Titel: American Crime Story – The People v. O.J. Simpson (Season 1)
Idee: Scott Alexander / Larry Karaszewski
Genre: Drama
Titellied:
Dauer: 10 Folgen à ca. 55 Minuten
Erscheinungsjahr: USA: 2016 / Deutschland: 2017
Altersfreigabe: FSK 12
„Die erste Staffel der neuen Anthologieserie American Crime Story dreht sich um den explosiven und absolut fesselnden Mordprozess gegen Ex-Footballer O.J. Simpson! Aus der Sicht der Rechtsanwälte werden einmal die chaotischen Ereignisse hinter geschlossenen Türen geschildert und es wird ergründet, wie die Selbstüberschätzung der Staatsanwaltschaft, der Scharfsinn der Verteidigung und schockierende Wendungen im Gerichtssaal zu einem der erschütterndsten Urteile aller Zeiten führte. Unterstützt durch eine phänomenale Besetzung, darunter u.a. John Travolta, Cuba Gooding Jr. und Sarah Paulson, ist ‚The People v. O.J. Simpson’ zweifellos eine der besten Verfilmungen eines Strafprozesses die es gibt! Ryan Murphy (u.a. ‚Nip Tuck’ / ‚American Horror Story’) schuf hier eine weitere Ausnahmeserie, welche bereits mit ihrer ersten Staffel mit zahlreichen Preisen wie 9 Emmy Awards und 2 Golden Globes, u.a. jeweils als ‚Beste Miniserie’ ausgezeichnet wurde!“
(Rückentext der DVD)
Als ich das erste Mal von „American Crime Story“ hörte, dachte ich gleich an die andere Serie mit einem ähnlichen Titel: „American Horror Story“. Die Ähnlichkeit lässt sich einfach erklären: Die Schöpfer der Horrorserie wirken auch an diesem Format mit und zwar als Produzenten.
Ich bin nicht für Horror zu haben, doch nachdem ich die ersten Infos über diese Serie erfahren habe, war mir klar, dass ich dieses Mal mitschauen kann, üblicherweise schreibt sonst buecherherz Artikel zum Horrorformat, aber jetzt darf ich.
Die erste Staffel von „Amercian Crime Story“ erzählt vom Strafprozess gegen O.J. Simpson und basiert auf dem Buch „The Run of His Life: The People v. O.J. Simpson“ von Jeffrey Toobin.
Die Serie beginnt kurz nach dem Mord an Nicole Brown und Ronald Goldman und endet mehr als ein Jahr später mit der Urteilsverkündung im Strafprozess gegen O.J. Simpson.
Die Geschichte ist sehr detailliert und chronologisch erzählt. Es wird sich sehr stark an das Buch gehalten und zeigt wertfrei und absolut neutral die Geschehnisse um ebenjenen aufsehenerregenden Prozess. Die Erzählweise ist zwar nicht sehr einfallsreich, aber dafür sehr faktenorientiert. Besonders interessant ist die Darlegung der Beweise. Der Prozess selbst steht bei dieser Anthologie nicht mal im Vordergrund, eher alles das, was nebenbei passierte. Die Verhandlung gewann dadurch an Würze und kann durch die gezeigten Ereignisse in einem komplett neuen Licht betrachtet werden.
„American Crime Story“ ist nicht so richtig spannend, stattdessen ist diese Serie von der ersten Minute sehr interessant. Man wird zu keiner Sekunde gefesselt und selten verspürt man den Drang, noch eine Folge sehen zu müssen. Als Zuschauer konnte ich mir die 10 Episoden in lockeren 10 Tagen anschauen, weil der Bedarf mit einer Folge gut gedeckt war. Andere Serien haben da einen weitaus größeren Suchtfaktor. Das liegt vor allem aber auch daran, dass hier kein richtiger Spannungsbogen erzeugt wird.
