Schlagwort-Archive: Biopic

Fighting with my Family

Titel: Fighting with my Family
Genre: Filmbiografie
Regie: Stephen Merchant
Musik: Vik Sharma
Produzenten: Michael J. Luisi / Kevin Misher
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Altersfreigabe: FSK 16

„Für Paige und Zak ist Wrestling mehr als ein Sport, es ist das einzig Wahre im Leben. Ihre kühnsten Träume werden wahr, als sie beim Probetraining der WWE (World Wrestling Entertainment) antreten dürfen. Doch die Wege der Geschwister trennen sich, als nur Paige einen Platz im hart umkämpften Ausbildungsprogramm erhält. Sie muss ihre Familie in England zurücklassen und sich von nun an allein im Ring dieser gnadenlosen Welt des Showbiz stellen. Dabei hat sie nur ein Ziel vor Augen: Sie will endlich ihren Traum vom Wrestling leben…“
(Rückentext der BluRay)

Es ist irgendwie folgerichtig, dass ich mir diesen Film anschaue, denn ich bin nicht nur ein Fan von Sport in Filmen, sondern ich bin insbesondere ein großer Fan von Kampfsport in Filmen. „Fighting with my Family“ ist ein Biopic und zeigt eine wahre Geschichte der Wrestling-Welt, denn im Leben der englischen Wrestling-Familie Knight dreht sich alles um diesen speziellen Sport. Während sich die Eltern mehr oder weniger ihren Traum der großen Wrestling-Karriere nur im heimischen England erfüllen können, haben ihre Kinder Zak und Saraya (bekannt unter ihrem Ringnamen Paige) die Chance, bei einem Probetraining den Sprung in die WWE zu schaffen. Die beiden Geschwister treten dort gemeinsam an, doch nur Paige wird angenommen, während Zak in England bleibt und in der elterlichen Independent-Liga antritt. Für diejenigen, die sich auskennen, ist der Rest Geschichte.

Besonders eindrucksvoll empfand ich die Handlung und den Werdegang von Paige aus dem kleinen verschlafenen Ort in England bis hin zum WWE-Superstar. Auffallend war aber auch der Look, der vor allem in der ersten Hälfte stark an eine Low-Budget-Produktion erinnert und den einfachen und unaufgeregten Charakter Norwichs einfängt, wohingegen die zweite Hälfte besonders durch die hellen Aufnahmen von Kalifornien geprägt ist.

Auf narrativer Ebene erlebt der Zuschauer schlicht den Werdegang von Paige, wo sich dennoch Nebenschauplätze auftun. Beispielsweise behandelt der Streifen zusätzlich das Familienleben in England, die Aufgaben des Bruders und die Einbindung in die elterliche Wrestling-Schule. Auch wenn wir einen Blick auf diese anderen Schauplätze erhalten, bleibt Paige im Fokus. Allen voran werden wir Zeuge ihrer Einsamkeit in den USA und welchen Widrigkeiten sie sich stellen muss. Dabei entstehen immer wieder situationskomische Szenen, in denen man mindestens schmunzeln muss, die das Geschehen auflockern.

Die Darstellungen der Familie Knight wirken in erster Linie überzogen, sie sind aber durchaus authentisch. Auch die anderen Figuren liefern ein glaubhaftes Bild ab. Dwayne „The Rock“ Johnson spielt sich selbst und hinterlässt einen mehr als witzigen und selbstironischen Eindruck.

Emotionen werden sowohl durch die Bildsprache als auch durch die Vertonung und Untermalung der Szenen hervorgehoben und verstärkt. Außerdem spielen hier die Dialoge eine große Rolle. Vor allem in dem, was die Charaktere sagen, spiegeln sich viele Emotionen wider. Die Tonalität des Films ist besonders in diesen Szenen vorsichtig und derb zugleich. Wenn beispielsweise Paige über Ängste und Anstrengungen spricht, tut sie dies nicht einfach so, sondern immer mit einer gewissen Art Humor aber auch Zerrissenheit zwischen „für den Traum weitermachen“ und „aufgeben, weil die Familie in England ist“.

