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Arrow (Staffel 1)

Titel: Arrow (Season 1)
Idee: Marc Guggenheim / Greg Berlanti / Andrew Kreisberg
Genre: Krimi / Mystery / Science-Fiction / Action / Drama
Titellied: Blake Neely
Dauer: 23 Folgen à ca. 41 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2012-2013 / Deutschland: 2013-2014
Altersfreigabe: FSK 16

„ ‚Arrow’ beruft sich auf die DC-Comic-Reihe und präsentiert den ungewöhnlichen Helden für das heutige Publikum in einem neuen Licht: Die spannendste und optisch überwältigendste Serie des Jahres zeigt den Milliardär Oliver Queen, der fünf Jahre lang auf einer entlegenen Insel gestrandet war – jetzt kehrt er mit einem geheimnisvollen Plan ins heimatliche Starling City zurück, um mit neuartigen, tödlichen Kampftechniken den Krieg gegen das Verbrechen aufzunehmen. Wenn der Bogenschütze Oliver das Gesetzt in die eigene Hand nimmt, maskiert er sich mit einer dunklen Kapuze und geht unerbittlich gegen die korrupten Elemente der Stadt vor, die einst seinem Vater Unrecht getan haben. Kompliziert wird sein Feldzug durch die dunklen Geheimnisse seiner eigenen Familie, durch Freunde, die selbst Beziehungen zur Unterwelt haben, und durch die Frau, die er liebt, obwohl er ihr einst großes Unrecht getan hat. Von Olivers qualvollen Erfahrungen auf der Insel bis zu Arrows atemberaubenden und listenreichen Großstadteinsätzen bieten die 23 Episoden der ersten Staffel zielgenau alles, was wir von einem Heldenabenteuer erwarten dürfen.“
(Rückentext der DVD)

Nachdem ich die erste Staffel von „The Flash“ gesehen habe, musste ich einfach mit der ersten Staffel von „Arrow“ anfangen. Vor allem, weil die Serien an einigen Punkten miteinander verbunden sind. Nachfolgend erfahrt ihr, wie ich diese erste Season von „Arrow“ bewerte.

Oliver Queen kommt wie aus dem Nichts wieder zurück in seine Heimatstadt Starling City. Nachdem er auf einer verschollenen Insel gestrandet ist und dort fünf Jahre unfreiwillig überleben musste, bekämpft er nun das Böse in seiner Stadt. Nicht als Oliver Queen, sondern als Kapuze tragender Rächer mit Pfeil und Bogen.

Die Handlung ist zweigeteilt. Ein Teil der gesamten Story spielt in der Gegenwart und behandelt die Fälle, in denen Arrow in Starling City das Verbrechen bekämpft. Der andere Teil spielt in der Vergangenheit und thematisiert immer wieder die Erlebnisse von Oliver auf der Insel. Durch die gesamte Staffel zieht sich ein klar erkennbarer roter Faden, aber dennoch sind die Folgen in sich abgeschlossen. Von Folge zu Folge steigt dabei das Interesse des Zuschauers, nicht nur, weil der Cliffhanger am Ende einer Episode den Spannungsbogen wieder nach oben reißt.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die einzelnen Folgen allesamt gleich aufgebaut. Die Erzählweise ist dabei von den Motiven merklich vorhersehbar, allerdings unterscheiden sich die einzelnen Handlungsinhalte voneinander. Der Episodenaufbau ist im Prinzip identisch zu vielen anderen Serien. Einführung, Spannungsaufbau und Problemlösung, Widerstand, Spannung steigt, zweiter Versuch und Erfolg, Abflachen der Spannung und Cliffhanger. Dieses Schema kann man in fast allen 23 Episoden beobachten.

Die Emotionen sind ebenso wie die Handlung zweigeteilt. Stephen Amell versucht bei den Gefühlen als Oliver einen verständnisvollen, distanzierten, verletzten aber auch emphatischen Charakter zu mimen, wohingegen sein Alter-Ego Arrow ein gefährlicher und berechenbarer Zeitgenosse ist. Mein ganz persönliches Problem dabei ist, dass ich entweder Oliver oder Arrow nicht glaubwürdig genug empfinde. Zwar sehen wir von Stephen Amell gleich mehrere Facetten, allerdings bekommt der Zuschauer selten das Gefühl, dass die eine Seite (Arrow) die andere Seite (Oliver) beeinflusst und umgekehrt.
Das beeinflusst auch die Originalität und Glaubwürdigkeit insgesamt.

Aber diese Art der Darstellung und diese Kritik kann ich nicht einzig an Stephen Amell richten, sondern auch an andere Teile des Casts. Man kann den Nebenfiguren sogar unlogisches Handeln bescheinigen, was wirklich schade ist, denn „Arrow“ hat prinzipiell das Zeug dazu, stringente Handlungsverläufe darzustellen. Problematisch ist außerdem, dass die meisten Figuren einfach nur unsympathisch sind und man sich als Zuschauer mit den wenigsten identifizieren kann.

Positiv hervorheben muss ich das Setting. Es sind meistens Innenaufnahmen, aber dennoch hat der Zuschauer eine vage Vorstellung von der Struktur in der Stadt. Die Vergangenheitsszenen sind meistens Außenaufnahmen mit einem direkten Bezug zur Natur. Das ergibt einen sehr schönen Kontrast. Auch die Kameraführung ist dementsprechend angepasst. Vergangenheitsaufnahmen sind außerdem mit einem Grau-Filter aufgenommen, wohingegen die Szenen, in denen Arrow agiert, überwiegend düster gehalten sind. Sie tragen maßgeblich zum Spannungsbild bei. Die Mischung ist in diesem Fall stimmig und weiß zu überzeugen.

Die Serienatmosphäre wird nicht signifikant durch die musikalische Unterstützung beeinflusst. Das liegt vor allem daran, dass die Melodien sich zum größten Teil im Hintergrund befinden und nie wirklich den Weg in den Vordergrund schaffen. Selbst in besonders aufregenden Momenten bleibt die Musik bloß Beiwerk und uninteressant.

