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Knives Out – Mord ist Familiensache

Titel: Knives Out – Mord ist Familiensache (original: „Knives Out“)
Genre: Kriminalfilm
Regie: Rian Johnson
Musik: Nathan Johnson
Produzenten: Rian Johnson / Ram Bergman
Dauer: ca. 126 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Altersfreigabe: FSK 12

„Harlan Thrombey (Christopher Plummer) ist tot! Der renommierte Krimiautor und Familienpatriarch wurde auf der Feier zu seinem 85. Geburtstag umgebracht. Doch natürlich wollen weder die versammelte exzentrische Verwandtschaft noch das treu ergebene Hauspersonal etwas gesehen haben. Ein Fall für den lässig-eleganten Kommissar Benoit Blanc (Daniel Craig)! Ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern muss durchkämmt werden, um die Wahrheit hinter Thrombeys vorzeitigem Tod zu enthüllen…“
(Rückentext der DVD)

Ein Dank geht an Jil von Jil´s Blog. Ich habe bei ihrem Gewinnspiel gewonnen und bin damit in den Besitz der DVD gekommen.

Und nun kam ich endlich dazu, mir den Film anzuschauen. Und was ich in den rund 126 Minuten erlebt habe und wie ich diesen Streifen finde, erfahrt ihr hier in meiner Kritik.

Zum Inhalt möchte ich nicht mehr sagen, als der Rückentext wiedergibt, da die Gefahr viel zu groß ist, dass ich etwas spoilere. Vorab muss ich trotzdem eine Empfehlung aussprechen, da es sich bei dem Streifen um einen Kriminalfilm handelt, der zum Mitraten und Rätseln einlädt. Aber das ist nicht der einzige Grund meiner Empfehlung – der Rest folgt hier und jetzt.

Eigentlich möchte ich euch erzählen, wie gut die Darsteller ihre Arbeit machen. Wie gut und glaubwürdig sie ihre Figuren mimen. Wie – nahezu – perfekt die Figurenkonstellation ist und sich diese Leistung auf den ganzen Film auswirkt. Aber gleichzeitig vermute ich, dass meine Worte dem nicht gerecht werden können. Und auch wenn ich die richtige Tonalität treffe, ist vielleicht eure Erwartungshaltung eine ganz andere, vor allem vor dem Hintergrund der ganzen Namen, die in diesem Streifen mitspielen. Aber was außer eines großen Films erwartet man bei Namen wie Chris Evans, Daniel Craig, Jamie Lee Curtis, Don Johnson und Michael Shannon?

Die Frage ist: Wie überzeuge ich euch von diesem Film?
Ich versuche einfach, von meinen Empfindungen zu berichten, denn ich war ab Minute eins voll dabei. Das liegt vor allem daran, dass diese Kriminalgeschichte sich entfaltet und sich mit jedem neuen Verdächtigen auch die Vermutungen über einen Mörder ändert. Besonders in der ersten Stunde war es ein Hin und Her, in der auch ich mich mehrfach gefragt habe, wie dieser Fall aufgelöst wird und überhaupt an der ganzen Geschichte, wie sie dem Publikum aufgetischt wird, zweifelte.

„Knives Out“ lässt dabei die Spannung allerdings nicht bis ins Unermessliche anwachsen, sondern sorgt gezielt und gekonnt immer wieder für Nadelstiche, die das Ganze abflachen lassen. Ab einem gewissen Punkt läuft dann natürlich alles – mehr oder weniger – geordnet auf einen Show-Down zu.

Das Setting ist ein Familiensitz mit zahlreichen Räumen, Stockwerken, Gängen und Versteckmöglichkeiten. Abgeschieden genug, um den Kreis der Verdächtigen klein zu halten und trotzdem mit einer Straßenanbindung. Alles ist der Handlung sehr dienlich und treibt sie auf eine bestimmte Art und Weise gut voran. Und auch die Erzählweise ist stringent und stimmig, die aber durch Wendungen zu überraschen weiß. Die Musik dient ausschließlich der Untermalung und nicht, um Zeitsprünge zu kaschieren.

Meine Meinung:
Ich möchte nicht so richtig ins Detail gehen, denn ich finde „Knives Out“ so gut, dass ich diesen Film einfach nahezu jedem empfehlen kann und niemanden um dieses Abenteuer berauben möchte. Jeder soll sich genau so sehr von ihm unterhalten lassen, wie es möglich ist.
Ich habe mich die ganze Zeit sehr gut unterhalten gefühlt und spannend und interessant war es auch. Und ach, die Darsteller? Die waren super und die Geschichte war – für einen Krimi – auch toll.

