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Das Kind

IMG_9470Titel: Das Kind
Genre: Psychothriller
Regie: Zsolt Bács
Musik: Steven Schwalbe / Steve Patuta / Khalil Feegel
Produzenten: Zsolt Bács / Sebastian Fitzek
Dauer: ca. 114 Minuten
Erscheinungsjahr: 2012
Altersfreigabe: FSK 16

„Strafverteidiger Robert Stern (Eric Roberts) ist wie vor den Kopf gestoßen, als er sieht, wer der geheimnisvolle Mandant ist, mit dem er sich auf einem abgelegenen und heruntergekommenen Industriegelände treffen soll: Simon (Christian Traeumer), ein zehnjähriger Junge, zerbrechlich, todkrank – und fest überzeugt, in einem früheren Leben ein Mörder gewesen zu sein. Doch Robert Sterns Verblüffung wandelt sich in Entsetzen und Verwirrung, als er in jenem Keller, den Simon beschrieben hat, tatsächlich menschliche Überreste findet: ein Skelett, der Schädel mit einer Axt gespalten. Und dies ist erst der Anfang. Denn Robert ahnt noch nicht, dass von nun an der Tod sein ständiger Begleiter sein wird…“
(Rückentext der DVD)

Eigentlich bin ich kein Fan von Psychothrillern. Eigentlich.
Eigentlich mag ich auch keine Schokolade, das heißt aber nicht, dass ich eine leckere Mousse au chocolat ablehnen würde. Ich will jetzt aber nicht eine Süßspeise mit einem Film vergleichen, auch wenn ich es vermutlich sehr gut könnte.
Ich habe mir also „Das Kind“ angeschaut. Ich hörte einiges über das Buch und Sebastian Fitzek ist mir auch mehr als ein Begriff. Auch wenn ich noch nie ein Buch von ihm gelesen habe, so war ich dennoch auf einer seiner Lesungen und ich freue mich auf seinen nächsten Besuch in meiner Heimatstadt, wo ich auch in diesem Jahr im Publikum sitzen werde und gespannt seinen Worten lauschen und seinen Gedanken folgen möchte.

Die Geschichte basiert auf dem Roman „Das Kind“ von Sebastian Fitzek und ist einfach gehalten und absolut nicht verwirrend. Die Erzählweise unspektakulär und bis zu einem Punkt auch ohne größere Kniffe. Das Ungewöhnliche an der Story ist, dass ein Junge behauptet, ein Serienmörder zu sein und das obwohl alle Morde vor seiner Geburt stattgefunden haben.

Die Thematik hat ein großes Spannungspotential. Ein 10-jähriger Junge, der ein Mörder sein soll und getötet hat, noch bevor er geboren wurde. Bis zum Ende hin fesselt der Film das Publikum, ohne dabei zu übertreiben. Die Neugier wird immer Stück für Stück für Stück gestillt und das gibt dem Zuschauer gerade so viel, um weiter dran zu bleiben. Auch das, was mit den eigenen Gedanken passiert, ist unfassbar. Bis zum Ende hin weiß man nicht, wie die Geschichte aufgelöst wird und ob es sich dabei um eine Art Reinkarnation handelt oder nicht.

Meistens passen die Gefühle zu der Darstellung. Aber eben nur meistens. Die einzige Ausnahme ist dabei Eric Roberts, der viel zu oft mit seinen gezeigten Emotionen so künstlich war, dass ich seine Leistung als Laientheater bezeichnen möchte. Bei allen anderen wirken die Gefühle nicht übertrieben oder künstlich und fügen sich nahtlos in die Geschehnisse ein.

Die Figuren waren alle weitestgehend originell. Von der Idee her ist sogar die Figur Robert Stern ausgeklügelt und intelligent, doch leider haperte es an der Ausführung und so versucht sich ebendiese Figur wie ein Fremdkörper in den Film einzufügen. Umso überraschender ist die Tatsache, dass Dieter Hallervorden in einem Psychothriller mitspielt und weiter noch in was für einer Rolle. Er spielt seine Rolle absolut glaubhaft mit dazugehöriger Attitüde, weit entfernt von seinem humoristischen Image.
Auch Christian Traeumer, als eigentlicher Hauptdarsteller, verkörpert originell seine Figur Simon. Es ist definitiv nicht einfach, einen todkranken Jungen zu spielen. Doch Simon wird nicht so verkörpert, dass er übertrieben viel Mitleid haben möchte. Dabei bleibt er immer bodenständig und hievt sich nicht auf eine Ich-bin-so-stark-Ebene.