Grundsätzlich empfinde ich die Serie dennoch als sehr spannend, da die Handlung immer wieder mit Überraschungen glänzt und die Actionsequenzen nicht nur sehr schön aussehen, sondern auch auf einem sehr hohen Niveau durchchoreographiert sind.

Meine Meinung:
Staffel eins von „Arrow“ macht bei weitem nicht genau die gleichen Dinge richtig, wie es in der ersten Staffel von „The Flash“ der Fall gewesen ist. Nun ist es aber auch so, dass „Arrow“ vor „The Flash“ produziert wurde und die Macher aus den Fehlern gelernt und gleich bei der zweiten Serie die Fehler ausgemerzt haben. Wenn dem so ist, dann haben sie wenigstens etwas gelernt.

Ich habe mich aber dennoch gefreut, diese Serie angefangen zu haben, denn ich glaube, dass es besser wird. Außerdem sind 23 Episode à ca. 41 Minuten auch wieder eine sehr gute Länge, in der man eine Geschichte vernünftig auserzählen kann.

Für „Arrow“ gibt es allerdings deutliche Punktabzüge.

Meine Wertung:
Story: 7,5 von 10
Spannung: 8,0 von 10
Länge: 9,0 von 10
Authentizität: 5,0 von 10
Emotionen: 5,0 von 10
Setting: 7,5 von 10
Musik: 5,0 von 10
GESAMT: 6,7

The Flash (Staffel 1)

Titel: The Flash (Season 1)
Idee: Greg Berlanti / Andrew Kreisberg / Geoff Johns
Genre: Krimi / Mystery / Science-Fiction / Action / Drama
Titellied: Blake Neely
Dauer: 23 Folgen à ca. 41 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2014-2015 / Deutschland: 2015
Altersfreigabe: FSK 12

„Der clevere und charmante Barry Allen arbeitet als forensischer Ermittler in Central City – doch durch ein fehlgeschlagenes wissenschaftliches Experiment verwandelt er sich in den schnellsten Mann der Welt! Als Flash saust er durch die actionreiche neue Serie des kreativen Teams, dem wir auch Arrow verdanken. Als Vorlage dient der überschallschnelle Held aus den DC Comics. Barrys Leben wird davon überschattet, dass seine Mutter ermordet und sein Vater fälschlich für dieses Verbrechen verurteilt wurde. Doch weil Barry jetzt aufgrund seines Supertempos über ganz neue Fähigkeiten verfügt, entwickelt er sich zum unsichtbaren Schutzengel von Central City. Allerdings stellt er bald fest, dass nicht nur er allein von der explosiven Katastrophe mit ‚meta-humanen’ Kräften ausgestattet worden ist. Aber nicht alle Betroffenen wollen diese Stärke für das Allgemeinwohl nutzen. Um Unbeteiligte zu schützen, bildet Barry mit einigen eingeweihten Freunden eine eingeschworene Gruppe und nimmt den Kampf gegen die Bösewichte auf. Auf diese Weise erlebt er eine Reihe verblüffende Abenteuer, die uns in dieser fantastischen Collection der 23 Episoden auf 4 Discs mit blitzartiger Geschwindigkeit überrumpeln.“
(Rückentext der DVD)

Als im Jahr 2015 im Free-TV die Serie „The Flash“ ausgestrahlt wurde, waren meine Herzdame und ich von der ersten Sekunde dabei. Es war im Prinzip eine logische Schlussfolgerung, dass ich die dazugehörigen DVDs in regelmäßigen Abständen verschenke.
Nun haben wir uns dazu entschieden, die erste Staffel noch mal anzuschauen und wieder waren wir voll drin. Wie die Serie nun letzten Endes abschneidet, könnt ihr in diesem Artikel erfahren.

Barry Allen, in der Comic-Gemeinde auch unter seinen Pseudonym The Flash bekannt, hat nun seine eigene Serie. Die Handlung dreht sich dabei natürlich um ihn und seine Freunde und Kollegen von S.T.A.R.-Labs, dem Central City Police Department und seine Familie. Die Geschichte startet ganz am Anfang und klärt auf, warum und unter welchen Umständen Barry zum schnellsten Menschen der Welt wurde. Alles ist dabei leicht verständlich, spannend erzählt und darüber hinaus gibt es den einen oder anderen Kniff, der dem Zuschauer auch Spaß bereitet und die komplette Story aufwertet.

Mit Grant Gustin wurde der perfekte Darsteller für die Hauptrolle gecastet. Zumindest in der deutschen Synchronisation sind die Performance und das Spiel zwischen Mimik/Gestik und Text sehr ausgeglichen und glaubwürdig. In meiner Ausführung bleibe ich vorrangig bei der Titelfigur, die dem Zuschauer innerhalb von ein paar wenigen Szenen sowohl Hoffnung über die Mimik, Mut über die Gestik und Verzweiflung über die Darstellung des Textes, der Interaktionen zwischen ihm und einem anderen Charakter glaubhaft vermittelt. Aber auch innerer Zerrissenheit und ein ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl wird auf eine so intensive Art und Weise vermittelt, dass der Zuschauer automatisch mitfiebert und dem Protagonisten ganz fest die Daumen drückt. Schlussendlich fällt es mir aber dennoch schwer, mich mit einem der Charaktere aus dieser TV-Serie zu identifizieren, denn im Wesentlichen handelt „The Flash“ von einem Superhelden. Glorifikation statt Identifikation trifft es da wohl eher. Wenn man sich neben Grant Gustin den übrigen Cast anschaut, findet man dort einige sehr talentierte aber auch erfahrene Schauspieler, die der ganzen Serie einen perfekten Feinschliff geben. Tom Cavanagh und Jesse L. Martin sind die beiden Oldies im Gespann und werden darüber hinaus von Danielle Panabaker, Carlos Valdes und Candice Patton unterstützt, die allesamt einen nicht unerheblichen Teil zu dieser Serie beigetragen haben.

Wenn man genauer hinschaut, dann merkt man auch, dass „The Flash“ keine stumpfe Serie über einen Superhelden ist. Sie ist nämlich viel mehr als das. Für mich ist sie eine dramatische Science-Fiction-Krimi-Serie mit mysteriösen Tendenzen, die in den richtigen Momenten eine unglaubliche Spannung aufbaut, emotional tiefgreifend oder leicht komisch sein kann.
Das Potential dieses Stoffes war mir in erster Linie gar nicht bewusst und dann wird man urplötzlich überrascht.

