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Honig im Kopf

IMG_2392Titel: Honig im Kopf
Genre: Tragikomödie
Regie: Til Schweiger
Musik: Dirk Reichardt / Martin Todsharow / David Jürgens
Produzenten: Til Schweiger / Thomas Zickler
Dauer: ca. 133 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 6

„Honig im Kopf erzählt die Geschichte der ganz besonderen Liebe zwischen der elfjährigen Tilda (Emma Schweiger) und ihrem Großvater Amandus (Dieter Hallervorden). Das humorvolle, geschätzte Familienoberhaupt wird zunehmend vergesslich und kommt mit dem alltäglichen Leben im Hause seines Sohnes Niko (Til Schweiger) nicht mehr alleine klar. Obwohl es Niko das Herz bricht, muss er bald einsehen, dass für Amandus der Weg ins Heim unausweichlich ist. Doch Tilda will sich auf keinen Fall damit abfinden. Kurzerhand entführt sie ihren Großvater auf eine chaotische und spannende Reise, um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen: noch einmal Venedig sehen!“
(Rückentext der DVD)

Heute habe ich mir „Honig im Kopf“ angesehen. Es war eine Empfehlung und Mitgabe meines Schwagers, der mir den Film mit den Worten: „Wenn du nicht weinst, hast du kein Herz“, in die Tasche packte. Gut, eine DVD weniger, die ich für den Blog kaufen würde. Ohnehin hatten meine Freundin und ich vor, uns diesen Streifen früher oder später anzuschauen. Heute war es dann endlich soweit.

Die Geschichte dreht sich um Tilda und ihren Großvater Amandus. Wie uns der Rückentext schon verrät, wird der Opa zunehmend vergesslich und bekommt es immer weniger auf die Reihe, mit seinem Leben und seiner Umwelt fertig zu werden. Es ist eine Prüfung für alle. Der Sohn Niko muss schweren Herzens feststellen, dass sein Vater echte Hilfe braucht und er diese nur in einem Pflegeheim bekommt. Für Tilda gibt es nichts Wichtigeres als ihren geliebten Großvater glücklich und gesund zu erleben. Sie spürt, dass er sich verändert hat und er sie nun mehr denn je braucht und für Amandus ist alles wie immer, nur mit dem Unterschied, dass er sich nicht mehr ganz so genau erinnert, wie es immer war.
Zur Story lässt sich vieles sagen. Zum einen wird sie chronologisch in einer großen Rückblende erzählt und zum anderen ist die Situation, in der sich die Familie befindet, sehr lebensnah, ohne es zu dramatisieren oder künstlich herunter zu spielen. Es werden echte Probleme und Zwiespälte gezeigt, die sich auftun, wenn ein Mensch im engeren familiären Kreis Alzheimer bekommt. Durch situationskomische Dinge wird gekonnt der dramatische Aspekt einer schlimmen Krankheit entfernt, die Szene entschärft und neu Anlauf genommen, um es dann genau so zu wiederholen.

Wenn man den Film in seiner Dynamik unterbricht und eine überaus dramatische Szene quasi beendet, dann ist das für die Spannung nicht unbedingt förderlich. In „Honig im Kopf“ war diese Maßnahme aber überaus wichtig und notwendig, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu fangen und zu beruhigen. Denn die Emotionen des emphatischen Zuschauers werden so sehr angesprochen, dass er anfängt das Gleiche zu fühlen, wie die Charaktere im Film, und somit zu Weinen beginnt. Darüber hinaus will der Zuschauer erfahren, wie es mit Tilda und ihrem Opa weitergeht, immerhin will sie ihm seinen Wunsch erfüllen und noch einmal nach Venedig fahren.

Dank Dieter Hallervorden und seiner Figur Amandus bekommt der Film eine ordentliche Portion Humor ab. Auch wenn die meisten Lacher seinem Zutun geschuldet sind, tragen die übrigen Charaktere ihren Teil dazu bei. Die meisten Witze waren zwar situationsabhängig, das heißt aber nicht, dass Tilda, Niko oder jemand anderes nicht maßgeblich beteiligt wären, sondern, dass Dieter Hallervorden besonders hervorstach. In einer Nebenrolle war Fahri Yardım als Erdal zu sehen, der in seinen wenigen Minuten schon sehr überzeugend und witzig war. Nebenrollen sind also nicht einfach nur Statisten, sondern verleihen, wie in diesem Fall, Szenen eine ganz andere Wendung und Sichtweise. Daumen hoch!

