Archiv der Kategorie: Filmmusical

Greatest Showman

Titel: Greatest Showman (engl. „The Greatest Showman“)
Genre: Filmmusical / Biopic
Regie: Michael Gracey
Musik: John Debney / Joseph Trapanese
Produzenten: Peter Chernin / Laurence Mark / Jenno Topping
Dauer: ca. 101 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Altersfreigabe: FSK 6

„Hugh Jackman spielt die Hauptrolle in diesem originellen und mitreißenden Musical. Die atemberaubenden Showdarbietungen des hochkarätigen Casts werden Sie wieder und wieder begeistert. Von der Geschichte des Zirkuspioniers P.T. Barnum (Jackman) inspiriert, feiert der Film die Geburt des Showbusiness und zeigt den Weg eines Visionärs, der mit nichts anfing und doch ein einzigartiges Spektakel schuf. In weiteres Rollen dieses beeindruckenden Films sind Zac Efron, Michelle Williams, Rebecca Ferguson und Zendaya zu sehen.“
(Rückentext der DVD)

Heute geht es um das Filmmusical „Greatest Showman“ aus dem Jahr 2017.
In der Regel gebe ich keinen Rückentext der DVD preis, wenn da nicht ein bisschen etwas über den Inhalt gesagt wird. Ausnahmen bestätigen in diesem Fall die Regel. Wenn man sich den besagten Rückentext genauer anschaut, stellt man recht schnell fest, dass dem interessierten Zuschauer nichts gesagt wird, außer dass der Film ach so toll ist und mit so vielen Namen punktet. Aber tut er das?

Inhaltlich dreht sich der komplette Film um den Zirkuspionier P.T. Barnum und erzählt in Musicalmanier seinen Lebensweg mit all seinen Höhen und Tiefen. An diesem Punkt kommt der Biopic-Charakter durch. Aber was hat der Film darüber hinaus zu bieten? Ja, storytechnisch kommt da nichts weiter rüber. P.T. Barnum lernt ein paar Leute kennen, gründet mit ihnen einen Zirkus und verfolgt fast ausschließlich finanzielle Ziele. Dabei scheint es ihn nicht zu stören, auf wessen Kosten er seinen Erfolg feiern kann (an dieser Stelle kann man noch eine ganze Reihe anderer Fässer öffnen!). Dieser Streifen zeigt, wie hart und intensiv das Leben als Zirkusinhaber ist und dass neben all den Aufs und Abs auch die Familie auf der Strecke bleibt. Nichtsdestotrotz wird mir die Geschichte zu sehr idealisiert, was dazu führt, dass man die historische Figur verkennt.

Da es sich bei diesem Streifen um ein Filmmusical handelt, ist das mit der Spannung immer so eine Sache. Meiner Meinung nach, hatte der Streifen seine Momente, aber wirklich spannend war da nichts bei.
Gute Musik in Ohrwurmqualität ist nicht nur sehr förderlich, um nachhaltig in den Köpfen des Zuschauers zu bleiben, sondern auch, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Funktioniert sehr gut und hat sich in so vielen anderen Streifen bereits bewährt.
Und damit komme ich auch schon nahtlos zu der Musik in diesem Streifen.
Sie hat gleich mehrere wunderbare Eigenschaften, die unbedingt zu erwähnen sind.
Sie passt textlich zum Inhalt bzw. ist der Einsatz an der richtigen Stelle des Films, sie regt stets zum Mitsingen an und beweist damit auch über die Handlung hinaus Qualitäten und zu guter Letzt ist die Präsentation im Film über jeden Zweifel erhaben.