Ich empfehle einfach jedem diesen Film. Zurecht ein Zacksmovie-Highlight!

Meine Wertung:
Story: 9,0 von 10
Spannung: 9,5 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 9,5 von 10
Musik: 8,0 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 9,1

Loving Vincent (Flimmerfreundschaft)

Titel: Loving Vincent
Genre: Animationsfilm / Krimi
Regie: Dorota Kobiela / Hugh Weichman
Musik: Clint Mansell
Produzenten: Sean M. Bobbitt / Ivan Mactaggart / Hugh Weichman
Dauer: ca. 91 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 6

„Ein Jahr nach dem Tod Vincent van Goghs taucht plötzlich ein Brief des Künstlers an dessen Bruder Theo auf. Der junge Armand Roulin soll den Brief aushändigen, doch er kann den Bruder nicht ausfindig machen und reist in den verschlafenen Ort Auvers-sur-Oise. Hier hat der berühmte Maler die letzten Wochen seines Lebens verbracht. Auf der Suche nach dem Empfänger stößt Armand auf ein Netz aus Ungereimtheiten und Lügen. Fest entschlossen will er die Wahrheit über den Tod des Malers herausfinden.“
(Rückentext der DVD)

Der liebe Ma-Go hat mich gefragt, ob wir nicht unsere tiefe Freundschaft auf ein neues Level heben wollen. Er musste keine großartige Überzeugungsarbeit leisten, da habe ich ihm den symbolischen Handschlag in Form eines Emojis zugesendet. Es wird also gefeiert. Die Flimmerfreundschaft.

Des Pudels Kern der Flimmerfreundschaft ist, dass wir uns gegenseitig einen Film nennen, den der jeweils andere anschauen muss und dazu einige Fragen beantwortet werden dürfen. Logisch ist, dass das alles dann in einem Blogbeitrag verarbeitet werden darf.
Liebe Leser, ich wünsche euch viel Spaß beim Zusehen, Lesen und Mitfeiern unserer Flimmerfreundschaft.

Schaut auch gerne mal bei Ma-Go vorbei, um zu erfahren, was er zu meiner Filmauswahl „Warrior“ sagt.

Ma-Gos Fragen zum Film an mich:

1. Welche der im Film porträtierten Eigenschaften van Goghs findest du bei dir selbst wieder?

Das ist eine überaus interessante Frage. Wenn man sich den Streifen genauer anschaut stellt man fest, dass einige Eigenschaften, die in irgendeiner Art und Weise van Gogh charakterisieren, gezeigt werden. Einerseits wird er als höflich und zuvorkommend bezeichnet und andererseits als ein Trunkenbold. Aufgrund dieser Tatsache stelle ich mal eine steile These auf und sage, dass in jedem von uns ein kleiner van Gogh steckt.

2. Auf dem DVD-Cover wird der Film als der schönste Film aller Zeiten beworben. Wie hat der zumindest besondere Animationsstil auf dich gewirkt?

In erster Linie war der Animationsstil sehr gewöhnungsbedürftig. Jedoch muss ich zugestehen, dass die Eingewöhnung überaus kurz und zügig ging. Der stetige Wechsel zwischen Szenen, die in der erzählerischen Gegenwart spielen und solchen, die die Handlung in einer Rückblende darstellen, haben nicht nur aufgrund ihrer animierten Unterschiede einen Reiz auf mich ausgeübt. Die Rückblenden, die immer sehr puristisch und farblich zurückgenommen dargestellt sind, sind nicht minder hochwertig als die strukturell auffälligen Bilder der eigentlichen Handlung. Ganz klar, der Film ist schön, er ist aber nicht der schönste Film aller Zeiten, dafür ist er aber ein ganz besonderes Stück Filmkunst.

3. Welches der Bilder van Goghs, die im Film aufgegriffen werden, würdest du dir zuhause an die Wand hängen?

Keines, denn hier steht bereits ein kleines Bild in Form einer gerahmten Postkarte im Schrank. Wenn ich aber eines auswählen müsste, dann wäre es wohl eines aus der Reihe „Sonnenblumen“.

