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The Professor

Titel: The Professor (engl.: „Richard Says Goodbye“)
Genre: Tragikomödie
Regie: Wayne Roberts
Musik: Aaron Dessner / Bryce Dessner
Produzenten: Warren Carr / Brian Kavanaugh-Jones / Greg Shapiro
Dauer: ca. 87 Minuten
Erscheinungsjahr: 2018
Altersfreigabe: FSK 12
Aktuell Verfügbar auf Amazon Prime (Stand: 08.10.2020)

„Für den College-Professor Richard sieht es finster aus: Diagnose Krebs; die Ärzte geben ihm noch sechs Monate… ein wahrgewordener Alptraum. Doch Richard nimmt sein Schicksal mit jeder Menge schwarzen Humor. Er verabschiedet sich von seinen Hemmungen und fesselnden Konventionen und feiert das Leben, als gäbe es kein Morgen. Statt sich selbst zu bemitleiden, beschließt er dem Hedonismus zu frönen und seine letzten Monate in vollen Zügen zu genießen. Mit seinen Eskapaden stößt er sein elitäres Umfeld zwar mehr als einmal vor den Kopf und er bringt seine Stundeten nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Weinen. Aber vor allem lernt und lehrt er nachzudenken über das, was wirklich wichtig ist im Leben.
(Rückentext der DVD)

Heute dreht es sich um den Film „The Professor“ oder wie er im englischen Original heißt: „Richard Says Goodbye“.

Richard ist Professor an einem College und erhält die Nachricht, dass er Krebs hat und daran sterben wird. Selbst wenn er sich behandeln lässt, ist es nur ein Herauszögern des Unabwendbaren. Er macht aus dieser ausweglosen Situation das Beste und fängt auf die beste erdenkliche Art und Weise zu leben an – die, die ihn glücklich macht.

Es nervt mich mal wieder, dass sich für den deutschen Markt ein anderer Titel als „Richard Says Goodbye“ etabliert, dabei dreht es sich genau darum, dass Richard sich verabschiedet und nicht darum, dass er Professor ist. Genug davon.

Ich hatte diesen Streifen nicht auf dem Schirm, bis mir ein neugewonnener Freund ihn mir nahelegte. Zwar war ich zu Beginn eher skeptisch, weil ich Johnny Depps Leistungen seit seinem ersten Wirken in „Fluch der Karibik“ nicht mehr von ebendiesen unterscheiden kann, in diesem Fall wurde ich allerdings eines Besseren belehrt.
In mehreren Kapiteln erzählt also „The Professor“ die Auseinandersetzung eines Mannes mit seiner Sterblichkeit und schafft es sowohl den Zuschauer mitzunehmen, als auch Johnny Depp in seiner Leistung zu rehabilitieren. Unstrittig ist, dass die komplette Handlung von Johnny Depps Figur Richard getragen wird.
Dieser Streifen bietet allerdings so viel mehr, als das, was man messen, wiegen oder zählen kann. Es sind diese Momente, die bittersüß sind und dem Zuschauer einmal mehr verdeutlichen, wie wertvoll das Leben ist.
Die Rolle des Richards sitzt wie ein Maßanzug. Johnny Depp spielt diese Figur mit einer enormen Glaubwürdigkeit und Authentizität, wie ich es bei ihm schon sehr lange nicht mehr gesehen habe. Aus der Schnittmenge „Depps Filme der letzten 10 Jahre“ und „habe ich gesehen“ wurde ich sukzessiv enttäuscht. „The Professor“ zeigt aber, dass er mehr kann als Jack Sparrow.

Das Besondere an diesem Film ist, dass er allzu menschliche Themen anspricht. Jeder hat – oder kennt jemanden, der – einen Verlust durch Krebs zu beklagen hat. Filme wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ zeigen den Krebs und spinnen um diesen eine Liebesgeschichte herum. „The Professor“ setzt sich mit der Thematik auseinander und bereitet dabei den Zuschauer, aber auch seinen Protagonisten, auf den Tod vor.
Die zentrale Frage lautet daher: „Sterben, aber wie?“ oder viel mehr „Leben, aber wie?“
Der Tod ist unausweichlich und sich mit dem eigenen Schicksal auseinanderzusetzen, erfordert Größe und Mut. Diesen Prozess kann der Zuschauer zwar sehen, er wird aber nicht kommentiert. „Wen weiht man ein?“, „Wie will man behandelt werden?“, „Therapie ja oder nein?“ sind nur einige Fragen, mit denen sich Richard auseinandersetzen muss, deren Antworten er dem Zuschauer nicht schuldig bleibt.