Ich habe versucht, es eingangs anzudeuten: In einigen Punkten kratzt der Streifen gewaltig an der Oberfläche und genau das muss man diesem Biopic-Musical auch vorhalten.
„Greatest Showman“ punktet zweifellos mit einem sehr hochwertigem Cast, der aber fast die komplette Zeit weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. Dass Zac Efron und Hugh Jackman singen und tanzen können, haben die zwei in vielen anderen Filmen bereits bewiesen, das ist aber auch nicht, was mich stört. In den Dialogszenen kommt selten Glaubhaftigkeit in Bezug auf die Emotionen oder Authentizität rüber. Mir fiel es dadurch schwer, mich mit irgendeiner Figur zu identifizieren und emotional involviert zu sein. Ich war keineswegs gespannt, was, wie und warum mit wem passiert. Ich kann allerdings verstehen, wenn es Zuschauer gibt, die genau damit keine Probleme haben, weil Optik, Darbietung und Inszenierung einfach gepasst haben.

Das Setting war über all dem auch noch perfekt ausgewählt und in Szene gesetzt. „Greatest Showman“ punktet mit einer straffen Kameraführung, wenig bis selten verwackelte Bilder, stimmigen Masken und sehr schönen Kostümen. An dieser Stelle meckert man dann auch wieder auf hohem Niveau.

Meine Meinung:
Schlussendlich gibt es ein paar Dinge, die mich stören: Sei es die fehlende Gesellschaftskritik, die ungerechtfertigte Glorifizierung von P.T. Barnum, die fehlenden Emotionen oder die sehr schwache Geschichte. Mit ein bisschen mehr Engagement hättet man ein besseres Resultat erzielen können.

Dem stehen natürlich die positiven Dinge gegenüber, aber das sind nun mal einzig und allein die Musik und alles, was sich drum herum befindet. Inszenierung, Gesang und Tanz sind stimmig, so stimmig, dass mir kein Film einfällt, der es je besser gemacht hat, aber das darf nicht alles sein.

Ich möchte dem Streifen seinen Unterhaltungswert nicht absprechen, aber ich glaube, dass einige historische Fakten dem Rotstift zum Opfer fielen, weil Entertainment offensichtlich wichtiger ist.
Zuschauer, die lieber singen und tanzen, statt auf den Inhalt zu achten, werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Abzug ist bei dem einen oder anderen Punkt vorprogrammiert.

Meine Wertung:
Story: 4,0 von 10
Spannung: 5,0 von 10
Länge: 7,5 von 10
Authentizität: 4,0 von 10
Gefühl/Emotionen: 4,0 von 10
Musik: 10 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 6,4 von 10

La La Land

©STUDIOCANAL

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Titel: La La Land
Genre: Musikfilm / Drama
Regie: Damien Chazelle
Musik: Justin Hurwitz
Produzenten: Fred Berger / Gary Gilbert / Jordan Horowitz / Marc Platt
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 2016
Altersfreigabe: FSK 0

„Die leidenschaftliche Schauspielerin Mia (Emma Stone) und der charismatische Jazzmusiker Sebastian (Ryan Gosling) suchen das große Glück in Los Angeles. Sie halten sich mit Nebenjobs über Wasser und nachdem sich ihre Wege zufällig kreuzen, verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander. Gemeinsam schmieden sie Pläne für ihre Zukunft auf der Bühne und genießen den Zauber der jungen Liebe in LA LA LAND – der Stadt der Träume. Doch schon bald müssen Mia und Sebastian einsehen, dass sie Opfer bringen müssen, um ihren Träumen näher zu kommen. Kann ihre Beziehung diesem Druck standhalten?“
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Letztes Wochenende habe ich ganz spontan meine Herzdame gefragt, ob wir ins Kino gehen wollen. Ganz spontan habe ich Karten für mein liebstes Programmkino reserviert und genau so spontan ging es dann Samstagnachmittag ins Kino.
Ich wollte „La La Land“ sehen, aus vielen Gründen: Zum einen ist der Regisseur Damien Chazelle. Er hatte ja auch schon „Whiplash“ gedreht und nachdem ich davon bis zu den Oscars® 2015 rein gar nichts gewusst habe, wollte ich mich dieses Mal nicht lumpen lassen und war stets aufmerksam.
Zum anderen sind ja inzwischen die Golden Globes 2017 vergeben und „La La Land“ ging als der große Gewinner hervor.
Da ich insgesamt ein großer Freund von Musikfilmen bin, wollte ich wissen, ob dieser Streifen mich genauso faszinieren kann wie „Whiplash“.

