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Gangster Squad

Titel: Gangster Squad
Genre: Gangsterfilm
Regie: Ruben Fleischer
Musik: Steve Jablonsky
Produzenten: Dan Lin / Kevin McCormick / Michael Tadross
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2013
Altersfreigabe: FSK 16

„1949. Der skrupellose Gangster Mickey Cohen (Sean Penn) hat Los Angeles in seinem Würgegriff. Im Kampf gegen das Verbrechen und die wild wuchernde Korruption ist Chief Bill Parker (Nick Nolte) gezwungen, zu extremen Mitteln zu greifen. Er kann Kriegsheld Sgt. John O´Mara (Josh Brolin) dafür gewinnen, eine Spezialeinheit zusammenzustellen, um knallhart Selbstjustiz zu üben. Ihr Ziel sind keine Verhaftungen… sondern Krieg. Während die Stadt zu explodieren droht, wird Sgt. Jerry Wooters (Ryan Gosling) widerwillig in den Konflikt gezogen, als er Grace Faraday (Emma Stone) verfällt, einer eleganten Schönheit, die Cohen als sein Eigentum beansprucht… Basierend auf wahren Begebenheiten, erzählt Gangster Squad die lange unter Verschluss gehaltene Geschichte der Polizei-Einheit, die für L.A.s Seele kämpfte.“
(Rückentext der DVD)

„Gangster Squad“, der Name ist Programm und es dreht sich wieder einmal alles um kriminelle Machenschaften, Gewalt, Geld und viele, viele Tote. Aber vor allem stellt der Film genau das dar, was offensichtlich in der Tradition eines Gangsterfilms ist: Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind verschwommen und die Polizisten sind manchmal nicht von den Verbrechern zu unterscheiden.

„Gangster Squad“ erzählt die wahre Geschichte um eine Polizei-Einheit, die den Mafioso Mickey Cohen aus Los Angeles vertreiben soll.

Ich kann nicht genau sagen, ob es die Handlung oder die ausufernde Darstellung von Gewalt ist, die mich an diesem Film so fasziniert, aber dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte dreht und dass sie in L.A. nach dem Krieg angesiedelt ist, spielt nicht so wirklich eine Rolle. Ich muss gestehen, die Tatsache, dass es sich hierbei um wahre Begebenheiten dreht, macht das Ganze schon ziemlich perfide, wobei ich infrage stellen muss, dass das auch wirklich alles so passiert ist (insbesondere die Methoden der Mafia).

Inzwischen sollte jeder in meinem Umfeld wissen, dass ich ein Freund des gepflegten Gangster-Films bin und so ist es nicht verwunderlich, dass ich auch „Gangster Squad“ auf seine Art und Weise zu schätzen weiß.
Doch wo fange ich an? Die Schauspieler!
Der Cast ist weitestgehend namhaft, aber keiner der Darsteller schreit danach, ihn oder sie im Kino sehen zu wollen. Und dann ist da auch immer die Frage, ob er oder sie in der Lage ist, eine Handlung auf seinen oder ihren Schultern zu tragen. Zum Glück ist aber die Wahl so gefallen, wie man sie letzten Endes auch im Film zu sehen bekommt, denn die große Stärke ist der Cast. Josh Brolin, Ryan Gosling, Emma Stone und Sean Penn, dazu ein Nick Nolte und schon hat man die fünf Schulterpaare, die der Streifen braucht.
Die Figuren wirken echt und bringen den Zeitgeist gut in ihrer Handlungskausalität auf den Punkt. Besonders wirken die Ansichten der Weltkriegsveteranen so, als sei ihnen ihr Wort wichtiger als Geld. Schade finde ich allerdings, dass die Charaktere nicht sonderlich in die Tiefe gehen, dadurch scheint es so, als ob sie alle kein Herz, sondern eine Maschine in der Brust hätten. Emotionen sind also oft nicht vorhanden.
Leider gibt es auch keine Flashbacks, Traumata oder gescheiterten Persönlichkeiten, die durch ihr Handeln in irgendeiner Weise irgendetwas verloren haben.

Ich muss gestehen, wenn es um die Spannung geht, wird „Gangster Squad“ ziemlich rudimentär und wenig einfallsreich, aber es wirkt und klappt. Denn woraus lässt sich leichter Spannung erzeugen als aus Schießereien und Prügeleien? Schlaufüchse sagen jetzt „einem guten Plot“, dazu fällt mir ein, dass man die Geschichte ja im Prinzip auch nachlesen kann, wenn man sich nur für den Plot interessiert. Ansonsten gibt es auch noch ein paar Verfolgungsjagden, sehr explizite Gewaltdarstellungen und entsprechende Schnitte, die alles noch viel spannender wirken lassen, als es ist.

