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septemb*E*r-Challenge 2.0: Die Entdeckung der Unendlichkeit

Titel: Die Entdeckung der Unendlichkeit (engl. „The Theory of Everything“)
Genre: Biopic / Romanverfilmung
Regie: James Marsh
Musik: Jóhann Jóhannsson
Produzenten: Tim Bevan / Lisa Bruce / Eric Fellner / Richard Hewitt / Anthony McCarten
Dauer: ca. 118 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 0

„Das Schicksal des genialen Physikstudenten Stephen Hawking (Eddi Redmayne) scheint besiegelt, als bei dem 21-Jährigen eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird. Doch die Liebe zu seiner Cambridge-Kommilitonin Jane (Felicity Jones) gibt ihm neuen Lebensmut. Mit ihrer Unterstützung stürzt er sich in sein wichtigstes Projekt und erforscht genau das, wovon ihm nur noch wenig bleibt: die Zeit. Aber kann die Liebe zwischen Stephen und Jane auch den Tod besiegen?“
(Rückentext der DVD)

Das letzte E in September ist nun gesehen. Nachdem die Challenge ja doch eher mittelprächtig anfing, startet der September nun noch einmal durch und das nicht zuletzt durch „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.
Dieser Film ist nicht einfach nur irgendein Biopic, sondern es zeigt das Leben und Wirken von Stephen Hawking ab seiner Zeit in Cambridge. Erzählt wird es aus der Sicht seiner ersten Ehefrau. Die literarische Vorlage sind im Übrigen auch ihre Memoiren.

Ich dachte ja immer, dass Biopics das Leben einer realen oder historischen Person auf äußerst unspektakuläre Weise zeigen. Das erste Mal so richtig überrascht wurde ich von „127 Hours“, der mich aufgrund der darstellerischen Leistung überzeugen konnte. Auch „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ weiß zu überzeugen und ich bin wieder einmal froh, dass ich mir diesen Film für meine S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge 2.0 ausgesucht habe.

Die Geschichte dreht sich weitestgehend um das Schaffen und Wirken von Stephen Hawking und auch um die Liebe zu seiner ersten Frau. Und da haben wir auch gleich einen Gegensatz: Emotionen gegen Rationalität. Meines Erachtens ist es ein starkes Stück Arbeit, diesen „Konflikt“ darzustellen, ohne dass er lächerlich wirkt. Es gibt auch weitere Unterschiede, die in ihrer Gesamtheit den Eindruck vermitteln könnten, dass das nicht zusammenpasst. Der Zuschauer wird aber gleich eines Besseren belehrt. Ich möchte von der tollen Story jedoch nicht zu viel vorwegnehmen, denn der Film hat noch so vieles mehr zu bieten.

Ich betrachte diesen Streifen als ein Gesamtkunstwerk, der ein ums andere Mal seine Zuschauer an eine emotionale Grenze treibt. In der ersten Stunde war ich zunehmend damit beschäftigt, nicht loszuheulen (teilweise bin ich gescheitert) und mich weiterhin auf das Gezeigte zu fokussieren. Wenn man sich die Emotionen im Einzelnen anschaut und sich dabei die beiden Hauptfiguren vornimmt, dann stellt man schnell fest, dass jeder Satz, jeder Blick oder jede Berührung voller Gefühl steckt. Manchmal wurde es witzig, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. Wir erfahren, welche Mühe sich seine erste Ehefrau gibt, ihm weiterhin Hoffnung zu machen und Freude am Leben zu bereiten, aber gleichzeitig geizen auch Hawkings Wegbegleiter nicht mit Emotionen, was den Zuschauer ein ums andere Mal ergreift . Auch an dieser Stelle könnte ich exemplarisch Szenen nennen, die meinen Eindruck untermauern, aber es wäre besser, ihr schaut euch diesen Film selbst an.
In all der Zeit erfährt das Publikum ein Maximum an Authentizität.
Ich könnte immer so weiter machen, denn so gerne man es auch möchte, man wird nichts Negatives bei den Emotionen oder der Authentizität finden.

