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The Nice Guys

Titel: The Nice Guys
Genre: Kriminalfilm / Actionfilm / Komödie
Regie: Shane Black
Musik: David Buckley / John Ottman
Produzenten: Joel Silver
Dauer: ca. 112 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„Privatdetektiv Holland March und Auftragsschläger Jackson Healy haben wenig gemeinsam, bis beide in den Fall der vermissten Amelia und des ermordeten Pornostars Misty Mountains verstrickt werden. Umständehalber zur Zusammenarbeit gezwungen, streifen sie mit Marchs pubertierender Tochter Holly durch die Stadt, um verworrenen Hinweisen auf den Grund zu gehen. Bald führt sie Amelias Spur zu einer Multi-Milliarden-Dollar-Verschwörung, die March und Healy zum Ziel von skrupellosen Profikillern macht…“
(Rückentext der DVD)

Zum ersten Mal habe ich von „The Nice Guys“ im Kino gehört. Ich saß in irgendeinem Film und habe damals den Trailer gesehen. Ich erinnere mich noch, dass ich ihn witzig fand und mich in gewisser Weise darauf gefreut habe.
Ich hatte immer das Gefühl, dass dieser Film witzig wird und freute mich umso mehr, mal eine Komödie mit Ryan Gosling und Russell Crowe zu sehen. Wie witzig „The Nice Guys“ wirklich ist, erfahrt ihr in meiner Kritik:

Die Geschichte spielt in den 1970ern Jahren und ist mehr als ein reiner Detektiv-Film, in dem auch mal zugelangt wird. Die Story behandelt einen mehr oder weniger komplexen Kriminalfall, der schon etwas Aufmerksamkeit vom Zuschauer verlangt. Die Geschehnisse sind chronologisch erzählt, hin und wieder gibt es eine stets kommentierte bzw. erklärte Rückblende, ohne dabei den aktuellen Ort der Handlung zu verlassen. Die Einführung in die Geschichte geschah zweigeteilt, bevor nämlich die beiden Hauptfiguren zueinander gefunden haben, hat der Zuschauer eine Vorstellung von dem bekommen, wer und was sie sind. Unterstützend haben ebenjene Figuren auch aus dem Off gesprochen, um sich noch besser vorzustellen.
Erzählerisch erinnert „The Nice Guys“ an alte Krimifilme aus den 1970er Jahren, umso besser und authentischer ist es, dass die ganze Handlung auch in dieser Dekade angelegt ist.

Spannungstechnisch bekommt der Zuschauer einen Mix aus vielen Komponenten geboten. Da ist zum einen die Handlung mit dem Kriminalfall. Das Publikum bekommt im ersten Moment einen kleinen Faden geboten, an dem im Laufe der Zeit immer mehr gezogen wird und der sich letzten Endes als ein ganzes Knäuel entpuppt. Jetzt lassen sich viele solcher Geschichten mit den abstrusesten Ideen spinnen, wobei man am Ende viele Logikfehler entdeckt, aber diesen Weg geht „The Nice Guys“ nicht. Die Story bzw. die zugrunde liegende Idee ist nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Das Besondere daran ist, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass es genug solche Fälle in der Realität gegeben hat.
Weiterhin übt das Duo Gosling/Crowe seine ganz eigene Faszination auf das Publikum aus. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausrichtungen passen die zwei wunderbar zusammen und ergänzen sich. Es ist weniger das „Gleich und Gleich gesellt sich gern“, als vielmehr das „Gegensätze ziehen sich an“. Gegensätzlich ist dabei der springende Punkt. Gosling, der äußerlich viel mehr nach ´70er Discobesuch aussieht und irgendwie auch ein Undercover-Polizist sein könnte, schafft es dabei, mit seinem Stil den Zeitgeist dieser besonderen Dekade einzufangen, inklusive Schnauzer im Gesicht.
Crowe hingegen verkörpert irgendwie das Bild der arbeitenden Gesellschaft. Schmalzlocke, Sonnenbrille und resolutes Einsetzen von Schlagwaffen sind sein Markenzeichen. Gewieftes Handeln liegt da eher außerhalb seiner Stärken. March und Healy sind zwei Figuren mit ähnlicher Strahlkraft wie Vicent Vega und Jules Winnfield in „Pulp Fiction“ und in der Tat erinnern viele kleine Dialoge und Charakterszenen an ebenjenes Meisterwerk von Quentin Tarantino. Gosling und Crowe könnten also die neuen Travolta und Jackson sein, die viele Menschen mit ihrer Performance begeistert haben.
Als dritten Punkt, der für die Spannung dieses Filmes spricht, ist die Action zu nennen. Shane Black weiß spätestens seit „Iron Man 3“ wie man Action inszenieren kann. Weniger pompös lässt er es dafür in diesem Film zugehen. „The Nice Guys“ ist von vornherein ein Streifen, der sich mehr durch die Handlung und die Darsteller in den Vordergrund spielt, als durch seine Action und ich bin froh, dass der Regisseur diesen Weg gewählt hat. Der Zuschauer bekommt vorwiegend einfache Schießereien, Verfolgungsjagden und Prügeleien geboten, die dem Film wesentlich besser stehen als unrealistische Explosionen. Bis auf eine Ausnahme hat sich Shane Black streng an das Rezept gehalten. Dieser eine kleine Ausflug ins Unrealistische wirkt zumindest cool, sodass man verzeihen und ungestört weiterschauen kann.