Sich auf den Weg machen, heißt Abschied nehmen. Emotional gesehen hat der Sterbende die geringste Last zu tragen, diejenigen, die man zurücklässt, müssen aber mit dem Ableben klarkommen. Die Krux mit den Nebendarstellern betrifft die emotionale Glaubwürdigkeit. Wenn ein Vater sich von seiner Tochter verabschiedet, sollten beide aus allen Kanälen heulen. Dass der Streifen nahezu keine Tränen bei unserem Protagonisten zulässt, kann ich allerdings verstehen – ein letztes Mal für seine Tochter stark zu sein, ist dabei ein allzu natürlicher Reflex. Dem Film nehme ich es aber krumm, dass seine Nebendarsteller in der emotionalen Bedeutungslosigkeit dümpeln. Von Beginn an wird in Andacht getrauert, dabei ist der Tod noch nicht einmal eingetreten. Richards Umgang mit der eigenen Sterblichkeit bietet abermals Grund zur Diskussion. Stellt sich die Frage danach, ob das Leben betrauert oder genossen werden soll? Richards zynischer Ansatz ist dabei nicht nur fragwürdig, sondern auch gefährlich. Drogen, Alkohol und ungeschützten Geschlechtsverkehr mit fremden Frauen klingen tatsächlich wie eine Episode aus Depps echten Leben, sind aber Bestandteile des Films und können auch ohne Krebsdiagnose im schlechtesten Fall zum frühzeitigen Ableben führen.
Riskantes Verhalten legitimiert der Film damit, dass die Tage gezählt sind – fragwürdig!

Spaß hat es trotzdem gebracht, sich diesen Streifen anzuschauen. Vor allem in der Institution College erleben wir einige Tabubrüche und interessante Lehr-Lern-Situationen. Die Wirksamkeit und den Mehrwert für die Studenten stelle ich allerdings in Frage.

Das Setting ist gelungen. Der Zuschauer befindet sich in irgendeinem kleinen Ort mit einem College, das eine mittlere bis obere konservative Bildungsschicht repräsentiert. Die Filmmusik ist unaufgeregt und unterstützt den Streifen von Szene zu Szene. Die Kameraarbeit schafft es, in Dialogszenen ein ruhiges, aber interessantes Bild zu zeigen. Dem Publikum wird häufiger die Möglichkeit eingeräumt, in die Gesichtern der Figuren zu blicken und in ihnen unter Umständen zu lesen. Eine Identifikation fällt dennoch schwer.

Meine Meinung:
Es ist schon lange her, dass ich so viel zu einem Film zu sagen hatte, aber „Richard Says Goodbye“ ist da eine klare Ausnahme. Nicht nur, dass mir Johnny Depps Darbietung gefallen hat, mich hat auch der gesamte Film angesprochen und überzeugt. In seinem Handlungsverlauf ist „The Professor“ konsequent. Unweigerlich setzt man sich mit dem Tod auseinander und möchte wissen, wie Richard damit umgeht. In dieser Hinsicht verlangt der Film vieles von einem ab. Er durchbricht die ganz eigene Komfortzone und das kann man ihm sehr hoch anrechnen.

„The Professor“ war für mich eine Überraschung und ein richtiges Highlight. In etwas weniger als anderthalb Stunden schaffte es der Film, mich zu unterhalten und mich mitzunehmen. Er regte mich zum Nachdenken an und berührte mich auf eine besondere Art und Weise.

„The Professor“ erhält von mir daher eine klare Empfehlung und wenn ihr die Möglichkeit habt, dann schaut ihn euch gerne an.

