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The Gentleman

Titel: The Gentleman
Genre: Action / Gangsterfilm / Komödie
Regie: Guy Ritchie
Musik: Christopher Benstead
Produzenten: Guy Ritchie / Ivan Atkinson / Bill Block
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Altersfreigabe: FSK 16

„Der smarte, knallharte Exil-Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey) hat sich über die Jahre hinweg ein millionenschweres Marihuana-Imperium in London aufgebaut. Doch Mickey will nun aussteigen, um endlich mehr Zeit mit seiner Frau Rosalind (Michelle Dockery) zu verbringen. Ein Käufer für die Hanf-Plantagen muss her – Auftritt: Matthew Berger (Jeremy Strong). Doch der exzentrische Milliardär will für sein hohes Gebot auch Garantien sehen. Ausgerechnet in dem Moment, in dem auch sämtliche Groß- und Kleinkriminellen der Stadt Wind von Mickeys Plänen bekommen haben. Während Mickeys rechte Hand Ray (Charlie Hunnam) seinen Boss den gröbsten Ärger vom Hals hält, überbieten sich alle mit Tricks, Bestechung, Erpressung und anderen fiesen Täuschungen…“
(Rückentext der DVD)

Seit dem 10.07.2020 ist Guy Ritchies „The Gentleman“ auf DVD und BluRay erhältlich. Zum Heimkinostart habe ich ein Rezensionsexemplar erhalten. Etwas verzögert könnt ihr bei mir nachlesen, wie ich den Streifen empfunden habe.

Ich persönlich werde immer mehr zum Guy-Ritchie-Fan. Sein 2015er „Codename U.N.C.L.E.“ hat mich lange Zeit sehr begeistert und schürte dadurch die Erwartungen an „The Gentleman“. Aber was kann dieser Film?

Sicher ist, dass auch dieser Film ein klassischer Guy Ritchie ist. Getreu dem Motto „Nichts ist so beständig wie die Veränderung“ ist auch dieser Film nicht mit seinen anderen Werken zu vergleichen. Was ich aber bedenkenlos sagen kann, ist, dass hier ein Filmemacher genau das getan hat, was ihn von anderen Filmemachern unterscheidet: Er hat eine Geschichte erzählt, die wendungsreich, spannend, witzig und aufregend ist.

Der gesamte Film dreht sich um die Abwicklung von Mickey Pearsons Geschäft an einen Milliardär. Dabei zeigt er Hintergründe auf, wie und warum Mickey zu dem geworden ist, was er ist und mit welchen Leuten er welche Deals hat. Die Erzählweise ist dabei besonders. Ohne viel vorweg zu nehmen: Sie wartet mit Perspektivwechseln und einigen Überraschungen auf.

Die Stärken des Films sind jedoch breit gefächert.
Optisch setzt der Streifen keine Highlights, viel Grau in Grau – klassisch britisch – aber dafür authentisch.
Ab der ersten Minute gibt es Szenen, die besonders gut gelungen sind oder einfach zum Stil des Films gepasst haben. Rückblickend betrachtet zelebriert sich der Streifen mit einem Vorspann, der in der Länge und Intensität an das Kino der 1950er- und 1960er-Jahre erinnert, selbst. Allein dieser Vorspann hat einen enormen Coolness-Faktor. Auch darüber hinaus werden Momente inszeniert, die vor Coolness und Stil strotzen. Es bereitet einfach einen Riesenspaß, sich diesen Streifen anzuschauen und mitgenommen zu werden.

Maßgeblich beteiligt sind die Darsteller, die allesamt absolut authentisch sind. Klar, wir müssen uns nicht über große Gefühle unterhalten, aber das schmälert keineswegs die Leistung jedes Einzelnen. In seinem Spektrum und seiner Vielfalt bietet „The Gentleman“ nicht nur eine enorme Fülle verschiedenster Charaktere, sondern erinnert an die jungen Tarantino-Filme, die Ähnliches zu bewerkstelligen vermochten.
Ebenso stark wie die Figuren sind auch die Dialoge, die ebenfalls an ein „Pulp Fiction“ oder „Inglourious Basterds“ erinnern.

Der Film macht einfach unfassbar viel richtig und verdammt wenig falsch. Die Laufzeit ist aber sowohl Fluch als auch Segen, denn einerseits wäre ich gerne noch ein, zwei Stunden bei den Figuren geblieben, andererseits ist „The Gentleman“ ein kurzweiliger Spaß.
Aber wie heißt es so schön: „Ein guter Film kann nicht lang genug sein, ein schlechter Film nicht kurz genug.“

Zu guter Letzt das Setting. Es ist stimmig und unterhaltsam. Es macht Spaß. Grau in Grau juckt niemanden, es gehört einfach zum Charme. Schnitte sind toll und passen sich dem Tempo der Geschichte an. Sie sind maßgeblich an der Entfaltung der Geschichte beteiligt und die Musik ist einfach ein Knaller.

Meine Meinung:
„The Gentleman“ kann der nächste große Kultfilm sein. Rückblickend betrachtet fühlt sich der Streifen wie der „Kansas-City-Shuffle“ an. Er ist einfach so überraschend witzig, spannend und unterhaltsam. Außerdem spricht er sowohl von der Tonalität als auch von der Handlung eher Menschen an, die etwas mit Gangsterfilme anfangen können.

Ich kann nicht anders als eine klare Empfehlung auszusprechen und ihn als ein Highlight zu bezeichnen. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Film aus dem Gangster-Genre.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Humor 8,0 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 9,5 von 10
GESAMT: 8,9

Kingsman: The Secret Service

Titel: Kingsman: The Secret Service
Genre: Action / Komödie / Comicverfilmung
Regie: Matthew Vaughn
Musik: Henry Jackman / Matthew Margeson
Produzenten: Adam Bohling / David Reid / Matthew Vaughn
Dauer: ca. 123 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 16

„Eggsy (Taron Egerton) ist ein Unruhestifter, der immer wieder in Konflikt mit anderen Jungs im Londoner Viertel gerät. Als er eines Tages dank des geheimnisvollen und eleganten Harry Hart (Colin Firth) aus dem Gefängnis entlassen wird, beginnt für Eggsy ein anderes Leben. Harry gehört zu den Kingsman, einer supergeheimen, elitären Agentenorganisation angeführt von Arthur (Michael Caine), die vielversprechende Teenager für ihr hochqualifiziertes Nachwuchsprogramm rekrutiert. Und Harry hat Eggsy ausgewählt. Das Training beginnt – zur selben Zeit als die Welt von dem verrückten High-Tech-Genie Valentine (Samuel L. Jackson) bedroht wird.“
(Rückentext der DVD)

Bevor es ins Kino geht, um den zweiten Teil von „Kingsman“ zu sehen, habe ich mir heute noch einmal den Vorgänger angeschaut, um die Erinnerungen aufzufrischen.
Zum Glück liegt mir die DVD vor, sodass es für mich ein Leichtes ist, sie kurzfristig anzuschauen.

Inhaltlich bringt der Rückentext alles Wesentliche auf den Punkt. Erzählerisch ist „Kingsman“ allerdings sehr flott unterwegs und das weiß letzten Endes auch sehr gut zu unterhalten.
Gleich zu Anfang werden die wichtigen Figuren gekonnt eingeführt und im Laufe der Zeit auch logisch weiterentwickelt. Aber der Film punktet nicht nur aufgrund seiner Handlung und der Erzählweise, sondern auch dadurch, dass er eine witzige Mischung aus Action- und Agentenfilm ist. Und spätestens wenn sich Samuel L. Jackson und Colin Firth über alte James-Bond-Filme und deren Schurken unterhalten – und es dabei zu witzigen Äußerungen kommt – weiß der Zuschauer, dass sich „Kingsman: The Secret Service“ selbst nicht zu ernst nimmt.

Auch unter anderen Gesichtspunkten schafft es „Kingsman“ sehr gut zu unterhalten.
Wenn man sich die Action, die Filmmusik und den Cast genauer anschaut, dann findet man nichts, was nicht in irgendeiner Form zufriedenstellend ist.
Die Action-Sequenzen sind allesamt hochwertig in den Kameraeinstellungen, teilweise sehr gut choreographiert und abwechslungsreich. Außerdem ist die Balance zwischen Action- und Charakterszenen ausgeglichen. Selbst scheinbar unspektakuläre Abschnitte sind extrem interessant gestaltet – wie die bereits erwähnte Szene, in der sich Samuel L. Jackson und Colin Firth unterhalten.