Zusammengefasst verbindet „Fighting with my Family“ das Genre eines Biopics und eines Sportfilms gekonnt. Die Lebenswelten der Familie Knight im Allgemeinen und die von Paige im Besonderen sind sehr eng miteinander und dem Wrestling verwoben. Was man als Zuschauer allerdings letzten Endes bekommt, ist ein toller, stimmungsmachender Film, der in vielen Moment komisch daherkommt, aber auch seine Phasen hat, in denen er spannend, tragisch und kämpferisch bis mutig ist. Untermauert werden diese Empfindungen durch den passenden Einsatz der Musik, einer abwechslungsreichen Bildsprache, die immer wieder diesen ganz besonderen Sport in den Mittelpunkt rückt, und einer narrativen Ebene, die sich vorangestellt mit dem Thema „Kämpfen oder Verlieren“ auseinandersetzt. Dabei gilt der letzte Punkt nicht ausschließlich für Paige, sondern vor allem auch für die Familie in England, die sich um ganz andere Dinge kümmern muss, wie z. B. die Wrestling-Schule und die Realisierung des eigenen Programms.

Fazit:
„Fighting with my Family“ war die komplette Zeit über ein unterhaltsamer Spaß, der seine Ecken und Kanten hat, aber dabei immer die richtige Tonalität hat. Ich hatte Spaß und habe mich an all den Fights, den Showeinlagen und den Figuren erfreut.
Obwohl der Film ein Biopic ist, fühlt er sich nicht so an.
Wer also in erster Linie Wrestling mag und in zweiter Linie Sportfilme gut findet, wird mit „Fighting with my Family“ auf jeden Fall seinen Spaß haben.

Meine Wertung:
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 7,0 von 10
Setting: 9,5 von 10
GESAMT: 8,0

Greatest Showman

Titel: Greatest Showman (engl. „The Greatest Showman“)
Genre: Filmmusical / Biopic
Regie: Michael Gracey
Musik: John Debney / Joseph Trapanese
Produzenten: Peter Chernin / Laurence Mark / Jenno Topping
Dauer: ca. 101 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 6

„Hugh Jackman spielt die Hauptrolle in diesem originellen und mitreißenden Musical. Die atemberaubenden Showdarbietungen des hochkarätigen Casts werden Sie wieder und wieder begeistert. Von der Geschichte des Zirkuspioniers P.T. Barnum (Jackman) inspiriert, feiert der Film die Geburt des Showbusiness und zeigt den Weg eines Visionärs, der mit nichts anfing und doch ein einzigartiges Spektakel schuf. In weiteres Rollen dieses beeindruckenden Films sind Zac Efron, Michelle Williams, Rebecca Ferguson und Zendaya zu sehen.“
(Rückentext der DVD)

Heute geht es um das Filmmusical „Greatest Showman“ aus dem Jahr 2017.
In der Regel gebe ich keinen Rückentext der DVD preis, wenn da nicht ein bisschen etwas über den Inhalt gesagt wird. Ausnahmen bestätigen in diesem Fall die Regel. Wenn man sich den besagten Rückentext genauer anschaut, stellt man recht schnell fest, dass dem interessierten Zuschauer nichts gesagt wird, außer dass der Film ach so toll ist und mit so vielen Namen punktet. Aber tut er das?

Inhaltlich dreht sich der komplette Film um den Zirkuspionier P.T. Barnum und erzählt in Musicalmanier seinen Lebensweg mit all seinen Höhen und Tiefen. An diesem Punkt kommt der Biopic-Charakter durch. Aber was hat der Film darüber hinaus zu bieten? Ja, storytechnisch kommt da nichts weiter rüber. P.T. Barnum lernt ein paar Leute kennen, gründet mit ihnen einen Zirkus und verfolgt fast ausschließlich finanzielle Ziele. Dabei scheint es ihn nicht zu stören, auf wessen Kosten er seinen Erfolg feiern kann (an dieser Stelle kann man noch eine ganze Reihe anderer Fässer öffnen!). Dieser Streifen zeigt, wie hart und intensiv das Leben als Zirkusinhaber ist und dass neben all den Aufs und Abs auch die Familie auf der Strecke bleibt. Nichtsdestotrotz wird mir die Geschichte zu sehr idealisiert, was dazu führt, dass man die historische Figur verkennt.

