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Das Pubertier

©Constantin Film

Titel: Das Pubertier
Genre: Komödie / Romanverfilmung
Regie: Leander Haußmann
Musik:
Produzenten: Günter Rohrbach
Dauer: ca. 91 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 6

„Gerade war sie doch noch so lieb, so niedlich. Doch kurz vor ihrem 14. Geburtstag mutiert Papas kleine Prinzessin plötzlich zum bockigen Pubertier. Der Journalist Hannes Wenger (JAN JOSEF LIEFERS) nimmt sich eine Auszeit, um seine Tochter Carla (HARRIET HERBIG-MATTEN) in dieser schwierigen Lebensphase zu erziehen und von Alkohol, Jungs und anderen Verlockungen fernzuhalten. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn seine Frau Sara (HEIKE MAKATSCH) geht wieder arbeiten und Hannes ist als Vater maßlos überfordert. Ob Party, Zeltlager oder Carlas erstes Mal: Hannes tritt zielsicher in jedes Fettnäpfchen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass auch andere Jugendliche peinliche Väter haben: Hannes’ bester Freund, der taffe Kriegsreporter Holger (DETLEV BUCK), lässt sich lieber im Nahen Osten beschießen als sich daheim von seinem grunzenden Pubertier in den Wahnsinn treiben zu lassen.“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Hin und wieder schreibe ich über Filme auch aus dem Kino heraus. Dieses Mal habe ich mir „Das Pubertier“ in der Pressevorführung angeschaut. Ich war etwas verwundert über die Anzahl der Zuschauer, da ja doch in der Regel ein ausgewählter Personenkreis im Kino sitzt. Dass dieses Mal der Personenkreis auf die eigene Familie ausgeweitet wurde und da der ein oder andere Journalist oder Blogger mit sechs, sieben Leuten im Anhang ins Kino gestapft kam, machte mich schon etwas sprachlos. Am Ende war ich aber schlauer. Die Kritik zu Leander Haußmanns „Das Pubertier“ lest ihr hier.

©Constantin Film

Die Geschichte dreht sich um das Leben von Eltern und Kindern unter einem Dach. Beide Seiten wachsen und verändern sich mit der Zeit und so sehen sie sich immer wieder neuen Herausforderungen gegenübergestellt.
Während Eltern nicht mehr so genau wissen, wie es war, als sie in der Pubertät gewesen sind, spielen die Hormone der Kinder verrückt. So „verwandelt“ sich die kleine Prinzessin – Papas Liebling – in ein erbarmungsloses „Pubertier“.
Die Erzählweise ist sehr humoristisch und zeigt die Geschehnisse aus der Sicht des liebenden Vaters. Gekonnt präsentiert der Film alle kleinen Fehler, aber auch alle tollen Kleinigkeiten, die zwischen Eltern und Kindern passieren. Dabei karikiert er nicht nur all die Fettnäpfchen und Stimmungsschwankungen beider Seiten, sondern zeigt auch die familiären und liebevollen Momente.

Im Punkt der Spannung muss ich da ganz klar sagen, dass so ziemlich keine erzeugt wird. Es passiert sehr viel und die Handlungen überschlagen sich teilweise, aber als Zuschauer wird man nicht an den Sitz gefesselt. Stattdessen sieht man sich in einem sehr interessierten Zustand und verfolgt entsprechend auch das Geschehen. Die Figuren wurden darüber hinaus auch nicht so inszeniert, dass der Zuschauer besonders viel Mitgefühl hätte und jetzt unbedingt wissen muss, wie es weitergeht.

©Constantin Film

Mit rund 91 Minuten bekommt man aber zweifelsohne kurzweilige Unterhaltung geboten, die sich an keiner Stelle zu lang anfühlt.

Der Humor basiert auf das kommunikative Missverständnis zwischen Erwachsene und Kindern. Das kann ganz schön anzusehen sein, wenn die Gag-Dichte wesentlich höher wäre. In diesem Fall tue ich mich aber schwer mit dem Humor. Alles war zwar ganz nett anzusehen, aber so richtig witzig war es nicht. Die Handlung schwappt dafür immer wieder in Richtung Familienfilm mit einigen witzigen Momenten. Die witzigen Sequenzen haben bei mir keinen Lachanfall ausgelöst. Wie er bei dem jüngeren Publikum angekommen ist, kann ich an dieser Stelle leider nicht sagen.

