Archiv der Kategorie: Komödien

Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht

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Titel: Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht (engl. „Yes, God, Yes“)
Genre: Komödie / Coming-of-Age / Drama
Regie: Karen Maine
Musik: Ian Hultquist
Produzenten: Katie Cordeal / Colleen Hammond / Elanor Columbus / Rodrigo Teixeira
Dauer: ca. 78 Minuten
Erscheinungsjahr: 2021
Altersfreigabe: FSK 12

„Als Teenager hat man es nicht leicht. Schon gar nicht, wenn man wie Alice (Natalia Dyer) in einem streng katholischen Haushalt im ländlichen Teil der USA aufwächst. In der Schule wird ihr beigebracht, dass Sex vor der Ehe eine Sünde ist und auch Masturbation auf direktem Weg in die Hölle führt. Alice kommt ins Grübeln: Nicht nur, weil sie sich die Sexszene aus ‚Titanic‘ immer wieder gerne ansieht, auch beim Onlinechat lässt sie sich zu unkeuschen Handlungen hinreißen – was stimmt nur nicht mit ihr? Vier Tage in einem Kirchenlager sollen Alice wieder auf den rechten Weg bringen. Gruppenbeichten, Bibelstunden und Gebete stehen auf der Tagesordnung. Doch wie soll Alice sich hier auf ihre christlichen Werte besinnen, wenn der süße Footballstar Chris ihr ständig über den Weg läuft?“
(Inhalt laut Presseheft)

Zum Heimkinostart von „Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“ habe ich die Möglichkeit erhalten, diesen Film vorab schauen zu dürfen.
Dieser Streifen ist einer dieser Filme, der pandemiebedingt den Weg nicht in die Lichtspielhäuser geschafft hat, dafür ist er inzwischen auf Amazon Prime verfügbar und erscheint obendrein am 05.02.2021 auf DVD und BluRay.

Die Handlung dreht sich um Alice, die mitten in ihrer Pubertät steckt und anfängt, sich für Jungs zu interessieren. Begrifflichkeiten sind ihr teilweise unbekannt und ihr christlich geprägtes Umfeld – in den ländlichen USA – trichtert ihr ein, dass man Geschlechtsverkehr nur dann hat, wenn man seinen ehelichen Pflichten zwecks Fortpflanzung nachkommen will. Selbstbefriedigung ist ein Garant dafür, direkt in die Hölle zu kommen. Und so entspinnt sich eine Geschichte, die weit davon entfernt ist, was weltlich-fortschrittlich den Ton angibt. Obendrein beschäftigt sich die Handlung auch mit der Doppelmoral, und davon gibt es sehr viel.

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Was hat mich begeistert?
Gut fand ich, dass „Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“ ein recht stiller und kurzweiliger Film ist. Er zielt nicht darauf ab, Lacher zu produzieren, jedoch zeigt er ein Abbild dessen, was es mit Sicherheit zu Genüge auf dieser Welt gibt. Es wurde zwar mit Stereotypen gearbeitet, in denen die „hübschen Jungs“ immer zum Football-Team gehören und die Mädels in Schuluniform Röcke tragen. Da verwundert es mich auch nicht, dass auf dem Gang mit dem Lineal nachgemessen wird, wie lang (oder kurz) der Rock nun ist.
Auch sonst beleuchtet der Film Aspekte, die sonst weniger Beachtung finden. Er deckt Geheimnisse und die damit verbundene Doppelmoral auf.

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Und die Sache mit dem Humor?
Nun ja, lachen konnte ich nicht und es fehlte mir nicht nur Witz. Ich hätte mir an dieser Stelle gewünscht, dass der Film bissiger, schwärzer und sarkastischer wäre. Stattdessen ließ er häufig Situationen unkommentiert stehen und die Diskrepanz, die die Hauptfigur zu bemerken scheint, schlägt sich auf den Zuschauer nieder.
Mir fehlte es obendrein aber auch an Spannung, Drama und dem Mitgerissen-sein. Der Film packte mich leider nicht und konnte mich daher auch nicht so richtig unterhalten.

Fazit:
Was am Ende übrig bleibt ist nicht zwingend Ernüchterung und wenn ich selbst 15, 16 Jahre alt wäre, hätte der Film vielleicht eine Erkenntnis für mich übrig gehabt. Da ich aber doppelt so alt bin, musste ich leider viel zu häufig den Kopf schütteln, weil ich „Im Ernst?“ dachte.
Schlussendlich ist „Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht“ ein solider, kurzweiliger Film, der meiner Meinung nach nicht so viel Humor hat, wie er augenscheinlich suggeriert, aber dennoch eine Sichtung, besonders für jüngeres Publikum, wert ist.
Punkte ziehe ich vor allem deshalb ab, weil die Handlung zwar stimmig, aber auf keinen Fall mitreißend ist und die Figuren mich vom Spiel und Ausdruck her nicht abholen konnten.

Meine Wertung:
Humor: 4,0 von 10
Story: 7,0 von 10
Länge: 7,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,0 von 10
Authentizität: 6,5 von 10
Musik: 7,0 von 10
Setting 7,5 von 10
GESAMT: 6,5

Eine Frau mit berauschenden Talenten

© Neue Visionen Filmverleih

Titel: Eine Frau mit berauschenden Talenten (franz.: „La Daronne“)
Genre: Komödie
Regie: Jean-Paul Salomé
Musik: Bruno Coulais
Produzenten: Kristina Larsen
Dauer: ca. 104 Minuten
Erscheinungsjahr: 2020
Altersfreigabe: FSK 12

„Patience (Isabelle Huppert) ist selbstbewusst, unabhängig und vor allem schlagfertig. Nur bei ihren Finanzen ist Luft nach oben. Als Dolmetscherin im Drogendezernat übersetzt sie abgehörte Telefonate der Drogenszene und ist dafür massiv unterbezahlt. Als das kostspielige Pflegeheim ihrer Mutter wegen unbezahlter Rechnungen droht, die alte Dame auszuquartieren, gerät Patience unter Handlungsdruck. Der Zufall will es, dass gerade eine Drogenlieferung auf dem Weg nach Paris ist. Patience entscheidet sich spontan gegen die Ehrlichkeit und sabotiert die Beschlagnahmung der Drogen. In Eigenregie fahndet sie nach dem hochwertigen Hasch – und wird fündig. Patience macht sich sofort fröhlich ans Werk und zeigt sich von ihrer besten Seite: Als begnadete Verkäuferin mischt sie den Pariser Drogenmarkt maximal auf.“
(Inhalt laut Presseheft – gekürzt)

Am 08.Oktober 2020 startet „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ in den deutschen Lichtspielhäusern und ich hatte die Gelegenheit, diesen Film vorab sehen zu können.