Ein Superhelden-Film steht und fällt mit seinem Gegner. Genau so verhält es sich auch mit dem Serien-Format. Es ist nur logisch, dass es bei dieser Serie mehr als nur einen Gegner und immer wieder entsprechende Storys gibt. Grundsätzlich gibt es einen roten Faden, der sich durch die ganze Staffel zieht. Jede Episode ist mit jedem Antagonisten wie eine Zwischenstation zu verstehen, die unseren Protagonisten erfahrener und stärker macht.
Weil in so ziemlich jeder Episode ein Hinweis oder ein Puzzelstück zum „Endgegner“ gezeigt wird, wird auch immer wieder Bezug auf den roten Faden genommen und man geht quasi im Gleichschritt auf das Ende oder die unausweichliche Konfrontation zu.

Setting und Musik passen sehr gut. Central City ist der Ort, in dem sich alles abspielt, viel von der Struktur der Stadt bekommt man allerdings nicht mit. Meistens befinden wir uns in einem Labor, der Polizeistation oder dem Zuhause unseres Helden. Das passt soweit ganz gut. Auch die Schnitte sind auf dem Punkt und keineswegs auffallend störend. Die Kameraarbeit ist solide. Die Effekte sind sehr unbeständig in ihrer Qualität. Zwischen wertig und schön anzusehen bis hin zu gravierend schlecht ist eben alles dabei. Die Musik unterstützt die Handlung, transportiert glaubhaft Emotionen und treibt die Story voran.

Einer der wichtigsten Punkte ist, dass „The Flash“ eine wunderbare Länge von 23 Episode à ca. 41 Minuten hat. Man bekommt also endlich mal wieder etwas für sein Geld zu sehen.

Meine Meinung:
„The Flash“ ist alles andere als bunt durcheinandergemischt. Vielmehr gleicht diese Serie einem wohldurchdachtem Konzept, in dem von jeder Zutat genau die richtige Menge beigesteuert wurde, um nicht nur unterhaltsam zu sein, sondern auch spannend und glaubwürdig.

Im Gegensatz zum DCEU scheint Warner Bros. mit diesem Format so ziemlich alles richtig gemacht zu haben. Ich als ein großer DC-Fan bin zumindest dankbar, dass es diese Serie gibt und werde mir definitiv auch die zweite Staffel (erneut!) anschauen.

Meine Wertung:
Story: 8,0 von 10
Spannung: 8,0 von 10
Länge: 9,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Emotionen: 7,0 von 10
Setting: 7,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 7,9

Lucifer (Staffel 1)

Titel: Lucifer (Season 1)
Idee Serie: Tom Kapinos
Genre: Fantasy / Krimi / Drama
Musik: Marco Beltrami / Dennis Smith
Dauer: 13 Folgen à ca. 42 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2016 / Deutschland: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„Als Herrscher der Hölle langweilt sich der unglückliche Lucifer Morningstar – deshalb zieht er um in die Stadt der Engel, was ihm teuflisch Spaß bringt. Als ein schöner Popstar vor seinen Augen ermordet wird, kommt erstmals seit 10 Millionen Jahren ein Gefühl in Lucifer auf. Regt sich da sein natürlicher Trieb, die Bösen zu bestrafen? Oder etwas anderes – zum Beispiel Mitgefühl? Chloe Decker vom LAPD-Morddezernat übernimmt die Ermittlungen, und als Lucifer ihr beim Lösen des Falls hilft, schwankt ihre Reaktion zwischen Ekel und Faszination. Lucifer ist hingerissen von Chloes angeborener Güte und fragt sich, ob auch für ihn noch Hoffnung bestünde – vielleicht sogar eine Chance auf Erlösung? Jedenfalls werden die Bösen ständig auf Trab gehalten, während die Serie uns dazu verführt, per Binge Watching gleich alle 13 düster-sexy und respektlos-frechen Episoden dieser höllisch beschwingten, diabolischen Staffel hintereinander anzuschauen.“
(Rückentext der DVD)

Leider fiel mir das Bloggen in letzter Zeit schwer, dennoch möchte ich euch meine offenen Rezensionen nicht schuldig bleiben. Den Start macht „Lucifer“.

Wenn ich mir die Handlung anschaue, dann stelle ich zunächst fest, dass es eine sehr phantasievolle ist, denn der Teufel kommt auf die Erde, weil er in der Hölle einfach nur Langeweile verspürt. Auf der Erde triff Lucifer Morningstar (ein richtig cooler Name für den Teufel) auf die Polizistin Chloe und von nun an nimmt die Handlung ihren Lauf. Der Rückentext beschreibt das Geschehen schon sehr gut.
Um es aber für euch noch einmal einzuordnen: „Lucifer“ ist für mich eine Fantasy-Krimi-Serie mit einer Prise schwarzem Humor, die viele Genres bedient. Es gibt Episoden, die besonders dramatisch oder humorvoll sind. Was mir aber bei all den „Fällen“, die Lucifer mit Chloe zusammen bearbeitet, fehlt, ist der rote Faden oder das Ziel, wo uns die Serie hinbringen will.

Auch was die Spannung betrifft, gibt es mal bessere Folgen und mal schlechtere, da ist die Serie sehr wechselhaft, aber sie ist nie so richtig langweilig. Vom Gefühl her, würde ich sagen, dass da die letzten 15-20% fehlten, die „Lucifer“ von einer guten zu einer sehr guten Serie unterscheiden – zumindest auf der Handlungsebene.