Die Laufzeit beträgt ca. 112 Minuten, dabei schafft es der Film nicht nur spannend seine Geschichte zu Ende zu erzählen, sondern gibt den Figuren auch ausreichend Platz, um sich zu entwickeln. Erzählerisch kommen keine Längen auf, stattdessen bleibt der Streifen knackig und über weite Strecken immer unterhaltsam.

Die Emotionen sind grundsätzlich nicht im Vordergrund. Die Palette ist dementsprechend klein und schmal, allerdings werden auch leise Töne angespielt, die dann durch ein gewisses Überraschungsmoment ziemlich gut einschlagen. Ebenjene leisen Töne lassen den einen oder anderen Charakter aufblühen und geben diesem dann auch neue Facetten. An dieser Stelle hat „The Nice Guys“ die Möglichkeit, in die Tiefe zu gehen und aus den Vollen zu schöpfen, doch der Film nutzt diese Gelegenheit nicht aus und sucht ein Ende eher in einem witzigen Moment als in einer tiefgreifenden Charakterszene.

Angourie Rice spielt Holly March und entpuppt sich mit zunehmender Dauer als frecher und ebenso emotional fragiler Charakter, der den beiden Hauptdarstellern in nichts nach steht. Viel mehr spielt sie befreiend auf und überzeugt durch ihre kindliche Leichtigkeit und schonungslose und freche Ehrlichkeit.

Die Figuren passen insgesamt sehr gut in die Zeit der 1970er Jahre und brillieren durch ein authentisches Auftreten. Sei es Ryan Gosling als versoffener Privatdetektiv, Russel Crowe als Prügelknabe, Matt Bomer als skrupelloser Typen oder Kim Basinger als Regierungsbeamtin, sie alle zeigen, was sie können und überzeugen durch ihr einprägsames Spiel. Anhand dieser Krimi-Action-Komödie im Stile eines ´70er Jahre Streifens wird gekonnt der Zeitgeist dieser bedeutsamen Epoche gezeigt und alle Darsteller fügen sich diesem. Als Zuschauer sieht man dort auch in gewisser Weise mehrere Generationen, die für ihre eigenen Werte stehen.
Der komplette Cast hat wunderbar in diesem Film funktioniert und war einfach toll anzusehen.

Das Setting war durch die Bank passend und stilecht. Kostüme, Kulissen, Kameraführung und Lichtverhältnisse waren typisch für einen Film aus den ´70er Jahren. Weil so viel Wert auf die Details gelegt wurde, fühlt sich „The Nice Guys“ auch so an wie ein Streifen aus dieser Zeit. Als Zuschauer bekommt man dadurch keinen Pseudo-Vergangenheitsfilm, sondern unterm Strich etwas Stilvolles zu sehen.

Die Musik ist atmosphärisch und bietet einen Mix aus unterstreichenden Melodien und passenden Disco-Klängen. Das Publikum bekommt tolle Oldies aus dieser Zeit auf die Ohren und wird sich grundsätzlich an der Stimmung erfreuen können.

