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[Gastrezension] American Horror Story – Freak Show (Staffel 4)

american-horror-story_staffel-4_coverTitel: American Horror Story – Freak Show (Staffel 4) (engl.: „American Horror Story: Freak Show“)
Idee: Ryan Murphy / Brad Falchuk
Genre: Horror / Thriller / Drama / Fantasy / Mystery
Musik: Cesar Davila-Irizarry (Theme) / Charlie Clouser (Theme) / James S. Levine
Dauer: 13 Folgen à ca. 42-60 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2014/2015 / Deutschland: 2014/2015
Altersfreigabe: FSK 18

„Treten Sie ein, treten Sie näher, in die American Horror Story: Freak Show.
Elsa Mars (Jessica Lange) ist die Leiterin einer Gruppe von menschlichen „Kuriositäten“ und versucht verzweifelt, in der verschlafenen Kleinstadt Jupiter, Florida im Jahre 1952 zu überleben. Der Wanderzirkus mit seinen darstellenden Künstlern umfasst einen telepathischen, zweiköpfigen Zwilling (Sarah Paulson), eine resolute bärtige Frau (Kathy Bates), einen verletzlichen Muskelprotz (Michael Chiklis) und seine heißblütige Frau mit drei Brüsten (Angela Bassett). Allerdings bedroht die geheimnisvolle Ankunft einer dunklen Macht auf brutale Weise das Leben der Stadtbewohner und der Freaks gleichermaßen.“
(Rückentext der DVD)

Bevor im Oktober die fünfte Staffel auf DVD erscheint, wollte ich mir die vierte Staffel ansehen, denn auf die war ich besonders gespannt. Man hat sie vielleicht schon mal gesehen, im Fernsehen oder in Wachsfigurenkabinetten: die außergewöhnlichen Menschen, die Ungewöhnlichen, die Freaks. Ich freute mich darauf, auf wen ich im Zirkuszelt von Elsa Mars treffen werde.
Da mich die ersten drei Staffeln so begeistert hatten, erwartete ich Großes.

Elsa Mars leitet den Wanderzirkus, in dem besondere Menschen kleine Showstücke aufführen. Eine Frau mit zwei Köpfen, die singt, ein Mann mit Seehundhänden, der Schlagzeug spielt. Es gibt große Frauen und ganz kleine Frauen, Jungs mit Hummerhänden und Jungs, die Hühnern den Kopf abbeißen. Jeder ist individuell und anders und dabei eigentlich ganz nett. Doch als sie gerade ihre Zelte in Jupiter aufgeschlagen haben, geschehen plötzlich Morde in der Stadt. Und ist es da nicht klar, dass nur die Freaks die Täter sein können?

Die Geschichte ist relativ flach und in einem engen Rahmen gehalten wurden. Hauptthema war das Leben und die Konflikte innerhalb der Zirkusgruppe und auch die Ausgrenzung von außen, von den „normalen“ Menschen. Hinzu kommen die Morde in der Stadt und ein ungewöhnlicher junger Mann, der seltsam großes Interesse an einigen Zirkusmitgliedern zeigt.
Da die Story um die Morde früh auserzählt ist, bewegt man sich noch enger im Dunstkreis des Zirkus an sich. Dabei fehlte plötzlich ein „Ziel“, auf das man hinfiebert. Zusätzlich schien es viele Filler-Folgen zu geben, die die Geschichte nicht weiterbrachten, sondern höchstens die Vergangenheit der einzelnen Personen in der „Familie“ von Elsa Mars beleuchteten.

Die Spannung und der Horror werden vor allem in den ersten vier oder fünf Folgen durch den wahren Mörder, den der Zuschauer ab der ersten Sekunde kennt, erzeugt. Er versprüht oberflächlich gesehen die meiste Gefahr und optisch den meisten Horror.
Wie immer ist es bei „American Horror Story“ jedoch auch wichtig, den Horror unter der Oberfläche zu sehen. Denn der ist manchmal schlimmer als das Offensichtliche. So ist es auch in der vierten Staffel. Die menschlichen Abgründe sind oft grausamer als die gruseligste Maske. Aber auch wenn man erschüttert sein kann, wie erbarmungslos Menschen handeln können, ist es doch kein Horror, der einem die Hände vors Gesicht schlagen lässt.
Insgesamt besticht diese Staffel also nicht durch ihren Horror. Ganz im Gegenteil. sie wirkte streckenweise tatsächlich langweilig.

