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The Professor

Titel: The Professor (engl.: „Richard Says Goodbye“)
Genre: Tragikomödie
Regie: Wayne Roberts
Musik: Aaron Dessner / Bryce Dessner
Produzenten: Warren Carr / Brian Kavanaugh-Jones / Greg Shapiro
Dauer: ca. 87 Minuten
Erscheinungsjahr: 2018
Altersfreigabe: FSK 12
Aktuell Verfügbar auf Amazon Prime (Stand: 08.10.2020)

„Für den College-Professor Richard sieht es finster aus: Diagnose Krebs; die Ärzte geben ihm noch sechs Monate… ein wahrgewordener Alptraum. Doch Richard nimmt sein Schicksal mit jeder Menge schwarzen Humor. Er verabschiedet sich von seinen Hemmungen und fesselnden Konventionen und feiert das Leben, als gäbe es kein Morgen. Statt sich selbst zu bemitleiden, beschließt er dem Hedonismus zu frönen und seine letzten Monate in vollen Zügen zu genießen. Mit seinen Eskapaden stößt er sein elitäres Umfeld zwar mehr als einmal vor den Kopf und er bringt seine Stundeten nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Weinen. Aber vor allem lernt und lehrt er nachzudenken über das, was wirklich wichtig ist im Leben.
(Rückentext der DVD)

Heute dreht es sich um den Film „The Professor“ oder wie er im englischen Original heißt: „Richard Says Goodbye“.

Richard ist Professor an einem College und erhält die Nachricht, dass er Krebs hat und daran sterben wird. Selbst wenn er sich behandeln lässt, ist es nur ein Herauszögern des Unabwendbaren. Er macht aus dieser ausweglosen Situation das Beste und fängt auf die beste erdenkliche Art und Weise zu leben an – die, die ihn glücklich macht.

Es nervt mich mal wieder, dass sich für den deutschen Markt ein anderer Titel als „Richard Says Goodbye“ etabliert, dabei dreht es sich genau darum, dass Richard sich verabschiedet und nicht darum, dass er Professor ist. Genug davon.

Ich hatte diesen Streifen nicht auf dem Schirm, bis mir ein neugewonnener Freund ihn mir nahelegte. Zwar war ich zu Beginn eher skeptisch, weil ich Johnny Depps Leistungen seit seinem ersten Wirken in „Fluch der Karibik“ nicht mehr von ebendiesen unterscheiden kann, in diesem Fall wurde ich allerdings eines Besseren belehrt.
In mehreren Kapiteln erzählt also „The Professor“ die Auseinandersetzung eines Mannes mit seiner Sterblichkeit und schafft es sowohl den Zuschauer mitzunehmen, als auch Johnny Depp in seiner Leistung zu rehabilitieren. Unstrittig ist, dass die komplette Handlung von Johnny Depps Figur Richard getragen wird.
Dieser Streifen bietet allerdings so viel mehr, als das, was man messen, wiegen oder zählen kann. Es sind diese Momente, die bittersüß sind und dem Zuschauer einmal mehr verdeutlichen, wie wertvoll das Leben ist.
Die Rolle des Richards sitzt wie ein Maßanzug. Johnny Depp spielt diese Figur mit einer enormen Glaubwürdigkeit und Authentizität, wie ich es bei ihm schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. Aus der Schnittmenge „Depps Filme der letzten 10 Jahre“ und „habe ich gesehen“ wurde ich sukzessiv enttäuscht. „The Professor“ zeigt aber, dass er mehr kann als Jack Sparrow.

Das Besondere an diesem Film ist, dass er allzu menschliche Themen anspricht. Jeder hat – oder kennt jemanden, der – einen Verlust durch Krebs zu beklagen hat. Filme wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ zeigen den Krebs und spinnen um diesen eine Liebesgeschichte herum. „The Professor“ setzt sich mit der Thematik auseinander und bereitet dabei den Zuschauer, aber auch seinen Protagonisten, auf den Tod vor.
Die zentrale Frage lautet daher: „Sterben, aber wie?“ oder viel mehr „Leben, aber wie?“
Der Tod ist unausweichlich und sich mit dem eigenen Schicksal auseinanderzusetzen, erfordert Größe und Mut. Diesen Prozess kann der Zuschauer zwar sehen, er wird aber nicht kommentiert. „Wen weiht man ein?“, „Wie will man behandelt werden?“, „Therapie ja oder nein?“ sind nur einige Fragen, mit denen sich Richard auseinandersetzen muss, deren Antworten er dem Zuschauer nicht schuldig bleibt.

