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[Gastrezension] American Horror Story – Freak Show (Staffel 4)

american-horror-story_staffel-4_coverTitel: American Horror Story – Freak Show (Staffel 4) (engl.: „American Horror Story: Freak Show“)
Idee: Ryan Murphy / Brad Falchuk
Genre: Horror / Thriller / Drama / Fantasy / Mystery
Musik: Cesar Davila-Irizarry (Theme) / Charlie Clouser (Theme) / James S. Levine
Dauer: 13 Folgen à ca. 42-60 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2014/2015 / Deutschland: 2014/2015
Altersfreigabe: FSK 18

„Treten Sie ein, treten Sie näher, in die American Horror Story: Freak Show.
Elsa Mars (Jessica Lange) ist die Leiterin einer Gruppe von menschlichen „Kuriositäten“ und versucht verzweifelt, in der verschlafenen Kleinstadt Jupiter, Florida im Jahre 1952 zu überleben. Der Wanderzirkus mit seinen darstellenden Künstlern umfasst einen telepathischen, zweiköpfigen Zwilling (Sarah Paulson), eine resolute bärtige Frau (Kathy Bates), einen verletzlichen Muskelprotz (Michael Chiklis) und seine heißblütige Frau mit drei Brüsten (Angela Bassett). Allerdings bedroht die geheimnisvolle Ankunft einer dunklen Macht auf brutale Weise das Leben der Stadtbewohner und der Freaks gleichermaßen.“
(Rückentext der DVD)

Bevor im Oktober die fünfte Staffel auf DVD erscheint, wollte ich mir die vierte Staffel ansehen, denn auf die war ich besonders gespannt. Man hat sie vielleicht schon mal gesehen, im Fernsehen oder in Wachsfigurenkabinetten: die außergewöhnlichen Menschen, die Ungewöhnlichen, die Freaks. Ich freute mich darauf, auf wen ich im Zirkuszelt von Elsa Mars treffen werde.
Da mich die ersten drei Staffeln so begeistert hatten, erwartete ich Großes.

Elsa Mars leitet den Wanderzirkus, in dem besondere Menschen kleine Showstücke aufführen. Eine Frau mit zwei Köpfen, die singt, ein Mann mit Seehundhänden, der Schlagzeug spielt. Es gibt große Frauen und ganz kleine Frauen, Jungs mit Hummerhänden und Jungs, die Hühnern den Kopf abbeißen. Jeder ist individuell und anders und dabei eigentlich ganz nett. Doch als sie gerade ihre Zelte in Jupiter aufgeschlagen haben, geschehen plötzlich Morde in der Stadt. Und ist es da nicht klar, dass nur die Freaks die Täter sein können?

Die Geschichte ist relativ flach und in einem engen Rahmen gehalten wurden. Hauptthema war das Leben und die Konflikte innerhalb der Zirkusgruppe und auch die Ausgrenzung von außen, von den „normalen“ Menschen. Hinzu kommen die Morde in der Stadt und ein ungewöhnlicher junger Mann, der seltsam großes Interesse an einigen Zirkusmitgliedern zeigt.
Da die Story um die Morde früh auserzählt ist, bewegt man sich noch enger im Dunstkreis des Zirkus an sich. Dabei fehlte plötzlich ein „Ziel“, auf das man hinfiebert. Zusätzlich schien es viele Filler-Folgen zu geben, die die Geschichte nicht weiterbrachten, sondern höchstens die Vergangenheit der einzelnen Personen in der „Familie“ von Elsa Mars beleuchteten.

Die Spannung und der Horror werden vor allem in den ersten vier oder fünf Folgen durch den wahren Mörder, den der Zuschauer ab der ersten Sekunde kennt, erzeugt. Er versprüht oberflächlich gesehen die meiste Gefahr und optisch den meisten Horror.
Wie immer ist es bei „American Horror Story“ jedoch auch wichtig, den Horror unter der Oberfläche zu sehen. Denn der ist manchmal schlimmer als das Offensichtliche. So ist es auch in der vierten Staffel. Die menschlichen Abgründe sind oft grausamer als die gruseligste Maske. Aber auch wenn man erschüttert sein kann, wie erbarmungslos Menschen handeln können, ist es doch kein Horror, der einem die Hände vors Gesicht schlagen lässt.
Insgesamt besticht diese Staffel also nicht durch ihren Horror. Ganz im Gegenteil. sie wirkte streckenweise tatsächlich langweilig.

