Archiv der Kategorie: Kriegsfilm

Enemy Lines – Operation Feuervogel

© „Enemy Lines – Operation Feuervogel“ (Meteor Film GmbH)

Titel: Enemy Lines – Operation Feuervogel (engl. „Enemy Lines“)
Genre: Kriegsfilm
Regie: Anders Banke
Musik: Philippe Jakko
Produzenten: Tom George / Andy Thompson / Nadzeya Huselnikava / Alexander Narimanowitsch Kuschajew
Dauer: ca. 92 Minuten
Erscheinungsjahr: 2020
Altersfreigabe: FSK 16

„Im eiskalten Kriegswinter 1943 kämpft sich eine kleine geheime Einsatztruppe unter Führung des amerikanischen Majors Kaminski unbeirrt durch die frostigen polnischen Wälder. Ihr Auftrag ist die Rettung des Nuklearwissenschaftlers Dr. Fabian, der von den Nazis zur Forschung an einer neuen Superwaffe gezwungen wird. Der spektakuläre Plan gelingt nach einigen Rückschlägen, aber das ist erst der Auftakt zu einer gefährlichen Hetzjagd. Jetzt ist nicht nur eine gnadenlose deutsche Jägereinheit hinter den todesmutigen Männern her, sondern auch die Russen setzen alles daran, Dr. Fabian und seine Tochter in die Hände zu bekommen. Um die Hölle ihrer Verfolger zu überleben, bleibt Kaminski keine Wahl: Er muss sich mit einer Gruppe Partisanen verbünden. Gemeinsam setzen die ungleichen Kampfgenossen alles daran, dem Feuer ihrer Widersacher die Stirn zu bieten.“
(Inhalt laut Presseheft)

Am 06. November 2020 ist der Heimkinostart von „Enemy Lines – Operation Feuervogel“. Ich habe die Möglichkeit erhalten, ihn vorab anschauen zu dürfen.

In „Enemy Lines“ geht es um einen amerikanischen Offizier, der mithilfe einer britischen Einheit ins Feindesland entsandt wird, um einen Wissenschaftler und seine Familie zu befreien und zu retten. Die Nazis haben europaweit führende Wissenschaftler dazu gezwungen, für ihre Zwecke neuartige Waffen zu entwickeln, die den Ausgang des Krieges zu ihren Gunsten verändern sollten. Die Rettung ist unabdingbar, da der Wissenschaftler mit seinem Know-How das Potential hat, den Krieg zu entscheiden. In 92 Minuten begleiten wir also den Amerikaner Kaminski, der durch das kalte Polen stapft und den Raketenwissenschaftler Dr. Fabien retten soll. Dabei hat er allerhand zu verlieren, denn er wird gleichermaßen von den Deutschen und den Russen verfolgt, die alle Anspruch auf den Wissenschaftler erheben.

© „Enemy Lines – Operation Feuervogel“ (Meteor Film GmbH)

Diese Geschichte ist an realen Geschehnissen angelehnt. Die Alliierten haben zum Ende des Krieges einige Wissenschaftler aus Nazi-Deutschland befreit, um sie teilweise am Manhattan-Projekt arbeiten zu lassen, das dann zur Vollendung der Atombombe geführt hat.

Zwar ist die Art der Narration stringent, allerdings sind Charakterszenen meistens nicht sonderlich interessant und Actionsequenzen handwerklich leider auch nicht anschaulich. Meine Kritik kann ich auch ganz leicht begründen.
Charakterszenen: Die Handlung ist vollkommen auf Ed Westwicks Figur zugeschnitten und alles was passiert, soll seine Figur hervorheben. Ich persönlich finde das nicht schlimm, wenn die Handlung von einer Figur getragen wird, allerdings schafft Ed Westwick dies nicht. Seine Figur Kaminski ist zuweilen unsympathisch und wirkt nicht echt. Ich konnte mich nicht mit ihr identifizieren und das machte es mir schwer, ihr zuzusehen.
Die Antagonisten werden eher stereotypisch dargestellt. Die Deutschen arbeiten mit einer Stechuhr, denn nicht selten fallen Sätze wie: „Doktor, Sie haben noch 4:17 Stunden Zeit!“ und die Russen sind eher aggressive Alkoholiker, die den Griff zur Waffe genauso sehr schätzen wie den Griff zur Wodka-Flasche. „Enemy Lines“ greift zwar thematisch eine brisante Zeit der Weltgeschichte auf, jedoch fehlt es ihm an den Zwischentönen.
Actionsequenzen: Zwar versucht der Streifen immer wieder durch Actionsequenzen sich und seine Handlung aufzuwerten bzw. interessanter zu gestalten, jedoch gelingt es ihm nicht. Das liegt vor allem daran, dass CGI und Green-Screen-Einstellungen so schnell und leicht zu erkennen sind, dass er es nicht schafft, den Zuschauer mitzunehmen. Ich war zum Teil erschrocken, wie schlecht die Bilder zusammengepasst haben. In einer Szene wird eine Explosionen so pompös inszeniert, dass sie einen ganzen Häuserblock zum Einsturz bringen könnte, hinterließ aber außer einem umgeknickten Baum und ein bisschen Ruß am Boden nichts weiter. Auch das Handeln in Actionsequenzen und die Glaubwürdigkeit hat sehr gelitten. Eine Szene, in der ein Soldat einen Gewehrschuss ins Herz bekommen hat und infolge dessen zwar sehr stark aus der Wunde heraus blutete, aber dennoch munter weiterkämpfen konnte, blieb mir dabei besonders im Kopf.