Oft habe ich die zwei ja nun schon erwähnt, dann will ich jetzt auch auf die Leistung der Darsteller zu sprechen kommen und da bietet sich uns natürlich ein vielfältiges Bild von einem sehr guten Cast. Neben den bereits erwähnten Darstellern finden wir auch Mark Strong, Michael Caine und Mark Hamill vor. Taron Egerton, Sofia Boutella und Sophie Cookson kann man eher noch als Nachwuchsdarsteller bezeichnen. Aber eines haben allesamt gemeinsam: Sie sind in der Kombination eine Bereicherung für jeden Filmliebenden. Es bereitet einfach Spaß, sich diesen Film anzuschauen, weil die Leistung stimmt und die Figuren toll sind. Ob Protagonist oder Antagonist, die Figuren kommen glaubwürdig rüber.

Der humoristische Anteil ist im Verhältnis allerdings doch eher gering. Zwar gibt es immer wieder sehr witzige Gespräche, Tätigkeiten oder sonstige Begebenheiten, in denen der Zuschauer ein ums andere Mal grinst, allerdings ist es nicht so, dass man sich den Bauch vor Lachen halten muss.
Unterm Strich kann man aber sagen, dass der Witz gut zum Gesamteindruck passt.

Das Schöne an „Kingsman“ ist, dass die Emotionen und Motive für den Zuschauer keine Geheimnisse sind. Von Anfang an ist klar, was aus welchem Grund gemacht wird und woher der Impuls stammt. Es ist aber nie so, dass die Figuren vorhersehbar oder die Charaktere gar eindimensional sind.
Angefangen mit Eggsy, der zu Beginn sehr wütend und verzweifelt zu sein scheint, bis zu Harry, der die meiste Zeit eine Art Bedauern stark nach außen trug. Darüber hinaus sehen wir insbesondere gelungene Darstellungen von Mut und Verzweiflung.
Liebe und Angst sind aber mindestens ebenso elementar wie die anderen beiden Gefühle. Auch die emotionale Bindung, die Eggsy zu seinem Mentor Harry aufbaut, wird thematisiert.

Die musikalische Untermalung ist abwechslungsreich. Von klassischen Stücken, die spannungsfördernd sind und besonders in Actionszenen ihren Einsatz haben, bis hin zu gesungenen, popartigen Songs, die über den ganzen Film verteilt sind, ist alles dabei.
Abgerundet wird der ganze Streifen mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Schauplätzen und einer sehr guten Kameraarbeit.

Meine Meinung:
Matthew Vaughn hat mit „Kingsman: The Secret Service“ einen witzigen, rasanten und actionreichen Agentenfilm gedreht, der mit tollen Haupt- und Nebenfiguren, aber auch mit einer logischen und abgedrehten Handlung punktet.

Vaughn hat bereits mit „Kick Ass“ und „X-Men: Erste Entscheidung“ sein können unter Beweis gestellt. Offensichtlich hat er einen Hang zur Comicverfilmung. Sei es drum, mir gefällt es und ich hoffe, dass seine zukünftigen Werke – allen voran „Kingsman: The Golden Circle“ – mich ebenso begeistern wie dieses. Ein klares Highlight für besonders gute und kurzweilige Unterhaltung.

Meine Wertung:
Spannung: 8,5 von 10
Action: 8,0 von 10
Humor: 7,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 7,5 von 10
Setting: 9,5 von 10
GESAMT: 8,2

Reihenfolge:
1. Kingsman: The Secret Service
2. Kingsman: The Golden Circle

Sie nannten ihn Jeeg Robot

Titel: Sie nannten ihn Jeeg Robot (ital. „Lo chiamavano Jeeg Robot“)
Genre: Science-Fiction / Fantasy / Action
Regie: Gabriele Mainetti
Musik: Gabriele Mainetti / Michele Braga
Produzenten: Gabriele Mainetti
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„Auf der Flucht vor der Polizei kommt der Kleinkriminelle Enzo mit radioaktivem Abfall in Berührung. Er entwickelt übermenschliche Kräfte, die er konsequent zum eigenen Vorteil nutzt. Als Enzo dabei gefilmt wird, wie er einen Bankautomaten aus der Wand reißt, erlangt er landesweite Berühmtheit und weckt das Interesse des größenwahnsinnigen Mafiabosses Gypsy. Dieser will ihn benutzen, um ganz Rom zu beherrschen. Als Enzo die hübsche und verrückte Alessia trifft, sieht diese in ihm den Manga-Superhelden Jeeg Robot. Sie versucht ihn zu überzeugen, für das Gute zu kämpfen und den Herrn des Feuers zu besiegen…“
(Rückentext der DVD)

Der fünfte Film, den ich zufällig aus dem DVD-Regal gezogen habe ist „Sie nannten ihn Jeeg Robot“.
Die anderen vier waren „Ohne Limit“, „Codename U.N.C.L.E.“, „Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“ und zu guter Letzt „Iron Sky“. Mal sehen, ob ich mit dem wieder so viel Glück hatte, wie mit fast allen anderen meiner kleinen „Zufallschallenge“.

Die Handlung dreht sich um den Kleinkriminellen Enzo, der durch einen Unfall zu Superkräften kommt. Er erlangt Berühmtheit, nachdem er einen Geldautomaten aus der Wand schlug und riss. Von nun an wird er nicht nur von der Polizei, sondern auch vom durchgeknallten Mafiaboss Gypsy gejagt. Die verrückte Alessia, die er eher zufällig kennenlernt, nennt ihn Jeeg Robot, nach ihrer Lieblingsanimefigur, und versucht ihn von nun an dazu zu überzeugen, Gutes zu tun und sich von der Kriminalität loszusagen.

Die Story um Enzo ist chronologisch und abwechslungsreich erzählt. Dabei erzeugt sie immer wieder Spannung und schafft es, den Zuschauer langfristig und nachhaltig an den Fernseher zu fesseln.
Die Geschichte an sich ist dabei zwar wenig innovativ, aber aufgrund der Inszenierung und dadurch, dass Italien und im Speziellen Rom ein wunderbar unverbrauchtes Bild bietet, erscheint der ganze Streifen in einem interessanten und fesselnden Licht.

Wenn es um die Spannung geht, ist „Jeeg Robot“ auf jeden Fall auf einem guten Weg. Das lässt sich ganz einfach begründen. Wie bereits erwähnt, ist die Geschichte an sich zwar wenig innovativ, allerdings ist die Inszenierung überaus gelungen. Zusätzlich ist die Mischung aus Handlung, Figuren und den entsprechenden Darstellern eine sehr harmonische.

Emotionstechnisch hat „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ auch einiges zu bieten.
Dabei geht es weit über die sichtbaren Emotionen hinaus. Der Grundtenor ist ein eher pessimistischer mit gedämpften Gefühlen. Die charakterliche Entwicklung ist den ganzen Film über stetig und interessant anzusehen. Auch die gezeigten Gefühle sind in der Breite und viel wichtiger in der Tiefe weitestgehend glaubhaft. Es werden nicht nur die üblichen Emotionen wie Wut, Angst, Mut, Trauer oder Hoffnung gezeigt, sondern eben auch Selbstzweifel. Das ganze gepaart mit der Entwicklung, die nahezu jede Figur durchläuft, ist mindestens genauso reizend.

Die Glaubwürdigkeit ist auch absolut vorhanden. Die Leistungen der Darsteller, die durch die Bank in Deutschland nicht bekannt sind, ist überragend. Mit Luca Marinelli bekommt der Zuschauer einen hervorragend spielenden Antagonisten, aber was noch viel besser ist: mit Claudio Santamaria bekommt das Publikum einen richtig gut aufspielenden Protagonisten. Obwohl Enzo von der ersten Minute an eher ein Antiheld ist, wird er doch mit so viel Leben und Charakter gefüllt, dass dem Zuschauer sein Wohl nicht egal ist. Ich persönlich mag es ja, wenn mich ein Film so sehr überzeugt wie dieser.

Die Actionsequenzen sind alle ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist der Streifen die ganze Zeit nicht überladen. Die Action ist immer passend eingesetzt und hat auch sehr gut zur Handlung, Stimmung und Atmosphäre gepasst. Andererseits sehen viele Sequenzen stark bearbeitet bzw. CGI-lastig aus. Das geht sogar so weit, dass „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ leicht trashig aussieht. In dem Fall passt die Action nicht ganz zum Streifen, da so ziemlich alles sehr ursprünglich und bodenständig aussieht. Technisch konnte man wohl die Action nicht anders umsetzen und musste daher auf Greenscreen und CGI zurückgreifen.