Durch diese negative Kombination aus langweiliger Story und wenig Spannung und Horror wirkt „Freak Show“ auch zum ersten Mal zu lang. Dreizehn Folgen sind normalerweise relativ kurz für eine komplette Staffel. Andere Serien, deren Folgen auch um die 40 bis 45 Minuten gehen, haben über 20 Folgen pro Staffel. Hier saß ich jedoch nach sechs Folgen da und dachte: „Puh… immer noch sieben Folgen. Das zieht sich.“. Das schien auch den Drehbuchschreibern aufgefallen zu sein, anders kann ich mir so viele Folgen, die die Geschichte künstlich aufzublähen scheinen, nicht erklären.
Die einzelnen Folgen sind unterschiedlich lang. Von 42 Minuten bis 60 Minuten ist alles dabei. Das zeigt immerhin, dass die Folgen dann beendet wurden, als sie auserzählt waren und sich nicht an feste Zeiten hielten.

Die spannenden Personen retteten häufig die flache Geschichte. Ein Großteil der liebgewonnenen Darsteller der letzten drei Staffeln sind wieder mit von der Partie und es ist wahnsinnig schön anzusehen, wie sie so unglaublich real zu „Freaks“ gemacht wurden. Die Maskenbildner haben mal wieder ganze Arbeit geleistet. An vielen Stellen fand ich die Figuren jedoch „drüber“. Zu dünnhäutig, zu schnell aggressiv, zu gekünstelt. Als ob es eine Überkompensation des fehlenden Inhalts war. Mit ein paar Abstrichen waren die Darstellungen trotzdem authentisch.
Zu den bekannten Schauspielern kamen eine ganze Menge an besonderen Menschen dazu, die man vielleicht schon einmal in TV-Beiträgen gesehen hat, wie die kleinste Frau der Welt oder die Frau ohne Beine. Stellenweise traten sie überzeugender und realer auf als die alteingesessenen Schauspieler.

Neben den Maskenbildern haben auch die Set-Designer Großes geleistet. Es wurde eine komplette „Zirkusstadt“ errichtet, die zu weiten und besonderen Kamerafahrten einlud. Es war eine ganz besondere Atmosphäre und man merkte, dass nicht im Studio gedreht wurde. Es machte alles noch echter. Die Kameraarbeit war insgesamt wieder fantastisch und bot Winkel, Perspektiven und Blicke, die so ungewöhnlich waren, dass es ein Fest ist, einfach nur die Bilder in sich aufzunehmen.

Da es in „Freak Show“ tatsächlich um eine Show ging, spielte die Musik eine große Rolle. Häufig hörte man Sarah Paulson als Bette und Dot, Evan Peters als Jimmy oder Jessica Lange als Elsa Mars singen. Alle Lieder wurden mit viel Herzblut und unglaublich überzeugend dargeboten.
Neben diesen Songs gab es vorrangig instrumentale Stücke, die das Geschehen unterstrichen. Dominierend waren hierbei typische Zirkustöne, Glockenspiel und Musik einer Spieluhr.

american-horror-story_staffel-4_dvdMeine Meinung:
Zum ersten Mal bin ich wirklich enttäuscht von „American Horror Story“. Gerade auf „Freak Show“ hatte ich mich so gefreut, denn erstens waren die damaligen „Freaks“ spannend anzusehen und zweitens bietet das Thema Zirkus unglaublich viele Anknüpfungspunkte, um richtig gruselig zu sein. Die Personen waren dann auch tatsächlich spannend anzusehen, mehr aber auch nicht. Die Geschichte bot ihnen nicht wirklich Platz, um sich zu entfalten.
Leider blieb diese vierte Staffel langweilig, vorhersehbar und flach. Man kann nachvollziehen, dass Jessica sich danach entschloss, die Serie zu verlassen.
Ich hoffe, dass die fünfte Staffel „Hotel“ wieder einiges mehr bietet.