Die großen Stärken dieser Serie sind ganz klar die Emotionen, die Authentizität und die Musik.
Im Handlungsverlauf erleben wir so ziemlich jede Emotion. Von Überheblichkeit und Übermut über Frohsinn und Angst bis hin zur Verzweiflung und auch ein Stück Hoffnungslosigkeit. Somit bekommen wir da schon ein breites Spektrum geboten. Ich mache diese Emotionen nicht nur, aber vor allem an der titelgebenden Figur Lucifer fest.
Auch was die Glaubwürdigkeit der Emotionen und grundsätzlich die Originalität der Figuren betrifft, haben wir mit „Lucifer“ eine der stärksten Serien, die ich je gesehen habe. Tom Ellis verkörpert den Teufel höchstpersönlich auf eine so unglaublich unterhaltsame Art und Weise, wie ich es wirklich nur sehr selten zu Gesicht bekommen habe. Vielleicht liegt es auch einfach am Format und an der sehr extrovertierten Figur, die sich ausgerechnet in Los Angeles niederlässt. Es spielt irgendwie alles eine Rolle und zeigt ein Stück weit auch die Absurdität der Serie auf, die den Zuschauer einfach nur zum Lachen bringt.
In diesem kleinen und durchaus überschaubaren Cast ist es natürlich ein Leichtes für Tom Ellis hervorzustechen, aber auch wenn man an ihm vorbeischaut und sich die anderen Darsteller genau anschaut, bekommt man ein durchweg stimmiges Bild. Lesley-Ann Brandt, Kevin Alejandro, Rachel Harris und D. B. Woodside machen ebenfalls alles richtig mit ihren Figuren. Die bereits erwähnte Chloe Decker vom LAPD (gespielt von Lauren German) passt ebenso sehr ins Bild. Hier gibt es wirklich nichts zu meckern. Selbst bei den Nebenrollen, die nur in einer Folge zu sehen sind, stimmt einfach alles. Insbesondere Episode 9 mit dem Titel „Lucifer und der Pater“ hat es mir angetan, wo ebenjener Umstand sehr gut deutlich gemacht wird.

Komme ich zur Musik. Sie ist durchweg passend und überzeugend arrangiert. Es gibt immer wieder Wechsel zwischen unterstützender Musik und welche, die sich in den Vordergrund drängt. Überwiegend sind die Songs Pop-Rock-Stücke bzw. Melodien, die das Geschehen unterstützen, aber dann kommen diese Momente, in denen der Druck steigt und ich als Zuschauer einfach nur gespannt auf den Fernseher gestarrt habe, wenn am Piano unterschiedlichste Songs vom Teufel selbst förmlich neu interpretiert werden. In 99% der Fälle hört es sich nicht nur gut an, sondern ist obendrein auch noch extrem unterhaltsam. Teilweise wird die Musik aktiv als dramatisches Element benutzt und sorgt somit noch für ein wenig Spannung.

Meine Meinung:
Ich mochte die Figuren sehr gerne und durch den passenden Einsatz der Musik hat „Lucifer“ sehr vieles richtig gemacht. Diese Serie wird mich also noch lange begleiten und sei es bloß dadurch, dass ich mir einige Szenen auf YouTube noch mal anschaue.

Besonders in der Handlung und auch in der Tiefe der Handlung hätte es für mein Gefühl gerne etwas mehr sein dürfen und so richtig nervenkitzelige Spannung hat die Serie eigentlich auch nicht zu bieten. Alles in allem ist „Lucifer“ auf jeden Fall eine Sichtung wert und die zweite Staffel wird sich definitiv auch besorgt.

Meine Wertung:
Story: 7,0 von 10
Spannung: 7,5 von 10
Länge: 6,5 von 10
Authentizität: 10 von 10
Emotionen: 10 von 10
Setting: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
GESAMT: 8,4

The Missing (Staffel 2)

©Pandastorm

Titel: The Missing (Season 2)
Idee: Harry Williams / Jack Williams
Genre: Krimiserie / Drama / Thriller
Musik: Dominik Scherrer / Titelmusik: Amatorski „Come Home“
Dauer: 8 Folgen à ca. 60 Minuten
Erscheinungsjahr: Großbritannien: 2016 / Deutschland: 2017
Altersfreigabe: FSK 16

„2003 verschwindet die Schülerin Alice Webster spurlos. Ihre Eltern Gemma und Sam, die auf einer britischen Militärbasis in Deutschland stationiert sind, werden ihre Tochter ein Jahrzehnt lang nicht wieder sehen. Elf Jahre später taumelt Alice, mittlerweile eine junge Frau, schwer traumatisiert die Straßen ihres Heimatortes entlang. Was ist ihr passiert? Die plötzliche Rückkehr wirft ihre inzwischen zerrüttete Familie noch weiter aus der Bahn. Doch ist Alice wirklich die, für die sich ausgibt? Die Aufklärung des Falls soll die schwangere Offizierin Eve Stone übernehmen, doch die Dinge überfordern sie schnell. Unterstützung bekommt sie vom damaligen Ermittler Julien Baptiste, für den der Fall bald zu einem Rennen quer durch Europa wird. Mit neuen Charakteren, Darstellern und Schauplätzen geht die hochgelobte BBC-Thrillerserie in die zweite Runde. An der Seite von Baptiste-Darsteller Tchéky Karyo sind dieses Mal Keeley Hawes (‚Spooks’) und David Morrissey (‚The Walking Dead’).“
(Rückentext der DVD)

Ich habe die zweite Staffel von „The Missing“ wieder als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten.

Soviel sei verraten: Bis auf die Erzählweise, den französischen Ermittler Julien Baptiste und die Grundthematik haben die erste und die zweite Staffel nicht viel gemeinsam.
Die Handlung dreht sich um die verschwundenen Alice Webster, die auf einmal aus heiterem Himmel wieder auftaucht, nachdem sie elf Jahre verschwunden war.
Nach und nach werden die Geheimnisse ihres Verschwindens aufgedeckt, dabei wird der Zuschauer auf eine Reise über den ganzen Globus mitgenommen.