Die Filmmusik war ausschließlich unterstützender Natur, die gekonnt die dargestellten Szenen untermalt hat. Sie hat insgesamt nicht von der Handlung abgelenkt, war aber auch nicht so prägnant, dass man sie im Hinterkopf behält. Sie verhält sich eher so wie ein stiller Begleiter.

Meine Meinung:
„Das Kind“ hatte schon in der Produktionszeit eine unglaubliche Fan-Base. Das liegt wohl auch daran, dass Sebastian Fitzek ein sehr populärer Autor im deutschsprachigen Raum ist. Als Dank wurden über 10.000 Unterstützer der offiziellen Film-Seite auf einem beliebten sozialen Netzwerk im Abspann erwähnt.

Im Großen und Ganzen gefiel mir der Film gut. Ich bin, wie schon eingangs erwähnt, zwar kein Fan von Psychothrillern, aber dennoch habe ich mich nicht durch den Film quälen müssen. Ganz im Gegenteil: Auch wenn die anfänglichen 20-30 Minuten sich etwas gezogen haben, lief der Film danach echt flüssig und kam mir eher schnelllebig vor.

Eric Roberts war der einzige Schauspieler, der sich für mich wie ein Fremdkörper im Film angefühlt hat. Dieter Hallervordern passt erstaunlich gut in die Story und seine Rolle hätte er nicht besser spielen können. Ben Becker kommt mit seinem „aggressiven“ Äußerem und einer Schläger-Attitüde daher, die seiner Figur wie auf dem Leib geschneidert ist.

„Das Kind“ könnte auch, ganz klassisch, am Sonntagabend im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt werden, zumindest fühlt sich der Film so an. Für den gepflegten Fan des Psychothrillers sind, vom Hörensagen, die Bücher von Sebastian Fitzen sehr empfehlenswert. Ich kann lediglich sagen, dass die erste Verfilmung eines Fitzek-Buches zu empfehlen ist.
Insgesamt ergibt sich daraus folgende Wertung:

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
GESAMT: 7,4

P wie „Pulp Fiction“

IMG_7326Titel: Pulp Fiction
Genre: Drama / Gangsterfilm
Regie: Quentin Tarantino
Musik:
Produzenten: Lawrence Bender
Dauer: ca. 148 Minuten
Erscheinungsjahr: 1994
Altersfreigabe: FSK 16

„24 Stunden in Los Angeles. Der ganz normale Gangsteralltag. Die Auftragskiller Vincent Vega und Jules Winnfield müssen eine ungewollte Leichte beseitigen, das Pärchen Pumpkin und Honey Bunny raubt ein Restaurant aus und Boxer Butch muss nach einem geplatzten Deal schnell die Stadt verlassen. In drei geschickt miteinander verwobenen Episoden wird die Geschichte von einem Dutzend Kriminellen erzählt, deren Wege sich wie zufällig kreuzen.“
(Rückentext der DVD)

Ja, diese Challenge entpuppte sich ja schon relativ früh als Quentin-Tarantino-Festspiele und mit P kommt ein weiterer Film von Quentin Tarantino auf die Liste: „Pulp Fiction“. Wie oft habe ich den Film schon gesehen? Und wie oft habe ich schon Hesekiel 25 17 gehört und nachgesprochen? Ich kann es nicht zählen. Einer meiner „All-Time-Favourites“, ein Film, den ich an verregneten Sonntagen schaue oder wenn ich krank bin oder Langeweile habe oder sonst nichts anderes Gutes läuft und ich unentschlossen bin, welchen Film ich gerne sehen möchte.

