fähigkeiten überhaupt hat. Im Laufe des Films gibt es eine Verbindung zu einer ranghohen Person, scheinbar gehört sie zur CIA, aber der genaue Zusammenhang zwischen den beiden wird nicht klar. Auch die Menschen, die McCall näherstehen, wissen nichts von seinen Fähigkeiten oder seiner Vergangenheit. Das scheint mir alles sehr undurchsichtig und äußerst konstruiert. Die Erzählweise und die Darstellung der Figur McCall sind für die Geschichte und die Spannung nicht zuträglich, denn der komplette Film wirkt wie ein lieblos arrangiertes Werk. Am Ende wirken die wenigen Actionsequenzen wie ein kurzes Aufflackern von Potential, das durch die mangelnde Einführung der Charaktere allerdings wieder verdunkelt wird.

Wie bereits erwähnt, mangelt es an der Spannung. Mehr noch sind viele Teile des Streifens nichtssagend und richtig langweilig. Natürlich ist diese Empfindung, wie alle anderen auch, subjektiv. Zu allem Überfluss fehlt es dem Streifen auch an Tempo, denn gefühlt kommt „The Equalizer“ nicht aus dem Knick und verpasst es, mit gut gesetzten Schnitten das Potential gänzlich auszuschöpfen.

Die Kulissen sind durchaus gut gewählt und zweckdienlich. Die Grundstimmung ist eher düster, allerdings wenig atmosphärisch. Der Funke springt auch in diesem Punkt nicht über. Die musikalische Untermalung ist auch keineswegs unterstützend, eher noch unpassend und damit ebenfalls kontraproduktiv.

Meine Meinung:
Tatsächlich hatte ich hohe Erwartungen an „The Equalizer“ und wurde schlussendlich bitter enttäuscht. Nach dem Schauen stellte sich eine Art Ernüchterung ein, die mich dazu bringt, diesen Film direkt neben „Training Day“ zu stellen: in die unterste Schublade.

Es fehlten einfach so viele Details. Die Charakterzeichnung war nicht ausreichend und überaus oberflächlich. Die Handlung hatte Potential, sie wurde aber eher abgewatscht und ohne Fantasie umgesetzt.

Meine Wertung:
Spannung: 4,0 von 10
Story: 5,0 von 10
Länge: 3,0 von 10
Action: 6 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,0 von 10
Authentizität: 4,0 von 10
Setting: 4,0 von 10
GESAMT: 4,1

*S*eptember-Challenge 2.0: Shape of Water – Das Flüstern des Wassers

Titel: Shape of Water – Das Flüstern des Wassers (engl. „The Shape of Water“)
Genre: Fantasy / Romantik
Regie: Guillermo del Toro
Musik: Alexandre Desplat
Produzenten: Guillermo del Toro / J. Miles Dale
Dauer: ca. 118 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 16

„ ‚Shape of Water – Das Flüstern des Wassers’ ist ein modernes Märchen des meisterhaften Geschichtenerzählers Guillermo del Toro, das mit 4 Oscars® ausgezeichnet wurde. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges in Amerika spielt der Film in den sechziger Jahren und handelt von der stummen Elisa (Sally Hawkins), die in einem versteckten Hochsicherheitslabor der Regierung arbeitet und dort eine isolierte Existenz fristet. Doch ihr Leben verändert sich drastisch, als sie und ihre Kollegin Zelda (Octavia Spencer) einem geheimen Experiment auf die Spur kommen. Michael Shannon, Richard Jenkins, Michael Stuhlbarg und Doug Jones runden die Besetzung ab.“
(Rückentext der DVD)

Den Anfang von S-E-P-T-E-M-B-E-R 2.0 macht ein mehrfacher Oscar®-Gewinner. Die Rede ist von „Shape of Water“.
Wie auch im letzten Jahr versuche ich über die klassischen Bewertungskriterien hinaus zu schauen und nicht komplett analytisch zu sein, sondern auch mein Sehvergnügen zu beschreiben und zu reflektieren.

