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The Amazing Spider-Man

Titel: The Amazing Spider-Man
Genre: Action / Science-Fiction / Comicverfilmung
Regie: Marc Webb
Musik: James Horner
Produzenten: Avi Arad / Matthew Tolmach / Laura Ziskin
Dauer: ca. 136 Minuten
Erscheinungsjahr: 2012
Altersfreigabe: FSK 12

„Der jugendliche Außenseiter Peter (Andrew Garfield) versucht, das Geheimnis seiner Vergangenheit zu lüften und das Herz seiner Highschool-Liebe Gwen Stacy (Emma Stone) zu erobern. Ein mysteriöser Aktenkoffer seines Vaters, der ihn als Kind verlassen hat, führt Peter zu dessen ehemaligen Partner Dr. Connors. Die Enthüllung des Geheimnisses um seinen Vater besiegelt sein Schicksal, ‚Spider-Man’ zu werden und sich Connors’ bösartigem Ego, der Echse, zu stellen.“
(Rückentext der Blu Ray)

Als Kind habe ich Spider-Man-Comics gelesen und die Zeichentrickserie geschaut. Peter Parker alias Spider-Man ist meine zweitliebste Comicfigur, direkt hinter Batman. Nun habe ich mir „The Amazing Spider-Man“ angeschaut und bin auch sehr froh darüber.

Einige von euch werden sich fragen, worin der Unterschied zwischen „Spider-Man“, „The Amazing Spider-Man“ und „Spider-Man: Homecoming“ liegt. Die Antwort ist dabei eigentlich ganz simpel: Es sind unterschiedliche Spider-Men die in unterschiedlichen Universen leben. Eine ziemlich gute Einführung und Erklärung darüber, wie viele unterschiedliche Spider-Men es gibt, gibt der Film „Spider-Man: A New Universe“.

Die Handlung erzählt die Geschichte von dem Highschool-Schüler Peter Parker, der von einer genmanipulierten Spinne gebissen wurde, wodurch er seine Superkräfte erhält. Nach der Entdeckung einer Aktentasche kommt Peter dem Geheimnis nach dem Verbleib seiner Eltern und der Tätigkeit seines Vaters auf die Spur. Sein Weg führt ihn zu einem alten Arbeitskollegen seines Vaters, der an dem Thema „artenübergreifende Genetik“ forscht.

Spider-Man habe ich schon als Kind als einen Helden wahrgenommen, mit dem man sich am ehesten identifizieren kann und genau dieses Gefühl kam bei mir wieder auf. Das Besondere an diesem Film ist, dass die ganze Geschichte keinen erwachsenen Peter Parker zeigt, sondern eine jüngere Version. Einen Schüler, der ganz im Sinne eines Heranwachsenden eigene Probleme hat. Marc Webb inszeniert hier also eine Mischung aus Comic-Action und Coming-of-Age und trifft damit meinen Geschmack.

Die Darsteller sind glaubwürdig, allen voran natürlich Andrew Garfield und Emma Stone, die wunderbar in dieses Setting passen. Auch was die emotionale Tiefe angeht, schafft es dieser Streifen, dass sich Peter mit den unterschiedlichen Schicksalsschlägen auseinandersetzt, ohne dabei zu zerbrechen, gleichwohl ihn die Dinge sehr zu beschäftigen scheinen. Auch die immer wiederkehrenden, aufmüpfigen Kommentare Peters finden ihren Platz im Film. Dabei wirken sie selten deplatziert oder eingebildet.
Auch der Antagonist passt sehr gut in diese Geschichte, da er mit allzu menschlichen Beweggründen in die Handlung einsteigt und sich zusehends in einer charakterlichen Abwärtsspirale befindet. Im Grunde ist die Echse einer der wenigen Antagonisten, die ihr Schicksal wirklich in der eigenen Hand halten und aufgrund ihres Wissens und ihrer Motivation einen anderen Weg hätte einschlagen können.

Die Erzählweise ist immer auf den Punkt, Nebenhandlungen ordnen sich weitestgehend unter und münden immer wieder in der Haupthandlung. Das Ganze ist so verpackt, dass der Streifen über einen roten Faden verfügt, der nicht zu sehr konstruiert ist.
Sehspaß ist also garantiert, da es keine nervigen Nebenhandlungen gibt, die zu sehr verwirren oder von offensichtlichen Schwächen ablenken. Zwar ist „The Amazing Spider-Man“ nicht der beste Film aller Zeiten, aber zumindest eine grundsolide Comicverfilmung, die Spaß bereitet. Spider-Man steht drauf und Spider-Man steckt drin, keine Mogelpackung.

