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Taboo (Staffel 1)

Titel: Taboo (Season 1)
Idee: Steven Knight / Tom Hardy / Chips Hardy
Genre: Drama
Titellied: Max Richter
Dauer: 8 Folgen à ca. 58 Minuten
Erscheinungsjahr: UK: 2017 / Deutschland: 2017
Altersfreigabe: FSK 16

„London 1814: Der Einzelgänger James Keziah Delaney kehrt in seine Heimat London zurück. Nach zehn Jahren in Afrika wurde er sogar für tot erklärt. Nun plant er, endlich das Erbe seines Vaters – ein Schifffahrtsunternehmen – anzutreten und sich so eine neue Existenz aufzubauen. Dieses Erbe erweist sich aber als höchst schwierig – es lauern Feinde mit tödlicher Agenda an jeder Ecke. James muss sich seinen Weg durch die ihm feindlich gesinnte Londoner Gesellschaft bahnen, legt sich mit der Krone an und ist gezwungen, seinen eigenen Kopf zu retten. Umgebungen von Verschwörungen, Mord und Betrug entfaltet sich obendrein ein düsteres Familiengeheimnis – eine brandgefährliche Geschichte von Liebe und Verrat…“
(Rückentext der BluRay)

Als ich die deutsche Facebook-Seite von „Taboo“ mit „Gefällt mir“ markiert habe, hatte sie gerade wenige Hundert Follower. Obendrein hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht eine Minute einer Folge gesehen. Bis auf den Trailer hatte ich mir noch nichts dazu angeschaut, inzwischen habe ich alle Folgen gesehen. Ob ich nach der ersten Staffel von „Taboo“ weiterhin der deutschen Facebook-Seite folgen werde, erfahrt ihr hier in meiner Kritik.

Die Handlung dreht sich um James Keziah Delaney, der aus Afrika zurück nach London kehrt und nun sein Erbe antreten will. Einige Leute aus der Londoner-Gesellschaft haben allerdings etwas dagegen und wollen den ruppigen Heimkehrer lieber tot als lebendig sehen.
Alles Weitere sagt der Rückentext der BluRay auch schon aus. Tatsächlich erschließt sich dem Zuschauer die Handlung in der ersten Staffel nicht gänzlich. Das liegt vor allem an der Erzählweise. Fakt ist: Wir wissen, dass wir in London sind und auch im Jahr 1814, alles andere ist uns weitestgehend fremd. Auch die Aktionen und die Reaktionen von Figuren sind sehr undurchsichtig. Vor allem in Bezug auf James Keziah Delaney bleibt vieles im Verborgenen. Nur sehr langsam von Episode zu Episode entdecken wir die Leichen in den Kellern der Londoner-Gesellschaft.
Die Handlung schlüsselt sich also nicht von der ersten Minute auf. Das Publikum muss aufpassen, zuhören und etwas mitdenken, sonst endet es in einer kompletten Verwirrung und Ahnungslosigkeit.

„Taboo“ ist immer mal wieder spannend, allerdings reicht es oft nicht für mehr als gesteigertes Interesse. Es ist allerdings auch so, dass wenn man die einzelnen Folgen aufmerksam angeschaut hat, man schon ganz gerne wissen möchte, wie es weitergeht. Bei mir persönlich hat es nie dafür gereicht, dass ich mir zwei Folgen am Stück angeschaut habe.
Jede Folge animiert allerdings zum Weiterschauen und das habe ich am Ende auch getan.

Inzwischen ist es fast üblich, dass die einzelnen Staffeln bloß 8 Folgen à ca. 58 Minuten haben. In diesem Rahmen ist die Laufzeit absolut okay. Allerdings finde ich diesen Umstand äußerst schade, denn ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in denen Serien mit einer Laufzeit von ca. 58 Minuten pro Folge und einer Episodenanzahl zwischen 15 und 25 absolut gängig gewesen ist. An heutigen Standards angepasst, scheinen 8 Folgen aber offensichtlich gut zu sein.