Meine Wertung:
Story: 9,0 von 10
Spannung: 7,5 von 10
Länge: 9,5 von 10
Authentizität: 9,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 8,5 von 10

Wonder Woman

Titel: Wonder Woman
Genre: Comicverfilmung
Regie: Patty Jenkins
Musik: Rupert Gregson-Williams
Produzenten: Charles Roven / Deborah Snyder / Zack Snyder / Richard Suckle
Dauer: ca. 141 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 12

„Vor ihrem Siegeszug als Wonder Woman wurde die Amazonenprinzessin Diana zu einer unüberwindlichen Kriegerin ausgebildet. Sie wuchs in einem abgelegenen Inselparadies auf – erst von einem notgelandeten amerikanischen Piloten erfährt sie von den fürchterlichen Konflikten im Rest der Welt. Daraufhin verlässt sie ihre Heimat, weil sie überzeugt ist, dass sie die Bedrohung aufhalten kann. In dem Krieg, der alle Kriege beenden soll, kämpft Diana an der Seite der Menschen, entdeckt allmählich ihr volles Potential… und ihre wahre Bestimmung.“
(Rückentext der BluRay)

Ich bin nun auch endlich dazu gekommen, mir „Wonder Woman“ anzuschauen. Nachdem ich ja nun sowohl „Batman v Superman“ als auch „Suicide Squad“ im Kino gesehen habe und beide Male bitter enttäuscht wurde, entschied ich mich dazu, das neueste Solo-Abenteuer eines Justice-League-Mitglieds nicht im Kino zu bestaunen. Ich greife vorweg: Ich habe einen Fehler gemacht und werde mir nun „Justice League“ im Kino anschauen.

Doch woran liegt es, dass ich von „Wonder Woman“ überzeugter bin, als von den anderen beiden Filmen? Ich denke, es liegt vor allem daran, dass die Erzählweise und die dazugehörige Hintergrundgeschichte erfrischend anders ist, als das, was wir bisher aus dem DCEU geboten bekommen haben.
Um das Ganze noch ein bisschen besser einordnen zu können, muss man – denke ich – die Ereignisse aus „Batman v Superman“ Revue passieren lassen. Rückblickend betrachtet, gibt „Wonder Woman“ auch eine Erklärung für den Auftritt der gleichnamigen Figur im großen Aufeinandertreffen zwischen Batman und Superman.

Für mich gibt es im Vorfeld einige Indizien dafür, dass sich dieser Streifen merklich von seinen beiden Vorgängern unterscheidet. Da haben wir natürlich die Einstufung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und die Einstufung FSK 12. Man bekommt hier also kein düsteres Abenteuer, sondern nähert sich wieder mehr dem allgemeinen Markt mit diesen Streifen. Kein Kino nur für Kenner und Fans, sondern für jeden? – Ja!

Erzählerisch fängt der Streifen extrem gut an. Besser als alle anderen aus dem DCEU. Diana Prince (oder auch Wonder Woman) wird vernünftig in die Handlung eingeführt, man lernt sie regelrecht kennen und baut eine Beziehung zu diesem Charakter auf. Das Ganze passiert in einer angenehmen Laufzeit (nicht so wie bei Zack Snyder, der alles extrem ausschmückt und den Film am Ende drei Stunden dauern lässt). Das Setting, das Tempo und die Figuren wissen in der Kombination dann auch noch wunderbar zu überzeugen. Die Schauplätze sind vielfältig und variieren zwischen einem wunderschönen Inselpanorama und der Front des zweiten Weltkrieges. Der Zuschauer bekommt ein wahres Kontrastprogramm geboten. Das Tempo ist so gut, dass es weder zu Längen kommt, noch wegweisende Szenen dem Schnitt zum Opfer gefallen sind. „Wonder Woman“ nimmt sich Zeit, behält den Fokus und schafft es dann, sehr stringent die Geschichte zu erzählen.

Die Darsteller wissen obendrein mit ihrer Leistung zu überzeugen und beweisen damit ihre Glaubwürdigkeit als professionelle Schauspieler. Mit Gal Gadot und Chris Pine bekommt man zwei Hochkaräter. Nachdem Gal Gadot bereits als Wonder Woman in „Batman v Superman“ zu sehen war und da nur einen kleinen Teil mit ihrer Leistung beigetragen hat, ruhte nun die ganze Story auf ihren Schultern. Scheinbar leichtfüßig verleiht sie ihrer Figur Tiefe, Mut und ein bisschen Naivität. Aber alles in einem Rahmen, der nachvollziehbar ist.
Chris Pine hat für seine Leistung in „Hell or High Water“ bereits viel Lob von mir erhalten.
Seine Figur Steve Trevor hat er mit einer ähnlich beeindruckenden Strahlkraft zum Besten gegeben.
Auch die übrigen Figuren wurden glaubhaft und vielfältig dargestellt.
Ein besonderes Augenmerk lege ich aber auch noch mal auf die Antagonisten (ohne hier die Figurennamen oder Darsteller zu nennen):
Sie haben ihre Sache wirklich gut gemacht und vor allem zeigt mir dieser Streifen einmal mehr, dass das DCEU die viel besseren Bösewichte hat. Also, falls ihr den Film noch schauen wollt, dann könnt ihr euch hier auf etwas freuen.

