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Saphirblau

IMG_3996Titel: Saphirblau
Genre: Fantasy / Romantik
Regie: Felix Fuchssteiner / Katharina Schöde
Musik: Philipp F. Kölmel
Produzenten: Katharina Schöde / Philipp Budweg / Robert Marciniak / Markus Zimmer
Dauer: ca. 111 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 6

„Frisch verliebt in die Vergangenheit – das ist keine gute Idee. Zumindest denkt Gwendolyn, Zeitreisende wider Willen, darüber so. Schließlich haben sie und ihr Freund Gideon ganz andere Probleme: Die Welt retten, zum Beispiel, oder Menuett zu tanzen, ohne es zu können. Gut, dass Gwen zumindest verlässliche Ratgeber an ihrer Seite weiß: Ihre beste Freundin Leslie, den kleinen Wasserspeier Xemerius (Stimme: Rufus Beck), Schulgeist James und ihren Großvater. Doch dann ist da noch die gefährliche Allianz gegen die sich Gideon und Gwendolyn zur Wehr setzen müssen – die bedroht nicht nur die Welt, sondern auch ihre Liebe…“
(Rückentext der DVD)

Nachdem ich drei Mal „Rubinrot“ sehen musste und einfach keinen Zugang zu diesem Film fand, konnte ich mir bei „Saphirblau“ schon beim ersten Ansehen ein „Urteil“ bilden.
War der Film so schlecht, dass ich unbedingt sofort einen Verriss schreiben muss, oder werde ich tatsächlich überrascht?

Die Story von „Saphirblau“ knüpft an den ersten Teil an. Wer den Vorgänger gesehen hat, weiß in welchem Verhältnis die Charaktere zueinander stehen. Dieses Wissen ist nicht zu unterschätzen. Das macht vor allem ein separates Gucken schwierig, da man „Rubinrot“ als Basis benötigt. Die Erzählweise ist weiterhin sehr einfach gehalten, was jedoch zunimmt, sind die Überraschungen. Es fällt einem nicht mehr so leicht, die Handlung vorauszuahnen. Im ersten Teil haben die vielen Zeitreisen zum Teil noch verwirrt, nun hat man das gut in den Griff bekommen. Der Zuschauer wird davon nicht allzu sehr überrumpelt, da man im Zweifel schon weiß, was passiert. Auch wird mit den Zeiten an sich besser umgegangen und man erfährt etwas Hintergrundwissen. Wo der Zuschauer im ersten Teil noch vor vollendeten Tatsachen gestellt wurde, bekommt er jetzt zumindest noch eine Erklärung. Die Handlung wird so nachvollziehbarer und alles scheint auf einen Showdown hinaus zu laufen. Langeweile kam in diesem Teil allerdings hin und wieder doch noch auf.

Das Publikum wird schon durch das veränderte Aussehen der Hauptfiguren mehr angesprochen als es noch im Vorgänger der Fall war. Auch ist durch die eine oder andere Überraschung der Zuschauer mit gesteigertem Interesse bei der Sache. Insgesamt gibt es hier eine klare Verbesserung zum Vorgänger zu verzeichnen. Die Figuren passten besser zueinander und in die Geschichte, wodurch alles eine ganz andere Dynamik bekommen hat. Wo am Anfang noch alles gegen die Wand zu brettern drohte, hat man nun die Kuh vom Eis bekommen und es geschafft, aus vollkommenem Desinteresse das Gegenteil zu machen.

Die Länge war aber immer noch nicht in Ordnung. 20 Minuten weniger und ein paar langweilige Stellen raus genommen und der Film bekommt ein knackiges Tempo, ohne ausschweifend zu werden. Ein bisschen weniger Geknutsche, ein bisschen mehr Zeitreisen, bitte.

Die emotionale Palette wird nicht kleiner, aber auch nicht größer, daher stagniert der Film in diesem Punkt etwas. Insgesamt werden die Gefühle anders ausgedrückt und gewinnen dadurch an Bedeutung. Aus diesem Grund ist in dem Punkt der Emotionen also eine leichte Steigerung zu sehen, es bleibt allerdings immer noch viel Luft nach oben.

