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Exodus – Götter und Könige

IMG_6655Titel: Exodus – Götter und Könige (engl. „Exodus: Gods and Kings“)
Genre: Bibelfilm
Regie: Ridley Scott
Musik: Alberto Iglesias
Produzenten: Ridley Scott / Peter Chernin / Mark Huffam / Michael Schaefer / Jenno Topping
Dauer: ca. 144 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 12

„‚Exodus – Götter und Könige’ erzählt die legendäre Geschichte eines Mannes, der sich mutig einem übermächtigen Imperium entgegenstellt. Mit atemberaubenden Visual Effects erweckt Ridley Scott die Geschichte von Moses (Christian Bale) zu neuem Leben – der kühne Anführer, der sich gegen Pharao Ramses (Joel Edgerton) auflehnt und sein Volk von 400.000 Sklaven in einer monumentalen Flucht aus dem von grausamen Plagen gestraften Ägypten führt.“
(Rückentext der DVD)

Heute habe ich mir „Exodus – Götter und Könige“ angesehen. Zum ersten Mal rückte der Film in meinen Fokus, als ich mit meiner Freundin zusammen im Kino saß und wir die Vorschau vom neusten Film von Ridley Scott gesehen haben. Schon damals habe ich ihr ins Ohr geflüstert, dass ich den Film sehen muss. Die Gründe lagen ja förmlich auf der Hand. Zum einen geht es primär um eine Geschichte aus der Bibel und ich bin schon der Meinung, dass man prinzipiell Teile die Bibel gut verfilmen kann, ohne dass es langweilig wird. Zum anderen ist „Exodus“ ein Film von, wie bereits erwähnt, Ridley Scott – dem Macher von „Blade Runner“, „Die Akte Jane“, „American Gangster“ und „Gladiator“. Nicht, dass das schon Grund genug wäre, nein, dann spielt auch noch Christian Bale („The-Dark-Knight-Trilogie“, „Auge um Auge“) eine der beiden Hauptrollen und Joel Edgerton („Warrior“) die andere Rolle.

Die Geschichte dreht sich um die Befreiung der israelitischen Sklaven aus Ägypten durch Moses.
Nachdem Sethos I. alle männlichen Nachkommen im Nil ertränken ließ, war Moses der einzige Überlebende, da ihn seine Mutter – zum Schutz – in ein Körbchen legte und ihn am Nil aussetzte. Von der Tochter des Pharaos gefunden und aufgenommen, wächst er neben dem Kronprinzen Ramses im Königshaus auf.

Im Großen und Ganzen ist die Story linear erzählt, ein, zwei Überraschungen gibt es aber dennoch in der Erzählweise. Hin und wieder bekommt der Zuschauer einen Einblick in die Vergangenheit und dazu werden Rückblenden verwendet. Diese sind immer äußerst kurz und klar zu erkennen.
Darüber hinaus gibt es auch Szenen, in denen Gott Moses erscheint. Diese Szenen sind nicht nur deutlich vom übrigen Film abgehoben, auch entsteht keine Verwirrung in Bezug auf die Rückblenden.

Der Spannung helfen dramatische Szenen und brisante Entwicklungen in der Personkonstellation. Der Streit zwischen Ramses und Moses ist quasi vorprogrammiert, alleine schon dadurch, dass sie unterschiedliche Ziele verfolgen. Das Interesse wird lediglich durch eine unmoderne Sprache gedämpft.

Die Musik ist einem Epos würdig. Sie ist ausschließlich unterstützender Natur. Sie drängt sich nie in den Vordergrund und lenkt auch sonst nicht anderweitig ab. Passend dazu ist auch die Länge des Filmes. Mit ca. 144 Minuten nimmt er sich auch die Zeit, die er braucht, um die Situationen darzustellen und aufzulösen.

Gefühlstechnisch ist „Exodus“ kein großes Kino. Nichts Ausuferndes und auch nichts Ergreifendes. Stattdessen ist die Gefühlspalette eher flach gehalten. Zuneigung und Liebe, Hass und Verachtung, aber nichts Bewegendes. Nicht zu vergessen die Zuversicht, die Zuversicht im Glauben an Gott.
Im Punkt der Authentizität und der Glaubwürdigkeit der Charaktere, wird das Publikum nicht enttäuscht. Joel Edgerton ist ein extrem echter Ramses und Christian Bale ein ebenso guter Moses. Auch die Nebenrollen waren exzellent besetzt und sehr originell: So sind Sir Ben Kingsley, Sigourney Weaver, Aaron Paul und John Turturro zwar die bekanntesten Nebendarsteller, werden aber trotzdem durch eher unbekannte Akteure übertrumpft. Maria Valverde verkörpert Zippora, die Frau von Moses, und ist in ihrer Tiefe, Glaubwürdigkeit und Darstellung überzeugender als beispielsweise Sigourney Weaver. Ehrlicherweise kann ich dem Cast in seiner Arbeit kein negatives Zeugnis ausstellen, da dem Publikum eine grundsolide und überzeugende Arbeit geboten wird.