Die Figuren sind weitestgehend sehr breit aufgestellt und das ist nicht bloß auf die emotionale Ebene bezogen, sondern auch im Punkt der Glaubwürdigkeit bzw. Originalität.
Emotionstechnisch bekommt der Zuschauer von dem Hauptdarsteller Tom Hardy kein vielfältiges Bild geboten. Seine Figur untermalt den durchweg düsteren Ton, die negative Atmosphäre der kompletten Staffel. Trotz der Negativität von James Keziah Delaney gibt es fast keine sichtbaren Emotionen. Die ganze Geschichte ruht auf Tom Hardys Schultern und da sollte man meinen, dass besonders viel Wert auf die Gefühle und den Ausdruck gelegt werden. Seine Emotionspalette ist jedoch mehr als stark limitiert, mit ihm bekommt das Publikum ein dauer-grimmigen Charakter zu sehen, der sehr reserviert, zurückhaltend und doch auch sehr bedacht daherkommt. Seine Leistung ist im Rahmen der Handlung sehr glaubwürdig, doch bekommt man von ihm nur den immergleichen Ausdruck.
Die anderen Figuren warten da schon mit weitaus mehr Vielfalt auf.
Dort sind die Emotionen auch breiter aufgestellt. Neben Wut, Hass und Verachtung gibt es auch Mut, Zuversicht und Hoffnung. An dieser Stelle muss gesagt werden, dass die alles antreibenden Motive Hinterlist und Misstrauen sind und genau das ist es auch, was der Zuschauer mal unterschwellig, mal absolut bewusst, zu sehen bekommt.
Die stark limitierten Gefühle werden also bei den Nebendarstellern weitaus breiter.

Die Glaubwürdigkeit ist allerdings beim kompletten Cast absolut gegeben. Tom Hardy ist in dieser Serie grandios. Er verleiht seiner Figur eine unglaubliche Präsenz. Auch andere Darsteller wie Franka Potente, Michael Kelly, David Hayman oder Jessie Buckley sind in ihren Rollen herausragend. Das lässt sich wunderbar von jedem Charakter sagen. Sie haben alle ihre Schwächen, Eigenheiten oder andere Merkmale, die für diese oder jene Figur typisch sind. Nahezu alle haben etwas Hinterlistiges an sich und gleichzeitig gibt es immer wieder Szenen, in denen man die Figur zu kennen glaubt, um dann wieder überrascht oder enttäuscht zu werden.
Das Drehbuch gibt offensichtlich ungemein viel her und so ist in der einen Folge noch klar erkennbar Fisch – und in der nächsten dann schon Fleisch.
Kritikpunkte muss es aber auch geben: Tom Hardy spielt seine Figur zwar grandios und sein Wesen ist unglaublich füllend, aber eben auch statisch. Er bewegt sich atmosphärisch immer auf einem sehr düsteren Level. Sein Charakter ist zwar ebenso tief und hat einen besonders tiefgreifenden Hintergrund, allerdings sind Emotionen in seinem Repertoire nicht sehr weit verbreitet.
Für eine Hauptfigur passiert da allerdings eindeutig zu wenig.

Das Setting ist London im 19. Jahrhundert. Alles ist sehr schmutzig und heruntergekommen. Sowohl London, das schlammig, aber in wohlhabenden Gebieten durchaus auch glamourös ausschaut, als auch die Kleidung der Figuren waren stets vielfältig und einzigartig. Aufgrund des sozialen Standes waren Kostüme sauberer oder eben dreckiger. Darüber hinaus trugen Wohlhabende sehr aufwendige Gewänder, Bedienstete waren doch sehr einfach gekleidet.
Auch die Maskenbildner haben eine sehr gute Arbeit geleistet. Gesichtswunden beispielsweise verheilten von Folge zu Folge, aber nicht so, als sei eine Wunderheilung eingetreten. Dieser „Effekt“ sieht besonders wertig aus, da man die unterschiedlichen Stadien der Heilung sehr gut mitbekommt.

Musik war nur unterschwellig vorhanden. Das Intro ist sehr düster und leicht depressiv, ein sehr eindrucksvolles Stück. In den einzelnen Episoden gibt es bloß unterstützende Melodien, wie man es von einer Dramaserie erwartete. Diese waren nie besonders aufwendig oder blieben länger im Gedächtnis. Besonders stilvolle und atmosphärische klassische Stücke hätten dieser Serie besonders gut gestanden.

Meine Meinung:
Nun ja, ich folge weiterhin der deutschen Facebook-Seite von „Taboo“. Aber ganz klar: In dieser Serie muss noch besonders viel aufgelöst werden. Ich erinnere mich ein wenig an die erste Staffel von „Da Vinci’s Demons“, in der die Handlung zu Beginn ja auch sehr undurchsichtig gewesen ist und erst durch die nachfolgenden Staffeln die Geschichte aufgelöst wurde. Ähnliches verspreche ich mir von der zweiten oder vielleicht sogar dritten Staffel dieser Serie.