Auch wenn es dem Zuschauer noch immer schwer fällt, eine Liebe zwischen Gideon und Gwen zu glauben, wird in dem Punkt der Authentizität viel Boden gut gemacht. In erster Linie werden die Figuren echter und glaubwürdiger. Wie bereits erwähnt, passt jetzt auch das optische Erscheinungsbild des Schauspielers zu den Charakteren im Film. Ohne lange Haare könnte man Jannis Niewöhner fast glauben, dass er kein Milchbubi, sondern ein echter, richtiger Schauspieler ist.
Einige Darsteller fallen allerdings noch immer negativ auf. Allen voran Veronica Ferres. Obwohl sie sehr wenig Filmzeit bekommen hat, schafft sie es, sehr künstlich rüber zu kommen und wie abgelesen ihren Text runter zu rattern. Dicht gefolgt von einem Möchtegern-Playboy Lion Wasczyk. Zu überheblich, zu eingebildet, zu unecht. Er schaffte es nicht, seinem Charakter die nötige Selbstsicherheit zu geben, damit sein „Mädchenschwarm-Image“ fruchtet. Auch wenn es bewusst so angelegt ist, ist die Figur von Kostja Ullmann so steif wie ein Bügelbrett. Nicht schön anzusehen, aber erfüllt seinen Zweck. Jennifer Lotsis Figur verhält sich fast so schlimm wie die von Veronica Ferres. Künstlich, unecht und unauthentisch. Danke, aber nein danke.
Bei allen anderen Figuren hat es halbwegs gepasst und man konnte zumindest eine tendenzielle Verbesserung erkennen.

Bei der musikalischen Auswahl fand sowohl eine Verbesserung als auch eine Verschlechterung statt. Einerseits passten die Stücke besser zur jeweiligen Situation, andererseits wurden sie sparsamer, und damit zu wenig, eingesetzt.

Meine Meinung:
„Saphirblau“ hat mich überrascht. „Rubinrot“ ist nach wie vor nicht zu empfehlen, aber wer sich durch den ersten Teil gequält hat, kann zumindest sicher sein, dass der zweite Teil wesentlich besser ist. Er ist zwar nach wie vor zu lang, einige Darsteller haben nichts dazu gelernt und auch wenn die Musik ein bisschen besser wird, hört man sie viel zu selten.
Die Story ist nicht mehr ganz so vorhersehbar, einige Überraschungen steigern den Filmspaß und die Handlung wird auch nachvollziehbarer.

In nahezu allen Bereichen ist ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen und ich hatte wirklich meinen Spaß mit „Saphirblau“.


Meine Wertung:

Spannung: 7,0 von 10
Story: 7,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,5 von 10
Authentizität: 5,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 6,4

Reihenfolge:
1. Rubinrot
2. Saphirblau

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Rubinrot

IMG_2089Titel: Rubinrot
Genre: Fantasy / Romantik / Romanverfilmung
Regie: Felix Fuchssteiner
Musik: Philipp F. Kölmel
Produzenten: Katharina Schöde / Philipp Budweg / Robert Marciniak / Markus Zimmer
Dauer: ca. 116 Minuten
Erscheinungsjahr: 2013
Altersfreigabe: FSK 12

„Eigentlich ist Gwendolyn Shepherd ein ganz normaler sechszehnjähriger Teenager – ärgerlich nur, dass ihre Familie definitiv einen Tick zu viele Geheimnisse hat. Die ranken sich allesamt um ein Zeitreise-Gen, das in der Familie vererbt wird. Jeder ist sich sicher: Gwens Cousine Charlotte trägt das Gen in sich und so dreht sich alles ständig um sie. Bis sich Gwen eines Tages aus heiterem Himmel im London der letzten Jahrhundertwende wiederfindet. Sie muss sich daraufhin mit Charlottes arrogantem Freund Gideon de Villiers zusammentun, um das größte Geheimnis ihrer Familiengeschichte aufzuklären.“
(Rückentext der DVD)

„Rubinrot“, ein Film der schon lange auf meiner „To Do“-Liste steht. Ich habe ihn mir nämlich nicht einmal oder zweimal angeschaut, nein, dreimal um ihn endlich rezensieren zu können.
Nach dem ersten Mal war ich gelangweilt, müde und bin sogar das eine oder andere Mal eingenickt, außerdem habe ich nicht so genau aufgepasst. Beim zweiten Mal waren die Eltern meiner Herzdame in der Stadt und wir haben ihn dann zusammen angeschaut. Es hat nicht lange gedauert, da ist die Mutter eingeschlafen und wenn ich nicht ziemlich unbequem auf dem Fußboden gesessen hätte, wäre ich glatt auch eingepennt.
Nun, das dritte Mal. Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Auf Drei geht´s los. Eins. Zwei. Drei:

Die Story dreht sich um Gwendolyn und Gideon, die beide ein mysteriöses Zeitreise-Gen haben und so ganz unkontrolliert in die Vergangenheit reisen können. Eine Organisation, die sich selbst nur „die Loge“ nennt, hat einen Weg gefunden, die Genträger in ihren Zeitreise-Sprüngen zu unterstützen und zu kontrollieren. Durch einen besonderen „Chronografen“ können sie in ein Jahr ihrer Wahl zurück reisen und dort für eine bestimmte Zeit verweilen.