Meine Meinung:
„Exodus – Götter und Könige“ hat mich sehr gut unterhalten und mich von der ersten Minute an in seinen Bann gezogen. Wenn man kein Problem mit Bibelverfilmungen hat und sich auf den Streifen einlässt, bekommt man als neutraler Zuschauer einen tollen Film zu sehen, der ebenso als Abenteuerfilm deklariert sein könnte.

Wer besonders bibeltreu ist und sich diesen Film anschaut, wird die eine oder andere Ungenauigkeit entdecken, mich persönlich stört es nicht und mindert meiner Meinung nach auch nicht den Filmspaß. Punkte muss ich dafür trotzdem abziehen, weil es in der Masse zu viele Ungenauigkeiten sind.

Nichtsdestotrotz ist „Exodus“ ein empfehlenswerter Film, die Darsteller sind glaubwürdig und die Geschichte abenteuerreich.
Musik und Länge sind, vor dem Hintergrund, dass es ein Bibelfilm ist, absolut angemessen.
Auch die Tatsache, dass der Zuschauer keine ausschweifend großen Gefühle zu Gesicht bekommt, mindert nicht den Filmspaß, man muss es nur vorher wissen.

Daher bekommt „Exodus – Götter und Könige folgende Bewertung von mir:

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 7,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
Gefühle/Emotionen: 5,5 von 10
GESAMT: 7,2

Honig im Kopf

IMG_2392Titel: Honig im Kopf
Genre: Tragikomödie
Regie: Til Schweiger
Musik: Dirk Reichardt / Martin Todsharow / David Jürgens
Produzenten: Til Schweiger / Thomas Zickler
Dauer: ca. 133 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 6

„Honig im Kopf erzählt die Geschichte der ganz besonderen Liebe zwischen der elfjährigen Tilda (Emma Schweiger) und ihrem Großvater Amandus (Dieter Hallervorden). Das humorvolle, geschätzte Familienoberhaupt wird zunehmend vergesslich und kommt mit dem alltäglichen Leben im Hause seines Sohnes Niko (Til Schweiger) nicht mehr alleine klar. Obwohl es Niko das Herz bricht, muss er bald einsehen, dass für Amandus der Weg ins Heim unausweichlich ist. Doch Tilda will sich auf keinen Fall damit abfinden. Kurzerhand entführt sie ihren Großvater auf eine chaotische und spannende Reise, um ihm seinen größten Wunsch zu erfüllen: noch einmal Venedig sehen!“
(Rückentext der DVD)

Heute habe ich mir „Honig im Kopf“ angesehen. Es war eine Empfehlung und Mitgabe meines Schwagers, der mir den Film mit den Worten: „Wenn du nicht weinst, hast du kein Herz“, in die Tasche packte. Gut, eine DVD weniger, die ich für den Blog kaufen würde. Ohnehin hatten meine Freundin und ich vor, uns diesen Streifen früher oder später anzuschauen. Heute war es dann endlich soweit.

Die Geschichte dreht sich um Tilda und ihren Großvater Amandus. Wie uns der Rückentext schon verrät, wird der Opa zunehmend vergesslich und bekommt es immer weniger auf die Reihe, mit seinem Leben und seiner Umwelt fertig zu werden. Es ist eine Prüfung für alle. Der Sohn Niko muss schweren Herzens feststellen, dass sein Vater echte Hilfe braucht und er diese nur in einem Pflegeheim bekommt. Für Tilda gibt es nichts Wichtigeres als ihren geliebten Großvater glücklich und gesund zu erleben. Sie spürt, dass er sich verändert hat und er sie nun mehr denn je braucht und für Amandus ist alles wie immer, nur mit dem Unterschied, dass er sich nicht mehr ganz so genau erinnert, wie es immer war.
Zur Story lässt sich vieles sagen. Zum einen wird sie chronologisch in einer großen Rückblende erzählt und zum anderen ist die Situation, in der sich die Familie befindet, sehr lebensnah, ohne es zu dramatisieren oder künstlich herunter zu spielen. Es werden echte Probleme und Zwiespälte gezeigt, die sich auftun, wenn ein Mensch im engeren familiären Kreis Alzheimer bekommt. Durch situationskomische Dinge wird gekonnt der dramatische Aspekt einer schlimmen Krankheit entfernt, die Szene entschärft und neu Anlauf genommen, um es dann genau so zu wiederholen.

Wenn man den Film in seiner Dynamik unterbricht und eine überaus dramatische Szene quasi beendet, dann ist das für die Spannung nicht unbedingt förderlich. In „Honig im Kopf“ war diese Maßnahme aber überaus wichtig und notwendig, um dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu fangen und zu beruhigen. Denn die Emotionen des emphatischen Zuschauers werden so sehr angesprochen, dass er anfängt das Gleiche zu fühlen, wie die Charaktere im Film, und somit zu Weinen beginnt. Darüber hinaus will der Zuschauer erfahren, wie es mit Tilda und ihrem Opa weitergeht, immerhin will sie ihm seinen Wunsch erfüllen und noch einmal nach Venedig fahren.