Das Setting ist, wie eingangs beschrieben, unverbraucht. Ich fange allerdings mit den Kostümen an, die allesamt sehr normal aussehen. Es gibt keine aufwendigen Kostüme, Rüstungen oder ähnliches. Dieser Umstand lässt Enzo mehr als einen normalen Menschen wirken und unterstreicht auch mehr dieses Antihelden-Image.
Die Maske hat eine echt gute Arbeit geleistet. Wunden und andere körperliche Veränderungen sehen sehr wertig und echt aus. Dabei wird auch nicht übertrieben viel Kunstblut vergossen.
Die Schauplätze bzw. Kulissen sind Rom und seine Umgebung. Italien ist in den letzten Jahren so gut wie ganz in den Hintergrund geraten, wenn es um Filmschauplätze geht. Umso erstaunlicher ist man als Zuschauer, dass man mit „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ einen Streifen bekommt, der so gut wie nichts mit ARTHAUS oder anderen „Kulturfilmen“ zu tun hat. In diesem Setting passt die ganze Geschichte um Enzo sehr, sehr gut.

Die Musik ist absolut passend, meistens auf den Punkt und immer mit dem Vorsatz Spannung zu erzeugen und die Atmosphäre zu stützen. Hin und wieder wird es auch etwas episch, in diesen Momenten weiß man nicht, worauf man mehr achten soll: Film oder Musik? In diesen Szenen ist die musikalische Untermalung tatsächlich drüber und zu sehr im Vordergrund.

Meine Meinung:
„Sie nannten ihn Jeeg Robot“ hat mich vollkommen überrascht. Ich mag den ganzen Film von vorne bis hinten. Zum einen liegt es daran, dass ein (Anti-)Held eher unfreiwillig entsteht und dann auch noch durch radioaktiven Müll. Auch das ist ein Umstand, der extrem gut passt, denn im aktuellen Kino gibt es derzeit keinen Helden, der auf diesem Weg zu seinen Kräften gekommen ist.

Rom bzw. Italien insgesamt hat seit jeher vielfältige Möglichkeiten dargestellt zu werden und es freut mich, endlich mal wieder ein erstaunlich unverbrauchtes Setting zu Gesicht zu bekommen.

Um es auf den Punkt zu bringen: „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ ist ein künstlerisch wertvoller Film, der mit wundervollen Figuren, einem frischem Setting und einer spannenden Inszenierung daherkommt. Ich kann nicht nur, ich muss sogar eine Empfehlung aussprechen und da mich dieser Streifen nicht nur gut unterhalten, sondern auch noch echt überrascht hat, bekommt „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ mein Highlight-Siegel.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 6,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 9,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 7,5 von 10
Action: 6,0 von 10
Setting: 9,0 von 10
GESAMT: 7,7

Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn

Titel: Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn (engl.: „The Adventures of Tintin“)
Genre: Animationsfilm / Abenteuer
Regie: Steven Spielberg
Musik: John Williams
Produzenten: Steven Spielberg / Peter Jackson / Kathleen Kennedy
Dauer: ca. 107 Minuten
Erscheinungsjahr: 2011
Altersfreigabe: FSK 6

„Der allseits beliebte junge Reporter Tim und sein treu ergebener Hund Struppi – klassische Figuren ihres Schöpfers Hergé – erwachen im internationalen Filmhit ‚Die Abenteuer von Tim und Struppi’ zum Leben. Nach dem Kauf eines Schiffsmodells mit brisantem Inhalt, geraten Tim und seine Freunde ins Visier eines teuflischen Schurken. Erst auf hoher See, dann in der Wüste Nordafrikas: Jede Wendung beschert dem Zuschauer mehr Nervenkitzel, Spannung und Abenteuer für die ganze Familie.“
(Rückentext der BluRay)

Heute habe ich mir einen weiteren von fünf angeschaut. Die ersten beiden waren „Ohne Limit“ und „Codename U.N.C.L.E.“, heute habe ich mich um Steven Spielbergs „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ aus dem Jahr 2011 gekümmert.

Die Zutaten dieses fulminanten Abenteuers sind eine wendungsreiche Geschichte, ein Schiffsmodell, ein Trunkenbold von Kapitän, ein fieser Antagonist und die Neugier eines übereifrigen Reporters mit seinem Hund.
Jener Reporter wird eher unfreiwillig in ein Abenteuer gerissen, das ihn aufs Meer, in die Luft und sogar in die Wüste bringt und immer dabei sein Hund.
Der Rückentext beschreibt am besten die Handlung ohne dabei zu viel zu spoilern.
Allen voran ist die Erzählweise rasant, chronologisch und logisch nachzuvollziehen. Große Sprünge auf der zeitlichen Ebene gibt es nicht. Besonders raffiniert sind Szenen, die in einer Art Rückblende erzählt sind.

Bevor ich an dieser Stelle über die Spannung rede, sei gesagt, dass sich diese aus sehr vielen Elementen zusammen setzt.
Wesentlicher Bestandteil sind Authentizität und Animationen. Auch die Geschichte an sich ist bei einer vernünftigen Inszenierung durchaus ein Mittel, das sehr viel Spannung erzeugen kann.
Wie bereits erwähnt ist der Streifen sehr rasant. Genauso eine Inszenierung ist richtig und wichtig, damit der Film funktioniert. Tim und Struppi waren nie Sherlock Holmes und haben nie ausgefeilte Rätsel benötigt. Auch bei diesem Film ist das Rätsel nicht zu hoch gegriffen und doch knifflig genug, um einen gewissen Reiz auszuüben.
Die Authentizität der Figuren ist nicht weniger als wunderbar. Charakterlich sind sie allesamt fantastisch gezeichnet. Jede Figur hat seine Stärken und Schwächen, diese werden aber nicht übertrieben dargestellt. Wo bei den Kindern besonders die Bilder Eindruck schinden werden, ist es doch die charakterliche Tiefe, die den erwachsenen Beobachter faszinieren wird. Wohl wissentlich, dass es sich bei diesem Streifen nach wie vor um einen Animationsfilm handelt.
Und so bin ich beim dritten Punkt angelangt, der wesentlicher Bestandteil für die Zusammensetzung der Spannung ist: die Animationen.
Sie sind technisch auf einem hohen Niveau und überzeugen auf ganzer Linie, auch heute noch, obwohl der Streifen schon sechs Jahre alt ist. Als Zuschauer bekommt man das Gefühl, dass hier besonders viel Liebe im Film steckt, denn die Animationen sind sehr detailliert. Das animierte Bild der Figuren ist sehr weich und doch sehr nah an der comichaften Vorlage und das ist das Erstaunliche. Die Charaktere bekommen ein aufpoliertes Äußeres ohne dabei ihren Kern, ihr Inneres, zu verlieren.
Fans der Serie werden damals wie heute von der animationsfilmischen Umsetzung nicht enttäuscht.
All diese Punkte sind wichtig, um die Spannung dieses kleinen Meisterwerks zu beurteilen und ich habe an dieser Stelle fast nichts auszusetzen.
Es sind Nuancen, an denen man sich aufziehen kann, so gibt es Szenen und Einstellungen, in denen Haare, Sand oder Regen einfach zu sehr computeranimiert aussehen, obwohl der Streifen die meiste Zeit ein qualitativ anderes Bild zeigt. Darüber hinaus sind die beiden Nebenfiguren Schulze und Schultze nicht so gut getroffen und wirken vielerorts deplatziert.

Die Emotionen sind immer schwer zu beurteilen, da der Zuschauer ja doch auch auf Mimik und Gestik achtet und durch Körpersprache Stimmungen interpretiert. „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ ist aber ein animiertes Abenteuer, in dem man nicht immer am Gesichtsausdruck erkennt, ob die Figur aufgewühlt, wütend oder traurig ist. In den Charakter- und Dialogszenen lässt sich allerdings ein Eindruck gewinnen. Die Gefühlspalette ist limitiert, sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Das ist ein durchaus legitimes Mittel, solange die Handlung unter diesen Voraussetzungen funktioniert und im Fall von Tim und Struppi funktioniert sie sogar recht gut. Es gibt aber durchaus Animationsfilme, die Emotionen besser herausgearbeitet haben und wo man in diesem Punkt näher an den Figuren dran war und sie gerne ins Herz geschlossen hat.

Die Musik ist von John Williams komponiert und wie in nahezu jedem Film, zu dem er die Musik gemacht hat, gibt es nichts zu meckern. Die Untermalung war spannungsfördernd, immer mit einem leichten Touch in Richtung episch. Der Zuschauer bekommt das Gefühl, dass er Zeuge eines grandiosen Abenteuers ist. Eine perfekt getroffene Untermalung, die im Bereich der animierten Abenteuerfilme seinesgleichen sucht.

Mit einer Laufzeit von ca. 107 Minuten bekommt Groß und Klein einen sehr kurzweiligen und rasanten Film geboten. Die ganze Zeit gibt es keine unnötigen Längen, in denen zu viel Spannung verloren geht.