Die Geschichte wird mehr oder weniger chronologisch erzählt. Durch die verhältnismäßig vielen Zeitsprünge kann man da durchaus auch Mal durcheinander kommen. Über weite Strecken ist das auch die größte Schwäche des Streifens. Die Zeitsprünge können zur Verwirrung führen.
Die Erzählweise ist aber sonst sehr einfach gehalten. Es gibt insgesamt allerdings nur wenig Unvorhersehbares. Von der ersten Minute an kann der Zuschauer „Rubinrot“ durchschauen.

Spannungstechnisch fängt der Streifen recht gut an, denn die erste Szene ist nichts Geringeres als ein Zwischenfall in der Loge mit zwei anderen Genträgern, die erstes Interesse des Publikums weckt. Leider wird nicht auf dem Niveau weiter gearbeitet und die Spannung schwappt ab und baut sich nur sehr mühsam wieder auf. Jetzt am Ball zu bleiben ist nur schwierig möglich.

Die Länge von 116 Minuten fühlt sich teilweise so an, als ob es unendlich lange Minuten sind. Ein kurzweiliger Film ist es nicht, da man sich im Kopf angestrengt fühlt und erstmal eine Pause braucht.

„Rubinrot“ kommt mit einer großen Palette Emotionen daher. Die vorherrschende war allerdings nicht – wie es uns der Untertitel „Liebe geht durch alle Zeiten!“ suggeriert – Liebe, sondern eher Neid, Mut und ein ständiges Gefühl von aufgeregt sein sowie Sorge und Arroganz.

Obwohl so viele Gefühle gezeigt werden sollten, macht es „Rubinrot“ einem trotzdem nicht leicht. Authentisch gesehen war kein einziger Charakter überzeugend. Veronica Ferres, Uwe Kockisch und leider auch die beiden Hauptdarsteller Maria Ehrich und Jannis Niewöhner ließen stark zu wünschen übrig. Sie waren alle sehr plastisch und blass, dadurch auch vollkommen uninteressant.
Es fehlte an nötiger Tiefe, Charakter und Leben und obendrein machte es den Anschein, als ob es ein unendlicher Kraftakt gewesen wäre, die Figuren darzustellen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Obwohl man ihn nur kurz gesehen hat, wird dem Zuschauer ein warmer und herzlicher Charakter von Axel Milberg gezeigt. Eine weitere Ausnahme war Rüdiger Vogler, der uns einen ähnlich überzeugenden Charakter gezeigt hat.
Leider ist die Mehrheit der Darsteller nicht überzeugend.

Die Musik war von rockigen Pop-Songs dominiert, die vor allem ein junges Publikum ansprechen soll. Klassische Ausreißer wurden ebenfalls eingesetzt, um die Spannungsmomente zu untermalen. In diesem Punkt war die klassische Musik zwar gut ausgewählt, aber unauffällig und stahl dem Film in keiner Weise die Show. Die Pop-Songs hingegen sollten für Entspannung sorgen, was sie auch taten. Auch über den Film hinaus kann der Zuschauer einen Ohrwurm davontragen. Gute Auswahl.

Meine Meinung:
Auch wenn ich mir „Rubinrot“ drei Mal anschauen musste, heißt es nicht, dass der Film grundsätzlich schlecht ist. Er hat mich nur nicht so sehr überzeugt, wie ich es gehofft hatte. Beim dritten Mal schauen weiß man auch schon in etwa, worum es geht und was wann wie passiert.

Die darstellerische Leistung war leider alles andere als zufriedenstellend und obwohl ein bekannter Cast in dem Film zu sehen ist, waren die Figuren weder mitreißend noch interessant. Die breite Gefühlspalette entschädigt nur bedingt oder gar nicht.

Die Musik war gut, nicht mehr und auch nicht weniger.

Die Geschichte an sich hat aber das Potential, besser erzählt und dargestellt zu werden. Meiner Meinung nach hat man Kerstin Gier mit der Auswahl der Darsteller keinen Gefallen getan.
Eine Empfehlung kann ich nur bedingt aussprechen. Wenn man ein Fan von Kerstin Gier ist und sehen möchte, wie ihre Werke filmisch umgesetzt sind, dann sollte man sich „Rubinrot“ definitiv anschauen. Ansonsten definitiv nicht.
Die Fortsetzung werde ich mir aber dennoch anschauen, in der Hoffnung, dass der zweite Teil alles besser macht, als der erste.