Worum es geht:
Patience arbeitet als Dolmetscherin bei der Polizei und hilft dabei, Drogendealer aus dem nordafrikanischen Raum festzusetzen. Eine in die Verbrechen verwickelte Person ist ihr näher als gedacht. Hinzu kommt, dass Patience finanzielle Probleme hat und so entschließt sie sich kurzerhand, die Ermittlungen zu sabotieren und selbst ins Drogengeschäft einzusteigen.

© Neue Visionen Filmverleih

„Eine Frau mit berauschenden Talenten“ ist eine französische Komödie, die ihren ganz eigenen Rhythmus hat, den der Zuschauer erstmal spüren muss. Von Beginn an setzt der Streifen dabei auf das Charisma seiner Hauptfigur Patience (gespielt von Isabelle Huppert) und ihre Schlagfertigkeit. Dabei hat die Hauptfigur weitaus mehr zu bieten: Sie ist besorgt um ihre Mutter und mimt zeitgleich die starke und selbstbewusste Frau vor ihren Töchtern. Sie ist ehrlich und fleißig im Dienst der Polizei und führt ihren Verehrer – der gleichzeitig ihr Vorgesetzter ist – hinters Licht. Aus der ganzen Konstellation entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das Patience für sich entscheiden muss, um aus ihrer misslichen Lage ausbrechen zu können. Und aus genau dieser Situation entwickelt sich der Humor des Streifens.

Die Art der Erzählung ist chronologisch. Bruchstückhaft erfährt der Zuschauer etwas über die eine oder andere Figur, was zumindest Aufschluss darüber gibt, warum sie so handelt, wie es letzten Endes gezeigt wird. Über weite Strecken geht es sehr unaufgeregt und behäbig zu, die etwas aufregenderen Szenen sind leider sehr spärlich gesät.

Gleichwohl Isabelle Huppert einen gewissen Einblick in ihre Figur gewährt, fühlt sich der Film ein ums andere Mal emotional distanziert an.
Ebenjene Distanz ist es auch, die dazu führt, dass sich der Zuschauer selten abgeholt fühlt. Problematisch empfinde ich es insofern, dass der Zuschauer sich weder solidarisiert, noch Empathie aufbauen kann. Die Schlagfertigkeit unserer Hauptfigur ist unstrittig, aber dennoch fehlt ihr das gewisse Etwas.

© Neue Visionen Filmverleih

Aber was macht diesen Film besonders?
Das ist ganz klar sein französisches Setting. Und ich meine nicht nur die Musik oder Drehorte, sondern die Inszenierung. Sie ist nicht besonders kunstvoll, aber im Gegensatz zu aktuellen deutschen Komödien wird die Pointe nicht um jeden Preis gebracht. Es sind dann eher die Umstände, die dem Zuschauer komplett absurd vorkommen. Lauthals wird dadurch zwar nicht gelacht, aber zumindest geschmunzelt.

„Eine Frau mit berauschenden Talenten“ ist ab dem 08. Oktober 2020 in den deutschen Kinos zu sehen.

Meine Meinung:
Französisches Kino ist immer etwas schwieriger, jedoch haben Filme wie „Ziemlich beste Freunde“ gezeigt, dass es facettenreich, lustig und gleichermaßen kunstvoll und mainstreamig sein kann. „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ hat es da natürlich ungleich schwerer. Die Thematik mit dem Drogenhandel ist eigen und nicht jedermanns Sache. Mir hat der Film daher nur bedingt gefallen. Vor allem im letzten Drittel hat der Film seine Stärken, aber ist das ausreichend?
Wenn man mich fragt nicht, aber schlussendlich solltet ihr euch davon selbst ein Bild machen.

Meine Wertung:
Humor: 6,0 von 10
Spannung: 6,0 von 10
Story: 6,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 6,5 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 8,0 von 10
GESAMT: 6,8

Zwei Kurze, bitte! #8

Die heutige Ausgabe von „Zwei Kurze, bitte!“ wird aus Deutschland dominiert. Richtig gelesen. Der deutsche Film kann was und ich bin so froh darüber, dass ich mir diese beiden Filme angeschaut habe. Dabei sind „Die vierte Macht“ von Dennis Gansel und Fatih Akins „Soul Kitchen“, gleichzeitig heißt es auch zweimal Moritz Bleibtreu.

Titel: Die vierte Macht (2012)
Regie: Dennis Gansel
Genre: Thriller

Ein deutscher Thriller? Und was für einer! Paul Jensen ist Journalist und geht nach Moskau. Er soll als Klatschreporter einem alten Magazin neues Leben einhauchen und knüpft dort Kontakte. Unter anderem auch zur geheimnisvollen Russin Katja, die selbst auch Journalistin ist. Bei einem Bombenanschlag stirbt Katja, und Paul steht unter Verdacht, den Anschlag verübt zu haben. Paul wird instrumentalisiert, doch wenn er nicht im russischen Geheimgefängnis sterben will, muss er anfangen, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
Selten habe ich einen so spannenden Thriller aus Deutschland gesehen, der mit einem vernünftigen Unterbau daherkommt, wie „Die vierte Macht“. Was die einen Revolution nennen, nennen die anderen Terror, doch wo liegt die Wahrheit und wer will sie wissen?
„Die vierte Macht“, ein Film, der bei vielen unterm Radar fliegt. Das sollte sich ändern, am besten gleich jetzt!

Titel: Soul Kitchen (2009)
Regie: Fatih Akin
Genre: Komödie

Zinos ist der Betreiber des schlecht laufenden Soul Kitchen, einem Restaurant/Kneipe in Hamburg-Wilhelmsburg. Und da das noch nicht genug ist, zieht seine Freundin nach China, er bekommt einen Bandscheibenvorfall und sein krimineller Bruder platzt in Zinos leben. Mit dem Engagement des exzentrischen Spitzenkochs Shayn beginnt das Rad sich zu drehen, aber Zinos will den Laden loswerden. Doch dann passieren unvorhergesehene Dinge, alle auf einmal.
Fatih Akin inszenierte hier einen wundervoll atmosphärischen und stimmungsvollen Film, der mit einer Leichtigkeit daherkommt und uns einfach nur Zeuge des Lebens werden lässt. Er zeigt die vielen kleinen Problemchen, die jeder irgendwie hat und lässt uns dennoch spüren, wie schön das Leben sein kann, wenn man nur die richtigen Leute, die passende Musik und leckeres Essen hat. Akin hat nicht ganz unrecht, wenn er sein Werk als „neuen Heimatfilm“ bezeichnet, denn genau das ist er auch. Er wirft ein Blick in meine Heimat Hamburg und zeigt Bilder, Architektur und Viertel, die es vor der Gentrifizierung zu schützen gilt. Kulturgut für Jedermann, wenn man so will. Auch wenn es nicht bei jedem so sein wird, aber mir ging „Soul Kitchen“ direkt ins Herz.