Das Setting ist wie immer New York, Hometown von Peter Parker alias Spider-Man. Die Aufnahmen wirken sehr hochwertig, es gibt keine verpixelten Bilder und manche Szenen oder Einzelaufnahmen sind einfach bombastisch, zum Beispiel, wenn sich Spider-Man in einer spiegelnden Glasfassade sieht. Wie gesagt, es bringt einfach Spaß. Die musikalische Untermalung ist stimmig und unterstützender Natur. In einer Szene ist sie absurd und tragend zugleich. Dabei handelt es sich um die berühmte Cameo-Szene von Stan Lee, der nicht bemerkt, dass im Hintergrund die Echse und Spider-Man kämpfen, stattdessen hört er über seine Kopfhörer eine Oper. Fantastisch!
Auch die Effekte verfehlen nicht ihre Wirkung, aber auch hier gilt: Es ist einfach grundsolide. Als Zuschauer denkt man nie, dass etwas echt schlecht gemacht aussieht, aber die Ausreißer nach oben sind auch nur vereinzelt zu finden.

Meine Meinung:
Wer mag sie nicht, die hilfsbereite Spinne von nebenan? „The Amazing Spider-Man“ ist ein gelungener erster Teil, der mir einfach Spaß bereitet hat. Ich mochte diese Version auch als Kind in den Zeichentrickserien schon lieber als die anderen Versionen.

Wenn ich einen Vergleich zwischen der Toby-Maguire-2002er-Version und der Andrew-Garfield-2012er-Version anstellen müsste, dann würde ich mich immer noch für die „The Amazing Spider-Man“-Version von Andrew Garfield entscheiden. Einfach weil ich den Cast, die Handlung und den Bösewichten besser finde.
In der Trilogie von Sam Raimi hatte ich immer das Gefühl, dass Spider-Man auf ein Podest gestellt wurde, er dem aber nie gerecht werden konnte und das ist wohl auch das größte Manko, dass ich an der ersten Reihe festmachen kann.
Andrew Garfield wirkt gleich viel sympathischer, mit seinen zerzausten Haaren kommt er nicht so aalglatt rüber. Gwen Stacy ist in meinen Augen auch die bessere Freundin als MJ.

Am Ende ist „The Amazing Spider-Man“ ein runder und grundsolider Streifen, der eine Geschichte aus einem Comic erzählt.

Meine Wertung:
Spannung: 7,5 von 10
Action: 7,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
Setting: 7,5 von 10
GESAMT: 7,7

Gangster Squad

Titel: Gangster Squad
Genre: Gangsterfilm
Regie: Ruben Fleischer
Musik: Steve Jablonsky
Produzenten: Dan Lin / Kevin McCormick / Michael Tadross
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2013
Altersfreigabe: FSK 16

„1949. Der skrupellose Gangster Mickey Cohen (Sean Penn) hat Los Angeles in seinem Würgegriff. Im Kampf gegen das Verbrechen und die wild wuchernde Korruption ist Chief Bill Parker (Nick Nolte) gezwungen, zu extremen Mitteln zu greifen. Er kann Kriegsheld Sgt. John O´Mara (Josh Brolin) dafür gewinnen, eine Spezialeinheit zusammenzustellen, um knallhart Selbstjustiz zu üben. Ihr Ziel sind keine Verhaftungen… sondern Krieg. Während die Stadt zu explodieren droht, wird Sgt. Jerry Wooters (Ryan Gosling) widerwillig in den Konflikt gezogen, als er Grace Faraday (Emma Stone) verfällt, einer eleganten Schönheit, die Cohen als sein Eigentum beansprucht… Basierend auf wahren Begebenheiten, erzählt Gangster Squad die lange unter Verschluss gehaltene Geschichte der Polizei-Einheit, die für L.A.s Seele kämpfte.“
(Rückentext der DVD)

„Gangster Squad“, der Name ist Programm und es dreht sich wieder einmal alles um kriminelle Machenschaften, Gewalt, Geld und viele, viele Tote. Aber vor allem stellt der Film genau das dar, was offensichtlich in der Tradition eines Gangsterfilms ist: Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind verschwommen und die Polizisten sind manchmal nicht von den Verbrechern zu unterscheiden.

