Idee: Winston Graham
Genre: Historienserie / Drama
Titellied: Anne Dudley
Dauer: 8 Folgen à ca. 56 Minuten
Erscheinungsjahr: Großbritannien: 2015 / Deutschland: 2016
Altersfreigabe: FSK 12
„Poldark“ ist die zweite Serie, die ich als kostenfreies Rezensionsexemplar bekommen habe.„Im Jahr 1783 kehrt Ross Poldark (Aidan Turner) vom Unabhängigkeitskrieg zurück und muss feststellen, dass in Cornwall nichts mehr ist, wie es war: Sein Vater ist tot, der Familienbesitz mitsamt der dazugehörigen Minen heruntergewirtschaftet und verschuldet, und seine Jugendliebe Elizabeth wird in wenigen Wochen seinen Cousin Francis heiraten.
Trotz dieser Rückschläge möchte Ross seine Heimat nicht verlassen. Er ist fest dazu entschlossen, sein Erbe anzutreten und die Zinnminen seiner Familie wieder in Betrieb zu nehmen. Ross ist ein Mann von Ehre mit starkem Sinn für soziale Gerechtigkeit und so liegt ihm auch das Wohl der ehemaligen Minenarbeiter am Herzen. Schon bald gerät er deswegen in Konflikt mit dem Adel. Und auch sein Privatleben ist ein großes Chaos. Er rettet das junge Mädchen Demelza aus den Fängen ihres trunksüchtigen und brutalen Vaters und stellt sie als Dienstmagd ein. Mit der Zeit wird sie unentbehrlich für ihn. Er verliebt sich heftig, doch mit einem Teil seines Herzens hängt er immer noch an der schönen Elizabeth. So ist Poldark hin- und hergerissen zwischen Frauen und zwei sozialen Schichten.“
(Rückentext der DVD)
Direkt nachdem ich „Mord auf Shetland“ gesehen habe und extrem begeistert war, hoffte ich, dass ich ein ähnliches Empfinden mit „Poldark“ haben werde. Wie gut die Serie mich unterhalten konnte, erfahrt ihr in meiner Kritik.
Zunächst muss ich sagen, dass ich es ganz zauberhaft finde, wenn der Rückentext einer Serie zwar den Plot erzählt, aber nicht großartig spoilert. Diese Serie schafft dies leider nur bedingt, aber das tut der achtfolgigen ersten Staffel keinen Abbruch.
Als ich die erste DVD einschmiss, fielen mir zwei ganz markante Dinge auf. Erstens: die Melodie. Ein Stilmittel, das sich durch die ganze Season zieht. Diese folkloreartigen, seichten und von klassischer Musik beeinflussten Klänge brachten mich schon in Stimmung, als ich noch das DVD-Menü offen hatte. In der Tat ist die Melodie, die für mich schon ein feststehender Begriff ist („Poldark-Melodie“), eine Sache, die immer wieder aufgegriffen wird. Zweitens: die Bilder. Schon im DVD-Menü lächelt mich ein extrem atmosphärisches Bild an. Schon da hatte ich das Gefühl, dass „Poldark“ für Cineasten gedacht ist und dass man nicht selten die eine oder andere Totale von Cornwall 1783 bekommt. Ich sollte Recht behalten, dazu aber später mehr.
Die Geschichte um Ross Poldark führt uns in eine Zeit, in der man entweder zum Adel gehörte oder zum armen Volk. Revolutionäre Gedanken aus Frankreich schwappen nur zögerlich rüber auf die britischen Inseln. Cornwall im 18. Jahrhundert war eine Metropole, ein Dreh- und Angelpunkt.So jemanden wie Ross, der einerseits zu den Bessergestellten gehört, sich aber mehr mit den Bürgern der Arbeiterklasse identifizierte, gab es selten. Der Adel war ja eher dafür bekannt, sich stets und ständig zu bevorzugen und immer nur an Gewinnmaximierung und weniger an soziale Gerechtigkeit zu denken. Im Wesentlichen ist genau das der Punkt. Der Zuschauer geht mit der Geschichte nicht auf Reisen oder verfolgt ein anderes Ziel, viel mehr ist es ein Kampf eines Mannes, der von seinen Prinzipien überzeugt ist und das Herz am rechten Fleck hat, dem es eben nicht um Titel, Klasse oder Stand geht. Ein schier unendlicher Kampf und alles nur, um ein friedliches und gerechtes Leben führen zu können.
Augenscheinlich klingt die Story nicht sonderlich spannend und tatsächlich hält sich dieses Gefühl für die ersten 10 oder 15 Minuten der ersten Folge, aber dann dreht sich weitestgehend das Geschehen. Mit zunehmender Dauer entsteht zwar kein klassisches Spannungsgefühl, aber dennoch steigt das Interesse. Es gleicht alles einem Mehrfrontenkrieg, an dem Ross sich durchsetzen muss. Je länger die Serie dauert, desto mehr Charaktere treten auf dem „Schlachtfeld“ auf, deren Motive und Absichten nicht nur vom Zuschauer, sondern auch von Ross ergründet werden wollen. Nicht jeder, der vorgibt dein Freund zu sein, ist es am Ende auch.
