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Life

Titel: Life
Genre: Science-Fiction / Horror
Regie: Daniél Espinosa
Musik: Jon Ekstrand
Produzenten: David Ellison / Dana Goldberg / Bonnie Curtis / Julie Lynn
Dauer: ca. 100 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 16

„Die sechsköpfige Crew der Internationalen Raumstation macht eine unglaubliche Entdeckung: Es gibt Leben auf dem Mars! Die Astronauten finden in einer Bodenprobe Zellen einer extraterrestrischen Lebensform. Es stellt sich heraus, dass die schnell wachsenden Kreatur viel intelligenter ist als erwartet und nicht nur eine Bedrohung für die Besatzung der ISS darstellt, sondern ein unvorhersehbares Ende für die gesamte Menschheit…“
(Rückentext der DVD)

Ja, der Herr hat mich wieder einmal davon überzeugt, dass ich mir einen Film anschaue. Aber von Vorne: Nachdem ich mir den Film „Life“ bereits auf DVD gekauft habe, stand für mich fest, dass ich ihn mir auch anschauen möchte. Nun hat Ma-Go von Ma-Go Filmtipps einen Artikel zu ebenjenem Streifen veröffentlicht. In voller Vorfreude schrieb ich ihm dann privat, dass ich mir seinen Artikel durchlesen möchte, sowie ich dazu die Zeit habe. Statt gleich drauflos zu lesen empfahl er mir stattdessen den Film anzuschauen und erst danach sein Geschriebenes durchzulesen. Vielleicht sollte ich mir nur deshalb den Film zunächst anschauen, weil Ma-Go mit seinen Empfehlungen bei mir eigentlich immer danebenlag und er diesen Umstand nicht vergessen hatte. Nun passte es mir ganz gut und so schmiss ich „Life“ in den DVD-Player. Im Übrigen habe ich den Film auch im Rahmen der Filmreise-Challenge angeschaut.

Meine Befürchtung bei „Life“ war, dass dieser Streifen mir ähnlich schlecht gefallen wird, wie es damals bei „Gravity“ der Fall gewesen ist. Eine Sache zu damals hat sich allerdings geändert: Heute schreibe ich darüber, damals tat ich es nicht. Wie „Life“ nun abgeschnitten hat, erfahrt ihr in meiner Kritik.

Die Handlung ist klassisch aufgebaut. Am Anfang wird ein Organismus entdeckt und man lernt ihn kennen. Ebenso werden die Charaktere und die Umgebung gezeigt und eingeführt. Im Mittelteil gibt es ein paar Widerstände und Aufregungen, die sich dann im Schlussteil entspannen. Inhaltlich spiegelt der Rückentext die Handlung gut wieder, dem ist also nichts hinzuzufügen und verspricht an dieser Stelle schon einmal, besser als „Gravity“ zu werden.

Beim Inhalt stellte sich mir aber immer wieder eine ganz konkrete Frage: Am Anfang haben wir gesehen, dass ein einzelliger Organismus entdeckt und extrahiert wird, irgendwann ist dieser Organismus vielzellig. Dieser vielzellige Organismus ist dann im weiteren Verlauf dazu im Stande, ein Desaster auf der Raumstation anzurichten. Wie soll das funktionieren? – Gegen einen Alien-Organismus zu Argumentieren ist immer schwierig. Nach irdischen Verhältnissen jedenfalls wäre das nicht möglich gewesen.
Gut. Die Erzählweise ist recht chronologisch. Besonders zu Anfang wurde auf das Gaspedal getreten, da ist man dann auch in der Zeit deutlich nach vorne gesprungen, aber irgendwie scheine ich den Punkt verpasst zu haben, an dem man sieht, wo diese immense Gefahr herrührt.
Meine ganz eigenen Probleme bekomme ich dann noch einmal mit Ende, welches für mich den kompletten Streifen rückwirkend runterzieht.

Spannungstechnisch ist man als Zuschauer immer wieder hin und her gerissen. Mal gibt es tolle Momente, in denen man sich wirklich gefesselt fühlt und dann werden diese von bedeutungsschweren Szenen abgelöst. Mehrfach kam dieses „Stilmittel“ zum Einsatz und tatsächlich störte es immer den (Seh-)Fluss. Für mich war es nicht förderlich, da ich mich während des Schauens zu ärgern begann.