Meine Wertung:
Story: 4,0 von 10
Horror: 5,0 von 10
Spannung: 4,0 von 10
Länge: 5,5 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Emotionen: 7,0 von 10
Schnitt: 9,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 6,3

Reihenfolge:
1. American Horror Story (Staffel 1)
2. American Horror Story – Asylum (Staffel 2)
3. American Horror Story – Coven (Staffel 3)
4. American Horror Story – Freak Show (Staffel 4)
5. American Horror Story – Hotel (Staffel 5)
6. American Horror Story – Roanoke (Staffel 6)

Autor: buecherherz

Nerve

©STUDIOCANAL

©STUDIOCANAL

Titel: Nerve
Genre: Thriller / Romanverfilmung
Regie: Henry Joost / Ariel Schulman
Musik: Rob Simonsen
Produzenten: Allison Shearmur / Anthony Katagas
Dauer: ca. 96 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 12 beantragt

„Bist du Watcher oder Player? Auf Vees (Emma Roberts) Highschool gibt es so gut wie kein anderes Gesprächsthema mehr als die immer riskanter werdenden Challenges, die das illegale Online-Game ‚Nerve’ seinen Spielern stellt. Um ebenso wie ihre Freundin Sydney einmal im Mittelpunkt zu stehen, meldet sich die eher schüchterne Vee kurzentschlossen selbst bei ‚Nerve’ an. Angetrieben vom Kick des Verbotenen bricht Vee mit ihrem ebenso attraktiven wie mysteriösen Game-Partner Ian (Dave Franco) schnell alle Tabus: keine Challenge ist ihnen zu riskant. Über Nacht werden Vee und Ian die Sensation des immer gefährlicher werdenden Spiels! Doch als Vee herausfindet, dass ihre gesamten Social-Media-Accounts gehackt wurden, und versucht, aus dem Spiel auszusteigen, muss sie feststellen, dass es dafür längst zu spät ist…“
(Kurzinhalt Presseheft)

Es war ein heißer Sommertag und ich freute mich sehr darüber, dass ich zu einer von drei Pressevorführungen in ganz Deutschland gehen konnte, um den am 08. September in den deutschen Kinos erscheinenden Film „Nerve“ zu sehen.

Der Kurzinhalt beschreibt ziemlich genau die wesentlichen Eckpunkte des Films, ohne dabei zu spoilern. Ich empfehle auch jedem, sich nicht den Trailer anzuschauen, denn der gibt eindeutig zu viel vom Inhalt Preis. Wer Interesse an dem Film hat, sollte ihn sich im Kino anschauen.

Vee (Emma Roberts) ©STUDIOCANAL

Vee (Emma Roberts) ©STUDIOCANAL

Ian (Dave Franco) ©STUDIOCANAL

Ian (Dave Franco) ©STUDIOCANAL

Henry Joost und Ariel Schulman haben bereits bei „Paranormal Activity 3+4“ zusammen gearbeitet. Jetzt haben sie mit „Nerve“ einen Thriller gedreht, der vor allem durch seine Thematik aufsehen erregen sollte. Dazu aber später mehr.
Ariel Schulman ist mir zumindest ein Begriff. Auch wenn ich die beiden Horrorfilme nicht gesehen habe, kenne ich ihn zumindest von „Catfish – Der Film“, einem Dokumentarfilm über die Online-Beziehung seines Bruders Nev. Durch den Film und die Serie „Catfish – The TV Show“ wurde das Wort „catfishing “ im Urban Dictionary aufgenommen und beschreibt jemanden, der sich im Internet als jemand anderes ausgibt und daraus eine langanhaltene emotionale oder romantische Beziehung führt.
„Nerve“ basiert auf den Roman „Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen“ (OT: „Nerve“) von Jeanne Ryan.

Die Geschichte ist linear und spannend erzählt. Es dreht sich alles um Vee und Ian, die durch eine Challenge zueinander gefunden haben. Nach einer kurzen Begegnung sollten sich die Wege der beiden wieder trennen, aber nicht, wenn es nach Nerve, dem Online-Game, geht. Und so verbringen Ian und Vee die nächste Zeit miteinander und werden von der einen Challenge in die nächste geschickt, die sie alle bestehen müssen. Schaffen die zwei eine Challenge, gibt es Geld, verlieren sie eine Challenge, verlieren sie jeden zuvor gewonnenen Cent.