Meine Meinung:
„The Nice Guys“ – meine Erwartungen waren andere. Ich habe diesen Streifen angeschmissen in der Hoffnung, etwas zum Lachen zu sehen und bekam ein komplettes Paket von etwas anderem. Es hat wirklich Spaß gebracht, sich diesen Film anzuschauen, weil er für mich den idealen Überraschungseffekt hatte. Die Darsteller, die Geschichte und die Epoche konnten mich perfekt abholen.

Rückblickend muss ich sagen, dass fast nichts an diesem Streifen gestört hat, bis auf das ein oder andere Mal, wo ich mir gewünscht hätte, dass man gefühlstechnisch mehr in die Tiefe gegangen wäre, statt ein Ende in einem witzigen Moment zu suchen.
Ich glaube, ich werde im Alter mehr und mehr ein Fan von Krimis, denn auch wenn „The Nice Guys“ kein klassischer Vertreter dieses Genres ist, so bedient er erstaunlich viele Elemente daraus.

Ein absolut empfehlenswerter Streifen, der mit Dialogen, Handlung und auch mit dem Zeitgeist von Pornografie und Disco zu überzeugen weiß.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Setting: 10 von 10
Musik: 8,5 von 10
GESAMT: 8,8

Southpaw

IMG_2823Titel: Southpaw
Genre: Boxfilm / Drama / Sportfilm
Regie: Antoine Fuqua
Musik: James Horner
Produzenten: Antoine Fuqua / Todd Black / Jason Blumenthal / Steve Tisch / Peter Riche / Alan Riche
Dauer: ca. 120 Minuten
Erscheinungsjahr: 2015
Altersfreigabe: FSK 16

„Den Titel des Boxweltmeisters hat sich Billy Hope (Jake Gyllenhaal) hart von ganz unten erarbeitet, nicht zuletzt dank der unermüdlichen Unterstützung seiner geliebten Frau Maureen (Rachel McAdams), die im Hintergrund die Fäden zieht. Doch ein Schicksalsschlag, durch den auch das Leben von Billys kleiner Tochter aus den Fugen gerät, zerstört jäh die Idylle. Als ihn dann auch noch sein langjähriger Freund und Manager (Curtis „50 Cent“ Jackson) im Stich lässt, fällt Billy ins Bodenlose. Erst als Box-Coach Tick Wills (Forest Whitaker) ihn unter seine Fittiche nimmt, ist Billy bereit, sich wieder in den Ring zu wagen und sich dem härtesten Kampf seines Lebens zu stellen: dem Kampf gegen sich selbst.“
(Rückentext der DVD)

Ich hatte es in einer anderen Filmkritik bereits erwähnt, dass ich total auf Sportfilme stehe und so war es irgendwie schon vorher klar, dass ich mir unbedingt „Southpaw“ zulegen muss. Ich habe ihn schon eine ganze Weile, aber ich kam erst jetzt dazu, ihn mir anzusehen. Im Vorfeld habe ich nicht so viel von diesem Film gehört, auch damals nicht, als er frisch in die Kinos kam. Umso besser, denn dann kann ich mich vollkommen unbeeinflusst auf ihn einlassen.

Zu dem Inhalt gibt der Rückentext schon viele Informationen wieder, ohne näher ins Detail zu gehen. Ergänzend kann ich nur sagen, dass das Leben Billy mit voller Breitseite trifft und er ins Wanken gerät. Mit allem, was er hat, versucht er aus einem Sumpf von Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit zu entkommen und zurück in die Spur zu finden. Die Erzählweise ist sehr einfach und hat keine besonderen Kniffe. Der Zuschauer ist die ganze Zeit bei Billy, egal ob er im Ring steht, bei seiner Frau und seinem Kind ist oder im Gym. Wir erfahren somit alles, was Billy explizit betrifft und was er erlebt.
Da es sich bei „Southpaw“ aber um ein Sportledrama handelt, hat ein persönlicher Schicksalsschlag auch immer einen – nicht unerheblichen – Einfluss auf die Karriere des Sportlers. Billys Absturz lässt also nicht lange auf sich warten.
An sich Bedarf es bei dem Film keine größere Konzentration seitens der Zuschauer, denn die Geschichte ist nicht sehr komplex oder unverständlich. Hingegen ist sie unterhaltsam, mitreißend und spannend inszeniert.