© „Enemy Lines – Operation Feuervogel“ (Meteor Film GmbH)

Viel mehr als die Spannung und Action honoriere ich die Idee der Geschichte, denn im Grunde wird hier ein beliebtes Setting ins Nazi-Deutschland adaptiert. Bei aller Kritik an der Umsetzung und den darstellerischen Leistungen ist „Enemy Lines“ im Kern ein interessanter Film, der mich mit seiner Prämisse angesprochen hat. Ich wollte bis zur letzten Sekunde wissen, ob Dr. Fabien gerettet werden kann, auch wenn der Weg zum Ziel mit vielen Unstimmigkeiten versetzt war.

Was kann „Enemy Lines – Operation Feuervogel“ dem Zuschauer bieten?
Ich habe für mich zwei gute Elemente herausgezogen. Zum einen schafft es der Streifen, weitestgehend spannend zu sein, da die Kamera nicht alleine bei Kaminski bleibt, sondern auch die Lage bei Dr. Fabien schildert, die Entwicklungen im Hauptquartier zeigt und die Russen ins Visier nimmt. Das bietet zwar ordentlich Abwechslung, offenbart aber auch Schwächen in der Handlung.
Das zweite starke Element ist die Musik. Herausragend komponiert und mit Gänsehaut-Garantie wird das komplette Geschehen stilvoll und passend untermalt. Teilweise war es so gut, dass sie der Handlung komplett die Show gestohlen hat.

„Enemy Lines – Operation Feuervogel“ ist ab dem 06. November im Handel auf DVD und BluRay erhältlich.

Meine Meinung:
Thematisch finde ich diesen Film interessant, aber leider hat mich die Umsetzung nicht überzeugen können. Die Figuren sind leider unsympathisch und bieten wenige Möglichkeiten, sich mit ihnen zu identifizieren.
Auch handwerklich sieht man dem Streifen viel zu sehr den Einsatz von CGI an, was auch zu inszenatorischen „Löchern“ führt. Leider wirkt „Enemy Lines“ komplett unrund.

Meine Wertung:
Spannung: 7,5 von 10
Story: 4,0 von 10
Länge: 6,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 4,0 von 10
Authentizität: 4,0 von 10
Musik: 8,0 von 10
Action: 4,0 von 10
GESAMT: 5,4

1917

Titel: 1917
Genre: Kriegsfilm
Regie: Sam Mendes
Musik: Thomas Newman
Produzenten: Sam Mendes / Pippa Harris / Jayne-Ann Tenggren / Callum McDougall / Brian Oliver / Michael Lerman / Julie Pastor
Dauer: ca. 115 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Altersfreigabe: FSK 12

„Auf dem Höhepunkt des Krieges erhalten die beiden britischen Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean-Charles Chapman) einen nahezu unmöglichen Auftrag. In einem Wettlauf gegen die Zeit müssen sie sich tief ins Feindesgebiet vorwagen und eine Nachricht überbringen, die verhindern soll, dass hunderte ihrer Kameraden in eine tödliche Falle geraten – darunter auch Blakes eigener Bruder.“
(Rückentext der DVD)

Sam Mendes hat bereits 2005 mit „Jarhead“ einen in meinen Augen sehr starken Kriegfilm inszeniert. 2019 kam sein Werk „1917“ in die Kinos, das im ersten Weltkrieg spielt.
Zwei Soldaten werden losgeschickt, eine Nachricht an einen Colonel zu übermitteln, der gerne schnell handelt. Der Inhalt der Nachricht könnte aber nicht brisanter sein, denn wenn er einen großangelegten Angriff durchführt, wird er in eine Falle laufen.