Die Emotionen in „Das Pubertier“ sind limitiert. Es gibt keinen Ausreißer in extreme Gefilde. Alles wirkt anfänglich harmonisch und liebevoll, im Verlauf des Streifens bekommt man die natürlichen Stimmungsschwankungen der Jugend mit. Große Gefühle gibt es, bis auf eine Szene am Ende, keine. Was man diesem Film aber zugutehalten muss, ist, dass er sensibel mit dem Thema Erwachsenwerden umgeht.

©Constantin Film

Die Glaubwürdigkeit der Figuren hängt stark an der Screentime. Jan Josef Liefers’ Figur war, in meinen Augen, authentischer als die von Heike Makatsch. Einfach weil man Liefers die ganze Zeit gesehen hat und Makatsch eben nicht.
Grundsätzlich muss man aber sagen, dass alle Figuren etwas überspitzt waren. Der Vater ist viel zu sehr Vater, immer ein bisschen drüber. Erzieherische Maßnahmen werden pädagogisch korrekt überlegt und mit Bedacht verhängt oder durchgezogen. Besonders in diesem Punkt ist der Streifen nicht in der realen Welt angesiedelt.
Auch die Stimmungsschwankungen der Tochter sind sehr krass und extrem. Ich, als jemand mit zwei älteren Schwestern, muss mich einfach nur an meine Kindheit zurückerinnern und kann sagen, dass meine Schwestern nicht von der einen auf die andere Minute komplett anders drauf gewesen sind. Es waren eher Phasen, die über Tage und Wochen hinweg angehalten haben. In diesem Punkt ist der Film für mich nicht glaubwürdig genug. Als Stilmittel kann ich diese Übertreibung aber sehr gut hinnehmen, ich finde sie nur nicht gut.

Die musikalische Untermalung ist unauffällig. Es gibt allerdings ein zwei Szenen, in denen sie als tragendes Stilmittel eingesetzt wurde, um die Sprache zu ersetzen. Im Gesamtwerk hat sie gut gepasst.

©Constantin Film

Das Setting und die Kostüme sind sehr vielfältig, aber absolut unspannend. Bis auf die Zimmer im familiären Haus, die Räumlichkeiten einer Polizeiwache oder die Wohnung der Freunde bekommt man nicht viel zu sehen. Was die Außenaufnahmen betrifft, geht „Das Pubertier“ ohnehin sehr sparsam damit um. Die wenigen werden vom Grundstück der Familie Wenger dominiert, ein, zwei Ausreißer gibt es jedoch trotzdem.
Wer Hoffnungen hegt, einmalige Bilder zu Gesicht zu bekommen, wird enttäuscht.

„Das Pubertier“ ist ab dem 06.07.2017 in den deutschen Kinos.

Meine Meinung:
Technisch ist „Das Pubertier“ eine runde Sache. Warum einige Journalisten und Blogger mit der ganzen Familie angereist sind, ist mir nach Abschluss des Filmes mehr als klar gewesen. Familien sind offensichtlich die Zielgruppe und genau dort passt er am besten rein.

Schaut euch den Film in großer Gruppe und mit allen Altersklassen an, da wirkt er am besten, weil sowohl Eltern als auch Kinder was zum Lachen haben werden (aber mehr die Kinder!).

Über die Schwächen von „Das Pubertier“ kann ich letzten Endes allerdings nicht hinwegsehen und so bleibt ein Nachmittag im Kino in Erinnerung, den ich zwar nicht bereue, aber an dem ich durchaus bessere Filme hätte schauen können.
Leander Haußmann hat hier aber eine gute Verfilmung des gleichnamigen Buches von Jan Weiler gedreht.