Sich auf den Weg machen, heißt Abschied nehmen. Emotional gesehen hat der Sterbende die geringste Last zu tragen, diejenigen, die man zurücklässt, müssen aber mit dem Ableben klarkommen. Die Krux mit den Nebendarstellern betrifft die emotionale Glaubwürdigkeit. Wenn ein Vater sich von seiner Tochter verabschiedet, sollten beide aus allen Kanälen heulen. Dass der Streifen nahezu keine Tränen bei unserem Protagonisten zulässt, kann ich allerdings verstehen – ein letztes Mal für seine Tochter stark zu sein, ist dabei ein allzu natürlicher Reflex. Dem Film nehme ich es aber krumm, dass seine Nebendarsteller in der emotionalen Bedeutungslosigkeit dümpeln. Von Beginn an wird in Andacht getrauert, dabei ist der Tod noch nicht einmal eingetreten. Richards Umgang mit der eigenen Sterblichkeit bietet abermals Grund zur Diskussion. Stellt sich die Frage danach, ob das Leben betrauert oder genossen werden soll? Richards zynischer Ansatz ist dabei nicht nur fragwürdig, sondern auch gefährlich. Drogen, Alkohol und ungeschützten Geschlechtsverkehr mit fremden Frauen klingen tatsächlich wie eine Episode aus Depps echten Leben, sind aber Bestandteile des Films und können auch ohne Krebsdiagnose im schlechtesten Fall zum frühzeitigen Ableben führen.
Riskantes Verhalten legitimiert der Film damit, dass die Tage gezählt sind – fragwürdig!

Spaß hat es trotzdem gebracht, sich diesen Streifen anzuschauen. Vor allem in der Institution College erleben wir einige Tabubrüche und interessante Lehr-Lern-Situationen. Die Wirksamkeit und den Mehrwert für die Studenten stelle ich allerdings in Frage.

Das Setting ist gelungen. Der Zuschauer befindet sich in irgendeinem kleinen Ort mit einem College, das eine mittlere bis obere konservative Bildungsschicht repräsentiert. Die Filmmusik ist unaufgeregt und unterstützt den Streifen von Szene zu Szene. Die Kameraarbeit schafft es, in Dialogszenen ein ruhiges, aber interessantes Bild zu zeigen. Dem Publikum wird häufiger die Möglichkeit eingeräumt, in die Gesichtern der Figuren zu blicken und in ihnen unter Umständen zu lesen. Eine Identifikation fällt dennoch schwer.

Meine Meinung:
Es ist schon lange her, dass ich so viel zu einem Film zu sagen hatte, aber „Richard Says Goodbye“ ist da eine klare Ausnahme. Nicht nur, dass mir Johnny Depps Darbietung gefallen hat, mich hat auch der gesamte Film angesprochen und überzeugt. In seinem Handlungsverlauf ist „The Professor“ konsequent. Unweigerlich setzt man sich mit dem Tod auseinander und möchte wissen, wie Richard damit umgeht. In dieser Hinsicht verlangt der Film vieles von einem ab. Er durchbricht die ganz eigene Komfortzone und das kann man ihm sehr hoch anrechnen.

„The Professor“ war für mich eine Überraschung und ein richtiges Highlight. In etwas weniger als anderthalb Stunden schaffte es der Film, mich zu unterhalten und mich mitzunehmen. Er regte mich zum Nachdenken an und berührte mich auf eine besondere Art und Weise.

„The Professor“ erhält von mir daher eine klare Empfehlung und wenn ihr die Möglichkeit habt, dann schaut ihn euch gerne an.

Meine Wertung:
Story: 9,0 von 10
Spannung: 7,5 von 10
Länge: 9,5 von 10
Authentizität: 9,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 8,5 von 10

A wie „Across the Universe“

IMG_4809Titel: Across the Universe
Genre: Filmmusical
Regie: Julie Taymor
Musik: Elliot Goldenthal / The Bealtes
Produzenten: Matthew Gross / Jennifer Todd / Suzanne Todd
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 2007
Altersfreigabe: FSK 12