Sydney (Emily Meade) ©STUDIOCANAL

Sydney (Emily Meade) ©STUDIOCANAL

Die Handlung spielt in New York in einigen Jahren, gar nicht so unweit von unserer Gegenwart entfernt und der Hype um das Online-Spiel „Nerve“ ist voll im Gange. Unter Jungendlichen und jungen Erwachsenen gibt es kaum ein anderes Gesprächsthema. Obendrein ist es ist die Gelegenheit für so viele Menschen, eine kurze Zeit im Scheinwerferlicht zu stehen, denn über dem Spiel steht eine zentrale Frage: Bist du watcher oder player?
„Nerve“ kommt nicht nur mit einem spannenden Grundszenario daher, sondern auch gleichzeitig mit einer Mahnung. Besonders heute, wo der NSA-Skandal noch ziemlich fest in den Köpfen der Menschen ist, muss sich jeder die Frage stellen: Wie viel will man von sich in den sozialen Netzwerken veröffentlichen? Mit wem teile ich welche Inhalte? Und vor allem: Wenn es ‚Nerve’ heute tatsächlich gäbe, bin ich watcher oder player?
Das Szenario selbst ist gar nicht so unrealistisch, die Mittel und Wege stünden uns heute bereits zur Verfügung. Daher sind die Handlung und Geschichte an sich verständlich und einfach nachzuvollziehen ohne dabei besonders aus der Luft gegriffen zu sein.

Ian und Vee (Dave Franco und Emma Roberts) ©STUDIOCANAL

Ian und Vee (Dave Franco und Emma Roberts) ©STUDIOCANAL

Spannungstechnisch hat „Nerve“ recht viel zu bieten. Mit einigen Wendungen und Überraschungen und einer rasanten Erzählweise wird dem Zuschauer in 96 Minuten Laufzeit alles andere als langweilig. Einziger Nachteil in diesem Punkt ist die Tatsache, dass manche Wendungen nur einmal ziehen. Hat man den Film bereits gesehen, wird man nicht mehr so überrascht sein. Ein zweites Mal Gucken ist nicht notwendig, da man am Ende nicht vor einem „Rätsel“ steht (nicht so wie bei „Interstellar“ oder „Inception“). Ein zusätzlicher Stimmungsmacher ist die gekonnt eingesetzte Action, wodurch das Interesse stets hoch ist. Die Challenges an sich sind immer aufregend und üben ihren eigenen Reiz aus.

Die Gefühlspalette war nicht sehr breit. Neben einem klischeehaften Verliebtsein wird dem Publikum noch Angst und Rivalität gezeigt. Die letzten beiden waren dabei in diesem Szenario wesentlich glaubhafter dargestellt als diese obligatorische Romanze. Man sieht sowieso immer öfter und in nahezu jedem Film eine Romanze und ich bin mir sicher, dass dieser Film mindestens genau so gut funktioniert hätte ohne ein Tête-à-Tête.

Zu den Figuren lässt sich viel sagen. Sie harmonieren und funktionieren zusammen sehr gut. Neben Dave Franco und Emma Roberts sieht man u.a. Juliette Lewis, Emily Meade, Miles Heizer und Colson Baker. Allesamt sind glaubhaft dargestellt und waren im Ausdruck nie drüber. Sie waren genau auf dem Punkt und waren mit ihren Charakteren eins. An der darstellerischen Leistung haben ich absolut nichts auszusetzen. Volle Punktzahl.

„Nerve“ hat es außerdem geschafft, dass ich meine Kategorie „Kameraführung“ herausholen muss. Denn hier muss ich sagen, dass dem Film ein ganz entscheidender Charme innewohnt. Oft ist der Zuschauer ebenfalls ein „watcher“ und sieht alles durch eine Smartphone-Kamera. Auch wird das Szenenbild von Texteinblendungen ergänzt, die die Kommentare der watcher zeigen. Ansonsten sieht man überwiegend New York bei Nacht, aber seltener die berühmten Sehenswürdigkeiten. Die ein oder andere Wohnung, ein Lagerhaus oder öffentliche Plätze sind auch dabei und sehr gut in Szene gesetzt.