Das Setting und die Musik sind stilecht und unterhaltsam. Die Musik entstammt den 1940er-Jahren, die Outfits auch. Kulissen und Straßen wirken wie aus einer anderen Zeit und unterstreichen zusätzlich den Zeitgeist. Kamerafahrten und Aufblenden rundeten das Bild ab. Einen Kritikpunkt gibt es trotzdem: Die Möglichkeiten wurden nicht gänzlich ausgeschöpft. Besonders in Amerika der 1930er- und 1940er-Jahren gab es viele rivalisierende Mafiafamilien, die sich ständig untereinander bekämpft haben, das fließt leider gar nicht mit ein. Storytechnisch hätten hier mehr Brücken geschlagen werden können.
Um auch noch einmal ein Wort über die Musik zu verlieren: Sie war toll und hat sich gut in den Film gegliedert. Inszenatorisch wurde hier gut und wertig gearbeitet.

Meine Meinung:
Die Schwächen von „Gangster Squad“ sind nicht von der Hand zu weisen. Besonders das Storytelling fiel dem Regisseur Ruben Fleischer schwer und das merkt man diesem Film an. Problematisch daran ist, dass das ganze Werk darunter leidet, denn „Gangster Squad“ hat seine Längen, die nur durch Schnitte wieder eingeholt werden können.

Was dem Streifen fehlt, sind die Kniffe, die aus einem guten Film einen sehr guten machen. So bleibt für mich unterm Strich stehen, dass ich zwar durchaus Spaß hatte und mitgefiebert habe, aber mir eben doch das eine oder andere fehlt.

Meine Wertung:
Spannung: 7,5 von 10
Action: 7,5 von 10
Story: 6,0 von 10
Länge: 5,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 6,8

septem*B*er-Challenge 2.0: The Big Short

Titel: The Big Short
Genre: Drama / Finanzthriller / Romanverfilmung
Regie: Adam McKay
Musik: Nicholas Britell
Produzenten: Dede Gardner / Jeremy Kleiner / Arnon Milchan / Brad Pitt
Dauer: ca. 125 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 6

„Vier Außenseiter riskieren alles, um den amerikanischen Banken, die für den größten Betrug der US-Finanzgeschichte verantwortlich sind, eins auszuwischen. Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Michael Lewis, Autor der Kinoerfolge ‚The Blind Side’ und ‚Moneyball’, ist diese Geschichte so unglaublich wie wahr. Als brillant und explosiv von der Presse hochgelobt, überzeugt der packende Finanzthriller auch mit einem hochkarätigen Cast: Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling und Brad Pitt in Bestform machen ‚The Big Short’ zu einem der eindrucksvollsten und unterhaltsamsten Film-Highlights des Jahres.“
(Rückentext der DVD)

Der September mit seiner Challenge 2.0 dreht endlich auf. Ich frage mich ja, warum ich solche Perlen bloß immer so spät aus meinem DVD-Regal ziehe?

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr eine Offenbarung erlebt habt? So etwas hatte ich bisher zwei- oder dreimal und auch dieses Mal war es wieder soweit. „The Big Short“ hat mich also aus den Socken gehauen.

Die Handlung dreht sich um die Finanzkrise 2007/2008, die darin endete, dass unter anderem die Immobilienblase in den USA geplatzt ist und die Investment Bank Lehman Brothers insolvent ging. Die ganze Geschichte fing aber schon ca. 3 Jahre vorher an. Nämlich dann, als jemand die Hypotheken genauer unter die Lupe genommen hat und aufgrund der Zusammenstellung der Fonds festgestellt hat, dass das ganze System auf Mist aufgebaut ist.

Bevor ich zu sehr spoilere, muss ich an dieser Stelle den Streifen empfehlen, denn er zeigt auf eine erschreckende Art und Weise, wie viel vor rund 10 Jahren falschgelaufen ist. Thematisch scheint „The Big Short“ recht trocken zu sein, allerdings hilft der Film auch dabei, Zusammenhänge zu erklären und zu verdeutlichen. Die Handlung ist aber auch ausschlaggebend dafür, dass dieser Film eine Offenbarung ist. Ich habe inhaltlich und an der Darstellung der Figuren nichts auszusetzen, denn all das, wie es gezeigt wird, ist für mich von vorne bis hinten authentisch. Dabei war es mir vollkommen egal, wie verschroben die Charaktere auch sein mögen, denn genau so etwas kann es im echten Leben geben. Die einen sind cholerisch und die anderen paranoid.