4. Wenn du von der Kunst leben müsstest, welches wäre dein Metier?

Am liebsten die Musik. Wer wäre nicht sehr gerne ein Rockstar? Aber ich kann mir auch total gut vorstellen, einfach ein Leben als Autor und Geschichtenerzähler zu führen.

5. Warst du schon mal bei einer Vernissage oder einer anderen Ausstellung eines Künstlers oder einer Künstlerin?

Ja, bei meinem Besuch in Amsterdam habe ich das Van-Gogh-Museum besichtigt und einige seiner tollen Werke begutachten dürfen. War schön dort.

6. Van Gogh hat mal gesagt: „Auf welche Art wird man mittelmäßig? Dadurch, dass man heute das und morgen jenes so dreht und wendet, wie die Welt es haben will, dass man der Welt nur ja nichts widerspricht und nur der allgemeinen Meinung beipflichtet.“ Deine Meinung dazu?

Da ist etwas Wahres dran. Ich bin ja auch der Meinung, dass die Welt denen gehört, die quer denken und gegen den Strom schwimmen. Solche Aussagen polarisieren ja auch immer stark, aber sie sind notwendig, um eine Veränderung in der Gesellschaft zu vollbringen. Im Gegensatz zu mir war van Gogh von kultureller Bedeutung.

7. Welche Szene im Film fandest du die beste, welche die schwächste und jeweils warum?

Die eine Szene, die mir besonders gut gefallen hat oder solche die besonders schlecht gewesen ist, kann ich dir gar nicht nennen. Narrativ gibt es keine Szene, die mich überzeugt hat, aber die Fülle der Szenen hat mich auch nicht nicht überzeugen können. Animatorisch hingegen finde ich die zurückgenommenen Szenen der Rückblenden besser, obwohl die Szenen der eigentlichen Handlung inszenatorisch hochwertiger zu sein scheinen.

8. Hast du einen der gemalten Darsteller/innen im Film wiedererkannt? Oder kanntest du überhaupt eine/n der beteiligten Schauspieler/innen?

Ja. Ich kannte zwei Schauspieler und habe diese auch erkannt. Zum einen Eleanor Tomlinson und zum anderen Aidan Turner. Bei Ersterer hatte ich keine Schwierigkeiten, bei Aidan Turner musste ich zweimal hinschauen.

9. Welchen Stellenwert haben Animationsfilme für dich und welche Art der Animation ist deine Bevorzugte?

Ich finde Animationsfilme immer irgendwie anders und schaue sie mir daher gerne an. Einen besonders hohen Stellenwert würde ich ihnen aber nicht einräumen. Es gibt da ja auch die unterschiedlichsten Arten der Animationen und ich finde einige „moderne“ Animationsfilme einfach bombastisch. Es gibt allerdings auch sehr viele Arten der Animation, die ihren Reiz haben. Beispiele dafür sind „Die Peanuts“, „Tim und Struppi“, „Coraline“ oder solche, die Stop-Motion sind, wie z. B. „Die Boxtrolls“. „Loving Vincent“ ist technisch damit ein ebenso besonderes Werk, wie die anderen auch. Eine bevorzugte Art habe ich aber nicht, denn am Ende ist die Geschichte ausschlaggebend.

10. Wie hat dir meine Filmauswahl für dich abschließend gefallen und wie siehst du die Chancen auf ein Fortbestehen unserer Flimmerfreundschaft?

Du hast mit deiner Filmauswahl auch schon mal deutlicher daneben gelegen, muss ich sagen. Wenn deine damaligen Empfehlungen doch auch bloß auf einem solchen „Niveau“ gewesen wären, deine Meinung wäre deutlich gefragter gewesen. Spaß beiseite: Ich bin optimistisch und deine Filmauswahl war ok. Beim nächsten Mal darfst du sehr gerne einen etwas spannenderen Film aussuchen. Ich hätte gerne einen kurzweiligen 140 bis 160 Minuten Film mit Action, Gesellschaftskritik, Science-Fiction-Elementen und einem Realitätsbezug. Jetzt kommst du.

