Titel: Der unglaubliche Hulk (engl. „The Incredible Hulk“)
Genre: Action / Science-Fiction / Comicverfilmung
Regie: Louis Leterrier
Musik: Craig Armstrong
Produzenten: Avi Arad / Kevin Feige / Gale Anne Hurd
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2008
Altersfreigabe: FSK 16
„Durch biochemische Experimente verstrahlt, führt der Wissenschaftler Bruce Banner (Edward Norton) ein Leben im Abseits: Er zieht sich von seiner Freundin Betty Ross (Liv Tyler) in den Untergrund zurück, immer auf der Suche nach einem Gegenmittel für seine Wutanfälle, bei denen er sich in Hulk verwandelt. Doch General ‚Thunderbolt’ Ross (William Hurt) will diese Superkräfte für seine Zwecke nutzen und hetzt den machtgierigen Soldaten Emil Blonsky (Tim Roth) auf ihn. Dieser verwandelt sich nach einer Injektion in ein Monster, das nur Hulk stoppen kann…“
(Rückentext der DVD)
Weiter geht es mit meiner ganz persönlichen Challenge, alle Filme aus dem MCU (Marvel Cinematic Universe) in „chronologischer Reihenfolge“ zu schauen. Angefangen hatte alles mit „Iron Man“ und der zweite Film auf meiner Liste ist „Der unglaubliche Hulk“.
Was sich im Rückentext der DVD eher abgehandelt und nach einem Actionfeuerwerk anhört, ist in der Praxis doch wesentlich tiefgreifender. Es dreht sich natürlich vordergründig um Bruce Banner und die Fähigkeit, sich zu verwandeln, aber viel wichtiger ist natürlich die Frage, wo das selbstbestimmte Leben aufhört und wie man seine Freiheit wieder zurückgewinnt. Und somit regt „Der unglaubliche Hulk“ nicht unbegründet zum Nachdenken an. Weitergedacht stellt er natürlich auch die Frage, was der Staat, oder hier das Militär, darf.
Durch ergänzende und erklärende Rückblenden wird die sonst chronologische Erzählweise des Filmes unterstützt. Wunderbar und überaus überzeugend vereinbart der Streifen seine Handlungsstränge zu einem gut harmonisierenden Gesamtpaket, das rasante Action mit einer tiefgründigen Handlung kombiniert.
Ebenso wie die Handlung, operiert die Spannung von „Der unglaubliche Hulk“ auch auf mehreren Ebenen. Da gibt es die Action, die zum einen schön anzusehen und zum anderen aber nicht überladen ist. Und dann gibt es natürlich noch die Meta-Ebene. Bruce, der versucht, sich zu heilen, jedoch gleichzeitig weiß, welche Risiken aber auch Chancen die Möglichkeit einer Verwandlung zum Hulk mit sich bringt. Nicht unerheblich für die Spannung sind die (Re-)Aktionen des Antagonisten, hier in Form des Militärs an dessen Spitze General Ross steht.
Mit einem grandios aufspielenden Edward Norton hat „Der unglaubliche Hulk“ einen Darsteller, der die notwendige Anlage für einen tiefen und facettenreichen Charakter mitbringt. Aber nicht nur Edward Norton zeigt gute Leistungen, Liv Tyler und auch William Hurt stehen ihm in nichts nach.
Ganz im Gegensatz zu Tim Roth, der als überambitionierter Handlanger des Militärs flach wirkt und weder Tiefe noch Glaubwürdigkeit in seiner Figur vereinen kann. Die Beweggründe für seinen Kampf gegen den Hulk/Bruce Banner sind niedere. Im Grunde kämpft er gegen ihn, weil er es muss. Da ist es doch erfrischend zu sehen, dass William Hurt als General Ross nicht nur berufliche, sondern auch private Gründe für ein Vorgehen gegen Hulk für sich beanspruchen kann. Ebenso Liv Tyler, als Betty Ross, verbindet Privates wie auch Berufliches mit Bruce Banner. Sind sie doch beide Wissenschaftler und ehemalige Kollegen.