Die Spannung ergab sich für mich aus der Handlung. Anfangs wurde ich noch nicht ganz abgeholt, aber nach ca. 10 bis 15 Minuten war ich in der Thematik drin. Es bedarf auch keinerlei ausufernder Gefühle oder Zuschaustellung von Schicksalen, denn das Ende ist allen bewusst: acht Millionen US-Bürger verloren ihren Job, sechs Millionen ihr Haus.

Es muss gesagt werden, dass „The Big Short“ mit einem erstaunlich guten Cast daherkommt und damit auch vollkommen richtig liegt. Brad Pitt, Ryan Gosling, Christian Bale und Steve Carell überzeugen mit all ihren Stärken und gleichzeitig sieht man sie nicht in für sie typischen Rollen.

Im Unterton ist „The Big Short“ ein extrem sarkastischer Film, der immer wieder mit dem Zeigefinger auf alle Verfehlungen deutet, die da damals passiert sind. Der Streifen ist bei dem Sarkasmus aber nicht so richtig zum Lachen, er will ja auch bei weitem keine Komödie sein. Viel mehr resigniert er von Beginn an und lässt dem Unheil seinen Lauf. Bei einer wahren Begebenheit fällt es allerdings auch schwer, etwas an der Handlung zu ändern.

Das Setting bietet zur Handlung ein richtiges Kontrastprogramm, denn man bekommt zumeist helle Bilder, eine angenehme musikalische Untermalung und Kostüme bzw. Outfits, die auch in den Finanzsektor passen. Die Kulissen wirken stilecht und ich kann mir gut vorstellen, dass in Gebäuden gedreht wurde, welche tatsächlich Schauplatz der „Katastrophe“ gewesen sind.

Meine Meinung:
Was lässt sich also letzten Endes zu „The Big Short“ sagen?
Dieser Film ist ein durchaus trockener, aber auf seine Weise sarkastischer Film. Das Publikum sollte schon Interesse am Finanzsektor und an Politik haben, ansonsten kann es auch zu einer zähen Nummer werden. Für mich war dieser Film allerdings eine Offenbarung und das aus mehreren Gründen: Der Cast ist einfach gut, die Thematik stimmte für mich und die Form der Erzählung hat mich zwar erst nach einer viertel Stunde abgeholt, aber dann richtig.

Aus meiner subjektiven Sicht bekommt der Film daher auch eine entsprechende Punktzahl. Da der Streifen aber überwiegend emotionslos bleibt und eher Verfehlungen aufzeigt, als darauf ausgelegt ist, Gefühle zu zeigen, muss ich ihn an entsprechender Stelle deutlich abstrafen.

Meine Wertung:
Story: 10 von 10
Spannung: 9,0 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Setting: 9,0 von 10
GESAMT: 8,1

The Nice Guys

Titel: The Nice Guys
Genre: Kriminalfilm / Actionfilm / Komödie
Regie: Shane Black
Musik: David Buckley / John Ottman
Produzenten: Joel Silver
Dauer: ca. 112 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„Privatdetektiv Holland March und Auftragsschläger Jackson Healy haben wenig gemeinsam, bis beide in den Fall der vermissten Amelia und des ermordeten Pornostars Misty Mountains verstrickt werden. Umständehalber zur Zusammenarbeit gezwungen, streifen sie mit Marchs pubertierender Tochter Holly durch die Stadt, um verworrenen Hinweisen auf den Grund zu gehen. Bald führt sie Amelias Spur zu einer Multi-Milliarden-Dollar-Verschwörung, die March und Healy zum Ziel von skrupellosen Profikillern macht…“
(Rückentext der DVD)

Zum ersten Mal habe ich von „The Nice Guys“ im Kino gehört. Ich saß in irgendeinem Film und habe damals den Trailer gesehen. Ich erinnere mich noch, dass ich ihn witzig fand und mich in gewisser Weise darauf gefreut habe.
Ich hatte immer das Gefühl, dass dieser Film witzig wird und freute mich umso mehr, mal eine Komödie mit Ryan Gosling und Russell Crowe zu sehen. Wie witzig „The Nice Guys“ wirklich ist, erfahrt ihr in meiner Kritik:

