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Sicario

Titel: Sicario
Genre: Krimi-Thriller
Regie: Denis Villeneuve
Musik: Jóhann Jóhannson
Produzenten: Basil Iwanyk / Thad Luckinbill / Trent Luckinbill / Edward McDonnell / Molly Smith
Dauer: ca. 117 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 16

„Die idealistische FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) findet das grausige Geheimversteck eines Drogenkartells und meldet sich freiwillig für den Einsatz in einer internationalen Task-Force, um Jagd auf die Drahtzieher zu machen. Dort trifft sie auf den ebenso skrupellosen wie kampferprobten Söldner Alejandro (Benicio del Toro), und schon bald werden Kates moralische Überzeugungen einer harten Prüfung unterzogen, als die Grenzen zwischen Gut und Böse zusehends verschwimmen…“
(Rückentext der DVD)

Heute geht es um den viel gelobten Film „Sicario“. Ob er bei mir genauso gut angekommen ist, wie in den Medien oder bei anderen Kritikern, erfahrt ihr in meiner Review.

Ich empfand den Streifen als einen sehr atmosphärischen und stringent erzählten Thriller, der seine guten Momente hat, aber narrativ eher weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Vor allem die beiden männlichen Rollen, die von Josh Brolin und Benicio del Toro gespielt werden, überzeugen durch ihre Darstellungen. Sie spielen beide keine aalglatten Figuren, sondern Charaktere mit vielen Fehlern und Ansichten, die nicht unbedingt als tugendhaft bezeichnet werden können. Sie haben mir deshalb so gut gefallen, weil sie einfach brutal sind. Zwei richtige Kerle eben.
Meine Meinung zu der Leistung von Emily Blunt änderte sich mit ein paar Tagen Abstand teilweise. Zunächst empfand ich sie eher negativ. Ich dachte, dass man auf ihre Rolle hätte gänzlich verzichten können, doch inzwischen sehe ich das etwas anders. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die komplette Geschichte aber auch ohne die Figur Kate Macer funktioniert hätte. Was mein Umdenken letzten Endes ausgelöst hat, war ein Vergleichen der beiden Handlungsstränge von „Sicario“ und „Sicario 2“. Ich habe dabei festgestellt, dass Emily Blunts Figur als ein moralischer Fixpunkt dienen kann.

Erzählerisch macht „Sicario“ für mein Gefühl aber viel zu viele kleine Schritte. Irgendwie sitzt man ständig im Auto und fährt von A nach B, ohne dass das jetzt besonders wertvoll für die Handlung wäre. Ich finde es schwierig, solche Szenen zu inszenieren, wenn sie handlungstechnisch wenig bis keine Bedeutung haben. Schlussendlich wurden solche Momente auch immer dafür verwendet, eine Actionsequenz einzubauen oder anderweitig Spannung in Form von Action aufzubauen und darzustellen.

Die Geschichte selbst dreht sich um eine Einsatztruppe, welche aktiv gegen ein Drogenkartell vorgeht. Emily Blunts Figur Kate Macer verfolgt mit ihrer freiwilligen Teilnahme an dieser Einsatztruppe rechtschaffene Ziele. So eindeutig sind die Ambitionen der anderen Charaktere jedoch nicht. Und genau damit habe ich meine Probleme. Es gibt ganz konkrete Szenen, in denen es nicht um Rechtschaffenheit geht, sondern einfach nur darum, ein persönliches Ziel eines Akteurs zu erreichen. Das ist ja auch vollkommen okay, jedoch bekommt der Film an sich, durch die Art der Erzählung und wie viel Raum dieser Strang in der Handlung erhält, einen bitteren Beigeschmack. Anfänglich suggerierte der Streifen, dass es sich thematisch um das Bekämpfen eines Drogenkartells und die persönlichen Erfahrungen der Figur Kate Macer dreht. Schlussendlich ging es aber um einen persönlichen Rachefeldzug, der nur als Sekundärziel die Bekämpfung des Drogenmarktes hat.

Dennoch profitiert „Sicario“ von seiner starken schauspielerischen Leistung. Emily Blunts Figur ist zwar überflüssig, aber hervorragend dargestellt. Auch die beiden männlichen Hauptrollen fallen durch ihre kernige und kantige Art auf. Die Nebenrollen sind nicht mit minderer Qualität besetzt und freudig wurde ich überrascht, als ich einen meiner Lieblingsseriendarsteller wiedersah: Jeffrey Donovan (Burn Notice).