Da es sich bei diesem Streifen um ein Filmmusical handelt, ist das mit der Spannung immer so eine Sache. Meiner Meinung nach, hatte der Streifen seine Momente, aber wirklich spannend war da nichts bei.
Gute Musik in Ohrwurmqualität ist nicht nur sehr förderlich, um nachhaltig in den Köpfen des Zuschauers zu bleiben, sondern auch, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Funktioniert sehr gut und hat sich in so vielen anderen Streifen bereits bewährt.
Und damit komme ich auch schon nahtlos zu der Musik in diesem Streifen.
Sie hat gleich mehrere wunderbare Eigenschaften, die unbedingt zu erwähnen sind.
Sie passt textlich zum Inhalt bzw. ist der Einsatz an der richtigen Stelle des Films, sie regt stets zum Mitsingen an und beweist damit auch über die Handlung hinaus Qualitäten und zu guter Letzt ist die Präsentation im Film über jeden Zweifel erhaben.

Ich habe versucht, es eingangs anzudeuten: In einigen Punkten kratzt der Streifen gewaltig an der Oberfläche und genau das muss man diesem Biopic-Musical auch vorhalten.
„Greatest Showman“ punktet zweifellos mit einem sehr hochwertigem Cast, der aber fast die komplette Zeit weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. Dass Zac Efron und Hugh Jackman singen und tanzen können, haben die zwei in vielen anderen Filmen bereits bewiesen, das ist aber auch nicht, was mich stört. In den Dialogszenen kommt selten Glaubhaftigkeit in Bezug auf die Emotionen oder Authentizität rüber. Mir fiel es dadurch schwer, mich mit irgendeiner Figur zu identifizieren und emotional involviert zu sein. Ich war keineswegs gespannt, was, wie und warum mit wem passiert. Ich kann allerdings verstehen, wenn es Zuschauer gibt, die genau damit keine Probleme haben, weil Optik, Darbietung und Inszenierung einfach gepasst haben.

Das Setting war über all dem auch noch perfekt ausgewählt und in Szene gesetzt. „Greatest Showman“ punktet mit einer straffen Kameraführung, wenig bis selten verwackelte Bilder, stimmigen Masken und sehr schönen Kostümen. An dieser Stelle meckert man dann auch wieder auf hohem Niveau.

Meine Meinung:
Schlussendlich gibt es ein paar Dinge, die mich stören: Sei es die fehlende Gesellschaftskritik, die ungerechtfertigte Glorifizierung von P.T. Barnum, die fehlenden Emotionen oder die sehr schwache Geschichte. Mit ein bisschen mehr Engagement hättet man ein besseres Resultat erzielen können.

Dem stehen natürlich die positiven Dinge gegenüber, aber das sind nun mal einzig und allein die Musik und alles, was sich drum herum befindet. Inszenierung, Gesang und Tanz sind stimmig, so stimmig, dass mir kein Film einfällt, der es je besser gemacht hat, aber das darf nicht alles sein.

Ich möchte dem Streifen seinen Unterhaltungswert nicht absprechen, aber ich glaube, dass einige historische Fakten dem Rotstift zum Opfer fielen, weil Entertainment offensichtlich wichtiger ist.
Zuschauer, die lieber singen und tanzen, statt auf den Inhalt zu achten, werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Abzug ist bei dem einen oder anderen Punkt vorprogrammiert.

Meine Wertung:
Story: 4,0 von 10
Spannung: 5,0 von 10
Länge: 7,5 von 10
Authentizität: 4,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 4,0 von 10
Musik: 10 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 6,4 von 10

Bohemian Rhapsody

Titel: Bohemian Rhapsody
Genre: Drama / Biografie / Musikfilm
Regie: Bryan Singer / Dexter Fletcher
Musik: Queen / John Ottman
Produzenten: Graham King / Jim Beach
Dauer: ca. 129 Minuten
Erscheinungsjahr: 2018
Altersfreigabe: FSK 6

„Bohemian Rhapsody ist eine Hommage an die legendäre Rockband Queen, ihre einzigartige Musik und ihren außergewöhnlichen Leadsänger Freddie Mercury. Freddie (Rami Malek) widersetzte sich Klischees, trotzte Kontroversen und wurde so zu einem der beliebtesten Entertainer der Welt. Der Film erzählt nicht nur vom kometenhaften Aufstieg der Band, ihrem revolutionären Sound und Freddies Solokarriere, sondern auch von der Wiedervereinigung der Band und einem der grandiosesten Auftritte in der Geschichte der Rockmusik.“
(Rückentext der DVD)

Heute geht es um „Bohemian Rhapsody“, ein Film den mir meine Herzdame geschenkt hat, weil sie wusste, dass ich an ihm Interesse habe.