Durch diese negative Kombination aus langweiliger Story und wenig Spannung und Horror wirkt „Freak Show“ auch zum ersten Mal zu lang. Dreizehn Folgen sind normalerweise relativ kurz für eine komplette Staffel. Andere Serien, deren Folgen auch um die 40 bis 45 Minuten gehen, haben über 20 Folgen pro Staffel. Hier saß ich jedoch nach sechs Folgen da und dachte: „Puh… immer noch sieben Folgen. Das zieht sich.“. Das schien auch den Drehbuchschreibern aufgefallen zu sein, anders kann ich mir so viele Folgen, die die Geschichte künstlich aufzublähen scheinen, nicht erklären.
Die einzelnen Folgen sind unterschiedlich lang. Von 42 Minuten bis 60 Minuten ist alles dabei. Das zeigt immerhin, dass die Folgen dann beendet wurden, als sie auserzählt waren und sich nicht an feste Zeiten hielten.

Die spannenden Personen retteten häufig die flache Geschichte. Ein Großteil der liebgewonnenen Darsteller der letzten drei Staffeln sind wieder mit von der Partie und es ist wahnsinnig schön anzusehen, wie sie so unglaublich real zu „Freaks“ gemacht wurden. Die Maskenbildner haben mal wieder ganze Arbeit geleistet. An vielen Stellen fand ich die Figuren jedoch „drüber“. Zu dünnhäutig, zu schnell aggressiv, zu gekünstelt. Als ob es eine Überkompensation des fehlenden Inhalts war. Mit ein paar Abstrichen waren die Darstellungen trotzdem authentisch.
Zu den bekannten Schauspielern kamen eine ganze Menge an besonderen Menschen dazu, die man vielleicht schon einmal in TV-Beiträgen gesehen hat, wie die kleinste Frau der Welt oder die Frau ohne Beine. Stellenweise traten sie überzeugender und realer auf als die alteingesessenen Schauspieler.

Neben den Maskenbildern haben auch die Set-Designer Großes geleistet. Es wurde eine komplette „Zirkusstadt“ errichtet, die zu weiten und besonderen Kamerafahrten einlud. Es war eine ganz besondere Atmosphäre und man merkte, dass nicht im Studio gedreht wurde. Es machte alles noch echter. Die Kameraarbeit war insgesamt wieder fantastisch und bot Winkel, Perspektiven und Blicke, die so ungewöhnlich waren, dass es ein Fest ist, einfach nur die Bilder in sich aufzunehmen.

Da es in „Freak Show“ tatsächlich um eine Show ging, spielte die Musik eine große Rolle. Häufig hörte man Sarah Paulson als Bette und Dot, Evan Peters als Jimmy oder Jessica Lange als Elsa Mars singen. Alle Lieder wurden mit viel Herzblut und unglaublich überzeugend dargeboten.
Neben diesen Songs gab es vorrangig instrumentale Stücke, die das Geschehen unterstrichen. Dominierend waren hierbei typische Zirkustöne, Glockenspiel und Musik einer Spieluhr.

american-horror-story_staffel-4_dvdMeine Meinung:
Zum ersten Mal bin ich wirklich enttäuscht von „American Horror Story“. Gerade auf „Freak Show“ hatte ich mich so gefreut, denn erstens waren die damaligen „Freaks“ spannend anzusehen und zweitens bietet das Thema Zirkus unglaublich viele Anknüpfungspunkte, um richtig gruselig zu sein. Die Personen waren dann auch tatsächlich spannend anzusehen, mehr aber auch nicht. Die Geschichte bot ihnen nicht wirklich Platz, um sich zu entfalten.
Leider blieb diese vierte Staffel langweilig, vorhersehbar und flach. Man kann nachvollziehen, dass Jessica sich danach entschloss, die Serie zu verlassen.
Ich hoffe, dass die fünfte Staffel „Hotel“ wieder einiges mehr bietet.

Meine Wertung:
Story: 4,0 von 10
Horror: 5,0 von 10
Spannung: 4,0 von 10
Länge: 5,5 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Emotionen: 7,0 von 10
Schnitt: 9,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 6,3

Reihenfolge:
1. American Horror Story (Staffel 1)
2. American Horror Story – Asylum (Staffel 2)
3. American Horror Story – Coven (Staffel 3)
4. American Horror Story – Freak Show (Staffel 4)
5. American Horror Story – Hotel (Staffel 5)
6. American Horror Story – Roanoke (Staffel 6)

Autor: buecherherz

[Gastrezension] American Horror Story – Asylum (Staffel 2)