Das Setting ist vielfältig. Man ist stets im Wechsel zwischen Cambridge, dem Haus der Hawkings und einigen anderen Kulissen. Alles wirkt dabei stets professionell und hochwertig. Die Kostüme sind ebenfalls mit der Zeit gegangen. Zum Ende hin werden die Klamotten immer moderner, wohingegen zu Beginn noch der Stil der 60er Jahre getragen wurde. Die Filmmusik ist hervorragend ausgewählt und komponiert. Insgesamt wurden nur klassische Stücke verwendet, die mal aktiv und mal passiv in den Film eingebaut wurden. Die Kameraarbeit bzw. auch deren Nachbearbeitung ist sehr angenehm. Zwar wurde oft der Weichzeichner eingesetzt, trotzdem waren die Bilder schön anzusehen und passend zur Handlung.

Wenn es um die Sache mit der Spannung geht, fällt mir eine Bewertung schon deutlich schwerer, denn so richtig spannend ist der Streifen nicht, jedoch weiß er mit seinen Mitteln zu überzeugen. Es ist mehr ein sehr stark gesteigertes Interesse, gleichzeitig zieht der Film seinen Zuschauer in den Bann und lässt ihn bis zuletzt nicht mehr los.

Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #55 „Schaue ein Biopic über eine männliche Person (1)“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
Auch bei diesem S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge-Film stelle ich mir die Frage, was schlussendlich übrig bleibt und stelle fest, dass ich selten einen so starken Film gesehen habe. Nicht nur handlungstechnisch, sondern auch darstellerisch bekommt man mit „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ einen unfassbaren ergreifenden und starken Film, der sich allemal bezahlt gemacht hat.

Eddie Redmayne hat nicht zu Unrecht für seine Leistung in diesem Streifen einen Oscar® für den besten männlichen Hauptdarsteller bekommen. Die Oscar®-prämierten Filme sind also doch noch nicht verloren.

Meine Wertung:
Story: 10 von 10
Spannung: 6,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Gefühl/Emotionen: 10 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 8,8 von 10

Sieben Minuten nach Mitternacht

©STUDIOCANAL

Titel: Sieben Minuten nach Mitternacht (engl.: „A Monster Calls“)
Genre: Fantasy / Romanverfilmung
Regie: Juan Antonio Bayona
Musik: Fernando Velázquez
Produzenten: Belén Atienza
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 12

„Das Leben des jungen Conor (Lewis MacDougall) ist alles andere als sorglos: Seine Mutter (Felicity Jones) ist ständig krank, er muss deshalb bei seiner strengen Großmutter (Sigourney Weaver) wohnen, und in der Schule verprügeln ihn die großen Jungs. Kein Wunder, dass er jede Nacht Albträume bekommt. Doch dann wird alles anders: Als er wieder einmal schweißgebadet – um punkt sieben Minuten nach Mitternacht – aufwacht, hat sich der alte Baum vor seinem Fenster in ein riesiges Monster verwandelt und spricht zu ihm. Ist das noch der Traum – oder ist es Realität? Das weise Monster beginnt, ihm Geschichten zu erzählen. Fortan kommt sein ungewöhnlicher Freund jede Nacht und seine Erzählungen führen Conor auf den Weg zu einer überwältigenden Wahrheit…“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Ich habe im Dezember 2016 „Sieben Minuten nach Mitternacht“ in einer Pressevorführung in meinem liebsten Programmkino sehen können und es war einer dieser Tage, auf den man sich schon ganz lange freut und auf diese Ereignis hinfiebert.
Wie oft habe ich mir im Vorfeld den Trailer angeschaut? Wie sehr wollte ich vorher schon wissen wie der Film gemacht ist? Und dann war der Tag da und ich saß im Kino.

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Der Kurzinhalt gibt schon sehr gut wieder, was die reine Geschichte zu bieten hat. Darüber hinaus ist „Sieben Minuten nach Mitternacht“ eine große Überraschung. Erzählerisch sind wir die ganze Zeit bei Conor und machen vieles mit ihm durch, aber dazu später mehr. Überwiegend chronologisch mit vereinzelt eingestreuten Rückblenden, allesamt Erinnerungen von Conor, wird dieser Film grandios erzählt und das nicht zuletzt aufgrund der wirklich hervorragenden Leistung von Lewis MacDougall.
Ganz am Ende geht es nicht nur um Conor und seine Mutter, sondern auch um das Kindsein und die Entwicklung zum Erwachsenwerden.