Meine Wertung:
Spannung: 4,0 von 10
Story: 6,0 von 10
Länge: 3,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,0 von 10
Authentizität: 3,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 5,0

Reihenfolge:
1. Rubinrot
2. Saphirblau

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Honig im Kopf

IMG_2392Titel: Honig im Kopf
Genre: Tragikomödie
Regie: Til Schweiger
Musik: Dirk Reichardt / Martin Todsharow / David Jürgens
Produzenten: Til Schweiger / Thomas Zickler
Dauer: ca. 133 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 6

„Honig im Kopf erzählt die Geschichte der ganz besonderen Liebe zwischen der elfjährigen Tilda (Emma Schweiger) und ihrem Großvater Amandus (Dieter Hallervorden). Das humorvolle, geschätzte Familienoberhaupt wird zunehmend vergesslich und kommt mit dem alltäglichen Leben im Hause seines Sohnes Niko (Til Schweiger) nicht mehr alleine klar. Obwohl es Niko das Herz bricht, muss er bald einsehen, dass für Amandus der Weg ins Heim unausweichlich ist. Doch Tilda will sich auf keinen Fall damit abfinden. Kurzerhand entführt sie ihren Großvater auf eine chaotische und spannende Reise, um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen: noch einmal Venedig sehen!“
(Rückentext der DVD)

Heute habe ich mir „Honig im Kopf“ angesehen. Es war eine Empfehlung und Mitgabe meines Schwagers, der mir den Film mit den Worten: „Wenn du nicht weinst, hast du kein Herz“, in die Tasche packte. Gut, eine DVD weniger, die ich für den Blog kaufen würde. Ohnehin hatten meine Freundin und ich vor, uns diesen Streifen früher oder später anzuschauen. Heute war es dann endlich soweit.

Die Geschichte dreht sich um Tilda und ihren Großvater Amandus. Wie uns der Rückentext schon verrät, wird der Opa zunehmend vergesslich und bekommt es immer weniger auf die Reihe, mit seinem Leben und seiner Umwelt fertig zu werden. Es ist eine Prüfung für alle. Der Sohn Niko muss schweren Herzens feststellen, dass sein Vater echte Hilfe braucht und er diese nur in einem Pflegeheim bekommt. Für Tilda gibt es nichts Wichtigeres als ihren geliebten Großvater glücklich und gesund zu erleben. Sie spürt, dass er sich verändert hat und er sie nun mehr denn je braucht und für Amandus ist alles wie immer, nur mit dem Unterschied, dass er sich nicht mehr ganz so genau erinnert, wie es immer war.
Zur Story lässt sich vieles sagen. Zum einen wird sie chronologisch in einer großen Rückblende erzählt und zum anderen ist die Situation, in der sich die Familie befindet, sehr lebensnah, ohne es zu dramatisieren oder künstlich herunter zu spielen. Es werden echte Probleme und Zwiespälte gezeigt, die sich auftun, wenn ein Mensch im engeren familiären Kreis Alzheimer bekommt. Durch situationskomische Dinge wird gekonnt der dramatische Aspekt einer schlimmen Krankheit entfernt, die Szene entschärft und neu Anlauf genommen, um es dann genau so zu wiederholen.

Wenn man den Film in seiner Dynamik unterbricht und eine überaus dramatische Szene quasi beendet, dann ist das für die Spannung nicht unbedingt förderlich. In „Honig im Kopf“ war diese Maßnahme aber überaus wichtig und notwendig, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu fangen und zu beruhigen. Denn die Emotionen des emphatischen Zuschauers werden so sehr angesprochen, dass er anfängt das Gleiche zu fühlen, wie die Charaktere im Film, und somit zu Weinen beginnt. Darüber hinaus will der Zuschauer erfahren, wie es mit Tilda und ihrem Opa weitergeht, immerhin will sie ihm seinen Wunsch erfüllen und noch einmal nach Venedig fahren.

Dank Dieter Hallervorden und seiner Figur Amandus bekommt der Film eine ordentliche Portion Humor ab. Auch wenn die meisten Lacher seinem Zutun geschuldet sind, tragen die übrigen Charaktere ihren Teil dazu bei. Die meisten Witze waren zwar situationsabhängig, das heißt aber nicht, dass Tilda, Niko oder jemand anderes nicht maßgeblich beteiligt wären, sondern, dass Dieter Hallervorden besonders hervorstach. In einer Nebenrolle war Fahri Yardım als Erdal zu sehen, der in seinen wenigen Minuten schon sehr überzeugend und witzig war. Nebenrollen sind also nicht einfach nur Statisten, sondern verleihen, wie in diesem Fall, Szenen eine ganz andere Wendung und Sichtweise. Daumen hoch!