American_Horror_Story_Staffel2_CoverTitel: American Horror Story – Asylum (Staffel 2) (engl.: „American Horror Story: Asylum“)
Idee: Ryan Murphy / Brad Falchuk
Genre: Horror / Thriller / Drama / Fantasy / Mystery
Musik: Cesar Davila-Irizarry (Theme) / Charlie Clouser (Theme) / James S. Levine
Dauer: 13 Folgen à ca. 38 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2012/2013 / Deutschland: 2012/2013
Altersfreigabe: FSK 18

„Die Briarcliff-Nervenklinik in den 60er Jahren. Es sind allzu reale Schrecken, die die Insassen der berüchtigten Anstalt an der US-Ostküste in den Wahnsinn treiben. Unter dem harten Regiment der strengen Nonne Schwester Jude (Oscar®-Gewinnerin Jessica Lange) rücken die Spezialisten den Geisteskrankheiten ihrer Patienten zu Leibe, und hinter jeder Ecke lauern schockierende Geheimnisse. Ob dämonische Besessenheit, Entführungen durch Außerirdische oder die Ankunft des psychopathischen Frauenmörders ‚Bloody Face‘ – die Nervenärzte des Irrenhauses müssen bald erkennen, dass auch ihre Wissenschaft gegen manche Phänomene machtlos ist…“
(Rückentext der DVD)

Endlich konnte ich die Staffel gucken, wegen der vor einigen Jahren „American Horror Story“ überhaupt in mein Blickfeld rückte. Ich habe eine seltsame Faszination für alte – am besten leer stehende – Nervenheilanstalten. Das bedeutet für mich den ultimativen Grusel. Deswegen gefiel mir beispielsweise der Film „Stonehearst Asylum“ unglaublich gut.

Es ist 1964 und die Briarcliff-Nervenklinik wird von der strengen Schwester Jude geleitet. Ihre Methoden und die der nicht minder strengen Ärzte schaffen einen stetigen Quell der Qual. Dabei haben die Patienten durch ihre psychische Situation und das Eingesperrtsein schon genug Leid. Und plötzlich wird der Frauenmörder Kit „Bloody Face“ Walker in die Klinik gebracht. Er häutet seine Opfer bei lebendigem Leib und köpft sie danach. Die Journalistin Lana Winters versucht für eine Story über den Mörder heimlich in die Klinik zu kommen, doch Kit behauptet vehement, unschuldig zu sein.
Doch egal, ob unschuldig oder nicht, ob eingeliefert und heimlich hineingestohlen – alle sind plötzlich den Grausamkeiten ausgesetzt.

Die Geschichte ist schon allein aufgrund des Settings spannend. Die alten Gemäuer, die alten Methoden, die konservativen Charaktere. Und zusätzlich stellen sich ab Folge 1 so viele Fragen, die man unbedingt beantwortet haben möchte: Ist Kit „Bloody Face“? Wenn nicht, wer ist es dann? Kommt die Journalistin bald wieder raus? Gab es wirklich Alien-Entführungen? Und was sind das für gefährliche Kreaturen im Wald?
Die Spannung wird permanent oben gehalten. Es gibt kaum Phasen, in denen die Insassen und die Zuschauer durchatmen können. Überall lauern neue Gefahren.
Und trotz dieser hohen Spannung fehlt der Nervenkitzel. Es ist unglaublich interessant und man will wissen, wie es weitergeht, aber man kann den Fernseher auch ausmachen und morgen weiterschauen.

„American Horror Story – Asylum“ ist nicht ohne Grund ab 18 Jahren. In jeder Folge fließt, spritzt und tropft Blut. Es wird geschrien und geschlagen, geheult und gefoltert. Und an vielen Stellen ist es einfach nur eklig.
Mir persönlich fehlte aber ein wenig der Gruselfaktor. Zumindest, wenn man es als unterschwelligen, geheimnisvollen Grusel versteht. Die Atmosphäre war zwar permanent düster, aber der Horror hier war eher derb und offensichtlich. Dabei ging es nicht nur um all das Blut und die Morde, sondern auch um das große Ganze: Der Horror, der einem in einer Nervenheilanstalt vor einem halben Jahrhundert widerfahren konnte mit all den grausamen Behandlungen.

Trotzdem blieb „American Horror Story“ Elementen treu, die in der ersten Staffel schon gut funktioniert hatten.
Wieder gibt es allerhand Zeitsprünge, um ein umfassendes Bild über die Briarcliff-Nervenklinik und die Patienten zu vermitteln.
Auch die Kameraführung war wieder grandios. Schnelle Schnitte, kurzes Einblenden von grausigen Details, ungewöhnliche Kamerafahrten, überraschende Blickwinkel. Allein schon die Kameraarbeit ist wirklich ungewöhnlich.