©STUDIOCANAL

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Die Handlung ist musicalhaft in fünf Kapiteln erzählt und dreht sich um Mia und Sebastian. Er Jazzpianist, sie Schauspielerin. Beide aufstrebend und idealistisch. Während sie das Glück ihrer Liebe genießen, unterstützen sich beide bei der Erfüllung ihrer Träume. Und wo lässt es sich besser und leichter Träume verwirklichen, als in der Traumfabrik schlechthin? In Los Angeles.
Die Handlung an sich ist nicht innovativ, aber so echt wie selten. Sie ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern realitätsnah. Am Ende muss man auch sagen, dass es fast keinen Stoff gibt, der noch nicht verfilmt ist, deswegen muss man sich nicht mehr die Frage stellen ob, sondern wie eine Geschichte oder Handlung erzählt wird.

Die Erzählweise ist, wie bereits erwähnt, musicalhaft. Und das ist es auch schon. Sie ist das wichtigste und entscheidendste Merkmal an diesem Film. Die Geschichte wird vorangetrieben, ganze Passagen werden mit der Musik gefüllt und sie ist eine schöne, atmosphärische und perfekte Untermalung. Darüber hinaus ist dieser Film nicht einfach nur ein Streifen über Mia und Sebastian, er ist auch eine Hommage an die guten alten Zeiten. An das goldene Hollywood von früher. Überall gibt es diese Anspielungen. Sei es ein besonders stilvolles und altes Auto oder die Requisiten, die Bühnenbilder, die Ausstattung am Set. Es gibt sie wirklich überall. Um noch einmal auf den Punkt zu kommen, wie diese Geschichte erzählt ist, könnte ich viele Adjektive verwenden. Detailverliebt, rührselig, mitreißend und nicht zuletzt spannend. Und wie spannend der Film war. In jeder Szene, vom Anfang bis zum Ende, wurde ich abgeholt, mitgenommen und nie wieder rausgelassen. Erst als der Film vorbei war, ich meine Jacke anzog, das Kino in der Innenstadt verließ und urplötzlich im Regen stand, merkte ich, wie sehr ich diesen Film mag und bereits wenige Zeit nach dem Schauen vermisse. Klarer Fall: Volle Punktzahl.

Was die Emotionen betrifft, wird hier einmal die komplette Palette rauf und wieder runter gespielt. Emma Stone und Ryan Gosling sind hier mit vollem Herzblut dabei. Ihm nehme ich jede Sekunde seines leicht introvertierten, jazzliebenden Charakters ab. Sie verblüfft mich mit einer besonderen Art Engagement. Sie ist bodenständig, verträumt und kreativ zugleich. Die Geschichten beider Figuren sind in diesem Kontext in ihrer Einfachheit absolut stimmig und überzeugend.

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Beide schaffen es, Emotionen und den Film selbst auf ihren Schultern mühelos zu transportieren. Nebencharaktere hat der Streifen gar nicht nötig, aber dennoch spielt hier ein sehr guter John Legend in seiner ersten richtigen Rolle in einem Film mit und auch J. K. Simmons ist wieder in einem Chazelle-Film dabei. Ich hätte den beiden stundenlang zuschauen können, weit über die 128 Minuten hinaus.

Die Musik ist grandios in jeder Hinsicht. Ich verliere mich in Superlativen.
Aber was will man sagen, wenn die Schauspieler jeden Ton selbst eingesungen haben, wenn Ryan Gosling jedes Stück am Klavier selbst spielt und wenn einfach alles so gut passt? Der Soundtrack begeistert nicht nur mich, meine Herzdame hat kaum zwei Tage später im Plattenladen den offiziellen Soundtrack auf CD erstanden und somit läuft er bei mir eigentlich nur noch rauf und runter.