Dank Dieter Hallervorden und seiner Figur Amandus bekommt der Film eine ordentliche Portion Humor ab. Auch wenn die meisten Lacher seinem Zutun geschuldet sind, tragen die übrigen Charaktere ihren Teil dazu bei. Die meisten Witze waren zwar situationsabhängig, das heißt aber nicht, dass Tilda, Niko oder jemand anderes nicht maßgeblich beteiligt wären, sondern, dass Dieter Hallervorden besonders hervorstach. In einer Nebenrolle war Fahri Yardım als Erdal zu sehen, der in seinen wenigen Minuten schon sehr überzeugend und witzig war. Nebenrollen sind also nicht einfach nur Statisten, sondern verleihen, wie in diesem Fall, Szenen eine ganz andere Wendung und Sichtweise. Daumen hoch!

„Honig im Kopf“ ist in dem Punkt der Emotionen sehr vielfältig und lässt einige Extreme zu, die sich auch auf die Zuschauer auswirken. Amandus kann nichts gegen sein Vergessen tun. Immer wieder erlebt er einige sehr liebevolle Momente mit seiner Enkeltochter und seinem Sohn und greift dadurch nicht zuletzt in die Gefühlswelt des Zuschauers ein. Seine gezeigten Emotionen sind im stetigen Wechsel von Extrem zu Extrem.
Niko, der Sohn von Amandus, der kaum Zeit für Ehefrau und Kind hat, muss sich nun um seinen Vater kümmern, nachdem seine Mutter verstorben ist. Er ist hin- und hergerissen zwischen der Erkenntnis, dass sein Vater krank ist und der Hoffnung, dass es vielleicht doch nur eine Phase ist und am Ende alles wieder gut wird. Er zeigt sehr authentisch, wie man sich als Sohn verhält, nämlich: immer etwas hoffnungsvoller als die Situation eigentlich gerade ist und immer begleitet von einer Art Ohnmacht, die über einem schwebt.
Tilda ist die Enkeltochter von Amandus versucht die ganze Zeit ihrem Opa Freude ins Leben zu bringen. Es entstehen dadurch sehr tolle, aber auch sehr traurige Momente, die dem Publikum förmlich ans Herz gehen und auf allen Ebenen berühren.

Bezüglich der Authentizität lässt sich sagen, dass viele Charaktere von der Tiefe und ihren Gefühlen glaubwürdig waren, aber natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel. Niko war oft profillos und seine ganz persönliche Ohnmacht schien selten bis gar nicht durch. Auch wenn etwas Hoffnungsvolles durchscheinen sollte, wurde die Situation mit „Es ist nichts“ oder „Es ist alles okay“ gelöst. Auch Jeanette Hain, die im Film Nikos Frau Sarah spielt, war profillos mit dem Drang alles zu persönlich, zu ernst zu nehmen und zu sehr im Mittelpunkt stehen zu wollen. Wenn es so sein sollte, war es nicht unterhaltsam, sondern anbiedernd und nervig.

Für die musikalische Untermalung wurden überwiegend ruhige, aber ebenso populäre Stücke ausgewählt, die man aus dem Radio oder aus dem Musikfernsehen kennt. Die Auswahl war sehr ausgewogen und die Lieder haben auch zu der Situation im Film gepasst, sodass es eine Szene komplett abgerundet wurde.

Meine Meinung:
„Honig im Kopf“ war sehr unterhaltsam, witzig und ernst zugleich. Er hat den Spagat zwischen einer Komödie mit sehr humoristischen Begebenheiten und einer lebensnahen Tragödie wunderbar gemeistert.

Die musikalische Untermalung war wirklich gut und hat auch immer zu den Szenen gepasst. Dadurch, dass es aber überwiegend populäre Songs waren, erschien mir persönlich die Auswahl sehr einseitig.

Dieter Hallervorden hat mir in seiner kleinen Rolle in der Romanverfilmung von Sebastian Fitzeks „Das Kind“ auch schon sehr gut gefallen, aber seine Leistung in „Honig im Kopf“ war grandios. Meinem Empfinden nach, ist es mehr als schwer jemanden zu spielen, der Alzheimer hat, da auch gerade der Prozess des Vergessens schleichend ist. Ihm habe ich seine Rolle zu 100 Prozent abgekauft, mit all seinen Facetten.

Was ich noch los werden muss: Auch wenn der Film ein so komplexes und schwieriges Thema wie die Alzheimer Erkrankung eines Menschen behandelt, sehe ich diesen Film nicht als Mahnung, sondern als Werk der Freude an. „Honig im Kopf“ zeigt mir persönlich, wie viele schöne Dinge man erleben kann, wenn die Umstände eigentlich keinen Platz für Freude lassen.

Unterm Strich ist „Honig im Kopf“ ein sehr gelungener Film, der auf vielen Ebenen punktet. Außerdem ist dieser Film endlich mal etwas anderes als die immergleichen romantischen Komödien von Til Schweiger.
„Honig im Kopf“ – eine lebensnahe Tragikomödie, die ihre Zuschauer mit Fragen aus dem Leben konfrontiert und auf eine Reise mitnimmt.

Meine Wertung:
Humor: 6,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 7,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 7,8