„Honig im Kopf“ ist in dem Punkt der Emotionen sehr vielfältig und lässt einige Extreme zu, die sich auch auf die Zuschauer auswirken. Amandus kann nichts gegen sein Vergessen tun. Immer wieder erlebt er einige sehr liebevolle Momente mit seiner Enkeltochter und seinem Sohn und greift dadurch nicht zuletzt in die Gefühlswelt des Zuschauers ein. Seine gezeigten Emotionen sind im stetigen Wechsel von Extrem zu Extrem.
Niko, der Sohn von Amandus, der kaum Zeit für Ehefrau und Kind hat, muss sich nun um seinen Vater kümmern, nachdem seine Mutter verstorben ist. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis, dass sein Vater krank ist und der Hoffnung, dass es vielleicht doch nur eine Phase ist und am Ende alles wieder gut wird. Er zeigt sehr authentisch, wie man sich als Sohn verhält, nämlich: immer etwas hoffnungsvoller als die Situation eigentlich gerade ist und immer begleitet von einer Art Ohnmacht, die über einem schwebt.
Tilda ist die Enkeltochter von Amandus versucht die ganze Zeit ihrem Opa Freude ins Leben zu bringen. Es entstehen dadurch sehr tolle, aber auch sehr traurige Momente, die dem Publikum förmlich ans Herz gehen und auf allen Ebenen berühren.

Bezüglich der Authentizität lässt sich sagen, dass viele Charaktere von der Tiefe und ihren Gefühlen glaubwürdig waren, aber natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Niko war oft profillos und seine ganz persönliche Ohnmacht schien selten bis gar nicht durch. Auch wenn etwas Hoffnungsvolles durchscheinen sollte, wurde die Situation mit „Es ist nichts“ oder „Es ist alles okay“ gelöst. Auch Jeanette Hain, die im Film Nikos Frau Sarah spielt, war profillos mit dem Drang alles zu persönlich, zu ernst zu nehmen und zu sehr im Mittelpunkt stehen zu wollen. Wenn es so sein sollte, war es nicht unterhaltsam, sondern anbiedernd und nervig.

Für die musikalische Untermalung wurden überwiegend ruhige, aber ebenso populäre Stücke ausgewählt, die man aus dem Radio oder aus dem Musikfernsehen kennt. Die Auswahl war sehr ausgewogen und die Lieder haben auch zu der Situation im Film gepasst, sodass es eine Szene komplett abgerundet wurde.

Meine Meinung:
„Honig im Kopf“ war sehr unterhaltsam, witzig und ernst zugleich. Er hat den Spagat zwischen einer Komödie mit sehr humoristischen Begebenheiten und einer lebensnahen Tragödie wunderbar gemeistert.

Die musikalische Untermalung war wirklich gut und hat auch immer zu den Szenen gepasst. Dadurch, dass es aber überwiegend populäre Songs waren, erschien mir persönlich die Auswahl sehr einseitig.

Dieter Hallervorden hat mir in seiner kleinen Rolle in der Romanverfilmung von Sebastian Fitzeks „Das Kind“ auch schon sehr gut gefallen, aber seine Leistung in „Honig im Kopf“ war grandios. Meinem Empfinden nach, ist es mehr als schwer jemanden zu spielen, der Alzheimer hat, da auch gerade der Prozess des Vergessens schleichend ist. Ihm habe ich seine Rolle zu 100 Prozent abgekauft, mit all seinen Facetten.

Was ich noch los werden muss: Auch wenn der Film ein so komplexes und schwieriges Thema wie die Alzheimer Erkrankung eines Menschen behandelt, sehe ich diesen Film nicht als Mahnung, sondern als Werk der Freude an. „Honig im Kopf“ zeigt mir persönlich, wie viele schöne Dinge man erleben kann, wenn die Umstände eigentlich keinen Platz für Freude lassen.

Unterm Strich ist „Honig im Kopf“ ein sehr gelungener Film, der auf vielen Ebenen punktet. Außerdem ist dieser Film endlich mal etwas anderes als die immergleichen romantischen Komödien von Til Schweiger.
„Honig im Kopf“ – eine lebensnahe Tragikomödie, die ihre Zuschauer mit Fragen aus dem Leben konfrontiert und auf eine Reise mitnimmt.

Meine Wertung:
Humor: 6,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 7,8