Yesterday

Titel: Yesterday
Genre: Musikfilm / Komödie
Regie: Danny Boyle
Musik: Daniel Pemberton
Produzenten: Bernard Bellew / Tim Bevan / Danny Boyle / Richard Curtis / Eric Fellner / Matthew James Wilkinson
Dauer: ca. 111 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Altersfreigabe: FSK 0

„Jack Malik (Himesh Patel) ist ein gescheiterter Singer-Songwriter. Nur seine Jugendfreundin Ellie (Lily James) glaubt unerschütterlich an ihn. Seinen Traum vom großen Durchbruch hat Jack längst begraben. Doch das war gestern! Während eines mysteriösen weltweiten Stromausfalls wird er von einem Bus angefahren – und als er wieder zu Bewusstsein kommt, ist er der einzige Mensch, der sich an die Beatles erinnert! Mit den Songs der berühmtesten Band der Welt verzaubert Jack schnell sein ahnungsloses Publikum und wird über Nacht zum Superstar. Aber was nützt ihm all der Ruhm, wenn das, was er liebt, zurückbleibt? Um Ellie nicht zu verlieren, muss Jack erkennen, wo er hingehört…“
(Rückentext der DVD)

Meine Affinität zu Musikfilmen oder Musicals sollte den allermeisten aufgefallen sein, darum ist es wenig verwunderlich, dass ich mir jetzt „Yesterday“ angeschaut habe. Ein Film, der den Songs der Beatles ein bisschen mehr ein Denkmal setzt, als es „Across the Universe“ getan hat.

Die Story ist simpel: Nach einem weltweiten Stromausfall sind unter anderem die Beatles aus dem Gedächtnis der Welt gelöscht. Einzig der semiprofessionelle Singer-Songwriter Jack, der zum Zeitpunkt des Stromausfalls von einem Bus angefahren wird, erinnert sich an die Lieder und die Band. Er steigt auf zum Star und schmettert die Songs dieser großartigen Band.

Es gab kaum ein Lied, dass ich nicht mitsingen konnte, es gab auch kaum ein Lied, das ich nicht mochte. Ich bin ein Fan der 1960er Jahre, der Musik und der Beatles und damit hat der Streifen schon ordentlich Vorschusslorbeeren erhalten. Ganz unaufgeregt wird dem Zuschauer die Handlung dargeboten, ganz einfach der titelgebende Song „Yesterday“ inszeniert. Eine Gitarre, eine Stimme – mehr nicht.
In der übrigen Zusammenstellung der Lieder fehlte mein ganz persönliches Lieblingslied der Beatles („While my Guitar gently weeps“), was aber dem ganzen Denkmal und dem Kunstwerk keinen Abbruch tut. Die weitere Handlung ist auch darüber hinaus sehr einfach und leicht zu folgen. Es dreht sich eben alles um die Musik und das Gefühl, das sie vermittelt.

Die Figuren sind wirklich schön und facettenreich verkörpert. Himesh Patel war mir bisher unbekannt, macht aber seine Sache sehr gut. Er trägt das Allermeiste der Handlung auf seinen Schultern und überzeugt in der Darbietung insofern, dass ihm der Erfolg merklich spanisch vorkommt und er dies auch glaubhaft spielt. Lily James spielt die Jugendfreundin Ellie. Sowohl die Hauptfigur als auch die Geschichte an sich sucht diese Figur immer wieder auf und bringt eine gewisse Bodenständigkeit in die Handlung. Der eigentliche Star des Films ist aber ein tatsächlicher Star: Ed Sheeran spielt sich selbst und treibt immer wieder die Handlung an.
Das Besondere des Streifens ist aber, dass sich der Zuschauer in einer wohlig-schönen Welt wiederfindet. Der Film ist einfach, unterhaltsam und spannend zugleich. Das Drumherum – eine anbahnende Romanze – ist dahingehend überhaupt nicht störend, sondern vielmehr zwingend notwendig und würde dem Zuschauer fehlen, wenn es sie nicht gegeben hätte.

Die Musik und das Setting sind einfach nur toll. Ich liebe die Musik der Beatles und wenn man etwas anderes erwartet, wird man hier nicht fündig. Der Streifen ist ein bildgewordenes Denkmal, eine Verankerung der Songs von damals in die heutige Zeit. Kulissen und Drehorte sind passend und abwechslungsreich. Von kleinen Bühnen und Tonstudios bis hin zur Main-Stage ist alles dabei. Besonders skurril ist eine Szene, in der der Titel des Albums diskutiert wird und sich die Hauptfigur unglaublich unwohl fühlt. Witzig erscheint die Szenerie alleine deswegen, weil Jack echte Albumtitel der Beatles vorschlägt und die Produktionsfirma irgendetwas anderes haben will.


Im Rahmen der Filmreise-Challenge habe ich nun Aufgabe #49 „Schaue einen Film, in dem es um einen Musiker oder eine Band geht“ beendet. Für weitere Informationen klickt bitte einfach auf das Banner.

Meine Meinung:
Ich bin so froh, dass ich „Yesterday“ gesehen habe, denn der Film hat mir wirklich Spaß bereitet. Die Geschichte hat mich eingefangen und mithilfe der Musik der großartigen Beatles einfach nicht weggehen lassen. Ich wurde gefesselt und extrem gut unterhalten, so sehr, dass ich ein wenig traurig war, als der Film endete. Einfach aus dem Grund, weil ich diese Musik so sehr mag.

Die Figuren haben mich in der Handlung überzeugt und ich konnte mit ihnen mitfühlen. Auch darüber hinaus war das Gesamtkonzept des Streifens stimmig und stringent. Jedoch sollte man sich zuvor nicht den Trailer anschauen, da man sonst das Gefühl bekommt, dass jegliche Handlung dort bereits verraten wird. Aber keine Sorge: „Yesterday“ kann mehr. Das Gefühl der Vorwegnahme verschwindet aber erst am Ende des Streifens.

Von meiner Seite aus gibt es für „Yesterday“ eine Empfehlung. Alle, die Musik mögen, werden ihren Spaß finden; alle, die die Beatles mögen, werden den Film unter Umständen sogar lieben. Denkmal wurde erfolgreich gesetzt!