Eine passende Mischung aus Kampf- und Charakterszenen zieht immer wieder die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich, eine abwechslungsreiche Performance mit (ACHTUNG: Boxersprache!) „guter Beinarbeit“. Das Interesse steigt durch sehr gute Kameraeinstellungen, die es schafft, das Publikum direkt mit am Kampf teilhaben zu lassen. Die Action sorgt dann für das Übrige.
In den Charakterszenen können die Zuschauer etwas durchatmen, ohne großen Verlust des Interesses. Solche Momente sprechen nämlich eine komplett andere Ebene an, sodass der Film weiterhin anziehend bleibt.

Der Zuschauer bekommt sowohl im als auch abseits des Ringes viele Emotionen geboten. Im Ring dominieren überwiegend aggressive Gefühle das Geschehen, wohingegen abseits des Rings Liebe, Trauer, Angst und Hoffnungslosigkeit zu den stärksten Vertretern gehören. Einen fließenden Übergang zur Authentizität gibt es – wie so oft – auch, denn im nächsten Punkt habe ich mich gefragt, wie echt diese Gefühle sind. Dadurch, dass der Streifen einen recht bekannten Cast hat, schaut man ihn sich mit hohen Erwartungen an.
Jake Gyllenhaal als Billy Hope zeigt alles, was er hat: Kraft, Energie, Schmerzen, Liebe und Trauer. Er ist der Dreh- und Angelpunkt und durch seine Darbietung bekommt der Film die Atmosphäre eines Sportlerdramas. Die übrigen Darsteller waren auch weitestgehend überzeugend. Am Beispiel Curtis „50 Cent“ Jackson kann man sagen, dass er seine Rolle auffallend gut gespielt hat, jedoch ist dieser Charakter nur negativ in Erinnerung geblieben. Rachel McAdams, Forest Whitaker und, als weitere Nebenrolle, Oona Laurence haben durchweg überzeugt. Ein kleines Manko hat „Southpaw“ aber trotzdem: Es fehlt ein bisschen an der charakterlichen Tiefe, insbesondere bei den Figuren von 50 Cent und Forest Whitaker.

Die musikalische Untermalung hat James Horner übernommen, der unter anderem für „Titanic“, „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ und „Apollo 13“ die Musik komponierte bzw. den Soundtrack zusammenstellte. Noch bevor „Southpaw“ veröffentlicht wurde, verstarb er. Der Film und der Soundtrack sind ihm zum Andenken gewidmet.
Nun im Detail: Die Musik war ein Mix aus klassisch komponierten Stücken und einigen populären Songs. Die populäre Musik wird dominiert von Rap-Songs bspw. von Eminem und 50 Cent, die besonders die Aggressivität und die Wut unterstreichen. Die klassischen Stücke hingegen untermalen die Charakterszenen.

Mit ca. 120 Minuten erreicht „Southpaw“ eine gute Länge, allerdings hätten ihm gerne 10 oder 20 Minuten mehr auch sehr gut getan, um charakterliche Stärken und die damit verbundene Tiefe der Figuren hervor zu heben.

Meine Meinung:
„Southpaw“: ein Sportfilm, ein Drama. Was habe ich mich gefreut, endlich wieder so einen Film zu gucken. Ich stehe total auf Sportfilme und dieser Streifen unterstreicht es einmal mehr.

Die Story ist, wie gesagt, nicht sehr komplex, der Film lebt aber von der mitreißenden Inszenierung. Spannung wird durch den Wechsel von Kampf- und Charakterszenen erzeugt. Die dramatische Geschichte wurde durch eine breite Palette von Emotionen gut hervorgehoben und unterstrichen.

Authentisch waren nahezu alle Akteure, insbesondere Jake Gyllenhaal hat in die Rolle des Billy Hope gepasst. Charakterliche Tiefe wird aber nicht von allen Figuren geboten, daher muss ich hier einige Punkte abziehen.

Die musikalische Vertonung war gut und sie passte zum Film. Die klassischen Stücke waren nicht so auffällig wie die Rap-Songs, wodurch ich das Gefühl hatte, dass es verhältnismäßig mehr Rap als klassische Musik gab.

Meine Wertung:
Story: 7,5 von 10
Drama: 7,5 von 10
Spannung: 8,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
GESAMT: 7,9