Die Geschichte spielt in den 1970ern Jahren und ist mehr als ein reiner Detektiv-Film, in dem auch mal zugelangt wird. Die Story behandelt einen mehr oder weniger komplexen Kriminalfall, der schon etwas Aufmerksamkeit vom Zuschauer verlangt. Die Geschehnisse sind chronologisch erzählt, hin und wieder gibt es eine stets kommentierte bzw. erklärte Rückblende, ohne dabei den aktuellen Ort der Handlung zu verlassen. Die Einführung in die Geschichte geschah zweigeteilt, bevor nämlich die beiden Hauptfiguren zueinander gefunden haben, hat der Zuschauer eine Vorstellung von dem bekommen, wer und was sie sind. Unterstützend haben ebenjene Figuren auch aus dem Off gesprochen, um sich noch besser vorzustellen.
Erzählerisch erinnert „The Nice Guys“ an alte Krimifilme aus den 1970er Jahren, umso besser und authentischer ist es, dass die ganze Handlung auch in dieser Dekade angelegt ist.

Spannungstechnisch bekommt der Zuschauer einen Mix aus vielen Komponenten geboten. Da ist zum einen die Handlung mit dem Kriminalfall. Das Publikum bekommt im ersten Moment einen kleinen Faden geboten, an dem im Laufe der Zeit immer mehr gezogen wird und der sich letzten Endes als ein ganzes Knäuel entpuppt. Jetzt lassen sich viele solcher Geschichten mit den abstrusesten Ideen spinnen, wobei man am Ende viele Logikfehler entdeckt, aber diesen Weg geht „The Nice Guys“ nicht. Die Story bzw. die zugrunde liegende Idee ist nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Das Besondere daran ist, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass es genug solche Fälle in der Realität gegeben hat.
Weiterhin übt das Duo Gosling/Crowe seine ganz eigene Faszination auf das Publikum aus. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausrichtungen passen die zwei wunderbar zusammen und ergänzen sich. Es ist weniger das „Gleich und Gleich gesellt sich gern“, als vielmehr das „Gegensätze ziehen sich an“. Gegensätzlich ist dabei der springende Punkt. Gosling, der äußerlich viel mehr nach ´70er Discobesuch aussieht und irgendwie auch ein Undercover-Polizist sein könnte, schafft es dabei, mit seinem Stil den Zeitgeist dieser besonderen Dekade einzufangen, inklusive Schnauzer im Gesicht.
Crowe hingegen verkörpert irgendwie das Bild der arbeitenden Gesellschaft. Schmalzlocke, Sonnenbrille und resolutes Einsetzen von Schlagwaffen sind sein Markenzeichen. Gewieftes Handeln liegt da eher außerhalb seiner Stärken. March und Healy sind zwei Figuren mit ähnlicher Strahlkraft wie Vicent Vega und Jules Winnfield in „Pulp Fiction“ und in der Tat erinnern viele kleine Dialoge und Charakterszenen an ebenjenes Meisterwerk von Quentin Tarantino. Gosling und Crowe könnten also die neuen Travolta und Jackson sein, die viele Menschen mit ihrer Performance begeistert haben.
Als dritten Punkt, der für die Spannung dieses Filmes spricht, ist die Action zu nennen. Shane Black weiß spätestens seit „Iron Man 3“ wie man Action inszenieren kann. Weniger pompös lässt er es dafür in diesem Film zugehen. „The Nice Guys“ ist von vornherein ein Streifen, der sich mehr durch die Handlung und die Darsteller in den Vordergrund spielt, als durch seine Action und ich bin froh, dass der Regisseur diesen Weg gewählt hat. Der Zuschauer bekommt vorwiegend einfache Schießereien, Verfolgungsjagden und Prügeleien geboten, die dem Film wesentlich besser stehen als unrealistische Explosionen. Bis auf eine Ausnahme hat sich Shane Black streng an das Rezept gehalten. Dieser eine kleine Ausflug ins Unrealistische wirkt zumindest cool, sodass man verzeihen und ungestört weiterschauen kann.

Die Laufzeit beträgt ca. 112 Minuten, dabei schafft es der Film nicht nur spannend seine Geschichte zu Ende zu erzählen, sondern gibt den Figuren auch ausreichend Platz, um sich zu entwickeln. Erzählerisch kommen keine Längen auf, stattdessen bleibt der Streifen knackig und über weite Strecken immer unterhaltsam.