„Honig im Kopf“ ist in dem Punkt der Emotionen sehr vielfältig und lässt einige Extreme zu, die sich auch auf die Zuschauer auswirken. Amandus kann nichts gegen sein Vergessen tun. Immer wieder erlebt er einige sehr liebevolle Momente mit seiner Enkeltochter und seinem Sohn und greift dadurch nicht zuletzt in die Gefühlswelt des Zuschauers ein. Seine gezeigten Emotionen sind im stetigen Wechsel von Extrem zu Extrem.
Niko, der Sohn von Amandus, der kaum Zeit für Ehefrau und Kind hat, muss sich nun um seinen Vater kümmern, nachdem seine Mutter verstorben ist. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis, dass sein Vater krank ist und der Hoffnung, dass es vielleicht doch nur eine Phase ist und am Ende alles wieder gut wird. Er zeigt sehr authentisch, wie man sich als Sohn verhält, nämlich: immer etwas hoffnungsvoller als die Situation eigentlich gerade ist und immer begleitet von einer Art Ohnmacht, die über einem schwebt.
Tilda ist die Enkeltochter von Amandus versucht die ganze Zeit ihrem Opa Freude ins Leben zu bringen. Es entstehen dadurch sehr tolle, aber auch sehr traurige Momente, die dem Publikum förmlich ans Herz gehen und auf allen Ebenen berühren.

Bezüglich der Authentizität lässt sich sagen, dass viele Charaktere von der Tiefe und ihren Gefühlen glaubwürdig waren, aber natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Niko war oft profillos und seine ganz persönliche Ohnmacht schien selten bis gar nicht durch. Auch wenn etwas Hoffnungsvolles durchscheinen sollte, wurde die Situation mit „Es ist nichts“ oder „Es ist alles okay“ gelöst. Auch Jeanette Hain, die im Film Nikos Frau Sarah spielt, war profillos mit dem Drang alles zu persönlich, zu ernst zu nehmen und zu sehr im Mittelpunkt stehen zu wollen. Wenn es so sein sollte, war es nicht unterhaltsam, sondern anbiedernd und nervig.

Für die musikalische Untermalung wurden überwiegend ruhige, aber ebenso populäre Stücke ausgewählt, die man aus dem Radio oder aus dem Musikfernsehen kennt. Die Auswahl war sehr ausgewogen und die Lieder haben auch zu der Situation im Film gepasst, sodass es eine Szene komplett abgerundet wurde.

Meine Meinung:
„Honig im Kopf“ war sehr unterhaltsam, witzig und ernst zugleich. Er hat den Spagat zwischen einer Komödie mit sehr humoristischen Begebenheiten und einer lebensnahen Tragödie wunderbar gemeistert.

Die musikalische Untermalung war wirklich gut und hat auch immer zu den Szenen gepasst. Dadurch, dass es aber überwiegend populäre Songs waren, erschien mir persönlich die Auswahl sehr einseitig.

Dieter Hallervorden hat mir in seiner kleinen Rolle in der Romanverfilmung von Sebastian Fitzeks „Das Kind“ auch schon sehr gut gefallen, aber seine Leistung in „Honig im Kopf“ war grandios. Meinem Empfinden nach, ist es mehr als schwer jemanden zu spielen, der Alzheimer hat, da auch gerade der Prozess des Vergessens schleichend ist. Ihm habe ich seine Rolle zu 100 Prozent abgekauft, mit all seinen Facetten.

Was ich noch los werden muss: Auch wenn der Film ein so komplexes und schwieriges Thema wie die Alzheimer Erkrankung eines Menschen behandelt, sehe ich diesen Film nicht als Mahnung, sondern als Werk der Freude an. „Honig im Kopf“ zeigt mir persönlich, wie viele schöne Dinge man erleben kann, wenn die Umstände eigentlich keinen Platz für Freude lassen.

Unterm Strich ist „Honig im Kopf“ ein sehr gelungener Film, der auf vielen Ebenen punktet. Außerdem ist dieser Film endlich mal etwas anderes als die immergleichen romantischen Komödien von Til Schweiger.
„Honig im Kopf“ – eine lebensnahe Tragikomödie, die ihre Zuschauer mit Fragen aus dem Leben konfrontiert und auf eine Reise mitnimmt.

Meine Wertung:
Humor: 6,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 7,8

Das Kind

IMG_9470Titel: Das Kind
Genre: Psychothriller
Regie: Zsolt Bács
Musik: Steven Schwalbe / Steve Patuta / Khalil Feegel
Produzenten: Zsolt Bács / Sebastian Fitzek
Dauer: ca. 114 Minuten
Erscheinungsjahr: 2012
Altersfreigabe: FSK 16

„Strafverteidiger Robert Stern (Eric Roberts) ist wie vor den Kopf gestoßen, als er sieht, wer der geheimnisvolle Mandant ist, mit dem er sich auf einem abgelegenen und heruntergekommenen Industriegelände treffen soll: Simon (Christian Traeumer), ein zehnjähriger Junge, zerbrechlich, todkrank – und fest überzeugt, in einem früheren Leben ein Mörder gewesen zu sein. Doch Robert Sterns Verblüffung wandelt sich in Entsetzen und Verwirrung, als er in jenem Keller, den Simon beschrieben hat, tatsächlich menschliche Überreste findet: ein Skelett, der Schädel mit einer Axt gespalten. Und dies ist erst der Anfang. Denn Robert ahnt noch nicht, dass von nun an der Tod sein ständiger Begleiter sein wird…“
(Rückentext der DVD)

Eigentlich bin ich kein Fan von Psychothrillern. Eigentlich.
Eigentlich mag ich auch keine Schokolade, das heißt aber nicht, dass ich eine leckere Mousse au chocolat ablehnen würde. Ich will jetzt aber nicht eine Süßspeise mit einem Film vergleichen, auch wenn ich es vermutlich sehr gut könnte.
Ich habe mir also „Das Kind“ angeschaut. Ich hörte einiges über das Buch und Sebastian Fitzek ist mir auch mehr als ein Begriff. Auch wenn ich noch nie ein Buch von ihm gelesen habe, so war ich dennoch auf einer seiner Lesungen und ich freue mich auf seinen nächsten Besuch in meiner Heimatstadt, wo ich auch in diesem Jahr im Publikum sitzen werde und gespannt seinen Worten lauschen und seinen Gedanken folgen möchte.