„Wonder Woman“ hat auch jede Menge Emotionen zu bieten. Mir persönlich gefallen die Momente voller Selbstzweifel am besten, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde, dass diese Szenen eine besondere Atmosphäre ausstrahlen, die mich immer wieder aufs Neue in ihren Bann zieht. Darüber hinaus gibt es auch ganz offensichtliche Sequenzen, die besonders liebevoll oder – gegenteilig – angst- bzw. furchteinflößend sind.

Meine Meinung:
Ich muss ehrlich sein: „Batman v Superman“ hat mir in der Kinofassung ganz und gar nicht gefallen, aber wenn man sich den Extended Cut angesehen hat, wurde einiges viel deutlicher und besser herausgearbeitet. Der Vorteil von „Wonder Woman“ ist, dass der Film das bessere Kinoprodukt ist.
Er hat mich auch von Anfang an besser abgeholt.

Eine weitere große Stärke ist Petty Jenkins, die mit diesem Streifen ihren ersten großen Film gedreht hat. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass nur eine Frau uns die Geschichte einer Heldin glaubhaft näherbringen konnte. Sie hat ihren Job mehr als gut gemacht. Eigentlich müsste es dafür einen extra Punkt geben. Aber ohnehin wird „Wonder Woman“ mit Sicherheit eine große Überraschung bleiben und gleichzeitig die Kehrtwende, weg von den mittelmäßigen – und zu schnell veröffentlichten – Filmen aus dem DCEU, einleiten.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Action: 8,0 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 9,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 8,4

„Justice League“-Reihe:
1. Man of Steel
2. Batman v Superman – Dawn of Justice
3. Suicide Squad
4. Wonder Woman
5. Justice League
6. Aquaman

[Gastrezension] American Horror Story – Coven (Staffel 3)

American Horror Story_Staffel3_CoverTitel: American Horror Story – Coven (Staffel 3) (engl.: „American Horror Story: Coven“)
Idee: Ryan Murphy / Brad Falchuk
Genre: Horror / Thriller / Drama / Fantasy / Mystery
Musik: Cesar Davila-Irizarry (Theme) / Charlie Clouser (Theme) / James S. Levine
Dauer: 13 Folgen à ca. 42 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2013/2014 / Deutschland: 2013/2014
Altersfreigabe: FSK 18

„Die Junghexen in ‚Miss Robichaux´ Akademie für außergewöhnliche junge Damen‘ werden von Kräften der Unwissenheit und des Hasses heimgesucht. Neuankömmling Zoe, die selbst ein furchtbares Geheimnis mit sich trägt, gerät mitten in den schauerlichen Aufruhr hinein. Fiona (Jessica Lange), eine Oberhexe mit unvorstellbaren Kräften, will den Hexenzirkel schützen, aber bei ihrem obsessiven Streben nach Unsterblichkeit trifft sie auf eine unheimlich begabte Voodoo-Königin (Angela Bassett) und eine mordlustige Sklaventreiberin (Kathy Bates), die zu ewigem Leben verdammt sind.“
(Rückentext der DVD)

Nachdem ich Staffel 2 beendet hatte, startete ich am nächsten Tag direkt mit Staffel 3. Ich freute mich sehr auf das Hexen-Thema. Als Kind der 90er Jahre habe ich kein Problem damit, freue mich sogar darauf. Immerhin bin ich mit Serien wie „Sabrina – total verhext“ und „Charmed“ und Filmen wie „Hexen hexen“ aufgewachsen.