Sicario

Titel: Sicario
Genre: Krimi-Thriller
Regie: Denis Villeneuve
Musik: Jóhann Jóhannson
Produzenten: Basil Iwanyk / Thad Luckinbill / Trent Luckinbill / Edward McDonnell / Molly Smith
Dauer: ca. 117 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 16

„Die idealistische FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) findet das grausige Geheimversteck eines Drogenkartells und meldet sich freiwillig für den Einsatz in einer internationalen Task-Force, um Jagd auf die Drahtzieher zu machen. Dort trifft sie auf den ebenso skrupellosen wie kampferprobten Söldner Alejandro (Benicio del Toro), und schon bald werden Kates moralische Überzeugungen einer harten Prüfung unterzogen, als die Grenzen zwischen Gut und Böse zusehends verschwimmen…“
(Rückentext der DVD)

Heute geht es um den viel gelobten Film „Sicario“. Ob er bei mir genauso gut angekommen ist, wie in den Medien oder bei anderen Kritikern, erfahrt ihr in meiner Review.

Ich empfand den Streifen als einen sehr atmosphärischen und stringent erzählten Thriller, der seine guten Momente hat, aber narrativ eher weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Vor allem die beiden männlichen Rollen, die von Josh Brolin und Benicio del Toro gespielt werden, überzeugen durch ihre Darstellungen. Sie spielen beide keine aalglatten Figuren, sondern Charaktere mit vielen Fehlern und Ansichten, die nicht unbedingt als tugendhaft bezeichnet werden können. Sie haben mir deshalb so gut gefallen, weil sie einfach brutal sind. Zwei richtige Kerle eben.
Meine Meinung zu der Leistung von Emily Blunt änderte sich mit ein paar Tagen Abstand teilweise. Zunächst empfand ich sie eher negativ. Ich dachte, dass man auf ihre Rolle hätte gänzlich verzichten können, doch inzwischen sehe ich das etwas anders. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die komplette Geschichte aber auch ohne die Figur Kate Macer funktioniert hätte. Was mein Umdenken letzten Endes ausgelöst hat, war ein Vergleichen der beiden Handlungsstränge von „Sicario“ und „Sicario 2“. Ich habe dabei festgestellt, dass Emily Blunts Figur als ein moralischer Fixpunkt dienen kann.

Erzählerisch macht „Sicario“ für mein Gefühl aber viel zu viele kleine Schritte. Irgendwie sitzt man ständig im Auto und fährt von A nach B, ohne dass das jetzt besonders wertvoll für die Handlung wäre. Ich finde es schwierig, solche Szenen zu inszenieren, wenn sie handlungstechnisch wenig bis keine Bedeutung haben. Schlussendlich wurden solche Momente auch immer dafür verwendet, eine Actionsequenz einzubauen oder anderweitig Spannung in Form von Action aufzubauen und darzustellen.

Die Geschichte selbst dreht sich um eine Einsatztruppe, welche aktiv gegen ein Drogenkartell vorgeht. Emily Blunts Figur Kate Macer verfolgt mit ihrer freiwilligen Teilnahme an dieser Einsatztruppe rechtschaffene Ziele. So eindeutig sind die Ambitionen der anderen Charaktere jedoch nicht. Und genau damit habe ich meine Probleme. Es gibt ganz konkrete Szenen, in denen es nicht um Rechtschaffenheit geht, sondern einfach nur darum, ein persönliches Ziel eines Akteurs zu erreichen. Das ist ja auch vollkommen okay, jedoch bekommt der Film an sich, durch die Art der Erzählung und wie viel Raum dieser Strang in der Handlung erhält, einen bitteren Beigeschmack. Anfänglich suggerierte der Streifen, dass es sich thematisch um das Bekämpfen eines Drogenkartells und die persönlichen Erfahrungen der Figur Kate Macer dreht. Schlussendlich ging es aber um einen persönlichen Rachefeldzug, der nur als Sekundärziel die Bekämpfung des Drogenmarktes hat.

Dennoch profitiert „Sicario“ von seiner starken schauspielerischen Leistung. Emily Blunts Figur ist zwar überflüssig, aber hervorragend dargestellt. Auch die beiden männlichen Hauptrollen fallen durch ihre kernige und kantige Art auf. Die Nebenrollen sind nicht mit minderer Qualität besetzt und freudig wurde ich überrascht, als ich einen meiner Lieblingsseriendarsteller wiedersah: Jeffrey Donovan (Burn Notice).

Ich habe mich mit dem einen oder anderen über „Sicario“ unterhalten und alle fanden den Score überragend und intensiv. Ich glaube, da bin ich dann wohl die Ausnahme, die ihn als überragend nervig empfunden hat. Ständig lief die immergleiche Melodie mit wenig Variabilität. „Sicario“ versucht mithilfe der Musik die Spannung auf den Punkt zu bringen. Am Anfang fand ich das auch noch schön, aber nach 117 Minuten war ich froh, dass es endlich vorbei war.