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 7,0 von 10
Setting: 8,0 von 10
GESAMT: 8,1

Wie das Leben so spielt

Titel: Wie das Leben so spiel (engl.: „Funny People“)
Genre: Komödie / Drama
Regie: Judd Apatow
Musik: Michael Andrews / Jason Schwartzman
Produzenten: Clayton Townsend / Judd Apatow / Barry Mendel
Dauer: ca. 140 Minuten
Erscheinungsjahr: 2009
Altersfreigabe: FSK 12

„Als der erfolgreiche Comedian George Simmons (Adam Sandler) die Chance zu einem Neuanfang bekommt, beschließt er, sein bis dato eher oberflächliches Leben von Grund auf zu ändern. Mit seinem Assistenten, Nachwuchs-Comedian Ira (Seth Rogan), macht er sich daher zu den wichtigsten Menschen und Stationen seines Lebens auf: darunter die Bühne seines ersten Auftritts genauso wie seine verpasste große Liebe Laura (Leslie Mann). Doch wie es aussieht, droht George auch seine zweite Chance gründlich zu vermasseln…“
(Rückentext der DVD)

Es gibt gefühlt unzählige Filme, in denen Adam Sandler einen verpeilten Trottel spielt, aber wie sieht es mit „Wie das Leben so spielt“ aus? Die Geschichte lässt sich gut und kurz zusammenfassen: Die Nachricht über eine Krankheit lässt den Comedian George Simmons nicht ganz kalt. So engagiert er einen Assistenten, der sich um alles kümmern soll – und meldet sich bei seiner großen Liebe Leslie, die gerade an einer ganz anderen Stelle im Leben steht als er. Der Rest ist so vorhersehbar wie Adam-Sandler-like, nämlich viel Quatsch.

„Wie das Leben so spielt“ ist im Genremix Komödie und Drama leider nur mittelmäßig, die Gründe dafür sind vor allem die Inszenierung und die massig verpassten Chancen, auch nur einen Charakter gut dastehen zu lassen. Ich versuche mich aber mal gleichzeitig von beiden Seiten zu nähern. Der Humor ist flach und vulgär. Hin und wieder fand ich es ganz amüsant, den Bauch musste ich mir allerdings nie halten. Vor allem die Witze zu den männlichen Geschlechtsteilen sind auf die Dauer und in der Masse einfach zu viel. Dreiviertel der Witze sind außerdem auch sehr alt und waren es auch schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Streifens. Auf der anderen Seite haben wir das Drama, das sich mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und des eigenen Erbes auseinandersetzen könnte. Stattdessen bahnt sich eher eine Liebelei in einer mehr als vorhersehbaren Geschichte an, dessen Ende man auch genau so auf einer Müsliverpackung hätte schreiben können und es würde niemanden stören. Es ist jedoch so, dass der Streifen vor allem genau das bedient, was man mit Adam Sandler verbindet, ein bisschen Quatsch und kaum bis keine ernsteren Töne.

Die Figuren verhalten sich dementsprechend. Seth Rogen, Adam Sandler, Jonah Hill usw. hätten eins zu eins ausgetauscht werden können und es würde niemandem auffallen. Das Besondere am Cast sind dann doch eher die ganzen Cameo-Auftritte von beispielsweise Eminem, Ray Romano und Sarah Silverman. Ansonsten verhalten sich alle Figuren einfach stereotypisch und blass. Keine einzige Darbietung ist ergreifend oder lässt auch nur ansatzweise Empathie aufkommen. Allen voran Seth Rogen und Adam Sandler scheinen in diesem Film nicht in der Lage zu sein, das Geschehen auf ihren Schultern zu tragen und eine ernsthafte und zu würdigende Leistung abzurufen. Zu weit sind die Figuren von der Realität entfernt, zu banal die Bedürfnisse und zu eindimensional die schauspielerische Leistung.

Das Setting ist auch komplett austauschbar. Das Szenenbild ist schnöde, langweilig und nichtssagend. Einzig eine Clubbühne, auf der die Comedians ein paar Mal auftreten, hat Charme und wirkt in gewisser Weise echt. Die Kulissen spielen in der Handlung absolut keine Rolle. Die Musik hingegen versucht, den richtigen Ton zu treffen und schafft es auch erstaunlich oft. „Keep me in your Heart“ von Warren Zevon hat es direkt auf meine Playlist geschafft. Die übrigen Stücke schaffen es ebenfalls, die Handlung zu untermalen und das kann sich durchaus sehenlassen.

Meine Meinung:
„Wie das Leben so spielt“ ist definitiv kein Spannungsgarant oder ein emotionales Feuerwerk, vielmehr ist er ein Film, den man mögen muss, um ihn zu gucken. Zum Berieseln reicht es und wenn er irgendwann im TV läuft, kann man ihn sich bestimmt mal anschauen, aber wenn man Alternativen hat, sollte man eher zu denen greifen, denn die 140 Minuten Laufzeit reizen jegliche Toleranz aus und verlangen viel zu viel vom Zuschauer.

Wer allerdings auf den leicht infantilen bis blödelartigen Humor à la „Jungfrau (40), männlich, sucht“ oder „Superbad“ steht, der findet mit „Wie das Leben so spielt“ genau das, was er braucht. Gute Unterhaltung sieht unterm Strich allerdings anders aus. Mein ganz persönliches Empfinden ist eher ein „Okay“, Punkte gibt es dieses Mal allerdings nicht allzu viele.

Meine Wertung:
Humor: 4,0 von 10
Spannung: 4,0 von 10
Story: 4,0 von 10
Länge: 5,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 5,0 von 10
Authentizität: 3,0 von 10
Musik: 6,0 von 10
Setting: 3,0 von 10
GESAMT: 4,3

The Gentleman

Titel: The Gentleman
Genre: Action / Gangsterfilm / Komödie
Regie: Guy Ritchie
Musik: Christopher Benstead
Produzenten: Guy Ritchie / Ivan Atkinson / Bill Block
Dauer: ca. 108 Minuten
Erscheinungsjahr: 2019
Altersfreigabe: FSK 16

„Der smarte, knallharte Exil-Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey) hat sich über die Jahre hinweg ein millionenschweres Marihuana-Imperium in London aufgebaut. Doch Mickey will nun aussteigen, um endlich mehr Zeit mit seiner Frau Rosalind (Michelle Dockery) zu verbringen. Ein Käufer für die Hanf-Plantagen muss her – Auftritt: Matthew Berger (Jeremy Strong). Doch der exzentrische Milliardär will für sein hohes Gebot auch Garantien sehen. Ausgerechnet in dem Moment, in dem auch sämtliche Groß- und Kleinkriminellen der Stadt Wind von Mickeys Plänen bekommen haben. Während Mickeys rechte Hand Ray (Charlie Hunnam) seinen Boss den gröbsten Ärger vom Hals hält, überbieten sich alle mit Tricks, Bestechung, Erpressung und anderen fiesen Täuschungen…“
(Rückentext der DVD)

Seit dem 10.07.2020 ist Guy Ritchies „The Gentleman“ auf DVD und BluRay erhältlich. Zum Heimkinostart habe ich ein Rezensionsexemplar erhalten. Etwas verzögert könnt ihr bei mir nachlesen, wie ich den Streifen empfunden habe.