Fiona Goode ist die Oberste eines Hexenzirkels in New Orleans. Über die Jahre wurde der Zirkel immer kleiner und somit schwächer. Doch Fionas Zeit scheint langsam gekommen zu sein, eine neue Oberste wird bald hervortreten. Dies lässt sich auch an der Handvoll Schülerinnen in „Miss Robichaux´ Akademie für außergewöhnliche junge Damen“ erkennen, deren Kräfte immer mehr und ausgereifter werden. Doch Fiona denkt gar nicht daran, ihren Posten und damit ihr Leben aufzugeben. Dafür sucht sie sogar Hilfe bei den feindlichen Voodoo-Kräften…

Nachdem die letzte Staffel unglaublich dunkel und düster war, sieht man hier schon ab Folge eins das komplette Gegenteil. Die Akademie ist riesig, hell und lichtdurchflutet. Und auch die Kostüme und anderen Settings sind größtenteils hell oder richtiggehend bunt. Allein zum Angucken ist es nicht so anstrengend und bedrückend, wie noch der Vorgänger. Eine Staffel zum optischen Durchatmen.

Doch auch die Geschichte lässt den Zuschauer an vielen Stellen durchatmen. Vor allem die Charakterszenen zwischen den Junghexen kann man sich entspannt und voller Wohlgefallen angucken. Man wird nicht durch die Geschichte gehetzt, sondern es wird den Figuren auch viel Platz zur Entfaltung gegeben.
Vor allem durch die komplett verschiedenen Charaktere, die sich immer mehr offenbaren, wird auch die Spannung hochgehalten. Dieses Zusammenspiel verschiedener Persönlichkeiten, die Streits, die Konkurrenz- und Machtkämpfe – es gibt so viel zu beobachten. Doch auch die Grundstory ist mehr als nur interessant. Man bleibt dran, wenn die Fragen zur neuen Obersten kommen, wenn der Krieg mit der Voodoo-Königin thematisiert wird und wenn verschiedene Zauber schlimme Konsequenzen haben.
Darüber hinaus gibt es viele überraschende Wendungen, die mit den Zuschauern und ihren Überzeugungen und Meinungen bezüglich des Hexenzirkels spielen.
Die Mischung aus Figuren, Geschichten und Überraschungen halten den Spannungspegel permanent hoch. Wenn eine Folge beendet ist, kann man den Fernseher nicht einfach ausmachen. Man muss weitergucken.

Insgesamt geht die dritte Staffel von „American Horror Story“ einige neue Wege. Nicht selten kann man laut auflachen. Schwarzer Humor durchzieht die helle Staffel.
Dafür ist der Grusel und Horror deutlich zurückgefahren. Nervenkitzel und Gänsehaut sucht man hier fast vergeblich. Es gibt keinen subtilen Grusel. Dafür gibt es natürlich weiterhin viel Blut und explizite Szenen. Die Kamera schwenkt nicht weg, wenn eine grausige Tat begangen wird, sondern hält sogar noch drauf, damit der Zuschauer das eingeschlagene Gesicht sehen kann. Zerstückelte Leichen, aufgespießte Menschen, gebrochene Knochen, Axtmörder, Folter, aufgeschlitzte Körperteile –man bekommt viel zu sehen.

Doch neben neuen Elementen hält „American Horror Story – Coven“ auch noch an ein paar alten fest. Zeitsprünge und ungewöhnliche Kameraperspektiven sind wieder ein wichtiger Teil der Geschichte.

Bei den Zeitsprüngen geht es vorrangig um die Geschichte von Delphine LaLaurie, die von Kathy Bates dargestellt wird. Madame LaLaurie gab es jedoch wirklich. Sie hat tatschlich im 19. Jahrhundert viele ihrer Sklaven in ihrem Haus in New Orleans gefoltert und getötet. Das Einbauen dieses realen Horrors bringt zusätzlich etwas Besonderes in die Staffel. Kathy Bates hat diese altmodische, rassistische Frau perfekt verkörpert.