Erzählerische Limitiertheit wird unterstützt durch gut inszenierte Schießereien, die keineswegs Überhand genommen haben. Durch die Handlung an sich hat der Film zwar sehr großes Potential, um Spannung aus sich selbst heraus zu produzieren, kann aber eben nicht ohne solche Szenen arbeiten.

Schlussendlich empfinde ich den Streifen zwar gut, aber auch deutlich zu lang. Alle Szenen, in denen man viel zu viel in stumme Gesichter schaut, in denen man in einem Auto sitzt und einfach nur hin- und herfährt, sind schon deutlich überflüssig.

Mir ist das Setting positiv aufgefallen. Es gibt viele unterschiedliche Lichtverhältnisse. Im einen Moment ist es noch hell und sonnenlichtdurchflutet und dann befindet man sich auf einmal in einem dunklen Kämmerlein. In der nächsten Szene dominiert dann sehr stark künstliches Licht. Es sind dieser Wechsel und die starken Kulissen, die immer wieder etwas von Wüste und Großstadtdschungel haben, die maßgeblich am visuellen Eindruck beteiligt sind.

Meine Meinung:
Ich bin ein Freund davon, wenn man sich eine Reihe anschaut, mit dem ersten Teil zu beginnen. Ich habe auch Probleme damit, Serien anzufangen und sie dann nicht zu beenden, egal wie schlecht sie sind. Zurück zum Thema: „Sicario“ ist sehr atmosphärisch und überzeugt mich mit Josh Brolin und Benicio del Toro. Ich frage mich sogar inzwischen, warum ich noch nicht mehr Filme mit den beiden gesehen habe.

Es gab aber etwas, das mir in der Gesamtheit noch fehlte:
Ich hätte mir mehr von den „dreckigen“ Momenten gewünscht. Zwar hat „Sicario“ im Unterton, meiner Meinung nach, eine gewisse Kritik geäußert und auch Themen, die sich mit moralisch verwerflichen Dingen befassen, angesprochen, jedoch fehlt mir die letzte Konsequenz. Sozusagen die Steigerung oder letzte Grenzüberschreitung von Recht und Unrecht.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Action: 7,5 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Musik: 6,5 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 7,6

The Nice Guys

Titel: The Nice Guys
Genre: Kriminalfilm / Actionfilm / Komödie
Regie: Shane Black
Musik: David Buckley / John Ottman
Produzenten: Joel Silver
Dauer: ca. 112 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„Privatdetektiv Holland March und Auftragsschläger Jackson Healy haben wenig gemeinsam, bis beide in den Fall der vermissten Amelia und des ermordeten Pornostars Misty Mountains verstrickt werden. Umständehalber zur Zusammenarbeit gezwungen, streifen sie mit Marchs pubertierender Tochter Holly durch die Stadt, um verworrenen Hinweisen auf den Grund zu gehen. Bald führt sie Amelias Spur zu einer Multi-Milliarden-Dollar-Verschwörung, die March und Healy zum Ziel von skrupellosen Profikillern macht…“
(Rückentext der DVD)

Zum ersten Mal habe ich von „The Nice Guys“ im Kino gehört. Ich saß in irgendeinem Film und habe damals den Trailer gesehen. Ich erinnere mich noch, dass ich ihn witzig fand und mich in gewisser Weise darauf gefreut habe.
Ich hatte immer das Gefühl, dass dieser Film witzig wird und freute mich umso mehr, mal eine Komödie mit Ryan Gosling und Russell Crowe zu sehen. Wie witzig „The Nice Guys“ wirklich ist, erfahrt ihr in meiner Kritik:

Die Geschichte spielt in den 1970ern Jahren und ist mehr als ein reiner Detektiv-Film, in dem auch mal zugelangt wird. Die Story behandelt einen mehr oder weniger komplexen Kriminalfall, der schon etwas Aufmerksamkeit vom Zuschauer verlangt. Die Geschehnisse sind chronologisch erzählt, hin und wieder gibt es eine stets kommentierte bzw. erklärte Rückblende, ohne dabei den aktuellen Ort der Handlung zu verlassen. Die Einführung in die Geschichte geschah zweigeteilt, bevor nämlich die beiden Hauptfiguren zueinander gefunden haben, hat der Zuschauer eine Vorstellung von dem bekommen, wer und was sie sind. Unterstützend haben ebenjene Figuren auch aus dem Off gesprochen, um sich noch besser vorzustellen.
Erzählerisch erinnert „The Nice Guys“ an alte Krimifilme aus den 1970er Jahren, umso besser und authentischer ist es, dass die ganze Handlung auch in dieser Dekade angelegt ist.