„Hinter den Texten der berühmtesten Songs der Welt verbirgt sich eine Geschichte, die noch nie erzählt worden ist… bis heute.
Als der junge Hafenarbeiter Jude (Jim Sturgess) Liverpool verlässt, um seinen Vater in Amerika zu finden, wird er von einer Welle der Veränderung erfasst, die das ganze Land überschwemmt. Jude verliebt sich in Lucy (Evan Rachel Wood), ein reiches, behütetes Mädchen, das sich der immer größer werdenden Antikriegsbewegung im New Yorker Greenwich Village anschließt. Während der Vietnam-Krieg immer mehr Todesopfer fordert, geraten die politischen Spannungen in den Vereinigten Staaten außer Kontrolle, und Jude und Lucy, deren Liebe unter keinem glücklichen Stern steht, finden sich in einer immer verrückter werdenden psychedelischen Welt wieder.“
(Rückentext der DVD)

In einer Welt, in der gesellschaftliche Konflikte und Antikriegsbewegungen an der Tagesordnung waren, treffen und verlieben sich Jude und Lucy, um dann unter den Umständen der Zeit zu leiden.

„Across the Universe“ erzählt uns eine Geschichte, die sich um so viel mehr dreht, als nur die Liebe zweier Menschen. Dabei wird der Film von einer musicalhaften Erzählweise aufgewertet. Das Abenteuer fängt im englischen Liverpool an und führt uns über den großen Teich nach Amerika. Die Musik der Beatles begleitet den Zuschauer ständig und wird von den Darstellern perfekt in die Handlung integriert. Die Suche nach seinem Vater treibt Jude an, doch wie viele Geschichte hat auch diese eine kleine Wendung parat. Die Liebe und gesellschaftliche Konflikte setzen jedem Einzelnen zu, so werden die Aktionen der agierenden Protagonisten beeinflusst. Alles in allem ist die Story sehr linear erzählt, mit zeitweise verwirrenden Abschnitten.

Trotz des guten Inhaltes ist die Spannung eher zurückgenommen. Fesselnd und interessant ist der Film aber dennoch, dabei helfen unter andere Elemente, wie z.B. die tolle Story oder die wunderschöne Musik. Spannend ist der Film in unwirklichen und bunten Situationen, die auch durch die Musik untermalt werden.

Da der Streifen in den 60er Jahren spielt – Freizügigkeit mit Sex und Drogen waren in der Zeit alltäglich und der Vietnam-Krieg hat zumindest in den Vereinigten Staaten eine ganze Reihe von sozialen Unruhen geführt – sind vor diesem Gesichtspunkt die Darsteller authentisch. Dem Publikum wird dadurch der Zeitgeist glaubwürdig näher gebracht.
Jude und Lucy – wie eingangs erwähnt – lieben sich. Dieses Thema ist der Antrieb der Geschichte und hält allerhand Emotionen bereit. Der Zuschauer wird von dieser Tatsache nicht überrascht, aber ihm werden einige wirre Facetten einer Liebesbeziehung aufgezeigt.

Wie bereits beschrieben, spielt die Musik in diesem wirklich wundervollen Streifen eine übergeordnete Rolle. Die Erzählweise ist musicalhaft und damit drängt sie sich automatisch auf, jedoch nicht negativ. Es werden original Beatles-Songs verwendet und neu interpretiert, die Geschichte wird quasi von den Liedern erzählt. Die Performance der Stücke und wie sie in den Streifen eingebaut wurden, ist beispielhaft für einen Film dieser Klasse und Güte.
Eine Geschichte, erzählt durch eine ganze Reihe von erstklassigen Beatles-Songs in nur 128 Minuten, bietet eine unglaublich ausgewogene Mischung aus Handlung, Musik und Gefühl. Einfach perfekt!

Meine Meinung:
Sowohl die Handlung als auch die Erzählweise haben mich sehr fasziniert. Beide Elemente trugen dazu bei, dass ich mich sehr entertaint fühlte und dran geblieben bin.

Darüber hinaus bin ich ein Fan von den Beatles und finde, dass sie unbeschreibliche Lieder geschrieben und gesungen haben. Das war der Grund für die anfängliche Neugier auf diesen Film. Tatsächlich beschreibt der Rückentext der DVD erstaunlich gut, auf was sich der Zuschauer einlässt.

Ich kann nicht meckern, da mich der Streifen auch nach mehrmaligem Gucken immer wieder aufs Neue überrascht und unterhält. „Across the Universe“ ist ein Film für Film-Liebhaber und er bereichert jede Sammlung. Er rangiert für mich in meinen persönlichen Top 10 meiner Lieblingsfilme.

Kleiner Fun Fact: Salma Hayek und Joe Cocker haben jeweils Cameo-Auftritte.

Meine Wertung:
Spannung: 6,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 8,0 von 10
GESAMT: 8,1