Vee und Ian (Emma Roberts und Dave Franco) ©STUDIOCANAL

Vee und Ian (Emma Roberts und Dave Franco) ©STUDIOCANAL

Die Musik ist ein Mix aus populären und klassischen Stücken, wobei die klassisch-melodischen Songs in der Überzahl sind. Da ist es eher so, dass sie spannungsfördernd eingesetzt werden. Zu Anfang wird ein Pop-Song dafür verwendet, um die Story im eigentlichen Sinne voranzutreiben. Das Lied wird also Gegenstand der Geschichte. Ansonsten gibt es aber in diesem Punkt keine besonderen Kniffe, sodass unterm Strich die Auswahl der Melodien zwar stimmig, aber unauffällig ist.

Meine Meinung:
Das war meine erste Pressevorführung und ich habe es genossen.
Der Buchverlag cbt hat mir im Vorfeld einen Link zu einem Trailer zukommen lassen und ich empfehle jedem, der sich wirklich für diesen Film Interessiert, ihn sich nicht anzuschauen.

Ich bin mit dem Gedanken „kann man sich mal anschauen“ ins Kino gegangen und war tatsächlich begeistert. Nicht weil ich Kino für umsonst bekommen habe, sondern weil ich wirklich abgeholt wurde. Unter normalen Umständen wäre ich nie zu diesem Film ins Lichtspielhaus gegangen.

Dieser Thriller funktioniert sehr gut und unterhält auf einem kurzweiligen, aber hohen Niveau und das ist doch, was wir letzten Endes im Kino wollen: gute Unterhaltung.

Ich sehe außerdem keine andere Möglichkeit als „Nerve“ das zacksmovie-Highlightsiegel für gute Unterhaltung zu geben.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 7,0 von 10
Kameraführung: 8,5 von 10
GESAMT: 8,2

[Gastrezension] American Horror Story – Coven (Staffel 3)

American Horror Story_Staffel3_CoverTitel: American Horror Story – Coven (Staffel 3) (engl.: „American Horror Story: Coven“)
Idee: Ryan Murphy / Brad Falchuk
Genre: Horror / Thriller / Drama / Fantasy / Mystery
Musik: Cesar Davila-Irizarry (Theme) / Charlie Clouser (Theme) / James S. Levine
Dauer: 13 Folgen à ca. 42 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2013/2014 / Deutschland: 2013/2014
Altersfreigabe: FSK 18

„Die Junghexen in ‚Miss Robichaux´ Akademie für außergewöhnliche junge Damen‘ werden von Kräften der Unwissenheit und des Hasses heimgesucht. Neuankömmling Zoe, die selbst ein furchtbares Geheimnis mit sich trägt, gerät mitten in den schauerlichen Aufruhr hinein. Fiona (Jessica Lange), eine Oberhexe mit unvorstellbaren Kräften, will den Hexenzirkel schützen, aber bei ihrem obsessiven Streben nach Unsterblichkeit trifft sie auf eine unheimlich begabte Voodoo-Königin (Angela Bassett) und eine mordlustige Sklaventreiberin (Kathy Bates), die zu ewigem Leben verdammt sind.“
(Rückentext der DVD)

Nachdem ich Staffel 2 beendet hatte, startete ich am nächsten Tag direkt mit Staffel 3. Ich freute mich sehr auf das Hexen-Thema. Als Kind der 90er Jahre habe ich kein Problem damit, freue mich sogar darauf. Immerhin bin ich mit Serien wie „Sabrina – total verhext“ und „Charmed“ und Filmen wie „Hexen hexen“ aufgewachsen.