„Gangster Squad“ erzählt die wahre Geschichte um eine Polizei-Einheit, die den Mafioso Mickey Cohen aus Los Angeles vertreiben soll.

Ich kann nicht genau sagen, ob es die Handlung oder die ausufernde Darstellung von Gewalt ist, die mich an diesem Film so fasziniert, aber dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte dreht und dass sie in L.A. nach dem Krieg angesiedelt ist, spielt nicht so wirklich eine Rolle. Ich muss gestehen, die Tatsache, dass es sich hierbei um wahre Begebenheiten dreht, macht das Ganze schon ziemlich perfide, wobei ich infrage stellen muss, dass das auch wirklich alles so passiert ist (insbesondere die Methoden der Mafia).

Inzwischen sollte jeder in meinem Umfeld wissen, dass ich ein Freund des gepflegten Gangster-Films bin und so ist es nicht verwunderlich, dass ich auch „Gangster Squad“ auf seine Art und Weise zu schätzen weiß.
Doch wo fange ich an? Die Schauspieler!
Der Cast ist weitestgehend namhaft, aber keiner der Darsteller schreit danach, ihn oder sie im Kino sehen zu wollen. Und dann ist da auch immer die Frage, ob er oder sie in der Lage ist, eine Handlung auf seinen oder ihren Schultern zu tragen. Zum Glück ist aber die Wahl so gefallen, wie man sie letzten Endes auch im Film zu sehen bekommt, denn die große Stärke ist der Cast. Josh Brolin, Ryan Gosling, Emma Stone und Sean Penn, dazu ein Nick Nolte und schon hat man die fünf Schulterpaare, die der Streifen braucht.
Die Figuren wirken echt und bringen den Zeitgeist gut in ihrer Handlungskausalität auf den Punkt. Besonders wirken die Ansichten der Weltkriegsveteranen so, als sei ihnen ihr Wort wichtiger als Geld. Schade finde ich allerdings, dass die Charaktere nicht sonderlich in die Tiefe gehen, dadurch scheint es so, als ob sie alle kein Herz, sondern eine Maschine in der Brust hätten. Emotionen sind also oft nicht vorhanden.
Leider gibt es auch keine Flashbacks, Traumata oder gescheiterten Persönlichkeiten, die durch ihr Handeln in irgendeiner Weise irgendetwas verloren haben.

Ich muss gestehen, wenn es um die Spannung geht, wird „Gangster Squad“ ziemlich rudimentär und wenig einfallsreich, aber es wirkt und klappt. Denn woraus lässt sich leichter Spannung erzeugen als aus Schießereien und Prügeleien? Schlaufüchse sagen jetzt „einem guten Plot“, dazu fällt mir ein, dass man die Geschichte ja im Prinzip auch nachlesen kann, wenn man sich nur für den Plot interessiert. Ansonsten gibt es auch noch ein paar Verfolgungsjagden, sehr explizite Gewaltdarstellungen und entsprechende Schnitte, die alles noch viel spannender wirken lassen, als es ist.

Das Setting und die Musik sind stilecht und unterhaltsam. Die Musik entstammt den 1940er-Jahren, die Outfits auch. Kulissen und Straßen wirken wie aus einer anderen Zeit und unterstreichen zusätzlich den Zeitgeist. Kamerafahrten und Aufblenden rundeten das Bild ab. Einen Kritikpunkt gibt es trotzdem: Die Möglichkeiten wurden nicht gänzlich ausgeschöpft. Besonders in Amerika der 1930er- und 1940er-Jahren gab es viele rivalisierende Mafiafamilien, die sich ständig untereinander bekämpft haben, das fließt leider gar nicht mit ein. Storytechnisch hätten hier mehr Brücken geschlagen werden können.
Um auch noch einmal ein Wort über die Musik zu verlieren: Sie war toll und hat sich gut in den Film gegliedert. Inszenatorisch wurde hier gut und wertig gearbeitet.

Meine Meinung:
Die Schwächen von „Gangster Squad“ sind nicht von der Hand zu weisen. Besonders das Storytelling fiel dem Regisseur Ruben Fleischer schwer und das merkt man diesem Film an. Problematisch daran ist, dass das ganze Werk darunter leidet, denn „Gangster Squad“ hat seine Längen, die nur durch Schnitte wieder eingeholt werden können.

