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127 Hours

IMG_3538Titel: 127 Hours
Genre: Drama / Abenteuerfilm / Autobiografie
Regie: Danny Boyle
Musik: A. R. Rahmen
Produzenten: Danny Boyle / Christian Colson / John Smithson
Dauer: ca. 90 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Altersfreigabe: FSK 12

„Als Aron Ralston (James Franco) alleine zu einer Klettertour in den entlegenen Blue John Canyon in Utah aufbricht, ahnt er nicht, dass dieser Trip zur härtesten Herausforderung seines Lebens werden soll. Ein herabstürzender Felsbrocken wird ihm in einer engen Felsspalte zum Verhängnis. Alle Versuche seinen eingequetschten Arm zu befreien scheitern, und so erlebt Aron 127 Stunden voller Hunger, Durst, Kälte und mit dem Wissen, dass er nur einen, schier unvorstellbaren Weg gibt, sich zu befreien. Wie weit würdest du gehen, um zu überleben?“
(Rückentext der DVD)

Ich hatte „127 Hours“ bei dem DVD-Dealer meines Vertrauens gesehen und ich dachte nur: „Mhm, James Franco, der Rückentext spricht mich an und das Cover hat auch was.“. Danach war er gekauft. Ich habe auch nicht lange damit gewartet ihn mir nach dem Kaufen anzuschauen. Meine Herzdame und ich haben es uns dafür auf der Couch bequem gemacht. 90 Minuten dauert der Film, wie gut wird er mich unterhalten können?

Die Geschichte ist eine autobiografische Darstellung. Alles, was gezeigt wird, hat also so stattgefunden und wird dementsprechend erzählt. Aber von vorne: Der Zuschauer ist an diesem Tag, der die größte Veränderung für Aron bringen wird, von Anfang an dabei. Vorbereitung, ein letzter Blick durch die Wohnung und Abfahrt Richtung Canyon.
Hier merkt der Zuschauer schon das erste Mal, dass das Tempo des Films anders ist. Er ist rasant, nimmt sich aber in bestimmten Situationen Zeit und lässt die Szenen dann auch wirken. Besonders in der Anfangsphase macht er sehr viel richtig und übergeht dadurch mögliche langweilige Szenen.
Auch im weiteren Verlauf hat er ein klares Ziel. Man hat förmlich das Gefühl, dass er sich beeilt, um an diesem Felsbrocken anzugelangen. Dort angekommen verharren wir 127 Stunden und erleben, was Aron erlebt hat.
Unterbrochen wird die Story hin und wieder durch Rückblenden, in denen das Publikum einschneidende Erlebnisse aus der Kindheit Arons zu Gesicht bekommt. Sonst bleibt der Film allerdings ohne besondere Kniffe in der Erzählweise auf seiner Linie.

Obwohl die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, hat „127 Hours“ besonders im Bezug auf die Spannung viel zu bieten. Geradezu elektrisierend ist es, Aron dabei zuzusehen, wie er mit seinem eingeklemmten Arm, seinen extrem begrenzten Wasservorrat und seiner Digitalkamera – mit der er immer wieder Szenen aufnimmt und sein Befinden dokumentiert – um sein Leben, ja gar ums Überleben kämpft.

Die Länge ist mit 90 Minuten auch sehr gut. Es entsteht kaum bis keine Langweile, nur zum Ende hin, ist alles ausgeschmückter und anders als am Anfang. Dadurch fühlt er sich etwas in die Länge gezogen an, ist aber nicht weiter störend.

Die Gefühlspalette ist, trotz der wenigen Darsteller, vielfältig. Vorfreude und der Drang nach Adrenalin weichen, recht schnell und deutlich, nach dem Herabstürzen des Felsbrockens und werden in Angst – wenn nicht sogar Todesangst – umgewandelt. Mit der Zeit durchläuft Aron viele Stadien, in denen er sich, auch emotional, mit seiner derzeitigen Situation auseinandersetzt. Selbstreflektierend und mit seiner ganzen Erfahrung als (Hobby-)Bergsteiger erkennt er seinen Zustand und weiß, in welcher misslichen Lage er sich befindet.
Sein Leiden ist im besonderen Ausmaße ergreifend und trägt Maßgeblich zum allgemeinen Spannungsgefühl bei.

Wie originell der ganze Film ist, hängt in erster Linie von der Leistung James Francos ab. Er ist der Charakter, den das Publikum am meisten sieht. Seine Darstellung war nie unnatürlich, ganz im Gegenteil. Beim Zusehen bekommt der Zuschauer ein regelrechtes Beklemmungsgefühl, er sieht, wie eingeschränkt und bewegungsunfähig Aron ist, weil sein Arm von einem Felsbrocken eingeklemmt ist.

