Schlagwort-Archive: Evan Goldberg

Preacher (Staffel 1)

preacher-staffel-1_coverTitel: Preacher (Season 1)
Idee: Seth Rogen / Evan Goldberg / Sam Catlin
Genre: Drama
Titellied: Dave Porter
Dauer: 10 Folgen à ca. 55 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2016 / Deutschland: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„‚Preacher’ ist die Umsetzung der gleichnamigen bekannten Comicserie und erzählt die Geschichte von Jesse Custer, einem zwiespältigen Pfarrer in einer kleinen Stadt in Texas, der von einem geheimnisvollen Wesen in Besitz genommen wird, mit dessen Hilfe er höchst ungewöhnliche Kräfte entwickelt. Unterstützung findet er in Tulip und Cassidy und zusammen begeben sich die drei auf eine wilde und düstere Reise, die mit nichts und niemanden zu vergleichen ist.“
(Rückentext der DVD)

Ich wollte einfach nur stöbern und schlenderte durch die Gänge des DVD-Dealers meines Vertrauens. Schon beim Reingehen komme ich an den Neuerscheinungen vorbei. Ein erstes Mal stoße ich auf dieses Cover, eine auf dem Kopf stehende Kirche. Später, bei den Serien, habe ich diese Hülle dann auch in die Hand genommen und sie bis zum Verlassen des Ladens nicht mehr aus der Hand gegeben.

Ich hatte zuvor noch nichts von „Preacher“ gehört, geschweige denn gelesen. Irgendwie hat mich der Rückentext aber gefesselt und ich wollte unbedingt die „wilde und düstere Reise“ erleben und mich von der Geschichte mitreißen lassen.

Die Handlung dreht sich um Jesse, der in seine Heimatstadt nach Texas zurückkehrt, sein altes Leben beendet hat und sich von nun an als Prediger in der Kirche seines Vaters versucht, der ebenfalls schon Prediger gewesen ist. Als er von einem geheimnisvollen Wesen in Besitz genommen wird und daraufhin Kräfte entwickelt, nutzt er diese aus, um seine Gemeinde zu einen und allen den Weg des Glaubens zu zeigen. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Comic der im Original beim DC-Label Vertigo erschienen ist.

„Preacher“ hat zwar nur ein FSK 16 bekommen, ist aber weitaus extremer erzählt und verdient, meines Erachtens, sogar ein FSK 18. Erzählt wird die Serie größtenteils chronologisch, allerdings gibt es oft kurze Rückblenden, die besondere Zeitpunkte in Jesses Vergangenheit beleuchten. Auch begleiten wir von der ersten Minute an eine Figur, dessen Namen wir nicht kennen und auch nicht wissen, wo er genau lebt und was er dort macht. Auch die Geschehnisse, die sich um diesen Charakter drehen, sind keineswegs jugendfrei. Grundsätzlich bin ich in dem Punkt der Erzählweise zwiegespalten. Einerseits sind es die Splatterelemente, die explizite Darstellung der Gewalt aber auch das herumfliegende Blut und die Gedärme, die mich abstoßen. Andererseits bekommt das Publikum sehr viele intensive und überzeugende Dialoge geboten, die mich wirklich faszinieren.

Inhaltlich wird der Zuschauer mit Kriminalität, moralischen Grundsatzfragen, übernatürlichen Wesen, Ausgrenzung und der Frage, ob es einen Gott gibt (oder nicht), konfrontiert.
Für „Preacher“ spricht in jedem Fall die Geschichte und das Zusammenspiel der Figuren. Die Charaktere haben teilweise gemeinsame Ziele oder es verbindet sie eine sehr prägende Vergangenheit. Die Motivation jeder Figur wird schon in der Frühphase der Serie sehr deutlich und das ist auch eine Schwäche von „Preacher“. Das Publikum weiß früh, wo es hingebracht werden soll und muss sich dann noch durch einige Folgen schleppen, ehe man am Ziel angekommen ist.
Immer wieder entstehen so vermeidbare Längen, die teilweise in Langeweile münden.