©STUDIOCANAL

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Das Setting ist L.A., Hollywood, Clubs, Häuser, kleine Zimmer und die große Bühne. Wir, also der Zuschauer, sind immer dabei. Verfolgen Mia und Sebastian überall hin, bekommen jede Regung in ihren Gesichtern mit. Die Kostüme erinnern an eine unbeschwerte Zeit, an eine Zeit, wo einfach alles sonnig war. Besonders bei den Darstellerinnen wird auf kräftige Farben gesetzt. Knallgelb, sattgrün, dunkelblau oder tiefrot, es wirkt alles sehr elegant, leicht und feminin. Die Männer tragen eher Anzüge, stilvoll mit Weste unterschiedlichster Farben, aber man weiß immer: „Hier ist ein Gentleman.“.
Die Traumfabrik ist direkt vor der Tür, also was gibt es Passenderes als zwei Figuren, die nach ihren Sternen greifen wollen, um beruflichen Erfolg zu haben?

Meine Meinung:
Ich habe keine Lust, das Haar in der Suppe zu suchen. Ich bin ins Kino gegangen und wurde endlich mal wieder aus meinem Alltag gerissen. Zum zweiten Mal in der nahen Vergangenheit. Beim ersten Mal war es „Upside Down“, der mich in eine andere und spannende Welt hat abtauchen lassen und dieses Mal ist es „La La Land“.

Das Kinogeld war nicht herausgeschmissen, sondern wohl investiert. Mir hat der Film von vorne bis hinten gefallen, mit seinen Musikelementen, mit seinen Dialogen, mit den kleinen Macken, die die Figuren mit sich bringen. Mir hat es gefallen, dass beide so hoffnungsvoll waren, dass sie keine Angst vor dem haben, was morgen sein kann, wenn sie doch im Hier und Jetzt sind.
Sie haben angefangen zu begreifen, dass sie etwas tun müssen, um ihr Ziel zu erreichen und manchmal müssen sie auch einen Umweg gehen. Alles das findet man hier vor, alles das hat mich überzeugt.
Dieser Film ist nicht nur das Beste, was ich vermutlich in diesem Jahr sehen werde, er ist sogar einer der besten Filme, die ich je gesehen habe.

Ein Highlight ohne Zweifel und absolut empfehlenswert, trotz oder gerade wegen seiner einfachen Geschichte.

Meine Wertung:
Spannung: 9,0 von 10
Story: 10 von 10
Länge: 9,0 von 10
Authentizität: 10 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 10 von 10
Setting: 10 von 10
GESAMT: 9,7

Kings of Rock – Tenacious D

IMG_4655Titel: Kings of Rock – Tenacious D (engl. „Tenacious D in The Pick of Destiny“)
Genre: Filmmusical / Komödie
Regie: Liam Lynch
Musik: Andrew Gross / John King
Produzenten: Jack Black / Kyle Gass / Stuart Cornfeld
Dauer: ca. 90 Minuten
Erscheinungsjahr: 2006
Altersfreigabe: FSK 12

„An einem schicksalhaften Tag in Venice Beach treffen JB (Jack Black) and KG (Kyle Gass) aufeinander und erkennen, dass sie vorherbestimmt sind, durch das Kombinieren ihres jeweiligen Genies Musikgeschichte zu schreiben. Aber um den verdienten Ruhm zu erlangen, müssen sie sich auf die Suche nach dem legendären ‚Plektron des Schicksals’ machen, das jeden Karaokesänger zur Rocklegende verwandelt. Ihre epische Reise, voll wilder Verfolgungsjagden, heißer Bräute und Bigfoot, lässt kein Auge trocken.“
(Rückentext der DVD)

Zum ersten Mal hörte ich von diesem Film vor ein paar Wochen. Ein Kumpel hatte mir davon erzählt und neben „Ex Machina“ lieh er mir auch „Tenacious D“ aus. Ich erwarte von der Entstehungsgeschichte dieses Rockduos keine richtige Geschichte der Entstehung, sondern ein fiktives Abenteuer. Rock On!

