Titel: Kick-Ass
Genre: Action / Comicverfilmung
Regie: Matthew Vaughn
Musik: John Murphy / Henry Jackman / Marius de Vries / Ilan Eshkeri
Produzenten: Matthew Vaughn / Brad Pitt / Kris Thykier / Adam Bohling / Tarquin Pack / David Reid
Dauer: ca. 112 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Altersfreigabe: FSK 16
„Dave Lizewski ist ein stinknormaler Teenager. Keine Freundin, keine Superkräfte, aber eine schräge Idee. Als ‚Kick-Ass’ will er in den Straßen von New York für Recht und Gesetz kämpfen, kassiert dafür aber erst einmal ordentlich Prügel. Gleichzeitig erscheint ein Superheldenduo auf der Bildfläche: Big Daddy und seine kampflustige Tochter Hit-Girl, die der Gangsterbande um Mafioso Frank D´Amico den Krieg erklärt haben. Erst im großen Showdown wird auch Kick-Ass beweisen können, dass er seinen Namen zu Recht trägt… oder dabei draufgehen.“
(Rückentext der DVD)
„Kick-Ass“, einer meiner zehn liebsten Filme. Eigentlich wollte ich ihn mir auf BluRay holen, beim sehen der DVD-Hülle habe ich mich spontan dagegen entschieden. Ich habe ihn nun 5, 6, 7 Mal gesehen und ich liebe ihn nach wie vor.
Es ist schwierig, hier eine objektive Kritik zu schreiben, da ich so viel mit dem Film verbinde.
Die komplette Geschichte wird uns von Dave aus dem Off erzählt, der aktiv das Publikum anspricht und mal mehr, mal weniger, sarkastisch das Geschehen kommentiert. Insgesamt ist die Erzählweise aber recht knifflig, denn es werden gleich drei Handlungsstränge parallel erzählt. Zum einen befinden wir uns bei Dave und seinen Kumpels aus der Highschool, zum anderen bei dem Mafiaboss Frank D´Amico und zum dritten sehen wir Big Daddy und seine Tochter Hit-Girl. Die verschiedenen Storyebenen sind zwar nicht von Anfang an ineinander verstrickt, werden es aber mit zunehmender Laufzeit. Für einen kurzen Abschnitt übernimmt Big Daddy das Erzählen und lässt uns an seiner Geschichte – in Form eines Comicheftes – teilhaben. Besonders stilecht sind die comichaften Einblendungen, die sich durch den ganzen Film ziehen und dem Zuschauer eine kleine Hilfestellung geben, wo oder in welcher Zeit wir uns befinden. Spätestens jetzt wird klar, dass „Kick-Ass“ auf einem Comic basiert und eine klare Verbindung zu seiner Vorlage herstellt. Außerdem ist der Film in einer riesigen Rückblende erzählt. Der Hauptteil der Geschichte spielt tatsächlich 6 Monate in der Vergangenheit. Erst am Ende, ca. die letzten 5-8 Minuten, sind wir in der Gegenwart.
Von Minute eins an wird Spannung erzeugt. Es beginnt mit einem Typen, der auf einem Dach eines Wolkenkratzers steht und ein Superhelden-Kostüm trägt. Was wird er machen? Dazu passend, die einleitenden Worte von Dave aus dem Off. Hier ist der erste Punkt, an dem der Zuschauer abgeholt wird. Besonders die ersten zwanzig Minuten sind von einem stetigen Wechsel von Auf- und Abbauen des Interesses geprägt. Das liegt vermutlich auch daran, dass in dieser Zeit alle wichtigen Figuren eingeführt und vorgestellt werden. Früh merkt man, auf wessen Seite das Publikum gezogen werden soll. Mit zunehmender Laufzeit steigert sich die Intensität und die Entwicklungen der Figuren bekommt seine ganz eigene Dynamik.
Dadurch, dass einige Handlungen stark vorhersehbar sind, kommen Überraschungsmomente beim Zuschauer leider nicht an. Zum Ende des Streifens wird es dann noch Mal richtig heiß und alles gipfelt in einem Actionfeuerwerk, das Seinesgleichen sucht. Ein Showdown, der es wert ist, so genannt zu werden.
Actionmäßig bekommt das Publikum ordentlich was geboten. Schlägereien, Kampfszenen, Explosionen und Schießereien gehören standardmäßig zum Repertoire. „Kick-Ass“ unterscheidet sich da nicht von anderen Actionfilmen und ist auch nichts Besonderes, allerdings sieht es ziemlich cool aus, wenn sich ein Niemand ein Kostüm anzieht und dadurch zu einem anderen Charakter wird.