Dieser Film erklärt weder wie es zum ersten Weltkrieg kam, noch wie er ausgegangen ist. Er erzählt eine Geschichte einer Mission. Ob diese Mission so auch in Wirklichkeit passiert ist, kann ich nicht zu 100 % bestätigen, allerdings kann ich bestätigen, dass dieser Film auf Erzählungen basiert, die der Regisseur von seinem Opa erzählt bekommen hat, der seinerzeit 1917 im ersten Weltkrieg diente und ebensolche Nachrichten überbringen musste.

„1917“ ist, und das kann ich vorweg nehmen, einer der besten Kriegsfilme, die ich je gesehen habe. Das liegt vor allem an der Machart, den Charakteren und dem Setting.

Die Figuren sind allesamt absolut authentisch. Vor allem die beiden Hauptfiguren Schofield und Blake stehen im Mittelpunkt des Geschehens und schaffen es durch ihr Spiel, den Zuschauer von der ersten Minute an zu erreichen und mitzunehmen. Das schaffen die zwei vor allem dadurch, dass das Publikum in ihren Gesichtern die komplette Emotionspalette sehen und ablesen kann.

Die Machart ist geschickt und bietet sich für diesen Film an, denn der Streifen ist im Stile eines Oneshot-Films gedreht und das war auch beabsichtigt. Keine Kulisse und kein Schauplatz ist zweimal zu sehen, die eingesetzte Kamera war in dem Fall besonders leicht, um schnelles An- und Abmontieren von Kränen, Gestellen oder anderen Fahrzeugen sicherzustellen. Die Crewmitglieder trugen ebenfalls Soldatenuniformen, um sich hinterher stimmig ins Bild zu mischen. Keine Szene ist direkt ausgeleuchtet. Die Freiluftaufnahmen wurden bei Wolken gedreht, Nachtaufnahmen hatten zwar Lichtquellen, aber ausgeleuchtet wurden sie trotzdem nicht.
Schlussendlich zählt zum Setting auch die Musik, die in diesem Streifen besonders tragend ist. Für die Filmmusik verantwortlich zeichnet sich der vielfach für den Oscar® nominierte Komponist Thomas Newman, der bereits in anderen Filmen mit Sam Mendes zusammenarbeitete. Film und Musik haben einen gemeinsamen Rhythmus und unterstützen sich gegenseitig. Im Klartext raubt die Musik dem Film nicht die Show.

„1917“ hat viel zu geben. Glaubwürdige Emotionen, packende und sehr spannende Momente und Szenen, Oneshot-Stil und Kulissen, die den Zuschauer vom ersten Moment in ihren Bann ziehen und die perfekte musikalische Untermalung. Darüber hinaus sind im Cast auch bekanntere Darsteller wie Colin Firth, Mark Strong und Benedict Cumberbatch, die aber in der Gesamtheit eine sehr geringe Screentime haben. Die beiden Hauptfiguren sind einfach bockstark und tragen den Film auf ihren Schultern.

Meine Meinung:
„1917“ ist, wie ich es bereits oben erwähnt habe, einer der besten Kriegsfilme, die ich je gesehen habe. Ich hing die komplette Zeit sehr nervös vor dem TV-Gerät, weil ich es kaum erwarten konnte, was Schofield und Blake erleben. Ich wurde gepackt, mitgerissen und überrascht.

Ich kann „1917“ klar empfehlen, weil mir dieser Streifen ein besonders intensives Filmerlebnis beschert hat. Ein richtiges Highlight!

 

 

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 9,0 von 10
Action: 8,0 von 10
GESAMT: 8,7

Tränen der Sonne

Titel: Tränen der Sonne (engl. „Tears of the Sun“)
Genre: Kriegsfilm
Regie: Antoine Fuqua
Musik: Hans Zimmer
Produzenten: Mike Lobell
Dauer: ca. 116 Minuten
Erscheinungsjahr: 2003
Altersfreigabe: FSK 16

„Bruce Willis ist Leutnant A. K. Waters, ein Veteran der Spezialeinheit Navy S.E.A.L., die besonders heikle und gefährliche Missionen durchführt. Diesmal soll er in Nigeria Dr. Lena Kendricks (Monica Belucci) aus einem umkämpften Bürgerkriegsgebiet retten. Doch sie akzeptiert seine Hilfe nur, wenn die Flüchtlinge, um die sie sich kümmert, mitkommen dürfen. Eine nervenaufreibende Flucht durch den Dschungel zur rettenden Grenze nach Kamerun beginnt. Und während dieser Mission entwickelt Waters unerwartet Gefühle für Dr. Kendricks…“
(Rückentext der DVD)

Meine neueste Kritik wird sich um den Film „Tränen der Sonne“ drehen. Wie ich diesen schweren und beeindruckenden Film empfand, könnt ihr also nachfolgend erfahren.