Zum Inhalt muss gar nicht viel gesagt werden. Der Film dreht sich um die Rockband Queen. Und wie das nun mal so ist, durchläuft Queen, wie viele andere Rockbands auch, Krisen. Krisen, die es zu meistern und bewältigen gilt. Auch wenn der Film vorrangig biografisch ist, gibt es aus spannungstechnischen Gründen kleine Ungenauigkeiten und „Fehler“. Queen-Fans werden sie bemerken, die anderen werden sie nicht stören.
Meiner Meinung nach hat „Bohemian Rhapsody“ trotzdem ein Problem mit fehlender Spannung. Alles, was passiert, wird schon im Rückentext beschrieben – große Wendungen oder Überraschungen fehlen.

„Bohemian Rhapsody“ beschäftigt sich viel mehr mit Freddie Mercury als mit der Band Queen an sich. Es ist also eher ein Streifen, der unter dem Deckmantel der Rockband, das Leben und Wirken von Freddie Mercury beleuchtet. Als Leadsänger hing der Erfolg der Band stark mit ihm zusammen, denn über den Gesang hinaus bot die Kunstfigur Freddie Mercury zusätzliche Anreize.

Wenn man sich die darstellerische Leistung insgesamt anschaut, dann kommt man nicht drum herum, über Rami Malek zu sprechen. Er hat verdientermaßen für seine Performance einen Oscar® gewonnen. Leider sind alle anderen Darsteller austauschbar. Umso tiefer man in den Film eintaucht, umso mehr wird deutlich, dass er fast ausschließlich von seinem Hauptdarsteller getragen wird. Letztlich steht und fällt dieser mit Maleks Leistung, die glücklicherweise überragend war.

Auch wenn der Film nicht wirklich spannend und der Großteil der Darsteller austauschbar war, mochte ich „Bohemian Rhapsody“ trotzdem. Das liegt vorrangig daran, dass ich kurzweilig unterhalten wurde und man dem Film seine Laufzeit nicht angemerkt hat. Außerdem ist er bezüglich der Atmosphäre und der Inszenierung überaus unterhaltend.
In jeder Sekunde hatte ich das Gefühl von Queen-Nostalgie, welches von der einprägsamen Musik der Band unterstützt wurde. Jedes Tönchen, das in irgendeiner Form erzeugt wird, mündet logischerweise in einem Queen-Song. Auch die Inszenierung der einzelnen Songs lädt unweigerlich zum Mitsingen, Mitwippen oder zumindest zum Mitgrooven ein.

Am Ende muss ich sagen, dass Bryan Singer mit „Bohemian Rhapsody“ eine gute Mischung aus Queen-Verehrung und dramaturgischen Stilmitteln gelungen ist. Ein weiteres Denkmal, das aber im Schatten der großen Rockband selbst steht.


Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #48 „Schaue einen Film, in dem es um einen Musiker oder eine Band geht“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
Die Geschichte von Queen und Freddie Mercury mal anders. Auch wenn nicht alle Begebenheiten genau so passiert sind, man also nicht auf Detailtreue wert legen sollte, habe ich mich gut unterhalten gefühlt.
Wer Queen oder gute Musik mag, für den ist dieser Film absolut empfehlenswert und der Rest darf auch gerne reinschalten.

Meine Wertung:
Spannung: 5,0 von 10
Story: 7,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,0 von 10
Authentizität: 6,0 von 10
Setting: 8,0 von 10
GESAMT: 6,7

septemb*E*r-Challenge 2.0: Die Entdeckung der Unendlichkeit

Titel: Die Entdeckung der Unendlichkeit (engl. „The Theory of Everything“)
Genre: Biopic / Romanverfilmung
Regie: James Marsh
Musik: Jóhann Jóhannsson
Produzenten: Tim Bevan / Lisa Bruce / Eric Fellner / Richard Hewitt / Anthony McCarten
Dauer: ca. 118 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 0

„Das Schicksal des genialen Physikstudenten Stephen Hawking (Eddi Redmayne) scheint besiegelt, als bei dem 21-Jährigen eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird. Doch die Liebe zu seiner Cambridge-Kommilitonin Jane (Felicity Jones) gibt ihm neuen Lebensmut. Mit ihrer Unterstützung stürzt er sich in sein wichtigstes Projekt und erforscht genau das, wovon ihm nur noch wenig bleibt: die Zeit. Aber kann die Liebe zwischen Stephen und Jane auch den Tod besiegen?“
(Rückentext der DVD)

