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Yesterday

Titel: Yesterday
Genre: Musikfilm / Komödie
Regie: Danny Boyle
Musik: Daniel Pemberton
Produzenten: Bernard Bellew / Tim Bevan / Danny Boyle / Richard Curtis / Eric Fellner / Matthew James Wilkinson
Dauer: ca. 111 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Altersfreigabe: FSK 0

„Jack Malik (Himesh Patel) ist ein gescheiterter Singer-Songwriter. Nur seine Jugendfreundin Ellie (Lily James) glaubt unerschütterlich an ihn. Seinen Traum vom großen Durchbruch hat Jack längst begraben. Doch das war gestern! Während eines mysteriösen weltweiten Stromausfalls wird er von einem Bus angefahren – und als er wieder zu Bewusstsein kommt, ist er der einzige Mensch, der sich an die Beatles erinnert! Mit den Songs der berühmtesten Band der Welt verzaubert Jack schnell sein ahnungsloses Publikum und wird über Nacht zum Superstar. Aber was nützt ihm all der Ruhm, wenn das, was er liebt, zurückbleibt? Um Ellie nicht zu verlieren, muss Jack erkennen, wo er hingehört…“
(Rückentext der DVD)

Meine Affinität zu Musikfilmen oder Musicals sollte den allermeisten aufgefallen sein, darum ist es wenig verwunderlich, dass ich mir jetzt „Yesterday“ angeschaut habe. Ein Film, der den Songs der Beatles ein bisschen mehr ein Denkmal setzt, als es „Across the Universe“ getan hat.

Die Story ist simpel: Nach einem weltweiten Stromausfall sind unter anderem die Beatles aus dem Gedächtnis der Welt gelöscht. Einzig der semiprofessionelle Singer-Songwriter Jack, der zum Zeitpunkt des Stromausfalls von einem Bus angefahren wird, erinnert sich an die Lieder und die Band. Er steigt auf zum Star und schmettert die Songs dieser großartigen Band.

Es gab kaum ein Lied, dass ich nicht mitsingen konnte, es gab auch kaum ein Lied, das ich nicht mochte. Ich bin ein Fan der 1960er Jahre, der Musik und der Beatles und damit hat der Streifen schon ordentlich Vorschusslorbeeren erhalten. Ganz unaufgeregt wird dem Zuschauer die Handlung dargeboten, ganz einfach der titelgebende Song „Yesterday“ inszeniert. Eine Gitarre, eine Stimme – mehr nicht.
In der übrigen Zusammenstellung der Lieder fehlte mein ganz persönliches Lieblingslied der Beatles („While my Guitar gently weeps“), was aber dem ganzen Denkmal und dem Kunstwerk keinen Abbruch tut. Die weitere Handlung ist auch darüber hinaus sehr einfach und leicht zu folgen. Es dreht sich eben alles um die Musik und das Gefühl, das sie vermittelt.

Die Figuren sind wirklich schön und facettenreich verkörpert. Himesh Patel war mir bisher unbekannt, macht aber seine Sache sehr gut. Er trägt das Allermeiste der Handlung auf seinen Schultern und überzeugt in der Darbietung insofern, dass ihm der Erfolg merklich spanisch vorkommt und er dies auch glaubhaft spielt. Lily James spielt die Jugendfreundin Ellie. Sowohl die Hauptfigur als auch die Geschichte an sich sucht diese Figur immer wieder auf und bringt eine gewisse Bodenständigkeit in die Handlung. Der eigentliche Star des Films ist aber ein tatsächlicher Star: Ed Sheeran spielt sich selbst und treibt immer wieder die Handlung an.
Das Besondere des Streifens ist aber, dass sich der Zuschauer in einer wohlig-schönen Welt wiederfindet. Der Film ist einfach, unterhaltsam und spannend zugleich. Das Drumherum – eine anbahnende Romanze – ist dahingehend überhaupt nicht störend, sondern vielmehr zwingend notwendig und würde dem Zuschauer fehlen, wenn es sie nicht gegeben hätte.

Die Musik und das Setting sind einfach nur toll. Ich liebe die Musik der Beatles und wenn man etwas anderes erwartet, wird man hier nicht fündig. Der Streifen ist ein bildgewordenes Denkmal, eine Verankerung der Songs von damals in die heutige Zeit. Kulissen und Drehorte sind passend und abwechslungsreich. Von kleinen Bühnen und Tonstudios bis hin zur Main-Stage ist alles dabei. Besonders skurril ist eine Szene, in der der Titel des Albums diskutiert wird und sich die Hauptfigur unglaublich unwohl fühlt. Witzig erscheint die Szenerie alleine deswegen, weil Jack echte Albumtitel der Beatles vorschlägt und die Produktionsfirma irgendetwas anderes haben will.


Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #49 „Schaue einen Film, in dem es um einen Musiker oder eine Band geht“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
Ich bin so froh, dass ich „Yesterday“ gesehen habe, denn der Film hat mir wirklich Spaß bereitet. Die Geschichte hat mich eingefangen und mithilfe der Musik der großartigen Beatles einfach nicht weggehen lassen. Ich wurde gefesselt und extrem gut unterhalten, so sehr, dass ich ein wenig traurig war, als der Film endete. Einfach aus dem Grund, weil ich diese Musik so sehr mag.

Die Figuren haben mich in der Handlung überzeugt und ich konnte mit ihnen mitfühlen. Auch darüber hinaus war das Gesamtkonzept des Streifens stimmig und stringent. Jedoch sollte man sich zuvor nicht den Trailer anschauen, da man sonst das Gefühl bekommt, dass jegliche Handlung dort bereits verraten wird. Aber keine Sorge: „Yesterday“ kann mehr. Das Gefühl der Vorwegnahme verschwindet aber erst am Ende des Streifens.

Von meiner Seite aus gibt es für „Yesterday“ eine Empfehlung. Alle, die Musik mögen, werden ihren Spaß finden; alle, die die Beatles mögen, werden den Film unter Umständen sogar lieben. Denkmal wurde erfolgreich gesetzt!

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 7,0 von 10
Setting: 8,0 von 10
GESAMT: 8,1

127 Hours

IMG_3538Titel: 127 Hours
Genre: Drama / Abenteuerfilm / Autobiografie
Regie: Danny Boyle
Musik: A. R. Rahmen
Produzenten: Danny Boyle / Christian Colson / John Smithson
Dauer: ca. 90 Minuten
Erscheinungsjahr: 2010
Altersfreigabe: FSK 12

„Als Aron Ralston (James Franco) alleine zu einer Klettertour in den entlegenen Blue John Canyon in Utah aufbricht, ahnt er nicht, dass dieser Trip zur härtesten Herausforderung seines Lebens werden soll. Ein herabstürzender Felsbrocken wird ihm in einer engen Felsspalte zum Verhängnis. Alle Versuche seinen eingequetschten Arm zu befreien scheitern, und so erlebt Aron 127 Stunden voller Hunger, Durst, Kälte und mit dem Wissen, dass er nur einen, schier unvorstellbaren Weg gibt, sich zu befreien. Wie weit würdest du gehen, um zu überleben?“
(Rückentext der DVD)

Ich hatte „127 Hours“ bei dem DVD-Dealer meines Vertrauens gesehen und ich dachte nur: „Mhm, James Franco, der Rückentext spricht mich an und das Cover hat auch was.“. Danach war er gekauft. Ich habe auch nicht lange damit gewartet ihn mir nach dem Kaufen anzuschauen. Meine Herzdame und ich haben es uns dafür auf der Couch bequem gemacht. 90 Minuten dauert der Film, wie gut wird er mich unterhalten können?

Die Geschichte ist eine autobiografische Darstellung. Alles, was gezeigt wird, hat also so stattgefunden und wird dementsprechend erzählt. Aber von vorne: Der Zuschauer ist an diesem Tag, der die größte Veränderung für Aron bringen wird, von Anfang an dabei. Vorbereitung, ein letzter Blick durch die Wohnung und Abfahrt Richtung Canyon.
Hier merkt der Zuschauer schon das erste Mal, dass das Tempo des Films anders ist. Er ist rasant, nimmt sich aber in bestimmten Situationen Zeit und lässt die Szenen dann auch wirken. Besonders in der Anfangsphase macht er sehr viel richtig und übergeht dadurch mögliche langweilige Szenen.
Auch im weiteren Verlauf hat er ein klares Ziel. Man hat förmlich das Gefühl, dass er sich beeilt, um an diesem Felsbrocken anzugelangen. Dort angekommen verharren wir 127 Stunden und erleben, was Aron erlebt hat.
Unterbrochen wird die Story hin und wieder durch Rückblenden, in denen das Publikum einschneidende Erlebnisse aus der Kindheit Arons zu Gesicht bekommt. Sonst bleibt der Film allerdings ohne besondere Kniffe in der Erzählweise auf seiner Linie.

Obwohl die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, hat „127 Hours“ besonders im Bezug auf die Spannung viel zu bieten. Geradezu elektrisierend ist es, Aron dabei zuzusehen, wie er mit seinem eingeklemmten Arm, seinen extrem begrenzten Wasservorrat und seiner Digitalkamera – mit der er immer wieder Szenen aufnimmt und sein Befinden dokumentiert – um sein Leben, ja gar ums Überleben kämpft.