Die Handlung ist sehr chronologisch erzählt und berichtet die komplette Zeit von dem Auftrag, den A. K. Waters mit seinem Team auszuführen hat. Dabei bleibt die Kamera meistens bei den Navy S.E.A.L., den Flüchtlingen und der Ärztin. Vom Tempo her ist der Streifen besonders am Anfang merklich rasanter unterwegs. Mit zunehmender Dauer verliert er hier etwas an Zugkraft. Der Showdown kommt so auch nicht unerwartet, es wurde ewig auf ihn hingearbeitet.

Inszenatorisch hat „Tränen der Sonne“ einen erheblichen Mehrwert, denn der Zuschauer wird gleich auf vielen – auch widersprüchlichen – Ebenen angesprochen. Teilweise ist durch den dichten Dschungel das Bild immer etwas dunkler, was entsprechend auch eine beklemmende Atmosphäre erzeugt. Im Gegensatz dazu haben wir Lichtungen, die sonnenüberflutet kräftige Farben zeigen und beim Publikum auch einen Wow-Effekt erzeugen. Ich stellte mir die Frage, wie es sein kann, dass an so einem paradiesischen Ort die Schönheit der Natur und menschliches Leid so nah beieinander liegen.
In meinen Augen ist das auch schon der entscheidende Fakt, der diesen Film zu einem absolut sehenswerten Streifen macht. Alles andere sind nur weitere Stilmittel, die gut eingesetzt und unterstützend wirken.

Die recht ursprüngliche Musik, die im Übrigen hervorragend von Hans Zimmer komponiert wurde, erinnert sehr stark an Urwaldgeräusche. Hier, in meiner Heimatstadt, befindet sich seit langer Zeit das Musical zum Disney-Erfolg „Der König der Löwen“ und mich erinnert die Filmmusik an dieses Musical. Im Prinzip ist das sehr gut, denn der Schauplatz wurde durch die Musik einmal mehr hervorgehoben.

Unter den Darstellern befinden sich zwei bekannte. Mit Bruce Willis und Monica Bellucci bekommen wir in jedem Fall Hochkaräter. Ganz unabhängig davon gibt der übrige Cast ein sehr gutes Bild ab. Die allermeisten Charaktere bieten mitunter sehr gut herausgearbeitete und differenzierte Facetten. Als Zuschauer hat man kaum bis keine Probleme, die Figuren zu verstehen oder in irgendeiner Form Empathie für sie aufzubringen. Es sind die Charakterszenen, in denen die Darsteller auftrumpfen. Sie bieten besonders viele Möglichkeiten, sich und die Figuren in der Tiefe zu präsentieren. So wird aus einem knallharten Action-Darsteller Willis, in einigen Szenen, der facettenreiche und durchaus überzeugende „Charakterdarsteller“.

Es gibt einfach so viel, was diesen Streifen einzigartig macht. Sei es die Musik, die Figuren oder die Emotionen. Letztere spielen von Anfang an eine übergeordnete Rolle, denn der Film funktioniert fast nur über die Emotionen. Alle anderen Stilmittel dienen eigentlich nur der Unterstützung und der Untermalung. Gefühle werden die meiste Zeit glaubhaft dargestellt, sodass das Gesamtpaket durchaus stringent ist.
Einzeln betrachtet ist keine Figur besonders originell oder ausgesprochen kreativ, allerdings ist die Zusammensetzung der Charaktere unter Berücksichtigung der dargestellten Tiefe überzeugend.

„Tränen der Sonne“ zeigt überwiegend kriegerische Handlung und ist aus diesem Grund nicht als reines Drama im klassischen Sinne anzusehen. Die dargestellten Szenen sind ebenfalls einer dieser Punkte, die dem Gesamtkunstwerk einen feinen Schliff geben. Außerdem gibt es zahlreiche Actionszenen, die technisch gesehen wertig ausschauen.
Es fällt mir schwer beispielsweise Bruce Willis in der einen Szene als „Actionheld“ anzusehen und ihn in der nächsten Szene als glaubhaften „Charakterdarsteller“ wahrzunehmen, aber wie gesagt, das ist mein Empfinden.