Auch an anderer Stelle gibt es Auffälligkeiten. Fangen wir mit den Hauptdarstellern an. Auf der DVD und auch auf Plakaten wird mit drei größeren Namen gearbeitet. Wir haben da Jake Gyllenhaal, Rebecca Ferguson und Ryan Reynolds. Besonders bei Letzteren fragt man sich, was er da überhaupt zu suchen hat. Es ist für mich durchaus vorstellbar, dass die Drehbuchautoren etwas damit zu tun haben, immerhin waren Rhett Reese und Paul Wernick auch für das „Deadpool“-Drehbuch verantwortlich. Die Rolle von Reynolds jedenfalls ist deshalb fragwürdig, da er nur in ca. drei bis fünf Szenen wirklich Essentielles beigetragen hat und dann obendrein auch noch nur mit pseudo-komischen Sätzen auffiel. Diese Rolle war auf jeden Fall vernachlässigbar.
Da sind die anderen beiden und auch die Nebendarsteller, die länger mit dabei sind, wesentlich wichtiger. Reynolds lockt aber offensichtlich die Zuschauer ins Kino.
Gyllenhaal und Ferguson nehmen von vorneherein eine wichtigere Rolle wahr. Sie sind nicht nur besser verankert, auch tragen sie Teile der Story auf ihren Schultern. Ariyon Bakare spielt den Hugh Derry, der sich, als vermeintlicher Nebendarsteller, viel Screentime als querschnittsgelähmter Wissenschaftler erarbeitet.

Die Emotionen und Authentizität agieren, wie so oft, Hand in Hand. Wir als Zuschauer sehen und erleben ängstliche Gefühle, die auch scheinbar glaubwürdig sind, aber die durch die bereits erwähnten bedeutungsschweren Szenen gleich wieder heruntergespielt werden. Ob das Ganze in letzter Konsequenz originell und glaubwürdig ist, stelle ich an dieser Stelle mal in Frage, denn diese Situation ist so dermaßen surreal, dass man sich das als normaler Mensch wenig bis gar nicht vorstellen kann.
Insgesamt ist die emotionale und auch die charakterliche Tiefe stark beschränkt. Insofern gibt es sowohl im Genre Science-Fiction, als auch im Genre Horror durchaus bessere Vertreter als „Life“. Mir fehlte es da an Überzeugung, Glaubwürdigkeit und Tiefe.

Das Setting ist stark. Alles spielt sich in der Schwerelosigkeit ab, diesen Effekt hat man gut umgesetzt und, meines Erachtens, bekommt man da, technisch gesehen, keinen Schund geboten. Die Kulisse ist der ISS nachempfunden und wirkt ebenfalls glaubwürdig, als ob sich alles im Orbit zuträgt. Daumen hoch.

Die musikalische Unterstützung ist auf Spannung getrimmt, in manchen Szenen funktioniert es sehr gut, in anderen nicht. Der Vogel wird allerdings abgeschossen, als ich am Ende „Spirit in the Sky“ gehört habe. Der Grundtenor von Film und Musik ist ein komplett anderer, sodass das nun wirklich nicht zusammenpasst. Zum Glück kam das Lied erst nach dem Ende und somit in den Credits vor.

Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #24 „Schaue einen Film, der auf fremden Planeten oder im All spielt“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
Um nochmals auf die eingangs erwähnten Empfehlungen von Ma-Go zu kommen: Ich finde es zwar schade, dass mir die meisten Filme bisher nicht gefallen haben, aber zumindest bei „Life“ kann er nun wirklich nichts dafür. Immerhin war die DVD ja bereits in meinem Besitz und wurde nicht extra angeschafft. Ich finde es auch gut, dass er mir empfiehlt, erst den Film zu sehen, bevor ich seine Kritik lese, da wir in der Vergangenheit ja nicht immer der gleichen Meinung gewesen sind.
Schlussendlich ist „Life“ ein Streifen, der eher im unteren Mittelfeld mitspielt. Zwar wurde ich teilweise gefesselt, aber ebenso schnell wieder aus dieser Spannung herausbefördert.
Bei manchen Figuren fragte ich mich echt nach dem Sinn und überhaupt fehlte es an charakterliche Tiefe. Außerdem missfällt mir, dass die Glaubwürdigkeit der Figuren einfach nicht gegeben ist.

Aber die größte Enttäuschung erlebte ich nicht mit der sehr dünnen Story, sondern mit dem absolut vorhersehbaren Ende. Davon habe ich erst einmal genug. Sorry Ma-Go.
Der Film hat mich nur marginal besser unterhalten als „Gravity“ damals.

Meine Wertung:
Spannung: 3,0 von 10
Story: 4,0 von 10
Länge: 6,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 4,0 von 10
Authentizität: 3,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 5,1