Was dem Streifen fehlt, sind die Kniffe, die aus einem guten Film einen sehr guten machen. So bleibt für mich unterm Strich stehen, dass ich zwar durchaus Spaß hatte und mitgefiebert habe, aber mir eben doch das eine oder andere fehlt.

Meine Wertung:
Spannung: 7,5 von 10
Action: 7,5 von 10
Story: 6,0 von 10
Länge: 5,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 3,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 6,8

La La Land

©STUDIOCANAL

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Titel: La La Land
Genre: Musikfilm / Drama
Regie: Damien Chazelle
Musik: Justin Hurwitz
Produzenten: Fred Berger / Gary Gilbert / Jordan Horowitz / Marc Platt
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 0

„Die leidenschaftliche Schauspielerin Mia (Emma Stone) und der charismatische Jazzmusiker Sebastian (Ryan Gosling) suchen das große Glück in Los Angeles. Sie halten sich mit Nebenjobs über Wasser und nachdem sich ihre Wege zufällig kreuzen, verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander. Gemeinsam schmieden sie Pläne für ihre Zukunft auf der Bühne und genießen den Zauber der jungen Liebe in LA LA LAND – der Stadt der Träume. Doch schon bald müssen Mia und Sebastian einsehen, dass sie Opfer bringen müssen, um ihren Träumen näher zu kommen. Kann ihre Beziehung diesem Druck standhalten?“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Letztes Wochenende habe ich ganz spontan meine Herzdame gefragt, ob wir ins Kino gehen wollen. Ganz spontan habe ich Karten für mein liebstes Programmkino reserviert und genau so spontan ging es dann Samstagnachmittag ins Kino.
Ich wollte „La La Land“ sehen, aus vielen Gründen: Zum einen ist der Regisseur Damien Chazelle. Er hatte ja auch schon „Whiplash“ gedreht und nachdem ich davon bis zu den Oscars® 2015 rein gar nichts gewusst habe, wollte ich mich dieses Mal nicht lumpen lassen und war stets aufmerksam.
Zum anderen sind ja inzwischen die Golden Globes 2017 vergeben und „La La Land“ ging als der große Gewinner hervor.
Da ich insgesamt ein großer Freund von Musikfilmen bin, wollte ich wissen, ob dieser Streifen mich genauso faszinieren kann wie „Whiplash“.

©STUDIOCANAL

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Die Handlung ist musicalhaft in fünf Kapiteln erzählt und dreht sich um Mia und Sebastian. Er Jazzpianist, sie Schauspielerin. Beide aufstrebend und idealistisch. Während sie das Glück ihrer Liebe genießen, unterstützen sich beide bei der Erfüllung ihrer Träume. Und wo lässt es sich besser und leichter Träume verwirklichen, als in der Traumfabrik schlechthin? In Los Angeles.
Die Handlung an sich ist nicht innovativ, aber so echt wie selten. Sie ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern realitätsnah. Am Ende muss man auch sagen, dass es fast keinen Stoff gibt, der noch nicht verfilmt ist, deswegen muss man sich nicht mehr die Frage stellen ob, sondern wie eine Geschichte oder Handlung erzählt wird.

Die Erzählweise ist, wie bereits erwähnt, musicalhaft. Und das ist es auch schon. Sie ist das wichtigste und entscheidendste Merkmal an diesem Film. Die Geschichte wird vorangetrieben, ganze Passagen werden mit der Musik gefüllt und sie ist eine schöne, atmosphärische und perfekte Untermalung. Darüber hinaus ist dieser Film nicht einfach nur ein Streifen über Mia und Sebastian, er ist auch eine Hommage an die guten alten Zeiten. An das goldene Hollywood von früher. Überall gibt es diese Anspielungen. Sei es ein besonders stilvolles und altes Auto oder die Requisiten, die Bühnenbilder, die Ausstattung am Set. Es gibt sie wirklich überall. Um noch einmal auf den Punkt zu kommen, wie diese Geschichte erzählt ist, könnte ich viele Adjektive verwenden. Detailverliebt, rührselig, mitreißend und nicht zuletzt spannend. Und wie spannend der Film war. In jeder Szene, vom Anfang bis zum Ende, wurde ich abgeholt, mitgenommen und nie wieder rausgelassen. Erst als der Film vorbei war, ich meine Jacke anzog, das Kino in der Innenstadt verließ und urplötzlich im Regen stand, merkte ich, wie sehr ich diesen Film mag und bereits wenige Zeit nach dem Schauen vermisse. Klarer Fall: Volle Punktzahl.