Meine Meinung:
„Tränen der Sonne“ ist ein wirklich starker Film mit einer berührenden und emotionalen Geschichte, die man erst einmal wegstecken muss.
Daher empfehle ich jedem diesen Streifen.

Was mich störte, war ein konstruierter Nebenstrang, der in die Richtung Lovestory geht. Mich nervt er aus dem Grund, dass es dieser Streifen eigentlich nicht nötig hat, sich so zu diffamieren.

Dennoch, wenn man darüber hinwegsieht, bekommt man einen mehr als sehenswerten Film, der auf vielen Ebenen zu unterhalten weiß und zum Nachdenken anregt.

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 9,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 9,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 9,0 von 10
Action: 7,5 von 10
GESAMT: 8,2

Hacksaw Ridge – Die Entscheidung

Titel: Hacksaw Ridge
Genre: Kriegsfilm / Biopic
Regie: Mel Gibson
Musik: Rupert Gregson-Williams
Produzenten: David Permut / Bill Mechanic / Brian Oliver / William D. Johnson / Bruce Davey / Paul Currie / Terry Benedict
Dauer: ca. 134 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 16

„Zweiter Weltkrieg im Frühling 1945: Während des Kampfes um die japanische Insel Okinawa sticht ein einziger Mann aus der Masse der US-Soldaten heraus. Desmond Doss, der den Dienst an der Waffe verweigert, riskiert alles, um das Leben seiner verwundeten Kameraden zu retten. Was später als Heldentat belohnt werden soll, beschert Desmond Doss zunächst großes Misstrauen und Verachtung in den eigenen Reihen. Dennoch setzt er sich unerschrocken für seine Prinzipien ein und rettet in der entscheidenden Schlacht unzähligen Männern aus seiner Einheit das Leben…“
(Rückentext der DVD)

Für mich wieder ein verhältnismäßig junger Film, der noch ganz frisch in meiner DVD-Sammlung ist. „Hacksaw Ridge“ ist eine Mischung aus Kriegsfilm, denn die Handlung dreht sich ausschließlich zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, und Biopic (autobiografisches Werk), denn der Streifen beruht auf einer wahren Geschichte mit echten Personen.

Ich wusste zwar im Groben, worum es geht, aber ich bin von Anfang an ohne Erwartungen an den Streifen gegangen. Die Handlung ist grundsätzlich gut inszeniert, allerdings hat „Hacksaw Ridge“ besonders im Anfangs- und Mittelteil ein leichtes Spannungsproblem. Andrew Garfield spielt in diesem Streifen sehr überzeugend Desmond Doss. Besonders toll fand ich, dass Garfield seine Rolle als eher introvertierten und zugleich stark aufrichtigen Menschen gut ausfüllen und rüberbringen konnte. Ich habe außerdem viele Parallelen zu seiner Rolle im Scorsese-Film „Silence“ gesehen.
Mit dem Unterschied, dass mir seine Leistung in „Hacksaw Ridge“ wesentlich besser gefallen hat.

Nicht nur Andrew Garfield lieferte eine sehr gute Leistung ab, sondern auch Vince Vaughn, den man sonst eher aus Komödien kennt. Aber auch Sam Worthington und Hugo Weaving spielen überzeugend und gekonnt auf. An dieser Stelle gibt es wirklich nichts zu meckern.
Bezüglich der Emotionen bekommen wir ein vielfältiges Bild zu Zeiten des Krieges geboten. Die emotionale Klaviatur wird quasi einmal rauf und wieder runter gespielt. Nur in Kriegs- bzw. Krisenzeiten neigt der Mensch, meiner Meinung nach, zu so einer Emotionsbreite.
In Anbetracht der Tatsache, dass das Ganze nur ein Film mit Schauspielern und Spezialeffekten ist, ist der Ausdruck in Gestik oder Mimik extrem glaubwürdig und insofern eine gelungene Überraschung.
Bemerkenswert sind die Szenen, die mit einer gewissen und auch zum Teil unfreiwilligen Komik ausgestattet sind. In diesen – zumeist Charakterszenen – kommt es auch nicht selten vor, dass man als Zuschauer schon mal kichern muss.