Ich persönlich werde immer mehr zum Guy-Ritchie-Fan. Sein 2015er „Codename U.N.C.L.E.“ hat mich lange Zeit sehr begeistert und schürte dadurch die Erwartungen an „The Gentleman“. Aber was kann dieser Film?

Sicher ist, dass auch dieser Film ein klassischer Guy Ritchie ist. Getreu dem Motto „Nichts ist so beständig wie die Veränderung“ ist auch dieser Film nicht mit seinen anderen Werken zu vergleichen. Was ich aber bedenkenlos sagen kann, ist, dass hier ein Filmemacher genau das getan hat, was ihn von anderen Filmemachern unterscheidet: Er hat eine Geschichte erzählt, die wendungsreich, spannend, witzig und aufregend ist.

Der gesamte Film dreht sich um die Abwicklung von Mickey Pearsons Geschäft an einen Milliardär. Dabei zeigt er Hintergründe auf, wie und warum Mickey zu dem geworden ist, was er ist und mit welchen Leuten er welche Deals hat. Die Erzählweise ist dabei besonders. Ohne viel vorweg zu nehmen: Sie wartet mit Perspektivwechseln und einigen Überraschungen auf.

Die Stärken des Films sind jedoch breit gefächert.
Optisch setzt der Streifen keine Highlights, viel Grau in Grau – klassisch britisch – aber dafür authentisch.
Ab der ersten Minute gibt es Szenen, die besonders gut gelungen sind oder einfach zum Stil des Films gepasst haben. Rückblickend betrachtet zelebriert sich der Streifen mit einem Vorspann, der in der Länge und Intensität an das Kino der 1950er- und 1960er-Jahre erinnert, selbst. Allein dieser Vorspann hat einen enormen Coolness-Faktor. Auch darüber hinaus werden Momente inszeniert, die vor Coolness und Stil strotzen. Es bereitet einfach einen Riesenspaß, sich diesen Streifen anzuschauen und mitgenommen zu werden.

Maßgeblich beteiligt sind die Darsteller, die allesamt absolut authentisch sind. Klar, wir müssen uns nicht über große Gefühle unterhalten, aber das schmälert keineswegs die Leistung jedes Einzelnen. In seinem Spektrum und seiner Vielfalt bietet „The Gentleman“ nicht nur eine enorme Fülle verschiedenster Charaktere, sondern erinnert an die jungen Tarantino-Filme, die Ähnliches zu bewerkstelligen vermochten.
Ebenso stark wie die Figuren sind auch die Dialoge, die ebenfalls an ein „Pulp Fiction“ oder „Inglourious Basterds“ erinnern.

Der Film macht einfach unfassbar viel richtig und verdammt wenig falsch. Die Laufzeit ist aber sowohl Fluch als auch Segen, denn einerseits wäre ich gerne noch ein, zwei Stunden bei den Figuren geblieben, andererseits ist „The Gentleman“ ein kurzweiliger Spaß.
Aber wie heißt es so schön: „Ein guter Film kann nicht lang genug sein, ein schlechter Film nicht kurz genug.“

Zu guter Letzt das Setting. Es ist stimmig und unterhaltsam. Es macht Spaß. Grau in Grau juckt niemanden, es gehört einfach zum Charme. Schnitte sind toll und passen sich dem Tempo der Geschichte an. Sie sind maßgeblich an der Entfaltung der Geschichte beteiligt und die Musik ist einfach ein Knaller.

Meine Meinung:
„The Gentleman“ kann der nächste große Kultfilm sein. Rückblickend betrachtet fühlt sich der Streifen wie der „Kansas-City-Shuffle“ an. Er ist einfach so überraschend witzig, spannend und unterhaltsam. Außerdem spricht er sowohl von der Tonalität als auch von der Handlung eher Menschen an, die etwas mit Gangsterfilme anfangen können.

Ich kann nicht anders als eine klare Empfehlung auszusprechen und ihn als ein Highlight zu bezeichnen. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß mit einem Film aus dem Gangster-Genre.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Humor 8,0 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotionen: 7,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 9,5 von 10
GESAMT: 8,9

Zwei Kurze, bitte! #6

Heute habe ich eine besondere Ausgabe von „Zwei Kurze, bitte!“ für euch, denn es gibt ein kurzes „OSS 117“-Special. Ja, ihr habt richtig gelesen, ein SPECIAL!
Mit dabei, wen wundert es, „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ und „OSS 117 – Er selbst ist sich genug“. Ich wünsche euch gutes Durchhalten, denn von nun an geht es bergab.

Titel: OSS 117 – Der Spion, der sich liebte (2006)
Regie: Michel Hazanavicius
Genre: Agentenparodie

Im Jahre 1955 ist Ägyptens Hauptstadt Kairo ein Schmelztiegel. Geheimagenten aus der ganzen Welt versammeln sich dort. Um für Ordnung zu sorgen, beschließt der französische Präsident, seinen besten Mann zu schicken, den Helden Europas: Hubert Bonisseur de La Bath, auch bekannt als OSS 117. Und damit nimmt das Unheil seinen Anfang. Auf ausgedehnten 95 Minuten schafft es diese schlechte Agentenparodie nicht einmal, mich zum Lachen zu bringen. Ich kann nur mutmaßen, woran es liegt. Ob es aber die Synchronisation, der fehlende Witz in der Handlung oder einfach die selbstverliebte Darstellung einer mittelmäßigen Figur ohne Talent ist, kann ich nicht ganz genau ausmachen. Die Hauptfigur will sich und das Agenten-/Spionage-Genre aufs Korn nehmen, bekommt es aber zu keiner Sekunde hin, Witze zu produzieren, die über ein infantiles Gehabe hinausgehen.
Pure Zeitverschwendung die Erste.

Titel: OSS 117 – Er selbst ist sich genug (2009)
Regie: Michel Hazanavicius
Genre: Agentenparodie

Ende der 1960er Jahre ist OSS 117 in Südamerika. Genauer: in Rio. Dieses Mal soll OSS 117 eine Liste mit Nazi-Kollaborateuren auftreiben. Es wird tatsächlich etwas weniger infantil, dafür etwas mehr bissig. Dennoch knüpft der zweite Teil mehr oder weniger nahtlos an seinen Vorgänger an, zumindest wenn es um den Humor geht. Inhaltlich ist aber auch Teil 2 genauso leer wie sein Vorgänger. Minimal witziger sind dieses Mal die Dialoge, die aber dennoch nicht rechtfertigen, warum man sich diesen Streifen anschauen sollte. Ich kann allen empfehlen, einen weiten Bogen um diese beiden Teile zu machen.
Pure Zeitverschwendung die Zweite.