Was die Emotionen betrifft, wird hier einmal die komplette Palette rauf und wieder runter gespielt. Emma Stone und Ryan Gosling sind hier mit vollem Herzblut dabei. Ihm nehme ich jede Sekunde seines leicht introvertierten, jazzliebenden Charakters ab. Sie verblüfft mich mit einer besonderen Art Engagement. Sie ist bodenständig, verträumt und kreativ zugleich. Die Geschichten beider Figuren sind in diesem Kontext in ihrer Einfachheit absolut stimmig und überzeugend.

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Beide schaffen es, Emotionen und den Film selbst auf ihren Schultern mühelos zu transportieren. Nebencharaktere hat der Streifen gar nicht nötig, aber dennoch spielt hier ein sehr guter John Legend in seiner ersten richtigen Rolle in einem Film mit und auch J. K. Simmons ist wieder in einem Chazelle-Film dabei. Ich hätte den beiden stundenlang zuschauen können, weit über die 128 Minuten hinaus.

Die Musik ist grandios in jeder Hinsicht. Ich verliere mich in Superlativen.
Aber was will man sagen, wenn die Schauspieler jeden Ton selbst eingesungen haben, wenn Ryan Gosling jedes Stück am Klavier selbst spielt und wenn einfach alles so gut passt? Der Soundtrack begeistert nicht nur mich, meine Herzdame hat kaum zwei Tage später im Plattenladen den offiziellen Soundtrack auf CD erstanden und somit läuft er bei mir eigentlich nur noch rauf und runter.

©STUDIOCANAL

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Das Setting ist L.A., Hollywood, Clubs, Häuser, kleine Zimmer und die große Bühne. Wir, also der Zuschauer, sind immer dabei. Verfolgen Mia und Sebastian überall hin, bekommen jede Regung in ihren Gesichtern mit. Die Kostüme erinnern an eine unbeschwerte Zeit, an eine Zeit, wo einfach alles sonnig war. Besonders bei den Darstellerinnen wird auf kräftige Farben gesetzt. Knallgelb, sattgrün, dunkelblau oder tiefrot, es wirkt alles sehr elegant, leicht und feminin. Die Männer tragen eher Anzüge, stilvoll mit Weste unterschiedlichster Farben, aber man weiß immer: „Hier ist ein Gentleman.“.
Die Traumfabrik ist direkt vor der Tür, also was gibt es Passenderes als zwei Figuren, die nach ihren Sternen greifen wollen, um beruflichen Erfolg zu haben?

Meine Meinung:
Ich habe keine Lust, das Haar in der Suppe zu suchen. Ich bin ins Kino gegangen und wurde endlich mal wieder aus meinem Alltag gerissen. Zum zweiten Mal in der nahen Vergangenheit. Beim ersten Mal war es „Upside Down“, der mich in eine andere und spannende Welt hat abtauchen lassen und dieses Mal ist es „La La Land“.

Das Kinogeld war nicht herausgeschmissen, sondern wohl investiert. Mir hat der Film von vorne bis hinten gefallen, mit seinen Musikelementen, mit seinen Dialogen, mit den kleinen Macken, die die Figuren mit sich bringen. Mir hat es gefallen, dass beide so hoffnungsvoll waren, dass sie keine Angst vor dem haben, was morgen sein kann, wenn sie doch im Hier und Jetzt sind.
Sie haben angefangen zu begreifen, dass sie etwas tun müssen, um ihr Ziel zu erreichen und manchmal müssen sie auch einen Umweg gehen. Alles das findet man hier vor, alles das hat mich überzeugt.
Dieser Film ist nicht nur das Beste, was ich vermutlich in diesem Jahr sehen werde, er ist sogar einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.