Ebenjene Gründe, sowohl für als auch gegen Bruce Banner sind von den Darstellern glaubwürdig verkörpert worden. Was Tim Roth an nötiger Überzeugungskraft fehlte, hatten dafür die anderen Schauspieler übrig, um die Figuren mit Leben zu füllen.
Grundsätzlich ist aber die Gefühlspalette nicht sehr groß und stellte entsprechend den Cast um Edward Norton vor keine größere Herausforderung.
Am Rande sei hier noch erwähnt, dass Stan Lee (mit Jack Kirby erfand er „Hulk“) und auch Lou Ferrigno (Darsteller des Hulks in der TV-Serie von 1978-1982) jeweils einen Cameo-Auftritt haben.
Ausschließlich unterstützender Natur ist die wenig atmosphärische und absolut austauschbare Musik im Film eingesetzt. Die weitestgehend klassischen Stücke beeindrucken weniger durch einen überraschenden Takt oder einer melodischen Wendung, als vielmehr durch Eintönigkeit und einer unkreativen Komposition.
Mit Schauplätzen in Nord- als auch Südamerika und tollen Aufnahmen der brasilianischen Favela scheint das Setting ausreichend viele Möglichkeiten zu haben und kreativ zu sein. Mit zunehmender Filmdauer werden die Kulissen allerdings austauschbar. Zerstörte Häuser und Straßenzüge drängen sich in den Vordergrund.
Die Balance zwischen Action- und Charakterszenen wird meistens gehalten, man muss aber auch sagen, dass die aufregenden Stellen eher in der zweiten Hälfte stattfinden, wodurch die meisten handlungsintensiveren Szenen in die erste Hälfte fallen. Zum Ende hin wird also mehr mit Explosionen ein Bild der Zerstörung gemalt, als im vorangegangenen Teil des Streifens.
Positiv ist, dass die Action nicht monoton ist, sondern vielfältig. Mal kommt es in Folge eines Hubschrauberabsturzes zu einem Brand, weil sich das Kerosin entzündet und mal sind da einfache „Kampfszenen“, die eher mit einem Boxkampf verglichen werden können. An dieser Stelle wird das Publikum nicht müde vom Zuschauen.
Meine Meinung:
Die tolle Veranlagung und die Möglichkeiten, die „Der unglaubliche Hulk“ hat, werden leider nicht vollends ausgeschöpft. Die Tatsache, dass der Film zum Nachdenken anregt, wird nicht weiterverfolgt und so geht das Gedankengut, das der Film verbreiten kann, letzten Endes verloren.
Was darf der Staat und was darf das Militär? Sind bahnbrechende Forschungen, die einen strategischen Vorteil bringen, automatisch höheren Instanzen zu übergeben? In diesem Fall hat Bruce Banner zu viele Gammastrahlen abbekommen und kann sich verwandeln. Hat er damit sein privates Leben an das Militär abgegeben?
Schade, dass der Film in Teilen die Beantwortung der Fragen dem Zuschauer schuldig bleibt. Was übrig bleibt, ist, dass der moralische Ansatz zugunsten eines massentauglichen Produktes einfach über Bord geworfen wird und in der zweiten Hälfte des Streifens inhaltlich sehr stark und sehr schnell nachlässt.
Grundsätzlich hat „Der unglaubliche Hulk“ gut unterhalten. Zu Anfang ein bisschen mehr, zum Ende ein bisschen weniger.
Meine Wertung:
Spannung: 7,5 von 10
Action: 8,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 4,0 von 10
Setting: 6,0 von 10
GESAMT: 6,9
Marvel Cinematic Universe:
1. Iron Man
2. Der unglaubliche Hulk
3. Iron Man 2
4. Thor
5. Captain America: The First Avenger
6. Marvel’s The Avengers
7. Iron Man 3
8. Thor – The Dark Kingdom
9. The Return of the First Avenger
10. Guardians of the Galaxy
11. Avengers: Age of Ultron
12. Ant-Man
13. The First Avenger: Civil War