Kingsman: The Golden Circle

Titel: Kingsman: The Golden Circle
Genre: Action / Komödie
Regie: Matthew Vaughn
Musik: Henry Jackman / Matthew Margeson
Produzenten: Matthew Vaughn
Dauer: ca. 135 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 16

„‚Kingsman: The Secret Service’ macht die Welt mit den Kingsman bekannt – einem unabhängigen, internationalen Geheimdienst, der auf höchstem Level von Diskretion operiert und dessen ultimatives Ziel es ist, die Welt sicher zu halten. In ‚Kingsman: The Golden Circle’ müssen sich unsere Helden einer neuen Herausforderung stellen. Nachdem ihr Hauptquartier zerstört wird und die ganze Welt in Gefahr gerät, führt sie ihre Reise zur Entdeckung einer verbündeten US-Spionageorganisation namens Statesman, die bis in die Tage der Gründung beider Organisation zurückreicht. In einem neuen Abenteuer, das Stärke und den Einfallsreichtum der Agenten bis zum Äußersten fordert, verbünden sich die beiden Elite-Geheimorganisationen. Sie bekämpfen ihren rücksichtslosen gemeinsamen Feind, um die Welt zu retten, was für Eggsy langsam zur Gewohnheit wird…“
(Rückentext der DVD)

Weiter geht es mit den Kingsman. Ich war von „Kingsman: The Secret Service“ wirklich begeistert und habe daher auch nicht umsonst mein Highlight-Siegel vergeben. Stellte sich natürlich nur die Frage, ob es die Kinsgman schaffen, mich auch mit ihrem Nachfolger zu unterhalten.

Die Handlung dreht sich wieder einmal um den ehemaligen Nachwuchs-Kingsman Eggsy, der inzwischen zu einem richtigen Agenten herangereift und ausgebildet ist. In „Kingsman: The Golden Circle“ werden die Kingsman mit den Statesman zusammenarbeiten müssen, um eine weltweite Bedrohung besiegen zu können.

Vorab: Teil eins und Teil zwei kann man nur bedingt miteinander vergleichen. „The Secret Service“ beruhte seinerzeit noch auf einen Comic, „The Golden Circle“ hat diese Vorlage nicht und dennoch ist diese Fortsetzung eine logische Schlussfolgerung, die aus den Erfolgen des ersten Teils resultiert.
Dabei kann man sagen, dass „Kingsman“ nicht dem Klischee unterliegt – Teil zwei steht seinem Vorgänger nämlich in nichts nach.

Aber wie gut ist „Kingsman: The Golden Circle“? Finanziell gesehen hatte „The Secret Service“ ein paar Millionen weniger zur Verfügung als „The Golden Circle“, wohingegen beide in etwa die gleiche Summe eingespielt haben. Demnach sollte „The Secret Service“ der bessere – weil erfolgreichere – Film sein. Ich denke allerdings, dass es einfach nur daran liegt, dass „The Secret Service“ das eingestaubte Image von Agentenfilmen aufpoliert hat und durch seinen Witz überrascht und zeitgleich unterhalten hat.
Wenn ich mir allerdings die Figuren anschaue und dabei strikt zwischen gut und böse trenne, dann habe ich auf der guten Seite allen voran Eggsy und die Kingsman, die nach wie vor sehr stilecht und stylisch daherkommen und zusätzlich gibt es die Statesman. Sie unterscheiden sich nicht nur im Aussehen von den Kingsman, sondern auch im Equipment. Ihre Südstaaten-Kleidung lässt sie wie Cowboys wirken, in Kombination mit der Ausrüstung ergibt dies ein verrückt-witziges Bild. Auf der bösen Seite gibt es hingegen eine Organisation unter der Führung einer Frau – Poppy Adams. Ihre charakterlichen Eigenschaften lassen sich nicht komplett trennscharf aufzeigen oder nennen. Sie ist nämlich ein durchaus rational handelnder Akteur, der aber auch seine emotionalen, blutrünstigen und unberechenbaren Momente hat.

Aber wie schneidet „The Golden Circle“ im Vergleich zu seinem Vorgänger ab?
Ich weiß, weiter oben habe ich gesagt, dass er seinem Vorgänger in nichts nachsteht, dennoch gibt es da eine Sache, die ich mal ansprechen muss. Wie so oft, wenn es um Gut gegen Böse geht, steht und fällt eine Geschichte mit seinem Antagonisten. Ist er zu mächtig, kann ein Film auch sehr schnell frustrierend sein. Ist er hingegen zu lasch, ist der Streifen sehr leicht zu durchschauen oder ggf. nicht sonderlich spannend. Poppy Adams, gespielt von Julianne Moore, lässt mich in vielerlei Hinsicht zwiegespalten zurück. Das liegt nicht daran, dass sie zu mächtig oder zu schwach gewesen ist, sondern vermutlich daran, dass in „The Secret Service“ ein hervorragender Samuel L. Jackson performed hat und gleichzeitig die Protagonisten persönlichen und aberwitzigen Kontakt zum Antagonisten hatten. Im Prinzip fehlte mir vermutlich das Salz in der Suppe. Das ist aber auch nur Meckern auf hohem Niveau.

Von der größten Schwäche zur größten Stärke:
Genau da wartet der Streifen mit mehreren Dingen auf. An der Narration und einigen sehr tollen Spannungsbögen in der stringenten Handlung hat sich nichts verändert. Da sind beide Filme wirklich gleichwertig. „The Golden Circle“ sticht aber in den Punkten Musik und Spezialeffekte respektive Action hervor.
Die Songs im Streifen werden auf eine extrem unterhaltsame wie spannende Weise verwendet. Es fühlt sich einfach alles genau richtig und stimmig an.
Die Kombination aus Action und Musik wird oft verwendet, um die Geschichte voranzutreiben und auch das funktioniert exzellent.
Vor allem der Endkampf mit der musikalischen Untermalung des Songs „Word Up“ von The BossHoss hat auf sehr vielen Ebenen etwas zu bieten. Die Inszenierung, die Kameraführung, die Effekte und die Musik harmonieren besonders gut, sodass man durchaus das Staunen beginnt.

Setting und Kostüme sind originell, glaubwürdig und fügen sich in den Gesamteindruck eines wertigen Films.