Meine Meinung:
Ja, „Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“ ist Film Nummer 3 von 5, den ich nach dem Zufallsprinzip aus meinem DVD-Regal gezogen habe.

Ich hatte wirklich großen Spaß mit diesem Streifen, vor allem weil dieser Film für mich zum Inbegriff von „Abenteuerfilm“ geworden ist. Als ich ihn das erste Mal vor einigen Jahren sah, wusste ich sofort, dass das ein waschechtes und knackiges Abenteuer ist, das auch bei der zweiten, dritten und vierten Sichtung immer noch seinen Reiz, seine Spannung und seine Schönheit behält.
Was wünscht man sich mehr von so einem Film, als das Wissen, gut unterhalten zu werden?

So mancher Realfilm, der in Richtung Abenteuer geht, kann sich von diesem Schmuckstück etwas abschneiden und wird dann immer noch nicht an die Qualität und Intensität dieses Streifens herankommen. Ein absolut sehenswerter Film, der nicht umsonst in meinem DVD-Regal gelandet ist.
Ein Highlight-Siegel ist längst überfällig.

Meine Wertung:
Spannung: 9,5 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
Animationen: 9,5 von 10
Abenteuer: 10 von 10
GESAMT: 8,9

Codename U.N.C.L.E.

Titel: Codename U.N.C.L.E. (engl. „The Man from U.N.C.L.E.“)
Genre: Action / Komödie
Regie: Guy Ritchie
Musik: Daniel Pemberton
Produzenten: John Davis / Steve Clark-Hall / Lionel Wigram / Guy Ritchie
Dauer: ca. 116 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 12

„Anfang der 1960er-Jahre, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, sehen sich CIA-Agent Solo (Henry Cavill) und KGB-Agent Kuryakin (Armie Hammer) gezwungen, ihre jahrelangen Feindseligkeiten zu überwinden, um gemeinsam gegen ein geheimnisvolles internationales Verbrechersyndikat vorzugehen, weil es das empfindliche Gleichgewicht der Supermächte zu destabilisieren droht. Die Agenten haben zunächst nur einen einzigen Anhaltspunkt auf der Suche nach einem verschwundenen deutschen Wissenschaftler – er allein kann ihnen helfen, sich in das Syndikat einzuschleusen.
Inszeniert wurde dieses coole, stylische Action-Abenteuer von Guy Ritchie.“
(Rückentext der BluRay)

Wie schon bei „Ohne Limit“ habe ich auch dieses Mal per Zufallsprinzip einen Film ausgewählt. Anfänglich waren es fünf Filme, die ich zur Auswahl hatte, nun waren es vier. Bleiben noch drei, die ich auf jeden Fall als nächstes schauen möchte. Welche das sind, erfahrt ihr natürlich nach und nach hier auf dem Blog. Heute kümmere ich mich aber erstmal um „Codename U.N.C.L.E.“.

Der Rückentext hilft schon ziemlich gut, den Stoff einzuordnen und gibt eine grobe Richtung vor. Genauer betrachtet steht die Handlung des Filmes aber durchaus in Konkurrenz zu einem James Bond Film. An dieser Stelle muss ich aber auch sagen, wer hier ein Bond-Abklatsch erwartet, wird überrascht und enttäuscht zugleich.

Die Geschichte dreht sich um zwei Superagenten, eine Ost-Berliner-Automechanikerin und Pläne für eine Atombombe. Da steckt unglaublich viel Potential hinter, das der Film nicht gänzlich aber zum größten Teil ausschöpfen kann. Die Inszenierung ist wild, dreckig und absolut stilecht. Die Erzählweise ist chronologisch, spannungsfördernd und witzig mit Elementen, die mehrfach gedeutet werden können. Oder kurz: Man bekommt einen echten Guy-Ritchie-Film. Und das ist auch schon größtenteils das Hauptargument für diesen Film. Natürlich gibt es auch ganz viele andere Punkte, die für „Codename U.N.C.L.E.“ sprechen, aber mit dem Namen des Regisseurs bekommt man schon mal eine gewisse Vorahnung.

Spannung, Emotionen und Originalität laufen unter einem großen Punkt zusammen, nämlich in der Atmosphäre. Guy Ritchie schafft es immer, in seinen Filmen eine ganz besondere Aura zu erzeugen und so reiht sich „Codename U.N.C.L.E.“ grandios in sein filmschaffendes Wirken. Tatsächlich fällt es mir schwer, einen Anfang zu finden.
Alleine die Kombination aus 1960er-Jahre Spionagefilm, den stilechten Schauplätzen, dem Look, der Musik, der Auswahl der Darsteller, der Leistung der Schauspieler, den Figuren und der Thematik, die so typisch, ja gefühlt klischeehaft, ist, aber dann auch so knallhart zu überzeugen weiß, macht diesen Film zum kleinen Highlight.
Die Darsteller: Henry Cavill, Armie Hammer und Alicia Vikander sind überzeugend, authentisch und passen optisch wunderbar in die Zeit, in der der Film spielt. Mit Elizabeth Debicki und Hugh Grant wartet der Streifen mit zwei weiteren wunderbaren Darstellern auf. Durch Sylvester Groth und Christian Berkel wird das Ensemble durch zwei deutsche Schauspieler abgerundet. Ersterer bekommt mehr Screentime und ist auf eine ganz besondere Art und Weise faszinierend und überzeugend.
Auch die Charakterszenen und die daraus resultierenden Dialoge bringen Spaß, haben Witz und überzeugen.

Emotionstechnisch birgt dieser Film viele Facetten. Es gibt Momente, in denen er stark zurückgenommen ist und im nächsten Moment schafft er es, geladen voller Gefühl daher zu kommen und – zwar nicht zu berühren – zu überraschen.
Da stört es auch nicht, dass es für einen kurzen Moment einen Anflug von Klischee gibt. Zum Glück bleibt es bei diesem kurzen Moment.

Zum Setting lässt sich viel sagen, aber nichts Negatives.
Es werden verschiedene Schauplätze genutzt, die auch echt sind und zum Geschehen passen. Von Ost-Berlin bekommt man den vermutlich authentischsten Ort zu sehen: Checkpoint Charlie. Ein Großteil der Geschichte spielt in Italien und auch dort sind die verwendeten Schauplätze stilecht inszeniert. Innenraumaufnahmen fühlen sich an, wie aus einer anderen Zeit. Die Möbel, die verwendeten Requisiten und die Kostüme passen unfassbar gut in die Zeit. Auch die Autos, Motorräder und das Design der Straßen stammen aus den ´60ern.
Die Kameraarbeit und auch die Einblendungen erinnern an alte Filme. Mit großen gelben Lettern fängt der Streifen an und zieht den Zuschauer von der ersten Sekunde an in eine komplett andere Welt. Die Welt von „Codename U.N.C.L.E.“ ist facettenreich, birgt Spannung und hat das gewisse Etwas, das von einem Besitz nimmt.

Die Action beschränkt sich nicht nur auf die üblichen Spionagetätigkeiten, sondern hat da auch ganz klassische Verfolgungsjagden und Schießereien parat. Auch ein unorthodox geführter Faustkampf zwischen zwei Männern veranschaulicht die Bandbreite der genutzten Action. Effekte und Aktionen, die im Zuge der aufregenden Szenen verwendet werden, sehen die ganze Zeit über nie billig aus. Explosionen und Stunteinlagen sehen sehr wertig aus und bringen Spaß.

Der Musik kommt eine doppelte Bedeutung zu. Zum einen bekommen wir sehr viel ´60er-Jahre-Songs zu hören, die mitunter die Geschichte tragen und ganze Passagen einleiten. Zum anderen gibt es ganz klassische spannungsfördernde Musik, die einzelne Szenen untermalt und unterstützt. In beiden Fällen ist der Einsatz und die Songauswahl nicht nur passend, sondern auch über alle Maßen überzeugend.

Mit ca. 116 Minuten ist der Streifen auch nicht zu lang. Für mich persönlich war er eher noch zu kurz. Auch wenn die Geschichte auserzählt war, hätte ich ihn mir allein aufgrund der Atmosphäre, Figuren und Darbietung noch Stunden angucken können. Da man schon vom ersten Moment eine besondere Verbindung zu dem Streifen bekommt, möchte man das Ende oder einen Showdown hinauszögern. Nichtsdestotrotz fieberte ich ihm förmlich entgegen.