Meine Wertung:
Humor: 6,0 von 10
Spannung: 5,0 von 10
Story: 6,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
Setting: 6,0
GESAMT: 6,5

Honig im Kopf

IMG_2392Titel: Honig im Kopf
Genre: Tragikomödie
Regie: Til Schweiger
Musik: Dirk Reichardt / Martin Todsharow / David Jürgens
Produzenten: Til Schweiger / Thomas Zickler
Dauer: ca. 133 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 6

„Honig im Kopf erzählt die Geschichte der ganz besonderen Liebe zwischen der elfjährigen Tilda (Emma Schweiger) und ihrem Großvater Amandus (Dieter Hallervorden). Das humorvolle, geschätzte Familienoberhaupt wird zunehmend vergesslich und kommt mit dem alltäglichen Leben im Hause seines Sohnes Niko (Til Schweiger) nicht mehr alleine klar. Obwohl es Niko das Herz bricht, muss er bald einsehen, dass für Amandus der Weg ins Heim unausweichlich ist. Doch Tilda will sich auf keinen Fall damit abfinden. Kurzerhand entführt sie ihren Großvater auf eine chaotische und spannende Reise, um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen: noch einmal Venedig sehen!“
(Rückentext der DVD)

Heute habe ich mir „Honig im Kopf“ angesehen. Es war eine Empfehlung und Mitgabe meines Schwagers, der mir den Film mit den Worten: „Wenn du nicht weinst, hast du kein Herz“, in die Tasche packte. Gut, eine DVD weniger, die ich für den Blog kaufen würde. Ohnehin hatten meine Freundin und ich vor, uns diesen Streifen früher oder später anzuschauen. Heute war es dann endlich soweit.

Die Geschichte dreht sich um Tilda und ihren Großvater Amandus. Wie uns der Rückentext schon verrät, wird der Opa zunehmend vergesslich und bekommt es immer weniger auf die Reihe, mit seinem Leben und seiner Umwelt fertig zu werden. Es ist eine Prüfung für alle. Der Sohn Niko muss schweren Herzens feststellen, dass sein Vater echte Hilfe braucht und er diese nur in einem Pflegeheim bekommt. Für Tilda gibt es nichts Wichtigeres als ihren geliebten Großvater glücklich und gesund zu erleben. Sie spürt, dass er sich verändert hat und er sie nun mehr denn je braucht und für Amandus ist alles wie immer, nur mit dem Unterschied, dass er sich nicht mehr ganz so genau erinnert, wie es immer war.
Zur Story lässt sich vieles sagen. Zum einen wird sie chronologisch in einer großen Rückblende erzählt und zum anderen ist die Situation, in der sich die Familie befindet, sehr lebensnah, ohne es zu dramatisieren oder künstlich herunter zu spielen. Es werden echte Probleme und Zwiespälte gezeigt, die sich auftun, wenn ein Mensch im engeren familiären Kreis Alzheimer bekommt. Durch situationskomische Dinge wird gekonnt der dramatische Aspekt einer schlimmen Krankheit entfernt, die Szene entschärft und neu Anlauf genommen, um es dann genau so zu wiederholen.

Wenn man den Film in seiner Dynamik unterbricht und eine überaus dramatische Szene quasi beendet, dann ist das für die Spannung nicht unbedingt förderlich. In „Honig im Kopf“ war diese Maßnahme aber überaus wichtig und notwendig, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu fangen und zu beruhigen. Denn die Emotionen des emphatischen Zuschauers werden so sehr angesprochen, dass er anfängt das Gleiche zu fühlen, wie die Charaktere im Film, und somit zu Weinen beginnt. Darüber hinaus will der Zuschauer erfahren, wie es mit Tilda und ihrem Opa weitergeht, immerhin will sie ihm seinen Wunsch erfüllen und noch einmal nach Venedig fahren.

Dank Dieter Hallervorden und seiner Figur Amandus bekommt der Film eine ordentliche Portion Humor ab. Auch wenn die meisten Lacher seinem Zutun geschuldet sind, tragen die übrigen Charaktere ihren Teil dazu bei. Die meisten Witze waren zwar situationsabhängig, das heißt aber nicht, dass Tilda, Niko oder jemand anderes nicht maßgeblich beteiligt wären, sondern, dass Dieter Hallervorden besonders hervorstach. In einer Nebenrolle war Fahri Yardım als Erdal zu sehen, der in seinen wenigen Minuten schon sehr überzeugend und witzig war. Nebenrollen sind also nicht einfach nur Statisten, sondern verleihen, wie in diesem Fall, Szenen eine ganz andere Wendung und Sichtweise. Daumen hoch!