Entgegen der allgemeinen Stimmung, ist die Musik nicht bedrückend, sondern gehört eigentlich auf eine ausgelassene Party. Immer wieder durchbricht sie die angeheizte Stimmungslage und untermalt etwas befremdlich den quälend dreinblickenden Aron mit Gesang und Beats aus der Disco.
Sie wird vor allem oft in Zusammenhang mit den Rückblenden verwendet, die eine Zeit darstellt, in der alles gut und zum Feiern war. In diesen Momenten hat sie wunderbar gepasst, aber spätestens in dem Moment, in dem man die Rückblende verlassen hat, wäre ein Wechsel der musikalischen Untermalung wünschenswert gewesen.

Besonders hervorheben muss man die Kamerafahrten, die von Anfang an herausragend waren. Bilder vom Canyon waren ebenso beeindruckend, wie welche von einem See mitten im Gestein, der glasklares Wasser beherbergt. Immer wieder wird auch mit den Kameraeinstellungen gespielt und das Wasser in der Trinkflasche fokussiert, hier überzeugt der Film mit sehr guten Nahaufnahmen.

IMG_3539Meine Meinung:
„127 Hours“ war doch eher ein Spontankauf. Ohne größere Erwartungen bin ich an diesen Film herangegangen. Insgesamt hat der Film es geschafft mich gut zu unterhalten und eine Empfehlung von mir ausgesprochen zu bekommen.

Die Story ist sehr ansprechend, weil es auf einer wahren Begebenheit beruht. Sie bekommt daher keinen „Das ist bloß ein Film“-, sondern eher einen „Das ist das Leben“-Stempel. Für jemanden, der die Geschichte allerdings vorher nicht kannte, so wie ich, war es umso spannender, sich diesen Streifen anzuschauen, da man das Ende nur erahnen kann. Jeder kann jetzt googeln und nachlesen, was mit Aron im wahren Leben passiert ist, aber auch dann holt „127 Hours“ den Zuschauer ab.

Autobiografien können zuweilen sehr langweilig dargestellt werden, bei einer Geschichte, die sich um 127 Stunden in einem Canyon dreht, ist die Gefahr sogar noch größer. Durch gute Schnitte und die Rückblenden wurde die Spannung aber immer hoch gehalten, sodass Langeweile eigentlich nie aufkam.

Die Musik war zwar gut, aber befremdlich und hat nicht ganz zum Film gepasst. Sie hat Symbolcharakter, da sie den Kontrast zwischen dem früheren Leben und der jetzigen Situation sehr gut darstellt. Trotzdessen war sie nicht optimal ausgewählt.

Die Emotionen waren zwar vielfältig, der Rahmen hat allerdings keinen großen Spielraum zugelassen. Schmerz, Mut und Angst waren klassisch ohne Kniffe dargestellt. Grundsolide.

Die Kameraarbeit war genial und beeindruckt mit tollen Bildern. Daumen hoch.

Meine Wertung:
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
Kameraführung: 9,5 von 10
GESAMT: 8,0

The Interview

IMG_2996Titel: The Interview
Genre: Komödie
Regie: Evan Goldberg / Seth Rogen
Musik: Henry Jackman
Produzenten: Evan Goldberg / James Weaver / Seth Rogen
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 12

„Dave Skylark (James Franco) und sein Produzent Aaron Rapaport (Seth Rogen) leiten die beliebte Promi-Fernsehsendung ‚Skylark Tonight’. Als sie erfahren, dass der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un Fan ihrer Show ist, ergattern sie ein Interview mit ihm. Bei den Vorbereitungen ihrer Reise nach Pjöngjang kommt jedoch alles anders, als die CIA Dave und Aaron engagiert, um den Diktator zu ‚beseitigen’.“
(Rückentext der DVD)

In den Medien wurde recht viel über diesen Film berichtet, da es ja auch Gerüchte gab, ob er veröffentlicht wird oder nicht. Zumindest wurde der Kinostart zeitweise abgesagt und letzten Endes wurde „The Interview“ in einem Bruchteil der ursprünglich geplanten Kinos ausgestrahlt. Nun lief er auch bei mir, meinem Lieblingskino mit den besten Plätzen und Beinfreiheit.

Die Geschichte wird chronologisch erzählt, es gibt keinerlei Rückblenden, oder zeitliche Verwirrungen. Alles, was das Publikum sieht, hat unmittelbar mit Dave oder Aaron zu tun. Zum Inhalt gibt der Rückentext schon erheblich Aufschluss und alles Weitere ist irgendwie nicht so schön.
Das setzt sich aus einigen Punkten zusammen.

Die Handlung ist flach. Niveautechnisch bewegt sich der Film irgendwo im Pubertätsalter und da geht es auch schon los: Anspruchsvolle Handlungen, kluge Wendungen und eine knifflige Erzählweise findet man überall, nur nicht hier.