Hinter dem Gesamtkunstwerk „Kick-Ass“ stecken auch einige Gefühle, die von Rachegelüsten bis zur Lovestory reichen. Alles, was sich dazwischen befindet, ist leider nur so halb vorhanden. Der Fokus liegt nicht auf den Gefühlen und auch die Motive sind – zumindest bei Dave – nicht emotionsbedingt. Das lässt sich aber nicht generalisieren, bei anderen Figuren sind Gefühle die ausschlaggebende Motivation für ihr Handeln.
Dave ist ein Niemand, ein unscheinbarer Typ, der in der Woche zwischen 21 und 2 Uhr nachts Verbrechen bekämpft. Er macht einen nerdigen Eindruck, doch sowie er in seinem Kostüm steckt und zu Kick-Ass wird, ist er mutig und heldenhaft. Im wahrsten Sinne wird er zu einem anderen Menschen. Im echten Leben ist eine solche „Verwandlung“ schwer denkbar, aber im Film oder im Comic ist diese Wesensänderung durchaus nachzuvollziehen.
Dazu lässt sich sagen, dass die Rolle des Mafiabosses Frank D´Amico realitätsnäher als Kick-Ass oder Hit-Girl ist. Am wenigsten überzeugend war die Rolle von Christopher Mintz-Plasse: Er spielt Chris D´Amico/Red Mist. Im gesamten Film ist er unauthentisch und nicht glaubwürdig, da es ihm an vielen Dingen fehlt. Als Sohn eines Mafiabosses kommt er verweichlicht, feige und falsch daher, außerdem spielt er seine Rolle mit einer unangenehmen Milchbubi-Attitüde, die nur von seiner schlechten Frisur übertroffen wird.
Auf der menschlichen Ebene sind Dave Lizewski (Aaron Johnson) und seine beiden Kumpels Marty (Clark Duke) und Todd (Evan Peters) sehr überzeugend. Sie verhalten sich wie drei Freunde aus der Schule, mit post-pubertären Sprüchen und leichtem Machogehabe.
Big Daddy und Hit-Girl (Nicolas Cage und Chloë Moretz) sind sowohl mit als auch ohne Maske eigensinnig. Bis zum Ende des Filmes wirken sie übernatürlich und im Gegensatz zu den anderen Figuren stark arrogant.
Verletzlich, mutig, ehrlich und aufrichtig kommt als einziger in der Mischung Dave/Kick-Ass daher. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er ständig Schläge einstecken muss. Er kämpft und überzeugt, sowohl mit als auch ohne Maske.
Über eine Sache in diesem Streifen kann man wirklich nicht meckern: die Filmmusik.
Sie war gleichermaßen zurückhaltend wie unterstützend. Ausnahmen, in denen sie vorherrschendes Stilmittel einer Szene war, wurden sehr gekonnt ausgewählt. Besonders die klassischen Stücke haben einen epischen Charakter und verursachen nichts weniger als Gänsehaut.
„Kick-Ass“ gehört zu den zehn Filmen, die ich an einem verregneten Sonntagnachmittag, zu Weihnachten oder zu Beginn eines perfekten DVD-Abends anschauen kann.
Über einige Schwächen kann ich hinwegsehen, aber um fair zu bleiben muss ich sie hier mit einigen Punkten Abzug „bestrafen“.
Das faszinierende an dem Film ist, dass sich ein stinknormaler Teenager in einen Neoprenanzug zwängt, eine Maske aufsetzt und sich Kick-Ass nennt. Er hat keinerlei besonderer Fähigkeiten außer seinem Sinn für Gerechtigkeit und seinem Mut, Dinge zu tun, vor denen andere Angst haben.
Trotz der komplexen Story mit den drei Handlungssträngen ist der Film nicht verwirrend, auch fällt es mir nicht schwer, der Geschichte zu folgen. Bei einer Laufzeit von ca. 112 Minuten kommt auch keine Langweile auf, selbst dann nicht, als die Charaktere vorgestellt und eingeführt werden.
Insgesamt ist „Kick-Ass“ ein Highlight und ein Film, den man in diesem Genre gesehen haben muss.
Meine Wertung:
Spannung: 8,5 von 10
Action: 8,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,5 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 10 von 10
GESAMT: 8,1
Reihenfolge:
Kick-Ass
Kick-Ass 2