Das letzte E in September ist nun gesehen. Nachdem die Challenge ja doch eher mittelprächtig anfing, startet der September nun noch einmal durch und das nicht zuletzt durch „Die Entdeckung der Unendlichkeit“.
Dieser Film ist nicht einfach nur irgendein Biopic, sondern es zeigt das Leben und Wirken von Stephen Hawking ab seiner Zeit in Cambridge. Erzählt wird es aus der Sicht seiner ersten Ehefrau. Die literarische Vorlage sind im Übrigen auch ihre Memoiren.

Ich dachte ja immer, dass Biopics das Leben einer realen oder historischen Person auf äußerst unspektakuläre Weise zeigen. Das erste Mal so richtig überrascht wurde ich von „127 Hours“, der mich aufgrund der darstellerischen Leistung überzeugen konnte. Auch „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ weiß zu überzeugen und ich bin wieder einmal froh, dass ich mir diesen Film für meine S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge 2.0 ausgesucht habe.

Die Geschichte dreht sich weitestgehend um das Schaffen und Wirken von Stephen Hawking und auch um die Liebe zu seiner ersten Frau. Und da haben wir auch gleich einen Gegensatz: Emotionen gegen Rationalität. Meines Erachtens ist es ein starkes Stück Arbeit, diesen „Konflikt“ darzustellen, ohne dass er lächerlich wirkt. Es gibt auch weitere Unterschiede, die in ihrer Gesamtheit den Eindruck vermitteln könnten, dass das nicht zusammenpasst. Der Zuschauer wird aber gleich eines Besseren belehrt. Ich möchte von der tollen Story jedoch nicht zu viel vorwegnehmen, denn der Film hat noch so vieles mehr zu bieten.

Ich betrachte diesen Streifen als ein Gesamtkunstwerk, der ein ums andere Mal seine Zuschauer an eine emotionale Grenze treibt. In der ersten Stunde war ich zunehmend damit beschäftigt, nicht loszuheulen (teilweise bin ich gescheitert) und mich weiterhin auf das Gezeigte zu fokussieren. Wenn man sich die Emotionen im Einzelnen anschaut und sich dabei die beiden Hauptfiguren vornimmt, dann stellt man schnell fest, dass jeder Satz, jeder Blick oder jede Berührung voller Gefühl steckt. Manchmal wurde es witzig, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. Wir erfahren, welche Mühe sich seine erste Ehefrau gibt, ihm weiterhin Hoffnung zu machen und Freude am Leben zu bereiten, aber gleichzeitig geizen auch Hawkings Wegbegleiter nicht mit Emotionen, was den Zuschauer ein ums andere Mal ergreift . Auch an dieser Stelle könnte ich exemplarisch Szenen nennen, die meinen Eindruck untermauern, aber es wäre besser, ihr schaut euch diesen Film selbst an.
In all der Zeit erfährt das Publikum ein Maximum an Authentizität.
Ich könnte immer so weiter machen, denn so gerne man es auch möchte, man wird nichts Negatives bei den Emotionen oder der Authentizität finden.

Das Setting ist vielfältig. Man ist stets im Wechsel zwischen Cambridge, dem Haus der Hawkings und einigen anderen Kulissen. Alles wirkt dabei stets professionell und hochwertig. Die Kostüme sind ebenfalls mit der Zeit gegangen. Zum Ende hin werden die Klamotten immer moderner, wohingegen zu Beginn noch der Stil der 60er Jahre getragen wurde. Die Filmmusik ist hervorragend ausgewählt und komponiert. Insgesamt wurden nur klassische Stücke verwendet, die mal aktiv und mal passiv in den Film eingebaut wurden. Die Kameraarbeit bzw. auch deren Nachbearbeitung ist sehr angenehm. Zwar wurde oft der Weichzeichner eingesetzt, trotzdem waren die Bilder schön anzusehen und passend zur Handlung.

Wenn es um die Sache mit der Spannung geht, fällt mir eine Bewertung schon deutlich schwerer, denn so richtig spannend ist der Streifen nicht, jedoch weiß er mit seinen Mitteln zu überzeugen. Es ist mehr ein sehr stark gesteigertes Interesse, gleichzeitig zieht der Film seinen Zuschauer in den Bann und lässt ihn bis zuletzt nicht mehr los.

Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #55 „Schaue ein Biopic über eine männliche Person (1)“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
Auch bei diesem S-E-P-T-E-M-B-E-R-Challenge-Film stelle ich mir die Frage, was schlussendlich übrig bleibt und stelle fest, dass ich selten einen so starken Film gesehen habe. Nicht nur handlungstechnisch, sondern auch darstellerisch bekommt man mit „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ einen unfassbaren ergreifenden und starken Film, der sich allemal bezahlt gemacht hat.

Eddie Redmayne hat nicht zu Unrecht für seine Leistung in diesem Streifen einen Oscar® für den besten männlichen Hauptdarsteller bekommen. Die Oscar®-prämierten Filme sind also doch noch nicht verloren.

Meine Wertung:
Story: 10 von 10
Spannung: 6,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Gefühl/Emotionen: 10 von 10
Setting: 8,5 von 10
GESAMT: 8,8 von 10

Gauguin

©STUDIOCANAL

Titel: Gauguin (franz.: „Gauguin – Voyage de Tahiti”)
Genre: Biografie / Drama / Romanverfilmung
Regie: Édouard Deluc
Musik: Warren Ellis
Produzenten: Bruno Levy
Dauer: ca. 102 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 6

„Tahiti, 1891. Der französische Künstler Paul Gauguin hat sich in sein selbsterwähltes Exil nach Französisch-Polynesien zurückgezogen. Er lässt sich vom Dschungel verschlucken, trotzt Einsamkeit, Hunger und Krankheit. Während seinen Erkundungstouren über die Insel trifft er auf die junge Eingeborene Tehura, die seine Muse und auch Modell seiner bekanntesten Gemälde werden wird. Als freier Mann in der Wildnis, fernab der Politik und Regeln eines zivilisierten Europas, entwickelt er einen neuen Stil des Malens.“
(Kurzinhalt laut Pressheft)

Zum Heimkinostart von „Gauguin“ am 08.03.2018 habe ich die Möglichkeit bekommen, den Film vorab einer Sichtung zu unterziehen. „Gauguin“ basiert auf der teilfiktionalen Autobiografie „Noa Noa“ und ihr erfahrt nun an dieser Stelle, wie ich diesen Film empfunden habe.

In 102 Minuten zeigt „Gauguin“ den langen und qualvollen Leidensweg des Paul Gauguin, der sich in der angepassten Welt des späten 19. Jahrhunderts nicht mehr zurecht finden will oder kann und stattdessen die Flucht nach vorne antritt. In einer anderen Welt versucht Gauguin von nun an, sein Glück zu finden und hofft auf Inspiration.

Beginnend muss ich sagen, dass sich die 102 Minuten sehr oft sehr viel länger anfühlten. Das liegt vor allem an der sehr einfachen Inszenierung der Handlung. Man merkt schnell, dass der Film nicht so viel auf Dialoge setzt, sondern viel mehr das Bild und sprechen lässt.
Die Erzählweise ist die komplette Zeit über sehr chronologisch. Von seinem Start in Paris, über die Anfangsschwierigkeiten auf Tahiti bis hin zum Treffen mit seiner Frau, seinem Schaffen und den Widrigkeiten vor Ort. Alles verläuft in sehr geordneten Bahnen. Einzige Abwechslung sind die Zeitsprünge nach vorne, die offensichtlich unwichtige Teile der Geschichte Gauguins außen vor lassen.

Bei Verfilmungen teilfiktionaler Autobiografien ist es immer so eine Sache mit der Spannung. Der Zuschauer muss sich schon sehr für das Leben und Schaffen von Paul Gauguin interessieren, um letzten Endes auf seine Kosten zu kommen. „Gauguin“ ist aber zweifellos ein Streifen, der seine Berechtigung hat. Dabei brilliert er nicht durch aufwendige Effekte, sondern durch emotionale Tiefe.
Entscheidender Faktor ist der Hauptdarsteller Vincent Cassel, der die gesamte Geschichte auf seinen Schultern trägt.