Die Länge ist mit 90 Minuten auch sehr gut. Es entsteht kaum bis keine Langweile, nur zum Ende hin, ist alles ausgeschmückter und anders als am Anfang. Dadurch fühlt er sich etwas in die Länge gezogen an, ist aber nicht weiter störend.

Die Gefühlspalette ist, trotz der wenigen Darsteller, vielfältig. Vorfreude und der Drang nach Adrenalin weichen, recht schnell und deutlich, nach dem Herabstürzen des Felsbrockens und werden in Angst – wenn nicht sogar Todesangst – umgewandelt. Mit der Zeit durchläuft Aron viele Stadien, in denen er sich, auch emotional, mit seiner derzeitigen Situation auseinandersetzt. Selbstreflektierend und mit seiner ganzen Erfahrung als (Hobby-)Bergsteiger erkennt er seinen Zustand und weiß, in welcher misslichen Lage er sich befindet.
Sein Leiden ist im besonderen Ausmaße ergreifend und trägt Maßgeblich zum allgemeinen Spannungsgefühl bei.

Wie originell der ganze Film ist, hängt in erster Linie von der Leistung James Francos ab. Er ist der Charakter, den das Publikum am meisten sieht. Seine Darstellung war nie unnatürlich, ganz im Gegenteil. Beim Zusehen bekommt der Zuschauer ein regelrechtes Beklemmungsgefühl, er sieht, wie eingeschränkt und bewegungsunfähig Aron ist, weil sein Arm von einem Felsbrocken eingeklemmt ist.

Entgegen der allgemeinen Stimmung, ist die Musik nicht bedrückend, sondern gehört eigentlich auf eine ausgelassene Party. Immer wieder durchbricht sie die angeheizte Stimmungslage und untermalt etwas befremdlich den quälend dreinblickenden Aron mit Gesang und Beats aus der Disco.
Sie wird vor allem oft in Zusammenhang mit den Rückblenden verwendet, die eine Zeit darstellt, in der alles gut und zum Feiern war. In diesen Momenten hat sie wunderbar gepasst, aber spätestens in dem Moment, in dem man die Rückblende verlassen hat, wäre ein Wechsel der musikalischen Untermalung wünschenswert gewesen.

Besonders hervorheben muss man die Kamerafahrten, die von Anfang an herausragend waren. Bilder vom Canyon waren ebenso beeindruckend, wie welche von einem See mitten im Gestein, der glasklares Wasser beherbergt. Immer wieder wird auch mit den Kameraeinstellungen gespielt und das Wasser in der Trinkflasche fokussiert, hier überzeugt der Film mit sehr guten Nahaufnahmen.

IMG_3539Meine Meinung:
„127 Hours“ war doch eher ein Spontankauf. Ohne größere Erwartungen bin ich an diesen Film herangegangen. Insgesamt hat der Film es geschafft mich gut zu unterhalten und eine Empfehlung von mir ausgesprochen zu bekommen.

Die Story ist sehr ansprechend, weil es auf einer wahren Begebenheit beruht. Sie bekommt daher keinen „Das ist bloß ein Film“-, sondern eher einen „Das ist das Leben“-Stempel. Für jemanden, der die Geschichte allerdings vorher nicht kannte, so wie ich, war es umso spannender, sich diesen Streifen anzuschauen, da man das Ende nur erahnen kann. Jeder kann jetzt googeln und nachlesen, was mit Aron im wahren Leben passiert ist, aber auch dann holt „127 Hours“ den Zuschauer ab.

Autobiografien können zuweilen sehr langweilig dargestellt werden, bei einer Geschichte, die sich um 127 Stunden in einem Canyon dreht, ist die Gefahr sogar noch größer. Durch gute Schnitte und die Rückblenden wurde die Spannung aber immer hoch gehalten, sodass Langeweile eigentlich nie aufkam.

Die Musik war zwar gut, aber befremdlich und hat nicht ganz zum Film gepasst. Sie hat Symbolcharakter, da sie den Kontrast zwischen dem früheren Leben und der jetzigen Situation sehr gut darstellt. Trotzdessen war sie nicht optimal ausgewählt.

Die Emotionen waren zwar vielfältig, der Rahmen hat allerdings keinen großen Spielraum zugelassen. Schmerz, Mut und Angst waren klassisch ohne Kniffe dargestellt. Grundsolide.

Die Kameraarbeit war genial und beeindruckt mit tollen Bildern. Daumen hoch.

Meine Wertung:
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
Kameraführung: 9,5 von 10
GESAMT: 8,0