Spezialeffekte, Setting und Musik sind stimmig, hochwertig und hinterlassen durchweg einen sehr guten Eindruck. Im Bereich der Spezialeffekte wirkt alles sehr handgemacht und wenig nachbearbeitet. Der Computer wurde dafür nicht extra angeschmissen und das gefällt mir wirklich sehr gut.
Die Filmmusik hat zunehmend einen leicht epischen Einschlag und hinterlässt hin und wieder einen pathetischen Eindruck. Das passt aber dahingehend sehr gut, immerhin dreht sich dieser Film mehr oder weniger um einen amerikanischen Volkshelden.
In Bezug auf die Kameraarbeit lässt sich mit zunehmender Dauer feststellen, dass atmosphärisch viel dazugewonnen wird. Aus einem beschaulichen Ort irgendwo in Amerika startend, hin zur Ausbildung bei der Armee bis zum großen „Showdown“ auf der Insel Okinawa. In genau diesen Etappen ändert sich auch die Atmosphäre des Streifens und das obendrein sehr gekonnt.

Am Ende ist „Hacksaw Ridge – Die Entscheidung“ nicht einfach nur ein Kriegsfilm, sondern ein Biopic, das viel Tiefe hat und diese auch zu verkörpern weiß. Mit Andrew Garfield ist hier ein Darsteller in der Hauptrolle, der eine extreme Entschlossenheit und zugleich innere Ruhe ausstrahlt, die den Zuschauer bewegt, abholt und fasziniert.

Meine Meinung:
„Hacksaw Ridge“ hat mir gut gefallen. Ruhige Passagen wechseln sich mit pompös inszenierten ab und wissen dabei zu überzeugen. Zwar fehlte mir, besonders am Anfang und im Mittelteil, die nötige Spannung, aber unterm Strich haben sich die etwas mehr als 2 Stunden Laufzeit gelohnt.

Als Kriegsfilm / Biopic hat Mel Gibson ausschließlich gute Schauspieler gewonnen und die Besetzung der Hauptrolle war ein purer Glücksgriff. Man muss schon fast froh darüber sein, dass „The Amazing Spiderman“ nicht zum Marvel Cinematic Universe gehört, da wir sonst Andrew Garfield aus Zeitgründen wahrscheinlich nicht in dieser Rolle hätten sehen können.

Meine Wertung:
Spannung: 6,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 7,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 8,0 von 10
Gefühle/Emotionen: 10 von 10
Setting: 8,0 von 10
Action: 7,0 von 10
GESAMT: 7,9

J wie „Jarhead“

IMG_6328Titel: Jarhead – Willkommen im Dreck (engl. „Jarhead“)
Genre: Kriegsfilm
Regie: Sam Mendes
Musik: Thomas Newman
Produzenten: Lucy Fisher / Sam Mendes / Douglas Wick
Dauer: ca. 117 Minuten
Erscheinungsjahr: 2005
Altersfreigabe: FSK 12

„Nach seiner ernüchternden militärischen Grundausbildung dient Sergeant Swoff (Jake Gyllenhaal) als Scharfschütze in den Wüsten des Mittleren Ostens – ohne jeden Schutz vor unverträglicher Hitze und irakischen Soldaten. Swoff und die anderen Marines befinden sich in einer brutalen Lage: Aufs Töten gedrillt kämpfen sie in einem Krieg, den sie nicht verstehen – für eine Sache, die sie kaum begreifen.“
(Rückentext der DVD)

Und wieder steht ein älterer Titel auf der Liste. Mit „Jarhead – Willkommen im Dreck“ habe ich mir wieder einen Kriegsfilm angesehen, den ich vor einigen Jahren das letzte Mal sah. Ich wusste natürlich, worauf ich mich einlasse und haben mit „J“ einen Grund gefunden ihn mir anzuschauen.

„Jarhead“ dreht sich um Sergeant Swoff und seine militärische Karriere. Sein Leben beim Militär, seine Grundausbildung, seine Ausbildung zum Scharfschützen und seinen langen Einsatz in den Wüsten des vorderen Orients. Darüber hinaus kommentiert Sergeant Swoff immer wieder sich und seine Situation aus dem Off.
Durch das Kriegsszenario bekommt der Film einen Hintergrund, der ziemlich weitreichend sein kann. Man hätte genau so gut das Leben eines Einwohners beschreiben können und wie er unter dem Einfluss des Krieges lebt und kämpft. Stattdessen sehen wir einen jungen Soldaten, der zum Töten ausgebildet wurde und der nun zu der Zeit des 2. Golfkrieges in der Wüste Saudi-Arabiens stationiert ist.

Nur durch dieses Szenario bekommt der Film eine sehr ungewisse Grundstimmung, die immer etwas offen lässt. In einem Krieg kann es von jetzt auf gleich immer losgehen und man muss als Soldat ausrücken, um etwas zu kontrollieren, entschärfen oder einen anderen Auftrag zu erfüllen. Insbesondere durch diese trügerische Grundstimmung ist der Film schon sehr spannend und fesselnd.