Ein Highlight ohne Zweifel und absolut empfehlenswert, trotz oder gerade wegen seiner einfachen Geschichte.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 9,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 10 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 9,7

Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

Birdman_CoverTitel: Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (engl.: „Birdman or (The Unexpected Virtue of Ignorance))
Genre: Komödie / Drama
Regie: Alejandro González Iñárritu
Musik: Antonio Sánchez
Produzenten: Alejandro González Iñárritu / John Lesher / Arnon Milchan / James W. Skotchdopole
Dauer: ca. 114 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 12

„In diesem ‚fieberhaft witzigen’ Film (New York Times) von Alejandro G. Iñárritu zeigt Michael Keaton ‚die beste Leistung seiner Karriere’ (Rolling Stone). Er spielt den ehemaligen Filmstar Riggan Thomson, der alles riskiert und zur Rettung seiner Karriere eine Broadway-Show finanziert. Dabei muss er es mit Kollegen, Kritikern, seinem gestörten Alter Ego, seiner ihm fremd gewordenen Tochter (Emma Stone) und einer launischen Bühnendiva (Edward Norton) aufnehmen.“
(Rückentext der DVD)

Das Interesse an „Birdman“ ist die ganze Zeit schon vorhanden, allerdings hatte ich immer noch Bedenken. Was ist, wenn mir der Film nicht gefällt? Was ist, wenn meine Erwartungen komplett andere sind, als das, was mir dieser Streifen gibt?
Eine Empfehlung war dann ausschlaggebend und ich schlug zu bei meinem nächsten Besuch bei dem DVD-Dealer meines Vertrauens.

Die Handlung dreht sich um Riggan Thomson, der ein Schauspieler ist und seine besten Tage bereits hinter sich hat. Mit seiner Rolle als Birdman hat er Erfolge gefeiert und wurde dadurch berühmt. Birdman liegt nun einige Jahre zurück und Thomson will seiner Karriere einen neuen Impuls geben, um wieder in die Spur zurück zu kommen. Als Bühnendarsteller, Drehbuchautor und Regisseur inszeniert er ein Theaterstück am Broadway und sieht sich dort vielen Problemen gegenübergestellt.
Angefangen bei den Finanzen, über seine Tochter, welche ein kleines Problem mit Drogen hat, bis hin zu seinem neuen Nebendarsteller, der ihm zu jeder Zeit die Show stehlen kann. Und wenn das noch nicht genug ist, wird er ständig mit seinem längst vergangenen Erfolg konfrontiert. Birdman.

Wer hier jetzt einen Actionfilm erwartet hat, der liegt vollkommen daneben. Mit diesem Film bekommt der Zuschauer kein Actionspektakel oder Science-Fiction par excellence geboten, sondern nichts weniger als eine dialoglastige Geschichte mit dramatischen und humoristischen Ausflügen.
Die Spannung rührt daher immer von einer guten darstellerischen Leistung, angeregten Konversationen und den sehr schwierigen Umständen, denen sich Thomson ausgesetzt sieht. Michael Keaton spielt einen klaren Sympath, der zwar etwas in die Jahre gekommen ist, aber immer noch versucht, Geld ins Haus zu schaffen. Er ist jemand mit einer Idee, an die er ganz fest glaubt, weil es vermutlich nicht mehr viele gute Ideen in seinem Leben geben wird, an die er glauben kann. Aber auch alle anderen Figuren sind wichtig, damit dieser Film spannungstechnisch funktioniert. Edward Nortons Figur ist Genie und Wahnsinn zugleich. Besonders auch in Interaktion mit Michael Keaton entstehen Szenen, die sehr situationskomisch sind. Die Nebendarsteller wie Zach Galifianakis, Emma Stone oder Naomi Watts sind aber keineswegs hinter den anderen beiden. Auch sie tragen maßgeblich dazu bei, um witzige Momente hervorzuheben oder tragische Szenen zu verdeutlichen. Spannung entsteht dabei immer wieder durch gemeinsame Handlungen oder skurrile Begebenheiten.

Die Dialoge sind überaus unterhaltsam und geprägt von satireartigem – teilweise sogar schwarzem – Humor. Nicht jeder Zuschauer wird lachen, da es sich bei diesem Witz nicht um pointierte Phrasen oder Sprüche handelt, sondern um die kleinen Feinheiten des zwischenmenschlichen Lebens. Es wird gestichelt, gekonnt Salz in die Wunde gestreut und das auf eine sehr trockene, aber doch humorvollen Weise.
Auch die Szenen mit Emma Stone sind immer wieder von satirischem Charakter. Insgesamt kann man aber sagen, dass durch diesen Witz bedingt, die großen Lacher ausbleiben. Es ist eher ein Schmunzeln oder dergleichen, was man im Gesicht des Zuschauers beobachten kann.
In Kombination mit den tragischen Momenten erlebt das Publikum ein stetiges Bergauf und Bergab.

