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8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit

Titel: 8 Sekunden – Augenblick Unendlichkeit (türk.: „8 Saniye“)
Genre: Drama / Fantasy
Regie: Ömer Faruk Sorak
Musik: Gustavo Farias
Produzenten: Ipek Sorak / Necati Akpinar / Taha Altayli
Dauer: ca. 116 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 12

„ESRA lebt in zwei Welten. In der wirklichen Welt lebt sie mit ihrer außergewöhnlichen türkischen Familie in Berlin. Trotz aller Liebe für ihre Familie fühlt sie sich durch die streng eingehaltene Tradition eingeengt. Sie bricht mit Regeln und fühlt beständig, dass ihrem Herz Entscheidendes fehlt, sie will mehr als das. Sie sucht die Bedingungslose Liebe. In ihrer zweiten, geträumten Welt versucht sie die geheime Identität eines rätselhaften Mannes zu entschlüsseln, der sie wiederkehrend in ihren Träumen besucht. Ist er bei ihr, fühlt sie sich geborgen und vollständig. Je mehr sie versucht, ihre Träume zu verstehen, umso mehr beeinflussen sie ihr ganzes Leben. Während sie im wirklichen Leben immer mehr Widerständen begegnet, kommt sie im Traum immer näher hinter ihr Geheimnis. Aber was wäre, wenn ihre Träume und die Wirklichkeit nie voneinander getrennt waren?“
(Rückentext der DVD)

Als ich mir „8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit“ gekauft habe, war ich von dem Titel fasziniert, denn er regt bei mir die Fantasie an. Wie kann so etwas wie ein Augenblick auch gleichzeitig unendlich sein? Und 8 Sekunden sind sogar fast zu wenig, um als ein Augenblick durchzugehen, oder? Wie ich den Streifen empfunden habe, erfahrt ihr nun in meiner Kritik.

Die Handlung dreht sich um Esra, die eine ganz besondere Persönlichkeit ist. Bereits im frühen Kindesalter hat sie sehr lebhaft geträumt. Nicht immer waren die Leute von den Erzählungen über ihre Träume begeistert. Bis irgendwann ihre Träume nicht nur ihren Schlaf, sondern auch ihr Leben nachhaltig beeinflussen.

„8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit“ lässt mich manchmal sehr zwiegespalten zurück.
Das lässt sich ziemlich einfach erklären: Wenn man sich die Story anschaut, bekommt man vordergründig ein deutsch-türkisches Drama zu sehen, das die Irrungen und Wirrungen des Lebens detailliert und in seiner ganzen Breite aufzeigt, das es aber währenddessen vermissen lässt, eine für alle Seiten glückliche Lösung zu suchen, geschweige denn zu finden.
Wenn man allerdings sehr genau hinschaut, dann sieht man einen Film, der sich mit dem Thema Träume befasst und wie weit sie sich in einem Leben und in einem Alltag manifestieren können. Es geht also um mehr, als nur um das Leben. Es geht um verschiedene Realitäten und wie sie sich ausdrücken können. In gewisser Weise ist „8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit“ ein biografisches Werk, in dem Esra Inal sich selbst spielt und Teile ihrer Geschichte mit dem Publikum teilt.
Insofern erlebt der Zuschauer mit diesem Streifen keinen einfachen Spielfilm, sondern ein Stückchen intime Persönlichkeit.

Was die Spannung betrifft, schafft dieser Streifen es leider nur bedingt, mitzureißen. Die meiste Zeit funktioniert dieser Film allerdings aufgrund der Handlung, ohne dabei übermäßig spannend zu sein. Es entsteht vielmehr ein gesteigertes Interesse, das den Zuschauer am TV-Gerät lässt.