Der Film spielt in der Zeit des Kalten Krieges in den 1960er Jahren und der Schauplatz ist ein geheimes Forschungslabor. Unsere Protagonisten sind eine stumme Putzfrau, die in diesem Labor die Böden reinigt und ein unberechenbares Ungeheuer, das von den Amerikanern im Amazonas gefangengenommen wurde.
Damit ist die Ausgangssituation klar, doch es gibt Dinge, die weniger klar sind. An erster Stelle stehen die Handlungsmotive der Hauptfigur. Ich habe mich am Anfang gefragt: „Warum das jetzt?“, und ich warte immer noch auf die Antwort und werde sie vermutlich nie bekommen, außer ich wende mich an Guillermo del Toro. In Folge dessen habe ich immer mehr Ungereimtheiten entdecken können. Wenn unsere Hauptfigur Elisa ganz zu Beginn einmal logisch gehandelt hätte, dann wäre der Streifen nach 10 Minuten vorbei. Darüber hinaus ist der Film unangenehm vulgär und auch sonst sehr unlogisch.

Aber jetzt mal im Ernst: Abgesehen von der darstellerischen Leistung von Michael Shannon, kann der Streifen getrost vernachlässigt werden. Guillermo del Toro versucht einfach zu viele Elemente unter einen Hut zu bringen. Auf der einen Seite haben wir die Liebesgeschichte zwischen Elisa und diesem „Monster“, und auf der anderen Seite haben wir den ganzen Handlungsstrang, der sich mit der Laboreinrichtung und den „internen Strukturen“ befasst und dann haben wir auch noch diese Kalter-Krieg-Thematik, die versucht, die Spannung zwischen den Figuren auf eine höhere Ebene zu bringen.
Leider ist das komplette Unterfangen eher mittelmäßig inszeniert und umgesetzt.

Wie ich es schon erwähnte, Michael Shannons Leistung war gut, auch wenn sein Charakter maximal vulgär und abstoßend ist. Er ist der Einzige, dem ich die Rolle vor dem Hintergrund der Zeit abkaufe. Die anderen Charaktere funktionieren irgendwie, sind aber beliebig oft austauschbar.

Setting, Design und Musik sind schwierig zu beschreiben. Die Kulissen sind, vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, originell und stilecht. Das Forschungslabor mit seinen grauen und meist sterilen Räumen wirkt ebenso auf den Zuschauer ein, wie die altbackene Inneneinrichtung der Privatwohnungen der handelnden Personen. Man hat gleich so ein besonderes Feeling und ein gutes Gespür, wie der Film insgesamt ausschaut. Die Musik empfand ich zwar als abwechslungsreich, aber nicht weiter besonders. Eine stetige Bedeutungsschwere schwappt mit dem Klang der Musik immer so rüber und trübt, meiner Meinung nach, das Sehvergnügen.
Die Kostüme und das übrige Design sind entsprechend der Zeit und scheinen auch keine weitere Herausforderung gewesen zu sein. Was mich aber nun wirklich stört: Das Monster sieht doch Abe Sapien aus „Hellboy“ verdammt ähnlich oder irre ich mich? Es hat mich auf jeden Fall irritiert, dass Guillermo del Toro eine Idee aus einem seiner älteren Filme aufgewärmt hat.

Auch die Emotionen und, falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, die Spannung hinken einfach nur hinterher. Es kommt von beiden rein gar nichts rüber. Eine Geduldsprobe für jeden Zuschauer, denn durch das Fehlen beider Komponenten fühlen sich zwei Stunden schnell wie das Doppelte an.

Meine Meinung:
„Shape of Water“ ist einer der überbewertesten Filme seit Langem.
Zum Schlafen langweilig, viel zu behäbig und in seiner Ausdrucksform (im negativen Sinne) pathetisch.

S-E-P-T-E-M-B-E-R 2.0 startet also denkbar ungünstig. Das Gute daran ist aber, dass es ab jetzt nur noch bergauf gehen kann. All diejenigen, die „Shape of Water“ noch sehen wollen, sollten sich noch einmal Gedanken dazu machen und vielleicht auf eine bessere Alternative umsteigen.

Meine Wertung:
Spannung: 4,0 von 10
Story: 4,0 von 10
Länge: 3,0 von 10
Authentizität: 4,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
Gefühle/Emotionen: 4,0 von 10
GESAMT: 4,4