Die Geschichte basiert auf dem Roman „Das Kind“ von Sebastian Fitzek und ist einfach gehalten und absolut nicht verwirrend. Die Erzählweise unspektakulär und bis zu einem Punkt auch ohne größere Kniffe. Das Ungewöhnliche an der Story ist, dass ein Junge behauptet, ein Serienmörder zu sein und das obwohl alle Morde vor seiner Geburt stattgefunden haben.

Die Thematik hat ein großes Spannungspotential. Ein 10-jähriger Junge, der ein Mörder sein soll und getötet hat, noch bevor er geboren wurde. Bis zum Ende hin fesselt der Film das Publikum, ohne dabei zu übertreiben. Die Neugier wird immer Stück für Stück für Stück gestillt und das gibt dem Zuschauer gerade so viel, um weiter dran zu bleiben. Auch das, was mit den eigenen Gedanken passiert, ist unfassbar. Bis zum Ende hin weiß man nicht, wie die Geschichte aufgelöst wird und ob es sich dabei um eine Art Reinkarnation handelt oder nicht.

Meistens passen die Gefühle zu der Darstellung. Aber eben nur meistens. Die einzige Ausnahme ist dabei Eric Roberts, der viel zu oft mit seinen gezeigten Emotionen so künstlich war, dass ich seine Leistung als Laientheater bezeichnen möchte. Bei allen anderen wirken die Gefühle nicht übertrieben oder künstlich und fügen sich nahtlos in die Geschehnisse ein.

Die Figuren waren alle weitestgehend originell. Von der Idee her ist sogar die Figur Robert Stern ausgeklügelt und intelligent, doch leider haperte es an der Ausführung und so versucht sich ebendiese Figur wie ein Fremdkörper in den Film einzufügen. Umso überraschender ist die Tatsache, dass Dieter Hallervorden in einem Psychothriller mitspielt und weiter noch in was für einer Rolle. Er spielt seine Rolle absolut glaubhaft mit dazugehöriger Attitüde, weit entfernt von seinem humoristischen Image.
Auch Christian Traeumer, als eigentlicher Hauptdarsteller, verkörpert originell seine Figur Simon. Es ist definitiv nicht einfach, einen todkranken Jungen zu spielen. Doch Simon wird nicht so verkörpert, dass er übertrieben viel Mitleid haben möchte. Dabei bleibt er immer bodenständig und hievt sich nicht auf eine Ich-bin-so-stark-Ebene.

Die Filmmusik war ausschließlich unterstützender Natur, die gekonnt die dargestellten Szenen untermalt hat. Sie hat insgesamt nicht von der Handlung abgelenkt, war aber auch nicht so prägnant, dass man sie im Hinterkopf behält. Sie verhält sich eher so wie ein stiller Begleiter.

Meine Meinung:
„Das Kind“ hatte schon in der Produktionszeit eine unglaubliche Fan-Base. Das liegt wohl auch daran, dass Sebastian Fitzek ein sehr populärer Autor im deutschsprachigen Raum ist. Als Dank wurden über 10.000 Unterstützer der offiziellen Film-Seite auf einem beliebten sozialen Netzwerk im Abspann erwähnt.

Im Großen und Ganzen gefiel mir der Film gut. Ich bin, wie schon eingangs erwähnt, zwar kein Fan von Psychothrillern, aber dennoch habe ich mich nicht durch den Film quälen müssen. Ganz im Gegenteil: Auch wenn die anfänglichen 20-30 Minuten sich etwas gezogen haben, lief der Film danach echt flüssig und kam mir eher schnelllebig vor.

Eric Roberts war der einzige Schauspieler, der sich für mich wie ein Fremdkörper im Film angefühlt hat. Dieter Hallervordern passt erstaunlich gut in die Story und seine Rolle hätte er nicht besser spielen können. Ben Becker kommt mit seinem „aggressiven“ Äußerem und einer Schläger-Attitüde daher, die seiner Figur wie auf dem Leib geschneidert ist.

„Das Kind“ könnte auch, ganz klassisch, am Sonntagabend im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt werden, zumindest fühlt sich der Film so an. Für den gepflegten Fan des Psychothrillers sind, vom Hörensagen, die Bücher von Sebastian Fitzen sehr empfehlenswert. Ich kann lediglich sagen, dass die erste Verfilmung eines Fitzek-Buches zu empfehlen ist.
Insgesamt ergibt sich daraus folgende Wertung:

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
GESAMT: 7,4