Authentizität und Emotionen beeinflussen sich direkt. Besonders zu Anfang, wo sich die Geschichte noch in Paris abspielt, wirkt alles sehr steif und festgefahren. Erst mit der Abreise und der Ankunft in der Südsee ändert es sich gewaltig. Gauguin ist allerdings im ganzen Film der einzige Charakter, der sichtbare qualitative Steigerungen erfährt. Die übrigen Figuren, besonders die aus der Südsee bzw. sich dort befindlichen, sind allesamt auf einem normalen Level.

Die Gefühle und die emotionale Tiefe lassen sich, wie bereits beschrieben, an der titelgebenden Figur dingfest machen. Cassel verleiht seiner Figur neben dem nötigen Ausdruck auch eine unbeschreibliche Tiefe. Anhand seines Blickes vermag der Zuschauer weitaus mehr zu erkennen, als beispielsweise Enttäuschung, Obsession, Wut, Liebe oder Hass. Der Regisseur verzichtet weitestgehend auf bedeutungsschwere Momente, in denen man zu sehr auf die Symbolik der Dinge achten muss, um zu verstehen, was die Quintessenz ist.

Das Setting und die Musik passen auch sehr gut. Polynesische Strände, Regenwälder, provisorische Behausungen und dazu natürliche Geräuschquellen. Klassische Melodien gibt es eigentlich kaum.
Paul Gauguin ist ja auch nicht dafür bekannt, ein außergewöhnlicher Musiker gewesen zu sein, sondern ein Maler. Daher vermute ich, dass man nicht allzu viel auf die Bedeutung der Musik, als viel mehr die Bedeutung des Bildes setzt. Es soll das Bild und nicht die Musik hervorgehoben werden, denn bildende Kunst funktioniert nun einmal ohne Ton.

Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #69 „Schaue einen Film, in dem es um die bildende Kunst oder einen Künstler geht“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

„Gauguin“ erscheint am 08.03.2018 im deutschen Handel auf DVD und BluRay.

Meine Meinung:
Ich bin wirklich froh darüber, dass ich diesen Film gesehen habe. Vor „Gauguin“ habe ich mich nicht mit dem Künstler Paul Gauguin befasst und nun weiß ich sogar, dass er aus Frankreich abgehauen ist und eine seiner größten Schaffensperioden auf Tahiti stattgefunden hat.

Der Streifen hat allerdings seine merklichen Schwierigkeiten und auch ich hatte meine Probleme, mich in den Film hineinzufinden. Das liegt aber wohl eher daran, dass ich nicht so viel mit bildender Kunst zu tun habe und sich mein persönliches Interessensgebiet eher auf die Musik verlagert.

Dennoch ist es eine gelungene Verfilmung, die Einblick in den Künstler Gauguin und seine Tahiti-Reise verschafft.

Meine Wertung:
Spannung: 3,0 von 10
Story: 7,0 von 10
Länge: 4,0 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 6,0 von 10
Gefühle/Emotionen: 7,5 von 10
GESAMT: 5,8

Hacksaw Ridge – Die Entscheidung

Titel: Hacksaw Ridge
Genre: Kriegsfilm / Biopic
Regie: Mel Gibson
Musik: Rupert Gregson-Williams
Produzenten: David Permut / Bill Mechanic / Brian Oliver / William D. Johnson / Bruce Davey / Paul Currie / Terry Benedict
Dauer: ca. 134 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„Zweiter Weltkrieg im Frühling 1945: Während des Kampfes um die japanische Insel Okinawa sticht ein einziger Mann aus der Masse der US-Soldaten heraus. Desmond Doss, der den Dienst an der Waffe verweigert, riskiert alles, um das Leben seiner verwundeten Kameraden zu retten. Was später als Heldentat belohnt werden soll, beschert Desmond Doss zunächst großes Misstrauen und Verachtung in den eigenen Reihen. Dennoch setzt er sich unerschrocken für seine Prinzipien ein und rettet in der entscheidenden Schlacht unzähligen Männern aus seiner Einheit das Leben…“
(Rückentext der DVD)

Für mich wieder ein verhältnismäßig junger Film, der noch ganz frisch in meiner DVD-Sammlung ist. „Hacksaw Ridge“ ist eine Mischung aus Kriegsfilm, denn die Handlung dreht sich ausschließlich zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, und Biopic (autobiografisches Werk), denn der Streifen beruht auf einer wahren Geschichte mit echten Personen.