Meine Meinung:
Am Ende einer hoffentlich nicht allzu verwirrenden Kritik steht auch meine Meinung. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich viel Spaß mit „Codename U.N.C.L.E.“ hatte und ich hatte echte Schwierigkeiten, diese Rezension zu schreiben, denn in meinem Kopf hat sich alles überworfen. Ich wusste nicht, wo ich anfangen soll. Der Streifen ist einfach toll, ein Highlight, ein Film, den ich mir definitiv noch öfter anschauen werde.

Als Zuschauer merkt man richtig, dass die Darsteller Freude an der Zusammenarbeit mit Guy Ritchie hatten. Jede Szene strotzte vor Spielfreude und Überzeugung. Bei all den vielen Dingen, die der Streifen richtig macht, fehlt es ihm aber dennoch an der einen oder anderen Stelle an Durchschlagskraft. Insbesondere die Story macht hier auf sich aufmerksam. Sie ist gut erzählt und inszeniert, allerdings ist sie eben klassisch und nicht innovativ.
Zu bemängeln habe ich außerdem die Laufzeit. Für mich hätte der Streifen definitiv noch länger dauern können.

Am Ende bleibt mir zu sagen, dass „Codename U.N.C.L.E.“ die typische Guy Ritchie Handschrift trägt und damit nicht weniger als ein Hightlight-Film ist.

Meine Wertung:
Spannung: 9,5 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Setting: 10 von 10
Action: 8,5 von 10
Musik: 10 von 10
GESAMT: 9,0

Swiss Army Man

Titel: Swiss Army Man
Genre: Tragikomödie
Regie: Daniel Kwan / Daniel Scheinert
Musik: Andy Hull / Robert McDowell
Produzenten: Jim Kaufmann / Gideon Tadmor
Dauer: ca. 93 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„Er hat weder einen ‚Freitag’ zur Ablenkung noch einen Volleyball zur Ansprache. Deshalb hat der auf einer einsamen Insel gestrandete Hank (Paul Dano) bereits mit seinem Leben abgeschlossen und sich den alles beendenden Strick geknüpft, als ihn ein merkwürdiges ‚Strandgut’ ablenkt und unverhofft zu seinem Lebensretter wird: Die aufgeblähte Leiche von Manny (Daniel Radcliffe) entpuppt sich als veritabler, (un-)toter Alleskönner, mit dem sich trefflich Boot fahren, jagen und sogar kommunizieren lässt. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft…“
(Rückentext der DVD)

„Swiss Army Man“ ist ein recht aktueller Film aus dem Jahr 2016. Im letzten Jahr gab es diverse Möglichkeiten, ihn im Kino zu sehen, doch leider verpasste ich jede. Selbst auf dem großen „Fantasy Film Fest“ in Hamburg, kam ich nicht dazu, ihn mir anzusehen.
Als er auf DVD erschien, habe ich dann gleich zugegriffen. Endlich konnte ich ihn sehen. Endlich.

„Swiss Army Man“ ist ein etwas anderer Film, sowohl inhaltlich, als auch technisch. Wenn es um die Kulissen, die Effekte und die Darsteller geht, trumpft er durch gekonntes Schauspiel, eine grundsolide Story, aberwitzige Effekte und viele Naturaufnahmen auf.

Die Geschichte dreht sich um Hank und Manny, die eher zufällig aufeinandertreffen. Die Reise beginnt auf einer einsamen Insel. Hank will seinem Leben ein Ende setzen und Manny wird angespült. Obwohl Manny offensichtlich nicht mehr am Leben ist, freundet sich Hank mit ihm an. Diese Freundschaft ist das grundlegende Thema im Film. Wie entsteht sie und noch viel wichtiger: Wie wird sie fast zur wichtigsten Sache der Welt?

Von Anfang an wird dem Zuschauer klar gemacht, dass das hier ein ganz besonderer Streifen ist. Das merkt man vor allem an den vielen Nahaufnahmen, die Hank oder Manny aus der Sicht des jeweils anderen zeigen. Der Zuschauer ist Zeuge einer extrem intensiven Freundschaft, die sich stetig aufbaut.
Schauspielerisch ist das Duo Radcliffe/Dano unglaublich stark. Ich gehe sogar so weit und sage, dass die Filmwelt und alle Filmliebenden auf genau so etwas gewartet haben. Die Filmschaffenden haben mit dem Casting dieser beiden Darsteller ein extrem glückliches Händchen bewiesen. Wobei, es war wohl abzusehen, wie gut sie sind, wenn man sich die bisherigen Arbeiten der Akteure genauer anschaut. Daniel Radcliffe überzeugt als Leiche, Schweizer Taschenmesser und ein mal mehr als Charakter-Darsteller. An dieser Stelle danke ich Gott für Paul Dano. Er hat mit seiner Rolle als Hank nicht nur eine überragende Rolle gespielt, sondern auch zu großen Teilen die Story auf seinen Schultern getragen. Er ist mit dieser Leistung über jeden Zweifel erhaben. Eine Absolute Top-Besetzung.
Die Nebendarsteller, die im Laufe des Filmes eingeführt werden und tatsächlich eine untergeordnete Rolle einnehmen, sind eins zu eins austauschbar. Sie dienen den beiden Hauptdarstellern zur Unterstützung. Dennoch kann man dem Cast nur ein sehr hohes Niveau zusprechen.

Die Musik ist ein extrem wichtiger Punkt in diesem Film. Man hört viel Percussions-Musik und das ein oder andere Schlagzeug, die aber nicht einfach nur rhythmisch, sondern melodisch, unterhaltsam und gleichzeitig in gewisser Weise auch puristisch sind. Es ist unglaublich beeindruckend, dass ein Film bewusst auf fertige Songs oder klassische Stücke verzichtet. Die vorkommenden „bap bap bap“-Gesänge klingen so, als ob sie von den Figuren selbst komponiert oder ausgedacht wurden. Vor diesem Gedanken untermalt die Musik das Grundthema der Freundschaft. Es klingt eben alles sehr improvisiert, und zwar so, wie es nur von Freunden improvisiert werden kann.

Was den Witz angeht, schafft der Streifen es, auf ganzer Linie zu unterhalten. Es sind allerdings weniger die pointierten Witze, die „Swiss Army Man“ macht, als mehr die Begebenheiten, die situationskomisch aufgearbeitet werden. Die gesamte Situation, in der sich Hank und Manny befinden, ist zwar eigentlich tragisch, aber auch absurd zugleich, sodass jede Szene mehr oder weniger abgedreht komisch und überspitzt ist.

Aus all den Punkten, lässt sich ein ziemlich genaues Bild davon zeichnen, ob „Swiss Army Man“ spannend ist. Eine klare Aussage möchte ich an dieser Stelle dennoch nicht geben, denn ich bin zweigeteilter Meinung. Spannung ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch ein zu extremes Wort, es ist eher ein sehr gesteigertes Interesse. Als Zuschauer gibt es immer wieder Momente, an denen man sich mit den Figuren identifizieren kann und sich in die Charaktere einfühlt. Zum Ende hin wird dann tatsächlich aus durchgehend großem Interesse, auf wirklich hohem Niveau, Spannung.
Die komplette Laufzeit über lässt „Swiss Army Man“ den Zuschauer lachen, staunen und Herzklopfen haben. Abschließend kann ich diesem Streifen nur seinen Unterhaltungswert bestätigen, er ist definitiv immens.

Meine Meinung:
In der jüngeren Vergangenheit gibt es nur sehr wenige Filme, die mich ähnlich gut unterhalten haben. „Swiss Army Man“ ist von Anfang bis Ende ein starker Film, der mich beeindruckt, gefesselt und ein Stückweit umgehauen hat.

Ich kann jedem dieses kunstvolle Meisterwerk sehr ans Herz legen, denn es spricht den Zuschauer auf mehreren Ebenen an. Das wundervolle an diesem Streifen sind aber die beiden Hauptdarsteller, die wunderbar harmonieren. Der Soundtrack und die Handlung, gepaart mit dem Thema und der Inszenierung ergeben einen komplett runden Film.

Ich gehe sogar soweit und sage, dass dieser Film ein Highlight ist.

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 9,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 9,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 8,0 von 10
Humor: 8,5 von 10
GESAMT: 8,6

The Dark Knight

Titel: The Dark Knight
Genre: Comicverfilmung / Action
Regie: Christopher Nolan
Musik: Hans Zimmer /James Newton Howard
Produzenten: Christopher Nolan / Emma Thomas / Charles Roven
Dauer: ca. 146 Minuten
Erscheinungsjahr: 2008
Altersfreigabe: FSK 16

„Die Fortsetzung von ‚Batman Begins’. ‚The Dark Knight’ verein Regisseur Christopher Nolan und Hauptdarsteller Christian Bale, der erneut die Rolle des Batman/Bruce Wayne in seinem Kampf gegen das Böse verkörpert. Unterstützt von Lieutenant Jim Gordon und Staatsanwalt Harvey Dent setzt Batman sein Vorhaben fort, das organisierte Verbrechen in Gotham endgültig zu zerschlagen. Das Dreigespann erweist sich als effektiv. Doch bald sehen sie sich einem genialen, immer mächtiger werdenden Kriminellen gegenüberstellt, der als Joker bekannt ist: Er stürzt Gotham in ein anarchisches Chaos und zwingt Batman immer näher an die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Rache.“
(Rückentext der DVD)

Und wieder habe ich ein Soloabenteuer meines liebsten Superhelden angeschaut. Heute geht es um den vielfach gelobten, nominierten und ausgezeichneten Streifen „The Dark Knight“.