Spannungstechnisch bekommt der Zuschauer einen Mix aus vielen Komponenten geboten. Da ist zum einen die Handlung mit dem Kriminalfall. Das Publikum bekommt im ersten Moment einen kleinen Faden geboten, an dem im Laufe der Zeit immer mehr gezogen wird und der sich letzten Endes als ein ganzes Knäuel entpuppt. Jetzt lassen sich viele solcher Geschichten mit den abstrusesten Ideen spinnen, wobei man am Ende viele Logikfehler entdeckt, aber diesen Weg geht „The Nice Guys“ nicht. Die Story bzw. die zugrunde liegende Idee ist nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Das Besondere daran ist, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass es genug solche Fälle in der Realität gegeben hat.
Weiterhin übt das Duo Gosling/Crowe seine ganz eigene Faszination auf das Publikum aus. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausrichtungen passen die zwei wunderbar zusammen und ergänzen sich. Es ist weniger das „Gleich und Gleich gesellt sich gern“, als vielmehr das „Gegensätze ziehen sich an“. Gegensätzlich ist dabei der springende Punkt. Gosling, der äußerlich viel mehr nach ´70er Discobesuch aussieht und irgendwie auch ein Undercover-Polizist sein könnte, schafft es dabei, mit seinem Stil den Zeitgeist dieser besonderen Dekade einzufangen, inklusive Schnauzer im Gesicht.
Crowe hingegen verkörpert irgendwie das Bild der arbeitenden Gesellschaft. Schmalzlocke, Sonnenbrille und resolutes Einsetzen von Schlagwaffen sind sein Markenzeichen. Gewieftes Handeln liegt da eher außerhalb seiner Stärken. March und Healy sind zwei Figuren mit ähnlicher Strahlkraft wie Vicent Vega und Jules Winnfield in „Pulp Fiction“ und in der Tat erinnern viele kleine Dialoge und Charakterszenen an ebenjenes Meisterwerk von Quentin Tarantino. Gosling und Crowe könnten also die neuen Travolta und Jackson sein, die viele Menschen mit ihrer Performance begeistert haben.
Als dritten Punkt, der für die Spannung dieses Filmes spricht, ist die Action zu nennen. Shane Black weiß spätestens seit „Iron Man 3“ wie man Action inszenieren kann. Weniger pompös lässt er es dafür in diesem Film zugehen. „The Nice Guys“ ist von vornherein ein Streifen, der sich mehr durch die Handlung und die Darsteller in den Vordergrund spielt, als durch seine Action und ich bin froh, dass der Regisseur diesen Weg gewählt hat. Der Zuschauer bekommt vorwiegend einfache Schießereien, Verfolgungsjagden und Prügeleien geboten, die dem Film wesentlich besser stehen als unrealistische Explosionen. Bis auf eine Ausnahme hat sich Shane Black streng an das Rezept gehalten. Dieser eine kleine Ausflug ins Unrealistische wirkt zumindest cool, sodass man verzeihen und ungestört weiterschauen kann.

Die Laufzeit beträgt ca. 112 Minuten, dabei schafft es der Film nicht nur spannend seine Geschichte zu Ende zu erzählen, sondern gibt den Figuren auch ausreichend Platz, um sich zu entwickeln. Erzählerisch kommen keine Längen auf, stattdessen bleibt der Streifen knackig und über weite Strecken immer unterhaltsam.

Die Emotionen sind grundsätzlich nicht im Vordergrund. Die Palette ist dementsprechend klein und schmal, allerdings werden auch leise Töne angespielt, die dann durch ein gewisses Überraschungsmoment ziemlich gut einschlagen. Ebenjene leisen Töne lassen den einen oder anderen Charakter aufblühen und geben diesem dann auch neue Facetten. An dieser Stelle hat „The Nice Guys“ die Möglichkeit, in die Tiefe zu gehen und aus den Vollen zu schöpfen, doch der Film nutzt diese Gelegenheit nicht aus und sucht ein Ende eher in einem witzigen Moment als in einer tiefgreifenden Charakterszene.