Die Emotionen sind grundsätzlich nicht im Vordergrund. Die Palette ist dementsprechend klein und schmal, allerdings werden auch leise Töne angespielt, die dann durch ein gewisses Überraschungsmoment ziemlich gut einschlagen. Ebenjene leisen Töne lassen den einen oder anderen Charakter aufblühen und geben diesem dann auch neue Facetten. An dieser Stelle hat „The Nice Guys“ die Möglichkeit, in die Tiefe zu gehen und aus den Vollen zu schöpfen, doch der Film nutzt diese Gelegenheit nicht aus und sucht ein Ende eher in einem witzigen Moment als in einer tiefgreifenden Charakterszene.

Angourie Rice spielt Holly March und entpuppt sich mit zunehmender Dauer als frecher und ebenso emotional fragiler Charakter, der den beiden Hauptdarstellern in nichts nach steht. Viel mehr spielt sie befreiend auf und überzeugt durch ihre kindliche Leichtigkeit und schonungslose und freche Ehrlichkeit.

Die Figuren passen insgesamt sehr gut in die Zeit der 1970er Jahre und brillieren durch ein authentisches Auftreten. Sei es Ryan Gosling als versoffener Privatdetektiv, Russel Crowe als Prügelknabe, Matt Bomer als skrupelloser Typen oder Kim Basinger als Regierungsbeamtin, sie alle zeigen, was sie können und überzeugen durch ihr einprägsames Spiel. Anhand dieser Krimi-Action-Komödie im Stile eines ´70er Jahre Streifens wird gekonnt der Zeitgeist dieser bedeutsamen Epoche gezeigt und alle Darsteller fügen sich diesem. Als Zuschauer sieht man dort auch in gewisser Weise mehrere Generationen, die für ihre eigenen Werte stehen.
Der komplette Cast hat wunderbar in diesem Film funktioniert und war einfach toll anzusehen.

Das Setting war durch die Bank passend und stilecht. Kostüme, Kulissen, Kameraführung und Lichtverhältnisse waren typisch für einen Film aus den ´70er Jahren. Weil so viel Wert auf die Details gelegt wurde, fühlt sich „The Nice Guys“ auch so an wie ein Streifen aus dieser Zeit. Als Zuschauer bekommt man dadurch keinen Pseudo-Vergangenheitsfilm, sondern unterm Strich etwas Stilvolles zu sehen.

Die Musik ist atmosphärisch und bietet einen Mix aus unterstreichenden Melodien und passenden Disco-Klängen. Das Publikum bekommt tolle Oldies aus dieser Zeit auf die Ohren und wird sich grundsätzlich an der Stimmung erfreuen können.

Meine Meinung:
„The Nice Guys“ – meine Erwartungen waren andere. Ich habe diesen Streifen angeschmissen in der Hoffnung, etwas zum Lachen zu sehen und bekam ein komplettes Paket von etwas anderem. Es hat wirklich Spaß gebracht, sich diesen Film anzuschauen, weil er für mich den idealen Überraschungseffekt hatte. Die Darsteller, die Geschichte und die Epoche konnten mich perfekt abholen.

Rückblickend muss ich sagen, dass fast nichts an diesem Streifen gestört hat, bis auf das ein oder andere Mal, wo ich mir gewünscht hätte, dass man gefühlstechnisch mehr in die Tiefe gegangen wäre, statt ein Ende in einem witzigen Moment zu suchen.
Ich glaube, ich werde im Alter mehr und mehr ein Fan von Krimis, denn auch wenn „The Nice Guys“ kein klassischer Vertreter dieses Genres ist, so bedient er erstaunlich viele Elemente daraus.

Ein absolut empfehlenswerter Streifen, der mit Dialogen, Handlung und auch mit dem Zeitgeist von Pornografie und Disco zu überzeugen weiß.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Setting: 10 von 10
Musik: 8,5 von 10
GESAMT: 8,8

La La Land

©STUDIOCANAL

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Titel: La La Land
Genre: Musikfilm / Drama
Regie: Damien Chazelle
Musik: Justin Hurwitz
Produzenten: Fred Berger / Gary Gilbert / Jordan Horowitz / Marc Platt
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 0