Die Geschichte dreht sich um Bruce Wayne und sein Alter-Ego Batman. Zeitlich spiel dieser Teil nach seinem Vorgänger „Batman Begins“, der seinerzeit die Geschichte erzählt wie es dazu gekommen ist, dass aus dem Milliardär Bruce Wayne der dunkle Ritter geworden ist. „The Dark Knight“ geht dabei einen Schritt weiter und führt die Story fort.
In einer chronologischen Erzählweise erfährt sieht der Zuschauer erstmalig, wie der Joker auf die Bildfläche tritt und anfängt Gotham ins Chaos zu stürzen. Auf unorthodoxe Art und Weise begeht er Verbrechen und schreckt dabei auch nicht vor Opfern zurück, getreu dem Motto „Je mehr, desto besser“, schreitet der Joker als ein psychisch labiler Krimineller durch die Straßen und verbreitet dabei nicht nur Angst sondern auch Schrecken. Unterstützt von Jim Gordon und Harvey Dent hat Batman zwei Verbündete, die mit ihm gegen einen unberechenbaren Gegner ankämpfen. Dabei müssen alle drei mehr Opfer denn je bringen.

Allein durch die Handlung, die Figurenkonstellation und die Inszenierung wird soviel Spannung aufgebaut, dass es dem Zuschauer kaum im Sitz hält.
Von der ersten Minute an wird Interesse und Aufregung aufgebaut. Es beginnt mit der Musik von Hans Zimmer, die ähnlich wie im ersten Teil, immer in die Gänsehautkerbe schlägt. Weiter sind es die Figuren, allen voran Christian Bale und Heath Ledger, die eine unglaubliche Bildpräsenz haben und immer alle Blicke auf sich ziehen und zu guter Letzt die Geschichte.
Der dunkle Ritter und sein Kampf gegen das Verbrechen, eine klassische Geschichte eines Helden, der alleine für Recht und Ordnung sorgt. Auch in den Charakterszenen entsteht keine Langeweile, ganz im Gegenteil, alles dient dazu den Zuschauer zu fesseln und die Handlung so aufregende wie möglich zu gestalten. Keiner, aus einem sehr berühmten Cast, ist unglaubwürdig oder lässt in irgendeiner Form zu wünschen übrig, auch das ist ein wichtiger Punkt, um die Spannung aufrecht zu erhalten.

Die Emotionen sind sehr vielfältig, auch aufgrund der Tatsache, weil sich Batman immer wieder im Zwiespalt befindet. Auch auf andere Sicht spielen die Gefühle eine Übergeordnete Rolle. Aaron Eckhart und Maggie Gyllenhaal interagieren hervorragend und sehr glaubhaft miteinander und so bahnt sich natürlich eine komplizierte aber echte Liebesbeziehung an.
Gegenüber dem ersten Teil hat sich Gary Oldman wesentlich verbessert und war weitestgehend überzeugend. Die eindimensionale und sehr schwache Katie Holmes wurde durch die besser aufspielende Maggie Gyllenhaal ersetzt.
Den krönenden Abschluss bildet dabei Heath Ledger. Irre überzeugend, gnadenlos unberechenbar und absolut verrückt und dabei so glaubhaft wie kein anderer Darsteller, schafft es Heath Ledger einer Figur so viel Leben einzuhauchen.

Authentisch überzeugend sind nicht nur die oben genannten Darsteller, sondern auch allen voran Michael Caine und Morgan Freeman. Auch sie schaffen es ihren Figuren tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. Im Gegensatz zu „Batman Begins“ gibt es in diesem Streifen keinen Darsteller, der in irgendeiner Form schlecht aufgespielt hat. Naturgemäß ist nicht alles zu 100 Prozent glatt gelaufen, aber grundsätzlich stimmt der Eindruck und das Erscheinungsbild.

Mit einer Actionszene beginnt „The Dark Knight“. Wo im ersten Teil der Mix aus Charakter- und Actionszenen noch sehr ausgewogen war, ist er es im zweiten Teil nun nicht mehr. Minutenlang sehen wir mehrere Sequenzen in denen eine Explosion die andere jagt. Ja, schon seit der ersten Minute wird das Stilmittel der Action verwendet und großflächige Teile der Geschichte übersprungen. Technisch ist sie allerdings sehr gut gemacht und hervorragend in Szene gesetzt.

Die Musik wurde wieder von Hans Zimmer und James Newton Howard komponiert. Artverwandt sind die Stücke mit dem ersten Teil und wie schon eingangs erwähnt, sind sie in jedem Fall Gänsehautfördernd. Zwar sind die Stücke alle klassischer Natur, überzeugen aber auf ganzer Linie.

Meine Meinung:
Die „The Dark Knight“-Trilogie begann mit „Batman Begins“ und geht nun weiter mit „The Dark Knight“. Der Film, für dessen Leistung Heath Ledger postum einen Oscar® gewonnen hat, hat mich nicht nur unterhalten, sondern auch auf ganzer Linie überzeugt.

Ich kann hier nicht nur eine Empfehlung für alle Fans von Comicverfilmungen aussprechen, sondern insgesamt für jeden. Spannungstechnisch aber vor allem darstellerisch erreicht „The Dark Knight“ ein Level, das viele Jahre für jeden Schauspieler unerreicht sein wird. Heath Ledgers Darbietung ist über alle Maßen überzeugend und sucht nach wie vor seines Gleichen.

Ein absolutes Highlight, für viele, viele Jahre.

Meine Wertung:
Spannung: 10 von 10
Action: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 9,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Musik: 9,0 von 10
GESAMT: 9,0

Reihenfolge:
1. Batman Begins
2. The Dark Knight
3. The Dark Knight Rises

Tschick

Titel: Tschick
Genre: Roadmovie / Jugendfilm / Romanverfilmung
Regie: Fatih Akin
Musik: Vince Pope
Produzenten: Marco Mehlitz
Dauer: ca. 89 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 12

„Während die Mutter in der Entzugsklinik und der Vater mit seiner Assistentin auf ‚Geschäftsreise’ ist, verbringt der 14-jährige Außenseiter Maik Klingenberg die Ferien allein am Pool der elterlichen Villa. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, stammt aus dem tiefsten Russland, kommt aus einem der Hochhäuser in Berlin-Marzahn – und hat einen geklauten Lada dabei. Damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende Provinz.“
(Rückentext der DVD)

Ich habe pünktlich zum DVD-Start ein Rezensionsexemplar erhalten und hatte somit die Möglichkeit „Tschick“ im Heimkino zu sehen.

Mit dem Erscheinen der DVD stieg meine Spannung fast im Minutentakt. In dem Moment, als ich die DVD in den Player legte, überkam mich ein gewisses Glücksgefühl, denn ich hatte mich richtig gefreut.

Die Geschichte ist im Groben sehr einfach gehalten. Maik ist ein Außenseiter und lernt seinen neuen Klassenkameraden Tschick kennen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten verbringen die beiden fortan den Sommer zusammen. Wir erleben ab diesem Zeitpunkt mit den beiden Jungs eine wilde und aufregende Reise in einem Lada.

Erzählt wird die Geschichte in einer riesigen Rückblende. Dabei bleibt es aber nicht. Das Besondere ist, dass der Film nicht einfach nur die Geschichte zweier Teenager erzählt, sondern den Zuschauer auch gleich mit auf einen Roadtrip nimmt. Dabei entsteht im Film sowohl ein einzigartiges Abenteuer-Feeling, als auch ein ganz besonderer Charme. Was wir erleben dürfen, ist der erste gemeinsame Sommer. Obendrein ist dieser Film aber auch so etwas wie eine Erinnerung an unseren ersten Sommer, den wir erlebten.
Die Story ist wild und mitreißend und dabei nicht nur originell, sondern auch wundervoll von Fatih Akin inszeniert.