Angourie Rice spielt Holly March und entpuppt sich mit zunehmender Dauer als frecher und ebenso emotional fragiler Charakter, der den beiden Hauptdarstellern in nichts nach steht. Viel mehr spielt sie befreiend auf und überzeugt durch ihre kindliche Leichtigkeit und schonungslose und freche Ehrlichkeit.

Die Figuren passen insgesamt sehr gut in die Zeit der 1970er Jahre und brillieren durch ein authentisches Auftreten. Sei es Ryan Gosling als versoffener Privatdetektiv, Russel Crowe als Prügelknabe, Matt Bomer als skrupelloser Typen oder Kim Basinger als Regierungsbeamtin, sie alle zeigen, was sie können und überzeugen durch ihr einprägsames Spiel. Anhand dieser Krimi-Action-Komödie im Stile eines ´70er Jahre Streifens wird gekonnt der Zeitgeist dieser bedeutsamen Epoche gezeigt und alle Darsteller fügen sich diesem. Als Zuschauer sieht man dort auch in gewisser Weise mehrere Generationen, die für ihre eigenen Werte stehen.
Der komplette Cast hat wunderbar in diesem Film funktioniert und war einfach toll anzusehen.

Das Setting war durch die Bank passend und stilecht. Kostüme, Kulissen, Kameraführung und Lichtverhältnisse waren typisch für einen Film aus den ´70er Jahren. Weil so viel Wert auf die Details gelegt wurde, fühlt sich „The Nice Guys“ auch so an wie ein Streifen aus dieser Zeit. Als Zuschauer bekommt man dadurch keinen Pseudo-Vergangenheitsfilm, sondern unterm Strich etwas Stilvolles zu sehen.

Die Musik ist atmosphärisch und bietet einen Mix aus unterstreichenden Melodien und passenden Disco-Klängen. Das Publikum bekommt tolle Oldies aus dieser Zeit auf die Ohren und wird sich grundsätzlich an der Stimmung erfreuen können.

Meine Meinung:
„The Nice Guys“ – meine Erwartungen waren andere. Ich habe diesen Streifen angeschmissen in der Hoffnung, etwas zum Lachen zu sehen und bekam ein komplettes Paket von etwas anderem. Es hat wirklich Spaß gebracht, sich diesen Film anzuschauen, weil er für mich den idealen Überraschungseffekt hatte. Die Darsteller, die Geschichte und die Epoche konnten mich perfekt abholen.

Rückblickend muss ich sagen, dass fast nichts an diesem Streifen gestört hat, bis auf das ein oder andere Mal, wo ich mir gewünscht hätte, dass man gefühlstechnisch mehr in die Tiefe gegangen wäre, statt ein Ende in einem witzigen Moment zu suchen.
Ich glaube, ich werde im Alter mehr und mehr ein Fan von Krimis, denn auch wenn „The Nice Guys“ kein klassischer Vertreter dieses Genres ist, so bedient er erstaunlich viele Elemente daraus.

Ein absolut empfehlenswerter Streifen, der mit Dialogen, Handlung und auch mit dem Zeitgeist von Pornografie und Disco zu überzeugen weiß.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Setting: 10 von 10
Musik: 8,5 von 10
GESAMT: 8,8

R wie „Ruhet in Frieden“

IMG_7370Titel: Ruhet in Frieden – A Walk Among The Tombstones (engl. „A Walk Among The Tombstones“)
Genre: Krimi / Thriller
Regie: Scott Frank
Musik: Carlos Rafael Rivera
Produzenten: Danny DeVito / Michael Shamberg / Stacey Sher / Tobin Armbrust / Brian Oliver
Dauer: ca. 110 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 16

„Acht Jahre ist es her, dass Matthew Scudder den Polizeidienst quittierte, nachdem er beim Versuch, die Täter eines Überfalls zu stellen, einen unschuldigen Passanten erschoss. Inzwischen verdient er seinen Lebensunterhalt als Privatermittler, hat dem Alkohol entsagt und lebt zurückgezogen. Als Scudder von dem Drogendealer Kenny den Auftrag erhält, die Männer ausfindig zu machen, die seine Frau gekidnappt und brutal ermordet haben, führt ihn der Fall tief in die Unterwelt von New York. Langsam offenbart sich, dass die Entführung nicht die einzige war, sondern Teil einer ganzen Serie äußerst gewalttätiger Straftaten – immer mit tödlichem Ausgang. Scudder sieht sich auf seiner Suche nach Gerechtigkeit gezwungen, selbst die Grenzen des Gesetztes zu überschreiten, während die Täter bereits ihr nächstes Opfer ins Visier nehmen…“
(Rückentext der DVD)