Die Handlung ist einfach gehalten und dreht sich ausschließlich um die beiden Musiker JB und KG (Jack Black und Kyle Gass) und wie sie zueinanderfinden, um das Rockduo „Tenacious D“ zu gründen. Aber damit nicht genug. Um Musikgeschichte zu schreiben, begeben sie sich auf die Reise und suchen das „Plektron des Schicksals“ und müssen zu guter Letzt mit ihrem Gitarrenspiel Satan besiegen.

Die Erzählweise ist ähnlich wie bei einem Musical. Einfache Charakterszenen wechseln sich mit Liedern ab, welche die Handlung wesentlich voran treiben. Der chronologische Handlungsverlauf passt sehr gut zu der Erzählweise. Überraschungen oder große Kniffe sind selten oder gar nicht vorhanden. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel.

Wo die Lieder immer wieder für Aufregung sorgen, sind die Charakterszenen vielerorts zu lang und unkreativ. Ein richtiges Spannungsgefühl lässt sich dadurch nicht aufbauen. Auf der musikalischen Ebene ist der Zuschauer gefesselt, da jedes gesungene Lied anders inszeniert wird. Ob es beim ersten Treffen zwischen den beiden an einer Strandpromenade ist oder auf dem Rücken von Bigfoot, Texte, Performance und Ausdruck sind immer anders. Bei den Charakterszenen ist ein klares Defizit zu vernehmen. Sie sind zu sehr aufgebauscht und viel zu sehr in die Länge gezogen. Spannung kommt da selten auf, auch wenn Jack Black in seiner gewohnt überdrehten Art sich von Wand zu Wand rollt, hüpft, schleicht oder kriecht. Es sieht zwar witzig aus, aber packend, ansprechend und fesselnd ist das nicht.

Mit 90 Minuten Laufzeit hat man einen Film, der grundsätzlich nicht zu lang ist. Die meisten Geschichten sind in der Zeit auserzählt und als Zuschauer sollte man nicht auf große Kniffe warten, denn man wird meistens enttäuscht. In diesem Fall waren 90 Minuten auch mehr als ausreichend. Überraschungen sind auch kaum vorhanden und wie schon erwähnt, sind die meisten Charakterszenen eindeutig zu lang.

Rock and Roll ist überall vorhanden. Vor allem ist „Kings of Rock“ kein Film, bei dem man große Gefühle erwarten darf, außer wenn es um die Musik geht, denn dieser Film zeigt nichts anderes als die Liebe zweier Kerle, die nichts anderes wollen als zu musizieren, zu rocken und zu rollen und das in Reinkultur. Jeder Akkord wird gelebt, gefeiert, geliebt und performt. Auch in den ruhigeren Szenen merkt man, dass die Figuren es kaum erwarten können, wieder zur Klampfe zu greifen und Saiten zu zupfen.
Das Ganze ist sehr gut und authentisch dargestellt. JB und KG sind Tenacious D, sowohl im Film als auch im echten Leben. Der Zuschauer nimmt ihnen ihr Musikleben, ihre Lust zu spielen und ihre Faszination für Rock ’n’ Roll ab, allerdings nicht die Figuren JB und KG. Gerade wenn es kein Lied zu schmettern gibt, ist die darstellerische Leistung sehr statisch und festgefahren. Man merkt den beiden an, wie viel wohler sie sich fühlen, wenn sie keinen Charakter spielen sollen, sondern so bleiben können, wie sie sind.

Das Publikum kann ganz klar einen grundsätzlichen humoristischen Unterton vernehmen. Es geht hierbei weniger um den pointierten Witz, als um die Art der Darstellung. Es sind Absurditäten, die den Zuschauer zum Schmunzeln bringen und auch die Songtexte. Einen kugeligen Bauch wird sich allerdings niemand lachen.