Und auch weiteren Elementen ist man treu geblieben: den Schauspielern.
Viele aus dem Cast der letzten Staffel sind wieder dabei – ausnahmslos als neue Figuren. Und alle haben ihre Arbeit so gut gemacht, dass man in ihnen nie die Personen aus der ersten Staffel sah. Sie verliehen den neuen Personen so viel Ausdruck und Tiefgang, dass sie zu ihr wurden.
Die schauspielerische Leistung ist hierbei insgesamt besonders hervorzuheben. Jede Figur verlangt den Schauspielern viel ab. Jeder hatte dunkle und helle Seiten, niemand war mit einem Blick voll zu erfassen.
Egal, wie schlimm die angewandte „Heilmethode“ war, man nahm den Ärzten und Nonnen ab, dass sie nicht aus Sadismus handelten, sondern wirklich an ihr Tun glaubten.
Doch auch die Nebendarsteller, die, die immer nur im Hintergrund zu sehen waren, machten ihre Aufgabe perfekt. All die verschiedenen psychisch Kranken konnten überzeugen.

Bei der Musik wurde sich sehr zurückgehalten. Es gab ausschließlich instrumentale Stücke zur Untermauerung der Szenen. Sie waren vorrangig spannungs- und gruselfördernd: Schrille Streicher, lange Töne, leises Anschleichen der Musik.
Wenn es echte Stücke gab, waren sie explizit in die Handlung eingebaut.
So wie es war, passte es gut, war aber auch relativ eintönig.

Ebenfalls eintönig und doch passend waren die Gefühle. Natürlich fehlte hauptsächlich die positive Seite des Emotionsspektrums. Viele davon kamen zwar vor, aber nur in wenigen Szenen. Vielleicht sogar nur einmalig in der gesamten Staffel. Dafür gab es mehr als genug Angst, Schmerz, Sorge und Leid.
Diese wurden jedoch durchweg überzeugend dargestellt. Obwohl es so einfach gewesen wäre, war niemand drüber. Niemand schrie, jammerte oder heulte mehr, als nötig. Es gab kein Fremdschäm-Moment, kein: „Ist aber gut jetzt…“.

Jede Folge hatte circa 38 Minuten Laufzeit. Eine wirklich angenehme Länge, die definitiv reichte. 13 Folgen ist dagegen für eine Staffel eher kurz. Doch wie schon bei der ersten Staffel wären mehr Episoden im Zweifel nicht besser gewesen. Alles war auserzählt. Mehr Geschichten oder neue Figuren wäre künstliches In-die-Länge-Ziehen.
Auch diese Staffel ist in sich abgeschlossen. Season 3 wird ein komplett anderes Thema haben.

American_Horror_Story_Staffel2_DVDMeine Meinung:
Es muss zuallererst dringend gesagt werden, was für wahnsinnig gute Arbeit die Maskenbildner geleistet haben. Es ist nur eine Serie und trotzdem wurde auf so viele Details geachtet. Menschen, die nur für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen sind, haben in Kleinstarbeit Entstellungen bekommen. Allein diese Mühe anzusehen macht schon Spaß.

Ich hätte aber gedacht, dass es mehr Grusel gibt. So richtig gruselig fand ich es nicht. Es war eher eklig. In dem Zusammenhang fehlten mir persönlich ein paar mehr Geheimnisse, falsche Fährten. Meine Erwartung basiert wohl auf der ersten Staffel, denn da gab es davon mehr als genug. Im Prinzip ist es aber ja eigentlich eher ein Vorteil, wenn die Produzenten das Ganze vielseitiger gestalten.

Wer kein Problem mit Blut, gruseligen Masken, düsteren Atmosphären, Nervenheilanstalten und übersinnlichen Elementen hat, der wird mit „American Horror Story – Asylum“ sicher genau so viel Spaß haben wie ich.

Meine Wertung:
Story: 8,0 von 10
Horror: 7,5 von 10
Spannung: 7,5 von 10
Länge: 7,5 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Emotionen: 7,0 von 10
Schnitt: 9,0 von 10
Musik: 6,0 von 10
GESAMT: 7,7

Reihenfolge:
1. American Horror Story (Staffel 1)
2. American Horror Story – Asylum (Staffel 2)
3. American Horror Story – Coven (Staffel 3)
4. American Horror Story – Freak Show (Staffel 4)
5. American Horror Story – Hotel (Staffel 5)
6. American Horror Story – Roanoke (Staffel 6)

Autor: buecherherz