An allem kann noch etwas gedreht und verändert werden und so gibt es für die erste Staffel entsprechende Punktabzüge. ABER: Die Geschichte und die Figuren haben extrem großes Potential. Tom Hardy in einer Serie zu sehen, hat mit Sicherheit Seltenheitswert und ist ein Must-See für alle, die auf Dramaserien stehen und auch nichts gegen den Schauplatz London 1814 haben.

Meine Wertung:
Story: 8,0 von 10
Spannung: 7,0 von 10
Länge: 6,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Emotionen: 7,5 von 10
Setting: 8,5 von 10
Musik: 5,0 von 10
GESAMT: 7,1

M wie „Man of Steel“

IMG_6652Titel: Man of Steel
Genre: Comicverfilmung
Regie: Zack Snyder
Musik: Hans Zimmer
Produzenten: Christopher Nolan / Lloyd Phillips / Charles Roven / Deborah Snyder
Dauer: ca. 143 Minuten
Erscheinungsjahr: 2013
Altersfreigabe: FSK 12

„Ein kleiner Junger erfährt, dass er über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt und nicht von der Erde stammt. Als junger Mann will er herausfinden, woher er kommt und welche Aufgabe ihn hier erwartet. Doch er muss zunächst den Helden in sich entdecken, um die Welt vor der Vernichtung zu bewahren und selbst zum Symbol der Hoffnung aller Menschen aufzusteigen.“
(Rückentext der BluRay)

Nach einer kleinen Filmpause habe ich mir keinen geringeren ausgesucht als „Man of Steel“ von Zack Snyder. Wie viele Filme in meiner Sammlung gehört dieser auch zu denen, die ich jetzt öfter gesehen habe und von daher wusste ich, worauf ich mich einlassen werde.

Zack Snyder hat sich an einen Comic aus dem DC Universum heran getraut und einen Film über eine Figur gedreht, die schon in diversen Ablegern realisiert wurde. Sei es in Serien- oder Filmformaten mit diversen Schauspielern. Insbesondere die Superman-Reihe mit Christopher Reeve feierte weltweit Erfolge und wurde mit mehreren Fortsetzungen versehen. Auch die TV-Serie der 1990er Jahre „Superman – die Abenteuer von Lois & Clark“ sowie die spätere Serie „Smallville“ sind bekannt und geläufig. Ich will den Antworten der Fragen „Was macht diesen Film zu etwas Besonderem? Und Warum?“ etwas näher kommen.

„Man of Steel“ und seine Story rollen das Feld von vorne auf. Halbwegs chronologisch und verständlich erzählt, fängt der Film auf Krypton, dem Heimatplaneten von Clark Kent, an. Schon dort bekommt der Zuschauer unmittelbar mit, welche Gründe seine Eltern haben, ihn auf die Erde zu schicken. Ab dann kann es etwas verwirrend wirken, denn immer wieder befinden wir uns in Clark Kents Erinnerungen und welche Probleme ihm seine Fähigkeiten machen. Das Besondere an der Erzählweise ist, dass sie eigentlich nicht so besonders ist. Durch diese Rückblenden verarbeitet Clark seine Vergangenheit und sie treiben ihn maßgeblich voran. Rat und Unterstützung bekommt er in der Vergangenheit immer wieder von seinem (Zieh-)Vater.

Spannung wird durch die Handlung ganz automatisch erzeugt und der Umstand, dass das Publikum direkt mitbekommt, wie sich Clark und sein Umfeld weiterentwickeln, heizt zusätzlich den Zuschauer an, dran zu bleiben. Nicht zu vergessen, dass es keinen Superhelden ohne Bösewichte gibt. Es ist nicht nur ein Konflikt von Clark Kent und seinem Gegenspieler zu vernehmen, sondern auch ein innerer Konflikt des jungen Superman, was maßgeblich zum Spannungsgefühl beiträgt. Auch die Fragen woher er kommt und warum er auf der Erde ist, treiben ihn und die Geschichte an und sorgen für Aufregung.

Es gibt wohl kaum eine Comicverfilmung ohne Actionsequenzen und da kann „Man of Steel“ wirklich punkten. Mit Szenen wie von einem anderen Stern, technischen Tricks und Kniffen wird hier fast schon in Michael-Bay-Manier zumindest teilweise ein Actionfeuerwerk inszeniert. Meiner Meinung nach wurde in „Man of Steel“ ein gutes Mittelmaß gefunden, denn zu viel dieser Action hätte dem Film und vor allem der Story nicht gut getan. Wäre die Action weniger hätte es dem Thema „Superman“ nicht gut zu Gesicht gestanden.