Der Zuschauer merkt, dass dieser Streifen ausschließlich auf die beiden ausgelegt ist. Es gibt kaum bzw. wenig Interaktionen mit Nebendarstellern. Alles wirkt so, als seien sie nur dabei, weil man der Meinung ist, dass ein Film auch Nebendarsteller benötigt. Ganz am Anfang hat man mit Meat Loaf einen Darsteller und Musiker, der einfach mitsingt. Auch die restlichen Nebendarsteller sind alle auf ihre Weise sehr bekannt und überzeugend. Mit Ben Stiller, Tim Robbins und John C. Reily sind auch echte Hollywood-Größen dabei. Ronnie James Dio und Dave Grohl sind ebenfalls zwei Musiker, die dem Film alles andere als schaden.

IMG_4832IMG_4834Die Musik ist typisch Tenacious D. Rock ’n’ Roll, unterhaltsam und witzig, mit sehr expliziten Äußerungen und Darstellungen. Daumen hoch. Der Soundtrack hat mir sogar so gut gefallen, dass ich ihn mir nach Gucken des Films auf CD zugelegt habe.

Meine Meinung:
Spannungstechnisch hat „Kings of Rock – Tenacious D“ nicht viel zu bieten, allerdings macht die Mischung aus Jack Black und Kyle Gass mit ihrer Musik diesen Film zu etwas Einzigartigem.

Ich habe mich insgesamt unterhalten gefühlt. Die Charakterszenen waren mir zu lang(weilig), die Figuren zu uninspiriert. Die Musik fand ich klasse und ich wünschte mir, dass die beiden niemals damit aufhören. Ich mag es sehr, wie Jack Black und Kyle Gass als Band funktionieren und harmonieren. Ich mochte die Art und Weise wie „Für Elise“ in einer Akkustik-Rock-Version gespielt wird und Jack Black sich einen Text scheinbar spontan ausgedacht und zum Besten gegeben hat.

IMG_4656Das hinter dem Film eine Story steckt, ist zwar logisch, wird dem Zuschauer aber nicht immer so ganz klar. Das Ganze kann auch als Tourtagebuch, Roadmovie oder Erlebnisbericht durchgehen. Die Suche nach dem „Plektron des Schicksals“ ist zwar das Thema, aber es fühlte sich nicht so an.

Die tollen Nebendarsteller sind ein kleiner Blickfang für sich und bei den meisten muss man zweimal hinschauen, bevor man sie erkennt.

Insgesamt lässt der Film viele Punkte liegen. In der Kategorie Musik gibt es zwar die volle Punktzahl, dafür büßt er mächtig bei Spannung und Länge ein. Beim Rest wäre allerdings auch wesentlich mehr drin gewesen.

Meine Wertung:
Spannung: 5,0 von 10
Story: 7,0 von 10
Humor: 5,5 von 10
Länge: 5,0 von 10
Authentizität: 7,5 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 6,0 von 10
GESAMT: 6,6

A wie „Across the Universe“

IMG_4809Titel: Across the Universe
Genre: Filmmusical
Regie: Julie Taymor
Musik: Elliot Goldenthal / The Bealtes
Produzenten: Matthew Gross / Jennifer Todd / Suzanne Todd
Dauer: ca. 128 Minuten
Erscheinungsjahr: 2007
Altersfreigabe: FSK 12

„Hinter den Texten der berühmtesten Songs der Welt verbirgt sich eine Geschichte, die noch nie erzählt worden ist… bis heute.
Als der junge Hafenarbeiter Jude (Jim Sturgess) Liverpool verlässt, um seinen Vater in Amerika zu finden, wird er von einer Welle der Veränderung erfasst, die das ganze Land überschwemmt. Jude verliebt sich in Lucy (Evan Rachel Wood), ein reiches, behütetes Mädchen, das sich der immer größer werdenden Antikriegsbewegung im New Yorker Greenwich Village anschließt. Während der Vietnam-Krieg immer mehr Todesopfer fordert, geraten die politischen Spannungen in den Vereinigten Staaten außer Kontrolle, und Jude und Lucy, deren Liebe unter keinem glücklichen Stern steht, finden sich in einer immer verrückter werdenden psychedelischen Welt wieder.“
(Rückentext der DVD)

In einer Welt, in der gesellschaftliche Konflikte und Antikriegsbewegungen an der Tagesordnung waren, treffen und verlieben sich Jude und Lucy, um dann unter den Umständen der Zeit zu leiden.