Fiona Goode ist die Oberste eines Hexenzirkels in New Orleans. Über die Jahre wurde der Zirkel immer kleiner und somit schwächer. Doch Fionas Zeit scheint langsam gekommen zu sein, eine neue Oberste wird bald hervortreten. Dies lässt sich auch an der Handvoll Schülerinnen in „Miss Robichaux´ Akademie für außergewöhnliche junge Damen“ erkennen, deren Kräfte immer mehr und ausgereifter werden. Doch Fiona denkt gar nicht daran, ihren Posten und damit ihr Leben aufzugeben. Dafür sucht sie sogar Hilfe bei den feindlichen Voodoo-Kräften…

Nachdem die letzte Staffel unglaublich dunkel und düster war, sieht man hier schon ab Folge eins das komplette Gegenteil. Die Akademie ist riesig, hell und lichtdurchflutet. Und auch die Kostüme und anderen Settings sind größtenteils hell oder richtiggehend bunt. Allein zum Angucken ist es nicht so anstrengend und bedrückend, wie noch der Vorgänger. Eine Staffel zum optischen Durchatmen.

Doch auch die Geschichte lässt den Zuschauer an vielen Stellen durchatmen. Vor allem die Charakterszenen zwischen den Junghexen kann man sich entspannt und voller Wohlgefallen angucken. Man wird nicht durch die Geschichte gehetzt, sondern es wird den Figuren auch viel Platz zur Entfaltung gegeben.
Vor allem durch die komplett verschiedenen Charaktere, die sich immer mehr offenbaren, wird auch die Spannung hochgehalten. Dieses Zusammenspiel verschiedener Persönlichkeiten, die Streits, die Konkurrenz- und Machtkämpfe – es gibt so viel zu beobachten. Doch auch die Grundstory ist mehr als nur interessant. Man bleibt dran, wenn die Fragen zur neuen Obersten kommen, wenn der Krieg mit der Voodoo-Königin thematisiert wird und wenn verschiedene Zauber schlimme Konsequenzen haben.
Darüber hinaus gibt es viele überraschende Wendungen, die mit den Zuschauern und ihren Überzeugungen und Meinungen bezüglich des Hexenzirkels spielen.
Die Mischung aus Figuren, Geschichten und Überraschungen halten den Spannungspegel permanent hoch. Wenn eine Folge beendet ist, kann man den Fernseher nicht einfach ausmachen. Man muss weitergucken.

Insgesamt geht die dritte Staffel von „American Horror Story“ einige neue Wege. Nicht selten kann man laut auflachen. Schwarzer Humor durchzieht die helle Staffel.
Dafür ist der Grusel und Horror deutlich zurückgefahren. Nervenkitzel und Gänsehaut sucht man hier fast vergeblich. Es gibt keinen subtilen Grusel. Dafür gibt es natürlich weiterhin viel Blut und explizite Szenen. Die Kamera schwenkt nicht weg, wenn eine grausige Tat begangen wird, sondern hält sogar noch drauf, damit der Zuschauer das eingeschlagene Gesicht sehen kann. Zerstückelte Leichen, aufgespießte Menschen, gebrochene Knochen, Axtmörder, Folter, aufgeschlitzte Körperteile –man bekommt viel zu sehen.

Doch neben neuen Elementen hält „American Horror Story – Coven“ auch noch an ein paar alten fest. Zeitsprünge und ungewöhnliche Kameraperspektiven sind wieder ein wichtiger Teil der Geschichte.

Bei den Zeitsprüngen geht es vorrangig um die Geschichte von Delphine LaLaurie, die von Kathy Bates dargestellt wird. Madame LaLaurie gab es jedoch wirklich. Sie hat tatschlich im 19. Jahrhundert viele ihrer Sklaven in ihrem Haus in New Orleans gefoltert und getötet. Das Einbauen dieses realen Horrors bringt zusätzlich etwas Besonderes in die Staffel. Kathy Bates hat diese altmodische, rassistische Frau perfekt verkörpert.

Überhaupt haben alle ihre Rollen extrem glaubhaft gespielt. Neben Kathy Bates war Emma Roberts neu im Cast, der man den verwöhnten Hollywood-Star ohne Problem abnahm.
Der Hauptteil der Schauspieler war jedoch schon aus den letzten Staffeln bekannt. So viele bekannte Gesichter, deren alte Rollen man in der Sekunde vergaß, in der sie nun als neue Person auftraten. Jeder ist sehr überzeugend und schafft es allein durch Mimik, Gestik und Blicke die Gedanken und Charaktereigenschaften der Rolle darzustellen. Jessica Lang ist nicht mehr die arrogante Nachbarin (Staffel 1) oder die grausame Nonne (Staffel 2), sondern die divenhafte Oberhexe. Evan Peters war ein wunderbarer Tate Langdon (Staffel 1), ein authentischer Kit Walker (Staffel 2), aber nun war er definitiv Kyle Spencer. Es ist eine ungewöhnliche Art eine Serie zu sehen, wenn gleiche Schauspieler immer wieder jemand anderes sind, aber hier funktioniert es wunderbar.