Nun zu den Darstellern:
Jesse Custer wird von Dominic Cooper gespielt. In einigen Marvel-Produktionen spielt er den, noch kinderlosen, Vater von Iron Man Howard Stark. In „Marvel´s Agent Carter“ hat er mir sehr gut gefallen und auch hier (endlich in einer Produktion, die auf einem DC-Comic basiert) kommt er sehr überzeugend rüber.
Die anderen beiden Protagonisten haben mich zwar nicht überrascht, aber ich war froh, dass Tulip von Ruth Negga und Cassidy von Joe Gilgun gespielt wurden. Beide Schauspieler haben bei mir nämlich bleibenden Eindruck hinterlassen, als sie in „Misfits“ mitgewirkt haben. Es gab dadurch zwar ein paar Vorschusslorbeeren, aber die waren berechtigt. Auch in „Preacher“ hat Ruth Negga eine ausdrucksstarke Attitüde und Joe Gilgun verkörpert seine Figur ähnlich verrückt wie in „Misfits“. Beide haben mir also gut gefallen.
Die Nebendarsteller machen ihre Sache weitestgehend gut. Ob es nun Graham McTavish, Lucy Griffiths oder Ian Colletti ist. Ausdruck, Sprache und Glaubwürdigkeit passen einfach.
Auch wenn die Emotionen die meiste Zeit stark zurückgenommen waren, hatte man als Zuschauer nicht das Gefühl, dass die Darstellungen unnatürlich oder künstlich waren. Es fühlte sich zumindest alles ganz normal an.

Anfangs dachte ich, dass 10 Episoden ziemlich kurz sind. Nachdem ich diese Staffel aber gesehen habe, kann ich sagen, dass es eine wirklich ausreichende Anzahl ist. Dadurch, dass die Serie ab der dritten Folge fast schon auserzählt ist und man nur noch auf ein „Showdown“ wartet, ist die Gesamtzahl mehr als ausreichend.

Durch die ganzen Dinge, die drum herum geschehen, bleibt die Serie aber von Episode zu Episode halbwegs spannend und man verliert nicht die Motivation weiter zu schauen.
Das Szenenbild ist durch Wüste geprägt. Es ist trocken und staubig. Wir befinden uns in Texas. Der Tag ist extrem hell, die Nacht dunkel und kühl. Atmosphärisch passen die Kulissen zur Geschichte und verleihen der Serie einen Western-Touch. Untermalt wird das Ganze von countryähnlicher Musik, aber auch durch gelegentliches Einstreuen von klassischen Klängen.

Eine Sache blieb allerdings aus: Die „wilde und düstere Reise“, die man dem Publikum verspricht, sucht man in der ganzen Zeit vergeblich.

preacher-staffel-1_dvdMeine Meinung:
Mit einer tiefgründigen Geschichte hat es „Preacher“ geschafft mich zu überzeugen. Der Rückentext hat bei mir eine Art Road-Movie-Feeling hervorgerufen, auf das ich vergeblich gewartet habe. Dafür konnte mich die Serie mit tollen Figuren überzeugen.

Ich mochte das ungleiche Trio sehr gerne und auch das, was sie erlebt haben und ich kann bereits jetzt schon sagen, dass ich mich auf die zweite Staffel freue. Ich hoffe allerdings sehr, dass die Längen ausbleiben und die Spannung mehr von der eigentlichen Handlung und nicht von dem Drumherum ausgeht. Staffel zwei wird obendrein 13 Episoden haben.

Meine Wertung:
Story: 8,0 von 10
Spannung: 5,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Emotionen: 7,0 von 10
Setting: 7,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 6,9

The Interview

IMG_2996Titel: The Interview
Genre: Komödie
Regie: Evan Goldberg / Seth Rogen
Musik: Henry Jackman
Produzenten: Evan Goldberg / James Weaver / Seth Rogen
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 12

„Dave Skylark (James Franco) und sein Produzent Aaron Rapaport (Seth Rogen) leiten die beliebte Promi-Fernsehsendung ‚Skylark Tonight’. Als sie erfahren, dass der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un Fan ihrer Show ist, ergattern sie ein Interview mit ihm. Bei den Vorbereitungen ihrer Reise nach Pjöngjang kommt jedoch alles anders, als die CIA Dave und Aaron engagiert, um den Diktator zu ‚beseitigen’.“
(Rückentext der DVD)

In den Medien wurde recht viel über diesen Film berichtet, da es ja auch Gerüchte gab, ob er veröffentlicht wird oder nicht. Zumindest wurde der Kinostart zeitweise abgesagt und letzten Endes wurde „The Interview“ in einem Bruchteil der ursprünglich geplanten Kinos ausgestrahlt. Nun lief er auch bei mir, meinem Lieblingskino mit den besten Plätzen und Beinfreiheit.

Die Geschichte wird chronologisch erzählt, es gibt keinerlei Rückblenden, oder zeitliche Verwirrungen. Alles, was das Publikum sieht, hat unmittelbar mit Dave oder Aaron zu tun. Zum Inhalt gibt der Rückentext schon erheblich Aufschluss und alles Weitere ist irgendwie nicht so schön.
Das setzt sich aus einigen Punkten zusammen.

Die Handlung ist flach. Niveautechnisch bewegt sich der Film irgendwo im Pubertätsalter und da geht es auch schon los: Anspruchsvolle Handlungen, kluge Wendungen und eine knifflige Erzählweise findet man überall, nur nicht hier.