Spätestens wenn „Poldark“ mit der Einführung eines Cliffhangers am Ende einer Folge aufwartet, ist der Zuschauer gespannt und absolut bei der Sache und will einfach nur wissen, wie es weiter geht.
Die zweite Hälfte war intensiver, weniger in Bezug auf die Emotionen als auf die Handlung selbst. Sie war aber auch langsamer und gediegener in der Erzählweise und sehr viel nervenaufreibender. Die „Schwankung“ innerhalb einer Staffel habe ich selten so sehr gemerkt wie bei „Poldark“.
In „Poldark“ darf Aidan Turner die Klaviatur der Emotionen einmal komplett rauf und wieder runter spielen und so zeigen, was ihn ihm steckt. Das hat er insofern auch geschafft, dass er nie aus seiner Rolle des Ross Poldark gefallen ist. Es war immer Ross, der gekämpft und geackert hat. Aidans Schauspiel blieb vielfältig, nicht zuletzt weil sein Charakter rau, sanft, hart und nachgiebig gleichzeitig gewesen ist. Die meiste Zeit wird die Geschichte und die Glaubwürdigkeit der Serie auf seinen Schultern getragen, aber immer dann, wenn andere Figuren näher involviert sind, nehmen sie ihm etwas Last ab und spielen ähnlich wundervoll ihre Figuren.
Mit Eleanor Tomlinson (Demelza) und Heida Reed (Elizabeth) sind die beiden weiblichen Hauptrollen besetzt. Die Entwicklungen, die beide Schauspielerinnen mit ihren Figuren durchmachen, sind im Laufe der ersten Staffel zwar extrem, aber immer glaubwürdig. Am Ende sitzt das Publikum also nicht verwirrt da und fragt sich, wie es dazu kommen konnte. Mit Kyle Soller (Francis) und Jack Farthing (George) sind zwei weitere Schauspieler in dieser Serie zu sehen, die ihre Sache mehr als gut machen. Mit Hinterlist und Kalkül, gleichzeitig aber auch unglaublich berechnend und undurchsichtig zeigen die beiden dem Publikum die hohe Kunst des Schauspiels. Da stört insgesamt auch nicht, dass die Sprache eher altmodisch ist und etwas geschwollen klingt.
Nun komme ich zu den eben vorangestellten zwei Punkten: die Bilder und die Musik.
Das Setting ist Cornwall mit all seiner rauen Natur, den brechenden Wellen, der Küste und dem Wetterumschwung. Wir sehen viele Naturbilder, reiten bei Sonnenuntergang nach Hause oder ziehen Kisten voller Lebensmittel im Schutz der Dunkelheit aus dem Wasser an den Strand. Ein besonderes Feeling kommt da immer auf, wenn man als Zuschauer die Szene in der Totalen sieht. Zu den zahlreichen „Rosamunde Pilcher“-Touristengruppen dürften sich, dank solcher wundervollen Bilder, zukünftig auch „Poldark“-Fans zu den Besuchern Cornwalls zählen. Mich würde es freuen.
Meine Meinung:
„Poldark“ hat mich nach 15 Minuten des Wartens endlich abgeholt und fortan fast acht Folgen lang auf hohem Niveau unterhalten. Ich bin immer noch absolut begeistert. Mich hat es auch überhaupt nicht gestört, dass es kein richtiges Ziel gibt. Der Aufbau der alten Miene läuft zwar irgendwie nebenbei, ist aber nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Es sind die moralischen Entscheidungen, die mich ermutigt haben, weiter zu machen. Ich bin angetan von Prinzipientreue und dem Kampf gegen das alte Establishment.
Im Cornwall von 1783 ist das Leben nicht einmal lebenswert und doch wird alles dafür getan, irgendwie über die Runden zu kommen. Ein fairer und freundschaftlicher Partner ist da manchmal schon Gold wert.
Auf seine ganze eigene Art und Weise konnte mich „Poldark“ wirklich gut entertainen. An dieser Stelle gibt es auf jeden Fall eine klare Empfehlung.
Meine Wertung:
Story: 8,0 von 10
Spannung: 7,5 von 10
Länge: 6,0 von 10
Authentizität: 9,0 von 10
Emotionen: 9,0 von 10
Setting: 10 von 10
Musik: 6,0 von 10
GESAMT: 7,9
Reihenfolge:
1. „Poldark“ (Staffel 1)
2. „Poldark“ (Staffel 2)
3. „Poldark“ (Staffel 3)
4. „Poldark“ (Staffel 4)
Dank Bob bleibe ich jetzt Deinem Blog treu, da Du wirklich gute Rezensionen schreibst. Ich war mir unschlüssig, ob ich Poldark anschauen soll, tendiere jetzt aber zu einem beherzten JA! 🙂 Also danke für Deine Worte — und auf die Musik bin ich besonders gespannt.
Liebe Grüße,
Birgit
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Das freut mich wirklich riesig. Ich hatte auch richtig viel Spaß mit Poldark. Ich überlege gegenwärtig sogar, ob ich mir die Serie nicht einfach noch mal anschaue.
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