Auch spannungstechnisch hat der Zuschauer mit „Tschick“ seinen Spaß. Anfangs wird das Interesse geweckt und je länger der Streifen dauert, desto intensiver wird die Handlung und damit einhergehend das Interesse des Zuschauers.
Es ist tatsächlich nie langweilig, selbst am Anfang nicht, wo die Figuren eingeführt und vorgestellt werden. Man muss aber auch sagen, dass der Film sehr von seiner Dynamik und Tiefe profitiert.

Grundsätzlich sind die Figuren recht originell und glaubwürdig. Grundsätzlich, das ist der Punkt. An ganz vielen Stellen wirkt alles sehr hölzern und künstlich, als ob die Jungs nur den Text irgendwie auswendig gelernt haben. An allen anderen Stellen passt es sehr gut, da kann man keinem Darsteller einen Vorwurf machen. Selbst ganz kleine Rollen sind irgendwie total verschroben, originell und witzig.
„Tschick“ ist ein Film über zwei männliche Teenager, die ihren Sommer miteinander verbringen. Die Emotionen sind einerseits zurückgenommen und andererseits sieht man da eine klassische Freundschaft, wie es sie nur unter Jungs gibt, getreu dem Motto: „Zusammen kämpfen, zusammen fallen.“
Man kann nicht einmal sagen, dass es irgendetwas gibt, das besonders hervorsticht und besonders typisch für diesen Film ist. „Tschick“ ist ganz klar wie ein Junge in der Pubertät: wechselhaft, energiegeladen und abenteuerlustig.

Passend zu diesem Film ist die musikalische Untermalung. Fast ausschließlich deutsche populäre Songs werden verwendet, mit Ausnahme eines klassischen Stückes auf Kassette, das sich die beiden Jungs im Lada anhören. Die Musik hat extrem gut gepasst und knüpft auch eine Verbindung zur deutschen Sprache. Der Streifen nimmt sich die Stücke, die zu ihm passen. Daumen hoch.

Meine Meinung:
„Tschick“ hat mir extrem gut gefallen und außerdem hat es Fatih Akin geschafft, mich mit diesem Film aus meinem Alltag zu reißen. Danke dafür. Ich hatte Spaß und fühlte mich wirklich ein bisschen in meine eigene Jugend zurückversetzt. Ich erinnerte mich, wie ich gewesen bin, als ich zwischen 12 und 15 Jahren alt war.

Ich wurde auf nahezu allen Ebenen sehr gut unterhalten. Ich wurde mitgerissen, die Figuren haben mich überzeugt und ein bisschen Abenteuer war auch dabei. Mit nicht einmal 90 Minuten Laufzeit ist „Tschick“ auch noch extrem kurzweilig. Fatih Akin hat einmal mehr einen wundervollen Film gedreht, den ich wirklich jedem empfehlen kann. Ein kleines Highlight, oder auch ein Großes.

Meine Wertung:
Story: 8,5 von 10
Spannung: 9,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 9,0 von 10
GESAMT: 8,4

La La Land

©STUDIOCANAL

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Titel: La La Land
Genre: Musikfilm / Drama
Regie: Damien Chazelle
Musik: Justin Hurwitz
Produzenten: Fred Berger / Gary Gilbert / Jordan Horowitz / Marc Platt
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 0

„Die leidenschaftliche Schauspielerin Mia (Emma Stone) und der charismatische Jazzmusiker Sebastian (Ryan Gosling) suchen das große Glück in Los Angeles. Sie halten sich mit Nebenjobs über Wasser und nachdem sich ihre Wege zufällig kreuzen, verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander. Gemeinsam schmieden sie Pläne für ihre Zukunft auf der Bühne und genießen den Zauber der jungen Liebe in LA LA LAND – der Stadt der Träume. Doch schon bald müssen Mia und Sebastian einsehen, dass sie Opfer bringen müssen, um ihren Träumen näher zu kommen. Kann ihre Beziehung diesem Druck standhalten?“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Letztes Wochenende habe ich ganz spontan meine Herzdame gefragt, ob wir ins Kino gehen wollen. Ganz spontan habe ich Karten für mein liebstes Programmkino reserviert und genau so spontan ging es dann Samstagnachmittag ins Kino.
Ich wollte „La La Land“ sehen, aus vielen Gründen: Zum einen ist der Regisseur Damien Chazelle. Er hatte ja auch schon „Whiplash“ gedreht und nachdem ich davon bis zu den Oscars® 2015 rein gar nichts gewusst habe, wollte ich mich dieses Mal nicht lumpen lassen und war stets aufmerksam.
Zum anderen sind ja inzwischen die Golden Globes 2017 vergeben und „La La Land“ ging als der große Gewinner hervor.
Da ich insgesamt ein großer Freund von Musikfilmen bin, wollte ich wissen, ob dieser Streifen mich genauso faszinieren kann wie „Whiplash“.

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Die Handlung ist musicalhaft in fünf Kapiteln erzählt und dreht sich um Mia und Sebastian. Er Jazzpianist, sie Schauspielerin. Beide aufstrebend und idealistisch. Während sie das Glück ihrer Liebe genießen, unterstützen sich beide bei der Erfüllung ihrer Träume. Und wo lässt es sich besser und leichter Träume verwirklichen, als in der Traumfabrik schlechthin? In Los Angeles.
Die Handlung an sich ist nicht innovativ, aber so echt wie selten. Sie ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern realitätsnah. Am Ende muss man auch sagen, dass es fast keinen Stoff gibt, der noch nicht verfilmt ist, deswegen muss man sich nicht mehr die Frage stellen ob, sondern wie eine Geschichte oder Handlung erzählt wird.

Die Erzählweise ist, wie bereits erwähnt, musicalhaft. Und das ist es auch schon. Sie ist das wichtigste und entscheidendste Merkmal an diesem Film. Die Geschichte wird vorangetrieben, ganze Passagen werden mit der Musik gefüllt und sie ist eine schöne, atmosphärische und perfekte Untermalung. Darüber hinaus ist dieser Film nicht einfach nur ein Streifen über Mia und Sebastian, er ist auch eine Hommage an die guten alten Zeiten. An das goldene Hollywood von früher. Überall gibt es diese Anspielungen. Sei es ein besonders stilvolles und altes Auto oder die Requisiten, die Bühnenbilder, die Ausstattung am Set. Es gibt sie wirklich überall. Um noch einmal auf den Punkt zu kommen, wie diese Geschichte erzählt ist, könnte ich viele Adjektive verwenden. Detailverliebt, rührselig, mitreißend und nicht zuletzt spannend. Und wie spannend der Film war. In jeder Szene, vom Anfang bis zum Ende, wurde ich abgeholt, mitgenommen und nie wieder rausgelassen. Erst als der Film vorbei war, ich meine Jacke anzog, das Kino in der Innenstadt verließ und urplötzlich im Regen stand, merkte ich, wie sehr ich diesen Film mag und bereits wenige Zeit nach dem Schauen vermisse. Klarer Fall: Volle Punktzahl.

Was die Emotionen betrifft, wird hier einmal die komplette Palette rauf und wieder runter gespielt. Emma Stone und Ryan Gosling sind hier mit vollem Herzblut dabei. Ihm nehme ich jede Sekunde seines leicht introvertierten, jazzliebenden Charakters ab. Sie verblüfft mich mit einer besonderen Art Engagement. Sie ist bodenständig, verträumt und kreativ zugleich. Die Geschichten beider Figuren sind in diesem Kontext in ihrer Einfachheit absolut stimmig und überzeugend.

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Beide schaffen es, Emotionen und den Film selbst auf ihren Schultern mühelos zu transportieren. Nebencharaktere hat der Streifen gar nicht nötig, aber dennoch spielt hier ein sehr guter John Legend in seiner ersten richtigen Rolle in einem Film mit und auch J. K. Simmons ist wieder in einem Chazelle-Film dabei. Ich hätte den beiden stundenlang zuschauen können, weit über die 128 Minuten hinaus.

Die Musik ist grandios in jeder Hinsicht. Ich verliere mich in Superlativen.
Aber was will man sagen, wenn die Schauspieler jeden Ton selbst eingesungen haben, wenn Ryan Gosling jedes Stück am Klavier selbst spielt und wenn einfach alles so gut passt? Der Soundtrack begeistert nicht nur mich, meine Herzdame hat kaum zwei Tage später im Plattenladen den offiziellen Soundtrack auf CD erstanden und somit läuft er bei mir eigentlich nur noch rauf und runter.