Ich wusste zwar im Groben, worum es geht, aber ich bin von Anfang an ohne Erwartungen an den Streifen gegangen. Die Handlung ist grundsätzlich gut inszeniert, allerdings hat „Hacksaw Ridge“ besonders im Anfangs- und Mittelteil ein leichtes Spannungsproblem. Andrew Garfield spielt in diesem Streifen sehr überzeugend Desmond Doss. Besonders toll fand ich, dass Garfield seine Rolle als eher introvertierten und zugleich stark aufrichtigen Menschen gut ausfüllen und rüberbringen konnte. Ich habe außerdem viele Parallelen zu seiner Rolle im Scorsese-Film „Silence“ gesehen.
Mit dem Unterschied, dass mir seine Leistung in „Hacksaw Ridge“ wesentlich besser gefallen hat.

Nicht nur Andrew Garfield lieferte eine sehr gute Leistung ab, sondern auch Vince Vaughn, den man sonst eher aus Komödien kennt. Aber auch Sam Worthington und Hugo Weaving spielen überzeugend und gekonnt auf. An dieser Stelle gibt es wirklich nichts zu meckern.
Bezüglich der Emotionen bekommen wir ein vielfältiges Bild zu Zeiten des Krieges geboten. Die emotionale Klaviatur wird quasi einmal rauf und wieder runter gespielt. Nur in Kriegs- bzw. Krisenzeiten neigt der Mensch, meiner Meinung nach, zu so einer Emotionsbreite.
In Anbetracht der Tatsache, dass das Ganze nur ein Film mit Schauspielern und Spezialeffekten ist, ist der Ausdruck in Gestik oder Mimik extrem glaubwürdig und insofern eine gelungene Überraschung.
Bemerkenswert sind die Szenen, die mit einer gewissen und auch zum Teil unfreiwilligen Komik ausgestattet sind. In diesen – zumeist Charakterszenen – kommt es auch nicht selten vor, dass man als Zuschauer schon mal kichern muss.

Spezialeffekte, Setting und Musik sind stimmig, hochwertig und hinterlassen durchweg einen sehr guten Eindruck. Im Bereich der Spezialeffekte wirkt alles sehr handgemacht und wenig nachbearbeitet. Der Computer wurde dafür nicht extra angeschmissen und das gefällt mir wirklich sehr gut.
Die Filmmusik hat zunehmend einen leicht epischen Einschlag und hinterlässt hin und wieder einen pathetischen Eindruck. Das passt aber dahingehend sehr gut, immerhin dreht sich dieser Film mehr oder weniger um einen amerikanischen Volkshelden.
In Bezug auf die Kameraarbeit lässt sich mit zunehmender Dauer feststellen, dass atmosphärisch viel dazugewonnen wird. Aus einem beschaulichen Ort irgendwo in Amerika startend, hin zur Ausbildung bei der Armee bis zum großen „Showdown“ auf der Insel Okinawa. In genau diesen Etappen ändert sich auch die Atmosphäre des Streifens und das obendrein sehr gekonnt.

Am Ende ist „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“ nicht einfach nur ein Kriegsfilm, sondern ein Biopic, das viel Tiefe hat und diese auch zu verkörpern weiß. Mit Andrew Garfield ist hier ein Darsteller in der Hauptrolle, der eine extreme Entschlossenheit und zugleich innere Ruhe ausstrahlt, die den Zuschauer bewegt, abholt und fasziniert.

Meine Meinung:
„Hacksaw Ridge“ hat mir gut gefallen. Ruhige Passagen wechseln sich mit pompös inszenierten ab und wissen dabei zu überzeugen. Zwar fehlte mir, besonders am Anfang und im Mittelteil, die nötige Spannung, aber unterm Strich haben sich die etwas mehr als 2 Stunden Laufzeit gelohnt.

Als Kriegsfilm / Biopic hat Mel Gibson ausschließlich gute Schauspieler gewonnen und die Besetzung der Hauptrolle war ein purer Glücksgriff. Man muss schon fast froh darüber sein, dass „The Amazing Spiderman“ nicht zum Marvel Cinematic Universe gehört, da wir sonst Andrew Garfield aus Zeitgründen wahrscheinlich nicht in dieser Rolle hätten sehen können.

Meine Wertung:
Spannung: 6,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 8,0 von 10
Gefühle/Emotionen: 10 von 10
Setting: 8,0 von 10
Action: 7,0 von 10
GESAMT: 7,9