„Die leidenschaftliche Schauspielerin Mia (Emma Stone) und der charismatische Jazzmusiker Sebastian (Ryan Gosling) suchen das große Glück in Los Angeles. Sie halten sich mit Nebenjobs über Wasser und nachdem sich ihre Wege zufällig kreuzen, verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander. Gemeinsam schmieden sie Pläne für ihre Zukunft auf der Bühne und genießen den Zauber der jungen Liebe in LA LA LAND – der Stadt der Träume. Doch schon bald müssen Mia und Sebastian einsehen, dass sie Opfer bringen müssen, um ihren Träumen näher zu kommen. Kann ihre Beziehung diesem Druck standhalten?“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Letztes Wochenende habe ich ganz spontan meine Herzdame gefragt, ob wir ins Kino gehen wollen. Ganz spontan habe ich Karten für mein liebstes Programmkino reserviert und genau so spontan ging es dann Samstagnachmittag ins Kino.
Ich wollte „La La Land“ sehen, aus vielen Gründen: Zum einen ist der Regisseur Damien Chazelle. Er hatte ja auch schon „Whiplash“ gedreht und nachdem ich davon bis zu den Oscars® 2015 rein gar nichts gewusst habe, wollte ich mich dieses Mal nicht lumpen lassen und war stets aufmerksam.
Zum anderen sind ja inzwischen die Golden Globes 2017 vergeben und „La La Land“ ging als der große Gewinner hervor.
Da ich insgesamt ein großer Freund von Musikfilmen bin, wollte ich wissen, ob dieser Streifen mich genauso faszinieren kann wie „Whiplash“.

©STUDIOCANAL

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Die Handlung ist musicalhaft in fünf Kapiteln erzählt und dreht sich um Mia und Sebastian. Er Jazzpianist, sie Schauspielerin. Beide aufstrebend und idealistisch. Während sie das Glück ihrer Liebe genießen, unterstützen sich beide bei der Erfüllung ihrer Träume. Und wo lässt es sich besser und leichter Träume verwirklichen, als in der Traumfabrik schlechthin? In Los Angeles.
Die Handlung an sich ist nicht innovativ, aber so echt wie selten. Sie ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern realitätsnah. Am Ende muss man auch sagen, dass es fast keinen Stoff gibt, der noch nicht verfilmt ist, deswegen muss man sich nicht mehr die Frage stellen ob, sondern wie eine Geschichte oder Handlung erzählt wird.

Die Erzählweise ist, wie bereits erwähnt, musicalhaft. Und das ist es auch schon. Sie ist das wichtigste und entscheidendste Merkmal an diesem Film. Die Geschichte wird vorangetrieben, ganze Passagen werden mit der Musik gefüllt und sie ist eine schöne, atmosphärische und perfekte Untermalung. Darüber hinaus ist dieser Film nicht einfach nur ein Streifen über Mia und Sebastian, er ist auch eine Hommage an die guten alten Zeiten. An das goldene Hollywood von früher. Überall gibt es diese Anspielungen. Sei es ein besonders stilvolles und altes Auto oder die Requisiten, die Bühnenbilder, die Ausstattung am Set. Es gibt sie wirklich überall. Um noch einmal auf den Punkt zu kommen, wie diese Geschichte erzählt ist, könnte ich viele Adjektive verwenden. Detailverliebt, rührselig, mitreißend und nicht zuletzt spannend. Und wie spannend der Film war. In jeder Szene, vom Anfang bis zum Ende, wurde ich abgeholt, mitgenommen und nie wieder rausgelassen. Erst als der Film vorbei war, ich meine Jacke anzog, das Kino in der Innenstadt verließ und urplötzlich im Regen stand, merkte ich, wie sehr ich diesen Film mag und bereits wenige Zeit nach dem Schauen vermisse. Klarer Fall: Volle Punktzahl.

Was die Emotionen betrifft, wird hier einmal die komplette Palette rauf und wieder runter gespielt. Emma Stone und Ryan Gosling sind hier mit vollem Herzblut dabei. Ihm nehme ich jede Sekunde seines leicht introvertierten, jazzliebenden Charakters ab. Sie verblüfft mich mit einer besonderen Art Engagement. Sie ist bodenständig, verträumt und kreativ zugleich. Die Geschichten beider Figuren sind in diesem Kontext in ihrer Einfachheit absolut stimmig und überzeugend.

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Beide schaffen es, Emotionen und den Film selbst auf ihren Schultern mühelos zu transportieren. Nebencharaktere hat der Streifen gar nicht nötig, aber dennoch spielt hier ein sehr guter John Legend in seiner ersten richtigen Rolle in einem Film mit und auch J. K. Simmons ist wieder in einem Chazelle-Film dabei. Ich hätte den beiden stundenlang zuschauen können, weit über die 128 Minuten hinaus.