Der Cast ist vielfältig und beherbergt neben einigen bekannten Darstellern auch eine Reihe unbekannter Schauspieler. Dabei kann man keinen Qualitätsunterschied feststellen. Das liegt aber nicht daran, dass Fahri Yardim, Axel Stein oder Mehmet Kurtulus schlecht waren, sondern dass der gesamte Cast perfekt harmoniert hat. Esra Inal spielt in ihrer ersten Rolle sich selbst und gibt die ganze Zeit alles und das weiß durchaus zu imponieren, während ihre Kollegen ihr den Raum geben und sich einzubringen wissen.

Ein besonders wichtiger Punkt sind die Emotionen. Bei Esra Inal scheinen sie überzulaufen, weil sie es am besten weiß, wie es ist, ihr Leben zu leben. Beim Rest sind sie in einem sehr guten Maße und wissen dadurch zu überzeugen. Auch in den aufgeladenen Momenten, in denen es gefühlstechnisch besonders zur Sache geht, ist Esra Inal immer etwas drüber und der Partner in einem richtigen Maße unterstützend.
Auch was die Originalität betrifft, bekommt das Publikum einen überzeugenden Streifen zu sehen. Umsetzung, Idee und Darsteller funktionieren auf ihre eigene Weise besonders gut und ziehen das Publikum gleichermaßen in ihren Bann.

Mit knapp 116 Minuten ist dieser Film nicht besonders lang, allerdings fühlt er sich länger an. Es gibt Szenen, die besonders schwerfällig und behäbig sind, in denen die Handlung zu stagnieren scheint. Auch, dass in einigen Szenen Dinge passieren, auf die sich später nicht mehr bezogen wird, hinterlässt einen faden Beigeschmack. Schlussendlich hätte „8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit“ eine kürzere Laufzeit besser zu Gesicht gestanden.

Die musikalische Untermalung war vielseitig und gefiel mir persönlich gut. Der Score überzeugt durch eine Mischung aus traditionell-orientalischen und internationalen, populären Stücken, die dem Streifen in seiner Gänze eine eigene Dynamik verleihen.

Mir liegt aber ein ganz anderer Punkt am Herzen, den ich auch statt des Settings bewerten möchte:
die Effekte. Im Handlungsverlauf stellt man sich als Zuschauer auch immer wieder die Frage, ob es sich jetzt um einen Traum oder um die Realität handelt, was natürlich noch einmal die schwammigen Grenzen Esras aufzeigt, da selbst sie diese nicht immer voneinander zu unterscheiden weiß. Es gibt aber auch immer wieder Szenen, in denen man weiß, dass es sich um einen Traum handelt und da schlagen die Effekte zu. Sie sind überzeugend und lassen einen vergessen, dass wir hier eine türkisch-deutsche Produktion haben, denn sie spielt zweifelsohne auf internationalem Niveau. „8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit“ kann man also ein grundsätzlich positives Zeugnis ausstellen.


Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #25 „Schaue einen Film, in dem Träume ein zentrales Thema sind“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
„8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit“ hat mich grundsätzlich überzeugt. Auch wenn ich kein hundertprozentiges Loblied auf diesen Film singen möchte und er auch nicht mein absolut liebster Lieblingsfilm wird, schaffte er es, mich zu überraschen und zu unterhalten.

Dieser für mich überraschende Film erhält folgende Bewertung:

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 6,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 8,0 von 10
Effekte: 10 von 10
GESAMT: 8,0

Honig im Kopf

IMG_2392Titel: Honig im Kopf
Genre: Tragikomödie
Regie: Til Schweiger
Musik: Dirk Reichardt / Martin Todsharow / David Jürgens
Produzenten: Til Schweiger / Thomas Zickler
Dauer: ca. 133 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 6

„Honig im Kopf erzählt die Geschichte der ganz besonderen Liebe zwischen der elfjährigen Tilda (Emma Schweiger) und ihrem Großvater Amandus (Dieter Hallervorden). Das humorvolle, geschätzte Familienoberhaupt wird zunehmend vergesslich und kommt mit dem alltäglichen Leben im Hause seines Sohnes Niko (Til Schweiger) nicht mehr alleine klar. Obwohl es Niko das Herz bricht, muss er bald einsehen, dass für Amandus der Weg ins Heim unausweichlich ist. Doch Tilda will sich auf keinen Fall damit abfinden. Kurzerhand entführt sie ihren Großvater auf eine chaotische und spannende Reise, um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen: noch einmal Venedig sehen!“
(Rückentext der DVD)

