Titel: Parasite (original „Gisaengchung“)
Genre: Tragikomödie
Regie: Bong Joon-Ho
Musik: Jeong Jae-Il
Produzenten: Bong Joon-Ho / Jang Young-Hwan / Kwak Sin-Ae / Moon Yang-Kwon
Dauer: ca. 127 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Altersfreigabe: FSK 16
„Familie Kim ist ganz unten angekommen: Sie hausen in einem Keller und sind sich für keinen Aushilfsjob zu schade. Erst als der Jüngste eine Anstellung als Nachhilfelehrer in der todschicken Villa der Familie Park antritt, steigen die Kims ein ins Karussell der Klassenkämpfe. Mit findigen Tricksereien, bemerkenswertem Talent und großem Mannschaftsgeist gelingt es ihnen, die bisherigen Bediensteten der Familie Park nach und nach loszuwerden. Doch dann löst ein unerwarteter Zwischenfall eine Kette von Ereignissen aus, die so unvorhersehbar wie unfassbar sind…“
(Rückentext der DVD)
Dieses Mal dreht es sich um den mehrfach prämierten Film aus Süd-Korea: „Parasite“.
Ja, dieser Film war und ist in aller Munde und ja, er erzählt eine gute und nachvollziehbare Geschichte, doch wird er seinem Hype gerecht? Er hat immerhin das geschafft, was zuvor keinem anderen nicht-englischsprachigen Film gelungen ist: den Oscar® für den besten Film zu gewinnen. Meiner Meinung nach war das ja ohnehin schon Sensation und Würdigung genug, dass er diesen Goldjungen gewonnen hat, aber warum hat er trotzdem den für den besten internationalen Film gewonnen? Ist das nicht eine doppelte Belohnung für den gleichen Fakt? Zweimal als bester Film ausgezeichnet zu werden fühlt sich für mich zumindest falsch an.
Inhaltlich dreht es sich um die Familien Kim und Park. Nach und nach heuert jeder der Familie Kim bei den Parks an, bis sie alle Bediensteten ausgetauscht haben.
Das ist das Grundgerüst der Story, die die komplette Zeit über stringent erzählt wurde.
Jedes weitere Wort wäre zu viel, deswegen bin ich der Meinung, dass der Rückentext ein bisschen viel verrät.
Aufgrund der vielen Preise und des wiederkehrenden Vergleichs zu „Pulp Fiction“ wird die Erwartungshaltung künstlich nach oben getrieben, die der Film meiner Meinung nach nicht erfüllen kann. Dennoch ist die Story interessant inszeniert, da der Zuschauer ein ums andere Mal überrascht werden kann. Besonders gut haben mir die Dialoge gefallen, die eine ganz spezielle Komik besaßen und damit auch maßgeblich zum Spannungsgefühl beigetragen haben.
Immer wieder kreiert Bong Joon-Ho Szenen, die absurd und unterhaltsam sind, wie zum Beispiel eine Toilette nahezu unter der Decke oder eine sogenannte Wasserschlacht mit der Zeitlupe aufgenommen. Absurd sind ohnehin so viele Dinge in diesem Film, dass ich sie nicht alle aufzählen möchte. Es hat mir auch die allermeiste Zeit Spaß bereitet, den Figuren bei ihren Taten zuzusehen.
Dabei fiel mir kaum ein Charakter negativ auf. Der – im Rückentext – beschriebene Klassenkampf ist recht früh sehr deutlich zu vernehmen und genauso haben sich die Figuren von der ersten Minute an präsentiert.
Mit einer Laufzeit von ca. 127 Minuten bewegt sich „Parasite“ in einem guten Rahmen. Er schafft es, in der Zeit unterschiedliche Facetten zu zeigen, die prägnantesten Eigenschaften der Charaktere dazustellen und eine zweigeteilte Atmosphäre auszubilden. Wenn ich hier von der Atmosphäre spreche, dann muss ich erwähnen, dass ich sie unterschiedlich stark wahrgenommen habe. Vor allem in den ersten 90 Minuten baute sich eine witzig-interessante Stimmung auf, die vor allem durch die Dialoge punkten konnte. Nur selten gab es Momente, die in eine tragische Richtung abdrifteten. In der letzten halben Stunde kamen allerdings die klassischen Merkmale einer Tragödie zum Tragen, was sich auch maßgeblich auf die Atmosphäre auswirkte.
In meinen Augen war dieser Bruch deutlich zu vernehmen. Vor allem aber sorgt dieser Wechsel der Stimmung dafür, dass der Streifen retrospektiv betrachtet seinen Hype nicht gerecht wird.
Im positivsten Sinn sticht das Setting hervor. Wechselnde Kulissen, die in ihrer Bildsprache den „Klassenunterschied“ mehr als verdeutlichen. Villa auf der einen Seite, Toilette unter der Decke auf der anderen. Ein riesiges Haus mit genügend Platz für eine Familie plus Bedienstete steht einem Wohnklo mit Kochdusche gegenüber, für vier Personen. Mit Blick auf die Filmmusik lässt sich ebenfalls nichts Negatives sagen, solide Untermalung ohne Ohrwurm-Qualität.
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Meine Meinung:
„Parasite“ hat über 100 internationale Preise eingeheimst und mit Sicherheit ist dieser Film auch besser als viele andere im gleichen Genre. Trotzdem konnte er meine Erwartung nur mäßig erfüllen. Das ist zwar mein ganz eigenes Problem, aber das führt trotzdem dazu, dass ich ihn nicht perfekt bewerten werde.
Ich hangle mich nur an den gewonnen Oscar®-Kategorien entlang:
„Parasite“ hat in den Kategorien Bester Film, bester internationaler Film, beste Regie und bestes Originaldrehbuch gewonnen. Meines Erachtens wurde „Parasite“ doppelt belohnt. Die Preise des besten Films und des besten internationalen Films suggerieren und zeigen im Prinzip nur eine Antwort: Es gab in den Augen der Jury keinen besseren Film, weder einer, der in den Kinos von L.A. lief, noch von denen, was die internationale Konkurrenz eingereicht hat. Dass „Parasite“ gleich beide Preise gewonnen hat, ist daher für mich eher unverständlich. Bong Joon-Ho hat allerdings mit diesem Film gezeigt, dass er ein Geschichtenerzähler ist und ein gutes Drehbuch ebenso gut umzusetzen weiß. Daher sind die beiden weiteren Preise für mich folgerichtig.
Am Werk „Parasite“ muss ich dennoch Kritik üben. Der atmosphärische Wechsel nach 90 Minuten sorgte teilweise für Ernüchterung. Auch kann man mit dem Ende hadern. Gut jedoch war, dass die Spannung weitestgehend mit der Figurenentwicklung und der Handlung verknüpft war. Tiefere Emotionen gab es für mein Dafürhalten zu selten und zu wenig, gleichwohl die Figuren glaubwürdig und interessant dargestellt wurden.
Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 5,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 7,7