„Across the Universe“ erzählt uns eine Geschichte, die sich um so viel mehr dreht, als nur die Liebe zweier Menschen. Dabei wird der Film von einer musicalhaften Erzählweise aufgewertet. Das Abenteuer fängt im englischen Liverpool an und führt uns über den großen Teich nach Amerika. Die Musik der Beatles begleitet den Zuschauer ständig und wird von den Darstellern perfekt in die Handlung integriert. Die Suche nach seinem Vater treibt Jude an, doch wie viele Geschichte hat auch diese eine kleine Wendung parat. Die Liebe und gesellschaftliche Konflikte setzen jedem Einzelnen zu, so werden die Aktionen der agierenden Protagonisten beeinflusst. Alles in allem ist die Story sehr linear erzählt, mit zeitweise verwirrenden Abschnitten.

Trotz des guten Inhaltes ist die Spannung eher zurückgenommen. Fesselnd und interessant ist der Film aber dennoch, dabei helfen unter andere Elemente, wie z.B. die tolle Story oder die wunderschöne Musik. Spannend ist der Film in unwirklichen und bunten Situationen, die auch durch die Musik untermalt werden.

Da der Streifen in den 60er Jahren spielt – Freizügigkeit mit Sex und Drogen waren in der Zeit alltäglich und der Vietnam-Krieg hat zumindest in den Vereinigten Staaten eine ganze Reihe von sozialen Unruhen geführt – sind vor diesem Gesichtspunkt die Darsteller authentisch. Dem Publikum wird dadurch der Zeitgeist glaubwürdig näher gebracht.
Jude und Lucy – wie eingangs erwähnt – lieben sich. Dieses Thema ist der Antrieb der Geschichte und hält allerhand Emotionen bereit. Der Zuschauer wird von dieser Tatsache nicht überrascht, aber ihm werden einige wirre Facetten einer Liebesbeziehung aufgezeigt.

Wie bereits beschrieben, spielt die Musik in diesem wirklich wundervollen Streifen eine übergeordnete Rolle. Die Erzählweise ist musicalhaft und damit drängt sie sich automatisch auf, jedoch nicht negativ. Es werden original Beatles-Songs verwendet und neu interpretiert, die Geschichte wird quasi von den Liedern erzählt. Die Performance der Stücke und wie sie in den Streifen eingebaut wurden, ist beispielhaft für einen Film dieser Klasse und Güte.
Eine Geschichte, erzählt durch eine ganze Reihe von erstklassigen Beatles-Songs in nur 128 Minuten, bietet eine unglaublich ausgewogene Mischung aus Handlung, Musik und Gefühl. Einfach perfekt!

Meine Meinung:
Sowohl die Handlung als auch die Erzählweise haben mich sehr fasziniert. Beide Elemente trugen dazu bei, dass ich mich sehr entertaint fühlte und dran geblieben bin.

Darüber hinaus bin ich ein Fan von den Beatles und finde, dass sie unbeschreibliche Lieder geschrieben und gesungen haben. Das war der Grund für die anfängliche Neugier auf diesen Film. Tatsächlich beschreibt der Rückentext der DVD erstaunlich gut, auf was sich der Zuschauer einlässt.

Ich kann nicht meckern, da mich der Streifen auch nach mehrmaligem Gucken immer wieder aufs Neue überrascht und unterhält. „Across the Universe“ ist ein Film für Film-Liebhaber und er bereichert jede Sammlung. Er rangiert für mich in meinen persönlichen Top 10 meiner Lieblingsfilme.

Kleiner Fun Fact: Salma Hayek und Joe Cocker haben jeweils Cameo-Auftritte.

Meine Wertung:
Spannung: 6,0 von 10
Story: 8,5 von 10
Länge: 8,0 von 10
Authentizität: 8,0 von 10
Musik: 10 von 10
Gefühle/Emotionen: 8,0 von 10
GESAMT: 8,1