Zu guter Letzt: Was bleibt von der Handlung übrig?
Ohne viel vorwegnehmen zu wollen, kann man durchaus sagen, dass es schon ein paar Wendungen gibt, die aufgrund der Spannung ihre Daseinsberechtigung haben. Der Inhalt der Geschichte ist – ehrlicherweise – aber nicht sonderlich gehaltvoll. Als Zuschauer hat man aber definitiv seinen Spaß und wird sehr gut unterhalten. Die Handlung brilliert, ebenso wie bei seinem Vorgänger, durch ihre Absurdität und ihren Witz.

Meine Meinung:
„Kingsman: The Golden Circle“ hat mich keineswegs überrascht, denn ich bin davon ausgegangen, dass er meine hohen Erwartungen erfüllen kann. Durch die Statesman bekommt die Handlung bzw. Rahmengeschichte eine weitere Tiefe und lässt dadurch gleichzeitig die Tür für ein Spin-Off offen. Insgesamt mag ich die Geschichte um Eggsy und die Kingsman sehr gerne und bin froh darüber, dass es auch bald ein Prequel zu den Kingsman geben wird.

Das Erfreuliche ist, dass das Erbe von „The Secret Service“ nicht mit Füßen getreten wurde, stattdessen wurde auf die guten Elemente des Vorgängers aufgebaut eine sehenswerte Fortsetzung gedreht. Ich hatte meinen Spaß und kann ohne jeden Zweifel auch diesen Streifen sehr empfehlen.

Meine Wertung:
Spannung: 8,5 von 10
Action: 8,0 von 10
Humor: 7,0 von 10
Story: 8,0 von 10
Länge: 8,5 von 10
Gefühl/Emotion: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Setting: 9,5 von 10
Musik: 8,5 von 10
GESAMT: 8,2

Reihenfolge:
1. Kingsman: The Secret Service
2. Kingsman: The Golden Circle

Fanfan & Alexandre

Titel: Fanfan & Alexandre (franz. „Fanfan“)
Genre: Komödie / Romantik
Regie: Alexandre Jardin
Musik: Nicolas Jorelle
Produzenten: Alain Terzian
Dauer: ca. 87 Minuten
Erscheinungsjahr: 1993
Altersfreigabe: FSK 12

„Für Alexandre ist die Liebe ein unaufhörlicher Traum. Als ihm seine langjährige Freundin Laure ausgerechnet zum Valentinstag ein paar Pantoffeln schenkt, ist er schockiert. Um seine Liebe nie am Alltagstrott zerbrechen zu lassen, beschließt er, eine Frau zu umwerben, ohne dem Begehren je nachzugeben. Die hübsche Fanfan scheint ihm dafür ideal. Sie ist strahlend, sinnlich und ungezwungen. Fanfan zu verführen, ohne sie zu küssen oder zu berühren, wird Alexandres Obsession. Fanfan hingegen setzt all ihre Fantasie ein, um Alexandre von seinem Vorsatz abzubringen. Die leidenschaftlichen Spiele bringen das Paar an seine Grenze des Verlangens, dahin, wo der Schmerz beginnt und die Vernunft schwindet.“
(Rückentext der DVD)

Ein Film aus meiner Kindheit, mit dem ich, sozusagen, aufgewachsen bin. Schon seit einigen Wochen erzähle ich meiner Herzdame von diesem Film und jetzt habe ich zwecks Kaufs einfach mal gezielt danach gesucht.
Noch am selben Abend schmiss ich die DVD ein und schaute mir den Streifen an.

„Fanfan & Alexandre“ ist eine französische Liebeskomödie aus den frühen 1990er Jahren und ist für mich natürlich einer dieser besonderen Filme.
Die Handlung ist im Prinzip sehr einfach zusammengefasst: Alexandre möchte der Langweile seiner Beziehung entfliehen und Fanfan verführen, dabei aber seiner Verlobten immer treu bleiben. Ich persönlich finde es ja schwierig, wenn ein Mann eine andere Frau begehrt und dabei in einer Beziehung ist. Da muss man sich schon die Frage stellen, wo die Freundschaft aufhört und wo Betrug anfängt.

Der Humor ist pointiert und auch ein wenig schlüpfrig, dabei aber nie infantil und auch nicht so, dass man sich schämen müsste. Auch in Momenten, in denen es gar nicht witzig zugeht, musste ich zumindest schmunzeln, weil die Situation witzig, absurd oder einfach nur schön ist. Grundsätzlich zum Witz muss gesagt werden, dass er nie besonders verschleiert auftritt.

Spannung ergibt sich aus der ganzen Konstellation wie von selbst. Es bringt Spaß, Sophie Marceau und Vincent Perez miteinander agieren zu sehen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie ihre Figuren facettenreich, liebevoll und auf ihre eigene Art verschroben darstellen. Der ganze Handlungsverlauf ist förmlich darauf ausgelegt, einfach überaus interessant zu sein.

Ich kann nicht objektiv beschreiben, wie die Emotionen auf mich gewirkt haben oder wie glaubhaft ich die Figuren finde, denn dieser Streifen ist ein Teil meiner Kindheit. Ich habe schon im frühen Kindesalter dieses Werk mehrfach bestaunt und ich war jedes Mal schwer begeistert.
Auch bei meiner jetzigen Sichtung bin ich mehr als begeistert gewesen. Und zwar so sehr, dass ich einfach nur meiner Kindheitserinnerungen fröne und auf einer Welle des Enthusiasmus reite.

Die Musik erinnert stark an die Wiener Klassik und ist gleichermaßen ein erfrischendes Stilmittel, das die Handlung aufbauscht, unterstreicht und auch in gewisser Weise auf seine ganz eigene und schöne Weise kommentiert.

Das Setting ist altbacken. Zumindest sieht dieser Film aus den frühen ’90ern aus, wie einer aus den frühen ’80ern. Die meisten Filme aus dieser Zeit haben nicht mit einem besonders hochwertigen Look trumpfen können, „Fanfan & Alexandre“ ebenfalls nicht, aber dennoch muss ich sagen, dass es in diesem speziellen Fall stimmig ist und nicht stört.

Meine Meinung:
Ich habe inzwischen einige romantische Komödien gesehen, doch zu keinem dieser Filme hatte ich eine so enge Bindung wie zu diesem Streifen. Meine Bewertung wird daher auf jeden Fall nicht gänzlich objektiv ausfallen.