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Das Setting ist L.A., Hollywood, Clubs, Häuser, kleine Zimmer und die große Bühne. Wir, also der Zuschauer, sind immer dabei. Verfolgen Mia und Sebastian überall hin, bekommen jede Regung in ihren Gesichtern mit. Die Kostüme erinnern an eine unbeschwerte Zeit, an eine Zeit, wo einfach alles sonnig war. Besonders bei den Darstellerinnen wird auf kräftige Farben gesetzt. Knallgelb, sattgrün, dunkelblau oder tiefrot, es wirkt alles sehr elegant, leicht und feminin. Die Männer tragen eher Anzüge, stilvoll mit Weste unterschiedlichster Farben, aber man weiß immer: „Hier ist ein Gentleman.“.
Die Traumfabrik ist direkt vor der Tür, also was gibt es Passenderes als zwei Figuren, die nach ihren Sternen greifen wollen, um beruflichen Erfolg zu haben?

Meine Meinung:
Ich habe keine Lust, das Haar in der Suppe zu suchen. Ich bin ins Kino gegangen und wurde endlich mal wieder aus meinem Alltag gerissen. Zum zweiten Mal in der nahen Vergangenheit. Beim ersten Mal war es „Upside Down“, der mich in eine andere und spannende Welt hat abtauchen lassen und dieses Mal ist es „La La Land“.

Das Kinogeld war nicht herausgeschmissen, sondern wohl investiert. Mir hat der Film von vorne bis hinten gefallen, mit seinen Musikelementen, mit seinen Dialogen, mit den kleinen Macken, die die Figuren mit sich bringen. Mir hat es gefallen, dass beide so hoffnungsvoll waren, dass sie keine Angst vor dem haben, was morgen sein kann, wenn sie doch im Hier und Jetzt sind.
Sie haben angefangen zu begreifen, dass sie etwas tun müssen, um ihr Ziel zu erreichen und manchmal müssen sie auch einen Umweg gehen. Alles das findet man hier vor, alles das hat mich überzeugt.
Dieser Film ist nicht nur das Beste, was ich vermutlich in diesem Jahr sehen werde, er ist sogar einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.

Ein Highlight ohne Zweifel und absolut empfehlenswert, trotz oder gerade wegen seiner einfachen Geschichte.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 9,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 10 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 9,7

Upside Down

upside-down_coverTitel: Upside Down
Genre: Fantasy / Romantik
Regie: Juan Diego Solanas
Musik: Benoît Charest / Sigur Rós
Produzenten: Claude Léger / Dimitri Rassam / Aton Soumache / Jonathan Vanger / Alexis Vonarb
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2012
Altersfreigabe: FSK 12

„Ein Universum jenseits unserer Vorstellungskraft: zwei verbundene und doch getrennte Planeten. Der eine oben der andere unten – der eine arm, der andere reich. Allen Widrigkeiten zum Trotz verliebt sich der romantische Adam aus der armen unteren Welt in Eden, das Mädchen von oben. Es gibt allerdings ein Problem: Kontakte zwischen den Bewohnern der ungleichen Welten sind verboten. Doch Adam will sich damit nicht abfinden und ist fest entschlossen, die Gesetze der Schwerkraft zu überwinden…“
(Rückentext der BluRay)

Ich war auf Shopping-Tour und habe dieses Bild gesehen, diesen Titel gelesen und den Rückentext verinnerlicht. Noch bevor der Film anfing, war ich hin und weg. Ich habe diesen Streifen bis heute noch nie gesehen, noch nie etwas von ihm gelesen oder gehört. Mit so günstigen Vorzeichen ist ein Film, der mir zum Zeitpunkt der Sichtung noch nicht bekannt gewesen ist, noch nie bei mir ins Rennen gestartet.
Ich war gespannt, was er kann und was er mit mir machen wird.

„Upside Down“ ist zweifellos eine Liebesgeschichte, aber nicht nur. Der ganze Streifen dreht sich um Adam und Eden, die sich ineinander verlieben, aber auf zwei unterschiedlichen Planeten leben. Es sind Schwesterplaneten mit jeweils eigener Schwerkraft. Der eine oben, der andere unten. Der Kontakt zu Menschen des anderen Planeten ist verboten und auch sonst herrschen Regeln, die zu beachten sind. Menschen und Dinge werden immer von ihrem Heimatplaneten angezogen. Außerdem wird Materie des einen Planeten auf seiner Schwester ohne Kühlung irgendwann warm bzw. fängt an zu brennen.

Man muss nicht immer eine neue und fetzige Idee für eine Geschichte haben. Manchmal reicht es aus, wenn man einfach eine Vision hat und diese mit Leben füllt. Dieser Streifen ist das beste Beispiel für eine dieser Visionen.

„Upside Down“ ist ein gut und einfach erzählter Film, der seinen Charme versprüht und grundsätzlich lebensbejahend ist. Das ist aber nicht das letzte Wort, das man über diesen Streifen verlieren sollte.
Die ganze Handlung, die Schicksale der beiden und natürlich der Ort des Geschehens sind in der Kombination sowohl sehr unterhaltsam als auch spannend. Durch eine faszinierende Inszenierung nimmt man dem Streifen seine vorhersehbare Handlung nicht krumm.

Emotionstechnisch wird in dieser, nicht unbedingt klassischen, Liebesgeschichte nahezu die komplette Gefühlspalette gezeigt. Dabei sind die beiden Hauptdarsteller Jim Sturgess und Kirsten Dunst weitestgehend überzeugend, lediglich hin und wieder sind sie etwas hölzern im Ausdruck.

Die Figuren sind ebenfalls alle nahezu glaubwürdig, besonders Timothy Spall, den man überwiegend aus den Harry-Potter-Filmen kennt, ist hier hervorzuheben. Er war in seiner Darstellung abgeklärt, ehrlich und erfrischend, aber auch die anderen Darsteller sind mit voller Hingabe bei der Sache. So sehr, dass ich mich in ihnen verlieren konnte. So sehr, dass ich mitgefühlt habe. Kirsten Dunst und Jim Sturgess sind zumindest in diesem Film das Traumpaar, das mich mitgerissen hat und das obwohl ich zum einen ein Mann und zum anderen niemand bin, der sich durch so eine Geschichte leicht mitreißen lässt. Alles Zwischenmenschliche hat so wunderbar gepasst, alles andere aber auch.

Musikalisch gibt es viele melodische Stücke, die die Handlung atmosphärisch untermalen und prägen, allerdings ohne großartigen Wiedererkennungswert. Das soll keineswegs heißen, dass die Stücke nicht gut waren, ganz im Gegenteil. Technisch sind die Stücke auf einem einwandfreien Niveau und auch darüber hinaus sind sie passend arrangiert.

Ein nicht unerheblicher Punkt an diesem Film ist das Setting.
Die Kulissen sind vielfältig, meistens spielt sich das Geschehen in einem Büro, einem Labor oder einer Werkstatt ab, das ist aber nicht das Besondere.
Das Unglaubliche ist nur schwer in Worte zu fassen und genau so etwas bekommt man zu sehen. Zwei Planeten, die so nah beieinander sind und unterschiedlicher nicht sein könnten.
Einzigartiges physikalisches Verhalten und Kameraperspektiven, die unglaubliche Bilder einfangen.
Es gibt aber auch noch diesen Charme, diese spezielle Atmosphäre, das gewisse Etwas.
Naturgemäß und fast schon zu erwarten ist die Tatsache, dass die eine Welt farbenprächtig, reich und pompös ist, wohingegen die andere alles andere ist. Es wird mit diesen Gegensätzen gespielt und das fängt bei den beiden Welten an, geht über die Besitztümer, die Farben und am Ende auch bis zu den Charakteren. Adam der Freigeist, der Fantast und Eden, die Bodenständige, die es toll findet, wenn sich andere für etwas begeistern können.
In einigen Szenen habe ich immer das Gefühl gehabt, etwas aus den 1920er Jahren zu sehen, weil ein Ort oder eine Begebenheit besonders ausgeschmückt werden und dadurch einen erhabenen und stilvollen Eindruck verliehen bekommen.

upside-down_dvdMeine Meinung:
Wie hat es dieser Film geschafft, solange von mir unentdeckt zu bleiben?
Ich hatte richtig Spaß und das Beste ist, dass „Upside Down“ geschafft hat, mich aus meinen Alltag zu reißen. Dabei spielte einfach alles eine Rolle. Es waren die Figuren, die Orte, die Handlung und diese unglaubliche Machart. Egal auf welchen Planeten man nun war, wenn man sich mit jemanden des anderen unterhalten hat, sind die Menschen für einen immer oben.
Ich mochte es, wie der Film mich unterhalten hat und wodurch.

Es ist in jedem Fall ein Filmgenuss, den ich so schnell nicht vergessen werde.
Da ich diesen Film absolut besonders und einzigartig finde, bekommt er das zacksmovie-Highlightsiegel für gute Unterhaltung verliehen.

Meine Wertung:
Spannung: 8,5 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 8,2