Diese überzeugende darstellerische Leistung kommt vorrangig von der authentischen Vermittlung der Gefühle. Und auch hier geht Staffel 3 neue Wege. Obwohl es wieder viele negative Gefühle gibt, wie Angst, Neid, Eifersucht oder Hass, haben die positiven viel mehr Raum. Es wird geliebt und vertraut, Freundschaften werden geknüpft und Zusammenhalt wird beschworen. Es war wunderbar anzusehen, dass die Schauspieler ebenso diese Gefühle überzeugend rüberbringen können.

Und abschließend gab es noch eine weitere Neuerung: Musik spielte eine wahnsinnig große Rolle. Bisher bestanden die Staffeln hauptsächlich aus spannungsfördernden Instrumentalstücken. Dieses Mal gab es immer noch viele instrumentale Musik, aber sie war entspannter, fröhlicher, beschwingter. Oft wurde hier auf ein wiederkehrendes Thema zurückgegriffen, was einen Bogen über die komplette Staffel spannte.
Darüber hinaus wurde viel Musik selbst gespielt oder aktiv im Radio gehört. Manche Lieder schaffen es dabei auch den Zuschauer auf eine ganz besondere Weise mitzunehmen und zu berühren.

In dieser Staffel waren die dreizehn Folgen ein paar Minuten länger als letztes Mal: ca. 42 Minuten. Wie immer hätte ich noch viel mehr sehen können, doch auch hier haben die Drehbuchautoren alle Geschichten auserzählt. Es war alles gesagt.

American Horror Story_Staffel3_DVDMeine Meinung:
Ich fand Staffel 1 unfassbar spannend und überraschend. Staffel 2 konnte mich mit seiner Handlung in einer Nervenheilanstalt überzeugen. Staffel 3 liebe ich. Ich liebe alles an dieser Staffel. Ich fand die Idee und die Umsetzung der Story grandios. Dabei war die Spannung für mich wahnsinnig hoch. Darüber hinaus: die Überraschungen, die Helligkeit, der Humor. Ich freue mich jedes Mal wieder, die altbekannten Schauspieler in neuen Rollen zu sehen. New Orleans war ein wunderbarer Schauplatz, von dem ich dachte: Mensch, das müsste man sich echt mal in live angucken.
Am liebsten hätte ich mitten in der Staffel noch einmal von vorn begonnen. Nur, um all die tollen Folgen nochmal zu sehen und das Ende weiter hinauszuzögern.
Dafür gab es – wie erwähnt – weniger Grusel und Horror, was eingefleischte Horrorfans sicher ärgern kann. Diese Staffel ist definitiv mehr Mainstream. Außerdem ist sie insgesamt sicherlich weiblicher. Es geht um Hexen, um Zusammenhalt zwischen Frauen, um die Akzeptanz verschiedener Eigenschaften.
Ich habe bisher meinen Freunden schon oft von „American Horror Story“ vorgeschwärmt, doch ich habe noch nie so penetrant versucht, sie zum Gucken zu überreden, wie nach Staffel 3.
Eine wunderbare Staffel! Definitiv meine liebste bisher.

Meine Wertung:
Story: 9,5 von 10
Horror: 6,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Länge: 8,5 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Emotionen: 8,5 von 10
Schnitt: 9,0 von 10
Musik: 7,5 von 10
GESAMT: 8,4

Reihenfolge:
1. American Horror Story (Staffel 1)
2. American Horror Story – Asylum (Staffel 2)
3. American Horror Story – Coven (Staffel 3)
4. American Horror Story – Freak Show (Staffel 4)
5. American Horror Story – Hotel (Staffel 5)
6. American Horror Story – Roanoke (Staffel 6)

Autor: buecherherz