©Pandastorm

Die Erzählweise ist sehr ähnlich, wie die in der Vorgängerstaffel. Die Handlung wird auf mehreren Zeitebenen und an den unterschiedlichsten Orten erzählt. Was im ersten Moment verwirrend klingt, erweist sich in der Praxis als ein sehr gelungenes Stilmittel.
Nach wie vor hat die Thematik einer Kindesentführung großes Potential. Wo es in der ersten Staffel noch an der Umsetzung haperte und sie eher mit der Abwesenheit von Spannung glänzte, schafft es ihr Nachfolger die ganze Zeit zu überzeugen.
Zwar ist das Tempo wieder nicht überragend hoch und die Ereignisse überschlagen sich auch nicht, aber das macht auch zum Teil den Reiz einer Krimiserie aus. Der Zuschauer wird förmlich dazu eingeladen, mitzurätseln und zu überlegen, welches Indiz auf welchen Täter schließen könnte. Ein ums andere Mal überlegte ich, welcher Charakter wie in das Verschwinden von Alice Webster verstrickt sein könnte.

Ich sehe die Laufzeit sehr zwiespältig. Ca. 60 Minuten pro Folge sind extrem gut und sorgen für ausreichend Unterhaltung. Auf der anderen Seite sind 8 Episoden in einer Staffel wirklich wenig. Bei gleicher Laufzeit fühlte sich Staffel 1 aber wesentlich langatmiger als Staffel 2 an. Im Einzelnen fühlten sich die Folgen schon wie eine ganze Stunde an, aber dadurch, dass es nicht so langweilig war, kam ich damit viel besser klar.

©Pandastorm

Als Zuschauer fällt mir auf, dass sich die Emotionen im Vergleich geändert haben. Bei Emily und Tony Hughes aus Staffel 1 sah man insbesondere, wie die Ehe der zwei am Verschwinden von Oliver zerbrach und dadurch die Gefühle hochkochten. Im Fall von Gemma und Sam kochen die Emotionen nicht so sehr hoch, aber es gibt diverse Kurzschlussreaktionen, die durch Alice Verschwinden ausgelöst wurden.
Besonders in den verschiedenen Zeitebenen sieht der Zuschauer ganz unterschiedliche Gefühle.
Im Fall von Julien Baptiste gibt es auch Änderungen. Tchéky Karyo ist der einzige Darsteller, der in beiden Staffeln eine tragende Rolle hat. An ihm lassen sich Veränderungen am besten aufzeigen.
Die Charaktertiefe ist ein wesentlicher Punkt. In Staffel 1 ist Julien der Inbegriff von Rationalität, in Staffel 2 bekommt er noch eine sehr emotionale Komponente dazu. Er tritt hier nicht mehr nur als Ermittler auf, sondern auch als jemand, der etwas gutmachen will. Der selbst etwas einbringt bzw. aufgibt, um jemanden zu helfen.

Die musikalische Unterstützung ist die gesamte Zeit über sehr zurückgenommen. Hin und wieder gibt es aber auch Momente, in denen sie sich störend in den Vordergrund drängt. In diesen Szenen dient sie aber weniger der Untermalung, als mehr als ein Mittel, das Charaktere bestimmte Dinge nicht hören lässt. Durch das gezielte Weglassen der Musik wird eine zusätzliche Beklommenheit beim Zuschauer hervorgerufen. Das Gefühl nicht wegschauen zu können wird dadurch nochmals unterstützt.

©Pandastorm

Als Krimiserie mit Drama-Elementen funktioniert „The Missing“ sehr gut. Die Genres werden sehr gut bedient und passen. Es wird nicht nur ein Kriminalfall gezeigt und ermittelt, es werden auch die persönlichen Abgründe der einzelnen Figuren beleuchtet. Auch die Beziehungen und wie sie sich im Laufe der Zeit verändern, wird thematisiert. Jede Figur erlebt eine sinnvolle und glaubwürdige Veränderung über die Zeit von 2003 bis heute.

„The Missing“ hat in Staffel 1 gezeigt, wie man eine solche Serie am besten nicht aufziehen sollte, wobei die Ansätze ja schon sehr kreativ gewesen sind. In Staffel 2 wurde an einigen Schrauben gedreht und herausbekommen hat man eine sehr gute Serie, bei der ich nicht dachte, dass man sie nach so einer Vorgängerstaffel jemals fortsetzen wird.

©Pandastorm

Die Umsetzung zum Fall um Alice Webster ist um Längen besser als der Oliver-Hughes-Fall. Von der ersten bis zur letzten Folge schafft es diese Season, auf vielen Ebenen zu überzeugen. Sei es Spannung, Facettenreichtum oder Handlung.

Meine Meinung:
Im Gegensatz zur ersten Staffel macht die zweite so vieles richtig. Der Fall um Alice Webster wird grundsätzlich einfach besser erzählt und das macht gleich so viel aus.

Mir haben die unterschiedlichen zeitlichen Ebenen deutlich besser gefallen als in der Vorgängerstaffel und auch die Auflösung war definitiv logischer und schlüssiger.

„The Missing“ Staffel 2 ist inzwischen auf BluRay und DVD im Handel erhältlich.

Meine Wertung:
Story 9,0 von 10
Genre: 9,0 von 10
Spannung: 7,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Emotionen: 9,0 von 10
Setting: 8,0 von 10
Musik: 5,0 von 10
GESAMT: 7,6

Reihenfolge:
1. The Missing (Staffel 1)
2. The Missing (Staffel 2)

The Missing (Staffel 1)

©Pandastorm

Titel: The Missing (Staffel 1) engl.: „The Missing“ (Season 1)
Idee: Harry Williams / Jack Williams
Genre: Krimiserie / Drama / Thriller
Musik: Dominik Scherrer
Dauer: 8 Folgen à ca. 60 Minuten
Erscheinungsjahr: Großbritannien: 2014 / Deutschland: 2015
Altersfreigabe: FSK 16

„Der Familienurlaub von Tony und Emily Hughes (James Nesbitt, Frances O’Connor) endet in einem furchtbaren Albtraum. Im kleinen französischen Städtchen Chalons Du Bois verschwindet ihr fünfjähriger Sohn Oliver (Oliver Hunt) plötzlich in einer Menschenmenge. Die Polizei startet umgehend eine Suchaktion und beordert Julien Baptiste (Tcheky Karyo), einen der renommiertesten Ermittler Frankreichs, in den kleinen Ort. Ohne Erfolg: Der Junge bleibt spurlos verschwunden. Während die Verzweiflung der Eltern wächst, stürzen sich die Medien auf den spektakulären Fall.