Überhaupt haben alle ihre Rollen extrem glaubhaft gespielt. Neben Kathy Bates war Emma Roberts neu im Cast, der man den verwöhnten Hollywood-Star ohne Problem abnahm.
Der Hauptteil der Schauspieler war jedoch schon aus den letzten Staffeln bekannt. So viele bekannte Gesichter, deren alte Rollen man in der Sekunde vergaß, in der sie nun als neue Person auftraten. Jeder ist sehr überzeugend und schafft es allein durch Mimik, Gestik und Blicke die Gedanken und Charaktereigenschaften der Rolle darzustellen. Jessica Lang ist nicht mehr die arrogante Nachbarin (Staffel 1) oder die grausame Nonne (Staffel 2), sondern die divenhafte Oberhexe. Evan Peters war ein wunderbarer Tate Langdon (Staffel 1), ein authentischer Kit Walker (Staffel 2), aber nun war er definitiv Kyle Spencer. Es ist eine ungewöhnliche Art eine Serie zu sehen, wenn gleiche Schauspieler immer wieder jemand anderes sind, aber hier funktioniert es wunderbar.

Diese überzeugende darstellerische Leistung kommt vorrangig von der authentischen Vermittlung der Gefühle. Und auch hier geht Staffel 3 neue Wege. Obwohl es wieder viele negative Gefühle gibt, wie Angst, Neid, Eifersucht oder Hass, haben die positiven viel mehr Raum. Es wird geliebt und vertraut, Freundschaften werden geknüpft und Zusammenhalt wird beschworen. Es war wunderbar anzusehen, dass die Schauspieler ebenso diese Gefühle überzeugend rüberbringen können.

Und abschließend gab es noch eine weitere Neuerung: Musik spielte eine wahnsinnig große Rolle. Bisher bestanden die Staffeln hauptsächlich aus spannungsfördernden Instrumentalstücken. Dieses Mal gab es immer noch viele instrumentale Musik, aber sie war entspannter, fröhlicher, beschwingter. Oft wurde hier auf ein wiederkehrendes Thema zurückgegriffen, was einen Bogen über die komplette Staffel spannte.
Darüber hinaus wurde viel Musik selbst gespielt oder aktiv im Radio gehört. Manche Lieder schaffen es dabei auch den Zuschauer auf eine ganz besondere Weise mitzunehmen und zu berühren.

In dieser Staffel waren die dreizehn Folgen ein paar Minuten länger als letztes Mal: ca. 42 Minuten. Wie immer hätte ich noch viel mehr sehen können, doch auch hier haben die Drehbuchautoren alle Geschichten auserzählt. Es war alles gesagt.

American Horror Story_Staffel3_DVDMeine Meinung:
Ich fand Staffel 1 unfassbar spannend und überraschend. Staffel 2 konnte mich mit seiner Handlung in einer Nervenheilanstalt überzeugen. Staffel 3 liebe ich. Ich liebe alles an dieser Staffel. Ich fand die Idee und die Umsetzung der Story grandios. Dabei war die Spannung für mich wahnsinnig hoch. Darüber hinaus: die Überraschungen, die Helligkeit, der Humor. Ich freue mich jedes Mal wieder, die altbekannten Schauspieler in neuen Rollen zu sehen. New Orleans war ein wunderbarer Schauplatz, von dem ich dachte: Mensch, das müsste man sich echt mal in live angucken.
Am liebsten hätte ich mitten in der Staffel noch einmal von vorn begonnen. Nur, um all die tollen Folgen nochmal zu sehen und das Ende weiter hinauszuzögern.
Dafür gab es – wie erwähnt – weniger Grusel und Horror, was eingefleischte Horrorfans sicher ärgern kann. Diese Staffel ist definitiv mehr Mainstream. Außerdem ist sie insgesamt sicherlich weiblicher. Es geht um Hexen, um Zusammenhalt zwischen Frauen, um die Akzeptanz verschiedener Eigenschaften.
Ich habe bisher meinen Freunden schon oft von „American Horror Story“ vorgeschwärmt, doch ich habe noch nie so penetrant versucht, sie zum Gucken zu überreden, wie nach Staffel 3.
Eine wunderbare Staffel! Definitiv meine liebste bisher.

Meine Wertung:
Story: 9,5 von 10
Horror: 6,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Länge: 8,5 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Emotionen: 8,5 von 10
Schnitt: 9,0 von 10
Musik: 7,5 von 10
GESAMT: 8,4

Reihenfolge:
1. American Horror Story (Staffel 1)
2. American Horror Story – Asylum (Staffel 2)
3. American Horror Story – Coven (Staffel 3)
4. American Horror Story – Freak Show (Staffel 4)
5. American Horror Story – Hotel (Staffel 5)
6. American Horror Story – Roanoke (Staffel 6)

Autor: buecherherz