Auch in den Punkten Gefühle und Emotionen sowie Authentizität spielt der Streifen oben mit. Hier möchte ich aber nicht die vorherigen Superman-Filme mit „Man of Steel“ vergleichen, sondern sehe dieses Kunstwerk alleinstehend an. So kann man die Gefühlswelt des jungen Clark Kent immer wieder in den Rückblenden beobachten und sie als sehr wütend interpretieren, wohingegen der erwachsenere Clark Kent als eine sehr ausgeglichene und entschlossene Person rüber kommt, die zugleich aber auch von Selbstzweifeln geplagt scheint.

Henry Cavill passt meiner Meinung nach sehr gut in die Rolle des „Man of Steel“, denn er verleiht diesem Außerirdischen nicht nur Stärke und Kalkül, sondern auch jede Menge Emotionen, die diesem Superman zumindest sehr gut stehen und ihn damit auch sehr glaubwürdig aussehen lässt.
Die anderen Charaktere, wie z.B. Kevin Costner oder Diane Lane als die (Zieh-)Eltern liefern souverän ab und sind in ihrer Tiefe absolut glaubwürdig. Russel Crowe und Ayelet Zurer als die echten Eltern stehen den anderen beiden in nichts nach. Amy Adams spielte die Lois Lane sehr sprung- und launenhaft, was manchmal sehr gezwungen aussah.
Für „Man of Steel“ hat sich Zack Snyder prominente und professionelle Hilfe ins Boot geholt. Mit Hans Zimmer war ein Meister für die Musik zuständig, die dem Film nie die Show gestohlen und die Situationen immer sehr passend untermalt hat.

Meine Meinung:
Um auf meine eingangs gestellten Fragen zurück zu kommen, was diesen Film so besonders macht und warum, kann ich folgendes dazu sagen:
Zack Snyder als Regisseur beweist sein Können. Immer wenn ich an einen Film von ihn denke, fallen mir „300“, „Sucker Punch“ und „Watchmen – die Wächter“ ein, die allesamt durch ihre sehr düstere Atmosphäre und erzählerische Vielfalt, Tricks und Kniffe sowie hochkonzentrierte und wohl dosierte Action einen festen Platz in meiner Favoritenliste haben. „Man of Steel“ zeigt nicht nur einen anderen Superman, sondern auch einen anderen Zack Snyder, der in seiner Figur Hoffnung widerspiegelt und nicht nur Tod und Zerstörung.

Hans Zimmer als Filmkomponist ist eine große Nummer, aber leider macht er diesen Film zwar nicht zu etwas Besonderem, aber er wertet ihn maßgeblich auf. Im Vergleich hatte der erste Superman-Film mit Christopher Reeve John Williams als Filmkomponisten, der ebenso – wenn nicht mehr – erfahren als Zimmer zu sein scheint, schließlich war er für die musikalische Vertonung von diversen Steven-Spielberg-Filmen und einiger Star-Wars-Episoden verantwortlich. Williams greift inzwischen auf über 60 Jahre Berufserfahrung zurück.

Der Cast macht hingegen da schon wesentlich mehr her. Jung und Alt auf der Leinwand vereint, Kevin Costner und Russel Crowe zwischen Henry Cavill, Amy Adams und Dylan Sprayberry. Allesamt gute Schauspieler, die ihren Höhepunkt noch vor oder bereits hinter sich haben, aber dennoch ihren Charakteren Leben eingehaucht haben.

Zu guter Letzt: Der andere Superman! „Man of Steel“ ist der andere Superman, der sich von allen anderen unterscheidet. Er hatte nur ca. 143 Minuten Zeit, um sich von vielen Seiten zu zeigen und nicht wie in „Smallville“ ganze 10 Staffeln. Glaubwürdig, stark, hoffnungsvoll und nicht überheblich, gepaart mit einigen Selbstzweifeln, dabei aber nie den Mut und den Glauben an sich verlierend. Das ist vermutlich der ausschlaggebendste Punkt, warum „Man of Steel“ besonders ist.

Wen wundert es, wenn ich sage, dass ich mich sehr gut unterhalten gefühlt habe und ich mich heute schon auf „Batman v Superman: Dawn of Justice“ freue, der soweit ich weiß, auf „Man of Steel“ aufbaut. Unter all den Superhelden ist Superman der Einzige, dessen Fassade sein menschliches Leben ist und sein Kostüm sein wahren Ich zeigt.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Action: 8,5 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 7,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 8,4

„Justice League“-Reihe:
1. Man of Steel
2. Batman v Superman – Dawn of Justice
3. Suicide Squad
4. Wonder Woman
5. Justice League
6. Aquaman