Spannungstechnisch hat der Streifen es echt drauf. Es ist keine großspurige Action á la Michael Bay im Film vorhanden, sondern alles rührt von der Geschichte her, die einmal mehr sehr gut inszeniert wurde. Am Ende ist die Handlung, die Emotionalität und das Zusammenspiel mit der atmosphärischen Musik der Grund, weshalb der Zuschauer von der ersten Minute an in den Sitz gepresst wird und die komplette Zeit mit den Augen bei Conor bleibt.
An dieser Stelle muss ich auch sagen, dass die Spannung auch in den ruhigeren Abschnitten nicht weniger wird, da diese einleitend fungieren und das nächste Treffen von Conor und dem Monster ankündigen.

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Die Emotionen sind allesamt sehr stark und kraftvoll. Sie gehen direkt unter die Haut und packen das Publikum. Conor wird mit seinen Ängsten konfrontiert und diese versucht er zu bewältigen. Sie sind alle viel Größer als die Existenz des weisen aber auch sehr düsteren Monsters. Es ist sogar so, dass die Darstellung der Gefühle diesen Streifen zu einem der Besonderen im Filmjahr 2017 machen.

Alle Figuren sind die komplette Zeit über absolut authentisch. Einmal mehr muss ich den jungen Lewis MacDougall ansprechen, der mit seiner Darstellung des Conor O´Malley so grandios aufspielt, wie ich es selten gesehen habe. Er verleiht seinem Charakter nicht nur Tiefe sondern zeigt auch die Zerbrechlichkeit eines Jungen, der kein Kind mehr ist, aber noch viel zu jung ist um erwachsen zu sein.
Aber auch die Großmutter, gespielt von der wunderbaren Sigourney Weaver, ist hervorragend in Szene gesetzt. Sie ist nicht die typische Oma, die das Enkelkind verwöhnt, stattdessen ist sie der strenge Part, der die erzieherischen Aufgaben übernimmt. Felicity Jones spielt die Mutter, die an einer schweren Krankheit leidet und kurz davor steht zu sterben. Die Momente in denen Conor und seine Mutter aufeinander treffen, sind die Emotionen auf einem ganz anderen Level. Die Szenen sind geprägt von gefühlvollen Worten und einem liebevollen Miteinander, dass den Schmerz, den Conor erleidet, nahezu greifbar macht.

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Die Musik ist die ganze Zeit über immer sehr atmosphärisch und unterstreicht immer wieder diese gefühlvolle und bildgewaltige Romanverfilmung. Die Kombination aus Emotionen, Musik und die allzeit hohe Spannung sorgen für einen besonders hohen Unterhaltungswert.

Das Setting ist absolut stimmig. Wir befinden uns in einer tristen Kleinstadt oder einem Dorf. Manche Einstellungen vermuten ein Kammerspiel hinter dem Streifen und der ganze Film ist eher dunkel bzw. düster gehalten. Kräftige Farben werden eher weniger verwendet, dadurch bekommt „Sieben Minuten nach Mitternacht“ eine besondere Atmosphäre.

„Sieben Minuten nach Mitternacht“ – ab 04. Mai im Kino.

Meine Meinung:
Es ist also dieser Morgen im Dezember, den ich in meinem liebsten Programmkino in der Innenstadt saß. Ich war überwältigt und zutiefst ergriffen.

Am Ende ist „Sieben Minuten nach Mitternacht“ auch für den Zuschauer eine Konfrontation mit den eigenen Ängsten. Ich wurde sehr gut unterhalten und habe mich einmal mehr gefreut, dass ich diesen Film gesehen habe.
Eine absolute Empfehlung für Groß und Klein, jedoch muss man auch aufpassen, für Kinder hat dieser Streifen einen zusätzlichen Gruselfaktor.

Meine Wertung:
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 10 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
Setting: 8,0 von 10
GESAMT: 8,5