Acht Jahre später kehrt Tony Hughes an den Ort des Verbrechens zurück. Schuldgefühle und Schmerz haben seine Ehe zerstört, doch während Emily in einer anderen Beziehung den Neuanfang gewagt hat, sucht Tony weiter wie besessen seinen Sohn. Als neue Hinweise auftauchen, wird auch das Interesse des mittlerweise pensionierten Julien Baptiste wieder entfacht…“
(Rückentext der DVD)

©Pandastorm

Ich habe neben „Mord auf Shetland“ und „Poldark“ auch „The Missing“ als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten.
Inzwischen habe ich auch die letzte der drei Serien beenden können. Ich war sehr gespannt auf sie, denn ich hatte in der Vergangenheit viel Gutes davon gehört und gelesen. Wie ich die erste Staffel von „The Missing“ mit James Nesbitt empfunden habe, erfahrt ihr nun in meiner Kritik:

Es dreht sich alles um das Ehepaar Hughes, das im Jahr der Deutschland-WM Urlaub in Frankreich machen wollte. Schon bald verschwindet ihr Sohn Oliver spurlos. Acht Jahre später gibt es einen neuen Hinweis auf seinen Verbleib und Tony geht ihm hinterher.

©Pandastorm

Die Story hat sehr viel Potential. Durch ein Entführungs- bzw. Verschwindensszenario kann eine Serie die Zuschauer wie ein Magnet vor die TV-Geräte ziehen und auch in diesem Fall ist das Verschwinden von Oliver ein Rätsel, das der Zuschauer unbedingt gelöst wissen will. Im Gegensatz zur Idee hapert es gewaltig an der Umsetzung. Spannungstechnisch geht bei dieser Serie leider nicht viel.
Die Erzählweise ist sehr besonders. Als Zuschauer erfährt man gleich mehrere Handlungsstränge. Zum einen sieht der Zuschauer alles, was im Jahr 2006 und zum anderen, was im Jahr 2014 geschieht.
Das Interessante dabei ist natürlich, dass das Publikum sowohl immer auf dem Stand der Ermittlungen ist, als auch die neusten Erkenntnisse und Hinweise, acht Jahre später, mitbekommt.
Es hätte im Prinzip alles so gut sein können, allerdings, und das ist das Schlimmste an der ganzen Serie, kommt in den ersten fünf Folgen keine Geschwindigkeit auf, sodass jeder Funke Spannung sofort wieder erlischt, noch bevor er richtig aufkeimen konnte.
Ab der sechsten Folge nimmt die Handlung hingegen rapide an Tempo zu und nutzt dieses, um zumindest für die letzten drei Folgen, Spannung zu erzeugen.

Die Länge ist mit 8 Folgen à 60 Minuten eher schlecht als recht. Zwar ist die Laufzeit pro Folge ein Segen für jeden Serienfan, aber mit dieser Anzahl an Folgen, wird keiner am Ende sonderlich befriedigt sein. Obwohl die Laufzeit prinzipiell zu kurz ist, ist „The Missing“ aufgrund der fehlenden Spannung und des behäbigen Tempos aber zu ausgedehnt und langatmig.

©Pandastorm

Bei Tony und Emily sind die Emotionen allesamt sehr stark und ausgeprägt. Wenn man sich Julien Baptiste anschaut, dann sieht man auch die rationale Seite dieser Serie. Im Zusammenspiel erhält man einen gelungenen Kontrast. Als Zuschauer nimmt man den Protagonisten ihre Rollen ab. Die Darsteller verkörpern auf den unterschiedlichen zeitlichen Ebenen sehr glaubwürdig ihre Figuren. Bei allen Charakteren, sei es Haupt- oder Nebendarsteller, findet man Facettenreichtum und Tiefe.

Die Musik ist stark zurückgenommen. In den ersten fünf Folgen findet man so gut wie keine unterstützende Musik, ab der sechsten Episode hört man auch die ein oder andere spannungsfördernde und klassische Melodie, die durchaus zum Interesse des Zuschauers beiträgt.
Das Setting ist absolut zweckdienlich. Man sieht Büroräume, kleinstädtische Gebäude, Läden, Baustellen und ein Hotel. Alles ist ziemlich austauschbar und universell gehalten. Die Kameraarbeit ist sehr unaufgeregt und die Farben sind allesamt eher gedeckt.
An dieser Stelle kann man der Serie keinen Punkt abziehen.

©Pandastorm

„The Missing“ ist ein klassischer Vertreter der Genres Krimi und Drama, die auch bedient werden. Grundsätzlich sind die Kameraarbeit, die Farben und die Story dem Genre zuträglich und machen am Ende auch aus „The Missing“; was es ist.

Bei all dem Potential und den Voraussetzungen schafft „The Missing“ es nicht; spannend zu sein. Die ersten Folgen sind dermaßen lang erzählt, dass man sich schon sehr stark konzentrieren muss; um am Ball zu bleiben. Die erzählweise ist zwar außergewöhnlich, sorgt aber im Umkehrschluss für keine zusätzliche Spannung.

Meine Meinung:
Von „The Missing“ habe ich mir sehr viel versprochen und aufgrund der fehlenden Spannung wurde ich nicht eingefangen. Ich habe mich regelrecht durch die Serie prügeln müssen. Die ersten fünf Folgen haben sich gezogen und ich kam nicht so recht voran. Ich hatte schon nach einer Folge keine Lust mehr auf „The Missing“. Ab Folge sechs fing die Serie erst an; mich zu interessieren und dann war sie auch schon nach der achten Folge wieder vorbei.

Meiner Meinung nach wäre die komplette Geschichte besser in 3 Folgen à 90 Minuten erzählt worden. Dann hätte allerdings noch das Tempo stimmen müssen. Letzten Endes wurde ich wirklich nicht gut unterhalten.

Diese Serie lässt sich sehr entspannt im TV schauen, aber man braucht einen langen Atem und man muss ein ausgewiesener Krimi-Fan sein, andernfalls wird man auf ganzer Linie enttäuscht. Ich habe mich schon informiert und weiß, dass es eine zweite Staffel geben wird, die nichts mit der ersten zu tun hat. Ich werde sie mir, trotz der schlechten Erfahrung mit der ersten Staffel, vermutlich anschauen.