Die Story von „Pulp Fiction“ bietet sehr gute Unterhaltung. Miteinander verflochtene Episoden, die in ihrer Gänze einen riesigen kriminellen Apparat darstellen, bei dem der Zuschauer bis ca. eine halbe Stunde vor Schluss keine Ahnung hat, wie alles verbunden ist. Die Erzählweise ist außergewöhnlich. Die Episoden sind mit Titeln versehen, sodass das Publikum weiß, worum es geht. Der Beobachter bekommt also viele Ansichten mit und bekommt die Episoden chronologisch geliefert. Ein gewisser Verwirrtheitsfaktor kommt auf, da man sich am Ende der einen Episode in einer anderen Zeit befindet als am Anfang der neuen Episode. Da man da aber schnell durchsteigt, hält sich die Verwirrung nur sehr kurz.

Spannend ist der Film nahezu die ganze Zeit über. Durch geniale Dialoge, witzige Sprüche und rasante, aufregende Szenen wird die Spannung immer wieder angeheizt. Im ganzen Film kommt fast keine Langeweile auf und der Zuschauer fühlt sich durch eine komplexe Geschichte gut unterhalten.

Die Originalität der Charaktere ist über jeden Zweifel erhaben. Jede Figur hat seine Eigenheiten und bringt sie glänzend ans Tageslicht. Das Publikum bekommt eine große Auswahl an Darstellern in einem Film geboten, wobei die eine Rolle genialer ist als die andere. Quentin Tarantino schaffte es, die Figuren so authentisch wie möglich wirken zu lassen und damit den Beobachter in eine ganz andere Welt eintauchen zu lassen.

Emotional gesehen hat der Film aber nicht so viel auf dem Kasten. Es ist ein Gangsterfilm, da ist eben auch kein Platz für große Emotionen. Neben Angst und Wut kommt selten eine andere Emotion durch. Auch wenn es hier und da mal eine liebevolle Szene zu sehen gibt, bleiben die Emotionen in einem stark reduzierten Bereich, was die Gefahr und kriminelle Energie – die in dem Film gezeigt wird – nochmals unterstreicht.

Die Filmmusik ist herausragend. Es wurde kein Soundtrack extra für diesen Streifen geschrieben, sondern man hat hier mit einigen gut ausgewählten Songs gearbeitet, die dem Film den nötigen Charme verleihen, um als Gesamtkunstwerk abgerundet zu wirken. Dabei hatte ich das Gefühl, dass jeder verwendete Song zu seinem Zeitpunkt des Einspielens nicht besser ausgewählt sein könnte. Die Musik trägt maßgeblich zur Unterhaltung bei und animiert einige Zuschauer vielleicht sogar zum Mitsingen.

Meine Meinung:
Mit „Pulp Fiction“ hat Quentin Tarantino einen wahren Kultfilm erschaffen, der über 20 Jahre nach seinem Dreh immer noch nichts von seinem Charme und seinem Bann verloren hat. Der Film hat so viel Gutes zu bieten, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Die Story ist komplex, unterhaltsam und spannend, darüber hinaus gibt es die eine oder andere aufregende und actionähnliche Szene, lustige Sprüche und ebenso witzige Dialoge. „Pulp Fiction“ vereint punktuell einige Genres, aber selbst kann man diesen Film keinem dieser Genres zuordnen, daher passt er wohl eher ins Drama.

Streng genommen ist es nicht so kompliziert, sich so eine Geschichte auszudenken. Die Umsetzung erfordert da fast weitaus mehr Kreativität als das Schreiben. Nichtsdestotrotz steckt da wohl unglaublich viel Arbeit hinter und sollte auch in einer Rezension von mir – zumindest teilweise – erwähnt werden. Ich bin durch und durch beeindruckt und werde es vermutlich auch noch die nächsten 20 Jahre sein.

Die Musik empfand ich als sehr passend und fühlte mich keineswegs abgelenkt. Ganz im Gegenteil, sie unterhielt mich obendrein auf hohem Niveau.

Dieser Kultfilm ist auf jeden Fall ein „Must See“ und sollte demnach auch von jedem gesehen werden.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 9,5 von 10
GESAMT: 9,0