Wie schafft es der Film interessant zu bleiben?
Zunächst ist dort dieser vorangegangene Skandal von möglichen Hackerangriffen auf das produzierende Studio und irgendwelchen Erpressungen (wer aktiv die Nachrichten verfolgt hat, wird wissen in welchem Ausmaß was passiert ist). Dann ist da als nächstes die Thematik: Ein Film, der sich im weitesten Sinne um die Tötung eines noch lebenden Diktators dreht. Konfliktpotential ist nicht nur auf der Leinwand, sondern auch daneben garantiert. Und darüber hinaus? Das Publikum wird im Vorfeld schon mit einer übertriebenen Erwartungshaltung genährt, sodass die Spannung nicht aus dem Film heraus resultiert, sondern aus der Berichterstattung von diesem.
Was hat „The Interview“ spannungstechnisch tatsächlich auf dem Kasten?
Der Zuschauer muss suchen. Sehr, sehr lange. Spannung baut sich nur extrem langsam auf und dann wird Action eingesetzt, die nicht zielgerichtet ist. Es hätte so gut werden können, doch tatsächlich kann dieser Streifen auch einfach nur im Hintergrund laufen und vor sich hin plätschern, ohne auch nur den Funken von Interesse beim Publikum auszulösen.

Der Humor ist flach und die ersten zwei, drei Fäkalwitze bringen Teile des Publikums schon zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln, aber ab dann ist es immer nur dasselbe.
Einfallslos kommen die immer gleichen Witze, Anspielungen und Möchtegernpointen daher. Es geht immer um Sex, Fäkalien oder sinnloses Machogehabe. Unterm Strich kann man „The Interview“ in diesem Punkt nur zwei Sachen attestieren: zu eintönig und zu vorhersehbar. Danke, aber nein danke.

Gefühle und Authentizität gehen wie so oft Hand in Hand einher. Doch auch in diesen Punkten lässt der Streifen viel zu viel vermissen. Die stärksten Gefühle gehen wohl von den Genitalien der beiden Hauptdarsteller aus. Jede Figur war in diesen beiden Punkten unzulänglich. Extrem künstlich in der Darbietung der Charaktere. Seth Rogen als verweichlichter Produzent und James Franco als extrovertierter Fernsehmoderator sind alles andere als glaubwürdig. Um genauer zu sein, passen sie sich nahtlos in den Film ein. Unzureichende Geschichte mit genau so unzureichenden Charakteren.
Einziger Außreißer ist Kim Jung-un. Er wird nicht nur verrückt, sondern auch mit einem ziemlichen Vaterkomplex dargestellt. Das klingt absurd, könnte aber auch im Bereich des Möglichen liegen.

Die musikalische Untermalung reicht von westlicher Pop- und Rap-Musik bis hin zu folkloreartigen Gitarrenklängen. In manchen Szenen war die Musik zu dominant und man konzentrierte sich nicht mehr auf den Film, sondern sang eher den Song mit, der gerade angestimmt wurde.

Meine Meinung:
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Schon lange hat mich kein Film so sehr enttäuscht wie dieser. Ich sage voraus, dass „The Interview“ nie zu einem Kultstreifen wird.

Es geht mit der Story los. Ja, sie ist mal was anderes, aber nur weil die zu ermordende Person nicht fiktiv ist. Nein, die Geschichte ist nicht tiefgründig und die Erzählweise ist so einfach, dass ein Kindertheater dagegen wie eine Aufführung von Shakespeare aussieht.

Action und Humor waren unbefriedigend. Die Witze sind auf einem Niveau von vorpubertären Teenagern und die Action war teilweise sowohl so explizit als auch so schlecht, dass sie keinen unterhalterischen Wert aufweisen. Entertainment ist was anderes.

Gefühle und Authentizität sind zwei Punkte, die voneinander abhängig sind. Beides ist so gut wie gar nicht vorhanden.

Die musikalische Untermalung war vielfältig. Aufgrund eines großen Spektrums weist „The Interview“ zumindest in diesem Punkt unterhalterischen Wert auf. Leider war die Musik teilweise so dominant, dass der Film dabei vollkommen in den Hintergrund gerückt ist.

Insgesamt war der „The Interview“ verschwendete Lebenszeit. Wer aber auf schlechte Komödien mit unzulänglicher Action und Splatterelementen steht, für den ist dieser Streifen etwas. Oder wenn man James Franco mag, aber dann muss man ihn schon doll mögen.

Meine Wertung:
Humor: 4,0 von 10
Spannung: 4,0 von 10
Story: 5,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,5 von 10
Authentizität: 4,0 von 10
Musik: 6,0 von 10
GESAMT: 4,5