Meine Wertung:
Story 7,0 von 10
Genre: 7,0 von 10
Spannung: 2,0 von 10
Länge: 4,0 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Emotionen: 8,5 von 10
Setting: 8,0 von 10
Musik: 4,0 von 10
GESAMT: 6,1

Reihenfolge:
1. The Missing (Staffel 1)
2. The Missing (Staffel 2)

Mord auf Shetland (Staffel 1)

© Edel:Motion

Titel: Mord auf Shetland (Staffel 1) (engl.: „Shetland“ (Season 1))
Idee: Ann Cleeves
Genre: Krimiserie / Drama
Musik:
Dauer: 4 Folgen à ca. 112 Minuten
Erscheinungsjahr: Großbritannien: 2013 / Deutschland: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„Nach dem Tod seiner Frau will der gebürtige Shetlander Detective Inspector Jimmy Perez (Douglas Henshall) mit seiner Stieftochter Cassie einen Neuanfang wagen und kehrt zurück auf die Shetland-Inseln. Der ebenso kühle wie selbstbewusste Kommissar sieht das Leben auf der dünn besiedelten, nordatlantischen Inselgruppe nach Jahren auf dem Festland nun mit anderen Augen. Während der Ermittlungen in seinem ersten Mordfall wird der Rückkehrer immer wieder mit den Vorurteilen und inneren Spannungen der eingeschworenen Gemeinschaft konfrontiert. Doch durch die Hilfe seiner neuen Kollegin Alison McIntosh ‚Tosh‘ und Sandy Wilson findet sich Jimmy Perez wieder mit den Eigenarten der Inselbewohner zurecht. Die abgeschiedene, manchmal unwirtliche Umgebung stellt ihn und das Team vor besondere Herausforderungen.“
(Rückentext der DVD)

Ich habe ein kostenloses Rezensionsexemplar von der ersten Staffel „Mord auf Shetland“ erhalten. In der ganzen letzten Woche habe ich also meine freie Zeit darin investiert, mir diese Serie anzuschauen. Wie gut oder schlecht ich „Mord auf Shetland“ empfunden habe, erfahrt ihr nun in meiner Kritik:

© Edel:Motion

Ich war sehr lange nicht gut auf Krimiserien zu sprechen. In meinem Elternhaus liefen nämlich sämtliche Krimiserien, die es im deutschen Fernsehen gibt, rauf und runter. Immer fanden meine Eltern irgendwo in der Fernsehzeitung irgendeinen Krimi, der geguckt werden musste, egal ob sie ihn schon kannten oder nicht.
Nein, Krimiserien und ich haben keinen guten Stand und dennoch habe ich mir diesen Inselkrimi angeschaut, freiwillig. Er basiert auf der gleichnamigen Romanreihe Ann Cleeves.

Die Handlung der 4 Folgen langen ersten Staffel dreht sich um den Shetlander-Polizisten Jimmy Perez, der in seine alte Heimat zurückkehrt, um fortan das zu tun, was ein Polizist eben tut. Mit seiner Stieftochter versucht er dort nach einem Schicksalsschlag ein neues Leben aufzubauen.
Die Vorgeschichte des Protagonisten bekommen wir nur durch Erzählungen mit. Die Geschichte an sich startet erst auf Shetland und zeigt dem Zuschauer chronologisch die Ereignisse.

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Die DVD-Box enthält den Pilotfilm und die erste Staffel, die insgesamt aus drei circa zweistündigen Episoden besteht. Am Ende entstehen so im Prinzip vier Filme, die alle einen abgeschlossenen Fall behandeln. Das Privatleben von Jimmy wird immer wieder behandelt, aber weder dreht es sich vordergründig darum, noch gibt es Entwicklungen, die sich innerhalb der verschiedenen Filme weiterspinnen. Es dreht sich hauptsächlich um die Mordfälle.

Die Erzählstruktur der Serie ist keineswegs verwirrend oder umständlich. Es werden die Storys nicht in mehreren Zeitebenen dargestellt um so eine besonders vielschichtige Handlung zu simulieren. Das hat diese Serie auch gar nicht nötig. Sie bleibt bodenständig und, meiner Meinung nach, realitätsnah. Und das macht mitunter auch den Reiz aus: Die Mordmotive sind nicht konstruiert und unnatürlich, sondern kommen aus dem Leben.

Anders als in anderen Krimis ist „Mord auf Shetland“ nicht wie ein Schlauch aufgebaut und erzählt. Vielmehr ist es so, dass die Anzahl der Verdächtigen immer groß ist und das auch immer aus einem plausiblen Grund. Die einzelne Folge beschäftigt sich dann durchgehend mit den Ermittlungen, Untersuchungen und zum Schluss natürlich auch mit der Auflösung eines Falls. Besonders erstaunlich empfand ich die Tatsache, dass die Serie komplett ohne Verfolgungsjagd oder Pistolenschuss ausgekommen ist. Für mich ein klares Merkmal dafür, dass die erzählerische Stärke und die spannende Handlung auf seine ganz eigene Weise inszeniert wird.

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Und da bin ich auch schon bei dem wichtigsten Punkt des Inselkrimis: Spannung.
Keine Schießereien, keine Verfolgungsjagden und viel Klein-Klein in der Ermittlung und die Fälle sind allesamt logisch aufgebaut und bis zum Ende erzählt. Das klingt nicht sonderlich spannend, wirkt sich aber komplett anders aus. Es kann an meinem Alter liegen, dass ich einen Krimi heute mehr zu schätzen weiß als damals, aber mich hat diese Serie von der ersten Minute an gepackt. Am Anfang einer jeden Folge lernt man das „Opfer“ kennen und bekommt einen kurzen aber entscheidenden Einblick in das Leben und den Charakter, der absolut ausreichend ist, um Empathie und Sympathie aufzubauen. Fortan hat der Zuschauer ein immens gesteigertes Interesse daran, zu erfahren, wer und warum er den Menschen umgebracht hat. „Mord auf Shetland“ ist alles andere als nervenkitzelig, weiß aber durch seine puristische Art einfach zu überzeugen und auf hohem Niveau zu unterhalten.