Ich habe mich mit dem einen oder anderen über „Sicario“ unterhalten und alle fanden den Score überragend und intensiv. Ich glaube, da bin ich dann wohl die Ausnahme, die ihn als überragend nervig empfunden hat. Ständig lief die immergleiche Melodie mit wenig Variabilität. „Sicario“ versucht mithilfe der Musik die Spannung auf den Punkt zu bringen. Am Anfang fand ich das auch noch schön, aber nach 117 Minuten war ich froh, dass es endlich vorbei war.

Erzählerische Limitiertheit wird unterstützt durch gut inszenierte Schießereien, die keineswegs Überhand genommen haben. Durch die Handlung an sich hat der Film zwar sehr großes Potential, um Spannung aus sich selbst heraus zu produzieren, kann aber eben nicht ohne solche Szenen arbeiten.

Schlussendlich empfinde ich den Streifen zwar gut, aber auch deutlich zu lang. Alle Szenen, in denen man viel zu viel in stumme Gesichter schaut, in denen man in einem Auto sitzt und einfach nur hin- und herfährt, sind schon deutlich überflüssig.

Mir ist das Setting positiv aufgefallen. Es gibt viele unterschiedliche Lichtverhältnisse. Im einen Moment ist es noch hell und sonnenlichtdurchflutet und dann befindet man sich auf einmal in einem dunklen Kämmerlein. In der nächsten Szene dominiert dann sehr stark künstliches Licht. Es sind dieser Wechsel und die starken Kulissen, die immer wieder etwas von Wüste und Großstadtdschungel haben, die maßgeblich am visuellen Eindruck beteiligt sind.

Meine Meinung:
Ich bin ein Freund davon, wenn man sich eine Reihe anschaut, mit dem ersten Teil zu beginnen. Ich habe auch Probleme damit, Serien anzufangen und sie dann nicht zu beenden, egal wie schlecht sie sind. Zurück zum Thema: „Sicario“ ist sehr atmosphärisch und überzeugt mich mit Josh Brolin und Benicio del Toro. Ich frage mich sogar inzwischen, warum ich noch nicht mehr Filme mit den beiden gesehen habe.

Es gab aber etwas, das mir in der Gesamtheit noch fehlte:
Ich hätte mir mehr von den „dreckigen“ Momenten gewünscht. Zwar hat „Sicario“ im Unterton, meiner Meinung nach, eine gewisse Kritik geäußert und auch Themen, die sich mit moralisch verwerflichen Dingen befassen, angesprochen, jedoch fehlt mir die letzte Konsequenz. Sozusagen die Steigerung oder letzte Grenzüberschreitung von Recht und Unrecht.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Action: 7,5 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Musik: 6,5 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 7,6

Ich und Earl und das Mädchen

ich-und-earl-und-das-maedchen_coverTitel: Ich und Earl und das Mädchen (engl. „Me and Earl and the dying Girl“)
Genre: Tragikomödie
Regie: Alfonso Gomez-Rejon
Musik: Brian Eno / Nico Muhly
Produzenten: Jeremy Dawson / Dan Fogelman / Steven Rales
Dauer: ca. 101 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 6

„Dieser originelle Film erobert durch seine einmalig lustige und bewende Geschichte das Herz seiner Zuschauer und zeigt, dass wahre Freundschaft keine Grenzen kennt. Greg Gaines (Thomas Mann), ein etwas ungewöhnlicher Teenager der mittelmäßige aber urkomische Filmparodien mit seinem ‚Kollegen’ Earl (RJ Cyler) dreht, hat sich vorgenommen seine restliche Schulzeit möglichst unbehelligt und ohne größere Widerstände hinter sich zu bringen. Doch als seine Mutter (Connie Britton) ihn dazu verdonnert, Zeit mit Rachel (Olivia Cooke) – einer an Krebs erkrankten Mitschülerin – zu verbringen, beginnt für Greg seine bisher anspruchsvollste Aufgabe: Greg muss über seinen Schatten springen und lernen, sich seinen Mitmenschen zu öffnen.“
(Rückentext der DVD)

Dieses Mal habe ich mir wieder eine Tragikomödie vorgenommen, in der Hoffnung, eine tolle Geschichte, Gefühle, Tiefe und etwas zum Lachen zu bekommen. Inwieweit „Ich und Earl und das Mädchen“ mich unterhalten hat, kannst du nun hier nachlesen.