Die Musik ist grandios in jeder Hinsicht. Ich verliere mich in Superlativen.
Aber was will man sagen, wenn die Schauspieler jeden Ton selbst eingesungen haben, wenn Ryan Gosling jedes Stück am Klavier selbst spielt und wenn einfach alles so gut passt? Der Soundtrack begeistert nicht nur mich, meine Herzdame hat kaum zwei Tage später im Plattenladen den offiziellen Soundtrack auf CD erstanden und somit läuft er bei mir eigentlich nur noch rauf und runter.

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Das Setting ist L.A., Hollywood, Clubs, Häuser, kleine Zimmer und die große Bühne. Wir, also der Zuschauer, sind immer dabei. Verfolgen Mia und Sebastian überall hin, bekommen jede Regung in ihren Gesichtern mit. Die Kostüme erinnern an eine unbeschwerte Zeit, an eine Zeit, wo einfach alles sonnig war. Besonders bei den Darstellerinnen wird auf kräftige Farben gesetzt. Knallgelb, sattgrün, dunkelblau oder tiefrot, es wirkt alles sehr elegant, leicht und feminin. Die Männer tragen eher Anzüge, stilvoll mit Weste unterschiedlichster Farben, aber man weiß immer: „Hier ist ein Gentleman.“.
Die Traumfabrik ist direkt vor der Tür, also was gibt es Passenderes als zwei Figuren, die nach ihren Sternen greifen wollen, um beruflichen Erfolg zu haben?

Meine Meinung:
Ich habe keine Lust, das Haar in der Suppe zu suchen. Ich bin ins Kino gegangen und wurde endlich mal wieder aus meinem Alltag gerissen. Zum zweiten Mal in der nahen Vergangenheit. Beim ersten Mal war es „Upside Down“, der mich in eine andere und spannende Welt hat abtauchen lassen und dieses Mal ist es „La La Land“.

Das Kinogeld war nicht herausgeschmissen, sondern wohl investiert. Mir hat der Film von vorne bis hinten gefallen, mit seinen Musikelementen, mit seinen Dialogen, mit den kleinen Macken, die die Figuren mit sich bringen. Mir hat es gefallen, dass beide so hoffnungsvoll waren, dass sie keine Angst vor dem haben, was morgen sein kann, wenn sie doch im Hier und Jetzt sind.
Sie haben angefangen zu begreifen, dass sie etwas tun müssen, um ihr Ziel zu erreichen und manchmal müssen sie auch einen Umweg gehen. Alles das findet man hier vor, alles das hat mich überzeugt.
Dieser Film ist nicht nur das Beste, was ich vermutlich in diesem Jahr sehen werde, er ist sogar einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.

Ein Highlight ohne Zweifel und absolut empfehlenswert, trotz oder gerade wegen seiner einfachen Geschichte.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 9,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 10 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 9,7

Gegen jede Regel

IMG_6425Titel: Gegen jede Regel (engl. „Remember the Titans“)
Genre: Sportfilm
Regie: Boaz Yakin
Musik: Trevor Rabin
Produzenten: Jerry Bruckheimer
Dauer: ca. 109 Minuten
Erscheinungsjahr: 2000
Altersfreigabe: FSK 6

„Herman Boone (Denzel Washington) hat sich seinen neuen Job als Coach der Footballmannschaft ‚Titanen‘ leichter vorgestellt. Die Jungs spielen zwar in einer Mannschaft, aber sie sind kein Team. Doch um zu gewinnen, müssen sie lernen, dass sie nur gemeinsam siegen können. Allerdings vergiften Rivalität und Streitigkeiten die Stimmung in der Mannschaft. Mit hartem Training, Disziplin und einer großen Portion Einfühlungsvermögen gelingt es Boone jedoch die ‚Titanen‘ zusammenzuschweißen. Trotz unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft zeichnet sich das Team schließlich nicht nur durch Siege aus, sondern vor allem durch Mannschaftsgeist, Solidarität und Freundschaft. Eigenschaften, die notwendig werden, als Boone den Intrigen einiger Sportfunktionäre zum Opfer zu fallen droht.“
(Rückentext der DVD)

„Gegen jede Regel“, ein weiterer Disney-Film, auf den ich mich immer freue, wenn ich ihn sehen kann. Dabei macht es für mich keinen Unterschied, ob er im TV oder bei einem DVD-Abend läuft. Ich habe ihn viele, viele Male angeschaut und werde ihn wohl noch genauso oft gucken.