In dieser Konstellation passen die Figuren einfach nahezu perfekt zusammen. Jimmy Perez (alleine der Name ist grandios!) als Insulaner und Ermittler hat eine zutrauliche, aber auch gefährliche und obendrein kluge Ausstrahlung. In seinen Ermittlungen fließen nicht nur das polizeiliche Wissen, sondern auch viel Erfahrung, vor allem Lebenserfahrung, hinein, was dieser Serie unglaublich gut tut. Insgesamt bringt jeder Charakter sein Eigenes mit und verleiht dadurch der Serie einen besonderen Touch. Sei es die Naivität der jungen Tosh oder das Unerfahrene aber auch Fleißige von Sandy. All diese Elemente passen wunderbar zu diesem Inselkrimi.

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Im Vorfeld habe ich mir überlegt, was ich zumindest emotional von „Mord auf Shetland“ erwarte. In diesem Punkt wurde ich auch nicht enttäuscht. Man bekommt sehr kühle und nüchterne Ermittler, irgendwie aufgewühlte Hinterbliebene und leblose Opfer. Es gibt aber auch den Jimmy Perez, der Vater ist und da weitaus weniger kühl zu Werke geht und zeigt, wie er „privat“ ist. Auch das gehört dazu und unterhält.
Es gibt keine größeren Gefühlsausbrüche, kein großes Spektrum und ein stark reduziertes Facettenreichtum. Auf der emotionalen Ebene ist diese Serie eben stark limitiert, alles andere wäre äußerst unglaubwürdig. In dieser Konstellation ist es aber absolut stimmig und authentisch.

Die musikalische Untermalung ist ebenfalls alles andere als abwechslungsreich. Es wird sich auf eine Melodie beschränkt, die auch nur zu Anfang zu hören ist und etwas an schottische bzw. nordische Folklore erinnert. Da in der ganzen Serie eben keine sonderliche Untermalung stattfindet, wird das Gefühl der Isolation naturgemäß gesteigert und verdeutlicht dem Zuschauer beim Gucken, dass um einen herum auf den Shetland-Inseln eben nichts ist als Einsamkeit.
Grundsätzlich ist mir das aber viel zu wenig Musik, viel zu wenig Abwechslung für die Ohren. Als Stilmittel zwar legitim, aber nicht unterhaltsam.

Das Setting ist absolut grandios. Wir befinden uns die ganze Zeit auf den Shetland-Inseln und sind so nah an der Natur dran, wie man es sich kaum vorstellen kann. Ich habe selten eine Fernsehproduktion gesehen, die mit so atemberaubenden Naturbildern daherkommt. Eine Schlucht zwischen zwei Klippen, das Spiel der Gezeiten, naturbelassene Strände und, und, und.
Man kann nicht genug von diesen Panoramaaufnahmen bekommen, denn sie üben ihren eigenen Reiz aus.
Darüber hinaus ist der Look des ganzen Formates einheitlich. Es gibt keine kräftigen Farben, alles wirkt eher grau, selten ist ein blauer Himmel zu sehen, meistens ist es bewölkt, regnet oder es ist Nacht. Passend zu den Shetland-Inseln.

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Die Länge dieser ersten Staffel lässt sich schlecht bewerten. Es gibt bloß 4 Folgen, aber jede Folge dauert fast zwei Stunden und damit ist eine Episode fast schon abendfüllend und als Film anzusehen.
Selbst wenn jede Folge bloß 60 Minuten dauern würde, wären es umgerechnet 8 Episoden und ist damit alles andere als lang. Gefühlt war die Zeit okay, tatsächlich kann sich „Mord auf Shetland“ von der Laufzeit her nicht Serie schimpfen.

Ein letzter Punkt ist noch offen, nämlich das Genre.
Jimmy Perez und sein Team bedienen das Krimi-Genre perfekt. Besonders gut hat mir (und auch meiner Herzdame) gefallen, dass die Ermittler nicht doof sind. Auch wenn etwas nicht ausgesprochen wurde, haben die Figuren ihr logisches Denkvermögen nicht verloren und das wird auch gezeigt. Es wird in alle Richtungen ermittelt, keiner wird vorher verurteilt und es wird nicht versucht, jemanden die Schuld in die Schuhe zu schieben, nur weil man diese oder jene Figur nicht mag. Es bleibt also logisch, nicht aus der Luft gegriffen und auch nicht zu abgedreht. Eine waschechte Krimiserie.

Meine Meinung:
„Mord auf Shetland“ hat den Ruf des Krimis bei mir halbwegs herstellen können. Schon vor einigen Jahren habe ich hin und wieder mal eine Folge von „Kommissar Beck“ gesehen und fand daran auch durchaus Gefallen. So wie es zu einer regelmäßigen Sache wurde, hatte ich daran keinen Spaß mehr. Mich dauerhaft hinzusetzen und wirklich jeden Abend eine Krimiserie zu gucken, finde ich anstrengend und wird mich über kurz oder lang auch wieder ermüden. Für einen ersten Versuch, den Krimi in mein Leben zu holen, hat es mit dieser Serie aber sehr gut funktioniert. Ich wünsche mir mehr solcher Formate, weil sie unterhalten und nicht zu sehr ins Action-Unterhaltungsfernsehen abdriftet.

„Mord auf Shetland“ ist für mich absolut sehenswert, empfehlenswert und kaufenswert. Ich bin mir im Nachhinein aber nicht sicher, ob ich zugeschlagen hätte, wenn ich nicht ein kostenloses Rezensionsexemplar erhalten hätte.
Für jemanden der absolut keine Krimis mag, sollte es zumindest mal wieder versuchen, vielleicht kommt es zu einer Geschmacksänderung, ähnlich wie bei mir. Ein Versuch ist es wert.

Meine Wertung:
Story 8,0 von 10
Genre: 10 von 10
Spannung: 8,0 von 10
Länge: 6,0 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Emotionen: 7,5 von 10
Setting: 10 von 10
Musik: 3,0 von 10
GESAMT: 7,7