„Honig im Kopf“ ist in dem Punkt der Emotionen sehr vielfältig und lässt einige Extreme zu, die sich auch auf die Zuschauer auswirken. Amandus kann nichts gegen sein Vergessen tun. Immer wieder erlebt er einige sehr liebevolle Momente mit seiner Enkeltochter und seinem Sohn und greift dadurch nicht zuletzt in die Gefühlswelt des Zuschauers ein. Seine gezeigten Emotionen sind im stetigen Wechsel von Extrem zu Extrem.
Niko, der Sohn von Amandus, der kaum Zeit für Ehefrau und Kind hat, muss sich nun um seinen Vater kümmern, nachdem seine Mutter verstorben ist. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis, dass sein Vater krank ist und der Hoffnung, dass es vielleicht doch nur eine Phase ist und am Ende alles wieder gut wird. Er zeigt sehr authentisch, wie man sich als Sohn verhält, nämlich: immer etwas hoffnungsvoller als die Situation eigentlich gerade ist und immer begleitet von einer Art Ohnmacht, die über einem schwebt.
Tilda ist die Enkeltochter von Amandus versucht die ganze Zeit ihrem Opa Freude ins Leben zu bringen. Es entstehen dadurch sehr tolle, aber auch sehr traurige Momente, die dem Publikum förmlich ans Herz gehen und auf allen Ebenen berühren.

Bezüglich der Authentizität lässt sich sagen, dass viele Charaktere von der Tiefe und ihren Gefühlen glaubwürdig waren, aber natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Niko war oft profillos und seine ganz persönliche Ohnmacht schien selten bis gar nicht durch. Auch wenn etwas Hoffnungsvolles durchscheinen sollte, wurde die Situation mit „Es ist nichts“ oder „Es ist alles okay“ gelöst. Auch Jeanette Hain, die im Film Nikos Frau Sarah spielt, war profillos mit dem Drang alles zu persönlich, zu ernst zu nehmen und zu sehr im Mittelpunkt stehen zu wollen. Wenn es so sein sollte, war es nicht unterhaltsam, sondern anbiedernd und nervig.

Für die musikalische Untermalung wurden überwiegend ruhige, aber ebenso populäre Stücke ausgewählt, die man aus dem Radio oder aus dem Musikfernsehen kennt. Die Auswahl war sehr ausgewogen und die Lieder haben auch zu der Situation im Film gepasst, sodass es eine Szene komplett abgerundet wurde.

Meine Meinung:
„Honig im Kopf“ war sehr unterhaltsam, witzig und ernst zugleich. Er hat den Spagat zwischen einer Komödie mit sehr humoristischen Begebenheiten und einer lebensnahen Tragödie wunderbar gemeistert.

Die musikalische Untermalung war wirklich gut und hat auch immer zu den Szenen gepasst. Dadurch, dass es aber überwiegend populäre Songs waren, erschien mir persönlich die Auswahl sehr einseitig.

Dieter Hallervorden hat mir in seiner kleinen Rolle in der Romanverfilmung von Sebastian Fitzeks „Das Kind“ auch schon sehr gut gefallen, aber seine Leistung in „Honig im Kopf“ war grandios. Meinem Empfinden nach, ist es mehr als schwer jemanden zu spielen, der Alzheimer hat, da auch gerade der Prozess des Vergessens schleichend ist. Ihm habe ich seine Rolle zu 100 Prozent abgekauft, mit all seinen Facetten.

Was ich noch los werden muss: Auch wenn der Film ein so komplexes und schwieriges Thema wie die Alzheimer Erkrankung eines Menschen behandelt, sehe ich diesen Film nicht als Mahnung, sondern als Werk der Freude an. „Honig im Kopf“ zeigt mir persönlich, wie viele schöne Dinge man erleben kann, wenn die Umstände eigentlich keinen Platz für Freude lassen.

Unterm Strich ist „Honig im Kopf“ ein sehr gelungener Film, der auf vielen Ebenen punktet. Außerdem ist dieser Film endlich mal etwas anderes als die immergleichen romantischen Komödien von Til Schweiger.
„Honig im Kopf“ – eine lebensnahe Tragikomödie, die ihre Zuschauer mit Fragen aus dem Leben konfrontiert und auf eine Reise mitnimmt.

Meine Wertung:
Humor: 6,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 7,8