Heute habe ich mir „Honig im Kopf“ angesehen. Es war eine Empfehlung und Mitgabe meines Schwagers, der mir den Film mit den Worten: „Wenn du nicht weinst, hast du kein Herz“, in die Tasche packte. Gut, eine DVD weniger, die ich für den Blog kaufen würde. Ohnehin hatten meine Freundin und ich vor, uns diesen Streifen früher oder später anzuschauen. Heute war es dann endlich soweit.

Die Geschichte dreht sich um Tilda und ihren Großvater Amandus. Wie uns der Rückentext schon verrät, wird der Opa zunehmend vergesslich und bekommt es immer weniger auf die Reihe, mit seinem Leben und seiner Umwelt fertig zu werden. Es ist eine Prüfung für alle. Der Sohn Niko muss schweren Herzens feststellen, dass sein Vater echte Hilfe braucht und er diese nur in einem Pflegeheim bekommt. Für Tilda gibt es nichts Wichtigeres als ihren geliebten Großvater glücklich und gesund zu erleben. Sie spürt, dass er sich verändert hat und er sie nun mehr denn je braucht und für Amandus ist alles wie immer, nur mit dem Unterschied, dass er sich nicht mehr ganz so genau erinnert, wie es immer war.
Zur Story lässt sich vieles sagen. Zum einen wird sie chronologisch in einer großen Rückblende erzählt und zum anderen ist die Situation, in der sich die Familie befindet, sehr lebensnah, ohne es zu dramatisieren oder künstlich herunter zu spielen. Es werden echte Probleme und Zwiespälte gezeigt, die sich auftun, wenn ein Mensch im engeren familiären Kreis Alzheimer bekommt. Durch situationskomische Dinge wird gekonnt der dramatische Aspekt einer schlimmen Krankheit entfernt, die Szene entschärft und neu Anlauf genommen, um es dann genau so zu wiederholen.

Wenn man den Film in seiner Dynamik unterbricht und eine überaus dramatische Szene quasi beendet, dann ist das für die Spannung nicht unbedingt förderlich. In „Honig im Kopf“ war diese Maßnahme aber überaus wichtig und notwendig, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu fangen und zu beruhigen. Denn die Emotionen des emphatischen Zuschauers werden so sehr angesprochen, dass er anfängt das Gleiche zu fühlen, wie die Charaktere im Film, und somit zu Weinen beginnt. Darüber hinaus will der Zuschauer erfahren, wie es mit Tilda und ihrem Opa weitergeht, immerhin will sie ihm seinen Wunsch erfüllen und noch einmal nach Venedig fahren.

Dank Dieter Hallervorden und seiner Figur Amandus bekommt der Film eine ordentliche Portion Humor ab. Auch wenn die meisten Lacher seinem Zutun geschuldet sind, tragen die übrigen Charaktere ihren Teil dazu bei. Die meisten Witze waren zwar situationsabhängig, das heißt aber nicht, dass Tilda, Niko oder jemand anderes nicht maßgeblich beteiligt wären, sondern, dass Dieter Hallervorden besonders hervorstach. In einer Nebenrolle war Fahri Yardım als Erdal zu sehen, der in seinen wenigen Minuten schon sehr überzeugend und witzig war. Nebenrollen sind also nicht einfach nur Statisten, sondern verleihen, wie in diesem Fall, Szenen eine ganz andere Wendung und Sichtweise. Daumen hoch!