Die Emotionen sind sehr vielfältig. Nicht nur Cuba Gooding Jr. oder John Travolta spielen hervorragend auf, sondern vor allem auch Sarah Paulson und David Schwimmer. Letzterer gibt in seiner Rolle als Robert Kardashian nicht nur optisch alles, sondern ist so breit aufgestellt, wie man es selten von einem Darsteller kennt. Nicht oft bekommt der Zuschauer eine so extrem hin- und her gerissene Figur zu sehen wie in dieser Staffel von „American Crime Story“. Gefühlstechnisch nimmt uns diese Serie auf eine Achterbahnfahrt mit. Als Hauptdarsteller muss Cuba Gooding Jr. einen Großteil der Handlung auf seinen Schultern tragen und das macht er mit Bravour. Vor allem sein Minenspiel, seine Ausstrahlung und die Darstellung dieses Charakters sind gleichermaßen herausragend. Sogar die Nebendarsteller sind optisch passgenau besetzt. Auch sie haben es in ihren kleinen Momenten geschafft, mich von der ersten Minute an zu überzeugen. An dieser Stelle gibt ebenso wenig Punktabzug, wie im Punkt der Authentizität.
Ein spannender Nebenfakt ist dabei, dass sich die Besetzung optisch unglaublich nah an den realen Personen bewegt – die Ähnlichkeit war faszinierend. Wenn man die echten Vorbilder googelt, wird schnell klar, wie echt alles wirken soll und wie gut die Maske an diesem Set gearbeitet hat. Selbst auf Kleinigkeiten wie Krawatten oder Brillengestelle wurde geachtet.
Die Leistung der Darsteller ist beeindruckend und davor ziehe ich meinen Hut.
Die Kulissen und Kostüme sind originalgetreu. Man sieht oft diesen Gerichtssaal, das Gefängnis von innen, genau so aber auch die Einrichtung der Staatsanwaltschaft. Nachbildungen des Tatorts, des Hauses von O.J., andere Einrichtungen oder Außenaufnahmen gibt es bis auf ein zwei Ausnahmen keine. Die Kostüme passen perfekt in die Zeit und versetzen einen sofort wieder zurück in die 1990er Jahre.
Die Kameraführung ist mal was anderes und nicht so standardisiert, das lässt sich wie folgt beschreiben und erklären:
Die Kameraeinstellungen vom Prozess sind originalgetreu zu denen, die es Mitte der ´90er Jahre gab, als die Verhandlung in den USA im TV ausgestrahlt wurde. So gibt es innerhalb eines Verhandlungstages unterschiedlichste Einstellungen aus nahezu allen Perspektiven. Auch werden alte Aufnahmen, die man aus dem realen Fernsehen kennt, wie die Verfolgungsjagd auf dem Highway oder die Verhaftung von O.J., eins zu eins nachgestellt. Teilweise werden auch Originalaufnahmen in die Serie eingebaut, diese sind aber nicht verwirrend und zeigen auch keine Personen, die aktiv zur Handlung gehören.
Am Ende bleiben also vielfältige Kameraeinstellungen mit sehr eintönigen Kulissen und zeitgemäßen Kostümen.
Mit einer Gesamtanzahl von 10 Episoden, die alle zwischen 38 bis 63 Minuten Länge haben, kommt diese Serie gefühlt zu kurz. Allerdings ist die Handlung auch wirklich auserzählt, nicht zu vergessen sind die Längen, die es immer wieder gibt. Als Zuschauer wird man an diesem Punkt vor eine schwere Wahl gestellt.
Die Musik ist stark zurückgenommen. Es gibt nur vereinzelt ganz leise unterstützende klassische Lieder, die einer Folge meistens am Ende eine besondere Atmosphäre verleihen soll. Hier steht ganz klar die Handlung im Fordergrund, aber etwas spannungsfördernde Musik hätte der Serie insgesamt nicht geschadet.
Meine Meinung:
Ich hatte grundsätzlich Spaß mit „American Crime Story“. Ich kann auch jedem diese Serie empfehlen, solange er Interesse an solchen Anthologien hat und sich, in diesem besonderen Fall, mit dem Fall von O. J. Simpson auseinandersetzen möchte.
Aufgrund der fehlenden Spannung bleibt es mitunter schwierig, diszipliniert am Ball zu bleiben.
Schnell schaut man mal auf das Smartphone und liest die eine oder andere Nachricht.
Die Handlung ist, an und für sich, schön inszeniert und die Darsteller liefern hier eine grandiose Arbeit ab. Alleine aufgrund der sehr guten Leistungen der Schauspieler, sollte man sich diese Serie anschauen.
Meine Wertung:
Story: 7,0 von 10
Spannung: 5,5 von 10
Länge: 6,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Emotionen: 10 von 10
Setting: 7,0 von 10
Musik: 5,0 von 10
GESAMT: 7,2