Die Geschichte dreht sich um Greg, aus dessen Sicht der ganze Film erzählt wird und der auch hin und wieder seinen Gedanken Ausdruck verleiht, indem er sie aus dem Off preisgibt. In seinem Mikrokosmos befinden sich – wie der Titel schon verrät – Earl und unter anderem das Mädchen.
Die meiste Zeit wird dieses Dreigespann beobachtet und die Beziehungen zwischen Greg und Earl und Greg und Rachel (dem Mädchen) gezeigt. Der Plan, die restliche Zeit in der Highschool möglichst unbeschadet und auch unentdeckt zu verbringen, wird durch seine Mutter zerstört, da sie will, dass Greg sich mit Rachel trifft, die erst kürzlich ihre Krebserkrankung diagnostiziert bekommen hat.

Die Handlung ist linear und eben aus der Sicht von Greg erzählt, der immer wieder mit Kommentaren aus dem Off kommt und Situationen auflockert oder erklärt und dabei auch immer gleich seiner Meinung, seinen Gedanken und Gefühlen Luft macht. Die Erzählweise hat aber sonst kaum Kniffe.

Was die Spannung betrifft, ist der Film keine Klasse für sich. Der Zuschauer ist zwar oft sehr interessiert, allerdings ist es auch so, dass das Schauspiel der Akteure irgendwie langweilig daherkommt und man sich als Zuschauer etwas mehr Spritz und Abwechslung wünschen kann. Die Thematik ist eher speziell und übt dementsprechend seinen Reiz auf das Publikum aus. Dadurch bleibt der Zuschauer doch eher gespannt am Ball und schaut interessiert hin. Dennoch muss man sagen, dass seit dem Buch und Film „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green diese Thematik häufig kopiert beziehungsweise adaptiert wurde. Neu ist das Ganze also nicht.

Mit 101 Minuten hat der Film eine angenehme Laufzeit, allerdings bekommt er durch fehlende Spannung auch seine Längen, die ihn schwierig werden lassen.

Die meiste Zeit sind die dargestellten Gefühle und Emotionen eher nüchtern oder stark zurückgeschraubt. Das anfänglicher Fehlen tiefer Gefühle, wird am Ende umso mehr kompensiert. Da kommt der Film doch noch mal aus sich heraus. In der Tat waren aber selbst die versteckten Gefühle in vielen Situationen der Antrieb der Protagonisten. Es hat sich eben eine Freundschaft aufgebaut und dementsprechend äußerten die Figuren auch ihre Emotionen, ohne großes Liebesdrama oder erbitterte Abneigung. Eine insgesamt natürliche Darstellung von Zuneigung, Hoffnung, Angst und – ausschlaggebend – Freundschaft.

Die Schauspieler haben ihre Rollen weitestgehend gut verkauft. Die Charaktere besaßen genügend Tiefe und Glaubwürdigkeit und obendrein haben sie zusammen wunderbar gut funktioniert.
Weder wirkten die Figuren hölzern noch unnatürlich, aber dennoch war, wie bereits erwähnt, das Schauspiel teilweise uninspiriert und langweilig.

Die musikalische Untermalung ist unterstützender Natur und war geprägt von klassischen Stücken. Hin und wieder hat allerdings der ein oder andere alternative Indie-Song das Geschehen begleitet.

Nicht zu vergessen der Humor. Er ist teilweise geprägt von Absurditäten und situationskomischen Momenten. Die Ausdrucksweise war dabei nie vulgär oder unter der Gürtellinie. Dazu kommen immer wieder Monologe, die den Zuschauer in ihren Bann ziehen.

ich-und-earl-und-das-maedchen_dvdMeine Meinung:
„Ich und Earl und das Mädchen“ hat mir gut gefallen. Unterm Strich handelt es sich aber um einen Film, der vieles gut, aber auch einiges nicht so gut macht. Meiner Meinung nach überwiegen die Vorteile.

Diesen Film kann man sich gut anschauen, wenn auf einem Sonntagabend nichts Vernünftiges im TV läuft und man sonst auch nicht weiß, was man gucken möchte. Es ist allerdings nicht notwendig, sich ihn auf DVD oder BluRay zu besorgen.

Zum Schluss bleibt mir zu sagen, dass ich meine Freude an „Ich und Earl und das Mädchen“ hatte, aber ich weiß nicht, ob ich ihn allzu bald ein zweites Mal schauen werde.

Meine Wertung:
Humor: 6,5 von 10
Spannung: 6,5 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 6,5 von 10
GESAMT: 7,0