„Honig im Kopf“ ist in dem Punkt der Emotionen sehr vielfältig und lässt einige Extreme zu, die sich auch auf die Zuschauer auswirken. Amandus kann nichts gegen sein Vergessen tun. Immer wieder erlebt er einige sehr liebevolle Momente mit seiner Enkeltochter und seinem Sohn und greift dadurch nicht zuletzt in die Gefühlswelt des Zuschauers ein. Seine gezeigten Emotionen sind im stetigen Wechsel von Extrem zu Extrem.
Niko, der Sohn von Amandus, der kaum Zeit für Ehefrau und Kind hat, muss sich nun um seinen Vater kümmern, nachdem seine Mutter verstorben ist. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis, dass sein Vater krank ist und der Hoffnung, dass es vielleicht doch nur eine Phase ist und am Ende alles wieder gut wird. Er zeigt sehr authentisch, wie man sich als Sohn verhält, nämlich: immer etwas hoffnungsvoller als die Situation eigentlich gerade ist und immer begleitet von einer Art Ohnmacht, die über einem schwebt.
Tilda ist die Enkeltochter von Amandus versucht die ganze Zeit ihrem Opa Freude ins Leben zu bringen. Es entstehen dadurch sehr tolle, aber auch sehr traurige Momente, die dem Publikum förmlich ans Herz gehen und auf allen Ebenen berühren.

Bezüglich der Authentizität lässt sich sagen, dass viele Charaktere von der Tiefe und ihren Gefühlen glaubwürdig waren, aber natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Niko war oft profillos und seine ganz persönliche Ohnmacht schien selten bis gar nicht durch. Auch wenn etwas Hoffnungsvolles durchscheinen sollte, wurde die Situation mit „Es ist nichts“ oder „Es ist alles okay“ gelöst. Auch Jeanette Hain, die im Film Nikos Frau Sarah spielt, war profillos mit dem Drang alles zu persönlich, zu ernst zu nehmen und zu sehr im Mittelpunkt stehen zu wollen. Wenn es so sein sollte, war es nicht unterhaltsam, sondern anbiedernd und nervig.

Für die musikalische Untermalung wurden überwiegend ruhige, aber ebenso populäre Stücke ausgewählt, die man aus dem Radio oder aus dem Musikfernsehen kennt. Die Auswahl war sehr ausgewogen und die Lieder haben auch zu der Situation im Film gepasst, sodass es eine Szene komplett abgerundet wurde.

Meine Meinung:
„Honig im Kopf“ war sehr unterhaltsam, witzig und ernst zugleich. Er hat den Spagat zwischen einer Komödie mit sehr humoristischen Begebenheiten und einer lebensnahen Tragödie wunderbar gemeistert.

Die musikalische Untermalung war wirklich gut und hat auch immer zu den Szenen gepasst. Dadurch, dass es aber überwiegend populäre Songs waren, erschien mir persönlich die Auswahl sehr einseitig.

Dieter Hallervorden hat mir in seiner kleinen Rolle in der Romanverfilmung von Sebastian Fitzeks „Das Kind“ auch schon sehr gut gefallen, aber seine Leistung in „Honig im Kopf“ war grandios. Meinem Empfinden nach, ist es mehr als schwer jemanden zu spielen, der Alzheimer hat, da auch gerade der Prozess des Vergessens schleichend ist. Ihm habe ich seine Rolle zu 100 Prozent abgekauft, mit all seinen Facetten.

Was ich noch los werden muss: Auch wenn der Film ein so komplexes und schwieriges Thema wie die Alzheimer Erkrankung eines Menschen behandelt, sehe ich diesen Film nicht als Mahnung, sondern als Werk der Freude an. „Honig im Kopf“ zeigt mir persönlich, wie viele schöne Dinge man erleben kann, wenn die Umstände eigentlich keinen Platz für Freude lassen.

Unterm Strich ist „Honig im Kopf“ ein sehr gelungener Film, der auf vielen Ebenen punktet. Außerdem ist dieser Film endlich mal etwas anderes als die immergleichen romantischen Komödien von Til Schweiger.
„Honig im Kopf“ – eine lebensnahe Tragikomödie, die ihre Zuschauer mit Fragen aus dem Leben konfrontiert und auf eine Reise mitnimmt.

Meine Wertung:
Humor: 6,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 7,8