Gefühle und Authentizität sind in so einem Streifen, bei dem man nicht immer wieder durch Action ablenken kann, ein besonders wichtiger Punkt. Die darstellerische Leistung muss „on Top“ sein, um zu überzeugen. Auf den Schultern der Schauspieler lastet nichts Geringeres als die Story.
„Birdman“ besteht die meiste Zeit aus Charakterszenen und das, was man sieht, ist oft sehr gut.
Sowohl die witzigen Momente als auch die tragischen werden gekonnt und glaubhaft dargestellt. Inmitten von Tragik und Drama ist da Zach Galifianakis, der mit seiner Rolle der ruhige Pol ist. Besonnen und adrett verkörpert er Jake und das mit nötiger Überzeugungskraft und einem Maximum an Glaubwürdigkeit.
Schaut man sich den kompletten Cast an, dann stellt man bei jeder Figur dieses hohe Niveau fest.
Am Beispiel von Michael Keaton ist es aber besonders gut festzumachen. Er spielt die Hauptfigur, die alles durchsteht. Der Erwartungsdruck, aber auch die finanziellen Sorgen vereinen sich in seiner Person. Die teilweise Missachtung seiner Tochter, die Erinnerung an seine Erfolge mit Birdman und die Unverfrorenheit des neuen Nebendarstellers Mike Shiner (Edward Norton), belasten ihn ebenso sehr, wie die Arbeit an seinem Theaterstück. Gefühlstechnisch kann man dazu nicht sagen, dass es in irgendeiner Form Hass, Liebe, Gleichgültigkeit oder Zutrauen gibt, es ist eine Art alltägliches Gefühl. Der Zuschauer spürt es und sieht es anhand der Mimik, der Taten und erkennt es, weil man sich in den meisten Figuren so wunderbar hineinversetzen kann.

Die Musik war außergewöhnlich. Ein Jazz-Schlagzeug begleitet die meisten Handlungen mit einem sehr variablen Rhythmus. Der Sound ging die meiste Zeit durch Mark und Bein und trieb förmlich das Geschehen an. In jedem Fall unterhaltsam. Klassische Stücke waren auch dabei und sorgten für die nötige Abwechslung. Luft nach oben wäre dennoch vorhanden, da die Jazzmusik ja nicht nur ein Schlagzeug beinhaltet, sondern auch durch Bläser und Streicher ein besonders breites Spektrum erhält.

Die Länge ist ein schwieriger Punkt. Mit 114 Minuten hat „Birdman“ grundsätzlich eine durchschnittliche Laufzeit. Teilt man diesen Film in zwei Hälften muss man sagen, dass beide Teile besonders unausgeglichen sind. In der ersten Hälfte gibt es Längen, die teilweise unnötig sind. Zwar gibt es immer wieder diese tollen Dialoge, allerdings ist es ein Konzentrationsakt, um am Ball zu bleiben.
Die zweite Hälfte fühlt sich da gleich ganz anders an. Der Zuschauer ist in der Geschichte und bei den Figuren. Auch die Längen bleiben aus und so vergeht die Zeit wie im Flug.

Birdman_DVDMeine Meinung:
„Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ zeigt uns endlich mal wieder, was Kino kann. Ein wunderbarer und intensiver Film, von dem ich zunächst nicht wusste, was ich von ihm halten soll.

Mein persönliches Empfinden tendiert ganz klar dahin, dass ich auf diese witzigen Konversationen stehe. Ich mochte die Figuren und was mit ihnen passiert. Ich finde das Szenario sehr ansprechend und auch die Umsetzung war gekonnt. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten.

Ich bin froh, dass ich auf die Empfehlung gehört habe und ebenso, dass ich mir diesen Film zugelegt habe.

Die Schwächen von „Birdman“ sind zwar marginal aber vorhanden. Der Humor ist nicht eingängig und nicht pointiert, für mich kein Problem, aber auf keinen Fall massentauglich. Die Länge ist schwierig und auch storytechnisch hapert es am Anfang. Ab dann ist es allerdings kein Problem.

Wer auf großes Kino steht und einen großen Fernseher im Wohnzimmer hat, der sollte sich diesen Film auf alle Fälle anschauen.

Meine Wertung:
Humor: 8,0 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 10 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 8,6