„Fanfan & Alexandre“ ist nicht der witzigste, spannendste oder tiefgreifendste Film, den ich kenne, aber er ist einer dieser Filme, die in ihrer Komposition einzigartig und wunderbar sind. Für mich ist dieses Werk perfekt, wenn ich allerdings wirklich streng über meine eigene Empfindung hinwegsehe und eine professionelle Bewertung abgeben müsste, dann sähe sie wie folgt aus:

Meine Wertung:
Humor: 6,0 von 10
Spannung: 7,5 von 10
Story: 7,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 8,5 von 10
Setting: 6,5 von 10
GESAMT: 7,5

Kingsman: The Secret Service

Titel: Kingsman: The Secret Service
Genre: Action / Komödie / Comicverfilmung
Regie: Matthew Vaughn
Musik: Henry Jackman / Matthew Margeson
Produzenten: Adam Bohling / David Reid / Matthew Vaughn
Dauer: ca. 123 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 16

„Eggsy (Taron Egerton) ist ein Unruhestifter, der immer wieder in Konflikt mit anderen Jungs im Londoner Viertel gerät. Als er eines Tages dank des geheimnisvollen und eleganten Harry Hart (Colin Firth) aus dem Gefängnis entlassen wird, beginnt für Eggsy ein anderes Leben. Harry gehört zu den Kingsman, einer supergeheimen, elitären Agentenorganisation angeführt von Arthur (Michael Caine), die vielversprechende Teenager für ihr hochqualifiziertes Nachwuchsprogramm rekrutiert. Und Harry hat Eggsy ausgewählt. Das Training beginnt – zur selben Zeit als die Welt von dem verrückten High-Tech-Genie Valentine (Samuel L. Jackson) bedroht wird.“
(Rückentext der DVD)

Bevor es ins Kino geht, um den zweiten Teil von „Kingsman“ zu sehen, habe ich mir heute noch einmal den Vorgänger angeschaut, um die Erinnerungen aufzufrischen.
Zum Glück liegt mir die DVD vor, sodass es für mich ein Leichtes ist, sie kurzfristig anzuschauen.

Inhaltlich bringt der Rückentext alles Wesentliche auf den Punkt. Erzählerisch ist „Kingsman“ allerdings sehr flott unterwegs und das weiß letzten Endes auch sehr gut zu unterhalten.
Gleich zu Anfang werden die wichtigen Figuren gekonnt eingeführt und im Laufe der Zeit auch logisch weiterentwickelt. Aber der Film punktet nicht nur aufgrund seiner Handlung und der Erzählweise, sondern auch dadurch, dass er eine witzige Mischung aus Action- und Agentenfilm ist. Und spätestens wenn sich Samuel L. Jackson und Colin Firth über alte James-Bond-Filme und deren Schurken unterhalten – und es dabei zu witzigen Äußerungen kommt – weiß der Zuschauer, dass sich „Kingsman: The Secret Service“ selbst nicht zu ernst nimmt.

Auch unter anderen Gesichtspunkten schafft es „Kingsman“ sehr gut zu unterhalten.
Wenn man sich die Action, die Filmmusik und den Cast genauer anschaut, dann findet man nichts, was nicht in irgendeiner Form zufriedenstellend ist.
Die Action-Sequenzen sind allesamt hochwertig in den Kameraeinstellungen, teilweise sehr gut choreographiert und abwechslungsreich. Außerdem ist die Balance zwischen Action- und Charakterszenen ausgeglichen. Selbst scheinbar unspektakuläre Abschnitte sind extrem interessant gestaltet – wie die bereits erwähnte Szene, in der sich Samuel L. Jackson und Colin Firth unterhalten.

Oft habe ich die zwei ja nun schon erwähnt, dann will ich jetzt auch auf die Leistung der Darsteller zu sprechen kommen und da bietet sich uns natürlich ein vielfältiges Bild von einem sehr guten Cast. Neben den bereits erwähnten Darstellern finden wir auch Mark Strong, Michael Caine und Mark Hamill vor. Taron Egerton, Sofia Boutella und Sophie Cookson kann man eher noch als Nachwuchsdarsteller bezeichnen. Aber eines haben allesamt gemeinsam: Sie sind in der Kombination eine Bereicherung für jeden Filmliebenden. Es bereitet einfach Spaß, sich diesen Film anzuschauen, weil die Leistung stimmt und die Figuren toll sind. Ob Protagonist oder Antagonist, die Figuren kommen glaubwürdig rüber.

Der humoristische Anteil ist im Verhältnis allerdings doch eher gering. Zwar gibt es immer wieder sehr witzige Gespräche, Tätigkeiten oder sonstige Begebenheiten, in denen der Zuschauer ein ums andere Mal grinst, allerdings ist es nicht so, dass man sich den Bauch vor Lachen halten muss.
Unterm Strich kann man aber sagen, dass der Witz gut zum Gesamteindruck passt.

Das Schöne an „Kingsman“ ist, dass die Emotionen und Motive für den Zuschauer keine Geheimnisse sind. Von Anfang an ist klar, was aus welchem Grund gemacht wird und woher der Impuls stammt. Es ist aber nie so, dass die Figuren vorhersehbar oder die Charaktere gar eindimensional sind.
Angefangen mit Eggsy, der zu Beginn sehr wütend und verzweifelt zu sein scheint, bis zu Harry, der die meiste Zeit eine Art Bedauern stark nach außen trug. Darüber hinaus sehen wir insbesondere gelungene Darstellungen von Mut und Verzweiflung.
Liebe und Angst sind aber mindestens ebenso elementar wie die anderen beiden Gefühle. Auch die emotionale Bindung, die Eggsy zu seinem Mentor Harry aufbaut, wird thematisiert.

Die musikalische Untermalung ist abwechslungsreich. Von klassischen Stücken, die spannungsfördernd sind und besonders in Actionszenen ihren Einsatz haben, bis hin zu gesungenen, popartigen Songs, die über den ganzen Film verteilt sind, ist alles dabei.
Abgerundet wird der ganze Streifen mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Schauplätzen und einer sehr guten Kameraarbeit.

Meine Meinung:
Matthew Vaughn hat mit „Kingsman: The Secret Service“ einen witzigen, rasanten und actionreichen Agentenfilm gedreht, der mit tollen Haupt- und Nebenfiguren, aber auch mit einer logischen und abgedrehten Handlung punktet.

Vaughn hat bereits mit „Kick Ass“ und „X-Men: Erste Entscheidung“ sein können unter Beweis gestellt. Offensichtlich hat er einen Hang zur Comicverfilmung. Sei es drum, mir gefällt es und ich hoffe, dass seine zukünftigen Werke – allen voran „Kingsman: The Golden Circle“ – mich ebenso begeistern wie dieses. Ein klares Highlight für besonders gute und kurzweilige Unterhaltung.

Meine Wertung:
Spannung: 8,5 von 10
Action: 8,0 von 10
Humor: 7,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 9,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 7,5 von 10
Setting: 9,5 von 10
GESAMT: 8,2

Reihenfolge:
1. Kingsman: The Secret Service
2. Kingsman: The Golden Circle