Gefühlsmäßig kann der Film da natürlich auch mithalten. Im Leben eines Soldaten, der sich im Ausland befindet, kommt allerhand zusammen: Todesangst, Eifersucht, Trauer und Hass sind beispielsweise nur die negativen Gefühle. Dass so eine Situation auch etwas kleines Positives haben kann, mag man sich als Zuschauer gar nicht vorstellen: Sicherheit durch das Corps, eine gewisse Verbundenheit zu seinen Kameraden, Respekt, Zugehörigkeit und Freundschaft sind in „Jarhead“ klar zu erkennen.

Authentisch waren dabei für mich so ziemlich alle Charaktere. Vom harten Ausbilder bis zum hochnäsigem Major waren auch – insbesondere vor dem Hintergrund des Golfkrieges – alle sehr stimmig und originell. Der Film lebt letzten Endes von Jake Gyllenhaal und seiner Verbindung zu seinem engsten Kameraden und Freund Fowler (gespielt von Evan Jones). Die Psyche leidet bei einem Soldaten im Einsatz. Es geht sogar soweit, dass man von etwas besessen ist. Auch dieser Aspekt der Authentizität ist, meiner Ansicht nach, gegeben.

Die Filmmusik ist nicht außergewöhnlich. Sie ist eher untermalender Natur, es gibt jedoch eine Ausnahme und zwar der „Walkürenritt“ von Wagner, der als musikalische Untermalung der vorkommenden Szene von „Apocalypse Now“ diente.

Meine Meinung:
„Jarhead“ hat den Untertitel „Willkommen im Dreck“ und dort ist man auch eine ganze Weile. Man bekommt einen gnadelosen (Anti-)Kriegsfilm zu sehen, der unter anderem auch zeigt, wie man sich das Leben der Soldaten untereinander vorstellt: von irgendwelchen Heldenriten über das Peinigen bis hin zu großen Männerfreundschaften. Nicht nur die Psyche des Soldaten leidet bei dem Film, sondern auch die des Publikums.

Ich habe einen spannenden und fesselnden Film gesehen, der mich die ganze Zeit über unterhalten hat. So hart die Story auch sein mag, so authentisch kam sie mir vor. Insbesondere auf den Ebenen der Emotionen entertainte mich der Streifen auf hohem Niveau. Auch wenn man keine expliziten Kampfmanöver oder Gefechte sieht, so ist die Vorstellung im Kopf immer da.

Authentisch waren meiner Meinung nach auch alle Charaktere. Ich hatte nicht das Gefühl, dass da punktuell „zuviel“ gegeben wurde. Auch wenn ich die Action nicht explizit in der Rezension anspreche, so war ein kleiner Actionanteil dennoch vorhanden.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass sich dieser Film lohnt. Er behandelt das Soldatenleben im Auslandseinsatz und stellt – wie nur selten gesehen – dar was so ein Einsatz mit dem Menschen in Uniform macht und unter welchen körperlichen wie psychischen Belastungen man dort steht.

Absolut empfehlenswert.

Meine Wertung:
Spannung: 8,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
Action: 7,0 von 10
GESAMT: 7,9

I wie „Inglourious Basterds“

IMG_6045Titel: Inglourious Basterds
Genre: Kriegsfilm
Regie: Quentin Tarantino
Musik:
Produzenten: Lawrence Bender / Quentin Tarantino
Dauer: ca. 148 Minuten
Erscheinungsjahr: 2009
Altersfreigabe: FSK 16

„Irgendwo im von Nazis besetzten Frankreich: Shosanna Dreyfus muss mit ansehen, wie ihre Familie vom ‚Juden-Jäger‘ Oberst Landa (Christoph Waltz) grausam hingerichtet wird. Durch Zufall kann sie entkommen und flieht nach Paris, wo sie sich als Kinobesitzerin eine neue Identität aufbaut.
Anderswo in Europa: Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) und seine als ‚Basterds‘ gefürchtete Spezialeinheit machen Jagd auf Nazi-Skalps. Zusammen mit der deutschen Schauspielerin und Geheimagentin Bridget von Hammersmark schmieden sie ein Komplott: Bei einer Pariser Filmpremiere wollen sie Hitler und seine Helfer ausschalten. Doch Shosanna hat ihre eigenen Rachepläne…“
(Rückentext der DVD)

Diese Challenge fühlt sich so langsam wie ein „Quentin-Tarantino-Filmfestspiel“ an. Es folgen noch einige Quentin-Tarantino-Filme auf dem langen Weg bis zum letzten Buchstaben des Alphabets. Auch sonst freue ich mich über jeden Film meines absoluten Lieblingsregisseurs und ich könnte immer so weiter machen.