Ich bin schon bei „R“ in meiner Challenge und habe mir wieder einen etwas aktuelleren Film besorgt. Ich mag viele Liam-Neeson-Filme und habe mir auch wieder etwas mehr von „Ruhet in Frieden“ versprochen.

Matthew Scudder ist ein ehemaliger Polizist, der den aktiven Dienst beendet hat und regelmäßig zu den Anonymen Alkoholikern geht. Einen Charakter wie Scudder hat man schon in vielen anderen Filmen mit anderen Schauspielern gesehen, mal mehr, mal weniger actionreich.

Die Story um den ehemaligen Polizisten Matthew Scudder ist sehr chronologisch erzählt und beginnt auch direkt damit, was geschah, weshalb Matthew letzten Endes seinen aktiven Dienst beendet hat und später Privatermittler ist. Die Erzählweise ist sehr einfach gehalten und schafft leider nicht zu imponieren, trotz diverser Rückblenden. Obwohl diese Art der Geschichte schon x-Mal gedreht und ausgestrahlt wurde, unterscheidet sich „Ruhet in Frieden“ von all denen, durch eine besonders düstere Atmosphäre und viele Überraschungen.

Was die Spannung betrifft, weiß der Film in vielen Szenen zu überzeugen. Vereinzelt jedoch wirkt er unrund, was den Spaß schon deutlich mindern kann. Durch die eine oder andere Wendung in der Story wird die Spannung angeheizt und der Streifen wird dadurch weitaus interessanter als er es ohnehin schon war.

Die ganze Zeit über bekommt das Publikum einen Matthew Scudder zu sehen, der demütig erscheint und seine Vergangenheit bereut. „Ruhet in Frieden“ zeigt auch, warum der Ex-Cop aus den richtigen Gründen das Falsche tun muss, in was für einer Zwickmühle er steckt und wie weit er zu gehen bereit ist. Auch die anderen Charaktere wirken, zumindest teilweise, emotional stark angegriffen und schaffen es auch das zu zeigen. Der Zuschauer sieht viele Gefühle, unter anderem Hass, Reue, Demut, Neugier und auch Liebe.

„Ruhet in Frieden“ ist authentisch gespielt, auch wenn viele Charakterzüge, Eigenschaften und Figuren teilweise und in Ansätzen schon einmal in anderen Filmen gezeigt wurden. Dennoch lebt der Film von der Ausstrahlung der Charaktere.

Die Action war blutig und explizit. Darüber hinaus waren die Szenen aber geschickt platziert und nahmen auch nicht zuviel Filmzeit in Anspruch.

Die Filmmusik war nahezu die ganze Zeit unterstützender Natur und hat das Augenmerk ganz klar auf den Streifen gelegt. Auffällig war jedoch, dass auch „Black Hole Sun“ in einer neu interpretierten Version seinen Weg in den Film gefunden hat.

Meine Meinung:
Ich fühlte mich mit „Ruhet in Frieden“ gut unterhalten. Die Story war zwar weitestgehend ohne große Kniffe ausgestattet, aber dennoch schaffte sie zu überzeugen.

Was die Spannung betrifft war aber leider noch Luft nach oben, deswegen ein paar Punkte Abzug.
Besonders gut hat mir das Zusammenspiel zwischen Gefühle, Authentizität und Action gefallen.
Es war vieles sehr harmonisch und passte gut zusammen, auch wenn es nicht über jeden Zweifel erhaben war, so wurde dennoch gute Arbeit geleistet.

Die Atmosphäre gefiel mir persönlich auch sehr gut, da sie düster daher kam und den Film wesentlich interessanter machte.

„Ruhet in Frieden“ gehört für mich zu den besseren Filmen des Jahres 2014, außerdem ist er – auch wenn von der Story her wenig originell – ein sehr gut anzusehender Thriller.

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 6,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Action: 7,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
GESAMT: 7,2