Jack und das Kuckucksuhrherz

FullSizeRenderTitel: Jack und das Kuckucksuhrherz (franz. „Jack et la mécanique du cœur”)
Genre: Animationsfilm
Regie: Mathias Malzieu / Stéphane Berla
Musik: Dionysos
Produzenten: Virginie Besson-Silla
Dauer: ca. 89 Minuten
Erscheinungsjahr: 2014
Altersfreigabe: FSK 6

„Am kältesten Tag, den Schottland je sah, kommt der kleine Jack mit gefrorenem Herzen zur Welt. Seine Hebamme Madeleine ersetzt den Eisklumpen kurzentschlossen durch eine Kuckucksuhr und ticktack, bummbumm: Jack kann leben. Drei wichtige Regelen gilt es jedoch fortan für Jack zu beherzigen: niemals an den Zeigern drehen, niemals in Rage geraten und sich niemals verlieben, denn sonst spielt das Uhrwerk verrück. Doch wie schafft man es, sich niemals zu verlieben? Und so kommt es wie es kommen muss: Jack trifft auf die bezaubernde Sängerin Acacia, singt mit ihr ein Liebeslied und bumm: sein Kuckucksuhrherz dreht durch. Kurz darauf kommt er wieder zu sich, aber Acacia ist verschwunden – und so macht sich Jack sofort auf die Suche nach seiner Angebeteten…“
(Rückentext der DVD)

Jack begibt sich auf die Suche nach seiner großen Liebe und bewegt sich damit auch auf seinen eigenen Tod zu. Ein Film wie ein Musical.

„Jack und das Kuckucksuhrherz“ ist die Buchverfilmung von „Die Mechanik des Herzens“ von Mathias Malzieu. (Hier ein Link zu einer Buchrezension von „Die Mechanik des Herzens„)
Eine familienfreundliche Story, die nie verwirrend war und sehr gefühlvoll erzählt wurde, nimmt uns mit auf eine entzückende Reise von Jack, der seine Acacia sucht. Jack ist der Antrieb der Geschichte und man bekommt seine Entwicklung unmittelbar mit.

Durch die Musical-Erzählweise, in der sich Musik- und Dialog-Teile abwechseln, wird der Film sehr unterhaltsam und abwechslungsreich. Darüber hinaus wird die Geschichte von beiden Teilen gleichermaßen erzählt und vorangetrieben. Spannung kommt auch immer wieder auf, da man Zeuge dieser Liebe sein möchte.
Bei dieser musicalhaften Erzählweise ist die Musik unverzichtbar, gar elementar. Die Melodien sind klassisch, die Texte bezaubernd. In der deutschen Ausgabe sind die Lieder auf Englisch mit deutschen Untertiteln. Alles an den Songs wirkt fragil und irgendwie schauermärchenhaft. Der Film hebt sich mit dieser Art der Filmmusik von so vielen gleichartigen Filmen ab und schafft es gekonnt Emotionen zu transportieren. Ein großer Vorteil ist, dass die Gedanken, Gefühle und Vergangenheit der einzelnen Figuren erzählt werden können, ohne dass ein Erzähler oder Dialog nötig sind. Somit wird mit jedem Lied die Geschichte vorangetrieben.

Der ganze Film lebt von zwei Elementen: den bezaubernden Songs und den Animationen. Die liebevolle, detailreiche und auch zauberhafte Welt erinnert in ihrer Darstellung ein bisschen an den Stil von Tim Burton.
Die Atmosphäre bleibt dabei immer ein wenig düster, dies wird durch den Mangel an grellen und den Überschuss an gedeckten Farben deutlich symbolisiert.

Bei Animationsfilmen kann man schwer die schauspielerische Leistung bewerten, aber in ihrer Aufmachung und ihrem Stil sind die Charaktere sehr authentisch. Auch wenn die zeichnerische Darstellung der Figuren nahezu identisch ist (Form von Gesicht und Körper sind im Groben gleich) und durch die übergroßen Köpfe realitätsfern ist, so hat jeder Akteur ein besonderes Merkmal, an dem man ihn erkennt. Die zeichnerische Armut, die den Charme ausmacht, wird durch die vielfältigen Eigenschaften der Figuren wieder gut gemacht.
Die meisten Charaktere sind sympathisch und wirken, durch ihre Nähe zu Jack, sehr herzlich, wie z.B. Arthur und die beiden Prostituierten Anna und Luna.

Seine spätere Chefin, Brigitte Heim, hingegen wirkt eher streng, gemein und gehässig.
Die wahre Tiefe des Charakters von Jack lernen wir im Umgang mit zwei anderen Figuren kennen, einmal in der Gegenwart seiner Ziehmutter Madeleine und in Gesprächen mit seinem engen Freund Georges Méliès.
Entschlossen und voller Enthusiasmus wirkt Jack in einem seiner Monologe, um Madeleine von seiner Sache zu überzeugen. Und auch Georges steht Jack mit Rat und Tat zur Verfügung und rettet ihn mit seinem Erfindergeist sein Leben. Madeleine ist wie eine Löwin, bedacht darauf ihren Sohn zu beschützen und alles Unheil von ihm abzuwenden. Die Reise tritt er allerdings ohne sie an. Georges ist sein Weggefährte und die Verbindungen zu ihm sind auf vielen Ebenen vorhanden. Ein treuer Freund, Erfinder und, durch seine Lebenserfahrung, Trost- und Ratspender.

In Punkto Kameraarbeit wird auch Einiges geboten.
Mit detailverliebten Nahaufnahmen und gut animierten Kulissen ist der Film ein echtes Schmuckstück. Die Hintergründe ändern sich genau so schnell wie sich die Szenen ändern und signalisieren stilecht, ob es sich in der gezeigten Szene um ein Musik-Teil oder ein Dialog-Teil handelt.
Auch wird viel mit gedämmten Farben gearbeitet, so wirkt vieles in der Nachbetrachtung gleich, man erinnert sich an eine grau-schwarze Grundeinstellung, auf grelle Farben wird gänzlich verzichtet.

Meine Meinung:
„Jack und das Kuckucksuhrherz“, musikalisch, animiert und facettenreich. Ein Film, den man sich gerne angucken kann, aber bei mir keinen signifikant bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Schon nach wenigen Tagen verblassen Szenen und Handlung in der Erinnerung.

Nichtsdestoweniger ist er ein unterhaltender Film, der auch Spaß bringt. Mich haben die Lieder und die damit transportierten Emotionen und Geschichten verblüfft. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass es allerhand Unterschiede zum Buch gibt. So werden im Film viele Dinge gar nicht aufgefasst oder nur kurz angeschnitten, die aber im Buch witzige Anekdoten sind und es sehr liebenswert machen. Selbst das Ende ist ein komplett anderes als in der Vorlage.

Der Film ist auch liebenswert, wenn man diesen latenten Tim-Burton-Stil mag und sich davon entertaint fühlt, für den wird der Film ein kleiner Hingucker. Der wahre Hingucker ist für mich jedoch die Animation und der Hinhörer die Musik, die ohne jeden Zweifel außergewöhnlich und unterhaltsam ist.

Meine Wertung:
Spannung: 7,0 von 10
Story: 6,5 von 10
Länge: 7,0 von 10
Animationen: 7,0 von 10
Musik: 8,5 von 10
Kameraführung: 7,5 von 10
GESAMT: 7,3

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