Die Handlung ist einfach strukturiert und mehr oder minder zeitlich gegliedert. Erzählt wird sie in Kapiteln. Für den Zuschauer ist diese Untergliederung hilfreich, da man dadurch einen klaren Rahmen für Haupt- und Nebenstrang bekommt. Das Besondere an diesem Film ist, dass er kontrafaktisch ist. Alleine die Story ist so wunderbar erzählt, dass sie sofort das Publikum in ihren Bann zieht. Auch die Thematik, vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges, fügt sich nahtlos in das Gesamtbild der Handlung ein.

Spannung, Humor und Action gehen Hand in Hand einher. Alles baut irgendwie aufeinander auf und komplettiert den Gesamteindruck, den der Zuschauer automatisch von diesem Film bekommt. Spannung wird durch die Handlung automatisch aufgebaut und mit Humor, Wortwitz, sarkastischen Äußerungen, spontan wirkenden Handlungen, aber auch mit Action, bleihaltigen Szenen und Splatter-Elementen versehen und ausgeschmückt. Das Publikum hat auch selten das Gefühl, in einem „Füll-Element“ zu stecken, denn potentiell langweilige Szenen werden durch einen Cut unterbrochen und mit einer Zwischensequenz ergänzt bzw. entschärft.

Auch die Punkte Gefühle/Emotionen und Authentizität kommen gemeinsam daher, denn es ist von entscheidender Wichtigkeit, einen Charakter originell durch seine Emotionen sprechen zu lassen. Quentin Tarantino schafft es, die meisten Charaktere in diesem Streifen perfekt in Szene zu setzen und selten etwas Künstliches an ihnen zu lassen. Selten, aber nicht nie. Es ist leider so, dass einer der „Titelhelden“ Lt. Aldo Raine, gespielt von Brad Pitt, tatsächlich als einziger im ganzen Film, sehr übertrieben wirkt.

Die Gefühle sind, für einen Kriegsfilm, erstaunlich vielfältig. Die Nazis als Feindbild helfen bei der Kanalisierung dieser. So kommt es nicht selten vor, dass ihnen mit großem Hass und Abneigung begegnet wird. Allerdings kommt es auch darauf an, an welchem Punkt im Film und in welchem Handlungsstrang man sich befindet. Sorge, Freude und Zuneigung sind teilweise auf der Emotionsebene zwischen den Charakteren zu beobachten.

Die Filmmusik ist sehr ausgewogen mit einem ganz eigenen Charme. Oft erinnert die Musik an alte Western mit John Wayne. Sie zeichnet sich nicht durch besondere Ohrwurmqualität aus, aber dennoch ist sie sehr eingängig. Leider stiehlt sie oft dem Film die „Show“ und lenkt stark vom Geschehen ab, sobald sie aber vorbei ist, ist sie meistens auch gleich schon aus dem Kopf, als ob man sie gleich vergessen hätte.

Eine weitere Besonderheit der meisten Tarantino-Filmen ist die Länge der Filme, so ist auch „Inglourious Basterds“ mit einer dementsprechenden Laufzeit „ausgestattet“. Mit ca. 148 Minuten hat der Film Überlänge und beansprucht einmal mehr die Konzentration des Publikums.

Meine Meinung:
Quentin Tarantino hat mit „Inglourious Basterds“ einen wahren Kultfilm geschaffen und Christoph Waltz hat nicht ohne Grund einen Academy Award für seine Rolle bekommen.

Ich habe mich auch wieder sehr entertaint gefühlt und habe diesen Film mit großer Spannung und Interesse verfolgt. Die gesamte Konstellation macht diesen Film zu etwas Besonderem und zu einem meiner Lieblingsfilme.
Die Musik war zwar teilweise sehr präsent und ablenkend, hat aber dem Film eine besondere Note verliehen. Das Meiste am Film hat mich gänzlich überzeugt, wobei die Laufzeit abschreckend auf das Publikum wirken könnte.

„Inglourious Basterds“ ist ein sehr zu empfehlender Film und sollte von Film-Liebhabern unbedingt gesehen werde.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,5 von 10
Authentizität: 8,5 von 10
Musik: 9,5 von 10
Action: 8,5 von 10
GESAMT: 8,9