Der Film beginnt im Jahre 1981 und wird von der Sheryl Yoast erzählt. Sie wandert in ihrer Erzählung zurück in das denkwürdige Jahr, das in die Geschichte eingehen wird. Virginia 1971, sie war neun Jahre alt und in den USA herrschen Krawalle und Rassenhass und ein dunkelhäutiger Trainer übernimmt ein Collage-Footballteam in einem Bundesstaat, in dem die Mehrheit Weiße sind und viele Vorurteile gegenüber Dunkelhäutigen existent sind. Dieser Film zeigt beispielhaft, dass es im Sport egal ist, wie du aussiehst oder woran du glaubst. So ist die Erzählweise des Films die ganze Zeit die eines Beobachters, man kann nur anhand von Gestik, Mimik und dem gesprochenen Wort erfahren, wie sich die Charaktere fühlen. Mit viel Fingerspitzengefühl werden auch moralische Grundwerte vermittelt.

Die Handlung ist nie verwirrend und auch sonst wird sie linear erzählt.
Spannung wird in einem Sportfilm immer durch die sportlichen Handlungen erzeugt, sei es bei einem wichtigen Spiel oder bei einer sehr harten Trainingseinheit. Der Zuschauer spürt förmlichen, wie sich aus einer Mannschaft ein Team bildet. Auch die sozialen Unruhen und die Abneigung der Öffentlichkeit auf die die „Titanen“ treffen, werden sehr spannend inszeniert.

Die Thematik birgt sehr großes Potential in den Punkten Gefühle/Emotionen und Authentizität. „Gegen jede Regel“ schafft es, dieses Potential weitestgehend auszuschöpfen und am besten wird dieses verdeutlicht, indem man sieht, wie aus ehemaligen „Feinden“ mit vielen Vorurteilen, Freunde mit Vertrauen, Freude und einer gewissen Solidarität werden.

Aus anfänglichem Hass wird mehr und mehr Verständnis füreinander, dabei ist die Teambildung ein elementarer Bestandteil der Verständigung. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist so stark, dass es sogar der Zuschauer mitbekommt. Jeder einzelne Charakter ist so unfassbar authentisch, dass wirklich jeder sich auf irgendeine Art und Weise mit irgendeiner Figur identifizieren kann.

Die Musik des Filmes ist, wie von vielen Disney-Filmen, großartig. Emotionsgeladen inszeniert und über jeden Zweifel erhaben ist dabei die Auswahl der Songs. Alle Lieder haben ausnahmslos Ohrwurmqualität und damit einen riesigen Mitsing-Faktor. Die Musik belässt es nicht nur bei der Untermalung der Stimmung, sondern wird gekonnt für den Stimmungs- und Spannungsaufbau genutzt. Auch die Verständigung zwischen Schwarz und Weiß wird durch die Musik herbeigeführt, so kommt es schon mal vor, dass ein weißer Spieler eine Soulnummer schmettert und ein schwarzes Teammitglied Foxtrott tanzt.

Meine Meinung:
Ich habe das Gefühl, dass Disney-Filme immer etwas Einzigartiges und mit einem besonderen „Auftrag“ ausgestattet sind. Ich habe mich so sehr unterhalten gefühlt und die Figuren total lieb gewonnen. Bei jedem Mal anschauen habe ich mich riesig auf so ziemlich jeden Charakter gefreut.

Nicht nur, dass dieser Film auf einer wahren Begebenheit beruht, er erzählt auch noch, zumindest teilweise, die Geschichte von Gerry Bertier, einem mehrfachen Goldmedaillen-Gewinner der Paralympics.
Insgesamt ist der Film eine Augenweide. Von vorne bis hinten ist für mich alles stimmig. Die Musik, die Charaktere und die Atmosphäre sind grandios in Szene gesetzt.

Die Länge des Filmes ist mit 109 Minuten definitiv nicht zu lang, es kommt keine Langeweile auf und die Tiefe kommt auch nicht zu kurz.
In „Gegen jede Regel“ ist für alle was dabei, insbesondere Kinder können viel für sich mitnehmen. Nicht nur, dass der Film Toleranz lehrt, er zeigt auch sehr anschaulich, wie sich ein Leben in einem Team aufbaut und entwickeln kann.

„Gegen jede Regel“ ist absolut empfehlenswert.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 9,0 von 10
GESAMT: 8,3