Wie schafft es der Film interessant zu bleiben?
Zunächst ist dort dieser vorangegangene Skandal von möglichen Hackerangriffen auf das produzierende Studio und irgendwelchen Erpressungen (wer aktiv die Nachrichten verfolgt hat, wird wissen in welchem Ausmaß was passiert ist). Dann ist da als nächstes die Thematik: Ein Film, der sich im weitesten Sinne um die Tötung eines noch lebenden Diktators dreht. Konfliktpotential ist nicht nur auf der Leinwand, sondern auch daneben garantiert. Und darüber hinaus? Das Publikum wird im Vorfeld schon mit einer übertriebenen Erwartungshaltung genährt, sodass die Spannung nicht aus dem Film heraus resultiert, sondern aus der Berichterstattung von diesem.
Was hat „The Interview“ spannungstechnisch tatsächlich auf dem Kasten?
Der Zuschauer muss suchen. Sehr, sehr lange. Spannung baut sich nur extrem langsam auf und dann wird Action eingesetzt, die nicht zielgerichtet ist. Es hätte so gut werden können, doch tatsächlich kann dieser Streifen auch einfach nur im Hintergrund laufen und vor sich hin plätschern, ohne auch nur den Funken von Interesse beim Publikum auszulösen.

Der Humor ist flach und die ersten zwei, drei Fäkalwitze bringen Teile des Publikums schon zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln, aber ab dann ist es immer nur dasselbe.
Einfallslos kommen die immer gleichen Witze, Anspielungen und Möchtegernpointen daher. Es geht immer um Sex, Fäkalien oder sinnloses Machogehabe. Unterm Strich kann man „The Interview“ in diesem Punkt nur zwei Sachen attestieren: zu eintönig und zu vorhersehbar. Danke, aber nein danke.

Gefühle und Authentizität gehen wie so oft Hand in Hand einher. Doch auch in diesen Punkten lässt der Streifen viel zu viel vermissen. Die stärksten Gefühle gehen wohl von den Genitalien der beiden Hauptdarsteller aus. Jede Figur war in diesen beiden Punkten unzulänglich. Extrem künstlich in der Darbietung der Charaktere. Seth Rogen als verweichlichter Produzent und James Franco als extrovertierter Fernsehmoderator sind alles andere als glaubwürdig. Um genauer zu sein, passen sie sich nahtlos in den Film ein. Unzureichende Geschichte mit genau so unzureichenden Charakteren.
Einziger Außreißer ist Kim Jung-un. Er wird nicht nur verrückt, sondern auch mit einem ziemlichen Vaterkomplex dargestellt. Das klingt absurd, könnte aber auch im Bereich des Möglichen liegen.

Die musikalische Untermalung reicht von westlicher Pop- und Rap-Musik bis hin zu folkloreartigen Gitarrenklängen. In manchen Szenen war die Musik zu dominant und man konzentrierte sich nicht mehr auf den Film, sondern sang eher den Song mit, der gerade angestimmt wurde.

Meine Meinung:
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Schon lange hat mich kein Film so sehr enttäuscht wie dieser. Ich sage voraus, dass „The Interview“ nie zu einem Kultstreifen wird.

Es geht mit der Story los. Ja, sie ist mal was anderes, aber nur weil die zu ermordende Person nicht fiktiv ist. Nein, die Geschichte ist nicht tiefgründig und die Erzählweise ist so einfach, dass ein Kindertheater dagegen wie eine Aufführung von Shakespeare aussieht.

Action und Humor waren unbefriedigend. Die Witze sind auf einem Niveau von vorpubertären Teenagern und die Action war teilweise sowohl so explizit als auch so schlecht, dass sie keinen unterhalterischen Wert aufweisen. Entertainment ist was anderes.

Gefühle und Authentizität sind zwei Punkte, die voneinander abhängig sind. Beides ist so gut wie gar nicht vorhanden.

Die musikalische Untermalung war vielfältig. Aufgrund eines großen Spektrums weist „The Interview“ zumindest in diesem Punkt unterhalterischen Wert auf. Leider war die Musik teilweise so dominant, dass der Film dabei vollkommen in den Hintergrund gerückt ist.

Insgesamt war der „The Interview“ verschwendete Lebenszeit. Wer aber auf schlechte Komödien mit unzulänglicher Action und Splatterelementen steht, für den ist dieser Streifen etwas. Oder wenn man James Franco mag, aber dann muss man ihn schon doll mögen.

Meine Wertung:
Humor: 4,0 von 10
Spannung: 4,0 von 10
Story: 5,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,5 von 10
Authentizität: 4,0 von 10
Musik: 6,0 von 10
GESAMT: 4,5